[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine selbstreinigende Oberfläche mit photokatalytisch
aktivem Titandioxid und ein Verfahren zu deren Herstellung.
[0002] Die Verwendung von Titandioxid als Photokatalysator zum Abbau organischer Verbindungen
unter Lichteinwirkung ist bekannt. Dabei kommt es aufgrund der Halbleitereigenschaften
des Titandioxids gemäß der Gleichung (1) in einem ersten Schritt zu einer Ladungstrennung
im Titandioxid-Partikel unter Bildung eines Elektrons e
- im Leitungsband und einem positiven Loch p
+ im Valenzband.

[0003] Im nächsten Schritt oxidiert das Loch gemäß der Gleichung (2) ein aus an der TiO
2-Oberfläche adsorbierten Wasser gebildetes Hydroxyl-Anion, wobei ein Hydroxyl-Radikal
entsteht.

[0005] Es ist bekannt, photokatalytisch aktive Titandioxid-Beschichtungen durch chemische
Dampfabscheidung (CVD), mittels Vakuumverfahren wie physikalische Dampfabscheidung
(PVD) oder Plasmadampfabscheidung (PaCVD) oder mit dem Sol-Gel-Verfahren herzustellen,
bei dem ein aus einer hydrolysierten Titanverbindung gebildetes Titandioxid-Sol auf
dem Substrat in ein Gel und dann thermisch in kristallisiertes Titandioxid übergeführt
wird. Die dabei gebildeten zusammenhängenden Schichten werden vorwiegend auf keramische
oder metallische Substrate aufgetragen.
[0006] Die bekannten Verfahren sind aufwändig und kostspielig. Zudem können nur temperaturstabile
Substrate beschichtet werden. Des weiteren ist die Haftung z.B. beim Sol-Gel-Verfahren
auf metallischen Oberflächen schwierig und oft nicht ausreichend.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, eine selbstreinigende Oberfläche mit photokatalytisch
aktivem Titandioxid bereitzustellen, die auf einfache Weise herstellbar ist, zu einer
festen Haftung auf metallischen Oberflächen führt und auch auf temperaturempfindliche
Substrate aufgetragen werden kann.
[0008] Dies wird erfindungsgemäß mit der im Anspruch 1 gekennzeichneten selbstreinigenden
Oberfläche erreicht, die durch die Merkmale der Ansprüche 2 bis 10 in vorteilhafter
Weise ausgestaltet wird. Im Anspruch 11 ist ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung
der erfindungsgemäßen selbstreinigenden Oberfläche angegeben, und im Anspruch 12 eine
bevorzugte Ausführungsform dieses Verfahrens.
[0009] Erfindungsgemäß besteht die selbstreinigende Oberfläche aus einer Metallmatrix, in
die photokatalytisch aktive Titandioxid-Partikel eingelagert sind. Es liegt also keine
zusammenhängende Titandioxid-Beschichtung vor, vielmehr erfolgt die selbstreinigende
Wirkung durch einzelne im Abstand angeordnete Titandioxid-Partikel an der Oberfläche
der Metallmatrix, wodurch überraschenderweise der gleiche selbstreinigende Effekt
hervorgebracht wird.
[0010] Zur Herstellung der selbstreinigenden Oberfläche wird erfindungsgemäß das Teil, das
mit der selbstreinigenden Oberfläche versehen werden soll, in ein Bad gegeben, das
aus einer z.B. wässerigen Lösung eines Salzes des Metalls besteht, aus dem die Metallmatrix
gebildet wird. In der Lösung werden die photokatalytisch aktiven Titandioxid-Partikel
durch Bewegung des Bades, also z.B. Rühren oder Lufteinblasung, dispergiert und dann
die Metallmatrix mit den darin eingelagerten Titandioxid-Partikeln durch Reduktion
des Salzes auf dem Teil abgeschieden.
[0011] Die Reduktion kann stromlos durch Zugabe eines Reduktionsmittels erfolgen. Bei Teilen
mit elektrisch leitfähiger Oberfläche wird die Metallmatrix mit den eingelagerten
Titandioxid-Partikeln jedoch vorzugsweise galvanisch abgeschieden.
[0012] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen selbstreinigenden Oberfläche können im Handel
erhältliche photokatalytisch aktive Titandioxid-Partikel verwendet werden. Aus solchen
Partikeln werden beispielsweise poröse Sinterkörper hergestellt, die in der Abwasserbehandlung
zur UV-Entkeimung verwendet werden.
[0013] Die Titandioxid-Partikel können in der Anatas- oder Brookit-Kristallform vorliegen.
Während Titandioxid-Partikel in der Anatas-Form Licht mit einem hohen UV-Anteil voraussetzen,
um selbstreinigend zu wirken, führt die Brookit-Form auch im sichtbaren Lichtbereich
zu einer selbstreinigenden Wirkung.
[0014] Die Teilchengröße der Titandioxid-Partikel beträgt vorzugsweise 0,01 µm bis 10 µm,
insbesondere 0,1 µm bis 1 µm. Der Anteil der Titandioxid-Partikel in der Metallmatrix
beträgt vorzugsweise 1 bis 40 Vol.-%, insbesondere 5 bis 20 Vol.-%, bezogen auf das
Gesamtvolumen aus Metallmatrix und Titandioxid-Partikeln.
[0015] Die Mindestschichtdicke der Metallmatrix, in der die Titandioxid-Partikel eingelagert
sind, ist von der Teilchengröße der Titandioxid-Partikel abhängig. D.h., die Schichtdicke
der Metallmatrix muss mindestens so groß sein, dass die Titandioxid-Partikel darin
sicher fixiert werden. Sie beträgt daher vorzugsweise mindestens ein Drittel, insbesondere
mindestens zwei Drittel der mittleren Teilchengröße der Titandioxid-Partikel. Andererseits
soll die Schichtdicke der Metallmatrix nicht zu groß sein, da nur der Anteil der Titandioxid-Partikel
an der Oberfläche der Metallmatrix eine selbstreinigende Wirkung besitzt. Vorzugsweise
liegt die Schichtdicke der Metallmatrix zwischen 0,5 µm und 30 µm, insbesondere 5
µm bis 20 µm.
[0016] Die Metallmatrix kann aus einem beliebigen Metall bestehen. Vorzugsweise wird sie
jedoch aus Nickel, Chrom, Kupfer, Silber oder Gold gebildet.
[0017] In einer Silbermatrix wird durch die Titandioxid-Partikel neben der selbstreinigenden
Wirkung zusätzlich erreicht, dass die Silberoberfläche nicht anläuft. Das Anlaufen
des Silbers ist bekanntlich darauf zurückzuführen, dass eine Oxidation des Silbers
an der Oberfläche durch Schwefelverbindungen aus der Umgebung unter Bildung von Silbersulfid
erfolgt. Wie eingangs anhand der Gleichung (1) erläutert, stellt Titandioxid zugleich
einen Photohalbleiter dar, wodurch bei Lichteinfall Elektronen gebildet werden. Durch
Abfluss dieser Elektronen in die Silbermatrix werden der Silbermatrix reduzierende
Eigenschaften verliehen, wodurch die Bildung von Silbersulfid verhindert wird. Eine
erfindungsgemäß ausgebildete Silberoberfläche behält daher ihren Glanz, da sie bei
Lichteinwirkung nicht nur nicht anläuft, sondern organische Verunreinigungen, beispielsweise
Fettspuren durch Fingerabdrücke, selbstreinigend entfernt werden.
[0018] Der durch die Halbleitereigenschaften des Titandioxids bei Lichteinfall gebildete
Elektronenüberschuss verhindert jedoch nicht nur ein Anlaufen des Silbers, sondern
bewirkt generell einen kathodischen Korrosionsschutz der Metallmatrix.
[0019] Auf der Metallmatrix, in die die Titandioxid-Partikel eingelagert sind, kann eine
weitere dünne Metallschicht abgeschieden werden. Beispielsweise kann die untere Schicht
durch Nickel, Kupfer oder Silber und Titandioxid-Partikel und die obere Schicht durch
Chrom oder Edelmetalle wie Gold, Platin oder Ruthenium gebildet sein, in denen selbst
eine Partikeleinlagerung nicht möglich oder schwierig ist. Die dünne obere Schicht
wird mit einer Schichtdicke von vorzugsweise maximal 0,8 µm, insbesondere 0,1 µm bis
0,5 µm, abgeschieden. Wichtig hierbei ist, dass die Partikel nicht zugedeckt werden,
sondern als offene Poren vorliegen.
[0020] Um ein Teil zu verchromen, können die Titandioxid-Partikel z.B. mit der unteren dicken
Nickelschicht abgeschieden werden, worauf die Chromschicht abgeschieden wird. Dazu
kann auf dem Teil zunächst beispielsweise galvanisch eine Nickelschicht mit den darin
eingelagerten Titandioxid-Partikeln mit einer Schichtdicke von beispielsweise 5 µm
bis 20 µm abgeschieden werden. Da Chrom nur in dünner Schicht glänzt und eine Partikeleinlagerung
nicht möglich ist, wird dann auf der Nickelschicht mit den Titandioxid-Partikeln eine
dünne Chromschicht von z.B. 0,1 µm bis 0,6 µm abgeschieden.
[0021] Wie sich gezeigt hat, findet dabei auf den aus der Oberfläche der Nickelschicht ragenden
Titandioxid-Partikeln keine Chromabscheidung statt. In der Chromschicht werden vielmehr
Poren gebildet, die einen Lichteinfall auf die Titandioxid-Partikel an der Oberfläche
der Nickelschicht ermöglichen. Das Teil, auf dem die Nickelschicht mit den darin eingelagerten
Titandioxid-Partikeln galvanisch abgeschieden wird, kann z.B. vernickeltes Stahlblech
sein.
[0022] Die erfindungsgemäße selbstreinigende Oberfläche kann auf Metall und jedes andere
Substrat auf einfache Weise aufgebracht werden. Da das Substrat erfindungsgemäß keiner
Erwärmung unterworfen zu werden braucht, kann die erfindungsgemäße selbstreinigende
Oberfläche auch auf Substrate mit geringer Temperaturstabilität, also beispielsweise
Kunststoff, Aluminium oder Zinkdruckguss gebildet werden. Sofern eine galvanische
Abscheidung der Metallmatrix mit den darin eingelagerten Titandioxid-Partikeln erfolgt,
kann die erfindungsgemäße Beschichtung auf allen Substraten mit elektrisch leitfähiger
Oberfläche hergestellt werden, also z.B. auch auf galvanisiertem Kunststoff.
[0023] Die erfindungsgemäße Oberflächenbeschichtung ist insbesondere für verchromte Fahrzeugaußenflächen
geeignet, die einer starken Verschmutzung durch Insekten, wie Fliegen, oder anderes
organisches Material ausgesetzt sind, beispielsweise die Spiegelkappe der Außenspiegel,
die Scheinwerferringe, der Kühlergrill, usw. Die erfindungsgemäße selbstreinigende
Oberfläche kann jedoch auch im Fahrzeuginnenraum eingesetzt werden, insbesondere wenn
die Brookit-Form des Titandioxid verwendet wird. So können mit der erfindungsgemäßen
selbstreinigenden Oberfläche beispielsweise dauerhaft hochglänzende Silberoberflächen
hoher Wertigkeit im Innenraum eines Fahrzeugs hergestellt werden.
Beispiel 1
[0024] Um hochglanzverchromtes Stahlblech mit selbstreinigender Oberfläche herzustellen,
wird ein zweifach vernickeltes Stahlblechteil nach einer herkömmlichen Entfettungsbehandlung
als Kathode in ein Elektrolytbad gegeben, das als Lösungsbestandteile 300 g/l Nickelsulfat,
60 g/l Nickelchlorid sowie herkömmliche Mengen eines handelsüblichen Nickelglanzträgers,
eines handelsüblichen Nickelnetzmittels, eines handelsüblichen Nickelglanzzusatzes
und eines handelsüblichen Nickeleinebners enthält, außerdem 15 g/l Titandioxid-Partikel
der Anatas-Form mit einer mittleren Teilchengröße von 0,5 µm. Das Bad wird durch Lufteinblasung
in Bewegung gehalten. Es wird eine Nickelschicht mit einer Schichtdicke von 2 µm galvanisch
abgeschieden, in die die Titandioxid-Partikel eingelagert sind.
[0025] Darauf wird auf herkömmliche Weise eine Chromschicht mit einer Schichtdicke von 0,3
µm aus einem handelsüblichen Chromelektrolyten abgeschieden.
Beispiel 2
[0026] Ein Stahlteil wird nach einer herkömmlichen Entfettungsbehandlung als Kathode in
ein Elektrolytbad gegeben, das 50 g/l Silbercyanid, 70 g/l Calciumcyanid, 10 g/l Kaliumhydroxid
und 20 g/l Kaliumcarbonat als Lösungsbestandteile sowie 15 g/l Titandioxid-Partikel
der Anatas-Form mit einer mittleren Teilchengröße von 0,5 µm enthält. Das Bad wird
in Bewegung gehalten. Es wird eine Silberschicht mit einer Schichtdicke von 10 µm
galvanisch abgeschieden, in die die Titandioxid-Partikel eingelagert sind.
1. Selbstreinigende Oberfläche mit katalytisch aktivem Titandioxid, dadurch gekennzeichnet, dass sie aus einer Metallmatrix besteht, in die das photokatalytisch aktive Titandioxid
in Form von Partikeln eingelagert ist.
2. Oberfläche nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallmatrix mit den darin eingelagerten Titandioxid-Partikeln eine galvanisch
abgeschiedene Metallmatrix ist.
3. Oberfläche nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallmatrix aus Nickel, Chrom, Kupfer, Silber oder Gold besteht.
4. Oberfläche nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallmatrix eine Schichtdicke von höchstens 30 µm aufweist.
5. Oberfläche nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Metallmatrix, in der die Titandioxid-Partikel eingelagert sind, eine Metallschicht
abgeschieden ist.
6. Oberfläche nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeschiedene Metallschicht eine Schichtdicke von höchstens 2 µm aufweist.
7. Oberfläche nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallmatrix, in der die Titandioxid-Partikel eingelagert sind, durch eine Nickelschicht
gebildet ist, auf der eine Chromschicht oder ein Metall abgeschieden ist, das selbst
keine Metall-Titandioxid-Dispergide bilden kann, wobei die Schichtdicke so gewählt
ist, dass die Titandioxid-Partikel der darunter liegenden Schicht nicht verdeckt werden
und durch Bildung von Poren photokatalytisch wirksam sind.
8. Oberfläche nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die mittlere Teilchengröße der Titandioxid-Partikel 0,01 µm bis 10 µm beträgt.
9. Oberfläche nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Konzentration der Titandioxid-Partikel in der Metallmatrix 1 bis 40 Vol.-% beträgt.
10. Oberfläche nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Titandioxid-Partikel in der Anatas- oder Brookit-Form vorliegen.
11. Verfahren zur Herstellung der selbstreinigenden Oberfläche nach einem der vorstehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das mit der selbstreinigenden Oberfläche zu versehende Teil in ein Bad gegeben wird,
das ein gelöstes Salz des die Metallmatrix bildenden Metalls und die photokatalytisch
aktiven Titandioxid-Partikel enthält, die in dem Bad durch Bewegung dispergiert werden,
und die Metallmatrix durch Reduktion des Salzes zusammen mit den Titandioxid-Partikeln
auf der Oberfläche des Teiles abgeschieden wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Metallmatrix mit den Titandioxid-Partikeln galvanisch abgeschieden wird.