[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation einer Schwingung, welche ein
Frequenzspektrum mit einer Anzahl diskreter Frequenzanteile aufweist, in einer Druckmaschine,
wobei wenigstens ein Gegenmoment zur Kompensation wenigstens eines diskreten Frequenzanteils
der Schwingung in die Druckmaschine eingebracht wird.
[0002] An Druckmaschinen können störende Schwingungen auftreten, welche einen negativen
Einfluss auf die Druckqualität haben. Gerade für Bogendruckmaschinen mit einer langen
Druckwerksgruppe, das heißt einer großen Anzahl von in Reihe angeordneten Druckwerken,
typischerweise acht, zehn oder zwölf Druckwerken, ist eine besonders hohe Präzision
erforderlich, um beispielsweise Lagefehler bei der Übergabe von Bedruckstoffbogen
von einem ersten Bogen führenden Element zu einem zweiten Bogen führenden Element
(Übergabefehler, Passerfehler) zu vermeiden. Schon geringe Schwingungsamplituden können
bei derart empfindlichen mechanischen Systemen bereits eine inakzeptable Auswirkung
haben.
[0003] Grundsätzlich kann bereits durch einige konstruktive Maßnahmen Einfluss auf die dynamischen
Eigenschaften der Druckmaschine, insbesondere Bogendruckmaschine, genommen werden,
damit Resonanzen weit entfernt von den anregenden Frequenzen der störenden Schwingungen
liegen. Auch kann versucht werden, durch konstruktive Maßnahmen die möglichen Störungsquellen
zu verkleinern oder zu eliminieren oder die Kopplungskonstanten an Resonanzen zu verkleinern.
Beispielsweise können Resonanzfrequenzverschiebungen durch Fertigungsänderungen, Anregungsreduzierungen
durch gezielte Auswahl von konkreten Bauteilen oder Kopplungsverkleinerungen durch
geschicktes Antriebsversetzen erreicht werden. Schließlich kann auch der Versuch unternommen
werden, einzelne Störungsquellen in geeigneter Phase zu koppeln, so dass die Überlagerung
der einzelnen Anregungen zu einer Schwingung möglichst minimal ist. Festzustellen
ist jedoch, dass im Allgemeinen der sich mit mechanischen Mitteln eröffnende Spielraum
zu gering ist, als dass Störungen unter eine akzeptable Schwelle verringert werden
können.
[0004] Aus dem Dokument
DE 199 14 627 A1 beziehungsweise dem Dokument
US 6,401,620 B1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kompensation einer Schwingung in einer
Druckmaschine durch Einbringung von Gegenmomenten bekannt. Es wird mindestens eine
Eigenform der Druckmaschine bestimmt und an einem Ort des Antriebsstrangs der Druckmaschine,
an welchem die Eigenform nicht Null ist, das jeweilige Gegenmoment für die Kompensation
der gesamten Schwingung ermittelt und hinterlegt. Beim Betrieb der Druckmaschine wird
das vorbestimmte Gegenmoment an besagtem Ort aufgebracht, so dass die Schwingung maximal
reduziert wird. In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Gegenmoment mittels
eines Kurvengetriebes erzeugt. Das Gegenmoment kann in Abhängigkeit der Maschinendrehzahl
oder Maschinenfrequenz erzeugt werden.
[0005] Aus dem Dokument
DE 101 49 525 A1 beziehungsweise dem Dokument
US 2002/0158180 A1 sind ein weiteres Verfahren und eine weitere Vorrichtung zur Kompensation einer Schwingung
in einer Druckmaschine durch Einbringung von Gegenmomenten bekannt. Wenigstens ein,
bevorzugt alle Frequenzanteile des Frequenzspektrums der Schwingung werden direkt
oder indirekt gemessen und jedem dieser Frequenzanteile wird unabhängig von den anderen
Frequenzanteilen ein entsprechendes Gegenmoment, insbesondere ein im Wesentlichen
harmonisches Moment, gleicher Frequenz mit bestimmter Amplitude und Phase derart von
einem direkt oder indirekt auf eine Maschinenwelle einwirkenden Aktuator überlagert,
dass die Amplitude der Schwingung bei dieser Frequenz reduziert wird. In einer bevorzugten
Ausführungsform wird diese technische Lehre zur Kompensation von Schwingungen nicht
ganzzahliger Ordnung in Bezug auf die Maschinenfrequenz eingesetzt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Kompensation einer Schwingung
in einer Druckmaschine durch Einbringung eines oder mehrerer Gegenmomente zu schaffen,
in welchem die Schwingung mit einer Mehrzahl von Aktuatoren mit geringem Aufwand bekämpft
werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Kompensation einer Schwingung
in einer Druckmaschine mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0008] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen charakterisiert.
[0009] Im erfindungsgemäßen Verfahren zur Kompensation einer Schwingung, insbesondere einer
Drehschwingung, welche ein Frequenzspektrum mit einer Anzahl diskreter Frequenzanteile
aufweist, in einer Druckmaschine, insbesondere einer Bogendruckmaschine, wird wenigstens
ein Gegenmoment zur Kompensation wenigstens eines diskreten Frequenzanteils der Schwingung
in die Druckmaschine, insbesondere die Bogendruckmaschine, eingebracht. Eine erste
Gruppe von einem oder mehreren Frequenzanteilen wird durch Einbringung eines oder
mehrerer vorherbestimmter Gegenmomente kompensiert, und eine zweite Gruppe von einem
oder mehreren Frequenzanteilen wird durch Einbringung eines oder mehrerer in Abhängigkeit
einer während des Betriebes der Druckmaschine erfolgenden Messung wenigstens eines
Signals, also eines Signals oder mehrerer Signale, welches oder welche wenigstens
den einen oder die mehreren Frequenzanteile enthält oder enthalten, bestimmten Gegenmomente
kompensiert, insbesondere bevorzugt vollständig oder genau kompensiert.
[0010] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, eine Schwingung, insbesondere eine Drehschwingung,
in einer Druckmaschine mit einer Methode zu kompensieren, bei der die einzelnen Frequenzkomponenten
der Schwingung in mehrere, bevorzugt zwei Gruppen oder Klassen unterteilt werden.
Das Frequenzspektrum einer Druckmaschine ohne einwirkende Kompensationsverfahren wird
betrachtet, und es erfolgt eine Einordnung oder Aufteilung der festgestellten Frequenzanteile.
Für jede dieser Klassen wird eine für den Zweck der möglichst vollständigen Kompensation
optimal angepasste Kompensationsmethode gewählt, so dass die auftretende Gesamtschwingungsamplitude
minimiert wird. Die Schwingung wird in vorteilhafter Weise mit möglichst geringem
Aufwand bekämpft. Ein Gegenmoment hat idealerweise eine derart betragsmäßig angepasste
Amplitude und eine Gegenphase in Bezug auf die zu kompensierende Schwingung, dass
die überlagerte Amplitude möglichst gering ist, bevorzugt verschwindet (zu Null wird).
[0011] Die Schwingung kann dabei eine Schwingung der gesamten Druckmaschine oder eines Maschinenteils,
beispielsweise einer Welle eines Zylinders, sein. Die Welle kann eine direkt oder
indirekt angetriebene Welle sein. Die Schwingung kann sich beispielsweise auf die
Position, die Geschwindigkeit oder die Beschleunigung beziehen. Die Schwingung kann
beispielsweise auch eine Schwingung einer so genannten virtuellen Maschinenwelle sein,
das heißt eine Schwingung einer Relativposition, einer Relativgeschwindigkeit oder
einer Relativbeschleunigung zwischen zwei Maschinenteilen sein.
[0012] Der Verlauf der vorbestimmten Gegenmomente für die erste Gruppe kann hardwaremäßig
oder in einer Steuerungseinheit der Druckmaschine softwaremäßig hinterlegt und für
die Kompensation verfügbar sein. Das gemessene Signal kann das Signal wenigstens eines
Maschinendrehgebers, beispielsweise eines Gebers für die Maschinendrehzahl, sein.
[0013] Das eine oder die mehreren vorherbestimmten Gegenmomente zur Kompensation der ersten
Gruppe von einem oder mehreren Frequenzanteilen können gemäß der technischen Lehre
des Dokuments
DE 199 14 627 A1 oder des Dokuments
US 6,401,620 B1, erfindungsgemäß übertragen angewendet nur in Bezug auf die erste Gruppe, also nur
eines Teiles oder einer Untermenge des Frequenzgehaltes der Schwingung, nicht etwa
der gesamten Schwingung, erfolgen. Der gesamte Offenbarungsgehalt des Dokuments
DE 199 14 627 A1 und des Dokuments
US 6,401,620 B1 wird durch explizite Bezugnahme in den Offenbarungsgehalt dieser Darstellung aufgenommen.
[0014] Das eine oder die mehreren in Abhängigkeit einer während des Betriebes der Druckmaschine
erfolgenden Messung eines Signals, welches wenigstens den ein oder die mehreren Frequenzanteile
enthält, bestimmten Gegenmomente zur Kompensation der zweiten Gruppe von einem oder
mehreren Frequenzanteilen können gemäß der technischen Lehre des Dokuments
DE 101 49 525 A1 oder des Dokuments
US 2002/0158180 A1 erfindungsgemäß übertragen angewendet nur in Bezug auf die zweite Gruppe, also nur
eines anderen Teiles oder einer anderen Untermenge des Frequenzgehaltes der Schwingung,
nicht etwa der gesamten Schwingung, erfolgen. Der gesamte Offenbarungsgehalt des Dokuments
DE 101 49 525 A1 und des Dokuments US
2002/0158180 A1 wird durch explizite Bezugnahme in den Offenbarungsgehalt dieser Darstellung aufgenommen.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält die
zweite Gruppe nur einen oder mehrere Frequenzanteile, die nicht in der ersten Gruppe
enthalten sind. Des Weiteren oder alternativ dazu können in einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens die Frequenzanteile der ersten Gruppe und der zweiten
Gruppe zusammen den wesentlichen Teil oder genau das Frequenzspektrum ergeben. Unter
dem wesentlichen Teil ist der für die Bekämpfung der Schwingung bis unter einer Akzeptanzschwelle
nicht zu vernachlässigbare Anteil des Frequenzspektrums zu verstehen.
[0016] In einer vorteilhaften Ausprägung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Kompensation
einer Schwingung können der oder die Frequenzanteile der ersten Gruppe ganzzahlige
Vielfache (im Allgemeinen einschließlich 1, bevorzugt größer als 1) der Maschinenfrequenz
und der oder die Frequenzanteile der zweiten Gruppe nicht ganzzahlige Vielfache der
Maschinenfrequenz sein. Die Maschinenfrequenz oder Antriebsfrequenz, insbesondere
Hauptantriebsfrequenz, bezieht sich insbesondere auf die Drehzahl, Taktung oder Exemplargeschwindigkeit.
[0017] Bevorzugt sind im erfindungsgemäßen Verfahren zur Kompensation einer Schwingung der
oder die Frequenzanteile der ersten Gruppe lastrelevante Frequenzen und der oder die
Frequenzanteile der zweiten Gruppe passerrelevante Frequenzen. Frequenzen sind lastrelevant,
wenn sie eine ganzzahlige Ordnung zur Maschinenfrequenz aufweisen, ein hohes Moment
zur Kompensation erfordern und insofern deterministisch sind, als vor dem Betrieb
der Druckmaschine die Amplitude und Phase des Frequenzanteils bestimmbar ist. Frequenzen
sind passerrelevant, wenn sie eine nicht ganzzahlige Ordnung zur Maschinenfrequenz
aufweisen, ein geringes Moment, typischerweise nur einige Newtonmeter, zur Kompensation
erfordern und insofern nicht vorherbestimmbar oder exemplarspezifisch sind, als Amplitude
und Phase des Frequenzanteils der Schwingung während des Betriebes der Druckmaschine
individuell zu bestimmten und zu kompensieren ist.
[0018] Bei der Zerlegung des Frequenzspektrums der Schwingung in Frequenzanteile und Einteilung
der Frequenzanteile in Gruppen kann es ausreichend sein, nur diejenigen, meist niedrigfrequenten
Anteile zu berücksichtigen, welche die niedrigen Eigenmoden, insbesondere die erste
und die zweite Eigenfrequenz der Druckmaschine anregen können, das heißt in hinreichender
Nähe zu den Resonanzen der Druckmaschine liegen. Die höherfrequenten Anteile sind
meist relativ zu den anderen klein und brauchen in der Regel nicht berücksichtigt
zu werden. Mit anderen Worten, die Schwingung kann im Wesentlichen, das heißt innerhalb
eines für die Anwendung der Schwingungskompensation akzeptablen Fehlerintervalls,
durch die niedrigfrequenten Frequenzanteile dargestellt werden.
[0019] Die Einbringung des oder der (vorbestimmten) Gegenmomente der ersten Gruppe des oder
der Frequenzanteile und/oder des oder der auf Basis des oder der Signale bestimmten
Gegenmomente der zweiten Gruppe des oder der Frequenzanteile kann im erfindungsgemäßen
Verfahren an gemäß dem Amplitudenverlauf einer der Eigenformen der Druckmaschine ausgewählten
Orten erfolgen.
[0020] Bevorzugt umfasst im erfindungsgemäßen Verfahren die Messung des Signals wenigstens
eine orthogonale Korrelation zur Bestimmung von Amplitude und Phase eines Frequenzanteils
der zweiten Gruppe. Des Weiteren oder alternativ dazu können im erfindungsgemäßen
Verfahren das eine oder die mehreren vorherbestimmten Gegenmomente mittels einer oder
mehrerer mechanischer Vorrichtungen erzeugt und eingebracht werden. Die eine oder
mehreren mechanischen Vorrichtungen können Kurvengetriebe, insbesondere Kurvenscheiben
sein. Die Kurvengetriebe, insbesondere Kurvenscheiben können derart ausgeführt sein,
dass sie periodisch mit einem oder mehreren ganzzahligen Vielfachen (im Allgemeinen
einschließlich 1, bevorzugt größer als 1) der Maschinenfrequenz wirken. Alternativ
zu einer oder mehrerer mechanischen Vorrichtungen können eine oder mehrere elektrische
Kurven, insbesondere periodische Ansteuerungsprofile für einen elektrischen Antrieb,
für die Ansteuerung eines Aktuators zum Einsatz gelangen, so dass ein oder mehrere
vorherbestimmte Gegenmomente mittels einer oder mehrerer elektrischer Kurven erzeugt
und eingebracht werden. Eine erfindungsgemäß eingesetzte elektrische Kurve kann insbesondere
abhängig von der Maschinenfrequenz, also maschinengeschwindigkeitsabhängig ausgeführt
sein.
[0021] Es ist darüber hinaus oder alternativ dazu bevorzugt, wenn das eine oder die mehreren
in Abhängigkeit der Messung bestimmten Gegenmomente der zweiten Gruppe nur eingebracht
werden, wenn der zu dem oder den Gegenmomenten korrespondierende Frequenzanteil in
Resonanz zu einer Eigenfrequenz der Druckmaschine ist. Mit anderen Worten, die diskrete
Schwingungskompensation wird bevorzugt nur dann betrieben oder eingeschaltet, wenn
sie tatsächlich erforderlich ist, weil eine Auswirkung auf die Druckmaschine zu erwarten
ist.
[0022] Die Berücksichtigung der Anregungsmöglichkeiten der Frequenzanteile der Schwingung
auf die Eigenfrequenzen oder Eigenformen (Eigenmoden) der Druckmaschine kann auch
als modaler Ansatz oder als modale Kompensation bezeichnet werden. Insbesondere kann
erfindungsgemäß eine modale Kompensation der passerrelevanten (nicht ganzzahligen)
und/oder der lastrelevanten (ganzzahligen) Frequenzanteile erfolgen.
[0023] Des weiteren oder alternativ dazu ist es bevorzugt, wenn das eine oder die mehreren
vorherbestimmten Gegenmomente der ersten Gruppe in der Nähe des Anfangs und/oder des
Endes im wesentlichen am Anfang und/oder am Ende der Druckwerksreihe der Druckmaschine,
insbesondere über Einrichtungen mit hinterlegten Momentverläufen, und das eine oder
die mehreren in Abhängigkeit der Messung bestimmten Gegenmomente der zweiten Gruppe
in der Nähe der Mitte oder im wesentlichen in der Mitte der Druckwerksreihe der Druckmaschine,
insbesondere mittels des Hauptmotors der Druckmaschine, eingebracht werden. Für die
erste Gruppe von Frequenzanteilen, insbesondere lastrelevanten, also hohe Kompensationsmomente
erforderlich machenden Frequenzanteilen, sind die Hebelarme in der Nähe des Anfangs
und/oder des Endes der Druckwerksgruppe zur Kompensation der oder die an die Schwingung
koppelnden Eigenformen besonders günstig. Bei der Verwendung des Hauptmotors der Druckmaschine,
insbesondere für die zweite Gruppe von Frequenzanteilen, bevorzugt den passerrelevanten,
ist mit diesem Antrieb praktisch ein Aktuator ohne zusätzliche Hardware oder eine
Hardwareänderung verfügbar. Es ist aber klar, dass alternativ dazu auch ein Zusatzaktuator
zum Einsatz gelangen kann.
[0024] Des weiteren oder alternativ dazu ist es vorteilhaft, dass in einer bevorzugten Ausprägung
des erfindungsgemäßen Verfahrens der oder die Frequenzanteile der zweiten Gruppe aus
der Differenz der Signale wenigstens zweier Geber oder Sensoren, welche an voneinander
verschiedenen Orten der Druckmaschine angeordnet sind, ermittelt werden.
[0025] In einer vorteilhaften Weiterentwicklung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
sowohl wenigstens eines der vorbestimmten Gegenmomente als auch wenigstens eines der
auf Basis des oder der Signale bestimmte Gegenmomente zusammen durch einen Aktuator
eingebracht. Mit anderen Worten, die an einem Ort in die Druckmaschine für die Kompensation
einzubringenden Gegenmomente für beide Klassen können mittels eines identischen Aktuators
der Druckmaschine aufgebracht werden. Die Gegenmomente können einem Antriebsmoment
des Aktuators aufgeschaltet sein. Insbesondere kann sich dieser Aktuator in der Nähe
des Anfangs oder des Endes der Druckwerksreihe der Druckmaschine befinden.
[0026] Im Zusammenhang des erfinderischen Gedankens steht auch eine Druckmaschine, insbesondere
eine Bogendruckmaschine. Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere in einer
lithographischen Druckmaschine oder Offsetdruckmaschine zum Einsatz gelangen. Die
Druckmaschine kann eine Mehrfarbendruckmaschine sein, insbesondere eine Mehrzahl von
Druckwerken in Reihe, typischerweise 4, 6 oder 8 Druckwerke aufweisen. Die Druckmaschine
kann bevorzugt Papier oder Karton als Bedruckstoffe verarbeiten. Eine erfindungsgemäße
Druckmaschine weist eine zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete
oder ausgeführte Einrichtung zur Kompensation einer Schwingung, welche ein Frequenzspektrum
mit einer Anzahl diskreter Frequenzanteile aufweist, und wenigstens einen Aktuator
zur Einbringung wenigstens eines Gegenmoments zur Kompensation wenigstens eines diskreten
Frequenzanteils der Schwingung in die Druckmaschine auf. Die Druckmaschine kann an
den Enden der Reihe von Druckwerken jeweils wenigstens einen Aktuator zur Einbringung
eines oder mehrerer vorbestimmter Gegenmomente für die erste Gruppe von Frequenzanteilen
aufweisen und wenigstens einen Aktuator, der insbesondere der Hauptantrieb der Druckmaschine
sein kann, in wesentlichen in der Mitte der Druckwerksgruppe oder der Druckmaschine
aufweisen, mit welchem eines oder mehrere Gegenmomente für die zweite Gruppe von Frequenzanteilen
eingebracht werden können. Die Druckmaschine kann wenigstens einen, bevorzugt wenigstens
zwei Geber oder Sensoren aufweisen, welche derart in der Druckmaschine angeordnet
sind, dass sie nicht an Orten liegen, an denen die an die Schwingung ankoppelnde Eigenform
Null ist. Die Geber können insbesondere Drehgeber sein.
[0027] Weitere Vorteile und vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen der Erfindung
werden anhand der nachfolgenden Darstellung mit Bezug auf die beigefügten Figuren
beschrieben. Es zeigt im Einzelnen:
- Figur 1
- eine schematische qualitative Darstellung eines beispielhaften repräsentativen Frequenzspektrums
einer Schwingung einer Bogendruckmaschine, und
- Figur 2
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Druckmaschine.
[0028] Die Figur 1 zeigt eine schematische qualitative Darstellung eines beispielhaften
repräsentativen Frequenzspektrums einer Schwingung einer Bogendruckmaschine mit einer
großen Anzahl von Druckwerken. Aufgetragen ist der Betrag der Amplitude A in angemessenen
Einheiten (appropriate units, a.u.) in Funktion der relativen Frequenz f bezogen auf
die Maschinenfrequenz ω
M. Das Frequenzspektrum weist mehrere diskrete Frequenzlinien unterschiedlicher Amplitude
auf. Es existieren Frequenzanteile, welche ganzzahlige Vielfache (einschließlich 1)
der Maschinenfrequenz ω
M darstellen. Des Weiteren existieren Frequenzanteile, welche nicht ganzzahlige Vielfache
der Maschinenfrequenz ω
M sind. Die Amplituden der nicht ganzzahligen Frequenzanteile sind deutlich geringer
als diejenigen der ganzzahligen Frequenzanteile. Die Summe der Frequenzanteile des
Frequenzspektrum konvergiert mit zunehmender Frequenz gegen die Schwingung, das heißt,
die Schwingung ist mit hinreichender Genauigkeit durch die niedrigen Frequenzanteile
darstellbar. Im konkret in Figur 1 gezeigten Beispiel gibt es nur Frequenzanteile
bis zum siebenfachen der Maschinenfrequenz ω
M. Erfindungsgemäß erfolgt für das Verfahren zur Kompensation eine gruppenweise Einteilung
des Frequenzspektrums in bevorzugter Ausführungsform in der folgenden Weise: In die
erste Gruppe 10 sind die ganzzahligen Frequenzanteile eingeordnet, die zweite Gruppe
12 besteht aus den nicht ganzzahligen Frequenzanteilen. Um die ganzzahligen und relativ
starken Frequenzanteile der ersten Gruppe 10 zu bekämpfen, werden erfindungsgemäß
vorbestimmte Gegenmomente eingesetzt. Um die nicht ganzzahligen und relativ schwachen
Frequenzanteile der zweiten Gruppe 12 zu kompensieren, werden erfindungsgemäß aus
Messungen ermittelte Gegenmomente eingesetzt.
[0029] Die absolute Frequenz der Frequenzanteile variiert mit der Maschinenfrequenz ω
M. In Funktion der Maschinenfrequenz ω
M kann auch die Amplitude eines Frequenzanteils variieren. Häufig ist in der Realität
eine Amplitudenvariation der ganzzahligen Momente in Funktion der Frequenz für ganzzahlige
Frequenzanteile entweder nicht vorhanden oder im Rahmen der erforderlichen Präzision
vernachlässigbar klein. Besondere Bedeutung erlangt ein Frequenzanteil genau dann,
wenn er zu einer Eigenfrequenz der Druckmaschine in Resonanz kommt, das heißt, wenn
die Frequenzen des Frequenzanteils und einer Eigenschwingung sich ähneln oder hinreichend
übereinstimmen, da dann insbesondere eine Resonanzanregung der Druckmaschine zu einer
Schwingung stattfinden kann. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass typischerweise
nur ein oder wenige Schwingungserreger, also nur ein Frequenzanteil oder wenige Frequenzanteile,
mit einer Eigenfrequenz in Resonanz ist beziehungsweise sind. Das Schwingungsverhalten
der Druckmaschine ist in einer derartigen Situation nur durch eine einzelne Frequenz
bestimmt, deren Schwingung zu bekämpfen ist.
[0030] Die Figur 2 ist eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Druckmaschine 14, hier einer Bogendruckmaschine, mit sechs Druckwerken 16, einem Anleger
28 und einem Ausleger 30. Die Druckmaschine 14 kann in einer Eigenform 18 zu einer
Schwingung angeregt werden, insbesondere in Konsequenz der in Bezug auf Figur 1 erläuterten
Einwirkung von resonanten Frequenzanteilen von Störungen (Schwingungserregern).
[0031] Ziel ist die Kompensation der Schwingung der Eigenform 18, so dass eine reduzierte
oder kompensierte Schwingung 20 der Eigenform resultiert. Erfindungsgemäß weist dazu
die Druckmaschine 14 mechanische Vorrichtungen 32, hier zwei Kurvengetriebe, wie im
Dokument
DE 199 14 627 A1 oder Dokument
US 6,401,620 B1 detailliert erläutert, an den Enden der Reihe von Druckwerken 16, zur Erzeugung von
vorbestimmten Gegenmomenten auf. Diese Positionen sind in Bezug auf den Amplitudenverlauf
der gezeigten Eigenform 18 besonders vorteilhaft. Die Frequenzen der Gegenmomente
sind zu der Maschinenfrequenz proportional, insbesondere Vielfache (einschließlich
1) der Maschinenfrequenz. Die Amplituden der Gegenmomente können konstant sein: Mit
den vorbestimmten Gegenmomenten werden durch Schwingungserreger mit konstanter Kraftwirkung
oder Momentwirkung erzeugte Schwingungen kompensiert, so dass sich die notwendigen
Amplituden zur Kompensation nicht mit der Maschinenfrequenz ändern.
[0032] Des Weiteren wird mittels eines Gebers 22 ein für die Schwingung repräsentatives
Signal gewandelt und einer Regelungseinrichtung 24 zugeführt. Mit Hilfe der Regelungseinrichtung
24 ist das erforderliche Gegenmoment zur Kompensation berechenbar. Das Gegenmoment
wird dem Antriebsmoment des Hauptantriebs 26 aufgeschaltet, so dass eine Kompensation
der Schwingung der Eigenform 18 bewirkt wird. Schwingung und die durch das Gegenmoment
induzierte Gegenschwingung sollen bevorzugt einander annullieren, zumindest soll sich
die resultierende Gesamtschwingung unter einer Akzeptanzschwelle befinden. Der Geber
22 wird insbesondere dann ein Signal messen können, wenn eine Schwingungsanregung
oder eine Frequenz eines Schwingungserregers in Resonanz zur Frequenz der Eigenform
18 kommt. Die Position des Gebers 22 ist vorteilhafterweise so gewählt, dass die zu
messende Schwingung der Eigenform am Messort einen deutlichen Amplitudenhub aufweist
und nicht Null ist. Für Differenzmessungen zweier oder mehrerer Gebersignale ist zu
beachten, dass vorteilhafterweise ein deutlicher Differenzhub der einzelnen Signalamplituden
der zwei oder mehr Gebersignale besteht. Es kann auch in einer nicht grafisch dargestellten
Weiterentwicklung der erfindungsgemäßen Druckmaschine eine Mehrzahl von Gebern für
eine Mehrzahl von Eigenformen jeweils optimiert angeordnet und ausgewertet werden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0033]
- 10
- Frequenzanteile der ersten Gruppe
- 12
- Frequenzanteile der zweiten Gruppe
- 14
- Druckmaschine
- 16
- Druckwerk
- 18
- Eigenform
- 20
- kompensierte Schwingung der Eigenform
- 22
- Geber
- 24
- Regelungseinrichtung
- 26
- Hauptantrieb
- 28
- Anleger
- 30
- Ausleger
- 32
- mechanische Vorrichtung zur Erzeugung von Gegenmomenten
- A
- Amplitude
- f
- relative Frequenz in Bezug auf die Maschinenfrequenz
- ωM
- Maschinenfrequenz
1. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung, welche ein Frequenzspektrum mit einer
Anzahl diskreter Frequenzanteile aufweist, in einer Druckmaschine (14), wobei wenigstens
ein Gegenmoment zur Kompensation wenigstens eines diskreten Frequenzanteils der Schwingung
in die Druckmaschine (14) eingebracht wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine erste Gruppe (10) von einem oder mehreren Frequenzanteilen durch Einbringung
eines oder mehrerer vorherbestimmter Gegenmomente kompensiert wird und eine zweite
Gruppe (12) von einem oder mehreren Frequenzanteilen durch Einbringung eines oder
mehrerer in Abhängigkeit einer während des Betriebes der Druckmaschine erfolgenden
Messung wenigstens eines Signals, welches wenigstens den einen oder die mehreren Frequenzanteile
enthält, bestimmten Gegenmomente kompensiert wird.
2. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zweite Gruppe (12) nur einen oder mehrere Frequenzanteile enthält, die nicht
in der ersten Gruppe (10) enthalten sind.
3. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Frequenzanteile der ersten Gruppe (10) und der zweiten Gruppe (12) zusammen den
wesentlichen Teil oder genau das Frequenzspektrum ergeben.
4. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der oder die Frequenzanteile der ersten Gruppe (10) ganzzahlige Vielfache der Maschinenfrequenz
(ωM) und der oder die Frequenzanteile der zweiten Gruppe (12) nicht ganzzahlige Vielfache
der Maschinenfrequenz (ωM) sind.
5. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der oder die Frequenzanteile der ersten Gruppe (10) lastrelevante Frequenzen und
der oder die Frequenzanteile der zweiten Gruppe (12) passerrelevante Frequenzen sind.
6. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Einbringung des oder der Gegenmomente der ersten Gruppe (10) des oder der Frequenzanteile
und/oder des oder der auf Basis des oder der Signale bestimmten Gegenmomente der zweiten
Gruppe (12) des oder der Frequenzanteile an gemäß dem Amplitudenverlauf einer der
Eigenformen (18) der Druckmaschine (14) ausgewählten Orten erfolgt.
7. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messung des Signals wenigstens eine orthogonale Korrelation zur Bestimmung von
Amplitude und Phase eines Frequenzanteils der zweiten Gruppe (12) umfasst.
8. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das eine oder die mehreren vorherbestimmten Gegenmomente mittels einer oder mehrerer
mechanischer Vorrichtungen (32) oder mittels einer oder mehrerer elektrischer Kurven
erzeugt und eingebracht werden.
9. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das eine oder die mehreren in Abhängigkeit der Messung bestimmten Gegenmomente der
zweiten Gruppe (12) nur eingebracht werden, wenn der zu dem oder den Gegenmomenten
korrespondierende Frequenzanteil in Resonanz zu einer Eigenfrequenz der Druckmaschine
(14) ist.
10. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das eine oder die mehreren vorherbestimmten Gegenmomente der ersten Gruppe (10)im
wesentlichen am Anfang und/oder am Ende der Druckwerksreihe (16) der Druckmaschine
(14) und das eine oder die mehreren in Abhängigkeit der Messung bestimmten Gegenmomente
der zweiten Gruppe (12) in der Nähe der Mitte der Druckwerksreihe (16) der Druckmaschine
(14) eingebracht werden.
11. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der oder die Frequenzanteile der zweiten Gruppe (12) aus der Differenz der Signale
wenigstens zweier Geber, welche an voneinander verschiedenen Orten der Druckmaschine
(14) angeordnet sind, ermittelt werden.
12. Verfahren zur Kompensation einer Schwingung gemäß einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass sowohl wenigstens eines der vorbestimmten Gegenmomente als auch wenigstens eines
der auf Basis des oder der Signale bestimmte Gegenmomente zusammen durch einen Aktuator
eingebracht werden.
13. Druckmaschine (14) mit einer Einrichtung zur Kompensation einer Schwingung, welche
ein Frequenzspektrum mit einer Anzahl diskreter Frequenzanteile aufweist, und wenigstens
einem Aktuator (26) zur Einbringung wenigstens eines Gegenmoments zur Kompensation
wenigstens eines diskreten Frequenzanteils der Schwingung in die Druckmaschine (14),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Einrichtung zur Kompensation zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem der
vorstehenden Ansprüche geeignet ist.