[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Honen der Innenfläche einer Bohrung in einem
Werkstück, insbesondere zum Honen einer Zylinderlauffläche bei der Herstellung von
Motorblöcken für Brennkraftmaschinen, sowie eine Honmaschine, die besonders zur Durchführung
des Verfahrens geeignet und ausgestaltet ist.
[0002] Bei der Herstellung von Zylinderblöcken von Brennkraftmaschinen werden die Zylinderlaufflächen
üblicherweise durch ein Honverfahren endbearbeitet. Beim Einsatz des Endbearbeitungsverfahrens
Honen werden oft erhebliche Anstrengungen unternommen, um die geforderte Bauteilform
mit einem möglichst geringen Formfehler zu erzielen.
[0003] Auch wenn unmittelbar im Anschluss an die Bearbeitung keine Formfehler vorhanden
sind, geht oftmals nach der Montage oder im Betrieb des bearbeiteten Werkstücks die
einsatzoptimale Bauteilgeometrie durch elastische und thermische Deformationen verloren.
Beispielsweise ist es bekannt, dass die Montage des Zylinderkopfes auf einem Zylinderblock
(Motorblock) zu einer nicht zu vernachlässigenden Deformation der Zylinderbohrungen
vor allem im Bereich der Zylinderkopfschrauben führen kann. Während des Motorenbetriebes
sollten jedoch die Kolbenringe, die durch die mechanische Deformation, aber auch durch
thermische Deformationen verzogene Zylinderbohrung so ausfüllen, dass eine saubere
Abdichtung des Brennraumes im Motorenbetrieb gewährleistet ist. Eine vollständige
Anlage der Kolbenringe an der Zylinderbohrung mit einem möglichst gleichmäßigen und
geringen Spiel zwischen Kolbenring und Zylinderinnenwand wird erleichtert, wenn der
montierte und betriebswarme Motor Zylinderbohrungen mit geringem Zylinderformfehler
besitzt. Bei zu großen Werten des Zylinderformfehlers ist die saubere Abdichtung durch
die Kolbenringe nicht mehr gewährleistet, der Partikelausstoß des Motors steigt, der
Wirkungsgrad vermindert sich, und die Lebensdauer des Systems kann sich verkürzen.
[0004] Zur Vermeidung derartiger Probleme ist in der
DE 28 10 322 C2 vorgeschlagen worden, die Verschlechterung der Zylinderform der Zylinderbohrungen
bei der Montage des Zylinderkopfes dadurch zu vermeiden, dass der Motorblock für die
Honbearbeitung mit Hilfe einer Spaneinrichtung deformiert wird, die die spätere Deformation
durch den Zylinderkopf simuliert. In dem verspannten Zustand, der dem später bei der
Montage vorliegendem Zustand entspricht, findet die Honbearbeitung statt, danach wird
die Verspannung wieder gelöst. Ein ähnlicher Vorschlag ist in der
JP 11-267960 beschrieben.
[0005] Um zusätzlich die Verformung durch Temperatureinwirkung zu simulieren, ist es außerdem
bekannt, das Werkstück mittels heißem Honöl aufzuheizen. Diese Verfahren sind jedoch
aufwändig und teuer und mit hohen Sicherheitsrisiken für die Maschinenbediener verbunden.
Sie werden daher nur für die Einzelfertigung, nicht jedoch in der Serienfertigung
eingesetzt.
[0006] Die
europäische Patentanmeldung EP 1 321 229 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung einer Bohrung, die in unbelastetem Zustand
eine Ausgangsform aufweist und im Betriebszustand eine von der Ausgangsform abweichende
Sollform. Das Verfahren umfasst die Ermittlung der Verformung einer Bohrung mit Sollform
im Betriebszustand. Mittels der Sollform und der ermittelten Verformung wird die Ausgangsform
ermittelt und die Bohrung wird durch ein Bearbeitungsverfahren in die Ausgangsform
gebracht. Die nach dem Verfahren hergestellte Ausgangsform soll im Betriebszustand
die gewünschte Sollform annehmen. Das Bearbeitungsverfahren zur Herstellung der Ausgangsform
ist ein Honverfahren, bei dem der Zustelldruck mindestens eines an einem Honwerkzeug
angebrachten Honsteins während der Bearbeitungszeit variiert wird.
[0007] In der Dissertationsschrift "
Variables Formhonen durch rechnergestützte Honprozesssteuerung" von R. Zurrin, veröffentlicht
in: wbk - Forschungsberichte aus dem Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebstechnik
der Universität Karlsruhe, Band 26 (1990) wird vorgeschlagen, die beschriebenen Probleme durch das Fertigungsverfahren "Formhonen"
zu beheben. Darunter wird in dieser Schrift ein Honen mit gesteuerter Vorschubbewegung
verstanden, das es erlaubt, örtlich (hub- und winkellagenabhängig) verschiedene Abtragsraten
während des Honprozesses zu erreichen, um eine Negativform der Verformungen mit einer
definierten Oberfläche zu erzeugen (vergleiche insbesondere Seiten 10 bis 20) Das
Formhonen wird am Beispiel von verformten Zylinderblöcken erläutert, bei denen die
Zylinderbohrungen eine vierfachsymmetrische Unrundheit vierter Ordnung, d.h. eine
Bohrungsform mit 4-zähliger Radialsymmetrie bezogen auf die Bohrungsachse, haben.
Diese unrunde Bohrungsform wird durch Steuerung der Zustellkraft beziehungsweise des
Anpressdruckes eines einfach aufweitenden Honwerkzeuges über den Hub und den Drehwinkel
erreicht.
[0008] Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Honen der Innenfläche einer
Bohrung in einem Werkstück bereitzustellen, das es ermöglicht, Bohrungen zu erzeugen,
die auch bei starken Abweichungen von einer kreiszylindrischen Form eine gleichmäßige
Oberflächenstruktur haben. Weiterhin ist es Aufgabe der Erfindung, eine zur Durchführung
des Verfahrens geeignete Honmaschine bereitzustellen.
[0009] Zur Lösung dieser und anderer Aufgaben stellt die Erfindung ein Verfahren mit den
Merkmalen von Anspruch 1, sowie eine Honmaschine mit den Merkmalen des Anspruchs 19
bereit. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen
angegeben. Der Wortlaut sämtlicher Ansprüche wird durch Bezugnahme zum Inhalt der
Beschreibung gemacht.
[0010] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Honen der Innenfläche einer Bohrung in
einem Werkstück, insbesondere zum Honen einer Zylinderlauffläche bei der Herstellung
von Zylinderblöcken für Brennkraftmaschinen, wird ein Honwerkzeug innerhalb der Bohrung
bewegt und mindestens eine an dem Honwerkzeug angebrachte Schneidgruppe mit mindestens
einem Schneidstoffkörper zur materialabtragenden Bearbeitung der Innenfläche wird
mit einer Zustellkraft an die Innenfläche angedrückt. Erfindungsgemäß wird eine Schwingungsbewegung
der Schneidgruppe im wesentlichen parallel zur Innenfläche nach Maßgabe mindestens
eines Schwingungsparameters derart erzeugt, dass ein wesentlicher Anteil eines durch
die Schneidgruppe verursachten Materialabtrages aus der Schwingungsbewegung der Schneidgruppe
resultiert. Weiterhin erfolgt eine Steuerung der Schwingungsbewegung zur Erzeugung
eines über die Innenfläche lokal variierenden Materialabtrags an der Innenfläche zur
Erzeugung einer vorgegebenen Sollform der Bohrung.
[0011] Bei den meisten herkömmlichen Honverfahren resultiert der überwiegende Anteil des
Materialabtrages aus der kontinuierlichen Rotationsbewegung des Honwerkzeuges, die
häufig mit relativ hohen Drehzahlen erfolgt. Bei erfindungsgemäßen Verfahren resultiert
demgegenüber ein wesentlicher Anteil der für den Materialabtrag maßgeblichen Schnittgeschwindigkeit
aus der Schwingungsbewegung der Schneidgruppe, so dass der Materialabtrag zu einem
großen Anteil oder überwiegend aus durch die Oszillationsbewegung der Schneidgruppe
verursacht wird.
[0012] Bei manchen Verfahrensvarianten erzeugt die Schwingungsbewegung zumindest während
eines gewissen Bearbeitungszeitintervalls ausschließlich eine in Umfangsrichtung der
Bohrung gerichtete Bewegungskomponente der Schneidgruppe. Hierzu oszilliert das Honwerkzeug
innerhalb des Bearbeitungszeitintervalls um seine Werkzeugachse, ohne dass ein axialer
Vorschub oder eine axiale Schwingungskomponente vorliegt. Bei anderen Verfahrensvarianten
erzeugt die Schwingungsbewegung zumindest während eines Bearbeitungszeitintervalls
ausschließlich eine in Axialrichtung der Bohrung gerichtete Bewegungskomponente. Während
dieses Bearbeitungszeitintervalls findet somit keine Rotation des Honwerkzeuges um
seine Werkzeugachse statt. In vielen Fällen kann es zweckmäßig sein, wenn die Schwingungsbewegung
sowohl eine in Umfangsrichtung der Bohrung gerichtete Bewegungskomponente, als auch
eine in Axialrichtung der Bohrung gerichtete Bewegungskomponente hat, so dass man
insoweit von einer Überlagerung von zwei Schwingungsbewegungen (axial und tangential)
reden kann.
[0013] Soweit die Schwingungsbewegung eine in Axalrichtung der Bohrung gerichtete Komponente
hat, ist der axiale Hub der Schwingungsbewegung vorzugsweise kleiner als die axiale
Länge der Bohrung. Sofern die Schwingungsbewegung eine in Umfangsrichtungrichtung
der Bohrung gerichtete Komponente hat, ist die Winkelamplitude der Schwingungsbewegung
vorzugsweise kleiner als 180°.
[0014] Die Schwingungsbewegung kann so erzeugt werden, dass sie eine zeitlich konstante
Schwingungsamplitude hat. In diesem Fall verändert sich die Auslenkung der Schneidgruppe
relativ zur Null-Lage der Schwingungsbewegung nicht oder nicht wesentlich. Bei anderen
Ausführungsformen wird die Schwingungsbewegung derart erzeugt, dass die Schwingungsbewegung
innerhalb eines Änderungszeitintervalls eine zeitlich veränderliche Schwingungsamplitude
hat. Innerhalb eines Honprozesses können Phasen mit veränderlicher Schwingungsamplitude
und Phasen mit konstanter Schwingungsamplitude zeitlich versetzt vorkommen.
[0015] Der Begriff "Schwingungsbewegung" steht hier für eine sich periodisch ändernde Bewegungskomponente
der Schneidgruppe, welcher eine Schwingungsfrequenz zugeordnet werden kann. Bei bevorzugten
Ausführungsformen hat die Schwingungsbewegung eine Schwingungsfrequenz von mindestens
1 Hz, wobei die Schwingungsfrequenz vorzugsweise zwischen 2 Hz und 30 Hz liegt. Häufig
sind Schwingungsfrequenzen zwischen ca. 2 Hz und ca. 10 Hz bis 20 Hz sinnvoll.
[0016] Die Arbeitsbewegung des Honwerkzeuges bzw. der mindestens einen daran angebrachten
Schneidgruppe kann bei manchen Ausführungsformen ausschließlich aus einer Schwingungsbewegung
oder aus einer einer Überlagerung von mehreren Schwingungsbewegungen bestehen. In
diesem Fall findet ein Materialabtrag hauptsächlich in dem Bereich um die durch die
Schwingungsbewegung definierten Null-Lagen der Schwingungsbewegungen statt. Dies kann
beispielsweise bei der Bearbeitung von Bohrungen sinnvoll sein, deren zu bearbeitende
Bohrungslänge kleiner als die wirksame Länge des Honwerkzeuges ist oder dieser Länge
im Wesentlichen entspricht. Diese Verfahrensvariante kann auch sinnvoll sein, wenn
z.B. innerhalb einer axial langen Bohrung nur ein vergleichsweise kurzer Axialbereich
bearbeitet werden soll.
[0017] Bei manchen Ausführungsformen wird zusätzlich zu der mindestens einen Schwingungsbewegung
eine der Schwingungsbewegung überlagerte Verschiebungsbewegung der Schneidgruppe entlang
der Innenfläche nach Maßgabe mindestens eines Verschiebungsparameters erzeugt und
die Verschiebungsbewegung wird so gesteuert, dass in Verbindung mit der überlagerten
Schwingungsbewegung der über die Innenfläche lokal variierende Materialabtrag erzielt
wird. Typischerweise ist eine durch die Verschiebungsbewegung resultierende Bewegungskomponente
deutlich langsamer als die aus der Schwingungsbewegung resultierende Bewegungskomponente.
Vorzugsweise ist die Verschiebungsbewegung aperiodisch und/oder die Verschiebungsbewegung
hat eine im Vergleich zur Schwingungsbewegung sehr langsame Veränderung der Verschiebungsrichtung
und/oder der Verschiebungsgeschwindigkeit. Es ist jedoch auch möglich, ohne Verschiebung
zu arbeiten. Die optionale Verschiebungsbewegung kann insbesondere dann sinnvoll sein,
wenn die zu bearbeitende Länge der Bohrung deutlich größer ist als die wirksame Länge
eines Honwerkzeuges.
[0018] Die Verschiebungsbewegung kann ausschließlich eine in Umfangsrichtung der Bohrung
gerichtete Bewegungskomponente oder ausschließlich eine in Axialrichtung der Bohrung
gerichtete Bewegungskomponente haben. Es sind auch Überlagerungen dieser beiden Bewegungen
möglich, so dass z.B. eine resultierende Verschiebungsrichtung wendelförmig innerhalb
der Bohrung verlaufen kann.
[0019] Die Gesamtbewegung der oszillierenden Schneidgruppen kann beispielsweise dadurch
erzeugt werden, dass sich das Honwerkzeug langsam in der Bohrung dreht, während dieser
langsamen Verschiebung in Umfangsrichtung eine demgegenüber deutlich schnellere Schwingungsbewegung
in Axialrichtung und/oder in Umfangsrichtung überlagert ist. In diesem Fall kann der
Nullpunkt der Oszillationsbewegung langsam mit gleichmäßiger oder veränderlicher Drehgeschwindigkeit
rotieren. Es ist auch eine relativ langsame Verschiebungsbewegung in Axialrichtung
mit kontinuierlicher oder diskontinuierlich variierender Vorschubgeschwindigkeit möglich,
der eine deutlich schnellere Schwingungsbewegung in Umfangsrichtung und/oder Axialrichtung
überlagert ist. Bei manchen Verfahrensvarianten führt das Honwerkzeug keine kontinuierliche
Rotation aus, so dass die Schwingungsbewegung bezogen auf die Umfangsrichtung um eine
feste Null-Lage erfolgt.
[0020] Bei manchen Verfahrensvarianten wird die Hubgeschwindigkeit als Funktion der Hublage
gesteuert. Alternativ oder zusätzlich kann die Drehgeschwindigkeit als Funktion der
Drehlage bzw. Winkellage gesteuert werden. In diesen Fällen wird ein eindeutiger Bezug
zwischen einem bestimmten ortlichen Bereich der Bohrung und dem an diesem Bereich
zu erzeugenden Materialabtrag hergestellt. Dadurch sind auch von einer Zylinderform
komplex abweichende Formen erzeugbar.
[0021] Die Schwingungsbewegung bzw. Oszillationsbewegung der Schneidgruppe kann bezüglich
der Schwingungsamplitude, der Schwingungsfrequenz und/oder der Schwingungsrichtung
den Erfordernissen angepasst werden. Die Verschiebungsbewegung kann kontinuierlich
oder diskontinuierlich (d.h. mit Pausen) gesteuert werden, wobei als Verschiebungsparameter
insbesondere die Verschiebungsrichtung und/oder die Verschiebungsgeschwindigkeit gesteuert
werden. Die Verschiebungsbewegung wird normalerweise so gesteuert, dass jeder Bereich
der Innenfläche durch mindestens einen Schneidstoffkörper einer Schneidgruppe erreicht
und materialabtragend bearbeitet wird, so dass flächendeckend ein Materialabtrag erzielt
werden kann. Es ist auch möglich, nur Teilbereiche der Innenfläche mit Hilfe des Verfahrens
zu bearbeiten.
[0022] Wenn die Schwingungsbewegung so erzeugt wird, dass ihre Schwingungsamplitude sich
innerhalb eines vorgebbaren Bearbeitungszeitintervalls in definierter Weise ändert,
ist es möglich, in vorgegebenen Bereichen der Bohrung oder an der gesamten Bohrung
durch lokal erhöhten Materialabtrag gezielt Ausbeulungen zu erzeugen, die sich ohne
zwischenliegenden Kanten kontinuierlich an benachbarte Bohrungsbereiche ohne Ausbeulung
anschließen. Auf diese Weise können Bohrungen erzeugt werden, deren Innenflächen in
Umfangsrichtung gezielt kontinuierlich variierende Krümmungsradien und/oder in Axialrichtung
gezielt kontinuierlich variierende Durchmesser haben.
[0023] Da mit Hilfe des Verfahrens gezielt ein ortsabhängig variierender Materialabtrag
an der Innenfläche erreicht werden kann, ist das Verfahren besonders dafür geeignet,
nicht-kreiszylindrische Sollformen zu erzeugen, deren Formabweichungen von einer ideal
kreiszylindrischen Form deutlich außerhalb der üblichen, bei den hier betrachteten
Honverfahren geltenden Toleranzen des Zylindrizitätsfehlers liegen, der in vielen
Fällen bei weniger als 10 µm liegen sollte. Bei bevorzugten Varianten entsprechen
die Formabweichungen einem Zylindrizitätsfehler von deutlich mehr als 10 µm, wobei
der Zylindrizitätsfehler vorzugsweise bei mehr als 20 µm, insbesondere zwischen 20
µm und ca. 60 µm liegt.
[0024] Der Zylindrizitätsfehler wird hier durch die Zylinderformtoleranz beschrieben. Die
zugehörige Toleranzzone wird durch zwei zur Bohrungsachse und zueinander koaxiale,
die Bohrungsinnenwand innen oder außen berührende Zylinder bestimmt, wobei der Radialabstand
zwischen den beiden Zylindern ein Maß für die Zylindergüte darstellt. Für die Zwecke
dieser Anmeldung wird der Zylindrizitätsfehler ΔZ definiert als ΔZ=(D
A-D
I)/2, wobei D
A der Durchmesser des die Bohrungsinnenwand außen berührenden Zylinders und D
I der Durchmesser des die Bohrungswand innen berührenden Zylinders ist.
[0025] Ein Anwendungsfall der Bearbeitung mit veränderlicher Schwingungsamplitude ist die
Erzeugung von Bohrungen mit ovaler Bohrungsform, d.h. mit elliptischem Querschnitt,
bei denen die Bohrungsdurchmesser in zwei senkrecht zueinander liegenden Richtungen
deutlich voneinander abweichen. Solche ovalen Grundformen unrunder Bohrungen sind
beispielsweise manchmal in Pleuelaugen von Pleueln für Brennkraftmaschinen gewünscht.
Ein anderer Anwendungsfall betrifft die Bearbeitung von Zylinderbohrungen von Brennkraftmaschinen,
wo in manchen Fällen in der Nähe der zylinderkopfseitigen Eintrittsseite der Bohrung
eine nicht-kreiszylindrische Querschnittsform mit annähernd 2-zähliger Radialsymmetrie
und vier jeweils um 90° umfangsversetzten Ausbeulungen der Bohrungsinnenwand (Unrundheit
4. Ordnung) vorteilhaft sein kann.
[0026] Es ist jedoch auch möglich, mit Hilfe des Verfahrens Zylindrizitätsfehler von Bohrungen
auszugleichen, um auf diese Weise beispielsweise eine der idealen Zylinderform angenäherte
Zylinderform mit einem Zylindrizitätsfehler von 10 µm oder weniger zu erzielen.
[0027] Das Verfahren ermöglicht es, den Materialabtrag im wesentlichen über den Schwingungsparameter
und ggf. den Verschiebungsparameter zu steuern, so dass auf eine Variation der Zustellkraft
bzw. des Anpressdruckes der Schneidgruppe verzichtet werden kann. Bei einer bevorzugten
Verfahrensvariante wird die Schneidgruppe mit einer im wesentlichen konstanten Zustellkraft
an die Innenfläche angedrückt. In diesem Fall werden Schneidstoffkörper somit mit
im wesentlichen konstanter Flächenpressung angepresst, so dass die Eindringtiefe der
Schneidkörner und damit die beim Materialabtrag erzeugte Oberflächenrauheit weitgehend
konstant sind. Bei derart bearbeiteten Oberflächen ist somit die durch Rauheitsparameter
beschreibbare Oberflächentopographie weitgehend unabhängig von der Makroform der Bohrung.
Daher kann auch bei signifikanten Formabweichungen von einer kreiszylindrischen Form
ein gleichmäßiges Rauheitsprofil an der Bohrung erzeugt werden.
[0028] Bei anderen Verfahrensvarianten ist vorgesehen, zusätzlich zur Schwingungsbewegung
und ggf. zur Verschiebungsbewegung auch den Zustelldruck variabel zu verändern, um
die gewünschte Ortsverteilung des Materialabtrages zu erzielen und/oder um gegebenenfalls
lokal unterschiedliche Oberflächenrauheiten zu erzeugen. Die Zustellkraft kann hierzu
zB. als Funktion der Hublage und/oder der Drehlage der Verschiebungsbewegung gesteuert
werden.
[0029] Bei einer Ausführungsform wird eine Schwingungsbewegung mit veränderlicher oder konstanter
Schwingungsamplitude erzeugt und die Steuerung der Verschiebungsbewegung wird in Abhängigkeit
von der Sollform durchgeführt. Auf diese Weise kann für jeden lokalen Bereich der
Innenfläche eine Gesamt-Überlaufzeit (Gesamt-Bearbeitungszeit bzw. Gesamt-Wirkzeit)
eingestellt werden, die im Wesentlichen proportional zu dem für den Bereich vorgesehenen
lokalen Materialabtrag ist. So lässt sich durch die Veränderung der Vorschubgeschwindigkeit
lokal in der Bohrung eine unterschiedliche Werkstoffabtrennung erreichen. In Bereichen
mit geforderter starker Werkstoffabtrennung kann die Verschiebungsgeschwindigkeit
reduziert werden, wobei auch eine zeitweise Unterbrechung der Verschiebebewegung (Geschwindigkeit
= 0 in Verschiebungsrichtung) möglich ist. Bereiche mit gefordertem geringen Materialabtrag
können entsprechend mit hoher Verschiebegeschwindigkeit überfahren werden. Insbesondere
in Kombination mit einer veränderlichen Schwingungsamplitude sind komplexe Formgebungen
der Bohrungsinnenfläche möglich.
[0030] Um die geforderte Sollform in einem einzigen Arbeitshub des Honwerkzeuges zu erzielen,
wird bei bevorzugten Varianten die Verschiebungsbewegung derart gesteuert, dass, bezogen
auf die Verschiebungsbewegung, jeder Bereich der Innenfläche nur maximal einmal von
einer Schneidgruppe des Honwerkzeuges bearbeitet wird. Die Verschiebungsbewegung kann
zum Beispiel zu einem einmaligen Durchlaufen des Werkzeuges durch eine Bohrung von
oben nach unten bzw. umgekehrt führen. In Verbindung mit einer mit veränderlicher
Schwingungsamplitude erfolgenden Oszillation des Werkzeuges in Umfangsrichtung ist
ein besonders schneller Bearbeitungsprozess möglich. Zur Erzeugung größerer Unterschiede
im Abtrag an verschiedenen Stellen der Bohrung ist auch ein mehrfaches Durchlaufen
möglich.
[0031] Die Schwingungsbewegung der Schneidgruppe kann dadurch erzeugt werden, dass die Schneidgruppe
relativ zum Werkzeugkörper des Honwerkzeuges oszillierend angetrieben wird. Hierzu
kann ein in das Honwerkzeug integrierter Schwingantrieb vorgesehen sein. Bevorzugte
Varianten des Verfahrens können mit herkömmlichen Honwerkzeugen durchgeführt werden,
indem das Honwerkzeug mit Hilfe der für die Werkzeugbewegung erforderlichen Antriebe
in die Schwingungsbewegung und Verschiebungsbewegung versetzt wird. Es können die
vorhandenen NC-Achsen für Hub und/oder Drehung des Honwerkzeuges so gesteuert werden,
dass diese die Oszillation bewirken.
[0032] Bei einer Ausführungsform wird das Honwerkzeug zur Erzeugung der Schwingungsbewegung
in eine in Umfangsrichtung oszillierende Bewegung versetzt, vorzugsweise ohne gleichzeitige
axiale Oszillationsbewegung. Die Winkelamplituden der in Umfangsrichtung oszillierenden
Schwingungsbewegung liegen typischerweise deutlich unterhalb 180°, insbesondere bei
weniger als 90° und/oder weniger als 45°. Sie können beispielsweise bei weniger als
30° oder weniger als 20° liegen. Als untere Grenze für die Winkelamplitude haben sich
in vielen Fällen Werte von 1° ° bis 10° als praktikabel herausgestellt. Die Winkelamplituden
können so gesteuert werden, dass sie sich in Abhängigkeit von der Zeit und/oder der
Hublage ändern.
[0033] Die Schwingungsbewegung kann auch eine in Axialrichtung gerichtete Komponente haben,
die allein oder in Verbindung mit einer in Umfangsrichtung gerichteten Komponente
vorgesehen sein kann. Sofern eine in Axialrichtung oszillierende Bewegung vorgesehen
ist, liegt deren Amplitude typischerweise im Bereich zwischen ca. 1% und ca. 50% der
axialen Werkzeuglänge, d.h. der axialen Länge, in der Schneidstoffkörper in materialabtragenden
Eingriff mit der Innenfläche stehen.
[0034] Bei manchen Ausführungsformen wird das Honwerkzeug in eine in Umfangsrichtung oszillierende
Bewegung versetzt, die eine maximale Schwingungsamplitude von höchstens 90° hat, wobei
eine in Umfangsrichtung der Bohrung gerichtete Geschwindigkeitskomponente der Schneidgruppe
erzeugt wird, die mindestens so groß ist wie eine in Axialrichtung der Bohrung gerichtete
Geschwindigkeitskomponente. Eine resultierende Hauptbewegungsrichtung der mit veränderlicher
Schwingungsamplitude oszillierenden Schneidgruppe liegt unter diesen Bedingungen im
Wesentlichen in Umfangsrichtung oder schließt mit der Umfangsrichtung nur einen Winkel
von beispielsweise maximal 5° bis 45° ein. Der wesentliche Anteil des Materialabtrages
erfolgt bei dieser Verfahrensvariante somit durch die in Umfangsrichtung erfolgende
Oszillationsbewegung, die z.B. eine veränderliche Schwingungsamplitude haben kann.
Hierdurch können gezielt in vorgegebenen axialen Bohrungsabschnitten Bereiche mit
unterschiedlichen Krümmungsradien erzeugt werden, um beispielsweise einen im Wesentlichen
ovalen Querschnitt oder einen Querschnitt mit "Kleeblattform" (Unrundheit 4. Ordnung)
zu erzeugen.
[0035] Wenn das Honwerkzeug während der in Umfangsrichtung mit veränderlicher Amplitude
oszillierenden Schwingungsbewegung mit einer zeitlich veränderlichen Hubgeschwindigkeit
in Axialrichtung verschoben bzw. bewegt wird, so lassen sich unrunde Bohrungen erzeugen,
deren nicht kreiszylindrische Bohrungsquerschnittsform in Axialrichtung der Bohrung
kontinuierlich variiert. Hierzu kann die Hubgeschwindigkeit als Funktion der Hublage
gesteuert werden.
[0036] Die Bearbeitung mit zeitlich veränderlicher Schwingungsamplitude lässt sich beispielsweise
zur Erzeugung von ovalen Bohrungsquerschnittsformen nutzen. Bei einer Verfahrensvariante
wird hierzu ein Honwerkzeug mit einem einzigen Paar von diametral gegenüberliegenden
Schneidgruppen verwendet und das Honwerkzeug wird in die oben beschriebene in Umfangsrichtung
oszillierende Bewegung versetzt, die eine zeitlich veränderliche Schwingungsamplitude
hat. Die Schwingungsamplitude variiert in der Regel zwischen einem Minimalwert, der
beispielsweise bei 0° oder weniger als 10 ° liegen kann, und einem Maximalwert, der
höchsten bei 90° liegt und normalerweise mindestens doppelt oder dreifach oder vierfach
oder fünffach oder zehnfach so groß ist wie der Minimalwert. Auf diese Weise kann
z.B. eine ovale Bohrungsquerschnittsform erzeugt werden. Bei einer Ausführungsform
beginnt der Prozess mit einer großen Schwingungsamplitude von ca. 90°. Mit zeitlichem
Verlauf des Prozesses reduziert sich die Schwingungsamplitude kontinuierlich um mindestens
50% oder 70% oder mehr, z.B. bis auf ca 10°.
[0037] Bei einer anderen Verfahrensvariante wird ein Honwerkzeug mit vier um jeweils 90°
umfangsversetzten Schneidgruppen verwendet und das Honwerkzeug wird in der oben erläuterten
Art in eine in Umfangsrichtung oszillierende Bewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude
versetzt. Der Maximalwert der Schwingungsamplitude sollte hier bei 45° oder darunter
liegen. Hierdurch können gezielt Unrundheiten 4. Ordnung erzeugt werden, wie sie beispielsweise
im zylinderkopfseitigen Eintrittsbereich von Zylinderbohrungen gewünscht sind.
[0038] In manchen Anwendungsbereichen ist es gewünscht, dass eine Bohrung in einem definierten
begrenzten Axialbereich eine gegenüber den benachbarten Axialbereichen vergrößerten
Bohrungsquerschnitt hat, der sich im Axialschnitt der Bohrung als in Axialrichtung
verlaufende Ausbeulung darstellt. Beispielsweise neigen im Motorenbetrieb besonders
dünne Querschnitte, z.B. die Stege zwischen den Zylindern, dazu, sich stärker zu erwärmen
als andere Bereiche des Motorblockes. Diese dünneren Bereiche dehnen sich dann aus,
wodurch die Bohrung im Bereich der Stege enger wird, was zu größerem Verschleiß an
dieser Stelle führt. Durch gezielte lokale Erzeugung von Ausbeulungen können diese
Verformungen vorgehalten werden, so dass der Verschleiß in diesen Bereichen reduziert
wird. Solche Abweichungen von einer ideal kreiszylindrischen Bohrungsgeometrie sind
gemäß einer Verfahrensvariante dadurch erzeugbar, dass das Honwerkzeug innerhalb eines
vorgebbaren Bearbeitungszeitintervalles in eine in Axialrichtung kurzhubig um eine
vorgebbare Axialposition oszillierende Schwingungsbewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude
versetzt wird. Der Hub der Schwingungsbewegung, der dem doppelten der maximalen Schwingungsamplitude
entspricht, ist typischerweise klein gegen die axiale Bohrungslänge und kann beispielsweise
bei weniger als 50% oder weniger als 30% der Bohrungslänge liegen. Vorzugsweise findet
die hier beschriebene Erzeugung lokaler Ausbeulungen als letzter materialabtragender
Bearbeitungsschritt statt, so dass die Ausbeulung nicht durch nachfolgende materialabtragende
Bearbeitungsschritte wieder reduziert oder beseitigt wird.
[0039] Bei allen Verfahrensvarianten mit veränderlicher Schwingungsamplitude kann es vorteilhaft
sein, wenn die Schwingungsamplitude innerhalb eines Änderungszeitintervalls von einer
maximalen Schwingungsamplitude zu einer minimalen Schwingungsamplitude kontinuierlich
oder schrittweise reduziert wird, vorzugsweise ohne eine nachfolgende Erhöhung der
Schwingungsamplitude. Wenn im einem gewissen Bearbeitungsbereich der Prozess zunächst
mit der maximalen Schwingungsamplitude begonnen wird und mit dem Fortschritt der Bearbeitung
die Schwingungsamplitude dann schrittweise oder kontinuierlich reduziert wird, kann
eine besonders gleichmäßige Flächenpressung realisiert werden, da abgesichert ist,
dass die Schneidgruppe nie in einen bezüglich des Durchmessers kleineren Bereich einfährt.
[0040] Wie erwähnt, ist es bei manchen Bearbeitungsaufgaben erwünscht, kreisförmige Bohrungsformen
mit komplexen Abweichungen von einer exakten Kreisform durch Honen zu erzeugen. Dies
kann durch beim eingangs erwähnten "Formhonen" von Zylinderlaufflächen bei der Herstellung
von Motorblöcken für Brennkraftmaschinen vorgesehen sein, um im unverspannten Werkstück
(Zylinderblock) eine Negativform des Zylindrizitätfehlers zu erzeugen, der durch die
während der Montage und während des Betriebs erzeugten Deformationen entsteht, um
im Betrieb eine einsatzoptimale zylindrische Bohrungsgeometrie zu erhalten. Um eine
besonders große Flexibilität hinsichtlich der erzielbaren Sollform zu erzielen, ist
bei einer bevorzugten Ausführungsform eine im wesentlichen starre Führung der Axialbewegung
des Honwerkzeuges zur Erzeugung einer Axialbewegung des Honwerkzeuges im wesentlichen
parallel zur Bohrungsachse der Bohrung und eine, gegebenenfalls zeitlich asymmetrische,
Steuerung der Schwingungsbewegung und/oder der Verschiebungsbewegung einer einseitig
der Werkzeugachse an dem Honwerkzeug angebrachten Schneidgruppe in Abhängigkeit von
der Hublage und/oder der Winkelposition des Honwerkzeuges vorgesehen.
[0041] Durch diese Verfahrensführung kann erreicht werden, dass diese Schneidgruppe in ihrem
Eingriffswinkeibereich einen Materialabtrag bewirkt, ohne dass dies zwangsläufig zu
einem vergleichbaren Materialabtrag an der diametral gegenüberliegenden Seite der
Bohrungsinnenfläche führt. Die dem Anpressdruck der Schneidgruppe entgegenwirkende
Gegenkraft wird nicht durch Material abtragende Schneidstoffkörper an der diametral
gegenüberliegenden Seite aufgebracht, sondern durch die im wesentlichen starre Führung
der Axialbewegung des Honwerkzeuges, die ein Ausweichen des Honwerkzeuges quer zur
Werkzeugachse bei einseitigem Anpressen der Schneidstoffkörper an die Bohrungsinnenfläche
verhindert.
[0042] Auf diese Weise kann das Verfahren insbesondere so durchgeführt werden, dass die
Bohrung zumindest in einem axialen Bohrungsabschnitt eine nicht-kreiszylindrische
Bohrungsform erhält, die von einer bezogen auf die Bohrungsachse zwei-zählig radial
symmetrischen Form signifikant abweicht.
[0043] Bei einer Weiterbildung des Verfahrens wird das Honwerkzeug zur im Wesentlichen starren
Führung der Axialbewegung innerhalb der Bohrung axial gleitbeweglich und quer zur
Werkzeugachse im Wesentlichen unbeweglich abgestützt. Dadurch ist es möglich, auf
außerhalb des Werkstückes anzuordnende Führungseinrichtungen zu verzichten.
[0044] Bei einer Weiterbildung wird hierzu ein Honwerkzeug verwendet, welches einen Satz
von um den Umfang des Honwerkzeuges verteilten Führungsleisten zur axialen Führung
des Honwerkzeuges in der Bohrung umfasst, die vorzugsweise unabhängig von der Schneidgruppe
in Richtung auf die Innenfläche der Bohrung zustellbar sind, wobei die im Wesentlichen
starre Führung der Axialbewegung dadurch erreicht wird, dass die Führungsleisten während
der Bewegung des Honwerkzeuges in der Bohrung an die Innenfläche der Bohrung angedrückt
werden.
[0045] Bei dieser Verfahrensvariante zentrieren die Führungsleisten das Honwerkzeug innerhalb
der Bohrung. Die Führungsleisten sind vorzugsweise so ausgelegt, dass sie kaum einen
oder nur einen geringen Werkstoffabtrag erzeugen, was hier als "im Wesentlichen nicht-schneidende
Führungsleisten" bezeichnet wird. Die Führungsleisten können zumindest in den im Kontakt
mit der Innenfläche der Bohrung tretenden Bereichen aus einem Kunststoff, aus Gummi,
einem Elastomer geeigneter Härte (z.B. Vulkollan®), einem Metall, einem Hartmetall
oder aus einer Keramik bestehen oder es kann sich um Honleisten mit einem hohen Schneidstoffanteil
handeln.
[0046] Es ist auch möglich, dass die im Wesentlichen starre Führung der Axialbewegung des
Honwerkzeuges dadurch erreicht wird, dass das Honwerkzeug außerhalb der Bohrung des
Werkstückes axial beweglich und quer zur Werkzeugachse im Wesentlichen unbeweglich
geführt wird. Je nach Typ der Bohrung kann hierzu eine einseitige Führung ausschließlich
an der Eintrittsseite der Bohrung, eine einseitige Führung ausschließlich an der der
Eintrittseite gegenüberliegenden Austrittsseite der Bohrung (bei Durchgangsbohrungen),
oder eine beidseitige Führung sowohl an der Eintrittseite, als auch an der gegenübliegenden
Austrittsseite vorgesehen sein. Eine gegen Querbelastung starre Kopplung des Honwerkzeuges
an eine gegen Querbelastung starr geführte Honspindel kann ggf. ebenfalls ausreichen,
die starre Führung der Axialbewegung des Honwerkzeuges zu gewährleisten. Dann kann
ggf. auf Führungselemente im Bereich des Honwerkzeuges völlig verzichtet werden. Die
ausschließlich externe Führung der Axialbewegung des Honwerkzeuges erfordert höchste
Genauigkeit bei der relativen Positionierung zwischen Werkstück und Honwerkzeug.
[0047] Um eine möglichst flexible Steuerung der Form des Bohrungsquerschnittes im bearbeitenden
Bereich zu erhalten, ist bei einer Variante vorgesehen, dass ein Honwerkzeug verwendet
wird, das eine einzige separat zustellbare Schneidgruppe hat, die vorzugsweise einen
Eingriffswinkel von weniger als 90° besitzt. Der Begriff "Eingriffswinkel" beschreibt
hier den Winkelbereich entlang des Umfanges des Honwerkzeuges, in dem Schneidstoffkörper
der Schneidgruppe in Eingriff mit der Bohrungswandung stehen. Häufig ist es günstig,
wenn der Eingriffswinkel zwischen ca. 1° und ca. 70° liegt, er kann beispielsweise
zwischen 5° und 60° liegen und/oder zwischen 20° und 45°. Je kleiner der Eingriffswinkel
ist, desto exakter ist eine komplexe Form der Kontur der Innenfläche durch Steuerung
der Zustellkraft in Abhängigkeit von der Winkelposition des Honwerkzeuges zu erreichen.
Es können auch Honwerkzeuge mit mehreren unabhängig voneinander zustellbaren Schneidgruppen
verwendet werden.
[0048] Die Schneidstoffkörper können auch symmetrisch oder fast symmetrisch über den Umfang
des Honwerkzeuges verteilt angeordnet sein. In diesem Falle können Sollformen mit
zwei-zähliger oder mehrzähliger Radialsymmetrie erzeugt werden, da eine Schwingungsbewegung
und Verschiebungsbewegung des Honwerkzeuges sich gleichermaßen auf alle Schneidstoffkörper
auswirken kann. Auf die im wesentlichen starre Führung der Axialbewegung des Honwerkzeuges
kann in diesen Fällen verzichtet werden.
[0049] Der Honprozess kann nach Maßgabe von vor dem Honprozess ermittelten Bearbeitungsparametern
durchgeführt werden, zu denen insbesondere der mindestens eine Schwingungsparameter,
der mindestens eine Verschiebungsparameter, mindestens ein Parameter für die Zustellkraft
oder deren zeitliche Änderung sowie weitere Parameter gehören können. Die Schwingungsparameter
können einen die zeitliche Änderung der Schwingungsamplitude definierenden Amplitudenänderungsparameter
umfassen. Bei einer Verfahrensvariante findet eine Messung des Durchmessers der Bohrung
während der Bearbeitung an mindestens zwei in Umfangsrichtung und/oder in Axialrichtung
versetzten Messpositionen zur Erzeugung eines ersten und mindestens eines zweiten
Durchmessermesssignals statt. Die Durchmessermesssignale erlauben Rückschlüsse auf
die aktuelle Form der in Bearbeitung befindlichen Bohrung. Da der Durchmesser gleichzeitig
an mindestens zwei gegeneinander versetzten Stellen und/oder in mindestens zwei unterschiedlichen
Richtungen gemessen wird, sind auch komplexe Bohrungsgeometrien ortsauflösend erfassbar,
die beispielsweise eine definierte Abweichung von einer ideal kreiszylindrischen Form
haben. Eine solche Messung kann somit auch unabhängig von den sonstigen Merkmalen
der Erfindung besonders bei allen Verfahrensvarianten des Formhonens nützlich sein.
[0050] Bei bevorzugten Ausführungsformen wird eine Steuerung der Honbearbeitung nach Maßgabe
der mindestens zwei Durchmessermesssignale durchgeführt. Durch die Messwertrückführung
in die Steuereinheit und eine ggf. darauf basierenden Veränderung der Bearbeitungsparameter
während der Bearbeitung ist eine Regelung des Bearbeitungsprozesses möglich. Dadurch
können Bohrungen mit noch geringerer Abweichung von einer gewünschten Soll-Geometrie
bei optimierten Bearbeitungszeiten erzeugt werden. Im Rahmen einer solchen Regelung
kann beispielsweise die Schwingungsamplitude und/oder die Änderung der Schwingungsamplitude
und/oder die Frequenz der Schwingung und/oder mindestens ein Verschiebungsparameter
und/oder die Flächenpressung als Variable geregelt werden.
[0051] Die Erfindung betrifft auch eine Honmaschine, die eine Bewegungs-Steuerungseinrichtung
zur Steuerung der Bewegung mindestens einer an einem Honwerkzeug angebrachten Schneidgruppe
in Abhängigkeit von der Hublage und/oder der Winkelposition des Honwerkzeuges in einer
Bohrung hat, wobei die Bewegungs-Steuerungseinrichtung zur Erzeugung einer Schwingungsbewegung
der Schneidgruppe im wesentlichen parallel zu einer Innenfläche der Bohrung mit veränderlicher
Schwingungsamplitude nach Maßgabe mindestens eines Schwingungsparameters, und vorzugsweise
zur Erzeugung einer der Schwingungsbewegung überlagerten Verschiebungsbewegung der
Schneidgruppe entlang der Innenfläche der Bohrung nach Maßgabe mindestens eines Verschiebungsparameters,
konfiguriert ist.
[0052] Beispielsweise kann die Bewegungs-Steuerungseinrichtung einer konventionellen Honmaschine
so modifiziert sein, dass der bekannten langhubigen Hubbewegung und der Umfangsbewegung
des Honwerkzeuges eine Oszillation in Hub- und/oder Umfangsrichtung mit deutlich kürzerem
Hub überlagert werden kann. Bei einer Ausführungsform sind zur Einstellung einer lokal
unterschiedlichen Werkstoffabtrennung sowohl die Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit
der langhubigen Bewegungen, als auch die Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit der
im Vergleich dazu kurzhubigeren Schwingungsbewegung jeweils in Abhängigkeit von der
Hub- und Winkellage des Honwerkzeuges separat einstellbar. Unterstützend kann auch
eine Einstellmöglichkeit vorgesehen sein, um die Anpresskraft der Schneidstoffkörper
in Abhängigkeit von der Hub- und Winkellage zu verändern.
[0053] Die Bewegungs-Steuerungseinrichtung kann so konfiguriert sein, dass sie eine Einstellmöglichkeit
für geeignete Amplitudenänderungsparameter enthält, insbesondere für die maximale
und minimale Schwingungsamplitude und einen gewünschten zeitlichen Verlauf der Veränderung
der Schwingungsamplitude während eines Änderungszeitintervalles.
[0054] Bei manchen Ausführungsformen hat die Honmaschine ein Meßsystem zum Messen des Durchmessers
der Bohrung während der Bearbeitung an mindestens zwei in Umfangsrichtung und/oder
in Axialrichtung der Bohrung versetzten Messpositionen zur Erzeugung eines ersten
und mindestens eines zweiten Durchmesser-Messsignals. Dies erlaubt die Überwachung
des Bearbeitungsfortschrittes während des Bearbeitungsprozesses, um ggf. Korrekturen
der Bearbeitungsparameter vornehmen zu können. Vorzugsweise ist die Bewegungs-Steuerungseinrichtung
als Regelungseinrichtung konfiguriert, die es erlaubt, die Honbearbeitung nach Maßgabe
der mindestens zwei Durchmessermesssignale zu steuern. Auf diese Weise können ohne
Eingriffe eines Bedieners die Bearbeitungsparameter des Honprozesses während der Bearbeitung
bei Bedarf automatisch optimiert werden.
[0055] Erfolgt die Erzeugung der Makroform der Bohrung im Wesentlichen ohne eine Variation
der Anpresskraft der Schneidgruppe, so ist die erzeugte Bohrungsinnenfläche durch
eine sehr geringe Schwankung der Rauheit gekennzeichnet. Dies vermindert den bei den
nachfolgenden, oberflächenbildenden Bearbeitungsoperationen erforderlichen Materialabtrag,
so dass diese Prozesse in kürzeren Bearbeitungszeiten durchgeführt werden können.
Es ist z.B. möglich, ein Werkstück mit mindestens einer Bohrung zu erzeugen, die eine
gehonte Innenfläche aufweist, wobei die Bohrung in mindestens einem axialen Bohrungsabschnitt
eine nicht-kreiszylindrische Bohrungsform hat, so dass die Bohrung einen Zylindrizitätsfehler
von mehr als 20 µm aufweist, wobei eine Schwankungsbreite für den arithmetischen Mittenrauwert
R
a über den Umfang der Bohrung weniger als 30 % beträgt. Nach der hier beschriebenen
formgebenden Bearbeitung sind in der Regel die Bearbeitungsspuren der durch die Schwingungsbewegung
der Schneidgruppe erzeugten kurzhubigen Bearbeitung an der Innenfläche erkennbar.
In der Regel ist es jedoch so, dass diese Bearbeitungsspuren in nachfolgenden, im
Wesentlichen nur die Oberflächentopographie verändernden Bearbeitungsoperationen wieder
entfernt werden.
[0056] Die vorstehenden und weiteren Merkmale gehen außer aus den Ansprüchen auch aus der
Beschreibung und den Zeichnungen hervor. Dabei können die einzelnen Merkmale jeweils
für sich alleine oder zu mehreren in Form von Unterkombinationen bei einer Ausführungsform
der Erfindung und auf anderen Gebieten verwirklicht sein und vorteilhafte sowie für
sich schutzfähige Ausführungsformen darstellen. Bevorzugte Ausführungsformen werden
an Hand der beigefügten Zeichnungen erläutert.
Fig. 1 zeigt eine schematische Gesamtansicht einer Honmaschine, die zur Durchführung
einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Honverfahrens konfiguriert ist;
Fig. 2 zeigt eine schematische Perspektivansicht eines 4-Zylinder-Motorblockes bei
der Bearbeitung mit einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Honverfahrens;
Fig. 3 zeigt eine schematische Darstellung von Geschwindigkeitskomponenten der Schwingungsbewegung
und der Verschiebungsbewegung einer Schneidgruppe bei der Bearbeitung einer Bohrungsinnenfläche;
und
Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung des Einflusses der Verschiebungsgeschwindigkeit
v3 auf die Abtragsrate A einer konstant schwingend angetriebenen Schneidgruppe, jeweils
in Abhängigkeit von der Zeit t;
Fig. 5 zeigt schematische Messdiagramme einer Zylinderbohrung mit großem Zylindrizitätsfehler
und signifikanter Abweichung von einer 2-zähligen Radialsymmetrie;
Fig. 6 zeigt schematische Diagramme zur Erläuterung des Zusammenhanges zwischen der
Geometrie einer Bohrung mit großem Zylindrizitätsfehler und der zur Erzeugung der
unrunden Bohrungsform erforderlichen Variation der Verschiebungsgeschwindigkeit über
die Winkelposition einer einseitig an einem Honwerkzeug angebrachten, oszillierenden
Schneidgruppe;
Fig. 7 bis 9 zeigen schematisch unterschiedliche Honwerkzeuge, die bei Ausführungsformen
erfindungsgemäßer Verfahren eingesetzt werden können;
Fig. 10 zeigt eine schematische Darstellung einer Zylinderbohrung, die mit Hilfe eines
mit vier Honleisten ausgestatteten Honwerkzeuges bearbeitet wird, das in eine in Umfangsrichtung
verlaufende Schwingungsbewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude versetzt wird;
Fig. 11 zeigt ein schematisches Diagramm für die Wirkzeit tW (wirksame Bearbeitungszeit) und die Axialgeschwindigkeit vAX des Honwerkzeuges in Abhängigkeit von der Axialposition des Honwerkzeuges in der
Bohrung gemäß Fig. 10;
Fig. 12 zeigt ein schematisches Diagramm der Veränderung der Schwingungsamplitude
über die Zeit gemäß verschiedener Varianten von Bearbeitungsverfahren; und
Fig. 13 zeigt ein schematisches Diagramm einer Bohrung mit einer lokal begrenzten
Durchmessererweiterung in einem Axialabschnitt sowie ein zugehöriges Diagramm für
die Axialgeschwindigkeit vAX eines zur Bearbeitung der Bohrung genutzten Honwerkzeuges.
[0057] In Fig. 1 ist schematisch die Vorderansicht einer Honmaschine 100 gezeigt, die im
Rahmen verschiedener Ausführungsformen erfindungsgemäßer Verfahren zur Bearbeitung
von Innenflächen von Bohrungen in Werkstücken eingesetzt werden kann, um eine oder
mehrere Honoperationen an dem Werkstück auszuführen. Auf dem Maschinenbett 102 der
Honmaschine ist eine Aufspannplatte 104 befestigt, die ein darauf aufgespanntes Werkstück
106 trägt, bei dem es sich im Beispielsfall um einen Motorblock einer mehrzylindrigen
Brennkraftmaschine handelt. In dem Motorblock sind mehrere Zylinderbohrungen mit generell
vertikaler Ausrichtung ihrer Zylinderachsen gebildet. Die durch die Innenflächen der
Zylinderbohrungen gebildeten Zylinderlaufflächen werden auf der Honmaschine einer
qualitätsbestimmenden Endbearbeitung unterzogen, bei der sowohl die Makroform der
Zylinderlaufflächen, als auch deren Oberflächentopographie durch geeignete Honprozesse
erzeugt wird.
[0058] Bei der zweispindligen Honmaschine 100 sind auf einer portalartigen Trägerkonstruktion
108 zwei im wesentlichen identisch aufgebaute Honeinheiten 110, 112 befestigt, die
abwechselnd oder gleichzeitig bei der Werkstückbearbeitung eingesetzt werden können.
Ihr Aufbau wird anhand der Honeinheit 110 näher erläutert. Die Honeinheit umfasst
einen auf der Trägerkonstruktion befestigten Spindelkasten 114, der die Honspindel
120 führt. Die Honspindel lässt sich mit Hilfe eines am Spindelkasten befestigten
Spindelmotors 118 um ihre Längsachse drehen. Das untere Ende der Honspindel wird durch
eine Gelenkstange gebildet, an deren unteres, freies Ende das als Bearbeitungswerkzeug
dienende Honwerkzeug 150 begrenzt beweglich mechanisch angekoppelt ist. Ein auf dem
Spindelkasten 114 montierter Hubantrieb 124 bewirkt die Vertikalbewegung der Honspindel
beim Einführen des Werkzeuges in das Werkstück bzw. beim Herausziehen aus dem Werkstück
und wird während der Honbearbeitung so angesteuert, dass das Honwerkzeug innerhalb
der Bohrung des Werkstückes eine vertikale Hin- und Herbewegung ausführt. Der Spindelmotor
118 und der Hubantrieb 124 werden über eine Bewegungs-Steuerungseinrichtung 180 angesteuert,
die ein Teilsystem der Gesamt-Steuerung der Honmaschine bildet.
[0059] Bei dieser Ausführungsform steuert die Bewegungs-Steuerungseinrichtung 180 alle Honachsen
der Honmaschine. Dieses Steuersystem wird genutzt, um die im Vergleich zu herkömmlichen
Honsystemen hinzugekommene Schwingungsbewegung der Schneidgruppe zu erzeugen und der
Verschiebungsbewegung zu überlagern. Hierzu kann ein geeignetes Arbeitsprogramm der
computernumerischen Steuerung vorgesehen sein. Zur Einstellung einer lokal unterschiedlichen
Werkstoffabtrennung sind in der Steuerung folgende Parameter in Abhängigkeit von Hub-
und Winkellage des Honwerkzeuges einstellbar: (1) Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit
der langhubigen Verschiebungsbewegungen; (2) Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit
der kurzhubigeren Schwingungsbewegungen. Es existiert auch eine Einstellmöglichkeit,
mit der die Anpresskraft der Schneidgruppe in Abhängigkeit von Hub- und Winkellage
veränderbar ist.
[0060] Die Honmaschine ist mit einem Zustellsystem 140 ausgestattet, das zwei unabhängig
voneinander betätigbare Zustelleinrichtungen umfasst, die unterschiedlichen Sätzen
von Elementen am Honwerkzeug zugeordnet sind.
[0061] Fig. 2 zeigt in schematischer, schrägperspektivischer Ansicht einen Zylinderblock
(Motorblock) 200 für eine 4-Zylinder-Brennkraftmaschine. In dem aus einem Gusswerkstoff
oder aus einem Leichtmetall-Werkstoff bestehenden Zylinderblock sind vier achsparallele
Zylinderbohrungen 201, 202, 203, 204 in gleichen Abständen in Reihe so nebeneinander
angeordnet, dass ihre zentralen Bohrungsachsen in einer gemeinsamen Ebene (Zylinderebene
212) liegen. Von der Oberseite des Zylinderblockes her sind mit Innengewinde versehene
Bohrungen 215 achsparallel zu den Zylinderbohrungen so eingebracht, dass jeweils vier
dieser Bohrungen gleichmäßig um den Umfang einer Zylinderbohrung verteilt sind. Die
Bohrungen 215 dienen zur Aufnahme von Zylinderkopfschrauben, mit deren Hilfe nach
Fertigstellung der Bearbeitung des Zylinderblockes der zugehörige Zylinderkopf auf
den Zylinderblock 200 unter Zwischenlage einer Zylinderkopfdichtung aufgeschraubt
wird.
[0062] Es ist erkennbar, dass es sich bei dem Zylinderblock 200 um ein strukturell uneinheitliches
Werkstück handelt, bei dem insbesondere jede der Zylinderbohrungen 201-204 eine unterschiedliche
Werkstückumgebung hat, insbesondere hinsichtlich der Wandstärke im Bereich der Zylinderbohrungen
und auch durch unterschiedliche Anbindungen an die Kühlmittelkanäle des motorblockinternen
Kühlsystems. Beispielsweise haben die innen liegenden Zylinderbohrungen 202 und 203
des zweiten und dritten Zylinders jeweils zwei in der Zylinderebene liegenden Nachbar-Zylinderbohrungen,
während die außenliegenden Zylinderbohrungen (Zylinder 1 und 4) nur eine jeweils innenliegende
Nachbar-Zylinderbohrung haben und an der gegenüberliegenden Seite an dickere Wandabschnitte
des Werkstückes grenzen.
[0063] Am unteren Ende der Honspindel 220 ist eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Honwerkzeuges 250 angekoppelt, bei dem es sich um ein kardanisch gelagertes Honwerkzeug
mit Doppelaufweitung handelt. Das Honwerkzeug hat einen Werkzeugkörper 255, der an
einer Seite seines Umfanges eine durch eine einzige Honleiste gebildete Schneidgruppe
260 trägt, die mit Hilfe eines nicht näher dargestellten Schneidgruppen-Zustellsystems
in radialer Richtung zur Bohrungsinnenwand zugestellt bzw. zurückgezogen werden kann.
Die Schneidgruppe 260 ist einseitig an dem Honwerkzeug angebracht. Dies bedeutet insbesondere,
dass alle bei der Honbearbeitung in materialabtragendem Eingriff mit der Bohrungsinnenwand
stehenden Schneidstoffkörper auf der gleichen Seite einer werkzeughalbierenden Werkzeugebene
liegen, die die Werkzeugachse enthält und senkrecht auf der Winkelhalbierenden der
Schneidgruppe steht. Weiterhin ist am Werkzeugkörper ein Satz von um den Umfang des
Honwerkzeuges ungleichmäßig verteilten Führungsleisten 270 vorgesehen, die mit Hilfe
eines Führungsleisten-Zustellsystems unabhängig von der Schneidgruppe 260 in Richtung
auf die Innenfläche der Bohrung zugestellt werden können. Bei Anliegen der im Wesentlichen
nicht-schneidenden Führungsleisten an der Innenfläche der Bohrung ergibt sich eine
im Wesentlichen starre Führung der Axialbewegung des Honwerkzeuges innerhalb der Bohrung
parallel zur Bohrungsachse 213, so dass die Führungsleisten eine Axialführungseinrichtung
für das Honwerkzeuges bilden.
[0064] Die Zustellbewegung sowohl der Führungsleisten als auch der Schneidgruppe sowie die
jeweils aufgebrachte Zustellkraft werden mit Hilfe einer Zustellkraft-Steuerungseinrichtung
290 der Honmaschine unabhängig voneinander gesteuert. Die Bewegungen des Honwerkzeuges
innerhalb der Bohrung werden durch die Bewegungs-Steueriungseinrichtung 280 gesteuert.
[0065] Anhand der Fig. 3 und 4 wird nun erläutert, wie bei einer bevorzugten Ausführungsform
des Bearbeitungsverfahrens durch geeignete Steuerung der Schwingungsbewegung und der
Verschiebungsbewegung einer Schneidgruppe des Honwerkzeuges an unterschiedlichen Stellen
der Innenfläche einer Bohrung lokal unterschiedlich starke Materialabträge erzielbar
sind, um eine nicht-kreiszylindrische Bohrungsform zu erzeugen. Fig. 3 zeigt hierzu
schematisch einen axialen Schnitt durch eine Zylinderbohrung 303 eines Motorblockes
300. In die Zylinderbohrung ist ein Honwerkzeug eingeführt, von dem nur eine Honleiste
360 gezeigt ist, die die einzige Schneidgruppe des Honwerkzeuges bildet und die in
spanabhebenden Eingriff mit der Innenfläche 330 der Bohrung steht.
[0066] In der Bewegungs-Steuerungseinrichtung der Honmaschine ist ein Arbeitsprogramm aktiv,
das eine Schwingungsbewegung und eine der Schwingungsbewegung überlagerte Verschiebungsbewegung
des Honwerkzeuges und der daran angebrachten Schneidgruppe steuert. Die Schwingungsbewegung
setzt sich aus einer in Umfangsrichtung gerichteten Komponente (Richtung des Vektors
V
2) und einer in Axialrichtung gerichteten Komponente (Richtung des Vektors V
1) zusammen, wobei an der Bewegungs-Steuerungseinrichtung sowohl die Schwingungsamplitude,
als auch die Schwingungsfrequenz als Schwingungsparameter einstellbar sind. In der
beispielhaften Variante ist die Schwingungsamplitude in Axialrichtung (Vektor V
1) auf den Wert 0 gesetzt, so dass ausschließlich eine Schwingungsbewegung in Umfangsrichtung
(Vektor V
2) vorliegt, bei der die Schneidgruppe 360 in Umfangsrichtung oszillierend mit einer
Winkelamplitude von ca. 4 ° und einer Frequenz von ca. 2 Hz hin- und herbewegt wird.
Diese oszillierende Bearbeitungsbewegung erzeugt in Verbindung mit dem durch die Zustellkraft-Steuerungseinrichtung
konstant vorgegebenen Anpressdruck am Ort der Schneidgruppe einen Materialabtrag,
dessen Betrag im wesentlichen proportional zu der am jeweiligen Ort vorliegenden Bearbeitungszeit
(bzw. i.W. umgekehrt proportional zur lokalen Verschiebungsgeschwindigkeit) ist.
[0067] Der Schwingungsbewegung ist eine Verschiebungsbewegung der Schneidgruppe in Richtung
des Verschiebungsvektors V
3 überlagert, wobei sowohl die Richtung, als auch die Geschwindigkeit dieser Verschiebungsbewegung
(Geschwindigkeit v
3) an der Bewegungs-Steuerungseinrichtung als Verschiebungsparameter vorgebbar sind.
Die Richtung der Verschiebungsbewegung ist veränderlich und sichert ab, dass die Schneidgruppe
alle Bereiche der Bohrungsinnenfläche erreicht. Bei der gezeigten Ausführungsform
ist die Verschiebungsbewegung so parametrisiert, dass die Honleiste 360 eine an das
klassische Honen angelegte Drehbewegung (in Umfangsrichtung) in Verbindung mit einer
alternierenden Hubbewegung in Axialrichtung erzeugt (siehe gestrichelter Pfeil). Entlang
des Verschiebungsweges, d.h. bei Überstreichen der Innenfläche der Bohrung, wird die
Geschwindigkeit v
3 der Verschiebungsbewegung variiert. Die Steuerung der Verschiebungsgeschwindigkeit
v
3 erfolgt in Abhängigkeit von der geforderten Sollform der Bohrung. Durch die Veränderung
der Verschiebungsgeschwindigkeit ergeben sich lokal unterschiedliche Bearbeitungsdauern,
so dass lokal in der Bohrung unterschiedlich starke Werkstoffabtrennungen erreicht
werden. Dies ist in Fig. 4 schematisch dargestellt. Bei konstanter Schwingungsbewegung
(d.h. konstanter Schwingungsamplitude, -frequenz und -richtung) ergibt sich eine annähernde
Proportionalität zwischen Materialabtrag A und Verschiebungsgeschwindigkeit v
3, da in Bereichen höherer Verschiebungsgeschwindigkeit die lokale Bearbeitungsdauer
und damit der lokal erzielte Materialabtrag geringer ist als in Bereichen niedrigerer
Verschiebungsgeschwindigkeit. Dementsprechend wird die Steuerung so programmiert,
dass in Bereichen mit geforderter starker Werkstoffabtrennung die Verschiebungsgeschwindigkeit
v
3 gering oder für ein festgelegtes Zeitintervall auch null ist, während für Bereiche
mit geforderter geringerer Werkstoffabtrennung eine höhere Verschiebungsgeschwindigkeit
vorgesehen ist.
[0068] Da bei dieser Verfahrensvariante nur die Zeit bzw. die Verschiebungsgeschwindigkeit
als Steuerparameter verwendet wird, während die Anpresskraft der Schneidgruppe während
der gesamten Bearbeitungsdauer konstant bleibt, ist die erzeugte Rauheit der bearbeiteten
Innenfläche unabhängig von der erzeugten Form. Typische gemittelte Rauhtiefen R
Z liegen über die gesamte bearbeitete Innenfläche im Bereich R
Z = 4 µm bis 6 µm.
[0069] Die Komponenten der Schwingungsbewegung in Umfangsrichtung und in Axialrichtung können
konstante oder veränderliche Ampliuden und/oder Frequenzen haben. Die Veränderung
der Amplitude und/oder Frequenz können zur Unterstützung der Steuerung des Abtrags
genutzt werden. Beispielsweise kann für lokale Bereiche mit gefordertem hohen Materialabtrag
die Schwingungsfrequenz erhöht werden, um bei gleicher Verweildauer der Schneidgruppe
an der Bohrungsinnenfläche eine erhöhte Abtragsleistung zu erzielen.
[0070] Es ist auch möglich, dass die Flächenpressung als Variable gesteuert wird, d.h.,
dass der Anpressdruck der Schneidgruppe in Abhängigkeit von der Hubposition und/oder
der Winkelposition des Honwerkzeuges bzw. der Schneidgruppe variiert wird. In jedem
Fall ist die Steuerkurve der für den Materialabtrag verantwortlichen Parameter abhängig
von der Sollform der Bohrung.
[0071] Ein typische, mit Hilfe des Verfahrens an einem unverspannten Werkstück erzeugbare
Bohrungsgeometrie, die bei der Bearbeitung von Zylinderlaufflächen eines Zylinderblockes
erzeugt werden kann, wird anhand von Figur 5 erläutert.
[0072] Zur Charakterisierung der Makroform einer Zylinderlauffläche zeigt Fig. 5 (a) einen
schematischen Umfangsschrieb und Fig. 5 (b) einen schematischen Längsschrieb der Dimensionen
einer Zylinderlauffläche. Für den Umfangsschrieb werden radiale Abstände der Bohrungsinnenwand
von der Bohrungsachse BA in Abhängigkeit von der Umfangsposition entlang der Bohrungsinnenfläche
gezeigt, wobei der Nullpunkt der Umfangsrichtung sowie die 180°-Lage in der durch
die Bohrungsachsen der Zylinder definierten Zylinderebene 212 (vgl. Fig. 2) liegen
und die 90°- und 270°-Positionen die senkrecht dazu liegenden Bereiche in der Nähe
der vorderen und hinteren Breitseite des Zylinderkopfes repräsentieren. Die Kurven
R
O, R
M und R
U repräsentieren jeweils den Radius in der Nähe der oberen Eintrittsöffnung der Zylinderbohrung
(R
O), im axialen Mittelbereich der Zylinderbohrung (R
M) und in der Nähe des unteren Endes der Zylinderbohrung (R
U). In der dem Fachmann bekannten Weise sind die umlaufenden Messkurven des Umfangsschriebes
jeweils auf eine konzentrisch zur Bohrungsachse liegende Nulllinie bezogen, die bei
der Darstellung in Fig. 6 (a) jeweils gestrichelt gezeichnet ist. Für alle Messkurven
dient der gleiche radiale Maßstab in Radialrichtung. Die Längsschriebe in Fig. 5 (b)
zeigen jeweils den Verlauf der Mantellinien (parallel zur Bohrungsachse) in den ausgewählten
Umfangsbereichen bei 0°, 90°, 180° und 270°.
[0073] Die Messergebnisse repräsentieren die randständige vierte Zylinderbohrung 204 in
Fig. 1. Es ist erkennbar, dass die Bohrung in der Nähe der zylinderkopfseitigen Eintrittsseite
(repräsentiert durch die Kurve R
O) eine annähernd 2-zählige Radialsymmetrie um die Bohrungsachse BA hat, bei der sich
der größte Durchmesser schräg zur Zylinderebene im Bereich der Umfangswinkel 135°
bzw. 315° ergibt, während sich senkrecht dazu (entsprechend Winkelpositionen 45° und
225°) ebenfalls lokale Maxima des Radius ausbilden, die jedoch bei kleineren absoluten
Radiuswerten liegen. Der annähernd 2-zählig symmetrischen Grundform sind kleinere
Radiusschwankungen überlagert, beispielsweise im Bereich um 180°.
[0074] Im axialen Mittelbereich der Bohrung (Kurve R
M) ergibt sich ein weitaus komplexerer Zusammenhang zwischen Umfangsposition und Bohrungsradius
bzw. Bohrungsdurchmesser. Im gezeigten Beispiel ergeben sich in Umfangsrichtung etwa
acht lokale Maxima des Innenradius, die durch lokale Minima des Innenradius getrennt
sind. Tendenziell liegen die größten Radien weiterhin schräg zur Zylinderebene.
[0075] In dem der Zylinderkopfseite abgewandten Endbereich der Zylinderbohrung, repräsentiert
durch die Kurve R
U, ist der Bohrungsquerschnitt ebenfalls unsymmetrisch, wobei jedoch die am zylinderkopfseitigen
Ende noch angedeutete 2-zählige Radialsymmetrie nicht mehr dominiert und eine nahezu
völlig irreguläre Bohrungsquerschnittsform vorherrscht.
[0076] In Axialrichtung der Bohrungsinnenwand ergeben sich ebenfalls erheblich Schwankungen
des Bohrungsradius. Während entlang der Mantellinie bei 0° der Radius zum unteren
Ende der Bohrung abnimmt, ist die Bohrungswand auf der gegenüberliegenden Seite (bei
180°) erheblich in Axialrichtung verzogen, so dass sich ein starkes Radiusminimum
in der Nähe der Eingangsöffnung ergibt sowie im unteren Drittel, während im Mittelbereich
der Radius maximal wird. Legt man dagegen einen Schnitt senkrecht zur Zylinderebene
(bei 90° und 270°) so ergeben sich minimale Radien in der Nähe der oberen Eintrittsöffnung,
während im unteren Drittel der Bohrungsradius ein lokales Maximum einnimmt.
[0077] Die auf diese Weise charakterisierbare, unsymmetrisch verzogene Bohrungsform entspricht
im Beispielsfall einem Zylindrizitätsfehler ΔZ zwischen 30µm und 40µm. Diese komplex
und unsymmetrisch verformte Bohrungsgeometrie wird sich bei Aufsetzen und Verschrauben
eines Zylinderkopfes sowie Erwärmung des dadurch entstandenen Rumpfmotors in den Bereich
der Betriebstemperaturen wieder zu einer weitgehend zylindrischen Bohrungsform verformen.
Sie bildet somit annähernd eine Negativform der Deformationen im Betriebszustand.
[0078] Fig. 6 zeigt exemplarisch für zwei Axialpositionen des Zylinders (repräsentiert durch
die Kurven R
O und R
M) in Fig. 6 (a) den hub- und drehwinkelabhängigen Radienverlauf der Bohrung und in
Fig. 6 (b) den zugehörigen Verlauf des Kehrwertes 1N der Verschiebungsgeschwindigkeit
V einer in Umfangsrichtung kurzhubig oszillierenden Schneidgruppe über den Drehwinkel
ϕ, jeweils in den entsprechenden axialen Höhen. Die Schneidgruppe wird mit konstantem
Anpressdruck (F = const) an die Innenfläche angepresst. Große Werte des Kehrwertes
entsprechen einer langsamen Verschiebung und damit einem größeren Materialabtrag.
In Fig. 6 (b) repräsentiert die gestrichelte Kurve V
O diejenige Variation des Kehrwertes der Verschiebungsgeschwindigkeit über den Drehwinkel,
die erforderlich wäre, wenn ein Honwerkzeug, dessen oszillierende Schneidgruppe im
oberen Endbereich der Zylinderbohrung in Umfangsrichtung verschoben wird, die Innenfläche
bearbeitet. Die durchgezogene Linie V
M entspricht der zeitlichen Variation bzw. Winkelvariation, die im Mittelbereich der
Bohrung (R
M) erforderlich wäre. Während die annähernd, aber nicht exakt 2-zählig radialsymmetrische
Bohrungsquerschnittsform am oberen Ende im Wesentlichen durch eine Variation der Verschiebungsgeschwindigkeit
mit zwei lokalen Minima und dazwischenliegenden lokalen Maxima (sowie einer kurzzeitigen
Verlangsamung bei 180°) erreicht werden kann, erfordert das Formhonen im Mittelbereich
der Bohrung (Kurve R
M) bei einer einzigen Umdrehung des Honwerkzeuges einen vielfachen, schnellen Wechsel
zwischen Anstieg und Zurücknahme der Verschiebungsgeschwindigkeit, der zu einer Ausbildung
von sechs bis acht lokalen Abtragsmaxima und lokalen Abtragsminima bei einer vollen
Umdrehung führt. Wird bei der Honbearbeitung das Honwerkzeug axial mit langen Hüben
bewegt und gleichzeitig um seine Werkzeugachse rotiert, so ergibt sich der tatsächliche
zeitliche Verlauf der an einer Schneidgruppe wirksame Verschiebungsgeschwindigkeit
(bzw. Abtragsleistungen) aus einer Überlagerung der hier zur Vereinfachung erläuterten
Verläufe, wobei sich auch die starke Variation in Axialrichtung (Fig. 5(b)) in einen
Beitrag zur Variation der Verschiebungsgeschwindigkeit umsetzt.
[0079] Nach der Durchführung des Formhonens kann die Zylinderbohrung mit Hilfe eines Formmesssystems
gemessen werden. Eine eventuell noch vorhandene, gemessene Differenz der Ist-Form
zur Soll-Form kann zur Korrektur der Bearbeitungsparameter in Abhängigkeit von Hublage
und Drehwinkel genutzt werden. Insbesondere kann somit während und/oder nach einer
formerzeugenden Honoperation eine Vermessung der Bohrungsform zur Ermittlung von Form-Istwerten
durchgeführt werden und eine Differenz zwischen den Form-Iswerten und der Sollform
kann zur Korrektur der Steuerung der materialabtragenden Bearbeitung verarbeitet werden.
Durch diesen Regelkreis ist eine verbesserte Genauigkeit des Formhonprozesses erzielbar.
[0080] Es sind zahlreiche Varianten des Bearbeitungsverfahrens möglich, wobei unterschiedliche
Typen von Honwerkzeugen und/oder unterschiedlich aufgebaute und/oder gesteuerte Honmaschinen
genutzt werden können. Bei einer Variante der in Fig. 1 dargestellten Honmaschine
werden zusätzliche Baugruppen in die Konstruktion eingefügt, um die der Verschiebungsbewegung
überlagerte Schwingungsbewegung von Schneidgruppen zu erzeugen. Beispielsweise kann
innerhalb der Spindel 120 ein Schwingungserzeuger eingebaut werden, der den das Honwerkzeug
150 tragenden Teil der Spindel von einem antriebsseitigen Teil der Spindel abkoppelt
und eine Relativbewegung des Honwerkzeug tragenden Abschnittes gegenüber dem antriebsseitigen
Abschnitt in Axialrichtung und/oder in Umfangsrichtung ermöglicht, um die Schwingungsbewegung
der Schneidgruppe zu realisieren. Es ist auch möglich, innerhalb des Honwerkzeuges
einen Schwingungserzeuger anzubringen, der die Schneidstoffkörper der Schneidgruppe
relativ zum Werkzeugkörper oszillierend antreibt. In beiden Fällen muss zur Erzeugung
der Schwingungsbewegung weniger Masse bewegt werden als in der oben beschriebenen
Ausführungsform, so dass bei gleicher eingeleiteter Kraft größere Schwingungsfrequenzen
möglich sind.
[0081] Außerdem ist es möglich, an Stelle des in Fig. 2 gezeigten Honwerkzeuges 250 andere
Typen von Honwerkzeugen zu verwenden. Figur 7 zeigt hierzu beispielhaft ein Honwerkzeug
700 mit vier symmetrisch um den Umfang verteilten, gleichartigen Honleisten 760, die
über ein einziges, gemeinsames Zustellsystem 770 gemeinsam betätigt werden. Es sind
keine expandierbaren oder nicht-expandierbaren Führungsleisten vorhanden. Solche einfach
aufgebauten Honwerkzeuge sind besonders dann verwendbar, wenn im Wesentlichen rotationssymmetrische
Bohrungsformen ggf. mit in Axialrichtung stark variierenden Durchmesser, und/oder
Bohrungsformen mit 4-zähliger Radialsymmetrie erzeugt werden sollen.
[0082] Das Honwerkzeug 800 in Fig. 8 ist ein System mit Doppelaufweitung, d.h. mit zwei
unabhängig voneinander betätigbaren Zustellsystemen. Dabei werden vier gleichmäßig
um den Umfang verteilten erste Honleisten 860 über ein erstes Zustellsystem 870 gemeinsam
verstellt. Eine in Umfangsrichtung symmetrisch zwischen zwei der Honleisten 860 angeordneten
Honleiste 810 wird über ein gesondertes zweites Zustellsystem 820 betätigt. Mit Hilfe
der vier gleichartigen Schneidstoffkörper 860 kann bei geeigneter Ansteuerung der
Bewegungsgeschwindigkeit des Honwerkzeuges beispielsweise eine dominierende 4-zählige
Rotationssymmetrie der Bohrungsform erzeugt werden. Durch Ansteuerung des zweiten
Aufweitsystems wird gleichzeitig die einzelne Honleiste 810 zugestellt, die dann noch
einen gezielten lokalen Materialabtrag erzeugt, um beispielsweise eine Bohrungsform
mit einer von einer 2-zähligen Radialsymmetrie abweichenden Geometrie zu erzeugen
(vgl. z.B. Fig. 5). Beide Zustellsysteme sind unabhängig voneinander als Funktion
von Hublage und Winkelposition des Honwerkzeuges ansteuerbar.
[0083] Bei einer anderen Ausführungsform ist an der der Honleiste 810 gegenüberliegenden
Seite eine weitere Honleiste vorgesehen, die von dem zweiten Zustellsystem 820 betätigbar
ist. Durch gemeinsame Zustellung der diametral gegenüberliegenden zweiten Honleisten
als Funktion von Hublage und Winkelposition des Honwerkzeuges kann beispielsweise
eine Ovalität erzeugt werden, die einer vierzählig symmetrischen Form überlagert sein
kann.
[0084] Figur 9 zeigt schematisch ein Honwerkzeug 900, das als Mehrleistenhonwerkzeug ausgelegt
ist. Auf einer Seite des Honwerkzeuges ist eine einzelne materialabtragende Honleiste
960 angeordnet. An der zur Werkzeugachse diametral gegenüberliegenden Seite sind zwei
ebenfalls zustellbare, jedoch nicht-schneidende Führungsleisten 970 angeordnet, die
bezüglich ihres Aufbaus im Wesentlichen den Führungsleisten 270 in Fig. 2 entsprechen
können. Die einzelne Honleiste 960 und die nicht-schneidenden Führungsleisten 970
werden über eine gemeinsame Zustelleinrichtung 980 zugestellt. Bei der Bearbeitung
nehmen die Führungsleisten 970 die Gegenkraft der von der Honleiste 960 erzeugten
Bearbeitungskraft auf. Es ist auch möglich, ein Honwerkzeug mit einer einseitig wirkenden
Honleiste zu verwenden, die ebenfalls von Führungsleisten abgestützt wird, die sich
auf der gegenüberliegenden Seite befinden (ähnlich Fig. 9), die aber nicht ausgefahren
(zugestellt) werden.
[0085] Eine nicht gezeigte Variante eines Honwerkzeuges mit Doppelaufweitung hat eine erste
Schneidgruppe, die in einem ersten axialen Abschnitt des Honwerkzeuges wirksam ist,
sowie mindestens eine zweite, gesondert zustellbare Schneidgruppe, die sich in Axialrichtung
versetzt zur ersten Schneidgruppe befindet, beispielsweise oberhalb der ersten Schneidgruppe
oder unterhalb der Schneidgruppe (in Axialrichtung gesehen). Es ist möglich, ein solches
Honwerkzeug so anzusteuern, dass die unterschiedlichen, axial versetzten Schneidbereiche
mit unterschiedlichen Aufweitkräften beaufschlagt werden, um dadurch in verschiedenen
axialen Höhen der Bohrung unterschiedliche Abträge zu erreichen.
[0086] Eine weitere, nicht gezeigte Variante eines Honwerkzeuges mit Doppelaufweitung hat
eine erste Schneidgruppe, die in einem ersten Umfangswinkelbereich des Honwerkzeuges
wirksam ist, sowie mindestens eine zweite, gesondert zustellbare Schneidgruppe, die
in einem in Umfangsrichtung versetzt zum ersten Umfangswinkelbereich liegenden zweiten
Umfangswinkelbereich des Honwerkzeuges wirksam ist. Die Schneidleisten, die von diesen
zwei Aufweitungen (bzw. Zustellsystemen) gesteuert werden, befinden sich somit an
verschiedenen Winkelpositionen. Die Zustellkraft wird für beide Aufweitungen getrennt
in Abhängigkeit von Winkelposition und Hublage gesteuert.
[0087] Soweit nicht anders angegeben, können die oben beschriebenen Verfahrensvarianten
wahlweise mit konstanter Schwingungsamplitude oder mit zeitlich veränderlicher Schwungungsamplitude
durchgeführt werden. Anhand der Fig. 10 bis 13 werden weitere Verfahrensvarianten
beschrieben, bei denen die Schwingungsamplitude der Schwingungsbewegung mindestens
einer Schneidgruppe innerhalb eines Bearbeitungszeitintervalles zwischen einem Maximalwert
ϕ
MAX und einem Minimalwert ϕ
MIN variiert. Der Begriff "Schwingungsamplitude" beschreibt hier die jeweilige Auslenkung
der Bewegung der periodisch oszillierenden Schneidgruppe aus einer Bezugsposition,
die die Null-Lage der Schwingungsbewegung darstellt.
[0088] In Analogie zu Fig. 2 ist eine Zylinderbohrung 1003 gezeigt, die sich von einer oberen,
zylinderkopfseitigen Eintrittsöffnung O über einen axialen Mittelbereich M bis zum
unteren Endbereich U erstreckt. Die Querschnittsform der Bohrung in diesen Bereichen
ist in Fig. 10 jeweils stark übertrieben mit einer durchgezogenen Linie für den oberen
Bereich O, und gestrichelten Linien für den mittleren und unteren Bereich dargestellt
(vgl. auch Fig. 5(a)). Diese gewünschte Soll-Form wird bei dem dargestellten Verfahren
ausgehend von einer im Wesentlichen kreiszylindrischen Ausgangsform in der nachfolgend
beschriebenen Weise erzeugt.
[0089] Bei dem Honprozess wird ein Honwerkzeug verwendet, welches vier um jeweils 90° umfangsversetzte
Schneidgruppen aufweist, die in Fig. 10 durch einzelne Honleisten 1060 dargestellt
sind. Die Breite der Honleisten in Umfangsrichtung kann sehr gering sein und beispielsweise
eine Eingriffsbreite von 6mm oder weniger erzeugen. Es ist eine gemeinsame Zustelleinrichtung
für alle Honleisten vorgesehen, bei anderen Ausführungsformen gibt es zwei gesonderte
Zustelleinrichtungen für jeweils ein Paar diametral gegenüberliegender Honleisten.
[0090] Die Bewegungs-Steuerungseinrichtung der Honmaschine ist so konfiguriert, dass die
Honspindel, die das Honwerkzeug antreibt, eine winkelbegrenzt oszillierende Rotationsbewegung
um ihre Spindelachse ausführt, so dass das Honwerkzeug in eine in Umfangsrichtung
oszillierende Bewegung versetzt wird. Die Schwingungsamplitude ϕ der Drehbewegung
ist auf maximal 45° begrenzt, so dass jede Honleiste jeweils nur einen Umfangswinkelbereich
von maximal 90° bearbeitet. Typische Schwingungsfrequenzen können beispielsweise im
Bereich zwischen 1 Hz und 30 Hz liegen. Im Gegensatz zum klassischen Honen wird somit
keine Rotationsbewegung der Honspindel mit kontinuierlicher, ggf mehrfacher Drehung
um ihre Achse erzeugt. Die Null-Lage der Schwingungsbewegung in Azimutalrichtung bleibt
unverändert (keine Rotation der Honspindel) Die Schneidgruppen werden mit konstantem
Anpressdruck (F=const) an die Bohrungsinnenfläche 1030 angedrückt.
[0091] Der axiale Vorschub der Honspindel wird bei manchen Ausführungsformen so gesteuert,
dass die in Umfangsrichtung gerichtete Geschwindigkeitskomponente der Schneidgruppen
um ein Vielfaches größer ist als die in Axialrichtung (parallel zur Bohrungsachse
BA) gerichtete Geschwindigkeitskomponente. Die hieraus resultierenden Bearbeitungsspuren
an der Bohrungsinnenwand schließen demnach mit der Axialrichtung sehr große Winkel
ein, typischerweise zwischen 70° und 90°. Diese Werte entsprechen sehr kleinen Honwinkeln
im Bereich von maximal 40°. Bei anderen Ausführungsformen kann das Verhältnis der
Geschwindigkeitskomponenten in Umfangsrichtung und in Axialrichtung anders sein, beispielsweise
bis zu einem axialen Vorschub, dessen axiale Geschwindigkeitskomponente etwa gleich
groß ist wie die in Umfangsrichtung verlaufende Geschwindigkeitskomponente. In diesem
Fall können beispielsweise Honwinkel bis zu 90° erzeugt werden. Es ist auch möglich,
dass die axiale Geschwindigkeitskomponente größer ist als die tangentiale (in Umfangsrichtung
gerichtete) Geschwindigkeitskomponente.
[0092] Die Hubbewegung der Honspindel erzeugt eine Axialgeschwindigkeit bzw. Hubgeschwindigkeit
v
AX der Schneidgruppen, die sich im Verlauf eines Hubes zeitlich verändert, und zwar
von einer relativ geringen Axialgeschwindigkeit im Bereich der oberen Eintrittsöffnung
kontinuierlich zu einer deutlich höheren Axialgeschwindigkeit in der Nähe des unteren
Endes U. Dies wird durch die strichpunktierte Linie in dem Diagram von Fig. 11 sowie
an der linken Seite der in Fig. 10 gezeigten Bohrung dargestellt. Da die Bohrungsinnenfläche
im Bereich relativ hoher Axialgeschwindigkeit weniger lange einem Bearbeitungseingriff
durch die Honsteine ausgesetzt ist, erzeugt die variierende Hubgeschwindigkeit eine
Variation der jeweiligen Einwirkzeit t
W der Honleisten in den unterschiedlichen Axialbereichen derart, dass die Einwirkzeit
in Bereichen relativ hoher Hubgeschwindigkeit im unteren Endbereich der Bohrung relativ
gering ist, während sie zum oberen Endbereich O kontinuierlich zunimmt. Dies ist anhand
der gestrichelten Kurve t
W in Fig. 11 sowie am linken Rand der Bohrung in Fig. 10 schematisch dargestellt.
[0093] Dem axialen Vorschub der Honspindel mit veränderlicher Hubgeschwindigkeit ist die
in Umfangsrichtung oszillierende Bewegung überlagert, für deren zeitlichen Verlauf
unterschiedliche Varianten möglich sind. Anhand Fig. 12 werden verschiedene Varianten
dargestellt. Gemäß Variante I nimmt die Schwingungsamplitude im Laufe der Zeit t innerhalb
eines Änderungszeitintervalls Δt kontinuierlich von einem Maximalwert ϕ
MAX bis zu einem Minimalwert ϕ
MIN > 0 oder ϕ
MIN = 0 ab. Gemäß Variante II wechselt die Schwingungsamplitude innerhalb eines Änderungszeitintervalls
Δt mehrfach periodisch zwischen Schwingungen mit relativ großer Amplitude (bei oder
nahe ϕ
MAX) und Schwingungen mit relativ kleiner Schwingungsamplitude (bei oder nahe 0°). Auch
andere Verläufe, beispielsweise ein zick-zack-förmiger Zeitverlauf der Schwingungsamplitude,
oder eine kontiniuerliche oder diskrete Zunahme der Schwingungsamplitude sind möglich.
Innerhalb eines Änderungszeitintervalls Δt ist somit eine einmalige kontinuierliche
oder diskontinuierliche Abnahme oder Zunahme der Schwingungsamplitude genauso möglich
wie ein einfacher oder mehrfacher Wechsel zwischen abnehmender und zunehmender Schwingungsamplitude.
[0094] Durch geeignete Anpassung der Dauer des Änderungszeitintervalls Δt der Schwingungsamplitudenänderung
an die axiale Vorschubgeschwindigkeit v
AX des Honwerkzeuges sind nun unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, Bohrungen mit
definiert unrundem Bohrungsquerschnitt zu honen. Diese Varianten können über ein geeignetes
Verhältnis zwischen der Hubdauer t
H für einen einzigen Hub und dem Änderungszeitintervall Δt für die Änderung der Schwingungsamplitude
eingestellt werden.
[0095] Bei einer Verfahrensvariante ist das Änderungszeitintervall Δt, innerhalb dessen
die Schwingungsamplitude kontinuierlich (wie in Variante I) oder schrittweise einmal
von einem Maximalwert zu einem Minimalwert abnimmt (oder zunimmt), deutlich größer
als die für einen einzigen Axialhub erforderliche Hubdauer t
H. In diesem Fall können beispielsweise ein bis zwei oder mehr Hübe zunächst mit relativ
großen Schwingungsamplituden nahe oder bei der maximalen Schwingungsamplitude durchgeführt
werden, bevor die Schwingungsamplitude kontinuierlich oder in diskreten Schritten
weiter reduziert wird. Auf diese Weise wird zunächst auf der maximalen Umfangsbreite
von beispielsweise 60° bis 90° mit einem oder mehreren Hüben auf der vollen Länge
der Bohrung abgetragen, wobei jedoch die Hubgeschwindigkeit im oberen Bereich der
Bohrung langsamer ist als im unteren Bereich. Dadurch ergibt sich im oberen Bereich
bereits ein stärkerer Abtrag. Durch diskrete oder kontinuierliche Reduzierung der
Schwingungsamplitude wird nun die Eingriffsbreite der in Umfangsrichtung oszillierenden
Honleisten nach und nach reduziert, so dass sukzessive nur noch die weiter innen liegenden
Bereiche einer Ausbeulung bearbeitet werden. Auch hier ergibt sich in Kombination
mit der in Axialrichtung variierenden Hubgeschwindigkeit im oberen Teil der Bohrung
ein stärkerer Materialabtrag als im unteren Teil der Bohrung. Ausgehend von einer
im Wesentlichen ideal kreiszylindrischen Bohrung kann sich auf diese Weise die in
Fig. 10 schematisch gezeigte Bohrungsgeometrie ergeben, die dadurch gekennzeichnet
ist, dass im unteren Bereich der Bohrung, wo insgesamt nur relativ kurze Gesamtbearbeitungszeiten
der Honleisten vorlagen, der Bohrungsquerschnitt weiterhin kreiszylindrisch ist, während
sich zum oberen Ende der Bohrung hin eine immer stärker ausgeprägte Unrundheit vierter
Ordnung mit vier um jeweils 90° umfangsversetzten "Ausbeulungen" ergibt.
[0096] Bei einer anderen Verfahrensvariante variiert die Schwingungsamplitude während eines
einzigen Axialhubes einmal oder mehrfach zwischen maximaler und minimaler Schwingungsamplitude.
In diesem Fall ist somit das Änderungzeitintervall Δt in der Größenordnung der Hubdauer
t
H oder kleiner als die Hubdauer. Beispielsweise kann die Schwingungsamplitude gemäß
Variante II in Fig. 12 mehrfach zwischen Maximalwert und Minimalwert variieren, während
sich das Honwerkzeug nur sehr langsam in Axialrichtung bewegt. Auf diese Weise kann
im oberen Eintrittsbereich der Bohrung bei langsamer axialer Vorschubgeschwindigkeit
(oder zeitweise unterbrochener axialer Vorschub) die in diesem Bereich gewünschte
unrunde Bohrungsform mit stark ausgeprägten Ausbeulungen erzeugt werden. Bei unverändertem
Wechsel der Schwingungsamplituden kann die Geschwindigkeit des Axialvorschubes dann
nach und nach zunehmen, so dass immer weniger Perioden des Schwingungsamplitudenwechsels
an einer vorgegebenen Axialposition der Bohrung vorkommen. Dementsprechend wird die
Stärke der Ausprägung der Asubeulungen von der oberen Öffnung O zum unteren Ende U
der Bohrung sukzessive geringer. Im Bereich des unteren Endes kann der Axialvorschub
z.B. bei geeignetem Überlauf des Honwerkzeuges so hoch sein, dass die variierende
Schwingungsamplitude zu keiner merklichen Abweichung von der kreisrunden Form führt.
[0097] Es ist möglich, die Bewegungs-Steuereinrichtung so zu konfigurieren, dass das Honwerkzeug
eine in Axialrichtung oszillierenden Schwingungsbewegung ausführt, deren Schwingungsamplitude
veränderlich ist. In einem solchen Fall variiert somit der axiale Hub des Honwerkzeuges
während der Bearbeitung der Bohrung. Dies kann beispielsweise bei der Erzeugung einer
unrunden Bohrung, wie sie in Fig. 10 schematisch dargestellt ist, dazu genutzt werden,
dass der untere Bereich U der Bohrung von keinem oder nur von wenigen Axialhüben des
Honwerkzeuges erreicht wird, während die Anzahl aufeinanderfolgender Bearbeitungseingriffe
des Honwerkzeuges zu den näher bei der oberen Öffnung O liegenden Axialbereichen immer
mehr zunimmt. Die axiale Schwingungsbewegung mit veränderlicher Amplitude kann mit
variierender Hubgeschwindigkeit oder mit kontinuierlicher Hubgeschwindigkeit durchgeführt
werden.
[0098] Bei der anhand von Fig. 13 erläuterten Verfahrensvariante wird an der Zylinderbohrung
1303 in einem zwischen der oberen Eintrittsöffnung und dem unteren Ende der Zylinderbohrung
liegenden Zwischenbereich eine Durchmessererweiterung 1305 in Form einer Ausbauchung
erzeugt, die dazu führt, dass im axialen Zentralbereich der Ausbauchung der Durchmesser
der Bohrung 1303 maximal wird und in beide Richtungen zu den Enden der Bohrung kontinuierlich
bis auf den in den Endbereichen vorliegenden Durchmesser abfällt. Zur Erzeugung dieser
Ausbauchung wird das Honwerkzeug in eine Axialbewegung mit zeitlich variierender Hubgeschwindikgeit
v
AX versetzt, die im Zentralbereich der Ausbauchung ein Minimum hat. Auf diese Weise
wird die lokale Bearbeitungsdauer im Bereich der Ausbauchung im Vergleich zu axialen
Nachbarbereichen besonders groß, so dass sich ein verstärkter Materialabtrag ergibt,
der zur Erzeugung der Ausbauchung führt. Die Schwingungsbewegung kann ausschließlich
oder überwiegend in Umfangsrichtung erfolgen. Die Ausbeulung kann auch mit einer Schwingungsbewegung
erzeugt werden, die Bewegungskomponenten in beiden Richtungen (axial und in Umfangsrichtung)
hat. Unabhängig von der Art der Schwingungsbewegung ist es zweckmäßig, wenn die Schwingungsbewegung
jeweils mit der Maximalamplitude beginnt und schrittweise oder kontinuierlich zu kleineren
Schwingungsamplituden reduziert wird.
[0099] Das mit Hilfe dieser oder anderer Verfahrensvarianten durchführbare Formhonen kann
nach Maßgabe von vor dem Honprozess festgelegten Steuerparametern erfolgen. Bei einer
anhand von Fig. 10 erläuterten Ausführungsform ist jedoch eine in-Prozess-Regelung
des Honprozesses nach Maßgabe von mehreren während des Honens zeitgleich erfassten
Durchmesser-Messwerten vorgesehen. Hierzu hat die Honmaschine ein schematisch gezeigtes,
pneumatisches Messsystem 1070 zur Bestimmung des Bohrungsdurchmessers während der
Bearbeitung in zwei um 45° umfangsversetzten Messrichtungen. Das pneumatische Messsystem
(Luftmesssystem) umfasst ein erstes Paar von Meßdüsen 1071A, 1071B, die am Honwerkzeug
diametral gegenüberliegend zwischen den umfangsversetzten Honleisten 1060 angeordnet
sind. Die Messdüsen 1072A, 1072B, eines zweiten Paares von Messdüsen sind um 45° umfangsversetzt
zu den ersten Messdüsen. Jedes Paar von Messdüsen ist über eine Druckleitung an einen
pneumatisch/elektrischen Messwandler angeschlossen, der elektrische Signale liefert,
aus denen der Durchmesser in der jeweiligen Messrichtung ableitbar ist. Die Paare
von Messdüsen sind an separate Messwandler angeschlossen, so dass die Durchmesser
in der durch das erste Paar von Messdüsen definierten ersten Messrichtung M1 und in
der durch das zweite Paar von Messdüsen definierten Messrichtung M2 unabhängig voneinander
erfasst werden können. Bei der gezeigte Orientierung des Honwerkzeuges wird dementsprechend
in der ersten Messrichtung M1 ein größerer Durchmesser angezeigt als in der azimutal
versetzten zweiten Messrichtung. Die Durchmesser-Messwerte werden in einer zur Steuereinrichtung
der Honmaschine gehörenden Auswerteeinrichtung
1075 verarbeitet und mit Soll-Werten für die entsprechenden Durchmesser verglichen. Sobald
sich eine über einer Toleranzschwelle liegende Abweichung von einem Soll-Messwert
ergibt, wird mindestens ein Honparameter verändert, um den Honprozess in der Folge
so zu optimieren, dass das gewünschte Fertigmaß innerhalb der zulässigen Toleranzen
erreicht wird. Somit ist beim Formhonen ein geregelter Honprozess möglich.
[0100] Grundsätzlich kann die Messung des Durchmessers in mindestens zwei in Umfangsrichtung
versetzen Messrichtungen und/oder an mindestens zwei in Axialrichtung versetzten Messpositionen
zur Erzeugung eines ersten und mindestens eines zweiten Durchmessersignals während
der Bearbeitung, nach der Bearbeitung oder sowohl während als auch nach der Bearbeitung
vorgenommen werden.
[0101] Bei manchen Ausführungsformen ist es möglich, ausgehend von einer Bohrung mit idealer
kreiszylindrischer Form innerhalb von weniger als 60 Sekunden eine gewünschte Soll-Form
mit der anhand von Fig. 10 schematisch erläuterten Unrundheit vierter Ordnung zu erzeugen,
deren Ausmaß von der zylinderkopfseitigen Offnungsseite bis zur Unterseite kontinuierlich
abnimmt und insgesamt einen Zylindrizitätsfehler von mehr als 10µm ergibt.
[0102] In der Regel werden die materialabtragenden Bearbeitungsschritte zur Erzeugung der
ggf. komplexen, unrunden und ggf. unsymmetrischen Bohrungsformen mit Hilfe eines Honwerkzeuges
(oder mit Hilfe mehrerer nacheinander verwendeter Honwerkzeuge) erzeugt, wobei die
Schneidgruppe dieser Honwerkzeuge für einen substantiellen Materialabtrag ausgelegt
sind, um die Makroform der Bohrung in der gewünschten Weise zu erzeugen. Dies führt
dazu, dass die Mikrostruktur der bearbeiteten Bohrungsinnenfläche möglicherweise nicht
den für den Betrieb vorgegebenen Vorgaben hinsichtlich Oberflächenrauheit und/oder
Oberflächenstruktur genügt. Daher wird bei bevorzugten Verfahren nach den formgebenden
Bearbeitungsschritten mindestens eine im Wesentlichen formneutrale, d.h. die Makroform
der Bohrung im Wesentlichen nicht verändernde Bearbeitungsoperation durchgeführt.
Dabei können Honwerkzeuge mit entsprechend an die Oberflächenanforderung angepasster
Körnung der Schneidstoffkörper und/oder Bürst- oder Plateauhonwerkzeuge und/oder andere
die Oberflächenstruktur verändernde Bearbeitungswerkzeuge eingesetzt werden, beispielsweise
berührungslos arbeitende Werkzeuge, wie Laser und/oder Wasserstrahlerzeuger, die die
Oberflächenstruktur der Bohrungsinnenfläche ohne wesentliche Beeinflussung der Makroform
verändern können.
[0103] Beispielsweise kann eine "Plateauhonbearbeitung" durchgeführt werden, um die nach
der formgebenden Honbearbeitung noch vorliegenden Spitzen des Rauheitsprofiles zu
schneiden und dadurch den Traganteil der Oberfläche zu erhöhen. Bei der im Wesentlichen
formneutralen Bearbeitungsoperation kann die Innenfläche der Bohrung z.B. mit einer
Vielzahl von relativ zueinander beweglichen, elastisch gelagerten Schneidstoffkörpern
bearbeitet werden, die in Axialrichtung des Honwerkzeuges eine maximale Ausdehnung
von weniger als 10 % der Länge des Schneidbereiches des Honwerkzeuges haben. Ein solches
stark segmentiertes Plateauhonwerkzeug ist in der Lage, die gewellte Oberfläche einer
gezielt unrund bearbeiteten Bohrung mit einem Zylindrizitätsfehler von deutlich über
10 µm weitgehend gleichmäßig zu bearbeiten. Es kann durch Honleistensegmente gebildete
Schneidstoffkörper haben, die auf einem in sich elastischen Grundkörper, beispielsweise
einer Platte aus einem gummiartigen Werkstoff, aufgebracht sind. Dieser in sich elastische
Grundkörper ist auf dem eigentlichen Grundmaterial der Honleiste, beispielsweise einem
Träger aus Stahl, Kupfer oder dergleichen durch Verkleben oder auf andere Weise aufgebracht.
Die Honleistensegmente können z.B. eine Ausdehnung von 10mm x 10mm haben. Damit ist
bei der Plateauhonbearbeitung eine flächige Anlage der Segmente an die formgehonte
Bohrung abgesichert, da sich die Schneidstoffkörper unter lokaler elastischer Verformung
des elastischen Grundkörpers dem welligen Verlauf der Bohrungsinnenfläche anpassen
können. Eine Abrundung von harten Kanten, die einen Sprung in der zweiten Ableitung
im Formschrieb erzeugen würden, am Übergang des Formbereiches zum zylindrischen Bereich
kann hier sogar gewünscht sein.
[0104] Da die vorbearbeitete Innenfläche auch bei stark asymmetrisch deformierten, nicht-kreiszylindrischen
Bohrungsformen eine sehr gleichmäßige Rauheitsverteilung haben kann, ist auch nach
dem letzten Bearbeitungsschritt eine gleichmäßige Oberflächenstruktur gewährleistet.
1. Verfahren zum Honen der Innenfläche einer Bohrung in einem Werkstück, insbesondere
zum Honen einer Zylinderlauffläche bei der Herstellung von Zylinderblöcken für Brennkraftmaschinen,
bei dem ein Honwerkzeug innerhalb der Bohrung bewegt wird und mindestens eine an dem
Honwerkzeug angebrachte Schneidgruppe mit mindestens einem Schneidstoffkörper zur
materialabtragenden Bearbeitung der Innenfläche mit einer Zustellkraft an die Innenfläche
angedrückt wird,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
Erzeugung einer Schwingungsbewegung der Schneidgruppe im Wesentlichen parallel zur
Innenfläche nach Maßgabe mindestens eines Schwingungsparameters derart, dass ein wesentlicher
Anteil eines durch die Schneidgruppe verursachten Materialabtrages aus der Schwingungsbewegung der Schneidgruppe
resultiert;
Steuerung der Schwingungsbewegung zur Erzeugung eines über die Innenfläche lokal variierenden
Materialabtrages an der Innenfläche zur Erzeugung einer vorgegebenen Sollform der
Bohrung.
2. Verfahren nach Anspruch 1, worin die Schwingungsbewegung eine Schwingungsfrequenz
von mindestens 1 Hz hat, wobei die Schwingungsfrequenz vorzugsweise zwischen 2 Hz
und 10 Hz liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, worin die Schwingungsbewegung derart erzeugt wird,
dass die Schwingungsbewegung innerhalb des Änderungszeitintervalls eine zeitlich veränderliche
Schwingungsamplitude hat, wobei die Schwingungsamplitude vorzugsweise innerhalb eines
Änderungszeitintervalls von einer maximalen Schwingungsamplitude zu einer minimalen
Schwingungsamplitude kontinuierlich oder schrittweise reduziert wird, insbesondere
ohne nachfolgende Erhöhung der Schwingungsamplitude.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin zusätzlich zu der mindestens
einen Schwingungsbewegung eine der Schwingungsbewegung überlagerte Verschiebungsbewegung
der Schneidgruppe entlang der Innenfläche nach Maßgabe mindestens eines Verschiebungsparameters
erzeugt und die Verschiebungsbewegung so gesteuert wird, dass in Verbindung mit der
überlagerten Schwingungsbewegung der über die Innenfläche lokal variierende Materialabtrag
erzielt wird, wobei die Verschiebungsbewegung vorzugsweise aperiodisch ist und/oder
eine im Vergleich zur Schwingungsbewegung sehr langsame Veränderung der Verschiebungsrichtung
und/oder der Verschiebungsgeschwindigkeit erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin eine Hubgeschwindigkeit des
Honwerkzeuges als Funktion der Hublage und/oder eine Drehgeschwindigkeit des Honwerkzeuges
als Funktion der Drehlage gesteuert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin das Honwerkzeug in eine in
Umfangsrichtung oszillierende Schwingungsbewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude
versetzt wird, die eine maximale Schwingungsamplitude von höchstens 90° hat, und eine
in Umfangsrichtung der Bohrung gerichtete Geschwindigkeitskomponente der Schneidgruppe
erzeugt wird, die mindestens so groß ist wie eine in Axialrichtung der Bohrung gerichtete
Geschwindigkeitskomponente, wobei vorzugsweise das Honwerkzeug während der in Umfangsrichtung
mit veränderlicher Schwingungsamplitude erfolgenden Schwingungsbewegung mit einer
zeitlich veränderlichen Hubgeschwindigkeit in Axialrichtung verschoben wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, worin die Verschiebungsbewegung zu einem
einmaligen Durchlaufen des Werkzeuges durch die Bohrung in Axialrichtung führt und
der Verschiebungsbewegung eine Schwingungsbewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude
des Werkzeuges in Umfangsrichtung überlagert ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin das Honwerkzeug keine kontinuierliche
Rotation ausführt, so dass die Schwingungsbewegung bezogen auf die Umfangsrichtung
um eine feste Null-Lage erfolgt.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin ein Honwerkzeug mit einem
einzigen Paar von diametral gegenüberliegenden Schneidgruppen verwendet wird und das
Honwerkzeug in eine in Umfangsrichtung der Bohrung oszillierende Schwingungsbewegung
mit veränderlicher Schwingungsamplitude versetzt wird, die vorzugsweise eine maximale
Schwingungsamplitude von höchstens 90° hat, wobei vorzugsweise eine Bohrung mit ovaler
Bohrungsform erzeugt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, worin ein Honwerkzeug mit vier um jeweils
90° umfangsversetzten Schneidgruppen verwendet wird und das Honwerkzeug in eine in
Umfangsrichtung der Bohrung oszillierende Schwingungsbewegung mit veränderlicher Schwingungsamplitude
versetzt wird, die vorzugsweise eine maximale Schwingungsampliude von höchstens 45°
hat, wobei vorzugsweise in einem Bohrungsabschnitt der Bohrung eine nicht-kreiszylindrische
Querschnittsform mit annähernd 2-zähliger Radialsymmetrie und vier jeweils um 90°
umfangsversetzten Ausbeulungen der Bohrungsinnenwand erzeugt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin das Honwerkzeug innerhalb
eines vorgebbaren Bearbeitungszeitintervalles in eine in Axialrichtung kurzhubig um
eine vorgebbare Axialposition oszillierende Schwingungsbewegung mit veränderlicher
Schwingungsamplitude versetzt wird, die vorzugsweise eine maximale Axialamplitude
von zwischen 1 % und 50% der Werkzeuglänge hat.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine im wesentlichen starre Führung der Axialbewegung des Honwerkzeuges zur Erzeugung
einer Axialbewegung des Honwerkzeuges im wesentlichen parallel zur Bohrungsachse der
Bohrung und eine Steuerung der Schwingungsbewegung und der Verschiebungsbewegung einer
einseitig an dem Honwerkzeug angebrachten Schneidgruppe in Abhängigkeit von der Hublage
und/oder der Winkelposition des Honwerkzeuges.
13. Verfahren nach Anspruch 12, worin ein Honwerkzeug verwendet wird, welches einen Satz
von um den Umfang des Honwerkzeuges verteilten Führungsleisten zur axialen Führung
des Honwerkzeuges in der Bohrung umfasst, die vorzugsweise unabhängig von der Schneidgruppe
in Richtung auf die Innenfläche der Bohrung zustellbar sind, wobei die im Wesentlichen
starre Führung der Axialbewegung dadurch erreicht wird, dass die Führungsleisten während der Bewegung des Honwerkzeuges in
der Bohrung an die Innenfläche der Bohrung angedrückt werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, worin ein Honwerkzeug verwendet wird,
das eine erste Schneidgruppe, die in einem ersten Umfangswinkelbereich des Honwerkzeuges
wirksam ist, sowie mindestens eine zweite, gesondert zustellbare Schneidgruppe hat,
die in einem in Umfangsrichtung versetzt zum ersten Umfangswinkelbereich liegenden
zweiten Umfangswinkelbereich des Honwerkzeuges wirksam ist, wobei die Zustellkraft
für beide Schneidgruppen getrennt in Abhängigkeit von Winkelposition und Hublage des
Honwerkzeuges gesteuert wird.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin die Schneidgruppe mit einer
im wesentlichen konstanten Zustellkraft an die Innenfläche angedrückt wird.
16. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin an der Bohrung Formabweichungen
erzeugt werden, die einem Zylindrizitätsfehler ΔZ von mehr als 10 µm entsprechen,
wobei der Zylindrizitätsfehler ΔZ vorzugsweise bei mehr als 20 µm, insbesondere zwischen
20 µm und ca. 60 µm liegt, wobei der Zylindrizitätsfehler definiert ist als ΔZ=(DA-DI)/2, wobei DA der Durchmesser eines die Innenfläche der Bohrung außen berührenden Zylinders und
DI der Durchmesser eines die Innenfläche der Bohrung innen berührenden Zylinders ist.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Messung des Durchmessers der Bohrung während der Bearbeitung in mindestens zwei
in Umfangsrichtung versetzten Messrichtungen und/oder an mindestens zwei in Axialrichtung
versetzten Messpositionen zur Erzeugung eines ersten und mindestens eines zweiten
Durchmessermesssignals.
18. Verfahren nach Anspruch 17, gekennzeichnet durch eine Steuerung der Honbearbeitung nach Maßgabe der mindestens zwei Durchmessermesssignale,
wobei vorzugsweise die Schwingungsamplitude und/oder die Änderung der Schwingungsamplitude
und/oder die Frequenz der Schwingung und/oder mindestens ein Verschiebungsparameter
und/oder die Flächenpressung als Variable während der Bearbeitung verändert wird.
19. Honmaschine, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 18, die eine Bewegungs-Steuerungseinrichtung zur Steuerung der Bewegung mindestens
einer an einem Honwerkzeug angebrachten Schneidgruppe in Abhängigkeit von der Hublage
und/oder der Winkelposition des Honwerkzeuges in einer Bohrung hat, wobei die Bewegungs-Steuerungseinrichtung
zur Erzeugung einer Schwingungsbewegung der Schneidgruppe im wesentlichen parallel
zu einer Innenfläche der Bohrung nach Maßgabe mindestens eines Schwingungsparameters
konfiguriert ist, wobei die Schwingungsbewegung eine Schwingungsfrequenz von mindestens
1 Hz hat.
20. Honmaschine nach Anspruch 18, worin die Schwingungsfrequenz zwischen 2 Hz und 30 Hz
liegt.
21. Honmaschine nach Anspruch 19 oder 20, worin die Bewegungs-Steuerungseinrichtung weiterhin
so konfiguriert ist, dass sie eine Einstellmöglichkeit für einen Amplitudenänderungsparameter
der Schwingungsamplitude enthält, insbesondere für die maximale und minimale Schwingungsamplitude
und einen zeitlichen Verlauf der Veränderung der Schwingungsamplitude während eines
Änderungszeitintervalles.
22. Honmaschine nach einem der Ansprüche 19 bis 21, worin Bewegungs-Steuerungseinrichtung
weiterhin zur Erzeugung einer der Schwingungsbewegung überlagerten Verschiebungsbewegung
der Schneidgruppe entlang der Innenfläche der Bohrung nach Maßgabe mindestens eines
Verschiebungsparameters konfiguriert ist, wobei vorzugsweise zur Einstellung einer
lokal unterschiedlichen Werkstoffabtrennung sowohl die Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit
von langhubigen Verschiebungsbewegungen, als auch die Hub- und/oder Umfangsgeschwindigkeit
von im Vergleich dazu kurzhubigeren Schwingungsbewegung jeweils in Abhängigkeit von
der Hub- und Winkellage des Honwerkzeuges separat einstellbar sind.
23. Honmaschine nach einem der Ansprüche 19 bis 22, gekennzeichnet durch ein Meßsystem zum Messen des Durchmessers der Bohrung während der Bearbeitung in
mindestens zwei in Umfangsrichtung versetzten Messrichtungen und/oder an mindestens
zwei in Axialrichtung versetzten Messpositionen zur Erzeugung eines ersten und mindestens
eines zweiten Durchmesser-Messsignals, worin die Bewegungs-Steuerungseinrichtung vorzugsweise
als Regelungseinrichtung konfiguriert ist, um die Honbearbeitung nach Maßgabe der
mindestens zwei Durchmessermesssignale zu steuern.