[0001] Die Erfindung betrifft ein Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils, insbesondere eines
Triebwerkbauteils oder eines Motorenbauteils, aus einer reaktiven Nichteisenmetallschmelze
mit einer Gußform sowie ein Verfahren zum Herstellen des Werkzeuges und die Verwendung
des Werkzeuges zur Herstellung eines Bauteils.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Die Nutzung von Gußformen erfaßt deren Verwendung zur Herstellung von Gußteilen verschiedenster
Art. Hierbei wird üblicherweise eine Schmelze eines Gußmaterials in einem Hohlraum
der Gußform eingebracht. Anschließend erstarrt das Gußmaterial, wodurch das Gußteil
mit einer äußeren Form gebildet wird, welche der Gußform entspricht. Anschließend
wird das Gußteil aus der Gußform entfernt. Im Besonderen werden oftmals dünnwandige
Gussformen verwendet, die in der Feingusstechnologie als Formschalen bezeichnet werden
[0003] In der Feingußtechnologie werden beispielsweise Werkstoffe auf der Basis intermetallischer
Verbindungen zum Herstellen von Gußteilen verwendet, insbesondere für Hochtemperatur-Anwendungen
in Antriebsmaschinen. Als besonders geeignet werden γ-Titan-Aluminide (y-TiAl) und
Nickel-Aluminide sowie Nickelbasislegierugen angesehen. Im Vergleich zu herkömmlichen
Titan-Werkstoffen zeichnen sich die TiAl-Legierungen durch bessere Kriecheigenschaften
und eine geringere Oxidationsanfälligkeit aus.
[0004] In dem Dokument
DE 103 46 953 A1 werden ein Werkzeug zum Herstellen von Gußteilen sowie ein Verfahren zum Herstellen
des Werkzeuges offenbart. Die bekannte Gußform ist insbesondere zum Verarbeiten von
TiAl-Legierungen geeignet. Die Gußform wird unter Verwendung von Schlickern im Tauch-
und Besandungsverfahren hergestellt. Hierbei wird nach dem Bereitstellen eines Wachsrohlings,
dessen Form der des zu gießenden Gußteils entspricht, der Wachsrohling mit einer Schlickermasse
wiederholt beschichtet, besandet und anschließend getrocknet und ausgehärtet. Abschließend
wird der Wachsrohling aus der so gebildeten Gußform entfernt. Zur Herstellung der
bekannten Gußform wird eine Schlickermasse bestehend aus Wasser, Yttriumoxid, Magnesiumoxid
und Kalziumoxid verwendet. Auf diese Weise entsteht eine Gußform, bei der zumindest
ein mit der reaktiven Nichteisenschmelze in Kontakt kommender Bereich aus Yttriumoxid,
Magnesiumoxid und Kalziumoxid besteht.
[0005] Im Zusammenhang mit der Verwendung unterschiedlicher Schlickerzusammensetzungen ist
weiterhin bekannt, daß den Schlickern neben den keramischen Füllstoffen und dem Bindersystem
auf dieses abgestimmte weitere Zugabestoffe beigefügt werden können, insbesondere
Verflüssiger, Benetzer, Verdicker und Entschäumer. Verflüssiger verbessern die Verlaufseigenschaften
und tragen zu einer Beeinflussung der Viskosität bei. Benetzungsmittel verbessern
die Benetzbarkeit der Wachsrohlinge oder bereits vorhandener Schichten beim Tauchen.
Der Schlicker reagiert schon bei Zugabe von geringsten Mengen beider Komponenten,
zeigt aber bei leichter "Überdosierung" keine starke Empfindlichkeit. Mittels Zugabe
von Verdikkern kann eine zu geringe Viskosität nachreguliert werden. Verdicker sind
selbst in geringsten Konzentrationen sehr wirksam und müssen in sehr kleinen Mengen
und unter ständigem Rühren eingebracht werden, um eine Verklumpung des Schlickers
zu vermeiden. Der Entschäumer dient in erster Linie zur Verhinderung der Blasenbildung
auf der Schlickeroberfläche, die bei der Gußformherstellung zu Fehlstellen führen
können. Auch Säuren und Basen können zugesetzt werden. In der Regel sind aufwendige
und langwierige Untersuchungen und Versuche notwendig, um ein für bestimmte Anwendungszwecke
geeignetes Schlickersystem zu schaffen.
[0006] Zum Verarbeiten von intermetallischen Verbindungen, insbesondere von reaktiven TiAl-Legierungen,
sind weiterhin Gußformen / Formschalen bekannt, bei denen Frontschichten, d. h. die
dem Hohlraum in der Gußform, in welchen die Schmelze eingebracht wird, zugewandten
Oberflächenbereiche der Gußform / Formschale aus Al
2O
3 / Y
2O
3 gebildet sind (G. W. Dickhues: Feingußtechnologie für intermetallische γ-TiA1-Legierungen,
Reihe 5: Grund- und Werkstoffe, Nr. 369, VDI-Verlag GmbH, 1994). Mittels Tauchen und
Besanden im Rahmen des bekannten Tauchverfahrens werden die auch als Formschalen bezeichneten
Gußformen auf Basis des Systems Al
2O
3 / Y
2O
3 bzw. Al
2O
3 hergestellt.
[0007] Da bei früheren Feingußverfahren Schlicker verwendet wurden, die neben unterschiedlichsten
keramischen Füllersystemen in erster Linie Binder in Form von wäßrigen oder alkoholischen
SiO
2-Dispersionen (Kieselsäure-Sol oder Ethylsilikat) enthalten, ist man nach Dickhues
bestrebt, SiO
2-freie Formschalen herzustellen. Der Grund hierfür liegt darin, daß SiO
2 durch reaktive Schmelzen, wie Legierungen auf Basis von TiAl oder NiAl, in SiO
2-haltigen Formschalen reduziert werden kann. Die Folge ist eine erhebliche Sauerstoffaufnahme
der Schmelze, die drastische Festigkeitseinbußen der Werkstoffe nach sich ziehen kann.
Außerdem kann die Wechselwirkung zwischen Schmelze und Formschalen-Keramik zu starken
Erosionen führen, die eine Zerstörung der Formschale / Gußform, die Aufnahme keramischer
Partikel durch die Schmelze und / oder schlechte Gußoberflächen verursachen können.
Als Binder für den Schlicker der Frontschichten der Gußform wird bei Dickhues Acrylsäure-Ester
verwendet.
[0008] Neben Untersuchungen zur Herstellung geeigneter Gußformen / Formschalen wurden von
Dickhues auch Versuche zur Herstellung von Schmelztiegeln unternommen, welche zum
Schmelzen des anschließend zu gießenden Materials genutzt werden. Mittels Tauchen
in einen Y
2O
3-Titanchelat-Schlicker und Besanden mit Y
2O
3-Sand wurden keramische Frontschichten eines Schmelztiegels erzeugt. Es konnten jedoch
keine Schmelztiegel mit einer Frontschicht auf Basis von Yttriumoxid reproduzierbar
hergestellt werden. Beim Brennen der Gußformen bildeten sich stets starke Risse, weshalb
die Schmelztiegel unbrauchbar waren.
[0009] Die Ursachen dieser Rißbildung sind vermutlich vor allem in einem zu schlechten Versintern
der Yttriumoxidpartikel zu einer mechanisch stabilen Schicht zu suchen.
Zusammenfassung der Erfindung
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils aus einer
reaktiven Nichteisenschmelze mit einer Gußform sowie ein Verfahren zum Herstellen
des Werkzeuges zu schaffen, bei dem eine zuverlässige reproduzierbare Fertigung der
Gußform ermöglicht wird.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils
nach dem unabhängigen Anspruch 1 sowie ein Verfahren zum Herstellen eines Werkzeuges
nach dem unabhängigen Anspruch 12 gelöst. Darüber hinaus bezieht sich der unabhängige
Anspruch 26 auf die Verwendung eines Werkzeuges zum Gießen eines Gußteils.
[0012] Erfindungsgemäß ist ein Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils, insbesondere eines
Triebwerkbauteils oder eines Motorenbauteils, aus einer reaktiven Nichteisenmetallschmelze
mit einer Gußform geschaffen, die einen mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
in Kontakt kommenden Frontschichtbereich und einen den Frontschichtbereich mechanisch
stabilisierenden Backupschicht-Bereich aufweist, wobei der Frontschichtbereich aus
mindestens einem Seltenerdoxid und mindestens einem weiteren Metalloxid besteht, wobei
das mindestens eine weitere Metalloxid aus der Gruppe der Oxide folgender Metalle
ausgewählt ist: Titan und Nickel.
[0013] Nach einem weiteren Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen eines Werkzeuges
für die Fertigung eines Gußteils, insbesondere eines Triebwerkbauteils oder eines
Motorenbauteils, aus einer reaktiven Nichteisenmetallschmelze geschaffen, wobei das
Verfahren die folgenden Schritte umfaßt: Bereitstellen eines Wachsrohlings mit einer
dem zu gießenden Gußteil nachgebildeten äußeren Form; Ausbilden einer Gußform mit
einem mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden Frontschichtbereich
und einem den Frontschichtbereich mechanisch stabilisierenden Backupschicht-Bereich,
indem der Wachsrohling unter Verwendung mindestens einer Schlickermasse zumindest
einmal beschichtet wird; Trocknen und Härten der Gußform; Entfernen des Wachsrohlings
aus der Gußform und Brennen der Gußform; wobei der Frontschichtbereich der Gußform
als Bereich gebildet wird, der aus mindestens einem Seltenerdoxid und mindestens einem
weiteren Metalloxid besteht, wobei das mindestens eine weitere Metalloxid aus der
Gruppe der Oxide folgender Metalle ausgewählt ist: Titan und Nickel.
[0014] Die Erfindung hat gegenüber dem Stand der Technik insbesondere den Vorteil, daß die
Sintertemperatur für die Frontschichtbereich herabgesetzt ist, so daß ein verbessertes
Versintern und letztlich verbesserte mechanische Eigenschaften erreicht werden.
[0015] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, daß bei dem Gußwerkzeug als das
mindestens eine weitere Metalloxid ein Metalloxid verwendet wird, welches ein arteigenes
Metalloxid für die zum Gießen mit dem Gußwerkzeug zu verwendende, reaktive Nichteisenschmelze
ist. Es wird so eine mögliche Kontamination der Nichteisenschmelze mit Fremdelementen
minimiert oder sogar ganz verhindert, was dann in gleicher Weise für das Gußteil gilt.
Die Bildung unerwünschter Fremdphasen im Gußteil wird verhindert. Bei einer zweckmäßigen
Ausführungsform kann die Nutzung nur genau eines arteigenen Metalloxides für den Frontschichtbereich
vorgesehen sein. Für den Fall des Gießens einer Schmelze auf Basis einer Titanlegierung
oder eines Titanaluminides wird deshalb in einer Ausgestaltung ein Titanoxid für das
Gußwerkzeug verwendet. In ähnlicher Weise ist es zweckmäßig, bei dem Gußwerkzeug für
eine Schmelze auf Basis einer Nickellegierung ein Nickeloxid zu nutzen. Die Nutzung
eines oder mehrerer arteigener Metalloxide hat insbesondere den Vorteil einer zusätzlich
verminderten Sauerstoffaufnahme der Schmelze beim Herstellen des Gußteils. Auch wird
das Sinterverhalten weiter verbessert.
[0016] Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß das mindestens eine Seltenerdoxid
Yttriumoxid ist.
[0017] Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß das Yttriumoxid eine
Reinheit von größer als 99.9% aufweist, wodurch Probleme vermieden werden, die aufgrund
von Fremdstoffen in dem Frontschichtbereich auftreten können.
[0018] Bei einer zweckmäßigen Fortbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, daß das Gewichtsverhältnis
zwischen dem mindestens einen Seltenerdoxid und dem mindestens einen Metalloxid mehr
als 10:1 beträgt.
[0019] Zweckmäßig sind bei einer Ausgestaltung der Erfindung der Frontschichtbereich und
/ oder der Backupschicht-Bereich im Tauch- / Besandungsverfahren hergestellt. Dieses
Verfahren hat gegenüber anderen Verfahren zur Herstellung von Gußformen / Formschalen
den Vorteil, daß auch Konturen mit kleinen Abmessungen des dem herzustellenden Gußteil
nachgebildeten Wachsrohlings zuverlässig beschichtet werden.
[0020] Um den störenden Einfluß von SiO
2 im Frontschichtbereich zu minimieren, ist bei einer vorteilhaften Weiterbildung der
Erfindung vorgesehen, daß die Gußform in dem mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
in Kontakt kommenden Frontschichtbereich SiO
2 in einem Umfang von weniger als 0,1 Gewichts-% enthält. Dieses vermeidet ungewünschte
Reaktionen des Materials des Frontschichtbereiches mit der Schmelze.
[0021] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß die Gußform im Frontschichtbereich
und im Backupschicht-Bereich eine offene Porosität aufweist, wodurch die Gußform gasdurchlässig
ist. Bevorzugt ist, daß die Gußform im Frontschichtbereich und im Backupschicht-Bereich
Poren aufweist, deren Volumenanteil zwischen 20 % und 40 % liegt.
[0022] Bei einer zweckmäßigen Fortbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, daß die Gußform
im Frontschichtbereich eine Oberflächenrauhigkeit (Ra) von besser als 3,2µm aufweist.
Solche qualitativ hochwertigen Oberflächen sind insbesondere für strömungstechnische
Anwendungen in Triebwerksbauteilen und Motorenbauteilen vorteilhaft.
[0023] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform ist vorgesehen, daß die Gußform eine Festigkeit
von mehr als 13 MPa aufweist. Solche Festigkeiten der Gußform sind insbesondere für
Schleudergießverfahren geeignet.
[0024] Zweckmäßig ist der Backupschicht-Bereich unter Verwendung von Aluminiumoxid in verschiedenen
Körnungen gebildet.
[0025] Bei einer zweckmäßigen Fortbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß der Backupschicht-Bereich
unter Verwendung wenigstens eines einen SiO
2-haltigen, wäßrigen Binder umfassenden Schlickers hergestellt ist. Auf diese Weise
kann die stärkere Bindungswirkung von SiO
2 genutzt werden, die zu erhöhten Festigkeiten der Backupschicht und damit der gesamten
Gußform führt.
[0026] Bei einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung wird eine weitere Herabsetzung
der Sintertemperatur dadurch erreicht, daß der Frontschichtbereich unter Verwendung
eines sehr feinkörnigen Pulvers gebildet ist, insbesondere mittels eines Pulvers aus
Nanopartikeln wie beispielsweise Yttriumoxid-Nanopulver. Von Nanopulvern ist bekannt,
daß ihre Sintertemperatur bis zu einige 100 K unterhalb der Sintertemperatur von mikroskaligem
Pulvern liegt.
[0027] Zur weiteren Herabsetzung der Sintertemperatur sieht eine Ausgestaltung der Erfindung
vor, eine Mischung aus dem mindestens einen Seltenerdoxid und wenigstens einem arteigenen
Oxid zu verwenden, nämlich wenigstens einem Oxid der in der Schmelze hauptsächlich
auftretenden Metalle, beispielsweise ein Titanoxid, insbesondere TiO
2, im Fall einer oder mehrerer Titanlegierungen. In ähnlicher Weise ist es zweckmäßig,
im Fall einer Schmelze auf Basis einer oder mehrerer Nickellegierungen wenigstens
ein Nickeloxid in der Fronschichtbereich zu nutzen. Auch die Verwendung genau eines
arteigenen Metalloxides kann vorgesehen sein.
[0028] Das Werkzeug mit der Gußform kann zum Gießen eines Gußteils verwendet werden, indem
eine Nichteisenmetallschmelze in die Gußform eingebracht, die eingebrachte Nichteisenmetallschmelze
in der Gußform abgekühlt und erstarrt wird, so daß ein Gußteil gebildet wird, und
das Gußteil aus der Gußform entformt wird.
[0029] Die abhängigen Ansprüche des Verfahrens zum Herstellen eines Werkzeuges für die Fertigung
eines Gußteils weisen die in Verbindung mit zugehörigen Merkmalen in den abhängigen
Ansprüchen zu dem Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils genannten Vorteile entsprechend
auf.
Beschreibung bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
[0030] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen näher
erläutert.
[0031] Die Herstellung einer Gußform oder von Formschalen geht von dem Tauch- / Besandungsverfahren
aus, welches als solches auf dem Gebiet der Feingußtechnologie bekannt ist, und umfaßt
die folgenden Verfahrenschritten:
- 1) Tauchen eines Wachsmodells in einen keramischen Schlicker
- 2) Besanden des getauchten Wachsmodells mit einem Keramikpulver
- 3) Trocknen des besandeten Wachsmodells
- 4) eventuelle Wiederholung der Schritte 1) bis 3)
- 5) Auswachsen der Grünform
- 6) Brennen der Grünform
[0032] Es werden mindestens zwei unterschiedliche Schlicker verwendet, einer zum Erzeugen
eines einem späteren Gußteil zugewandten Frontschicht-Bereiches (FS) und eines weiteren
zum Erzeugen eines mechanisch stabilisierenden Backupschicht-Bereiches (BS). Die Besandungsmaterialien
sind an die Schlicker angepaßt.
[0033] Die keramischen Komponenten des aus einer wäßrigen Lösung hergestellten Schlickers
für den Frontschicht-Bereich sind Y
2O
3 -Pulver mit Korngrößen zwischen 1 µm und 50 µm und einer Reinheit von besser als
99.9 % sowie TiO
2 mit einer Korngröße von weniger als 10 µm. Der Gewichtsanteil dieser keramischen
Stoffe beträgt zusammen mehr als 80%. Ihr relativer Anteil (Y
2O
3 / TiO
2) zueinander beträgt mehr als 10:1. Die verbleibenden Gewichtsanteile des Schlickers
entfallen auf Wasser, einen wasserlöslichen, SiO
2-freien Binder und wahlweise weitere Additive wie in der Feingußtechnologie übliche
Verflüssiger, Benetzer und / oder Entschäumer. Der Schlicker stellt eine Gemenge der
verschiedenen Komponenten dar, wie dies für solche Schlickermassen üblich ist und
was unabhängig von der hier beschriebenen Ausführungsform der Fall ist.
[0034] Für den Backupschicht-Bereich wird ein weiterer Schlicker verwendet, der einen Feststoffanteil
von etwa 60 % aus Aluminiumoxidpulver gemischt aus Pulvern mit drei unterschiedlichen
Körnungen. Weitere Bestandteile sind wässriger, SiO
2-haltiger Binder auf Basis von Kieselsäure, Wasser, Benetzer und Entschäumer.
[0035] Zum Ausbilden des Frontschicht-Bereiches wird ein Wachsrohling, welcher in seiner
äußeren Form einem später mit der Gußform herzustellendem Gegenstand entspricht, in
den Schlicker für die Frontschicht getaucht. Nach dem Abtropfen des Schlickers wird
der getauchte Wachsrohling mit Y
2O
3-Pulvern mit einer Reinheit von besser als 99.9 % und einem Korndurchmesser im Bereich
50 µm bis 250 µm besandet. Ein geringer Feinkornanteil ist hierbei vorteilhaft. Diese
Verfahrenschritte werden mit zwischenzeitlicher Trocknung der Schichten bis zur Erzielung
der gewünschten Schichtdicke der Frontschicht mehrfach wiederholt.
[0036] Zum Ausbilden des Backupschicht-Bereiches wird der Wachsrohling mit dem hierauf gebildeten
Frontschicht-Bereich in den weiteren Schlicker für den Backupschicht-Bereich getaucht.
Anschließend wird getrocknet und besandet mit einer Mischung aus kommerziellen Al
2O
3-Pulvern mit drei unterschiedlichen Körnungen im Bereich von 10 µm bis 250 µm. Auch
diese Verfahrenschritte werden mit zwischenzeitlicher Trocknung der Schichten bis
zur Erzielung der gewünschten Schichtdicke des Backupschicht-Bereiches mehrfach wiederholt.
[0037] Nach letztmaligem Eintauchen in den weiteren Schlicker für den Backupschicht-Bereich
erfolgt die Endtrocknung der Grünform für etwa 48 h bei Raumtemperatur. Das anschließende
Auswachsen des Wachsrohlings aus der Grünform erfolgt mittels überhitztem Wasserdampf
in einem Dampfautoklaven.
[0038] Das Brennen der ausgewachsten Gußform / Formschale erfolgt an Luft nach einem vorgegebenen
Temperatur-Zeitprofil. Das Zeitprofil ist insbesondere charakterisiert durch eine
definierte Aufheizrate, mindestens einen Haltepunkt bei einer definierten Temperatur
unterhalb von 800° C und einer maximalen Temperatur unterhalb von 1600 °C. Das Abkühlen
erfolgt langsam in einem abgeschalteten Ofen. Es schließt sich eine Reinigung der
Formschale an, bevor diese für den Abguß verwendet werden kann.
[0039] Die in der vorstehenden Beschreibung und den Ansprüchen offenbarten Merkmale der
Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen von Bedeutung sein.
1. Werkzeug zum Herstellen eines Gußteils, insbesondere eines Triebwerkbauteils oder
eines Motorenbauteils, aus einer reaktiven Nichteisenmetallschmelze mit einer Gußform,
die einen mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden Frontschichtbereich
und einen den Frontschichtbereich mechanisch stabilisierenden Backupschicht-Bereich
aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß der Frontschichtbereich aus mindestens einem Seltenerdoxid und mindestens einem weiteren
Metalloxid besteht, wobei das mindestens eine weitere Metalloxid aus der Gruppe der
Oxide folgender Metalle ausgewählt ist: Titan und Nickel.
2. Werkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das mindestens eine Seltenerdoxid Yttriumoxid ist.
3. Werkzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Yttriumoxid eine Reinheit von größer als 99.9 % aufweist.
4. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis zwischen dem mindestens einen Seltenerdoxid und dem mindestens
einen Metalloxid mehr als 10:1 beträgt.
5. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Frontschichtbereich und / oder der Backupschicht-Bereich im Tauch- / Besandungsverfahren
hergestellt sind.
6. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform in dem mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden
Frontschichtbereich SiO2 in einem Umfang von weniger als 0,1 Gewichts-% enthält.
7. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform im Frontschichtbereich und im Backupschicht-Bereich eine offene Porosität
aufweist, wodurch die Gußform gasdurchlässig ist.
8. Werkzeug nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform im Frontschichtbereich und im Backupschicht-Bereich Poren aufweist, deren
Volumenanteil zwischen 20 % und 40 % liegt.
9. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform im Frontschichtbereich eine Oberflächenrauhigkeit (Ra) von besser als
3,2 µm aufweist.
10. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform eine Festigkeit von mehr als 13 MPa aufweist.
11. Werkzeug nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Backupschicht-Bereich unter Verwendung von Aluminiumoxid in verschiedenen Körnungen
gebildet ist.
12. Verfahren zum Herstellen eines Werkzeuges für die Fertigung eines Gußteils, insbesondere
eines Triebwerkbauteils oder eines Motorenbauteils, aus einer reaktiven Nichteisenmetallschmelze,
wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfaßt:
- Bereitstellen eines Wachsrohlings mit einer dem zu gießenden Gußteil nachgebildeten
äußeren Form;
- Ausbilden einer Gußform mit einem mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in
Kontakt kommenden Frontschichtbereich und einem den Frontschichtbereich mechanisch
stabilisierenden Backupschicht-Bereich, indem der Wachsrohling unter Verwendung mindestens
einer Schlickermasse zumindest einmal beschichtet wird;
- Trocknen und Härten der Gußform;
- Entfernen des Wachsrohlings aus der Gußform; und
- Brennen der Gußform;
wobei der Frontschichtbereich der Gußform als Bereich gebildet wird, der aus mindestens
einem Seltenerdoxid und mindestens einem weiteren Metalloxid besteht, wobei das mindestens
eine weitere Metalloxid aus der Gruppe der Oxide folgender Metalle ausgewählt ist:
Titan und Nickel.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß als das mindestens eine Seltenerdoxid Yttriumoxid verwendet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Yttriumoxid mit einer Reinheit von größer als 99.9 % verwendet wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß ein Gewichtsverhältnis zwischen dem mindestens einen Seltenerdoxid und dem mindestens
einen Metalloxid auf mehr als 10:1 1 eingestellt wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß der Frontschichtbereich und / oder der Backupschicht-Bereich beim Ausbilden der Gußform
im Tauch- / Besandungsverfahren hergestellt werden, indem der Wachsrohling einmal
oder mehrmals in wenigstens einen Schlicker getaucht und anschließend wahlweise besandet
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß der mindestens eine Schlickermasse zumindest teilweise mit Pulver des mindestens
einen Seltenerdoxids oder des mindestens einen Metalloxids gebildet wird, das eine
Korngröße im Nanometerbereich aufweist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, daß der mindestens eine Schlickermasse wasserbasiert ist.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform zumindest in dem mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt
kommenden Frontschichtbereich SiO2 in einem Umfang von weniger als 0,1 Gewichts-% enthaltend hergestellt wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Gußform im Frontschichtbereich und im Backupschicht-Bereich eine offene Porosität
gebildet wird, wodurch die Gußform gasdurchlässig ist.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform im Frontschichtbereich und im Backupschicht-Bereich mit Poren gebildet
wird, deren Volumenanteil zwischen 20 % und 40 % liegt.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform im Frontschichtbereich mit einer Oberflächenrauhigkeit (Ra) von besser
als 3,2 µm hergestellt wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß die Gußform mit einer Festigkeit von mehr als 13 MPa gebildet wird.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß der Backupschicht-Bereich unter Verwendung von Aluminiumoxid in verschiedenen Körnungen
gebildet wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 24, dadurch gekennzeichnet, daß als das mindestens eine weitere Metalloxid ein zu der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
arteigenes Metalloxid verwendet wird.
26. Verwendung einer Gußform nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zum Gießen eines Gußteils,
indem eine Nichteisenmetallschmelze in die Gußform eingebracht, die eingebrachte Nichteisenmetallschmelze
in der Gußform abgekühlt und erstarrt wird, so daß ein Gußteil gebildet wird, und
das Gußteil aus der Gußform entformt wird.
27. Verwendung einer Gußform nach Anspruch 26, wobei als Nichteisenmetallschmelze eine
Nickellegierung, eine Titanlegierung oder ein eine intermetallische Verbindung bildendes
Material, insbesondere eine TiAl- oder eine NiAl-Legierung, verwendet wird.