[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Anpressen eines Umschlages
an einen bewegten Bedruckstoffblock mit den Merkmalen des Oberbegriffs von Anspruch
1. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Anpressen eines
Umschlages an einen bewegten Bedruckstoffblock mit den Merkmalen des Oberbegriffs
von Anspruch 8.
[0002] Klebebindemaschinen werden dazu verwendet, einen vorher zusammengetragenen Signaturenstapel
unter Verwendung von Klebstoffen (z. B. Kaltleim oder Heißschmelzklebstoffe) zu verbinden.
Wahlweise kann dabei vor dem Klebstoffauftrag eine spanende Rückenbearbeitung eingesetzt
werden. Der Klebstoffauftrag kann an einem Buchblock oder an einem Umschlag vorgenommen
werden. Neben der Beleimung des Blockrückens können zusätzlich auch die dem Blockrücken
nahen Seitenbereiche des Buchblocks beleimt werden.
[0003] Aus der
DE 102 27 950 A1 ist eine Umschlaganlege- und Umschlaganpresseinrichtung zum Anlegen und Anpressen
eines Umschlags an einen kontinuierlich in Förderrichtung transportierten Buchblock
mit folgenden Merkmalen bekannt:
- eine zum Anpressen des Umschlags an den Rücken vertikal bewegbare, an einer Tragplatte
befestigte Rückenanpressplatte;
- an der Tragplatte horizontal verschiebbar gelagerte, zum Anpressen an rückennahen
Seitenflächen von einer Betätigungseinrichtung gesteuert bewegte Seitenanpressschienen,
wobei die Rückenanpressplatte und die Seitenanpressschienen in zyklischer Vor- und
Rückbewegung beim Anpressen synchron zum Buchblocktransport vorbewegbar sind und bei
der Rückbewegung mit Abstand zum Rücken geführt sind;
- Koppelstangen, die in Gelenkpunkten außerhalb der vor- und zurückbewegten Tragplatte
angelenkt sind und mit dem anderen Ende direkt oder über ein mit der Tragplatte mitbewegtes
Zwischengetriebe mit den Seitenanpressschienen gelenkig verbunden sind, und dass die
außerhalb liegenden Gelenkpunkte längs der Förderrichtung des Buchblocktransportsystems
verschiebbar gesteuert sind. Weiterer Stand der Technik zu Umschlaganlegern ist in
der DE 33 40 859 C1, der DE 37 41 989 A1, der CH 433 186, der US 4,153,963 und der JP 2000-168264 A beschrieben.
[0004] Die mechanischen Elemente der mehrgliedrigen Kurven- und/oder Gelenkgetriebe sind
toleranzbehaftet und nicht spielfrei und unterliegen auf Grund der starken Belastung
dem Verschleiß.
[0005] Um die gewünschte Qualität in Hinsicht Positionsgenauigkeit des Umschlags zum Buchblock
und Haltbarkeit der Klebebindung zu erreichen, müssen Bewegungsabläufe und Anpressdrücke
sehr genau den technologischen Vorgaben entsprechen. Durch die zudem gesteigerte Anforderung,
verschiedene Materialien (Hinterklebematerialien und Umschlagmaterialien) mit stark
unterschiedlichen Eigenschaften (z. B. Biegesteifigkeit, Umformbarkeit) verarbeiten
zu können, ist ein Anpassen der Prozessschritte "Anpressen an den Blockrücken" und
"Anpressen an der Blockseite" notwendig geworden.
[0006] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine gegenüber dem Stand der
Technik verbesserte Vorrichtung zu schaffen, welche zumindest einen der aufgezeigten
Nachteile des Standes der Technik überwindet und die gesteigerten Anforderungen an
die zu erzielende Produktqualität befriedigt.
[0007] Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein gegenüber dem Stand der
Technik verbessertes Verfahren zu schaffen, welches zumindest einen der aufgezeigten
Nachteile des Standes der Technik überwindet und die gesteigerten Anforderungen an
die zu erzielende Produktqualität befriedigt.
[0008] Diese Aufgaben werden erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen von
Anspruch 1 sowie durch ein Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch 8 gelöst.
[0009] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen sowie
aus der folgenden Beschreibung und der zugehörigen Zeichnung.
[0010] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Anpressen eines Umschlages an einen in eine
Transportrichtung bewegten Bedruckstoffblock, mit einem in einer ersten Richtung bewegbaren
ersten Anpresselement und wenigstens einem in einer zur ersten Richtung im Wesentlichen
transversalen zweiten Richtung bewegbaren zweiten Anpresselement, zeichnet sich dadurch
aus, dass die Vorrichtung eine Antriebseinheit umfasst, welche über eine Verbindung
zu einer Steuereinheit mit einem veränderbaren Steuerprofil beaufschlagbar oder beaufschlagt
ist.
[0011] Durch das erfindungsgemäße Vorsehen einer Antriebseinheit, welche mit einem veränderbaren
Steuerprofil beaufschlagbar ist, d. h. ein veränderbares bzw. austauschbares Steuerprofil
wird der Antriebseinheit zur Verfügung gestellt, wird in vorteilhafter Weise erreicht,
den Vorgang des Anpressens, insbesondere das Bewegungsprofil (vorzugsweise Bahnprofil
der Bewegung und Geschwindigkeitsprofil der Bewegung sowie Kraftprofil bzw. Druckprofil
während des Anpressens) des zweiten Anpresselements, an das zu verarbeitende bzw.
herzustellende Produkt anzupassen. Dadurch können Produkte besserer Qualität hergestellt
werden.
[0012] Eine vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann sich dadurch auszeichnen, dass die Antriebseinheit einen Servomotor, eine Spindel
und ein verschiebbares Element, oder einen Linearservomotor umfasst.
[0013] Eine weitere vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann sich dadurch auszeichnen, dass die Antriebseinheit von einem Antrieb
zum Bewegen des ersten Anpresselements und/oder von einem Antrieb zum Bewegen des
Bedruckstoffblocks mechanisch entkoppelt ist.
[0014] Eine weitere vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann sich dadurch auszeichnen, dass die Vorrichtung eine Koppelstange
umfasst, welche die von der Antriebseinheit erzeugte Bewegung auf das zweite Anpresselement
überträgt.
[0015] Eine weitere vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann sich dadurch auszeichnen, dass die Antriebseinheit und/oder das zweite
Anpresselement über die Verbindung eine Rückmeldung an die Steuereinheit zum Überprüfen,
Anpassen und/oder Korrigieren des Steuerprofils sendet.
[0016] Eine weitere vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung der erfindungsgemäßen
Vorrichtung kann sich dadurch auszeichnen, dass das erste Anpresselement ein in der
vertikalen Ebene bewegbarer Anpresstisch ist, dass das zweite Anpresselement eine
in der horizontalen Ebene bewegbare Anpressschiene ist, dass die Vorrichtung ein drittes
Anpresselement umfasst, welches ebenfalls eine in der horizontalen Ebene bewegbare
Anpressschiene ist, und dass zwei die beiden Anpressschienen antreibenden Antriebseinheiten
einen jeweiligen mit einem veränderbaren Steuerprofil beaufschlagbaren Servomotor
umfassen.
[0017] Im Rahmen der Erfindung ist auch eine Bedruckstoff verarbeitende Maschine, insbesondere
ein Klebebinder oder eine Anpressstation eines Klebebinders zu sehen, welche sich
durch wenigstens eine wie oben mit Bezug zur Erfindung beschriebene Vorrichtung auszeichnet.
[0018] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Anpressen eines Umschlages an einen in eine Transportrichtung
bewegten Bedruckstoffblock, wobei der Umschlag von einem in einer ersten Richtung
bewegbaren ersten Anpresselement und von wenigstens einem in einer zur ersten Richtung
im Wesentlichen transversalen zweiten Richtung bewegbaren zweiten Anpresselement an
den Bedruckstoffblock angepresst wird, zeichnet sich dadurch aus, dass die Bewegung
in der zweiten Richtung in Abhängigkeit von einem veränderbaren Steuerprofil erfolgt.
[0019] Bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich Vorteile, wie sie
bereits oben mit Bezug zur erfindungsgemäßen Vorrichtung beschrieben wurden.
[0020] Eine vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann sich dadurch auszeichnen, dass das Anpressen mit dem zweiten Anpresselement mechanisch
entkoppelt von dem Anpressen mit dem ersten Anpresselement erfolgt.
[0021] Eine weitere vorteilhafte und daher bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens kann sich dadurch auszeichnen, dass das Steuerprofil in Abhängigkeit von
einer Rückmeldung des zweiten Anpresselements oder einer ihm zugeordneten Antriebseinheit
überprüft, angepasst und/oder korrigiert wird.
[0022] Die beschriebene Erfindung und die beschriebenen, vorteilhaften Weiterbildungen der
Erfindung stellen auch in beliebiger Kombination miteinander vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung dar.
[0023] Die Erfindung sowie weitere, konstruktiv und funktionell vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung werden nachfolgend unter Bezug auf die zugehörige Zeichnung anhand wenigstens
eines bevorzugten Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
Die Zeichnung zeigt:
[0024]
- Figur 1:
- Eine Perspektivansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0025] In Figur 1 ist eine erfindungsgemäße Vorrichtung 1 gezeigt. Die Vorrichtung 1 wird
bevorzugt in einer Klebebindemaschine 100, als deren Ausschnitt die Vorrichtung 1
beispielhaft gezeigt ist, zur Herstellung von Broschuren oder so genannten Softcover-Produkten
eingesetzt. Die Vorrichtung 1 ist jedoch auch in anderen Maschinen, z. B. in Vorsatzbogenanklebemaschinen,
zur Herstellung von Buchblocks für so genannte Hardcover-Produkte einsetzbar. Die
Vorrichtung 1 kann auch als Teil einer Anpressstation 110 der Maschine 100 ausgeführt
sein.
[0026] Ein aus zusammengetragenen Signaturen, z. B. Papierblättern, bestehender Bedruckstoffblock
bzw. Buchblock 2 (im Folgenden als Block bezeichnet) wird in einer Transportzange
4 gehalten bzw. geklemmt und von der Zange 4 in Transportrichtung 6 entlang einer
Geraden mit im Wesentlichen gleichförmiger Geschwindigkeit geführt bzw. gefördert.
[0027] An der Maschinenposition der Vorrichtung 1 wird ein Umschlag 8 bevorzugt von unten
in vertikaler Richtung (nach oben) an den Block 2 angepresst bzw. angedrückt und dabei
mit dem Rücken 10 des Blocks 2 verbunden, bevorzugt verklebt oder verleimt. Der Rücken
10 und/oder der Umschlag 8 wird zuvor, d. h. in einer vorgeordneten Station der Maschine
100, mit Klebstoff oder Leim, z. B. mit Heißschmelzklebstoff oder mit Kaltleim, durch
Auftragen versehen. Unter dem Begriff "Umschlag" wird in dieser Anmeldung nicht nur
ein Umschlag als solcher verstanden, sondern auch jeder andere flexible und flache
Gegenstand, z. B. ein Vorsatzbogen, ein Fälzelmaterial oder ein sonstiges Hinterklebematerial.
[0028] Das Anpressen des Umschlags 8 erfolgt durch eine Vertikalbewegung 12 (Auf- und Abbewegung)
eines Rahmens 13, der ein erstes Anpresselement (oder Anpressplatte) 16, insbesondere
einen Anpresstisch 16, trägt, entlang der Schienen 14 der Vorrichtung 1, wodurch der
notwendige Druck für die Verbindung von Umschlag 8 und Block 2 erzeugt wird.
[0029] Um der Transportbewegung des Blocks 2 während des Anpressens folgen zu können, ist
der Anpresstisch 16 als Schlitten auf einer Schiene 18 des Rahmens 13 gelagert und
bewegbar bzw. verschiebbar. Der Anpresstisch 16 vollführt während des Anpressens eine
Horizontalbewegung 20 (Vor- und Rückbewegung), welche parallel zur Transportrichtung
6 und während der Vorwärtsbewegung mit gleichförmiger, der Transportgeschwindigkeit
des Blocks 2 entsprechender Geschwindigkeit erfolgt. Das Anpressen geschieht somit
während einer Gleichlaufphase zwischen dem transportierten Block 2 und dem bewegten
Anpresstisch 16.
[0030] Da der Umschlag 8 außer im Bereich des Rückens 10 auch in dem Rücken nahen Seitenbereichen
des Blocks 2 mit dem Block 2 verbunden wird, erfolgt der Auftrag des Klebstoffs oder
Leims (in der vorgeordneten Station der Maschine 100) auch in diesen Seitenbereichen.
[0031] Das seitliche Anpressen des Umschlags 8 in den Seitenbereichen erfolgt durch eine
Transversalbewegung 22 wenigstens eines zweiten Anpresselements 24, oder eines zweiten
und dritten Anpresselements 24 (Aufeinanderzu- und Voneinanderwegbewegung), insbesondere
von jeweiligen seitlichen Anpressschienen 24 auf jeder Seite der Vorrichtung 1 bzw.
des Blocks 2. Hierzu sind die Anpressschienen 24 auf jeweiligen Schienen 30 des Anpresstischs
16 gelagert und bewegbar bzw. verschiebbar. Der Abstand der Anpressschienen 24 zueinander
ist zunächst um ein gewünschtes Maß größer als die Blockdicke (Ausdehnung des Blocks
2 quer zur Transportrichtung 6). Diese so genannte "Einlaufbreite" (entspricht der
Blockdicke zuzüglich zweimal dem seitlichen Einlaufabstand zwischen Block 2 und Anpressschiene
24) wird über einen bestimmten Verfahrweg des Anpresstischs 16 (in einer ersten Phase
des seitlichen Anpressens) im Wesentlichen konstant gehalten. Danach (in einer zweiten
Phase des seitlichen Anpressens) bewegen sich die im Gleichlauf mit dem Block 2 befindlichen
Anpressschienen 24 aufeinander zu und pressen den Umschlag seitlich an.
[0032] Durch die Überlagerung der Vertikalbewegung 12 mit der Horizontalbewegung 20 vollführt
der Anpresstisch 16 eine Bahnbewegung 26. Des Weiteren vollführen die Anpressschienen
24 durch die Überlagerung der Horizontalbewegung 20 mit der Transversalbewegung 22
jeweilige gegenläufige Bahnbewegungen 28, wobei die Bahnbewegungen 28 noch mit der
Bahnbewegung 26 überlagert werden.
[0033] Die Erzeugung der Anpressbewegung (Transversalbewegung) der jeweiligen Anpressschienen
24 erfolgt bevorzugt durch eine jeweilige, vorzugsweise ortsfest angeordnete bzw.
gestellfeste (in Bezug auf das Gestell 31 der Vorrichtung 1) Antriebseinheit 32 auf
jeder Seite der Vorrichtung 1, d. h. jeder Anpressschiene 24 ist bevorzugt eine eigene
Antriebseinheit 32 zugeordnet.
[0034] Die Antriebseinheit 32 umfasst einen bevorzugt separat ansteuerbaren Servomotor 34,
welcher (z. B. über einen - zum Zweck der Übersichtlichkeit nicht dargestellten -
Zahnriemen oder ein sonstiges Übertragungsmittel) eine drehbare Spindel 36 antreibt.
Die von dem Servomotor 34 eingeleitete Drehbewegung der Spindel 36 wird (über eine
- zum Zweck der Übersichtlichkeit nicht dargestellte - Spindelmutter im Innern eines
verschiebbaren Elements 38) in eine steuerbare Transversalbewegung 22 des verschiebbaren
Elements 38 übersetzt.
[0035] Alternativ zu der beschriebenen kostengünstigen Antriebseinheit 32 mit Servomotor
34 und Lineareinheit aus Spindel 36 und verschiebbarem Element 38 kann auch eine Antriebseinheit
32 mit einem Linearservomotor 34' eingesetzt werden.
[0036] An dem verschiebbaren Element 38 ist eine Koppelstange 40 an ihrem ersten, antriebseitigen
Ende angelenkt, welche die Transversalbewegung 22 von der Antriebseinheit 32 bzw.
von dem verschiebbaren Element 38 auf die ihr zugeordnete Anpressschiene 24 überträgt.
Zu diesem Zweck ist die Koppelstange 40 weiterhin an ihrem zweiten, abtriebseitigen
Ende an der ihr zugeordneten Anpressschiene 24 angelenkt. Der antriebseitige Gelenkpunkt
42 der Koppelstange 40 ist somit entsprechend der steuerbaren Transversalbewegung
22 des verschiebbaren Elements 38 gesteuert verschiebbar. Vorzugsweise liegt der antriebseitige
Gelenkpunkt 42 in lateraler Richtung (quer zur Transportrichtung 6) außerhalb des
Bereichs des horizontal bewegten (Vor- und Rückbewegung) Anpresstischs 16.
[0037] Eine elektronische Steuereinheit 120 steht mit den beiden Servomotoren 34 über eine
Verbindung 124 in Kontakt, beispielsweise über Kabelverbindung (drahtgebunden) oder
Funkverbindung (drahtlos), und beaufschlagt die Servomotoren 34 mit elektronischen
Steuerprofilen 122, welche Bewegungsprofile der zugeordneten Anpressschienen 24 darstellen.
Vorzugsweise werden die beiden Servomotoren 34 mit demselben Steuerprofil 122 beaufschlagt.
Es ist jedoch auch möglich, den beiden Servomotoren 34 verschiedene Steuerprofile
122 zuzuordnen, z. B. falls die Blockdicke nicht symmetrisch zur Vorrichtung 1 aufbaut.
[0038] Die Steuerprofile 122 können vorbereitet in einem elektronischen Speicher abgelegt
und vorgegebenen Verarbeitungsaufträgen zugeordnet sein. Zusätzlich oder alternativ
können die Steuerprofile 122 in Abhängigkeit von vorgegebenen Verarbeitungsaufträgen,
d. h. in Abhängigkeit bestimmter Parameter wie z. B. Bewegung bzw. Bewegungsprofil
des Anpresstisches 16, Blockdicke, Versatz, Einlaufbreite, Anpressposition, Anpresslänge
und/oder Anpresskraft bzw. Anpressdruck, individuell errechnet werden. Weiterhin kann
jeder der beiden Servomotoren 34 eine eigene, vorzugsweise integrierte Steuereinheit
120 aufweisen.
[0039] Die Servomotoren 34 können über die bestehende Verbindung 124 Rückmeldungen zur Steuereinheit
120 abgeben, so dass die Steuerprofile 122 auch überprüft, angepasst und/oder korrigiert
werden können. Die Verbindung 124 kann alternativ auch zwei getrennte Verbindungen
für die Übertragung des Steuerprofils 122 und für die Rückmeldung umfassen.
[0040] Der erzielte Anpressdruck ist außer von den mechanischen Parametern der Vorrichtung
1 direkt abhängig von bestimmten Materialparametern, beispielsweise von der Gesamtdicke
von Block 2 mit Umschlag (entspricht der Blockdicke zuzüglich zweimal der Umschlag
dicke). Bei Schwankungen dieser Materialparameter während der Produktion ändert sich
der durch die seitlichen Anpressschienen 24 tatsächlich erzielte Anpressdruck entsprechend.
Durch Rückmeldung des tatsächlich erzielte Anpressdrucks, welcher z. B. über den Laststrom
des Servomotors 34 ermittelt werden kann, an die Steuereinheit 120 können bereits
während der laufenden Produktion Korrekturen am verwendeten Steuerprofil 122 vorgenommen
werden.
[0041] Weiterhin kann die Steuereinheit 120 Signale oder Daten von Sensoren erhalten, die
die Materialparameter, z. B. die Blockdicke oder die laterale Position des Blocks
bzw. der Blockseiten, während der laufenden Produktion erfassen. Somit kann das aktuelle
Steuerprofil 122 bereits während der laufenden Produktion, vorzugsweise in Echtzeit
überprüft, angepasst und/oder korrigiert werden, so dass jeder einzelne Block 2 optimal
mit einem Umschlag 8 versehen wird.
[0042] Die Bewegung der Anpressschienen 24 erfolgt unter Ansteuerung durch die Steuereinheit
120 derart, dass einer oder mehrere der folgenden Parameter berücksichtigt wird: Bewegung
bzw. Bewegungsprofil des Anpresstisches 16, Blockdicke, Versatz, Einlaufbreite, Anpressposition,
Anpresslänge und/oder Anpresskraft bzw. Anpressdruck.
[0043] Der Erfindung liegt auch der Gedanke zu Grunde, die im Stand der Technik bekannten
Antriebe, z. B. Kurvenscheiben, für Anpressschienen und die ihnen zugeordneten mechanischen
Stelleinrichtungen, z. B. Exzenter, zu vereinfachen und deren Funktionen (Antrieb
und Verstellung) in einer Einheit zusammenzufassen. Durch das Zusammenfassen der Funktionen
in einer Einheit, in diesem Ausführungsbeispiel in der Antriebseinheit 32, und durch
das Vorsehen einer Steuerung der Einheit, in diesem Ausführungsbeispiel durch die
Steuereinheit 120, wird es in vorteilhafter Weise möglich, die Anpressschienen auf
einfache Weise und mit wenigen technischen Mitteln mit beliebigen Bewegungsprofilen
zu beaufschlagen und somit in ihrer Bewegung gezielt zu steuern.
[0044] Der Erfindung liegt ferner auch der Gedanke zu Grunde, die im Stand der Technik vorgesehene
mechanische Kopplung der Transversalbewegung der Anpressschienen an andere Bewegungen,
z. B. an die Transportbewegung der Blocks oder an die Horizontalbewegung oder Vertikalbewegung
des Anpresstischs, aufzuheben bzw. die Transversalbewegung zu entkoppeln.
[0045] Die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 und ihr Einsatz sowie das erfindungsgemäße Verfahren
führen zu folgenden weiteren Vorteilen:
- Gegebene Möglichkeit sowohl den Hub als auch den Hubverlauf der seitlichen Anpressschienen
variabel einstellen zu können;
- Gegebene Möglichkeit die zur Maschinengeschwindigkeit umgekehrt proportionalen, maximal
nutzbaren Zeitfenster für den Anpressvorgang im Wesentlichen vollständig und optimal
zu nutzen;
- Gegebene Möglichkeit der Reduzierung der bewegten Massen und der Bauteileanzahl. Damit
einhergehend Reduzierung von Spiel in den Übertragungsgliedern und somit höhere Genauigkeit
der gewünschten Bewegung der seitlichen Anpressschienen;
- Gegebene Möglichkeit der zusätzlichen Verlängerung der Prozesszeiten für das seitliche
Anpressen bei Maschinengeschwindigkeiten unterhalb der Nenngeschwindigkeit durch veränderbare
Steuerzeiten;
- Gegebene Möglichkeit der Steigerung der Prozesssicherheit durch Einstellenmöglichkeit
der Prozessgrößen Pressdruck und/oder Presskraft und damit einhergehende Verbesserung
des Endproduktes; und/oder
- Gegebene Möglichkeit der Verringerung der Bauteilbelastung durch Einstellen der Anpresskraft
in Abhängigkeit von Materialeigenschaften und zu verpressender Klebefläche.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Vorrichtung
- 2
- Block
- 4
- Zange
- 6
- Transportrichtung
- 8
- Umschlag
- 10
- Rücken
- 12
- Vertikalbewegung
- 13
- Rahmen
- 14
- Schienen
- 16
- erstes Anpresselement/Anpresstisch
- 18
- Schiene
- 20
- Horizontalbewegung
- 22
- Transversalbewegung
- 24
- zweites und drittes Anpresselement/Anpressschienen
- 26
- Bahnbewegung
- 28
- Bahnbewegung
- 30
- Schienen
- 31
- Gestell
- 32
- Antriebseinheiten
- 34
- Servomotoren
- 34'
- Linearservomotoren
- 36
- Spindeln
- 38
- verschiebbare Elemente
- 40
- Koppelstangen
- 42
- Gelenkpunkte
- 100
- Klebebindemaschine
- 110
- Pressstation
- 120
- Steuereinheit
- 122
- Steuerprofile
- 124
- Verbindung/Verbindungen
1. Vorrichtung zum Anpressen eines Umschlages (8) an einen in eine Transportrichtung
(6) bewegten Bedruckstoffblock (2), mit einem in einer ersten Richtung (12) bewegbaren
ersten Anpresselement (16) und wenigstens einem in einer zur ersten Richtung (12)
im Wesentlichen transversalen zweiten Richtung (22) bewegbaren zweiten Anpresselement
(24),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (1) eine Antriebseinheit (32) umfasst, welche über eine Verbindung
(124) zu einer Steuereinheit (120) mit einem veränderbaren Steuerprofil (122) beaufschlagbar
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebseinheit (32)
- einen Servomotor (34), eine Spindel (36) und ein verschiebbares Element (38), oder
- einen Linearservomotor (34')
umfasst.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebseinheit (32) von einem Antrieb zum Bewegen des ersten Anpresselements
(16) und/oder von einem Antrieb zum Bewegen des Bedruckstoffblocks (2) mechanisch
entkoppelt ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (1) eine Koppelstange (40) umfasst, welche die von der Antriebseinheit
(32) erzeugte Bewegung (22) auf das zweite Anpresselement (24) überträgt.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antriebseinheit (32) und/oder das zweite Anpresselement (24) über die Verbindung
(124) eine Rückmeldung an die Steuereinheit (120) zum Überprüfen, Anpassen und/oder
Korrigieren des Steuerprofils (122) sendet.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
- dass das erste Anpresselement (16) ein in der vertikalen Ebene bewegbarer Anpresstisch
(16) ist,
- dass das zweite Anpresselement (24) eine in der horizontalen Ebene bewegbare Anpressschiene
(24) ist,
- dass die Vorrichtung (1) ein drittes Anpresselement (24) umfasst, welches ebenfalls eine
in der horizontalen Ebene bewegbare Anpressschiene (24) ist, und
- dass zwei die beiden Anpressschienen (24) antreibenden Antriebseinheiten (32) einen jeweiligen
mit einem veränderbaren Steuerprofil (122) beaufschlagbaren Servomotor (34, 34') umfassen.
7. Bedruckstoff verarbeitende Maschine, insbesondere Klebebinder (100) oder Anpressstation
(110) eines Klebebinders,
gekennzeichnet
durch eine Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6.
8. Verfahren zum Anpressen eines Umschlages (8) an einen in eine Transportrichtung (6)
bewegten Bedruckstoffblock (2), wobei der Umschlag (8) von einem in einer ersten Richtung
(12) bewegbaren ersten Anpresselement (16) und von wenigstens einem in einer zur ersten
Richtung (12) im Wesentlichen transversalen zweiten Richtung (22) bewegbaren zweiten
Anpresselement (24) an den Bedruckstoffblock (2) angepresst wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bewegung in der zweiten Richtung (22) in Abhängigkeit von einem veränderbaren
Steuerprofil (122) erfolgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Anpressen mit dem zweiten Anpresselement (24) mechanisch entkoppelt von
dem Anpressen mit dem ersten Anpresselement (16) erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Steuerprofil (122) in Abhängigkeit von einer Rückmeldung des zweiten Anpresselements
(24) oder einer ihm zugeordneten Antriebseinheit (32) überprüft, angepasst und/oder
korrigiert wird.