[0001] Die Erfindung betrifft speziell eine modulare Auslöseelektronik für insbesondere
eine Wirkmittelwurfanlage, auch als Selbstschutz-Werfereinrichtung bekannt.
[0002] Wirkmittelwurfanlagen, insbesondere Werfer, dienen zum Abschuss von Wirkkörpern bzw.
Wirkmedien, wie beispielsweise Nebel-, Spreng-, Stör- und / oder Täuschkörper sowie
Tränengas, Pfeffer oder dergleichen. Wurfanlagen werden in der Regel an Fahrzeugen
wie Landfahrzeuge und Schiffe und an Gebäuden angebracht bzw. eingesetzt. Derartige
Wurfbecher oder Schächte mit Wirkkörper sind in der
DE 37 06 213 C2 offenbart. Auch die
DE 43 38 650C1 sowie die
DE 100 08 198 A1 beschreiben derartige Wirkmittelwurfanlagen.
[0003] Derartige Wirkmittelwurfanlagen bestehen im Wesentlichen aus einer Abschusseinrichtung,
die unterschiedlich konzipiert sein, sowie einer mit dieser Abschusseinrichtung elektrisch
in funktionaler Wirkung befindlichen Auslöseelektronik. Diese dient dazu, dass die
Munition gezündet wird. Die Zündung von Munition erfolgt häufig elektrisch, d.h.,
wird elektrisch initiiert. Dazu wird ein in der Munition befindliches Anzündelement,
beispielsweise eine Anzündpille, über die Zuführung elektrische Energie zur Zündung
gebracht. Die Ansteuerung erfolgt mit konventioneller Elektronik. Die gesamte Steuerelektronik
befindet sich in einer zentralen Versorgungs- und Bedieneinheit. Die Ansteuerung und
Auslösung der Munition erfolgt innerhalb dieser Zentraleinheit. Die Zuführung der
Energie zum Zünden der Munition erfolgt über Zuleitungen von der Zentraleinheit über
die Munitionsaufnahme wie Werferbecher, Magazine etc., zur Munition, also über entsprechende
Wegstrecken. Dabei ist insbesondere die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) ein
besonderer Punkt. Zudem sind die bekannten Systeme in der Regel auf den jeweiligen
Anwendungsfall maßgeschneidert ausgelegt und können nur bedingt auf andere Systeme
übertragen werden.
[0004] Hier greift die Erfindung die Aufgabe auf, ein neues Übertragungskonzept aufzuzeigen,
das insbesondere dem Problem der EMV mehr Berücksichtung schenkt.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind in den Unteransprüchen aufgelistet.
[0006] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, das Gesamtsystem Elektronik zur Zündung der
Munition aufzuteilen.
[0007] In einer ersten Variante erfolgt die Aufteilung in eine Bedieneinheit / zentrale
Steuereinheit (z.B. Feuerleitrechner) (im Weiteren werden beide Möglichkeiten mit
'Bedieneinheit' bezeichnet) und in wenigstens eine Auslöseeinheit. Die jeweilige Auslöseeinheit
beinhaltet dabei die Auslöseelektronik, in der die zum Zünden der Munition notwendige
Energie aufgebaut wird und befindet sich bevorzugt in unmittelbarer räumlicher Nähe
zur Munition. Die einzelne Auslöseeinheit mit Auslöseelektronik kann zur Verbesserung
der EMV Sicherheit in separaten Metallgehäusen eingehaust werden.
Alternativ kann in einer zweiten Variante die Auslöseelektronik auch direkt in die
Munition integriert werden. Dabei kann dann die Auslöseeinheit als solche entfallen.
[0008] Eine Auslöseeinheit / Auslöselektronik wird einer einzelnen Munition bzw. einer Munitionsgruppe
zugeordnet. Bekanntlich befinden sich an einem zu schützenden Objekt mehrere Munitionsgruppen,
die einzeln oder zu einer Werferanlage zusammengefasst betrieben werden.
[0009] Die Bedieneinheit kommuniziert bevorzugt über ein Bussystem (bidirektional, seriell)
mit einer oder beliebig vielen, der modular aufgebauten Auslöseeinheiten. Diese können,
wie bereits erwähnt, beispielsweise zu beliebigen Gruppen, zu einer zentralen Werferanordnung
bzw. Wirkmittelwurfanlage oder zu einer dezentralen Anordnung zusammengefasst werden.
[0010] In der Bedieneinheit sind die Controler für die Kommunikation und Steuerung der Abläufe
vorgesehen. Durch die Anwahl der entsprechenden ID kann über die Bedieneinheit entweder
nur eine einzelne bestimmte oder mehrere bestimmte oder alle Auslöseeinheiten angesteuert
werden. Die Bedieneinheit kann ein projektspezifisches MMI (Mensch-Maschine-Interface
= Bedien- und Anzeigeelemente) enthalten. Dezentral angeordnete Auslöseeinheiten werden
über eine Verdrahtungseinheit an die Bedieneinheit angeschlossen. Die Zündenergie
wird in jedem Fall innerhalb der jeweiligen Auslöseeinheiten aufgebaut.
[0011] Der Vorteil dieser Lösung liegt darin, dass durch den Einsatz wenigstens einer Auslöseeinheit
mit -elektronik mit modularem Aufbau insbesondere in Verbindung mit einem Bussystem
ein variabel einsetzbares Elektroniksystem geschaffen wird, das ohne maßgebliche Modifikationen
auf andere Systeme übertragen werden kann. Die zentrale Steuerelektronik kann um beliebig
viele Endstufen, d.h., Auslöseeinheiten erweitert werden. Durch einfache Änderungen
in der Software im Controler des Bussystems können zudem Systemfunktionen, wie beispielsweise
die Taktung zur Zündung der Munition innerhalb der Salven, sehr leicht variiert und
verändert werden. Die Bedieneinheit ist leichter ausführbar, da der Leistungsteil
in die Auslöseeinheiten und damit in die Nähe der Munition ausgegliedert wird. Die
ist auch natürlich mit konventioneller Technik, d.h., ohne ein Bussystem möglich.
[0012] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die dieser Erfindung zugrunde liegende
Wirkmittelwurfanlage als solches in seinen grundlegenden Bestandteilen und Funktion
bekannt ist.
[0013] Es zeigt:
- Fig. 1
- ein allgemeines Aufbaukonzept,
- Fig. 2
- ein Beispiel einer zentralen Werferanordnung,
- Fig. 3
- ein Beispiel einer dezentralen Werferanordnung.
[0014] Das Gesamtsystem Elektronik 1 wird, wie in Fig. 1 dargestellte, aufgeteilt in eine
Komponente Bedieneinheit 2 und wenigstens eine weitere Komponente Auslöseeinheit 3.
Die Auslöseeinheit 3 als Schutz beinhaltet die Auslöseelektronik (nicht näher dargestellt).
Diese befindet sich damit in unmittelbarer räumlicher Nähe zur nicht näher dargestellten
Munition. Möglich ist aber auch eine Verlagerung der Auslöseelektronik direkt in der
Munition (nicht näher dargestellt), die Auslöseeinheit 3 kann dann entfallen. Die
Bedieneinheit 2 ist über elektrische Leitungen 4 mit der wenigstens einen Auslöseeinheit
bzw. Auslöselektronik 3 verbunden.
[0015] Bevorzugt handelt es sich dabei um mehrere Energie- und Datenkabel, die mit der wenigstens
einen Auslöseeinheit 3 verbunden sind, die ein Bussystem (bidirektional, seriell)
bilden, das als Kommunikationsbasis zwischen der Bedieneinheit 2 und den Auslöseeinheiten
3 dient. Dabei kann innerhalb der Auslöseeinheit mit -elektronik noch zwischen der
Buseinheit und mehreren Auslöseeinheiten 3 unterschieden werden.
[0016] Fig. 2 und Fig. 3 zeigen eine zentrale bzw. dezentrale Anordnung der Auslöseeinheiten
3 mit einer Bedieneinheit 2. In Fig. 2 mit eingebunden in das Gesamtsystem Elektronik
1 ist ein projektspezifisches MMI 5, während in der Ausführung nach Fig. 3 zusätzlich
eine so genannte Verdrahtungseinheit 6 vorzusehen ist.
[0017] Jede Auslöseeinheit 3 ermittelt nach dem Einschalten des Systems 1 ihre Adresse (ID)
über eine Steckplatzkodierung. Durch Anwahl der entsprechenden ID kann die Bedieneinheit
2 einzelne (Singlecast), mehrere oder alle Auslöseeinheiten 3 (Broadcast) ansteuern.
[0018] Die Bedieneinheit 3 dient zur Versorgung des Gesamtsystems 1 mit Energie.
[0019] In der Bedieneinheit 2 sind die Controler 7 für die Kommunikation und Steuerung der
Abläufe vorgesehen. In der Auswertelektronik sind über den Controler 7 folgende Funktionen
vorgesehen:
- Überprüfung des Ladezustandes der Munition,
- Aufladen der Zündkondensatoren,
- Freischaltung der Zündkette,
- Aufheben des Ausgangskurzschlusses,
- Zünden der über die Bedieneinheit angewählten Munition,
- Statusmeldung an die Bedieneinheit.
[0020] Um eine Verbindungsüberwachung zu gewährleisten, werden die Auslöseeinheiten 3 zyklisch
von der Bedieneinheit 2 angesprochen. Dabei sendet die Bedieneinheit 2 den aktuellen
Zustand in dem sich das System 1 befindet, beispielsweise sicher oder scharf. Die
Auslöseeinheiten 3 sind so ausgeführt, dass sie selbst die Übergänge in den Zuständen
erkennen. Bei Ausfall einer oder mehrerer Datenleitungen 4 zu beliebigen Auslöseeinheiten
3 werden die betroffenen Auslöseeinheiten 3 in einen sicheren Zustand gesetzt, beispielsweise
durch Kurzschließen der Zündungskondensatoren (nicht näher dargestellt). Diese werden
dadurch entladen, der Laststrom wird unterbrochen, der Ausgangskurzschluss wird hergestellt.
1. Elektronik für insbesondere eine Wirkmittelwurfanlage, dadurch gekennzeichnet, dass das Gesamtsystem Elektronik (1) aufgeteilt wird in eine Komponente Bedieneinheit
(2) und wenigstens eine weitere Komponente Auslöseeinheit (3), wobei die Auslöseeinheit
(3) eine Auslöseelektronik für eine Munition beinhaltet und die Bedieneinheit (2)
über elektrische Leitungen (4) mit der wenigstens einen Auslöseeinheit (3) verbunden
ist.
2. Elektronik an Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslöseeinheit (3) sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Munition befindet.
3. Elektronik für insbesondere eine Wirkmittelwurfanlage, dadurch gekennzeichnet, dass das Gesamtsystem Elektronik (1) aufgeteilt wird in eine Komponente Bedieneinheit
(2) und wenigstens eine weitere Komponente Auslöseelektronik, wobei die Bedieneinheit
(2) über elektrische Leitungen (4) mit der wenigstens einen Auslöseelektronik verbunden
ist.
4. Elektronik nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslöseelektronik in der Munition integriert ist.
5. Elektronik nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die modular aufgebauten Auslöseeinheiten (3) mit der Auslöseelektronik oder die Auslöseelektronik
zu beliebigen Gruppen, zu einer zentralen Werferanordnung bzw. Wirkmittelwurfanlage
oder zu einer dezentralen Anordnung zusammengefasst werden.
6. Elektronik nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass in der Bedieneinheit (2) die Controler (7) für die Kommunikation und Steuerung der
Abläufe vorgesehen sind.
7. Elektronik nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslöseeinheiten (3) oder Auslöseelektronik zyklisch von der Bedieneinheit 2
angesprochen werden, wobei die Bedieneinheit (2) den aktuellen Zustand, in dem sich
das System (1) befindet, sendet.
8. Elektronik nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Elektronik in den Auslöseeinheiten (3) bzw. der Auslöseelektronik so ausgeführt
sind, dass sie selbst die Übergänge in den Zuständen erkennen und bei Ausfall einer
oder mehrerer Datenleitungen (4) die betroffenen Auslöseeinheiten (3) in einen sicheren
Zustand setzt.