[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Sattelkissen und auf Sättel und Satteldecken, insbesondere
Pferdesättel und Pferdesatteldecken, sowie auf Knielagen für Sättel, insbesondere
Pferdesättel.
[0002] Sattelkissen werden unter den Sattel eines Reittiers gelegt und dienen als zusätzliche
Polsterung zwischen dem Sattel und dem Rücken des Tieres. Sie sollen den Rücken des
Tieres vor zu starker ungleichmäßiger, insbesondere punktförmiger Belastung durch
das Reitergewicht oder durch einen eventuell falsch sitzenden Sattel schützen. Bekannte
Sattelkissen bestehen aus Schaumstoff, Silikon-Gel, Neopren, Schaf- oder Kunstfell
oder einer Kombination dieser Materialien.
[0003] Aus
US 6,481,189 B2 und
US 6,619,019 B2 sind Pferdesättel mit luftdichten Airbags bekannt, die mit elastischem zusammendrückbarem
offenzelligen Schaumstoff sowie mit Luft mit Atmosphärendruck gefüllt sind. Da die
Luft in dem luftdichten Airbag eingeschlossen ist, wird so ein Luftpolster geschaffen,
das das Gewicht des Reiters gleichmäßiger auf dem Rücken des Tieres verteilt. Diese
vorbekannten Pferdesättel weisen oberhalb der Airbags zudem Taschen auf, die mit Packmaterial
gefüllt sind bzw. gefüllt werden können, um eine Anpassung der Auflage des Sattels
auf dem Pferd während der Nutzdauer des Sattels zu ermöglichen. Eine solche Anpassung
ist notwendig, da sich sowohl die Auflagefläche des Sattels sowie der Rücken des Pferdes
mit der Zeit aufgrund Verschleiß bzw. Alterung verändern. Mittels des Packmaterials
ist aber auch jederzeit eine Anpassung an unterschiedliche Reiter oder an unterschiedliche
Pferde möglich, sodass Flexibilität im Gebrauch erreicht wird. Die Anpassung erfolgt
durch Hinzufügen oder Entfernen von Packmaterial. Für den Fall, dass langfristig aus
dem an sich luftdichten Airbag doch Luft entweicht, wird vorgeschlagen, den Airbag
längere Zeit unbelastet zu lassen. Der zusammengedrückte Schaumstoff wird sich dann
über mehrere Wochen hinweg wieder entspannen und dadurch bewirken, dass Luft in den
Innenraum des Airbags gesaugt wird, bis das Druckgleichgewicht mit der Umgebung wieder
hergestellt ist. Nachteilig ist bei dieser vorbekannten Lösung, dass zur Anpassung
des Sattels separates Packmaterial bereit gehalten werden muss.
[0004] In der
DE 20 2006 001 645 U1 wird zur Anpassung eines Sattels an den Rücken des jeweiligen Pferdes vorgeschlagen,
in den Sattel ein Vakuumkissen zu integrieren. Das Vakuumkissen enthält körniges Füllmaterial,
z. B. kleine elastische Kunststoffkügelchen. Es ist mit einem Ventil versehen, über
das die Luft aus dem Vakuumkissen abgesaugt wird, wobei das Füllmaterial dem Sattel
eine an den Rücken des Pferdes angepasste Form verleiht und dadurch eine gleichmäßigere
Verteilung der Last bewirkt. Durch das Absaugen der Luft wird das Kissen formstabil.
Aufgrund der Elastizität der Kunststoffkügelchen wird dabei das Kissen selbst dann
nicht völlig hart, wenn die Luft vollständig aus dem Kissen abgesaugt wird, sodass
das Kissen weich bleibt und ein Reiben auf dem Pferderücken verhindert wird. Nachteilig
hierbei ist, dass das Absaugen der Luft einen technischen Aufwand mit sich bringt
und Hilfsmittel erfordert, die nicht immer verfügbar sind.
[0005] Aus der
EP 1 373 125 B1 ist eine Satteldecke bekannt, die Taschen aufweist, in die Polsterelemente mit einer
Vielzahl von Luftpolstern und wenigstens einem elastischen Element eingesetzt werden
können. Dabei kann das elastische Element auch innerhalb eines Luftpolsters angeordnet
sein. Die Luftpolster werden mithilfe von Ventilen aufgeblasen, um die notwendige
Anpassung an den Pferderücken zu erreichen. Auch diese Lösung ist technisch aufwändig
und erfordert Hilfsmittel, die nicht immer verfügbar sind.
[0006] Demgegenüber liegt die Aufgabe der Erfindung darin, die individuelle Anpassung von
Sätteln an den Rücken eines Reittieres, sei es an unterschiedliche Reittiere oder
aufgrund unterschiedlicher Reiter oder eines längeren Gebrauchs, zu vereinfachen und
insbesondere ohne die Verwendung von Hilfsmitteln zu ermöglichen.
[0007] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Sattelkissen gemäß Anspruch 1 gelöst.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Die Erfindung wird ebenfalls gelöst durch einen Sattel, in den ein erfindungsgemäßes
Sattelkissen integriert ist, durch eine Satteldecke, in die ein erfindungsgemäßes
Sattelkissen integriert ist, und/oder durch eine Knielage für einen Sattel, in die
ein erfindungsgemäßes Sattelkissen integriert ist. Im letzteren Fall wird das Sattelkissen
auch als Kniekissen bezeichnet.
[0010] Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen kann ein Sattelkissen jederzeit ohne Hilfsmittel
an sich verändernde Gegebenheiten angepasst werden. Da das mit elastischem zusammendrückbarem
Material gefüllte Sattelkissen ein Ventil aufweist, durch das hindurch Luft aus dem
Sattelkissen herausgedrückt werden kann oder durch das hindurch aufgrund des sich
entspannenden elastischen Materials und des dadurch im Sattelkissen entstehenden Unterdrucks
Luft eingesaugt wird, kann durch entsprechendes Öffnen oder Schließen des Ventils
die im Sattelkissen befindliche Luftmenge, d.h. die Größe des im Sattelkissen vorhandenen
Unterdrucks, individuell eingestellt werden. Das Druckverteilungsverhalten des Sattelkissens
kann auf diese Weise den jeweiligen Erfordernissen problemlos angepasst werden. Hilfsmittel
sind hierzu nicht erforderlich. Soll Luft abgelassen werden, wird bei geöffnetem Ventil
Druck auf das Sattelkissen ausgeübt, sodass Luft durch das Ventil aus dem Sattelkissen
entweicht. Ist ausreichend Luft herausgedrückt worden, wird das Ventil geschlossen.
Soll das zusammengedrückte Sattelkissen mit mehr Luft befüllt werden, wird das geschlossene
Ventil so lange geöffnet, bis die gewünschte Luftmenge in das Sattelkissen eingeströmt
ist. Dann wird das Ventil wieder geschlossen, um ein weiteres Einströmen oder ein
unerwünschtes Entweichen von Luft unter Belastung zu verhindern. Das Sattelkissen
kann auf diese Weise maximal so lange mit Luft befüllt werden, bis ein Druckgleichgewicht
zwischen Innenraum der Hülle und der Umgebung erreicht ist.
[0011] Vorzugsweise ist die Hülle aus Polyester gebildet. Dieses Material hat sich als dauerhaft
luftdicht erwiesen.
[0012] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist das elastische zusammendrückbare
Material ein offenzelliger Schaumstoff, der besonders bevorzugt aus Polyurethan gebildet
ist. Der offenzellige Schaumstoff kann die Hülle im Wesentlichen vollständig ausfüllen
und verleiht dadurch dem Sattelkissen eine hohe Stabilität.
[0013] In günstiger Weiterbildung der Erfindung weist die Hülle einen ersten und einen zweiten
Abschnitt auf, in denen jeweils elastisches zusammendrückbares Material angeordnet
ist und die durch einen dritten Abschnitt miteinander in Strömungsverbindung stehen,
in dem kein elastisches zusammendrückbares Material angeordnet ist. Dabei sind in
einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erste und der zweite Abschnitt zueinander
spiegelsymmetrisch ausgebildet. Bei dieser Ausbildung liegen der erste und der zweite
Abschnitt des Sattelkissens jeweils auf einer Seite des Rückgrades des Reittiers,
wodurch sich das Sattelkissen besser an die Körperform des Reittieres anpassen kann.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform kann ein erfindungsgemäßes Sattelkissen
auch zwei Hüllen aufweisen, die spiegelsymmetrisch zueinander ausgebildet und angeordnet
sowie luftdicht gegeneinander abgedichtet sind und von denen jede mindestens ein Ventil
aufweist. Die Hüllen können mit unterschiedlichen Luftmengen befüllt werden, sodass
eine bessere Anpassung an den Rücken des Reittiers möglich ist, da Unterschieden zwischen
den beiden Seiten des Rückens des Reittiers Rechnung getragen werden kann.
[0015] Ein erfindungsgemäßes Sattelkissen kann unter einen Sattel oder unter eine Satteldecke
gelegt werden. Es ist aber auch möglich, ein erfindungsgemäßes Sattelkissen in einen
Sattel oder in eine Satteldecke oder auch in eine Knielage, z. B. im Bereich der großen
Tasche bei Pferdesätteln, einzusetzen bzw. zu integrieren.
[0016] Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen beispielshalber noch näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Perspektivansicht einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Sattelkissens
von oben,
- Fig. 2
- in vergrößerter Darstellung einen Querschnitt durch das Sattelkissen aus Fig. 1, längs
Schnitt II-II,
- Fig. 3
- eine Perspektivansicht von vorne, wobei die Ventile geschlossen sind,
- Fig. 4
- eine der Fig. 3 ähnliche Ansicht, wobei die Ventile geöffnet sind.
[0017] Das in den Figuren dargestellte Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Sattelkissens
1 weist zwei Hüllen 2 auf, die jeweils mit elastischem zusammendrückbarem Material
3 gefüllt sind. Die beiden Hüllen 2 sind gegeneinander luftdicht abgedichtet und durch
einen Verbindungssteg 4 miteinander verbunden.
[0018] Die beiden Hüllen 2 sind spiegelsymmetrisch zueinander ausgebildet, wobei die Spiegelungsachse
5 auf der Längsachse des Verbindungssteges liegt. Die Hüllen 2 bzw. die Hüllenwände
sind aus einem flexiblen luftdichten Material hergestellt, z. B. aus Polyester. Die
Innenräume 6 der Hüllen 2 sind im dargestellten Beispiel im Wesentlichen vollständig
mit einem offenzelligen Schaumstoff 3 gefüllt, der beispielsweise aus Polyurethan
gebildet ist. Die (nicht dargestellten) offenen Zellen in dem Schaumstoff sowie der
nicht mit Schaumstoff ausgefüllte Teil des Innenraums 6 der jeweiligen Hülle 2 bilden
miteinander verbundene Hohlräume, die sich beim Zusammendrücken des Schaumstoffs 3
verkleinern und beim Entspannen des Schaumstoffs 3 wieder vergrößern.
[0019] An ihrer Vorderseite 7 weist jede Hülle 2 ein Ventil 8 auf, das mit der Hülle 2 luftdicht
verbunden ist. Das Ventil 8 kann, im vorliegenden Beispiel durch Drehen, geschlossen
oder geöffnet werden. In der dargestellten Ausführungsform wird durch Drehen entgegen
dem Uhrzeigersinn - in Richtung des Pfeils A in Fig. 3 - das Ventil 8 geschlossen,
und durch Drehen im Uhrzeigersinn - in Richtung des Pfeils B in Fig. 4 - das Ventil
8 geöffnet. Bei geöffneten Ventilen 8 stehen die Innenräume 6 der luftdichten Hüllen
2 mit der Umgebung in Strömungsverbindung, sodass Luft 9 in die jeweilige Hülle 2
einströmen oder aus dieser ausströmen kann. Ist das Ventil 7 geschlossen, so ist die
zugehörige Hülle 2 luftdicht gegenüber der Umgebung abgedichtet.
[0020] Die in einer Hülle 2 gewünschte Luftmenge wird nun auf folgende Weise eingestellt:
[0021] Soll die Luftmenge in der Hülle 2 verringert werden, wird bei geöffnetem Ventil 8
Druck auf das Sattelkissen 1 bzw. auf die Hülle 2 ausgeübt, wodurch sich das Volumen
der in der Hülle 2, insbesondere in dem Schaumstoff 3, vorhandenen Hohlräume verringert
und so die Luft 9 aus der Hülle 2 herausgedrückt wird. Ist ausreichend Luft 9 aus
der Hülle 2 herausgedrückt worden, wird das Ventil 8 verschlossen, sodass nun der
Innenraum 6 der Hülle 2 luftdicht gegenüber der Umgebung bzw. der Umgebungsluft abgedichtet
ist. Die in der Hülle 2 noch vorhandene Luft 9 verteilt sich dort gleichmäßig.
[0022] Ist die in der Hülle 2 vorhandene Luftmenge zu gering, wird die Hülle 2 bzw. das
Sattelkissen 1 mit Luft 9 befüllt, indem das Ventil 8 wieder geöffnet wird. Der zusammengedrückte
elastische Schaumstoff 3 in der Hülle 2 entspannt sich, wodurch sich die Hohlräume
im Schaumstoff 3 wieder vergrößern und gegenüber der Umgebung ein Unterdruck entsteht.
Der Unterdruck bewirkt, dass Umgebungsluft 9 in die Hülle 2 bzw. in die dort vorhandenen,
sich vergrößernden Hohlräume eingesaugt wird. Mithilfe des Ventils 8 kann nun bestimmt
werden, wie viel Luft 9 in das Sattelkissen 1 einströmen soll, indem das Ventil 8
geschlossen wird, wenn ausreichend Luft 9 im Sattelkissen 1 vorhanden ist.
[0023] Bei einem erfindungsgemäßen Sattelkissen 1 kann somit mithilfe des Ventils 8 ein
Unterdruck gegenüber dem Umgebungsdruck eingestellt werden. Die Luftmenge in dem Sattelkissen
1 kann somit variiert werden, bis maximal ein Druckgleichgewicht zwischen dem Inneren
6 des Sattelkissens 1 und dem Umgebungsdruck vorhanden ist. Damit ergibt sich zur
Anpassung an unterschiedliche oder sich im Laufe der Zeit ändernde Gegebenheiten zwischen
Sattel und dem Rücken des Reittieres ein weiter Bereich von Möglichkeiten, das Druckverteilungsverhalten
des Sattelkissens 1 den jeweiligen Anforderungen auf einfache Weise anzupassen.
1. Sattelkissen für den Sattel eines Reittiers, mit mindestens einer luftdichten Hülle
(2), deren Wände aus einem flexiblen Material gebildet sind und in deren Innenraum
(6) elastisches zusammendrückbares Material (3) angeordnet ist, wobei in und/oder
zwischen dem elastischen Material (3) Hohlräume ausgebildet sind, die miteinander
in Verbindung stehen, und wobei an der Hülle (2) mindestens ein Ventil (8) luftdicht
befestigt ist, das in eine Offenstellung bringbar ist, in der es die Hohlräume der
Hülle (2) mit der Umgebungsluft verbindet, und in eine Schließstellung bringbar ist,
in der es die Hülle (2) luftdicht verschließt.
2. Sattelkissen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülle (2) aus Polyester gebildet ist.
3. Sattelkissen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das elastische zusammendrückbare Material (3) ein offenzelliger Schaumstoff ist.
4. Sattelkissen nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der offenzellige Schaumstoff (3) aus Polyurethan gebildet ist.
5. Sattelkissen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Hülle (2) einen ersten und einen zweiten Abschnitt aufweist, in denen jeweils
elastisches zusammendrückbares Material (3) angeordnet ist und die durch einen dritten
Abschnitt miteinander in Strömungsverbindung stehen, in dem kein elastisches zusammendrückbares
Material (3) angeordnet ist.
6. Sattelkissen nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und der zweite Abschnitt spiegelsymmetrisch zueinander ausgebildet sind.
7. Sattelkissen nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass es zwei Hüllen (2) aufweist, die spiegelsymmetrisch zueinander ausgebildet und angeordnet
sowie luftdicht gegeneinander abgedichtet sind und von denen jede mindestens ein Ventil
(8) aufweist.
8. Sattel, insbesondere Pferdesattel, in den ein Sattelkissen (1) nach einem der Ansprüche
1 bis 7 integriert ist.
9. Satteldecke, insbesondere Pferdesatteldecke, in die ein Sattelkissen (1) nach einem
der Ansprüche 1 bis 7 integriert ist.
10. Knielage für Sattel, insbesondere für Pferdesattel, in die ein Sattelkissen (1) nach
einem der Ansprüche 1 bis 7 integriert ist.