[0001] Die Erfindung betrifft einen gekapselten Überspannungsableitergemäß Oberbegriff des
Patentanspruches 1.
[0002] Mehrpolige Überspannungsableiter, die bis zu 100 kA stoßstromfest sind und die in
einem Gehäuse mehrere gekapselte Funkenstrecken, allerdings nicht in 3+1-Schaltung,
enthalten, sind bekannt.
[0003] Bei einer sogenannten 3+1-Schaltung werden die Außenleiter L1, L2, L3 gegen N und
der N-Leiter wiederum gegen PE geschaltet.
[0004] Bei derartigen Ausführungsformen von mehrpoligen Überspannungsableitern in einem
Gehäuse ist also ein interner Verdrahtungsebenen-Wechsel dann erforderlich, wenn alle
Leiter (L1, L2, L3 und N) von einer Seite ausgeschlossen werden sollen.
[0005] Wird eine solche interne Verdrahtung durch eine zusätzliche Brücke realisiert, sind
mindestens zwei weitere Schraub- oder Schweißverbindungen zur elektrischen Kontaktierung
erforderlich. Aufgrund der Tatsache, dass eine derartige Brücke einer sehr hohen mechanischen
Belastung bei den erwähnten möglichen Stoßströmen bis in den Bereich um 100 kA ausgesetzt
ist, muss für eine entsprechende Dimensionierung und mechanische Ausführung Sorge
getragen werden.
[0006] Ein weiteres Problem bei den Ausführungsformen von mehrpoligen Ableitern mit Verdrahtungsebenen-Wechsel
besteht darin, dass nach Möglichkeit kein zusätzlicher Bauraum für die Brücke selbst
in Anspruch genommen werden soll, um die Außenabmessungen des Gehäuses nicht zu verändern
bzw. um Standardgehäuse einzusetzen, die auch für andere Applikationen geeignet sind.
[0007] Ebenso ist aus Gründen der Bauraumminimierung die Triggerschaltung bzw. eine Ansteuerschaltung
im Gehäuse zu integrieren, wobei die elektrischen Anschlussstellen mit Blick auf den
Montage- und Fertigungsaufwand auszubilden sind.
[0008] In Niederspannungsnetzen werden zum Schutz vor Überspannungen zwischen dem N- und
PE-Leiter sogenannte N-PE-Funkenstrecken eingesetzt.
[0009] Diese Funkenstrecken müssen insbesondere zum Schutz bei direktem Blitzeinschlag über
ein sehr hohes Stoßstromableitvermögen bis hin zu 100 kA 10/350µs verfügen.
[0011] In bestimmten Anwendungsfällen sind jedoch Funkenstrecken mit niedrigeren Schutzpegeln
erforderlich. Zur Realisierung dieser Anforderungen ist der Einsatz von Triggerschaltungen
zweckmäßig. Leistungsfähige N-PE-Funkenstrecken, die auch eine zusätzliche wirksame
Triggerelektrode bei gleichbleibend hohem Leistungsvermögen aufweisen, stehen noch
nicht zur Verfügung. Die hohe Strombelastung, der damit verbundene hohe Materialabbrand,
die hohen dynamischen Belastungen durch Stromkräfte, Druck, Energie und Temperatur
stellen erhebliche konstruktive Anforderungen bei gekapselten Ableitern.
[0012] Überspannungsableiter mit koaxialen Elektrodenanordnungen, die aufgrund der gegebenen
Rotationssymmetrie fertigungsseitig von Vorteil sind, wurden beispielsweise in der
EP 0 840 413 A1 oder
EP 0 771 055 A1 offenbart. Dort ist eine Elektrode beidseitig isoliert durch ein Rohr geführt, welches
gleichzeitig die äußere Elektrode und den Gehäusemantel darstellt. Das Einbringen
einer zusätzlichen Triggerelektrode ist nicht oder nur erschwert möglich. Darüber
hinaus würde eine zusätzliche Elektrode unmittelbar in dem Brennbereich des Lichtbogens
angeordnet sein und somit das Brennverhalten des Lichtbogens beeinflussen und einem
starken Abbrand unterliegen. Gemäß
DE 35 28 556 A1 oder
EP 0 242 688 B1 werden koaxiale Elektrodenanordnungen durch ein einseitiges Hineinragen einer Stabelektrode
in eine Rohrelektrode gebildet. Bei den zitierten Lösungen ist das Einbringen einer
dritten Elektrode nicht vorgesehen und auch nur schwer zu realisieren. Des weiteren
besteht bei der Zündung von insbesondere stromstarken bzw. lang andauernden Lichtbögen
die Gefahr, dass diese aus dem koaxialen Elektrodenbereich austreten und die Kapselung
der Funkenstrecke nachhaltig schädigen. Vorhandene Hohlräume außerhalb des bevorzugten
Brennraums können nicht zur Druckentlastung oder als Expansionsraum genutzt werden,
da die Wärmeabgabe an das Isolationsmaterial der Gehäusewand äußerst ineffektiv ist.
[0014] Gemäß
DE 198 17 063 A1 nimmt der Elektrodenabstand mit zunehmender Entfernung von der Überschlagsstelle
zu. Ziel ist es hier, eine Lichtbogenwanderung mit Lichtbogenverlängerung zur Erhöhung
des Löschvermögens bei Netzfolgestrom zu erreichen. Die Verlängerung des Lichtbogens
führt jedoch zwangsläufig zu höheren Energieumsätzen und stärkeren Temperatur- und
Druckbelastungen, welche insbesondere bei N-PE-Funkenstrecken unnötig und darüber
hinaus unerwünscht sind.
[0015] Ebenso wenig verfügen die zitierten Überspannungs-Schutzelemente über eine dritte
Elektrode zur Triggerung. Der oben zitierte Stand der Technik zeigt auch keine Expansionsräume,
in welchen das aufgeheizte Gas nach bzw. auch während der Belastung effektiv abgekühlt
werden kann. Eine solche Maßnahme ist jedoch insbesondere bei N-PE-Funkenstrecken
in gekapselter Ausführung sehr wesentlich, da so die Druckbelastung, die Bogenspannung
und somit der Energieumsatz und die Temperaturbelastung auf ein Mindestmaß begrenzt
werden können.
[0016] Aus der
DE 100 08 764 A1 wiederum ist eine Überspannungs-Schutzeinrichtung bekannt, die koaxiale Hauptelektroden
aufweist, welche triggerbar sind. Der Anschluss der Elektroden erfolgt von der gleichen
Seite, um innerhalb der Funkenstrecke eine gerichtete Bewegung des Lichtbogens zu
einer Prallplatte zu bewirken.
[0017] Dies führt jedoch zu einer Verlängerung und Aufteilung des Lichtbogens, wodurch eine
Löschung von Netzfolgeströmen unterstützt werden soll. Die Verlängerung des Lichtbogens
ist, wie bereits dargelegt, für N-PE-Funkenstrecken nicht zweckmäßig. Weiterhin besitzt
die bekannte Funkenstrecke keine geeigneten Expansionsräume, welche eine Abkühlung
der heißen Gase ermöglichen. Der entstehende hohe Druck bewirkt so eine unerwünschte
Erhöhung der Lichtbogenspannung und beansprucht das Gehäuse der Funkenstrecke in mechanischer
Hinsicht unnötig. Ein Reduzieren der Druckbelastung kann nur durch große Auslassöffnungen
erfolgen, welche schon bei der Lichtbogenentstehung wirksam sind, realisiert werden.
Dabei jedoch besteht die Gefahr eines unerwünschten Austritts von elektrisch leitenden
Gasen.
[0018] Die
DE-AS 12 82 153 stellt eine Funkenstrecke vor, die über einen sogenannten Expansions- und einen Reflexionsraum
verfügt. Der Reflexionsraum soll durch den Druck, der bei der Lichtbogenzündung entsteht,
den Lichtbogen gezielt in den Expansionsraum drücken, um einerseits die Zündstelle
vor zu starkem Abbrand zu schützen und um andererseits den Lichtbogen zu verlängern,
so dass das Löschverhalten der Funkenstrecke verbessert ist.
[0019] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen weiterentwickelten gekapselten Überspannungsableiter
mit einer Funkenstreckenanordnung anzugeben, welcher auch als N-PE-Ableiter in einer
Kompaktanordnung eingesetzt werden kann. Der Überspannungsableiter soll die wesentlichen
Anforderungen, nämlich ein hohes Isolationsvermögen und ein sehr hohes Stoßstromableitvermögen
erfüllen und es soll die Möglichkeit bestehen, mit Hilfe einer dritten Elektrode den
Überspannungsableiter triggerbar auszuführen.
[0020] Die Lösung dieser Aufgabe der Erfindung erfolgt mit einem gekapselten Überspannungsableiter
nach den Merkmalen des Patentanspruchs 1, wobei die Unteransprüche mindestens zweckmäßige
Ausgestaltungen und Weiterbildungen umfassen.
[0021] Bei dem erfindungsgemäß weitergebildeten Überspannungsableiter wird von einer koaxialen
Konstruktion mindestens teilweise sich überlappender metallischer Hauptelektroden
ausgegangen, die entgegengesetzt gerichtete Anschlüsse besitzen. Die Hauptelektroden
schließen in Verbindung mit mindestens einem Isolationsteil einen Lichtbogenbrennraum
ein.
[0022] Erfindungsgemäß weist mindestens eine der Hauptelektroden einen inneren Expansionsraum
auf und es ist im Bereich des Isolationsteils eine vorzugsweise radial- oder axial-rotationssymmetrisch
verlaufende Triggerelektrode vorgesehen.
[0023] Bevorzugt ist die erste Hauptelektrode als Stabelektrode mit einem Hohlraum ausgebildet,
wobei dieser über Öffnungen mit dem Lichtbogenbrennraum strömungsseitig in Verbindung
steht.
[0024] Im Anschlussbereich der zweiten, hohlzylindrisch ausgebildeten äußeren Hauptelektrode
ist ein weiterer Expansionsraum vorhanden.
[0025] Die Expansionsräume können eine minimierte Druckausgleichsöffnung aufweisen, welche
bevorzugt im Bereich der Anschlüsse ausgebildet ist.
[0026] In einer Ausführungsform der Erfindung ist die Stabelektrode mit ihrem anschlussfernen
Ende über ein weiteres Isolationsteil innerhalb der umgebenden, zweiten Hauptelektrode
zentriert und gehalten.
[0027] Das zweite Isolationsteil besitzt Rückstromkanäle hin zum Expansionsraum der zweiten
Hauptelektrode.
[0028] Beide Expansionsräume können durch mindestens einen isolierenden Kanal strömungsseitig
in Verbindung stehen.
[0029] Über eine Variation des radialen Abstands zwischen den koaxial angeordneten, teilweise
überlappenden Elektroden ist eine jeweilige Ansprechspannung gezielt vorgebbar.
[0030] Mindestens eine der Elektroden weist einen zum Lichtbogenbrennraum gerichteten Absatz
oder eine Stufung für ein gestaffeltes Ansprechverhalten und sicheres Löschvermögen
auch bei Ausfall der Triggerung auf.
[0031] Erfindungsgemäß ist weiterhin die Möglichkeit gegeben, den Lichtbogenbrennraum durch
einen auf die Stabelektrode aufgebrachten umlaufenden Steg teilbar auszuführen.
[0032] Die Hauptelektroden können auf ihrer zum Lichtbogenbrennraum gerichteten Oberfläche
rillenförmige Konturen, Stege und/oder Nocken zur Abbrandminimierung aufweisen.
[0033] Die die erste Hauptelektrode umgebende zweite Hauptelektrode kann einen wesentlichen
Teil der Kapselung darstellen.
[0034] Das erste und/oder zweite Isolationsteil kann mindestens einen umlaufenden Steg zur
Unterstützung von Luftdurchschlägen aufweisen.
[0035] Bei einer druckdichten Ausführungsform des Überspannungsableiters ist bevorzugt eine
Löschgasfüllung vorgesehen.
[0036] Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene Anordnung von zwei ineinander ausgeführten
Elektroden in koaxialer Lage aus abbrandfestem Material mit entgegengesetzten Anschlüssen,
wobei die Hauptelektroden über innere Expansionsräume verfügen, entsteht eine Konfiguration,
die das Einbringen einer rotationssymmetrischen dritten sogenannten Triggerelektrode
erlaubt. Die Gesamtanordnung besitzt ein hohes Isolationsvermögen bei entsprechend
hohem Stoßstromableitvermögen und ist daher insbesondere für den Einsatz als N-PE-Funkenstrecke
bestimmt.
[0037] Die Erfindung soll nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen sowie unter Zuhilfenahme
von Figuren näher erläutert werden.
[0039] Fig. 1 eine Schnittdarstellung durch einen Überspannungsableiter mit koaxialer Elektrodenstruktur;
[0040] Fig. 2 eine ähnliche Darstellung wie in Fig. 1 offenbart, jedoch mit einer Abstufung
einer Innenseite der zweiten Hauptelektrode zur Schaffung eines gestaffelten Ansprechverhaltens;
[0041] Fig. 3 eine Schnittdarstellung eines Überspannungsableiters mit gestufter Ausführung
der zweiten Hauptelektrode zur Abstandsreduzierung in der gesamten Lichtbogenbrennkammer
und mit einer zusätzlichen radialen Isolationsstrecke zur Verringerung des Abbrands
insbesondere der Triggerelektrode; und
[0042] Fig. 4 eine Schnittdarstellung eines Überspannungsableiters mit einer Triggerelektrode,
welche der zweiten Hauptelektrode in axialer Richtung benachbart angeordnet ist.
[0043] Die Figuren 1 bis 4 gehen von einer ersten Hauptelektrode 41 und einer zweiten Hauptelektrode
42 aus, wobei die Elektroden in den Bereichen 45 über einen elektrischen Anschluss
verfügen. Dieser Anschluss kann beispielsweise mittels einer Schraubverbindung realisiert
werden.
[0044] Die erste Hauptelektrode ist bevorzugt als Stabelektrode ausgebildet, welche im Inneren
über einen Hohlraum 47 verfügt. Dieser Hohlraum 47 stellt einen inneren Expansionsraum
dar.
[0045] Der Hohlraum 47 ist durch mindestens eine Öffnung 49 mit dem Lichtbogenbrennraum
48 verbunden.
[0046] Die erste Hauptelektrode 41 ragt partiell in den rohrförmig ausgebildeten Bereich
der zweiten Hauptelektrode 42 in koaxialer Anordnung hinein. Konkret stellt dieser
Überlappungsbereich die angestrebte koaxiale Struktur dar.
[0047] Durch die topfförmige Ausbildung der zweiten Hauptelektrode 42 kann diese unmittelbar
einen Teil der Kapselung der gesamten Funkenstrecke bilden, so dass der Aufwand in
technologischer, aber auch materialseitiger Hinsicht reduziert wird.
[0048] Zur Verbesserung der Führung und Justage besteht die Möglichkeit, zwischen der ersten
Hauptelektrode 41 und der zweiten Hauptelektrode 42 ein Isolationsteil 44 anzuordnen.
Dieses Isolationsteil 44 begrenzt dann in axialer Richtung gleichzeitig den Lichtbogenbrennraum
48.
[0049] Bevorzugt besitzt das Isolationsteil 44 geeignete Öffnungen oder Durchströmkanäle
410, so dass ein zusätzlicher Hohlraum 47 innerhalb der zweiten Hauptelektrode 42
mit dem Lichtbogenbrennraum 48 in Verbindung steht.
[0050] Um nun eine vollständige Kapselung der Elektrodenanordnung zu erreichen und um den
Brennraum weiterhin zu begrenzen, wird zwischen der ersten Hauptelektrode 41 und dem
offenen Ende der Hauptelektrode 42 ein (erstes) Isolationsteil 43 angeordnet.
[0051] Eine Lösung, bei der die Kapselung außerhalb der Hauptelektrodenanordnung erfolgt
und bei der die Lichtbogenkammer nicht unmittelbar durch Isolationsteile begrenzt
ist, liegt ebenfalls im Rahmen der Erfindung.
[0052] Das Isolationsteil 43 weist nun eine zusätzliche dritte Elektrode 46 zur Triggerung
der Hauptstrecke zwischen erster und zweiter Hauptelektrode auf. Diese Elektrode oder
mehrere Elektroden 46 können stabförmig, stiftförmig, aber auch ringförmig angeordnet
sein.
[0053] In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Scheibenelektrode eingesetzt, welche
koaxial zu der ersten und zweiten Hauptelektrode ausgerichtet ist.
[0054] Vorzugsweise wird die beschriebene Funkenstrecke mit einer zusätzlichen Isolierung
in einem druckfesten Metallgehäuse verpresst oder verschraubt.
[0055] Die Krafteinwirkung erfolgt dabei in Richtung der Symmetrieachse. Um die möglichen
Überschlagswege der Funkenstrecke entlang der Isolationsteile 43 und 44 von der Krafteinwirkung
beim Fügeprozess weitestgehend zu entkoppeln, erstrecken sich diese Teile in radialer
Richtung von der Symmetrieachse. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass eine Beeinflussung
der Ansprechspannung der Funkenstrecke sowohl durch den Fügeprozess als auch bei thermischer
Belastung der unter Druck stehenden Isolationsteile gering bleibt.
[0056] Die Funktionsweise der Anordnung soll nachstehend erläutert werden.
[0057] Bei Triggerung der Funkenstrecke werden ein oder mehrere Zündfunken 411 von der Triggerelektrode
46 zu einer oder zu beiden der Hauptelektroden 41 und/oder 42 gezündet.
[0058] Darauf zündet der Lichtbogen 100 zwischen den Hauptelektroden 41 und 42. In dem Fall,
wenn die Funkenstrecke ohne Triggerelektrode 6 ausgeführt ist, bildet sich der Lichtbogen
100 über eine Gleitentladung entlang der Isolationsstrecken 43 oder 44 oder aber auch
durch einen Luftdurchschlag zwischen den Hauptelektroden 41 und 42.
[0059] Der Lichtbogen 100 befindet sich nach dem Zünden im Lichtbogenbrennraum 48 und kann
entsprechend der koaxialen Anordnung innerhalb dieses Raums um die erste Hauptelektrode
41 rotieren. Zum Zeitpunkt der Lichtbogenzündung entsteht innerhalb des Brennraums
48 ein Überdruck durch die Erwärmung der vorhandenen Gase. Dieser Überdruck würde
zu einer erhöhten mechanischen Belastung der Teile führen und zudem die Lichtbogenbrennspannung
erhöhen, wodurch es zu einem unnötig hohen Energieumsatz innerhalb der Funkenstrecke
und damit auch zu starken thermischen Belastungen kommt.
[0060] Auch würde die starke Aufheizung aller Teile im Brennraum das Verlöschen des Lichtbogens
erschweren. Zur Vermeidung dieser negativen Erscheinungen wird innerhalb der Funkenstrecke
dem expandierenden Gas mindestens ein zusätzlicher Hohlraum 47 als Expansionsraum
zur Verfügung gestellt, welcher dem Lichtbogen nicht unmittelbar ausgesetzt ist. Nach
Zündung des Lichtbogens kann das erhitzte Gas über die erwähnten Öffnungen oder Kanäle
49 bzw. 410 in die Expansionskammer 47 abströmen. Durch das dortige große Volumen,
die große Wärmekapazität und die große Oberfläche der Metallelektroden wird das erhitzte
Gas innerhalb dieser Hohlräume sofort abgekühlt und entspannt.
[0061] Die Druckerhöhung, die Bogenbrennspannung und der Energieumsatz innerhalb der Brennkammer
werden somit auf ein Minimum beschränkt.
[0062] Fig. 1 geht von einer Ausführungsform getrennter Expansionskammern 47 aus, jedoch
besteht auch die Möglichkeit, die beiden Kammern entlang der Symmetrieachse durch
einen oder mehrere Kanäle, welche isoliert sind, miteinander zu verbinden.
[0063] Im Bereich der Kontaktierung 45 bzw. an einer Stelle innerhalb der Expansionsräume
47 kann die gezeigte Anordnung zusätzlich über minimale Druckausgleichsöffnungen verfügen,
die nach dem Abklingen der druckseitigen Belastung für einen Druckausgleich mit der
Umgebung sorgen. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn es innerhalb der Funkenstrecke
durch die Lichtbogeneinwirkung zur Zersetzung der verwendeten Materialien und somit
zur eventuellen zusätzlichen Gasbildung kommt. Durch die Lage und die Größe der Druckausgleichsöffnungen
kann ein schneller Druckausgleich im Millisekundenbereich oder ein langsamer Druckabbau
im Bereich über Minuten erfolgen.
[0064] Die Anordnung nach Fig. 1 benötigt aufgrund der Positionierung der Elektroden 41,
42 und 46 nach der Entstehung des Zündfunkens zwischen der Elektrode 42 und 46, der
nur eine Teilstrecke der Gesamtanordnung überschlägt, noch einen erheblichen Energieeintrag,
bis die gesamte Trennstrecke zwischen den Elektroden 41 und 42 ionisiert wird und
demnach ein Überschlag zwischen den Hauptelektroden erfolgen kann. Die Möglichkeit
der Abstimmung dieses Energiebedarfs erlaubt jedoch in vorteilhafter Weise die einfache
Koordination des N-PE-Ableiters mit nachgeordneten Schutzeinrichtungen.
[0065] Durch eine entsprechende Gestaltung der Elektrodenanordnung insgesamt können somit
triggerbare Ableiter mit einem hohen Bedarf an Triggerenergie geschaffen werden, wodurch
ein Ansprechen der Hauptfunkenstrecke des Ableiters erst bei energiereichen Überspannungen
erfolgt.
[0066] Vorstehendes erhöht die Störunempfindlichkeit des Netzes und gewährleistet die bessere
Ausnutzung der Leistungsfähigkeit der nachgeordneten Schutzeinrichtungen. Andererseits
kann jedoch auch durch eine Gestaltung der Elektrodenanordnung, wie in Fig. 4 gezeigt,
ein Ableiter geschaffen werden, der schon bei extrem leistungsarmen Überspannungen
anspricht und somit auch als Einzelgerät einsetzbar ist.
[0067] Bei einem Ausfall der Triggerelektrode 46 weist die Funkenstrecke aufgrund der mittigen
Anordnung der Triggerelektrode 46 und der dadurch bedingten zweifachen Isolationsstrecke
recht hohe Ansprechwerte auf.
[0068] Um hier eine gewisse Notlaufeigenschaft der Funkenstrecke zu erreichen, wird nach
Fig. 2 das Isolationsteil 44 durch einen Absatz oder eine Stufung 412 in der Elektrode
42 verkürzt. Dies bewirkt, dass neben der durch die Triggerung ansteuerbaren Funkenstrecke
eine weitere unabhängige Funkenstrecke mit von der Triggerung unabhängiger Ansprechspannung,
die deutlich kleiner als die Ansprechspannung der Gleit- bzw. Luftstrecke zwischen
erster und zweiter Hauptelektrode 41 und 42 im Bereich der Triggerung ist, zur Verfügung
steht.
[0069] Gleichzeitig ergibt sich bei dieser Konstruktion die Möglichkeit eines gestaffelten
Ansprechverhaltens der Funkenstrecke bei unterschiedlichen Spannungssteilheiten. Dies
erlaubt eine Entkopplung des Verhaltens der Funkenstrecke eben bei diesen unterschiedlichen
Steilheiten der Spannung. Bei kleinen Steilheiten wird die Funkenstrecke durch die
Triggerschaltung und die entsprechende Triggerstrecke gesteuert. Dagegen kann insbesondere
bei hohen Spannungssteilheiten ein Überkopfzünden der Funkenstrecke erwirkt werden,
welches sich dadurch auszeichnet, dass die Triggereinheit der Funkenstrecke selbst
unbeteiligt bleibt. Die Funkenstrecke zündet dann sozusagen selbsttätig im Bereich
der Stufung 412, ohne dass die Triggereinheit belastet wird.
[0070] Durch das nicht gezeigte Anbringen eines hohen umlaufenden Steges aus Isolationsmaterial
auf der ersten Hauptelektrode 41 im Lichtbogenbrennraum kann dieser unterteilt werden,
und zwar in einen Bereich mit Triggerelektrode und einen Bereich ohne Triggerelektrode.
Bei dieser Anordnung ergibt sich der Vorteil, dass bei normaler Funktionsweise nur
die Brennkammer mit der Triggerelektrode belastet wird und die andere Brennkammer
unbelastet bleibt, wodurch im Notfall, d.h. bei Ausfall der Triggerung, die angestrebten
Notlaufeigenschaften garantiert werden können, da keine Beeinträchtigung dieser Brennkammern
durch Abbrand, Temperatur oder Verschmutzung eben bis zum gegebenen Notfall erfolgt
ist. Eine solche Funktionsweise lässt sich auch mit zwei vollständig unabhängigen
und getrennten Brennräumen realisieren.
[0071] Fig. 3 zeigt eine ähnliche Anordnung wie Fig. 2, jedoch ist hier der Absatz oder
die Stufung so weit verlängert, dass sich eine deutliche Abstandsreduzierung in der
gesamten Lichtbogenbrennkammer 48 zwischen erster und zweiter Hauptelektrode 41/42
ergibt. Durch eine zusätzliche axiale Isolationsstrecke 413 wird zudem der Abbrand
an dem Isolationsteil 43 und der Triggerelektrode 46 reduziert, da ein direktes Berühren
dieser Teile mit dem Lichtbogen 100 vermieden werden kann. Selbstverständlich kann
diese Isolationsstrecke 413 auch unabhängig vom Absatz 412 wie bei einer Ausführungsform
nach Fig. 1 vorgesehen sein.
[0072] Eine Anordnung, bei der die Triggerelektrode 46 der zweiten Hauptelektrode 42 in
axialer Richtung nachgeordnet wurde, zeigt Fig. 4.
[0073] Diese Anordnung gewährleistet sowohl den Schutz der Triggerelektrode vor zu starkem
Abbrand als auch eine Reduzierung der Ansprechspannung ohne Triggerung. Des weiteren
kann mit dieser Anordnung die benötigte Triggerenergie auf ein Minimum reduziert werden.
Der beim Ansprechen der Triggerschaltung zwischen der Triggerelektrode 46 und der
zweiten Hauptelektrode 42 entstehende Zündfunke kann insbesondere bei einem minimal
in den Brennraum 48 hineinstehenden Isolationsteil 414 und einem geringeren Abstand
der Hauptelektroden 41 und 42 bereits bei seiner Entstehung die erste Hauptelektrode
41 berühren. Dadurch wird die Isolationsstrecke zwischen den Hauptelektroden 41 und
42 schlagartig überbrückt und die Triggerenergie auf ein Minimum beschränkt.
[0074] Bei der Anordnung nach Fig. 4 kann eine partielle Isolation der Hauptelektrode 41
innerhalb der Brennkammer 48 entlang der Symmetrieachse und angrenzend an die Isolationsteile
43 und 44 zum Schutz vor Abbranderscheinungen an den jeweiligen Isolationsteilen bzw.
auch an der Triggerelektrode sinnvoll sein.
[0075] Zur Unterstützung der gewünschten Bogenrotation und zur Vermeidung einer zu starken
Anlagerung von Schmelzmaterial können in die Hauptelektroden 41 und 42 innerhalb des
Brennraums 48 eine oder mehrere umlaufende Konturen, z.B. als Rillen oder aufgesetzte
Stege eingeformt oder eingebracht werden. Ebenfalls sind einzelne aufgesetzte Noppen
bzw. sonstige Erhöhungen zur Steuerung der Ansprechspannung bei Luftdurchschlägen
bzw. zur Kontrolle des Abbrandverhaltens realisierbar.
[0076] Zur Unterstützung von Luftdurchschlägen können auch die Isolationsteile 43 und 44
zusätzlich mit mindestens einem in den Brennraum 48 hineinragenden umlaufenden Steg
(nicht gezeigt) versehen sein.
[0077] Bezugszeichenliste
[0078] 41 erste Hauptelektrode
[0079] 42 zweite Hauptelektrode
[0080] 43 äußeres Isolationsteil
[0081] 44 inneres Isolationsteil
[0083] 46 Triggerelektrode
[0085] 48 Lichtbogenbrennraum
[0087] 410 Durchströmkanäle
[0090] 412 Absatz oder Stufung
[0091] 413 sich axial erstreckendes Isolationsteil
[0092] 414 hineinstehendes Isolationsteil
1. Gekapselter Überspannungsableiter mit einer Funkenstreckenanordnung, umfassend zwei
koaxial zueinander liegende, sich mindestens teilweise überlappende metallische Hauptelektroden
mit entgegengesetzt gerichteten Anschlüssen, wobei die Hauptelektroden in Verbindung
mit mindestens einem Isolationsteil einen Lichtbogenbrennraum bilden,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens eine der Hauptelektroden einen inneren Expansionsraum aufweist und dass
im Bereich eines äußeren Isolationsteils eine vorzugsweise radial oder axial rotationssymmetrisch
verlaufende Triggerelektrode vorgesehen ist.
2. Gekapselter Überspannungsableiter nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste Hauptelektrode als Stabelektrode mit einem Hohlraum ausgebildet ist, wobei
dieser über Öffnungen mit dem Lichtbogenbrennraum strömungsseitig in Verbindung steht.
3. Gekapselter Überspannungsableiter nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
im Anschlussbereich der zweiten, hohlzylindrisch ausgebildeten Hauptelektrode ein
weiterer Expansionsraum vorhanden ist.
4. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der oder die Expansionsräume eine minimierte Druckausgleichsöffnung aufweisen, welche
bevorzugt im Bereich der Anschlüsse ausgebildet ist.
5. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Stabelektrode mit ihrem anschlussfernen Ende über ein weiteres, inneres Isolationsteil
innerhalb der umgebenden zweiten Hauptelektrode zentriert und gehalten ist.
6. Gekapselter Überspannungsableiter nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das zweite, innere Isolationsteil Durchströmkanäle hin zum Expansionsraum aufweist.
7. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 3 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
beide Expansionsräume durch mindestens einen isolierenden Kanal in Verbindung stehen.
8. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
über eine Variation des radialen Abstands zwischen den koaxial angeordneten, teilweise
überlappenden Elektroden die jeweilige Ansprechspannung vorgebbar ist.
9. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens eine der Elektroden einen zum Lichtbogenbrennraum gerichteten Absatz oder
eine Stufung für ein gestaffeltes Ansprechverhalten und sicheres Löschvermögen auch
bei Ausfall der Triggerung besitzt.
10. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 2 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Lichtbogenbrennraum durch einen auf die Stabelektrode aufgebrachten, umlaufenden
Steg teilbar ist.
11. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Hauptelektroden auf ihrer zum Lichtbogenbrennraum gerichteten Oberfläche rillenförmige
Konturen, Stege und/oder Noppen aufweisen.
12. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die die erste Hauptelektrode umgebende zweite Hauptelektrode einen Teil der Überspannungsableiter-Kapselung
bildet.
13. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Elektroden aus abbrandfestem Werkstoff, insbesondere Wolfram-Kupfer oder Graphit
und die Isolationsteile aus einem gasabgebenden Kunststoff bestehen.
14. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
das erste und/oder zweite Isolationsteil mindestens einen umlaufenden Steg zur Unterstützung
von Luftdurchschlägen aufweisen.
15. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
gekennzeichnet durch
eine druckdichte Ausführung mit Löschgasfüllung.
16. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
beim druckdichten Verbinden mittels Verpressen, Verschrauben oder dergleichen die
Wirkkräfte in Symmetrieachsenrichtung orientiert sind.
17. Gekapselter Überspannungsableiter nach einem der Ansprüche 1 bis 16,
gekennzeichnet durch
seine Verwendung als N-PE-Funkenstrecke.