TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft einen Flugkörper für den Überschallbereich mit einem Aero-Spike,
welcher sich von einer vorderen Stirnfläche des Flugkörpers stromaufwärts erstreckt.
STAND DER TECHNIK
[0002] Eine Anordnung von einem Strömungsleitelement in Form eines Dorns, eines so genannten
"Spikes" oder "Aero-Spikes" zur Druck- und/oder Temperaturminderung auf einer vorderen
Stirnfläche eines Flugkörpers bei Überschallgeschwindigkeit ist mittlerweile seit
über 50 Jahren bekannt, vgl.
Chang, P. K., "Separation of Flow", Pergamon Press, 1970. [1]
[0003] Weiterer Wissensstand zur allgemeinen Problematik der Widerstandsreduzierung an stumpfen
Körpern sowie zur Anwendung von Aero-Spikes ist den folgenden Literaturstellen zu
entnehmen:
Bertin J., "Hypersonic Aerothermodynamics", AIAA Education Series, 1994 [ [2]
Formin V.M., Tretyakov P.K., Taran J.-P. "Flow Control Using Various Plasma And Aerodynamic
Approaches (Short Review)", Aerospace Science and Technology, 8, 2004, Seiten 411-421 [ [3]
Kremeyer K., "Lines of Pulsed Energy for Supersonic/ Hypersonic Drag Reduction; Generation
and Implementation", AIAA-2004-0984, AIAA, 2004 (s. a.: Kremeyer, K., USPTO,
Patent Nr.
US 6,527,221 B1, Mai 2000 [[4]
Gnemmi P., Srulijes J., Roussel K., Runne K., "Flowfield Around Spiked-Tipped Bodies
for High Attack Angles at Mach 4.5", Journal of Spacecraft and Rockets, Vol. 40, Nr.
5, Seiten 622-631, Sept.-Okt. 2003 [[5]
[0004] Ein bekanntes Beispiel für einen Einsatz eines Aero-Spikes für einen Flugkörper ist
die Lockheed Martin TRITDENT Langstreckenrakete. Aero-Spikes werden unmittelbar an
einer beispielsweise halbsphärischen Nase oder einem Zielsuchkopf des Flugkörpers
angebracht und sind entlang einer Längsachse des Flugkörpers ausgerichtet. Im Geradeausflug
kann der Aero-Spike durch eine induzierte Strömungsablösung im Bereich des distalen
Endes des Aero-Spikes, die als Ergebnis der Wechselwirkung des Bugstoßes mit der Grenzschicht
an dem Aero-Spike zustande kommt, zu einer deutlichen Verminderung des Wellenwiderstands,
die in [1] mit bis zu 80 % beziffert wird, führen.
[0005] In
DE 199 53 701 C2 ist bereits erkannt worden, dass für eine Anströmung des Flugkörpers, die nicht exakt
in Richtung der Längsachse des Flugkörpers erfolgt, die an dem distalen Ende des Aero-Spikes
abgelöste Strömung fast ganz auf eine als Lee-Seite oder Abwindseite bezeichnete Seite
verdrängt wird, während im Bereich einer Luv-Seite oder Anwindseite größtenteils die
volle Außenströmung auf die Stirnfläche des Flugkörpers trifft. Trotz des Einsatzes
des Aero-Spikes treten für derartige Anströmbedingungen unerwünschte Temperatur- und
Druckerhöhungen auf. Zur Abhilfe schlägt die Druckschrift vor, den Aero-Spike nicht
als Dorn mit konstantem Querschnitt und mit einer Spitze oder einem Teller am distalen
Ende auszubilden, sondern vielmehr an dem distalen Ende einen kugel-, ellipsoid- oder
tropfenförmigen Aufsatz vorzusehen. Dies hat zur Folge, dass ein Verdichtungsstoß
im Bereich des distalen Endes des Aero-Spikes auftritt, der aber sofort durch einen
Verdünnungsfächer abgeschwächt wird. Hinter dem Verdünnungsfächer tritt an dem Aufsatz
eine Ablösung ein. Die abgelöste Strömung vermischt sich mit der Strömung hinter dem
Verdünnungsfächer und tritt sowohl auf der Luv-Seite als auch auf der Lee-Seite auf,
wohin sie dann ebenfalls abgedrängt wird. Die abgelöste Strömung beaufschlagt die
gesamte vordere Stirnfläche des Flugkörpers, so dass die Stirnfläche praktisch gänzlich
einer Reduzierung des Drucks und damit des Widerstands und der Temperatur ausgesetzt
wird. Der beispielsweise kugelförmige Aufsatz soll daher dazu führen, dass die Umströmung
der vorderen Stirnfläche des Flugkörpers vom Anstellwinkel weitestgehend unabhängig
gestaltet werden kann.
[0006] Aus
US 3,713,607 ist ein hohlzylinderförmiger Aero-Spike für einen Überschall-Flugkörper bekannt,
wobei die Mantelfläche des Aero-Spikes perforiert ist. Die Befestigung des Aero-Spikes
an der vorderen Stirnseite des Flugkörpers ist derart, dass mit der Fertigung des
Flugkörpers oder vor einem Start des Flugkörpers eine Einstellung des Winkels des
Aero-Spikes gegenüber der Längsachse des Flugkörpers ermöglicht ist.
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Flugkörper mit einem Aero-Spike vorzuschlagen,
bei dem mit alternativ oder kumulativ zu den zuvor erwähnten Maßnahmen vorgeschlagenen
Gestaltungsmerkmalen negative Auswirkungen einer Anströmung des Flugkörpers unter
einem Anströmwinkel gegenüber der Längsachse des Flugkörpers zumindest verringert
sind.
LÖSUNG
[0009] Die Aufgabe der Erfindung wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des unabhängigen
Patentanspruchs 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind den abhängigen
Patentansprüchen 2 bis 12 zu entnehmen.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0010] Die vorliegende Erfindung basiert auf dem Grundgedanken, den Flugkörper mit dem Aero-Spike
nicht (ausschließlich) durch a-priori-Maßnahmen oder vor dem Start des Flugkörpers
getroffene Maßnahmen an unterschiedliche Flugbedingungen anzupassen. Vielmehr wird
vorgeschlagen, dass der Aero-Spike unter Berücksichtigung von jeweiligen Flugbedingungen
des Flugkörpers verschwenkbar ist. Für den Fall, dass mit der Verschwenkung des Aero-Spikes
vorrangig veränderte Anströmwinkel in einer durch die Längsachse des Flugkörpers verlaufenden
Ebene Rechnung getragen werden soll, kann hierzu bspw. der Aero-Spike um eine Achse
verschwenkbar sein, die senkrecht zu der Längsachse und der zuvor genannten Ebene
orientiert ist. Alternativ kann auch eine räumliche Verschwenkung des Aero-Spikes
um einen im Bereich der vorderen Stirnfläche angeordneten Schwenkpunkt erfolgen. Durch
einen derartigen Freiheitsgrad des Aero-Spikes kann insbesondere dafür gesorgt werden,
dass die Längsachse des Aero-Spikes mit der Anströmung übereinstimmt oder eine Orientierung
zwischen der Anströmung und der Längsachse des Flugkörpers einnimmt. Hierdurch kann
bedarfsgerecht der Einfluss des Anstellwinkels auf die Umströmung der Stirnfläche
oder Nase des Flugkörpers verringert oder eliminiert werden.
[0011] Unter einem "Aero-Spike" wird im Sinne der Erfindung insbesondere ein Strömungsleitelement
verstanden, welches mittels eines lokalen, in Flugrichtung reduzierten Stroms den
effektiven Schlankheitsgrad des Fluggeräts erhöht und den Bugwiderstand reduziert.
Die Erzeugung eines derartigen lokalen Stroms am Bug des Flugkörpers wird dabei beispielsweise
direkt mittels so genannter "jet spikes" (oft als "counterflow-jet" bezeichnet, vgl.
z. B. [3]), durchgeführt oder direkt durch eine Manipulation der Gesamtdruckverteilung
in der Atmosphäre, die in Wechselwirkung mit diesem Bugstoß zur Bildung einer Rezirkulationsblase
führt. Zum letzten Typ gehören außer konventioneller stabförmiger Spike-Elemente am
Bug auch Anwendungen mit optischer, elektrischer und elektromagnetischer Strömungserhitzung
mittels "beam-spikes" (bekannt auch als "energy deposition control" o. ä., vgl. auch
[3], [4]).
[0012] Entsprechend einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Flugkörpers ist der Aero-Spike
passiv verschwenkbar. Unter "passiv" wird in diesem Zusammenhang insbesondere verstanden,
dass eine Verstellung ohne von der Strömung abweichende Energiequellen und/oder ohne
eine Logik, wie beispielsweise eine Steuerelektronik, erfolgt. Eine derartige passive
Verschwenkung stellt somit keine zusätzlichen Energieanforderungen oder Anforderungen
an eine Steuerung oder Regelung, was problematisch sein könnte insbesondere
- für Flugkörper für lange Distanzen,
- Flugkörper, die über lange Zeitdauern gelagert werden, oder
- Flugkörper, deren Gesamtgewicht eine kritische Größe darstellt.
[0013] Weiterhin kann sich bei passiver Ausgestaltung der Veränderbarkeit der Aero-Spikes
ein vereinfachter konstruktiver Aufbau ergeben, der auch unter rauen Einsatzbedingungen
fehlerunempfindlich ist.
[0014] Für eine weitere Ausgestaltung der Erfindung ist mindestens ein Ausrichtelement vorgesehen.
Entsprechend einer Einwirkung der Strömung auf dieses Ausrichtelement ist der Aero-Spike
selbsttätig und passiv verschwenkbar. Bei den Ausrichtelementen kann es sich um starre
Elemente in etwa gemäß dem Prinzip einer Windfahne handeln, die stromabwärts des Lagerpunkts
oder einer Lagerachse des Aero-Spikes angeordnet sind und deren Ausrichtung mit der
Strömung die Ausrichtung des Aero-Spikes nach sich zieht. Bei dem Ausrichtelement
kann es sich um eine ebene oder gekrümmte Fläche handeln. Alternativ kann das Ausrichtelement
als Gitterleitwerk ausgebildet sein. In diesem Fall kann das gut bekannte hervorragende
Stabilitätsverhalten einer Gitterflächen-Windfahne für die Erfindung genutzt werden.
[0015] Neben der genannten passiven Verschwenkung des Aero-Spikes kann die Verschwenkung
auch durch aktive Maßnahmen erfolgen. Unter "aktiv" wird in diesem Zusammenhang eine
Verschwenkung unter Nutzung einer Energieversorgung des Flugkörpers und/oder einer
Steuerungs- oder Regelungseinheit mit einem geeigneten Aktuator verstanden. Eine derartige
aktive Verschwenkung kann erwartete Flug- und Strömungsbedingungen berücksichtigen
oder tatsächlich vorliegende oder erfasste Strömungs- oder Flugbedingungen.
[0016] Für eine mögliche Ausgestaltung einer derartigen aktiven Verschwenkung ist ein Messorgan
zur Erfassung der Flugbedingungen vorgesehen. Beispielsweise kann ein Messorgan den
tatsächlich vorhandenen Anströmwinkel messen oder approximieren. Unter Berücksichtigung
eines Messsignals dieses Messorgans kann dann der Aero-Spike aktiv verschwenkt werden,
wodurch den tatsächlichen Gegebenheiten mit hoher Präzision Rechnung getragen werden
kann. Mögliche Messorgane sind insbesondere
- fahnenartige Messelemente, die ein elektrisches Signal je nach Winkelstellung der
als Festkörper ausgebildeten "Fahne" erzeugen,
- Messorgane zur Erfassung eines Drucks oder einer Materialbeanspruchung in einem Bereich
des Flugkörpers, dessen Druckbeaufschlagung oder Materialbeanspruchung von der Anströmrichtung
abhängig ist.
[0017] Ebenfalls möglich ist, dass der Flugkörper eine Speichereinheit aufweist, in der
ein a priori festgelegter Verlauf einer gewünschten Beeinflussung des Aero-Spikes
während einer Flugphase speicherbar ist. Während des Flugbetriebs des Flugkörpers
kann dann der Aero-Spike unter Berücksichtigung des abgespeicherten Verlaufs aktiv
verschwenkt werden. Im einfachsten Fall sind beispielsweise unterschiedliche Flugphasen
wie ein Steigflug, eine Flugphase mit Reiseflughöhe und eine Zielanflugphase mit den
zugeordneten erwarteten Zeitdauern abgespeichert, so dass durch eine Veränderung der
Stellung des Aero-Spikes in den jeweiligen Flugphasen die jeweiligen Anforderungen
berücksichtigt werden können. Selbstverständlich sind auch beliebige andere unterschiedliche
Flugphasen a priori in der Speichereinheit zu berücksichtigen.
[0018] Liegt die Ursache in einer Lenkaktion des Flugkörpers begründet, kann eine besonders
einfache geeignete Verschwenkung des Aero-Spikes dadurch erfolgen, dass diese von
einer Lenkaktion des Flugkörpers abhängig ist. Hierzu kann beispielsweise in einer
geeigneten Speichereinheit und Steuereinheit ein optimaler Schwenkwinkel des Aero-Spikes
je nach Lenkaktion des Flugkörpers abgelegt sein, so dass im Flugbetrieb für eine
Anforderung einer geeigneten Lenkaktion eine optimale Verschwenkung des Aero-Spikes
bekannt ist. Eine derartige Abhängigkeit kann in Form von Kennfeldern oder funktionaler
Abhängigkeiten abgelegt sein. Im einfachsten Fall ist die Verschwenkung des Aero-Spikes
mit einem Lenkelement des Flugkörpers elektrisch, mechanisch oder hydraulisch gekoppelt.
[0019] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist der Aero-Spike gemeinsam mit der vorderen
Stirnfläche des Flugkörpers verschwenkbar. Hierdurch können die Verschwenkung ermöglichende
Nuten, Führungen, Lagerungen u. ä. im Bereich der für die Strömungsverhältnisse eine
große Bedeutung spielenden Stirnfläche vermieden werden. Stattdessen ergeben sich
vergrößerte Gestaltungsmöglichkeiten für den Übergangsbereich von der vorderen Stirnfläche
zu dem Aero-Spike. Für den Fall, dass die vordere Stirnfläche im Bereich des Aero-Spikes
nicht teilkugelförmig ausgebildet ist, kann weiterhin durch eine gemeinsame Verschwenkung
des Aero-Spikes und der vorderen Stirnfläche dafür Sorge getragen werden, dass neben
der Anpassung des Aero-Spikes an den Anströmwinkel auch eine Abhängigkeit der Ausrichtung
der vorderen Stirnfläche gegenüber der Anströmrichtung zumindest verringert wird.
[0020] Von zusätzlichem Vorteil kann eine derartige Ausgestaltung sein, wenn die vordere
Stirnfläche mit einem verschwenkbaren Zielsuchkopfdom gebildet ist. In diesem Fall
ist in dem Flugkörper ein Zielsuchkopf angeordnet, der ein Ziel beispielsweise mit
IR- oder Radarwellen-Transmission sucht. Eine Verwendung eines Zielsuchkopfdoms zur
Abdeckung des Zielsuchkopfs lässt u. U. die Anforderungen an die Aerodynamik zurücktreten
hinter die gewünschten Zielsuchkopf-Funktionalitäten, so dass der Flugkörper mit einer
halbsphärischen Nase ausgestattet sein kann, die zwar zu einem hohen Bugwiderstand
führen kann, aber die Zielsuchkopf-Funktionalität verbessert, was beispielsweise für
hochagile Fluggeräte von Vorteil ist. Im Inneren eines derartigen Zielsuchkopfdoms
können alle notwendigen Radarantennen oder IR-Sensoren optimal positioniert werden.
Der gesamte "Sichtbereich" des Zielsuchkopfdoms kann dabei aus strahlungsdurchlässigen
Materialien gefertigt sein. Ein derartiges Konzept erlaubt eine aktive und von der
Flugrichtung unabhängige Zielverfolgung durch eine entsprechende separate Bewegung
des Zielsuchkopfs. Infolge des Erfordernisses, dass der Zielsuchkopfdom aus einem
strahlungsdurchlässigen Material gefertigt sein muss, kann der Einsatz eines Materials
notwendig sein, welcher erhöhte Anforderungen an die maximalen im Bereich des Zielsuchkopfdoms
wirkenden Temperaturen und Drücke stellen.
[0021] Bei einem weiteren erfindungsgemäßen Flugkörper sind die aus der Druckschrift
DE 199 53 701 C2 bekannten Gestaltungsmerkmale und die hieraus resultierenden Vorteile in die vorliegende
Erfindung integriert. Demgemäß weist der verschwenkbare Aero-Spike an seinem distalen
Ende eine Verdickung auf. Beispielsweise handelt es sich bei einer derartigen Verdickung
um eine Scheibe, eine Kugel, einen Kegel, eine Tropfenform oder ein Ellipsoid.
[0022] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen,
der Beschreibung und den Zeichnungen. Die in der Beschreibungseinleitung genannten
Vorteile von Merkmalen und von Kombinationen mehrerer Merkmale sind lediglich beispielhaft
und können alternativ oder kumulativ zur Wirkung kommen, ohne dass die Vorteile zwingend
von erfindungsgemäßen Ausführungsformen erzielt werden müssen. Weitere Merkmale sind
den Zeichnungen - insbesondere den dargestellten Geometrien und den relativen Abmessungen
mehrerer Bauteile zueinander sowie deren relativer Anordnung und Wirkverbindung -
zu entnehmen. Die Kombination von Merkmalen unterschiedlicher Ausführungsformen der
Erfindung oder von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche ist ebenfalls abweichend
von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche möglich und wird hiermit angeregt.
Dies betrifft auch solche Merkmale, die in separaten Zeichnungen dargestellt sind
oder bei deren Beschreibung genannt werden. Diese Merkmale können auch mit Merkmalen
unterschiedlicher Patentansprüche kombiniert werden. Ebenso können in den Patentansprüchen
aufgeführte Merkmale für weitere Ausführungsformen der Erfindung entfallen.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0023] Im Folgenden wird die Erfindung anhand in den Figuren dargestellter bevorzugter Ausführungsbeispiele
weiter erläutert und beschrieben.
- Fig.1
- zeigt in einer Seitenansicht einen erfindungsgemäßen Flugkörper mit einem verschwenkbaren
Zielsuchkopfdom, der mit diesem verschwenkbar einen Aero-Spike trägt.
- Fig. 2
- zeigt in einer Seitenansicht einen alternativen erfindungsgemäßen Flugkörper, bei
dem eine Verschwenkung des Aero-Spikes über passive Ausrichtelemente erfolgt.
- Fig. 3
- zeigt ein Strömungsbild für einen Anströmwinkel ≠ 0 bei nicht verschwenkbarem Aero-Spike
gemäß dem Stand der Technik.
- Fig. 4
- zeigt ein Strömungsbild für einen Anströmwinkel # 0 bei verschwenkbarem Aero-Spike
gemäß der vorliegenden Erfindung.
- Fig. 5
- zeigt ein schematisches Blockschaltbild für eine Steuerungs- oder Regelungseinrichtung
zur aktiven Verschwenkung eines Aero-Spikes eines Flugkörpers.
- Fig. 6
- zeigt unter den Ziffern a) bis h) unterschiedliche Ausgestaltungsformen für die Geometrie
eines Aero-Spikes in einer Seitenansicht.
- Fig. 7
- zeigt eine Ausführungsform einer Realisierung einer verschwenkbaren Lagerung eines
Zielsuchkopfdoms mit hieran befestigtem Aero-Spike im Teillängsschnitt.
- Fig. 8
- zeigt eine weitere Ausführungsform einer Realisierung einer verschwenkbaren Lagerung
eines Zielsuchkopfdoms mit hieran befestigtem Aero-Spike im Teillängsschnitt.
- Fig. 9
- zeigt eine weitere Ausgestaltung einer verschwenkbaren Befestigung eines Aero-Spikes
an einer Stirnfläche eines Flugkörpers im Teillängsschnitt.
- Fig. 10
- zeigt einen weiteren erfindungsgemäßen Flugkörper, bei dem eine Verschwenkung des
Aero-Spikes um eine flugkörperfeste Achse über passive Ausrichtelemente erfolgt, in
Seitenansicht.
- Fig. 11
- zeigt den Flugkörper gemäß Fig. 10 in Vorderansicht.
- Fig. 12
- zeigt den Flugkörper gemäß Figuren 10 und 11 in einem Querschnitt XII-XII.
- Fig. 13
- zeigt einen weiteren erfindungsgemäßen Flugkörper, bei dem eine Verschwenkung des
Aero-Spikes um eine flugkörperfeste Achse über passive Ausrichtelemente erfolgt, in
Seitenansicht.
- Fig. 14
- zeigt den Flugkörper gemäß Fig. 13 in Vorderansicht.
- Fig. 15
- zeigt den Flugkörper gemäß Fig. 13 und 14 in einem Querschnitt XV-XV.
FIGURENBESCHREIBUNG
[0024] Fig. 1 zeigt einen Flugkörper 1. Bei einem derartigen Flugkörper handelt es sich
insbesondere um eine Rakete, eine Drohne oder ein Projektil oder einen Flugkörper,
der wenigstens über einen Teil seiner Flugbahn durch einen Antrieb selbstangetrieben
ist, beispielsweise durch ein Düsentriebwerk, welches sowohl den Brennstoff als auch
ein Oxidationsmittel dafür trägt. Hierbei kann es sich um nach dem Start gelenkte
oder ungelenkte Flugkörper handeln, die sich lediglich in der Luft bewegen oder zumindest
teilweise im Wasser. Der Flugkörper bewegt sich zumindest teilweise in der Luft mit
Überschallgeschwindigkeit. Gleichermaßen kann es sich bei dem Flugkörper um ein Fluggerät,
Luftfahrzeug oder Kampfflugzeug handeln, welches oder dessen Anbauteile
- eine in erster, grober Näherung zylindrische Form besitzen,
- eine stumpfe Nase oder Stirnfläche besitzen,
- sich zumindest teilweise mit Überschallgeschwindigkeit bewegen und
- mit einem Aero-Spike ausgestattet sind,
insbesondere Außentanks, Abwurfmunition, Pylone, Antennen an Flügeln.
[0025] Der in den Figuren dargestellte Flugkörper 1 ist bestimmt, nach dem Zurücklegen einer
Flugbahn ein bewegtes oder ruhendes Zielobjekt zu Lande, zu Wasser oder in der Luft,
gemäß Fig. 1 eine gegnerische Rakete 3, zu treffen. Der Flugkörper 1 besitzt im Bereich
einer vorderen Stirnfläche 4 einen Zielsuchkopf 5, über den die Position des Zielobjekts
relativ zu dem Flugkörper erfasst werden kann und der über eine Steuereinrichtung
Lenkelemente derart beeinflusst, dass die Flugbahn 2 des Flugkörpers 1 das Zielobjekt
trifft. Die vordere Stirnfläche 4 ist mit einem im Wesentlichen teilkugelförmigen
Zielsuchkopfdom 6 gebildet, der mit einer Schwenkachse oder einem Kugelgelenk 7 verschwenkbar
um die Schwenkachse oder räumlich beweglich gegenüber dem Kugelgelenk gegenüber dem
Gehäuse des Flugkörpers 1 gelagert ist. Der Zielsuchkopfdom 6 geht unabhängig von
der Verschwenkung unter Abdichtung und unter vorteilhafter aerodynamischer Gestaltung
in eine rohrförmige Mantelfläche 8 des Flugkörpers 1 über. Mit einem Pfeil ist in
Fig. 1 die Strömung 9 des Mediums, in dem sich der Flugkörper 1 bewegt, indiziert.
Gegenüber einer Längsachse 10-10 ergibt sich ein Anströmwinkel 11, der für den in
Fig. 1 dargestellten Flugzustand # 0 ist.
[0026] Für eine Neutralstellung, die mit einem Anströmwinkel von 0 korreliert, für den die
Strömung 9 in Richtung der Längsachse 10-10 gerichtet ist, fluchtet ein von dem Zielsuchkopfdom
6 getragener Aero-Spike 12 mit der Längsachse 10-10 und der Strömungsrichtung. Der
Aero-Spike 12 ist für das dargestellte Ausführungsbeispiel als Dorn mit einer zylinderförmigen
Mantelfläche ausgestaltet, dessen Längserstreckung ein Vielfaches des Durchmessers
beträgt. An dem proximalen Ende ist der Aero-Spike 12 fest mit dem Zielsuchkopfdom
6 verbunden. Das distale Ende 12 weist für das dargestellte Ausführungsbeispiel eine
Verjüngung oder kegelförmige Spitze auf, wobei hier auch aus
DE 199 53 701 C2 bekannte abweichende Geometrien und Aufsätze zum Einsatz kommen können.
[0027] Zur Anpassung an einen von 0 verschiedenen Anströmwinkel 11 gemäß Fig. 1 ist der
Zielsuchkopfdom 6 gegenüber der zuvor erläuterten Neutralstellung verschwenkt um eine
vertikal zur Zeichenebene orientierte Achse, so dass sich ein Schwenkwinkel 13 des
Aero-Spikes 12 gegenüber der Längsachse 10-10 ergibt. Für das in Fig. 1 dargestellte
Ausführungsbeispiel entspricht der Schwenkwinkel 13 dem Anströmwinkel 11, wobei für
eine andere Auslegung auch möglich ist, dass der Schwenkwinkel 13 von dem Anströmwinkel
11 abweicht, insbesondere kleiner ist als dieser. Da der Zielsuchkopfdom 6 in seinem
Inneren verschwenkbar gelagert ist, bewegt sich der Befestigungspunkt des Aero-Spikes
12 an dem Zielsuchkopfdom 6 auf einer Kreisbahn um die Schwenkachse 7 mit dem Radius
des Abstands des Befestigungspunkts von der Schwenkachse, so dass sich mit zunehmender
Verschwenkung der Abstand des Befestigungspunkts von der Längsachse 10-10 vergrößert.
[0028] Fig. 2 zeigt eine passive Ausgestaltung zur Ermöglichung einer Verschwenkung des Aero-Spikes
12. Für diese Ausgestaltungsform der Erfindung trägt der Zielsuchkopfdom 6 Ausrichtelemente
14. Die Ausrichtelemente 14 sind in erster Näherung als L-förmig zu bezeichnen, wobei
der freie Endbereich des kurzen Schenkels des L starr an dem Zielsuchkopfdom 6 befestigt
ist und sich der lange Schenkel des L in der Neutralstellung ungefähr parallel zu
der Längsachse 10-10 und geringfügig beabstandet zur Mantelfläche 8 des Flugkörpers
1 erstreckt. Der dem Zielsuchkopfdom 6 abgewandte Endbereich der Ausrichtelemente
trägt Flächen 15 oder ein Gitterleitwerk. Die Fläche 15 oder das Gitterleitwerk sind
in Richtung der Längsachse 10-10 hinter der Schwenkachse 7 von Aero-Spike 12, Kugelsuchkopfdom
6 und den Ausrichtelementen 14 angeordnet, so dass Kräfte infolge der Strömung, die
auf die Flächen 15 wirken und größer sind als auf den Aero-Spike 12 durch die Strömung
ausgeübte Kräfte, dazu führen, dass sich der Aero-Spike 12 exakt zu der Strömung 9
ausrichtet. Der Abstand der Ausrichtelemente 14 von der Mantelfläche 8 des Flugkörpers
1 ist derart gewählt, dass die erforderliche Verschwenkung um einen Schwenkwinkel
13 während eines zu erwartenden Flugbetriebs möglich ist.
[0029] Fig. 3 und 4 zeigen eine Skizze der sich ergebenden Strömungsstrukturen, einerseits für einen
starren Aero-Spike 12 gemäß dem Stand der Technik und andererseits für einen verschwenkbaren
Aero-Spike gemäß der vorliegenden Erfindung bei einer Schräganströmung. Während gemäß
Fig. 3 die vordere Stirnfläche 4 und der Zielsuchkopfdom 6 im Bereich 16 von der an
dem Aero-Spike 12 abgelösten Strömung beaufschlagt ist, ist eine derartige Beanspruchung
der vorderen Stirnfläche 4 und des Zielsuchkopfdoms 6 für die Verschwenkung des Aero-Spikes
12 gemäß Fig. 4 weitestgehend vermieden.
[0030] Fig. 5 zeigt ein schematisches Blockschaltbild für eine aktive Beeinflussung des Schwenkwinkels
13 des Aero-Spikes 12 gegenüber der Längsachse 10-10 des Flugkörpers. Ein Messorgan
17 liefert ein Signal 18, welches mit dem Anströmwinkel 11 zumindest korreliert. Das
Signal 18 wird einer Steuereinrichtung 19 zugeführt. Die Steuereinrichtung 19 ermittelt
ein Beaufschlagungssignal 20 für einen Aktuator 21, der, insbesondere über eine Kraft,
einen Moment, einen Weg oder einen Winkel 22, auf den Aero-Spike 12 zur Verstellung
des Schwenkwinkels 13 einwirkt. Die Steuereinrichtung 19 kann separat zur Ansteuerung
des Aero-Spikes 12 vorgesehen sein oder, wie in Fig. 5 angedeutet, weitere Funktionen
übernehmen, beispielsweise Lenksignale 23 zur Beeinflussung der Flugbahn 2 des Flugkörpers
1 erzeugen oder Signale des Zielsuchkopfs 5 verarbeiten. Die Steuereinrichtung 19
steht über eine Signalverbindung 24 in Verbindung mit einer Speichereinrichtung 25,
in der beispielsweise a priori ermittelte Verläufe für den Schwenkwinkel 13 des Aero-Spikes
12 abgespeichert sind und/oder Abhängigkeiten des Beaufschlagungssignals 20 von einem
Signal 18 und/oder Lenksignalen 23 in Form von funktionalen Parametern oder Kennfeldern
abgelegt sind.
[0031] Als mögliche Typen der Aero-Spikes 12 können stumpfe oder spitze Spikes, Aero-Spikes
mit Disks, Kugeln oder Kegeln oder auch mit dessen Kombinationen an der Nase, sowie
in Flugrichtung austretende Plasma-, Flüssigkeits- oder Gasstrahlen eingesetzt werden,
dies auch in Verbindung mit einem schwenkbaren Zielsuchkopfdom oder auch an beweglichen
separaten Gerüsten oder Schlitten.
Fig. 6 zeigt beispielhaft unterschiedliche Ausgestaltungsformen für prinzipielle Grundkonfigurationen
eines Aero-Spikes an einem Bug eines Flugkörpers, nämlich:
- Fig. 6a einen Aero-Spike mit konstantem Querschnitt, der beispielsweise zylinderförmig
ausgebildet ist,
- Fig. 6b einen Aero-Spike mit dreieckförmigem Längsschnitt oder kegelförmiger Konfiguration,
- Fig. 6c einen Aero-Spike mit einer sphärischen Verdickung an dem distalen Ende,
- Fig. 6d einen Aero-Spike mit einem angespritzten oder kegelförmigen Endbereich und
einem mittigen Teilbereich konstanten Querschnitts,
- Fig. 6e einen Aero-Spike mit einer Verdickung des distalen Endes, die im Längsschnitt
ungefähr dreieckförmig mit in Flugrichtung orientierter Spitze ausgebildet ist,
- Fig. 6f einen Aero-Spike mit einer Verdickung im distalen Endbereich in Form einer
Scheibe,
- Fig. 6g einen Aero-Spike mit einem "Jet-Spike", bei dem mittels Pfeilen an dem distalen
Ende des Aero-Spikes das Austreten eines in Flugrichtung gerichteten Gas- und/oder
Flüssigkeitsstrahles angedeutet ist und
- Fig. 6h einen Aero-Spike mit einem "Beam-Spike", für den eine lokalisierte optische,
elektrische oder elektromagnetische Erhitzung der Luft vor dem Bugstoß erfolgt.
[0032] Für das in
Fig. 7 dargestellte Ausführungsbeispiel besitzt der Flugkörper 1 im vorderen Endbereich
einen Fortsatz 26, der einen kugelförmigen Endbereich 27 trägt. Fest mit dem Zielsuchkopfdom
6 verbunden sind sich nach innen erstreckende Träger 28, die eine Kugelhülse 29 tragen.
Der kugelförmige Endbereich 27 und die Kugelhülse 29 bilden ein Gelenk 30, über das
der Zielsuchkopfdom 6 mit dem hieran befestigten Aero-Spike 12 räumlich, beispielsweise
in die Richtung 31 gegenüber dem Flugkörper 1 verschwenkbar ist.
[0033] Für das in
Fig. 8 dargestellte Ausführungsbeispiel ist der Zielsuchkopfdom 6 ungefähr kugelförmig ausgebildet
und in einer Kugelaufnahme 32 des Flugkörpers 1 aufgenommen, wodurch in diesem Fall
das Gelenk 30 gebildet ist. Ist für eine derartige Ausbildung in dem Zielsuchkopfdom
6 ein Zielsuchkopf anzuordnen, so ist dieser als unabhängige Baueinheit auszubilden.
Alternativ kann eine Übertragung von elektrischen Signalen zwischen dem Flugkörper
1 und dem Zielsuchkopfdom 6 erfolgen, beispielsweise mittels Schleifkontakten, beweglichen
Leitungen oder einer Übertragung von Funksignalen.
[0034] Für das in
Fig. 9 dargestellte Ausführungsbeispiel besitzt der Aero-Spike 12 einen kugelförmigen oder
zylindrischen Endbereich 33, mit dem dieser verschwenkbar in räumliche Richtung oder
verschwenkbar in der Zeichenebene in einer zylindrischen oder kugelförmigen Aufnahme
34 gelagert ist, wodurch in diesem Fall das Gelenk 30 gebildet ist.
[0035] Fig. 10 bis 12 zeigen eine weitere Ausgestaltung der Erfindung mit passiver Ausrichtung des Aero-Spikes
12. Gegenüber einem stirnseitigen zylindrischen Fortsatz 35 ist mittels einer Gleitlagerung
eine hohlzylindrische Hülse 36 verschwenkbar um die Längsachse 10-10 des Flugkörpers
1 gelagert. Der Schwerpunkt der Hülse 36 mit den Anbauteilen ist u. U. exzentrisch
zur Längsachse 10-10 angeordnet, beispielsweise infolge eines Materialbereichs 37
mit erhöhter Dichte. Die exzentrische Anordnung des Schwerpunkts der Hülse 36 mit
Anbauteilen hat folgende Wirkungen:
- Die Schwerkraft erzeugt ein Moment auf die Hülse 36, welches darauf abzielt, dass
der Schwerpunkt der Hülse 36 mit Anbauteilen exakt unterhalb der Längsachse angeordnet
ist, was bedeutet, dass für einen Geradeausflug ohne Querbeschleunigungen eine Querachse
38-38 quer zur Vertikalen orientiert ist. Unabhängig von einer Rollbewegung des Flugkörpers
1 um die Längsachse 10-10 ist damit die Hülse 36 gegenüber dem Gravitationsfeld ausgerichtet.
- Für den Fall einer auf den Flugkörper 1, bspw. infolge einer Lenkbewegung, wirkenden
Querbeschleunigung führt die exzentrische Anordnung des Schwerpunkts der Hülse 36
mit Anbauteilen ebenfalls zu einer in Richtung einer Verdrehung der Hülse 36 gegenüber
dem Fortsatz 35 gerichteten Verstellmoment, mit dem eine Ausrichtung der Querachse
38-38 entsprechend der Querbeschleunigung, einer Lenkbewegung und/oder einer Veränderung
der Anströmrichtung automatisiert Rechnung erfolgen kann.
[0036] Die Hülse 36 trägt beidseits in Richtung der Querachse 38-38 orientierte Lagerbolzen
39, 40, gegenüber denen der Aero-Spike 12 mit den Ausrichtelementen 14 im Bereich
von Lageraugen 41, 42 verschwenkbar um die Querachse 38 gelagert ist. Für das in den
Fig. 10 bis 12 dargestellte Ausführungsbeispiel sind die Ausrichtelemente 14 in Form
eines blechartigen Körpers ausgebildet, der sich um den Zielsuchkopfdom 6 ungefähr
kreisförmig erstreckt, hier mittig den Aero-Spike 12 trägt, seitlich des Zielsuchkopfdoms
6 die Lageraugen 41, 42 bildet und in den dem Aero-Spike 12 gegenüberliegenden Endbereich
für eine geeignete Anströmung um die Längsachse der Endbereiche verdreht ist.
[0037] Fig. 13 bis 15 zeigen ein weiteres Ausführungsbeispiel für eine Gewährleistung einer Verschwenkbarkeit
des Aero-Spikes 12 mit den Ausrichtelementen 14. In diesem Fall sind Aero-Spike 12
und Ausrichtelemente 14 fest an einer außenliegenden Hülse 36 angeordnet, die über
eine Gleitlagerung verschwenkbar um die Längsachse 10-10 gegenüber einer außenliegenden
zylindrischen Mantelfläche eines hohlzylinderförmigen Zwischenkörpers 43 abgestützt
ist. Wie zuvor für die Ausführungsformen gemäß Fig. 10 bis 12 dargelegt, kann die
Hülse 36 mit den zugeordneten Anbauteilen wie Aero-Spike 12 und Ausrichtelementen
14 einen Schwerpunkt besitzen, der exzentrisch zur Längsachse 10-10 angeordnet ist.
Der Zwischenkörper 13 ist über Lagerbolzen 39, 40 in Richtung der Querachse 38-38
verschwenkbar um diese gegenüber einem Innenkörper 44 des Flugkörpers 1 abgestützt,
wobei die Lagerbolzen 39, 40 fest mit dem Innenkörper 44 verbunden sind und in Lageraugen
des Zwischenkörpers 43 verschwenkbar sind oder fest mit dem Zwischenkörper 43 verbunden
sind und in Lageraugen des Innenkörpers 44 verschwenkbar sind.
[0038] Ist im Bereich einer vorderen Stirnfläche des Flugkörpers ein Zielsuchkopf mit einem
Zielsuchkopfdom angeordnet, findet typischerweise eine stumpfe Nasenform Einsatz,
die zur Gewährleistung der Funktionalität des Suchkopfs notwendig ist. Aus strömungsmechanischen
Gründen führt diese Form zu einem sehr hohen aerodynamischen Widerstand, der beispielsweise
bei Überschallgeschwindigkeiten durch Bildung eines starken Verdichtungsstoßes am
Bug zustande kommt. Beim Durchgang durch den Stoß steigt die Entropie des Strömungsmediums
und gleichzeitig sinkt der Ruhedruck. Dies verursacht den so genannten Wellenwiderstand
an dem Flugkörper, der sehr stark von der Intensität des Bugstoßes bzw. mit der Geschwindigkeit
zunimmt.
[0039] Aus [1] - [5] ist bekannt, dass bei einem Geradeausflug durch Einsatz eines Aero-Spikes
in Form eines "Aero-Spikes" eine Verminderung des Wellenwiderstands von bis zu 80
% erzielt werden kann. Die starre Anordnung des Aero-Spikes an der Nase führt aber
dazu, dass in einem Manöverflug mit einer schrägen Fluglage dessen Wirkung nicht mehr
optimal ist und der hohe Bugwiderstand zustande kommt [1, 5]. Deswegen werden die
Aero-Spikes vornehmlich nur bei ballistischen (also bei nicht hochmanövrierfähigen)
Flugkörpern eingesetzt.
[0040] Laut [1] kann der Effekt einer Schräganströmung mit einem Anströmwinkel auf die Widerstandsgewinne
mit optimierten Aero-Spikes, die starr an einer Nase des Flugkörpers fixiert sind,
folgendermaßen angegeben werden: wenn bei einem Anströmwinkel α = 0° etwa 50-prozentiger
Gewinn erreicht werden konnte, so ist bei einem Anströmwinkel α = 5° nur noch ein
33-prozentiger, bei einem Anströmwinkel α = 10° ein nur 10-prozentiger und bei einem
Anströmwinkel von α = 15° nur ein 5-prozentiger Gewinn nachgewiesen worden. Etwa die
gleichen Zahlen gelten auch für optimierte Varianten der Aero-Spikes, die bei einer
Machzahl von 4,5 in [5] untersucht wurden. Dabei ist mehrfach bewiesen worden, dass
bei Anstellwinkeln > 15°-17° alle Aero-Spikes sogar zu einem erhöhten Widerstand im
Vergleich zu einem stumpfen Referenzkörper führen (s. bspw. [5]).
[0041] Die relative Größe des Aero-Spikes kann für unterschiedliche Missionen, Aero-Spike-Typen
und Geschwindigkeitsbereiche unterschiedlich sein. Aus der Literatur sind Angaben
zu den effektivsten starren Aero-Spikes für niedrige Überschallgeschwindigkeiten (Machzahl
zwischen 1.8 und 3) bekannt, wobei es sich z. B. um stumpfe Aero-Spikes mit relativen
Dicken in der Regel < 0.2 D und einer relativen Länge von etwa (1-2) D handelt, wobei
D den Stirndurchmesser des Flugkörpers bezeichnet.
[0042] Bei Einsatz eines Aero-Spikes haben Untersuchungen gemäß [1] gezeigt, dass sich der
Widerstandsbeiwert c
w bei Mach 1.8 von 0.6 auf ca. 0.3 halbieren lässt, was mit einem absoluten Gewinn
von 0.3 oder 50 % korreliert. Eine Anstellung des Flugkörpers ohne Aero-Spike auf
15° bedeutet einen Zuwachs im c
w-Wert auf etwa 0.8. Mit einem Aero-Spike, der konventionell starr entlang der Längsachse
ausgerichtet ist, fällt der c
w-Wert auf ca. 0.72 (10 % Gewinn). Bei einer erfindungsgemäßen Anordnung mit einem
Aero-Spike, der an die Flugrichtung und die Anströmrichtung angepasst ist, ist ein
absoluter Gewinn im Bereich von 0.3 zu erwarten, so dass sich ein c
w-Wert von ca. 0.5 ergibt. Das würde einen Gewinn von immerhin etwa 25 % bedeuten im
Vergleich zu 10 % bei der herkömmlichen Lösung. Diese Effekte sollten sich bei höheren
Machzahlen noch wesentlich verdeutlichen, da die Verluste durch Wellenwiderstand mit
der Machzahl exponentiell steigen. Die angegebenen Einsparungen der Widerstandsreduzierung
sind lediglich als Richtwerte anzusehen. Die Angaben orientieren sich zunächst auf
die Gewinne durch eine Verbesserung der aerodynamischen Leistung. Angaben zur entsprechenden
Verbesserung der Leistung durch eine effektivere Zielverfolgung tragen vermutlich
zu einer zusätzlichen Leistungssteigerung bei.
[0043] Konstruktiv kann eine Gleichgewichtslage des Schwenkwinkels 13 vorgegeben sein, beispielsweise
über geeignete Federelemente oder Rastierungen für einen Schwenkwinkel von Null.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0044]
- 1
- Flugkörper
- 2
- Flugbahn
- 3
- Rakete
- 4
- vordere Stirnfläche
- 5
- Zielsuchkopf
- 6
- Zielsuchkopfdom
- 7
- Schwenkachse, Kugelgelenk
- 8
- Mantelfläche
- 9
- Strömung
- 10
- Längsachse
- 11
- Anströmwinkel
- 12
- Aero-Spike
- 13
- Schwenkwinkel
- 14
- Ausrichtelemente
- 15
- Fläche
- 16
- Bereich
- 17
- Messorgan
- 18
- Signal
- 19
- Steuereinrichtung
- 20
- Beaufschlagungssignal
- 21
- Aktuator
- 22
- Kraft, Moment, Weg
- 23
- Lenksignal
- 24
- Signalverbindung
- 25
- Speichereinrichtung
- 26
- Fortsatz
- 27
- Endbereich
- 28
- Träger
- 29
- Kugelhülse
- 30
- Gelenk
- 31
- Richtung
- 32
- Kugelaufnahme
- 33
- Endbereich
- 34
- Aufnahme
- 35
- Fortsatz
- 36
- Hülse
- 37
- Materialbereich
- 38
- Querachse
- 39
- Lagerbolzen
- 40
- Lagerbolzen
- 41
- Lagerauge
- 42
- Lagerauge
- 43
- Zwischenkörper
- 44
- Innenkörper
1. Flugkörper für den Überschallbereich mit einem Aero-Spike (12), welcher sich von einer
vorderen Stirnfläche (4) des Flugkörpers (1) stromaufwärts erstreckt, dadurch gekennzeichnet, dass der Aero-Spike (12) während des Fluges des Flugkörpers quer zu einer Längsachse (10-10)
des Flugkörpers (1) verschwenkbar ist.
2. Flugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Aero-Spike (12) passiv verschwenkbar ist.
3. Flugkörper nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Ausrichtelement (14) vorgesehen ist, durch das entsprechend einer
Einwirkung der Strömung (9) auf dieses Ausrichtelement (14) der Aero-Spike (12) verschwenkbar
ist.
4. Flugkörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausrichtelement (14) mit einer Fläche (15) ausgebildet ist.
5. Flugkörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausrichtelement (14) mit einem Gitterleitwerk ausgebildet ist.
6. Flugkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Aero-Spike (12) aktiv verschwenkbar ist.
7. Flugkörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Messorgan (17) zur Erfassung der Flugbedingungen, insbesondere des Anströmwinkels
(11), vorgesehen ist und unter Berücksichtigung eines Messsignals (18) des Messorgans
(17) der Aero-Spike (12) aktiv verschwenkbar ist.
8. Flugkörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Speichereinheit vorgesehen ist, in der ein a priori festgelegter Verlauf einer
gewünschten Beeinflussung des Aero-Spikes (12) während einer Flugphase speicherbar
ist, und dass während der Flugphase der Aero-Spike (12) unter Berücksichtigung des
abgespeicherten Verlaufs aktiv verschwenkbar ist.
9. Flugkörper nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschwenkung des Aero-Spikes (12) von einer Lenkaktion des Flugkörpers (1) abhängig
ist.
10. Flugkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aero-Spike (12) gemeinsam mit der vorderen Stirnfläche (4) verschwenkbar ist.
11. Flugkörper nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die vordere Stirnfläche (4) mit einem Zielsuchkopfdom (6) gebildet ist.
12. Flugkörper nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aero-Spike (12) an seinem distalen Ende eine Verdickung, insbesondere eine Scheibe,
eine Kugel, einen Kegel, eine Tropfenform oder ein Ellipsoid, aufweist.