[0001] Die Erfindung betrifft ein Bürstenaggregat, mit einem rotativ antreibbaren Bürstenhalter
und einer Ringbürste mit einem Borstenkranz mit nach außen abstehenden Borsten.
[0002] Ein derartiges Bürstenaggregat wird in der
DE 43 26 793 C1 vorgestellt. Das bekannte Bürstenaggregat hat sich bewährt.
[0003] Darüber hinaus wird in der
DE 10 2004 021 188 A1 ein Bürstenaggregat beschrieben, bei welchem mit einem Schleifkörper gearbeitet wird,
um die Borstenspitzen nachzuschleifen, damit auf der zu bearbeitenden Werkstoffoberfläche
die gewünschte Rautiefe durchgehend beobachtet wird. Vergleichbar geht die
JP 2001334453 A vor.
[0004] Die bekannten Bürstenaggregate haben sich grundsätzlich bewährt, stoßen jedoch dort
an Grenzen, wo Rautiefen von 50 µm, 60 µm oder sogar mehr als 70 µm benötigt werden.
Denn solche Rautiefen erreicht man bisher üblicherweise nur durch Sandstrahlen. Tatsächlich
sind derartige Rautiefen erforderlich, um die jeweilige Werkstofioberfläche beispielsweise
vor einem Beschichtungsprozess vorzubereiten, damit anschließend eine sichere Haftung
der Beschichtung gewährleistet werden kann. Das beschriebene Sandstrahlen stößt jedoch
aus Umweltgründen zunehmend an Grenzen. Denn ein beispielsweise hiermit abgelöster
Auftrag auf der Werkstückoberfläche stellt zusammen mit dem notwendigen Sand oftmals
Sondermüll dar, welcher hohe Entsorgungskosten nach sich zieht. Außerdem erfordert
das Sandstrahlen einen aufwendigen Maschinenpark und zusätzliche Schutzmaßnahmen,
um nicht zu berarbeitende Oberflächen zu schützen. Das ist sowohl zeit- als auch kostenaufwendig.
[0005] Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein Bürstenaggregat der eingangs
beschriebenen Ausführungsform so weiterzuentwickeln, dass mit seiner Hilfe auf Werkstoffoberflächen
vergleichbare Rautiefen erzielt werden, die bisher nur durch eine Sandstrahlbearbeitung
möglich sind.
[0006] Zur Lösung dieser technischen Problemstellung wird bei einem gattungsgemäßen Bürstenaggregat
im Rahmen der Erfindung vorgeschlagen, dass ein in den rotierenden Borstenkranz eintauchendes
Stoppmittel realisiert ist, welches die Borsten für eine bestimmte Zeit abbremst,
so dass nach ihrer Freigabe die hierdurch (nämlich durch das Abbremsen mit dem Stoppmittel)
gespeicherte Bewegungsenergie zur zusätzlich schlagenden Bearbeitung der Werkstoffoberfläche
bzw. der Oberfläche des Werkstoffes durch die Borsten genutzt wird.
[0007] Erfindungsgemäß sorgt also das in den rotierenden Borstenkranz eintauchende Stoppmittel
dafür, dass die Borsten temporär, d. h. für eine bestimmte Zeit, abgebremst werden.
Das kann dergestalt erfolgen, dass das Stoppmittel verstellbar ausgeführt ist und
jeweils bedarfsweise in den Borstenkranz eintaucht und anschließend wieder aus diesem
auftaucht bzw. die Borsten nicht mehr beaufschlagt.
[0008] Solange das Stoppmittel in den Borstenkranz eintaucht und die Borsten temporär abbremst,
wird bei diesem Vorgang Bewegungsenergie in den Borsten und/oder in der Ringbürste
insgesamt gespeichert. Das lässt sich darauf zurückführen, dass das Stoppmittel im
Vergleich zu den rotierenden Borsten und der Ringbürste im Ganzen ortsfest (aber dennoch
gegebenenfalls radial und/oder axial verstellbar) ausgebildet ist. Dadurch werden
die auf das Stoppmittel auftreffenden Borsten verformt bzw. ändern ihre Winkelstellung
gegenüber der Ringbürste, so dass insgesamt auf diese Weise (Bewegungs-) Energie gespeichert
wird, nämlich in Gestalt von (elastischer) Verformungsenergie.
[0009] Sobald die Borsten das Stoppmittel verlassen, weil sie von dem rotativ angetriebenen
Bürstenhalter gegenüber dem feststehenden Stoppmittel weiterbewegt worden sind, kommen
die Borsten von dem Stoppmittel frei und sind nun in der Lage, die zuvor in den Borsten
und/oder der Ringbürste insgesamt gespeicherte Bewegungsenergie kurzfristig abzugeben,
indem die fragliche Werkstoffoberfläche zusätzlich schlagend bearbeitet wird.
[0010] D. h., die üblicherweise tangential an den Borstenkranz angestellte Werkstoffoberfläche
wird erfindungsgemäß nicht nur schleifend mit Hilfe der Borsten bearbeitet, sondern
zusätzlich auch dadurch, dass die Borsten schlagend auf die Werkstoffoberftäche auftreffen.
Das lässt sich im Kern darauf zurückführen, dass die Borsten durch das Stoppmittel
primär von ihrem radialen Verlauf im Vergleich zu einem Rotationszentrum bzw. einer
Rotationsachse abgelenkt werden. Tatsächlich nehmen die Borsten beim Passieren des
Stoppmittels nicht (mehr) eine nahezu senkrechte Position im Vergleich zur Ringbürstenoberfläche
ein, sondern werden durch das Stoppmittel in einen spitzwinkligen Verlauf im Vergleich
zu der Ringbürstenoberfläche gezwungen. Nach Passieren des Stoppmittels schnellen
die Borsten elastisch nachgebend wieder in ihre nahezu senkrechte Position im Vergleich
zu der Ringbürstenoberfläche zurück.
[0011] Selbstverständlich können die Borsten im Vergleich zur Ringbürstenoberfläche auch
eine von dem geschilderten senkrechten Verlauf abweichende spitzwinklige Stellung
von vornherein einnehmen. Dann sorgt das Stoppmittel dafür, dass die Borsten beim
Passieren in eine andere und hiervon abweichende Winkelstellung gezwungen werden.
Meistens wird der Winkel verkleinert, wenngleich natürlich grundsätzlich auch eine
Winkelvergräßerung durch das Überlaufen des Stoppmittels denkbar ist und von der Erfindung
umfasst wird. In jedem Fall sorgt das Stoppmittel dafür, dass die Borsten hinsichtlich
ihrer Winkelausrichtung im Vergleich zu der Ringbürstenoberfläche eine Veränderung
dergestalt erfahren, dass sie nach Passieren des Stoppmittels elastisch nachgebend
in ihre ursprüngliche Position wieder zurückschnellen können und bei diesem Vorgang
die gewünschte Bearbeitung auf der Werkstoffoberfläche vollziehen.
[0012] Bei diesem Vorgang des Zurückschnellens der Borsten, insbesondere von ihrer spitzwinkligen
Ausrichtung zur Ringbürstenoberfläche in ihren demgegenüber senkrechten Verlauf, beschreiben
zugehörige Borstenspitzen der Borsten angenähert einen Kreisbogen, welcher die Werkstoffoberfläche
nicht tangential berührt. Vielmehr schließt dieser Kreisbogen einen spitzen Winkel
ein, so dass sich hieraus die schlagende Bearbeitung der Borsten erklärt. Denn aufgrund
des nicht tangentialen sondern vielmehr spitzwinkligen Auftreffens der Borstenspitzen
auf die Werkstoffoberfläche wird gleichsam eine hämmernde Bearbeitung erreicht. Hierfür
spielt es natürlich auch eine Rolle, ob die Borstenspitzen - optional - abgewinkelt
sind und auf diese Weise den hämmernden Effekt verstärken oder gegebenenfalls abschwächen
- je nach Bedarf.
[0013] Insgesamt lässt sich auf diese Weise der Auftreffwinkel der Borstenspitzen variieren
und erreichen, dass die jeweilige Borste nach ihrem Auftreffen auf die Werkstoffoberfläche
zuverlässig zurückspringt. Das ist erforderlich, damit letztlich nur eine hämmernde
Bearbeitung der Werkstoffoberfläche erfolgt und nicht noch eine anschließende schleifende
Bearbeitung. Denn diese würde die erreichte Rautiefe gegebenenfalls wieder verringern.
Um diesen Effekt zu optimieren, müssen die Drehzahl des Bürstenaggregates und/oder
der Auftreffwinkel angepasst werden. Selbstverständlich spielt auch die Härte der
Oberfläche des zu bearbeitenden Werkstoffes eine nicht unerhebliche Rolle.
[0014] Als Folge hiervon erreicht die Erfindung auf der Werkstoffoberfläche Rautiefen, die
bisher nur durch eine Sandstrahlbearbeitung erzielt werden konnten. Tatsächlich werden
Rautiefen von mehr als 50 µm, insbesondere mehr als 60 µm und vorzugsweise sogar solche
von mehr als 70 oder 75 µm bis hin zu mehr als 100 µm festgestellt. Bei diesen Rautiefen
handelt es sich um sogenannte Mittelrauwerte (Formelzeichen R
a als arithmetischer Mittelwert der absoluten Werte von Profilabweichungen innerhalb
einer Bezugsstrecke; (vgl, DIN 4764 sowie DIN ISO 1302).
[0015] Die vorerwähnten Angaben für die Rautiefen beziehen sich auf Oberflächen von unlegierten
Stählen als Werkstoffe und hier insbesondere solche vom Typ ST 37.
[0016] Vorteilhafterweise kann das Stoppmittel in vorgegebener Winkelposition in den Borstenkranz
eintauchen. In diesem Zusammenhang hat es sich bewährt, wenn das Stoppmittel mit einer
auf der Werkstoffoberfläche aufstehenden Normalen einen Winkel im Bereich von 10°
bis 70°, insbesondere 20° bis 60° und vorzugsweise 25° bis 45° einschließt. Außerdem
mag das Stoppmittel Bestandteil eines Maschinengehäuses eines Rotationsbürstenwerkzeuges
und/oder dessen Schutzhaube sein und/oder an diese angeschlossen sein.
[0017] In der Regel handelt es sich bei dem Stoppmittel jedoch um ein von dem eigentlichen
Rotationsbürstenwerkzeug unabhängiges Aggregat, meistens einen Bolzen mit zylindrischer
Gestalt. Dabei taucht das Stoppmittel bevorzugt radial so weit in den Borstenkranz
ein, dass sich eine Außenoberfläche des Stoppmittels und einer Außenoberfläche des
Borstenkranzes in etwa decken. Dadurch kann die Schutzhaube ihren bestehenden und
vorgegebenen Abstand zur Außenoberfläche des Borstenkranzes beibehalten und sind insbesondere
keine Anpassungen erforderlich, sobald mit dem Stoppmittel gearbeitet wird. D. h.,
das erfindungsgemäße Bürstenaggregat eignet sich hervorragend für die Nachrüstung
beispielsweise eines bestehenden Rotationsbürstenwerkzeuges, in dem das Stoppmittel
zusätzlich vorgesehen wird.
[0018] Dabei hat es sich bewährt, wenn das Stoppmittel an ein Maschinengehäuse des das Bürstenaggregat
aufnehmenden Rotationsbürstenwerkzeuges angeschlossen wird. Das kann über einen Ausleger
oder sonst wie geschehen.
[0019] Üblicherweise verfügt die Ringbürste über ein Bürstenband mit den daran angeschlossenen
und nach außen abstehenden Borsten. Dieses Bürstenband stellt sicher, dass die Borsten
beim Passieren des Stoppmittels von ihrer zumeist senkrechten Stellung im Vergleich
zur Ringbürstenoberfläche bzw. Bürstenbandoberfläche problemlos in den beschriebenen
spitzwinkligen Verlauf zu der besagten Oberfläche übergehen können und hierbei die
Bewegungsenergie überwiegend in dem Bürstenband elastisch gespeichert wird.
[0020] Der Bürstenhalter verfügt in der Regel über eine Distanzbuchse, welche zwei Stirnscheiben
in beabstandeter Stellung hält. Die Distanzbuchse dient zur Aufnahme des Bürstenbandes.
Es ist aber auch möglich, ohne Distanzbuchse zu arbeiten. Dann übernimmt das ringförmige
Bürstenband gleichsam die Funktion der Distanzbuchse. Schließlich hat es sich bewährt,
wenn die Borsten in Rotationsrichtung vorlaufend abgeschrägte Borstenspitzen aufweisen.
Denn dadurch wird der beschriebene schlagende Effekt der Borsten bzw. Borstenspitzen
noch verstärkt, weil diese nahezu senkrecht auf die Werkstoffoberfläche auftreffen
und den bereits erläuterten hämmernden Effekt erzeugen.
[0021] Gegenstand der Erfindung ist auch ein Rotationsbürstenwerkzeug, wie es im Anspruch
9 beschrieben wird und darüber hinaus ein Verfahren zur Bearbeitung einer Werkstoffoberfläche
nach Anspruch 10. Schließlich bezieht sich die Erfindung auf eine spezielle Ringbürste.
[0022] Im Ergebnis werden ein Bürstenaggregat, ein Rotationsbürstenwerkzeug sowie ein Verfahren
zur Bearbeitung einer Werkstoffoberfläche vorgestellt, mit deren Hilfe Rautiefen auf
dieser Werkstoffoberfläche erzielt werden, die bisher nur durch Sandstrahlen erreicht
werden konnten. Das erzielt die Erfindung im Kern durch das wenigstens eine Stoppmittel,
welches in den rotierenden Borstenkranz eintaucht. Auf diese Weise werden die Borsten
für eine bestimmte Zeit abgebremst und werden die rotierenden Borsten und/oder die
Ringbürste im Ganzen durch Speicherung von Bewegungsenergie elastisch verformt. Hierdurch
sind die Borsten in der Lage, die Werkstoffoberfläche nicht nur rotierend, sondern
zugleich schlagend infolge der nach Passieren des Stoppmittels (kurzfristig) frei
werdenden gespeicherten Bewegungsenergie zu bearbeiten.
[0023] Als weiterer Vorteil ergibt sich, dass die Borsten infolge der speziellen Bearbeitungsweise
nicht an ihren Borstenspitzen nachgeschärft zu werden brauchen, sondern vielmehr eine
im Wesentlichen gleichbleibende Rautiefe während der gesamten Nutzungsdauer der Ringbürste
beobachtet wird. Das gilt für eine Vielzahl verschiedener Borsten, die erfindungsgemäß
eingesetzt werden können. Soll jedoch die Rautiefe gesteigert werden, so empfiehlt
es sich, die Borsten jeweils nachzuschärfen. Denn es hat sich gezeigt, dass durch
dieses Nachschärfen die Rautiefe noch einmal um wenigstens 20 % oder noch mehr gesteigert
werden kann. Um dieses Nachschärfen zu erreichen, arbeitet die Erfindung vorteilhaft
mit einem Schleifstein oder einem vergleichbaren Schleifkörper.
[0024] Dabei kann die Auslegung so getroffen werden, dass mit unterschiedlichen Drehrichtungen
des Bürstenaggregates einerseits zur Bearbeitung und andererseits zum Schärfen gearbeitet
wird. In der einen Drehrichtung mag das Stoppmittel in den Borstenkranz einfahren,
wohingegen in der anderen Drehrichtung der Schleifkörper entweder alternativ oder
ergänzend die Borstenspitzen bearbeitet. In diesem Zusammenhang ist es ergänzend denkbar,
das Anstellen und Fortbewegen des Schleifkörpers an das Ein- und Ausschalten der anderen
Drehrichtung (zum Schärfen) zu koppeln.
[0025] Als Borsten mag die Erfindung beispielsweise auf U-förmige Borsten zurückgreifen,
die jeweils in das Bürstenband eingesteckt und hierin verankert werden. Es liegt aber
auch im Rahmen der Erfindung, an dieser Stelle andere Materialien, beispielsweise
Kunststoffe, für die Herstellung der Borsten einzusetzen. Darüber hinaus können selbstverständlich
Werkstoffkombinationen Berücksichtigung finden.
[0026] So ist es denkbar, beispielsweise mit Kunststoffborsten zu arbeiten, die an ihren
Borstenspitzen mit Metallkugeln oder vergleichbaren Schlagwerkzeugen (auch aus Stein)
ausgerüstet sind. In diesem Zusammenhang haben sich insbesondere Kunststoffe wie Polyethylene,
Polytetrafluorethylene aber auch Polypropylene als günstig erwiesen.
[0027] Infolge der gleichsamen Pendelbewegung der Borsten durch das Stoppmittel, die damit
verbundene Schrägstellung der Borsten und deren Zurückschnellen werden zugehörige
Aufnahmen im Borstenband geweitet, welches den beschriebenen schlagenden Effekt seitens
der Borstenspitzen auf die Werkstoffoberfläche noch verstärkt. Sofern erforderlich,
kann das die Borsten abbremsende Stoppmittel gekühlt werden. Denkbar ist es hier beispielsweise,
das Stoppmittel hohl auszuführen und Abluft oder Kühlluft für oder von dem zugehörigen
Rotationsbürstenwerkzeug als Kühlmedium zu nutzen, Daneben lassen sich natürlich auch
thermoelektrische Effekte durch beispielsweise Einbau eines Peltierelementes vorteilhaft
für die Kühlung des Stoppmittels heranziehen.
[0028] Als Antriebe für das Bürstenaggregat empfiehlt die Erfindung den Rückgriff auf jedwede
geeigneten Antriebsmotoren, beispielsweise solche, die pneumatisch arbeiten, aber
auch Elektromotoren, Verbrennungsmotoren usw.. Darüber hinaus hat es gezeigt, dass
durch den Rückgriff auf das Stoppmittel die erreichbare Rautiefe um deutlich mehr
als 30 % im Vergleich zu der Rautiefe ohne Stoppmittel gesteigert werden kann. Ja
es sind sogar Werte von bis zu 50 % und mehr denkbar. Vergleichbare Steigerungsraten
bei der Rautiefe werden beobachtet, wenn zusätzlich noch die Borstenspitzen (in regelmäßigen
Abständen) geschärft werden. Dadurch steht insgesamt ein Bürstenaggregat bzw. ein
Rotationsbürstenwerkzeug zur Verfügung, welches in der Lage ist, Oberflächen von Werkstoffen
so aufzurauhen, wie man dies bisher nur per Sandstrahlen beobachtet hat. Ferner hat
sich gezeigt, dass die Anzahl der Borsten pro Flächeneinheit im Vergleich zu bekannten
Ringbürsten verringert werden kann. Dadurch wird auch die Reibung an dem Stoppmittel
vermindert, ohne dass sich an den zuvor beschriebenen Steigerungsraten für die Rautiefe
etwas ändert. Auf diese Weise wird der Antrieb durch das Stoppmittel nicht übermäßig
belastet und treten unter dem Strich auch keine Wärmeprobleme bzw. Überhitzungen an
dem Stoppmittel durch erhöhte Reibung auf. Tatsächlich haben sich an dieser Stelle
maximal 16 Borsten pro cm
2 auf einer jeweiligen Besatzfläche als günstig erwiesen. Zudem kann vorteilhaft mit
insgesamt vier Unterbrechungen zwischen den einzelnen Besatzflächen entlang des Umfangs
der Ringbürste gearbeitet werden. Selbstverständlich sind auch mehr Unterbrechungen
möglich und werden von der Erfindung umfasst. Genauso gut sind prinzipiell auch nur
drei oder zwei Unterbrechungen oder auch gar keine Unterbrechungen denkbar. Hierin
sind die wesentlichen Vorteile zu sehen.
[0029] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert; es zeigen:
- Fig. 1
- Das erfindungsgemäße Rotationsbürstenwerkzeug inklusive hiervon angetriebenem Bürstenaggregat
in perspektivischer Ansicht,
- Fig. 2 und 3
- jeweils eine Detailansicht des Bürstenaggregates im Betrieb und
- Fig. 4
- das Bürstenaggregat mit seinen Einzelteilen.
[0030] In der Fig. 1 ist ein Rotationsbürstenwerkzeug dargestellt, welches mit einem Maschinengehäuse
1 und einer lediglich angedeuteten und darin aufgenommenen Antriebseinheit 2 für ein
Bürstenaggregat 3 ausgerüstet ist. Das Bürstenaggregat 3 verfügt über eine Ringbürste
4, 5, die sich im Ausführungsbeispiel und nicht einschränkend aus einem Bürstenband
4 und daran angeschlossenen und nach außen abstehenden Borsten 5 zusammensetzt.
[0031] Man erkennt, dass sich die Borsten 5 radial im Vergleich zu einem Rotationszentrum
bzw. einer Rotationsachse 6 erstrecken und im Wesentlichen senkrecht auf einer Oberfläche
der Ringbürste 4, 5 bzw. einer Oberfläche des Bürstenbandes 4 aufstehen. Bei den Borsten
5 handelt es sich um U-förmige Borsten aus Stahl, die in lediglich in der Fig. 4 angedeutete
Aufnahmebohrungen 7 im Bürstenband 4 eingesteckt und durch diese hindurchgesteckt
werden. Die Borsten 5 formen einen Borstenkranz 8 mit Unterbrechungen 9. Die Ringbürste
4, 5 wird von einem rotativ mit Hilfe der Antriebseinheit 2 angetriebenen Bürstenhalter
10, 11 getragen. Tatsächlich setzt sich der Bürstenhalter 10, 11 aus zwei Stirnscheiben
10 zusammen, welche durch eine Distanzbuchse 11 in beabstandeter Stellung zueinander
gehalten werden. Auf die Distanzbuchse 11 kann vorliegend auch verzichtet werden.
Dann übernimmt das Bürstenband 4 der Ringbürste 4, 5 die Funktion der Distanzbuchse
11.
[0032] Anhand der Fig. 4 erkennt man, dass die beiden Stirnscheiben 10 mit Axialstegen 12
ausgerüstet sind, mit welchen sie die Ringbürste 4, 5 bzw. das Bürstenband 4 im Bereich
der Unterbrechungen 9 übergreifen. Beide Stirnscheiben 10 werden mit der dazwischen
befindlichen Distanzbuchse 11 respektive dem Bürstenband 4 inklusive daran angeschlossenen
Borsten 5 gegeneinander verspannt, um einen sicheren Halt der Ringbürste 4, 5 auf
einem Antriebszapfen 13 der Antriebseinheit 2 des Rotationsbürstenwerkzeuges zu gewährleisten.
Im Rahmen des Ausführungsbeispiels und nicht einschränkend sind drei gleichmäßig über
den Umfang des Bürstenbandes 4 verteilte Unterbrechungen 9 realisiert. Es können aber
auch vier Unterbrechungen 9 vorgesehen werden, die dann mit entsprechenden Axialstegen
12 übergriffen werden. Die Dichte der Borsten 5 beträgt ebenfalls nicht einschränkend
maximal 16 Borsten/cm
2 auf der jeweiligen Besatzfläche zwischen den einzelnen Unterbrechungen 9. Hier kann
auch mit maximal 14 Borsten/cm
2 gearbeitet werden.
[0033] Für die Erfindung wesentlich ist nun ein in den rotierenden Borstenkranz 8 eintauchendes
Stoppmittel 14, Bei dem Stoppmittel 14 handelt es sich nicht einschränkend um einen
beispielsweise zylindrischen Zapfen 14, welcher über einen Ausleger 15 an das Maschinengehäuse
1 des Rotationsbürstenwerkzeuges angeschlossen ist. Das Stoppmittel 14 bzw. der Zapfen
14 ist parallel zum Antriebszapfen 13 der Antriebseinheit 2 bzw. zur Rotationsachse
6 an dem Ausleger 15 angeordnet und an diesen beispielsweise schraubend angeschlossen.
Die Länge des Stoppmittels 14 ist dabei so gewählt, dass sie im Wesentlichen der Breite
des Bürstenbandes 4 entspricht, folglich das Stoppmittel 14 axial im Vergleich zu
der Ringbürste 4, 5 nicht übersteht.
[0034] Das Stoppmittel 14 ist ortsfest im Vergleich zu der rotierenden Ringbürste 4, 5 angeordnet,
kann aber beispielsweise in Pfeilrichtung radial verstellt und somit in die Borsten
5 bzw. den Borstenkranz 8 eintauchen und aus diesem auftauchen. Darüber hinaus lässt
sich das Stoppmittel 14 natürlich auch axial verstellen, was jedoch nicht dargestellt
ist. Außerdem verfügt das Stoppmittel 14 optional über eine Kühlung bzw. eine Kühlvorrichtung,
die jedoch ebenfalls nicht gezeigt ist.
[0035] Man erkennt, dass das Stoppmittel 14 radial so weit in den Borstenkranz 8 eintaucht,
dass sich eine Außenoberfläche 16 des Stoppmittels 14 und eine Außenoberfläche 17
des Borstenkranzes 8 in etwa decken. Dadurch kann eine nur angedeutete Schutzhaube
18 von ihrem Abstand zur Außenoberfläche 17 des Borstenkranzes 8 unverändert an dem
Maschinengehäuse 1 angebracht werden, ob nun das Stoppmittel 14 montiert ist oder
nicht. Das Stoppmittel 14 schließt mit einer Oberfläche eines Werkstoffes 19 bzw,
der darauf aufstehenden Normalen N einen Winkel α ein, der im Ausführungsbeispiel
Werte zwischen 30° und 40° einnimmt. Selbstverständlich kann das Stoppmittel 14 auch
Bestandteil des Maschinengehäuses 1 respektive der Schutzhaube 18 des Rotationsbürstenwerkzeuges
sein.
[0036] Die Borsten 5 sind in der durch einen Pfeil in den Fig. 2 und 3 angedeuteten Rotationsrichtung
R mit vorlaufend abgeschrägten Borstenspitzen 5' ausgerüstet, was natürlich nicht
zwingend ist. Insgesamt wird durch die beschriebene Topologie erreicht, dass die Borsten
5 die Oberfläche des Werkstoffes 19 nicht nur schleifend, sondern zusätzlich auch
schlagend bearbeiten. Das erzielt die Erfindung im Detail wie folgt. Dadurch, dass
das Stoppmittel 14 in den Borstenkranz 8 eintaucht, werden die Borsten 5 für eine
bestimmte Zeit abgebremst, nämlich solange, wie das Stoppmittel 14 die Borsten 5 und/oder
die Ringbürste 4, 5 im Ganzen elastisch nachgebend verformt bzw. verformen kann.
[0037] Tatsächlich wird im Rahmen des Ausführungsbeispiels und nicht einschränkend primär
das Bürstenband 4 durch das Stoppmittel 14 verformt, weil die üblicherweise senkrecht
auf dem Bürstenband 4 aufstehenden Borsten 5 in eine spitzwinklige Position im Vergleich
zur Oberfläche des Bürstenbandes 4 gezwungen werden. Denn die Borstenspitzen 5' bzw.
die Borsten 5 im Ganzen werden von dem Stoppmittel 14 in ihrer rotierenden Bewegung
gehindert, wohingegen die Aufnahmebohrungen 7 und das Bürstenband 4 unverändert rotativ
weiterbewegt werden. Diese spitzwinklige Stellung der Borsten 5 beim Passieren des
Stoppmittels 14 erkennt man insbesondere bei einer vergleichenden Betrachtung der
Fig. 2 und 3.
[0038] Sobald die Borsten 5 einen spitzen Winkel im Vergleich zur Oberfläche des Bürstenbandes
4 erreicht haben, der dazu korrespondiert, dass die Borstenspitzen 5' von dem Stoppmittel
14 nicht mehr zurückgehalten werden können, schnappen die Borsten 5 zurück. Bei diesem
Vorgang beschreiben die Borstenspitzen 5' einen Kreisbogen 20, welcher von der Außenoberfläche
17 des Borstenkranzes 8 bzw. dem zugehörigen Kreisbogen abweicht. Diese Abweichung
drückt sich in einem Winkel β gegenüber der Normalen N in einem Berührungspunkt bzw.
einer Berührungsfläche 21 aus, in welchem die Borsten 5 bzw. deren Borstenspitzen
5' die Oberfläche des Werkstoffes 19 berühren bzw. schleifend an diesem entlanggleiten.
Tatsächlich schließen die Borsten 5 ohne das Stoppmittel 14 in dem Berührungspunkt
21 mit der Oberfläche des Werkstoffes 19 im Wesentlichen einen rechten Winkel ein,
weil die Oberfläche des Werkstoffes 19 regelmäßig tangential an die Außenoberfläche
17 des Borstenkranzes 8 gehalten bzw. zu dieser ausgerichtet wird.
[0039] Dadurch, dass der von den Borsten 5 infolge des überlaufenen Stoppmittels 14 beschriebene
Kreisbogen 20 von der Außenoberfläche 17 des Borstenkranzes 8 abweicht, ist der zwischen
diesem Kreisbogen 20 und der Normalen N eingeschlossene Winkel β nicht mehr rechtwinklig,
sondern vielmehr spitzwinklig. Als Folge hiervon treffen die Borstenspitzen 5' im
Bereich des Berührpunktes 21 bzw. der zugehörigen Berührungsfläche nahezu senkrecht
auf die Oberfläche des Werkstoffes 19 auf und verfügen zudem über eine Geschwindigkeitskomponente
senkrecht zur Oberfläche des Werkstoffes 19, wie in den Fig. 2 und 3 angedeutet ist.
Dementsprechend arbeiten die Borsten 5 bzw. deren Borstenspitzen 5' schlagend oder
gleichsam hämmernd auf die Oberfläche des Werkstoffes 19 im Anfangsbereich der Berührungsfläche
21 und gehen danach in die gewohnte schleifende Bearbeitung über.
[0040] Das Stoppmittel 14 sorgt also dafür, dass die Borsten 5 für eine bestimmte Zeit abgebremst
werden. Nach ihrer Freigabe wird die durch dieses Abbremsen in der Ringbürste 4, 5
gespeicherte Bewegungsenergie innerhalb einer deutlich kürzeren Zeitspanne frei und
zur zusätzlich schlagenden Bearbeitung der Oberfläche des Werkstoffes 19 durch die
Borsten 5 genutzt. Tatsächlich wird diese Bewegungsenergie primär in dem Bürstenband
4 gespeichert, weil dieses eine Abweichung vom zylindrischen Verlauf einnimmt, wie
man insbesondere in der Fig. 3 erkennt, wo diese Abweichung mit dem Bezugszeichen
22 gekennzeichnet ist.
1. Bürstenaggregat (3), mit einem rotativ antreibbaren Bürstenhalter (10, 11) und einer
Ringbürste (4, 5) mit einem Borstenkranz (8) mit nach außen abstehenden Borsten (5),
dadurch gekennzeichnet, dass ein in den rotierenden Borstenkranz (8) eintauchendes Stoppmittel (14) vorgesehen
ist, welches die Borsten (5) für eine bestimmte Zeit abbremst, so dass nach ihrer
Freigabe die hierdurch gespeicherte Bewegungsenergie zur zusätzlich schlagenden Bearbeitung
einer Oberfläche eines Werkstoffes (19) durch die Borsten (5) genutzt wird.
2. Bürstenaggregat (3) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Stoppmittel (14) ortsfest und gegebenenfalls verstellbar angebracht und in vorgegebener
Winkelposition im Vergleich zu einer Rotationsachse (6) in den Borstenkranz (8) eintaucht.
3. Bürstenaggregat (3) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Stoppmittel (14) radial so weit in den Borstenkranz (8) eintaucht, dass sich
eine Außenoberfläche (16) des Stoppmittels (14) und eine Außenoberfläche (17) des
Borstenkranzes (8) in etwa decken.
4. Bürstenaggregat (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Stoppmittel (14) an ein Maschinengehäuse (1) und/oder eine Schutzhaube (18) eines
das Bürstenaggregat (3) aufnehmenden Rotationsbürstenwerkzeuges angeschlossen und/oder
Bestandteil desselben ist.
5. Bürstenaggregat (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Stoppmittel (14) mit einer auf der Oberfläche des Werkstoffes (19) aufstehenden
Normalen (N) einen Winkel (α) im Bereich von 10° bis 70°, insbesondere 20° bis 60°,
vorzugsweise 25° bis 45°, einschließt.
6. Bürstenaggregat (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Ringbürste (4, 5) ein Bürstenband (4) mit den daran angeschlossenen und nach
außen abstehenden Borsten (5) aufweist.
7. Bürstenaggregat (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Bürstenhalter (10, 11) zwei durch eine Distanzbuchse (11) beabstandete Stirnscheiben
(10) aufweist.
8. Bürstenaggregat (3) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Borsten (5) in Rotationsrichtung (R) vorlaufend abgeschrägte Spitzen (5') aufweisen.
9. Rotationsbürstenwerkzeug, mit einem Maschinengehäuse (1) und einer Antriebseinheit
(2) für ein Bürstenaggregat (3), mit einem rotativ antreibbaren Bürstenhalter (10,
11) und einer Ringbürste (4, 5) mit einem Borstenkranz (8) mit nach außen abstehenden
Borsten (5), dadurch gekennzeichnet, dass ein in den rotierenden Borstenkranz (8) eintauchendes Stoppmittel (14) vorgesehen
ist, welches die Borsten (5) für eine bestimmte Zeit abbremst, so dass nach ihrer
Freigabe die hierdurch gespeicherte Bewegungsenergie zur zusätzlich schlagenden Bearbeitung
einer Oberfläche eines Werkstoffes (19) durch die Borsten (5) genutzt wird.
10. Verfahren zur Bearbeitung einer Oberfläche eines Werkstoffes (19) mit Hilfe eines
Bürstenaggregates (3), mit einem rotativ antreibbaren Bürstenhalter (10, 11) und einer
Ringbürste (4, 5) mit nach außen abstehenden Borsten (5), wonach die rotierenden Borsten
(5) und/oder die Ringbürste (4, 5) unter Rückgriff auf ein Stoppmittel (14) sowie
durch Speicherung von Bewegungsenergie elastisch verformt werden, so dass die Borsten
(5) die Oberfläche des Werkstoffes (19) nicht nur rotierend sondern zugleich schlagend
infolge der nach Passieren des Stoppmittels (14) frei werdenden gespeicherten Bewegungsenergie
bearbeiten.
11. Ringbürste (4, 5), mit einem Borstenkranz (8) mit nach außen abstehenden Borsten (5)
für einen rotativ antreibbaren Bürstenhalter (10, 11) eines Bürstenaggregates (3),
dadurch gekennzeichnet, dass maximal 16 Borsten (5) pro cm2, insbesondere maximal 14 Borsten (5) pro cm2, auf einer Besatzfläche realisiert sind.