[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Lichtbogenkontaktstift.
[0002] In Hochspannungsleistungsschaltern sind häufig zusätzlich zu den Nennstromkontakten
so genannte Lichtbogenkontakte vorhanden, welche bei einem Ausschaltvorgang nach den
Nennstromkontakten trennen. Aufgrund der hohen Spannung zwischen dem Lichtbogenkontaktstift
und dem Gegenkontakt bildet sich zwischen diesen beiden unmittelbar nach dem Trennen
ein Lichtbogen aus, welcher den Stromfluss weiter aufrechterhält. Der Lichtbogen wird
dann bspw. mit einem Löschgas, etwa Schwefelhexfluorid (SF
6), beblasen, um den Lichtbogen zum Erlöschen zu bringen und dadurch den Stromfluss
zwischen dem Lichtbogenkontaktstift und dem Lichtbogengegenkontakt zu unterbrechen.
Erst danach ist der Ausschaltvorgang beendet.
[0003] Um den hohen Temperaturen beim Ausschaltlichtbogen widerstehen zu können, weisen
die Kontaktstifte eine Kontaktspitze aus einem Abbrandfesten Material, in der Regel
Wolfram, auf. An die Wolframspitze schließt sich Kupfer als Material mit geringem
spezifischen Widerstand an. Die Verbindung zwischen der Wolframspitze und dem Kupfer
ist als Schweißverbindung realisiert. Um das Kupfer mit dem Wolfram verschweißen zu
können, ist Letzteres mit Kupfer hintertränkt. Das heißt die Wolframspitze ist als
Sinterkörper ausgebildet, in die flüssiges Kupfer eindringen kann. Die Menge an Kupfer
ist so gewählt, dass sie an der Schweißseite der Spitze eine geschlossene Kupferschicht
über dem Sinterkörper der Kontaktspitze bildet. Diese Kupferschicht wird dann mit
dem Kupfer des Kontaktstiftes verschweißt. Auf diese Weise kann ein sehr gut leitfähiger
Kontaktstift mit einer abbrandfesten Spitze realisiert werden. Die mechanische Festigkeit
eines derart hergestellten Kontaktstiftes wird durch die Schweißnaht, insbesondere
durch die Kupferschicht an der Schweißfläche der Kontaktspitze bestimmt.
[0004] In modernen Hochspannungsleistungsschaltern mit Löschkammern, in denen sich der Lichtbogen
ausbildet und in denen er mit dem Löschgas beblasen wird, werden in der Regel sowohl
der Lichtbogenkotaktstift als auch der Lichtbogengegenkontakt gegenläufig bewegt,
um so höhere Kontaktgeschwindigkeiten zu realisieren. Dadurch steigen vor allem die
mechanischen Kräfte an den Kontakten. Die höchsten mechanischen Belastungen treten
hierbei nicht beim Ausschalten, sondern beim Einschalten auf. Beim Auftreffen des
Lichtbogenkontaktstiftes auf den eine Aufnahme für den Lichtbogenkontaktstift bildenden
Lichtbogengegenkontakt erfährt der Lichtbogenkontaktstift neben den durch die hohen
Stromstärken verursachten Kräften auch hohe mechanische Beanspruchungen durch Druck
und Querkräfte. Je höher die Kontaktgeschwindigkeit wird, desto größer wird auch die
mechanische Beanspruchung des Lichtbogenkontaktstiftes. Wenn für höhere Kontaktgeschwindigkeiten
höhere Festigkeiten des Lichtbogenkontaktstiftes erzielt werden sollen, so wird dies
durch eine Vergrößerung des Durchmessers des Kontaktstiftes oder durch die Verwendung
einer Kupferlegierung mit höherer Festigkeit beim Hintertränken der Kontaktspitze
realisiert.
[0005] Aus
US 6,211,478 B1 ist zudem ein Lichtbogenkontaktstift bekannt, bei dem die abbrandfeste Kontaktspitze
durch Aufbringen eines abbrandfesten Materials auf einen Kupferstift mittels Plasmaspritzen
hergestellt wird. Eine derartige Kontaktspitze erfordert hohen Aufwand in ihrer Realisierung.
Im selben Dokument ist auch eine Kontaktspitze beschrieben, die mit dem Kontaktstift
verschraubt ist. Gegenüber einer Schraubverbindung stellt die Schweißverbindung als
stoffschlüssige Verbindung eine bessere elektrische Kontaktierung zwischen der Kontaktspitze
und dem Material des Stiftes dar.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen verbesserten Lichtbogenkontaktstift
zur Verfügung zu stellen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch einen Lichtbogenkontaktstift nach Anspruch 1 gelöst. Die
abhängigen Ansprüche enthalten vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Ein erfindungsgemäßer Lichtbogenkontaktstift besteht aus einem Leitermaterial mit
geringem spezifischen Widerstand und weist eine Kontaktspitze aus einem abbrandfestem
Material auf. Zudem ist er mit einem sich bis in die Kontaktspitze erstreckenden Verstärkungselement
aus einem im Vergleich zum Leitermaterial mechanisch festen Material versehen. Dadurch
kann mit einfachen Mitteln erreicht werden, dass die mechanische Stabilität des Kontaktstiftes
gegenüber einem Kontaktstift nach Stand der Technik erhöht wird, ohne dass seine elektrische
Leitfähigkeit wesentlich beeinträchtigt wird. Die erhöhte mechanische Stabilität ermöglicht
ihrerseits erhöhte Kontaktgeschwindigkeiten.
[0009] In einer ersten Ausgestaltung des Lichtbogenkontaktstiftes ist die Kontaktspitze
an das Leitermaterial angeschweißt und das Verstärkungselement, bspw. eine Seele,
erstreckt sich im Inneren des Kontaktstiftes bis in die Kontaktspitze hinein. Auf
diese Weise überbrückt das Verstärkungselement die Schweißnaht und kann so für eine
erhöhte mechanische Festigkeit im Bereich der Schweißnaht sorgen. Das Verstärkungselement
kann insbesondere mit der Kontaktspitze, in die es sich hinein erstreckt, verschraubt,
verpresst oder durch Verschrumpfung verbunden sein. Im Unterschied zu der in
US 6,211,478 B1 bleibt die Kontaktspitze über die Schweißverbindung stoffschlüssig mit dem Leitermaterial
verbunden. Das bspw. in die Kontaktspitze eingeschraubte Verstärkungselement dient
also nicht zum Herstellen der Verbindung, sondern lediglich zu deren Verstärkung.
Auf diese Weise kann die stoffschlüssige Verbindung zwischen der Kontaktspitze und
dem Leitermaterial gestärkt werden, ohne dass der elektrische Kontakt zwischen beiden
geschwächt wird.
[0010] Die Erfindung lässt sich insbesondere im Rahmen von Lichtbogenkontaktstiften realisieren,
in denen das Leitermaterial Kupfer umfasst, d.h. aus Kupfer oder einer auf Kupfer
basierenden Legierung hergestellt ist, in der das abbrandfeste Material Wolfram umfasst,
also aus Wolfram oder einer auf Wolfram basierenden Legierung hergestellt ist, und
in der das mechanisch feste Material Stahl ist. Aufgrund seiner Biegefestigkeit eignet
sich Stahl besonders als Material für die Seele.
[0011] In einer zweiten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstiftes ist
als Verstärkungselement ein den Lichtbogenkontaktstift über seine gesamte Länge umgebender
und mit der Kontaktspitze einstückig ausgebildeter Mantel vorhanden. Diese Ausgestaltung
ermöglicht es, einen an der Kontaktspitze in der Regel ohnehin vorhandenen zylinderförmigen
Bereich über den gesamten Kontaktstift auszudehnen, so dass das gesamte Leitermaterial
vom Mantel umgeben ist. In dieser Ausgestaltung kann der gesamte Lichtbogenkontaktstift
einstückig, d.h. ohne Schweißnaht ausgebildet sein, was seine Festigkeit gegenüber
einem unverstärkten geschweißten Lichtbogenkontaktstift erhöht. Auch in dieser Ausgestaltung
kann das Leitermaterial aus Kupfer oder einer auf Kupfer basierenden Legierung und
das abbrandfeste Material aus Wolfram oder einer auf Wolfram bestehenden Legierung
bestehen.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstift kann die mechanische Festigkeit
des Stiftes erhöht werden, ohne dessen Bauteildimensionen zu ändern. Dadurch brauchen
wichtige Dimensionsgrößen für die Lichtbogenlöschung nicht verändert zu werden. Die
Kontaktgeschwindigkeit kann erhöht werden, ohne die Löschkammern zu vergrößern. Ein
weiterer Vorteil ist, dass die Masse des bewegten Lichtbogenkontaktstiftes kaum verändert
wird und somit keine zusätzliche Rückwirkung auf die kinematische Kette entsteht.
[0013] Weitere Merkmale, Eigenschaften und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf
die beiliegenden Figuren.
[0014] Fig. 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel des Erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstiftes
in einem Schnitt durch seine Längsachse.
[0015] Fig. 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstiftes
in einem Schnitt durch seine Längsachse.
[0016] Ein erstes Ausführungsbeispiel für einen erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstift
1 wird nachfolgend mit Bezug auf Fig. 1 beschrieben. Der Lichtbogenkontaktstift 1
ist aus einem zylinderförmigen Stift 3 und einer ebenfalls zylinderförmigen Kontaktspitze
5 zusammengesetzt. Die Kontaktspitze 5 ist mit dem zylinderförmigen Stift 3 verschweißt.
Die Schweißnaht ist in Fig. 1 mit der Bezugsziffer 4 bezeichnet.
[0017] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel besteht der zylinderförmige Stift 3 aus Kupfer
oder einer Kupferlegierung, während die Kontaktspitze 5 aus Wolfram oder einer Wolframlegierung
besteht, die mit Kupfer hintertränkt ist. Hierzu weist die Kontaktspitze 5 einen gesinterten
zylinderförmigen Wolframkörper 7 (oder einen Sinterkörper aus einer Wolframlegierung)
auf. Der Wolframkörper 7 ist bis auf seinen Spitzenabschnitt als Hohlkörper mit einer
sich axial erstreckenden Öffnung 11 ausgebildet. An den Spitzenabschnitt 9 schließt
sich daher ein Mantelabschnitt 13 an, welcher die Form eines Hohlzylinders aufweist.
[0018] Die Öffnung 11 des gesinterten Wolframkörpers 7 wird mit flüssigem Kupfer gefüllt,
wobei der Sinterkörper mit Kupfer hintertränkt wird. Beim Hintertränken tritt flüssiges
Kupfer in Poren ein, die im gesinterten Wolframkörper 7 vorhanden sind. Auf diese
Weise erfolgt eine innige Verbindung des Kupfers mit dem Wolframkörper. Das Einfüllen
des Kupfers erfolgt bei stehendem Zylinder mit nach oben offener Öffnung 11. Das Einfüllen
in die Öffnung 11 erfolgt solange bis Kupfer in dem von Spitzenabschnitt 9 abgewandten
Bereich des Wolframkörpers 7 über die Öffnung 11 vorsteht. Das überstehende Kupfer
15 bildet die Kontaktfläche zum Verschweißen der Kontaktspitze 5 mit dem ebenfalls
aus Kupfer bestehenden zylinderförmigen Stift 3.
[0019] Das hintertränkte Kupfer bietet beim Betreib des Lichtbogenkontaktstiftes den Vorteil,
dass das in die Hohlräume des Sinterkörpers eingedrungene Kupfer während des Bestehens
des Lichtbogens verdampft und so dem Wolfram Wärme entzieht. Nachdem der Lichtbogen
gelöscht ist, kondensiert das Kupfer wieder und härtet aus, wobei es die zuvor aufgenommene
Wärme wieder abgibt.
[0020] Von dem von der Kontaktspitze 5 abgewandten Ende 21 des zylinderförmigen Stiftes
3 ausgehend, erstreckt sich eine Stahlseele 17 durch den gesamten zylinderförmigen
Stift 3 und teilweise durch die Kupferfüllung der Kontaktspitze 5. Die Stahlseele
17 ist in ihrem vorderen Abschnitt 19 mit dem Kupfer in der Öffnung 11 verschraubt.
Auf Grund ihrer Biegefestigkeit erhöht die Stahlseele 17 die Festigkeit der Schweißverbindung,
ohne dass der Durchmesser des Lichtbogenkontaktstiftes 1 erhöht wird, und ohne das
höherfestes Kupfermaterial Verwendung finden muss. Die erhöhte Festigkeit gegenüber
Druck- und Querkräften im Lichtbogenkontaktstift 1 wird alleine durch die Seele 17
zur Verfügung gestellt.
[0021] Anders als in Fig. 1 dargestellt, kann die Stahlseele mittels anderer formschlüssiger
Verbindungen, bspw. mittels Schrumpfen oder Quetschen, mit der Kupferfüllung der Öffnung
11 verbunden werden.
[0022] Ein zweites Ausführungsbeispiel für den erfindungsgemäßen Lichtbogenkontaktstift
ist in Fig. 2 dargestellt. Der Lichtbogenkontaktstift 100 des zweiten Ausführungsbeispiels
weist im Unterschied zum Lichtbogenkontaktstift 100 des ersten Ausführungsbeispiels
keine Schweißnaht 4 auf. Stattdessen ist der gesamte Lichtbogenkontaktstift von einem
gesinterten Wolframkörper 107 gebildet, dessen Mantelabschnitt 113 gegenüber dem Wolframkörper
7 aus Fig. 1 in Richtung der Längsachse A so weit verlängert ist, dass er sich über
die gesamte Länge des Lichtbogenkontaktstiftes 100 erstreckt, und dessen Öffnung mit
Kupfer gefüllt. Wie im ersten Ausführungsbeispiel wird der gesinterte Wolframkörper
beim Füllen der Öffnung 111 mit Kupfer hintertränkt. Der Spitzenabschnitt 109 des
Wolframkörpers 107 entspricht dem Spitzenabschnitt 9 des ersten Ausführungsbeispiels.
[0023] Im Grunde genommen besteht der Lichtbogenkontaktstift 100 vollständig aus einer verlängerten
Kontaktspitze 105, wie sie im Fig. 1 mit der Bezugsziffer 5 bezeichnet ist. Die erhöhte
Festigkeit des vollständig aus dem mit Kupfer gefüllten Wolframkörper 107 bestehenden
Kontaktstiftes 100 ergibt sich aus der fehlenden Schweißnaht, welche grundsätzlich
eine Schwäche des Lichtbogenkontaktstift darstellt, sofern sie nicht mittels eines
Verstärkungselementes, bspw. der im Fig. 1 dargestellten Stahlseele 17, verstärkt
wird.
[0024] Die beschriebene Erfindung stellt Möglichkeiten zur Verfügung, Lichtbogenkontaktstifte
insbesondere im Hinblick auf ihre Widerstandfähigkeit gegenüber mechanischen Querkräften
zu verbessern, ohne die Abmessungen des Kontaktstiftes zu erhöhen. Dies ermöglicht
insbesondere das Ersetzen von Kontaktstiften in bestehenden Lichtbogenkontakten durch
erfindungsgemäße Kontaktstifte. Außerdem werden höhere Kontaktgeschwindigkeiten möglich.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Lichtbogenkontaktstift
- 3
- zylinderförmiger Stift
- 4
- Schweißnaht
- 5
- Kontaktspitze
- 7
- Wolframkörper
- 9
- Spitzenabschnitt
- 11
- Öffnung
- 13
- Mantelabschnitt
- 15
- überstehendes Kupfer
- 17
- Stahlseele
- 19
- vorderer Abschnitt
- 21
- Ende
- 100
- Lichtbogenkontaktstift
- 107
- Wolframkörper
- 109
- Spitzenabschnitt
- 111
- Öffnung
- 113
- Mantelabschnitt
- A
- Längsachse
1. Lichtbogenkontaktstift (1, 100) aus einem Leitermaterial mit geringem spezifischen
Widerstand, welcher eine Kontaktspitze (5, 105) aus abbrandfestem Material aufweist,
gekennzeichnet durch
ein sich bis in die Kontaktspitze (5, 105) erstreckendes Verstärkungselement (17,
113) aus einem im Vergleich zum Leitermaterial mechanisch festen Material.
2. Lichtbogenkontaktstift (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Kontaktspitze (5) an das Leitermaterial angeschweißt ist und sich das Verstärkungselement
(17) im Inneren des Lichtbogenkontaktstiftes (1) bis in die Kontaktspitze (5) hinein
erstreckt.
3. Lichtbogenkontaktstift (1) nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Verstärkungselement eine sich durch das Lichtbogenkontaktelement (1) bis in die
Kontaktspitze (5) erstreckende Seele (17) vorhanden ist.
4. Lichtbogenkontaktstift (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Leitermaterial Kupfer umfasst, das abbrandfeste Material Wolfram umfasst und das
mechanisch feste Material Stahl ist.
5. Lichtbogenkontaktstift (100) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Verstärkungselement ein den Lichtbogenkontaktstift (100) über seine gesamte Länge
umgebender und mit der Kontaktspitze (105) einstückig ausgebildeter Mantel (113) vorhanden
ist.
6. Lichtbogenkontaktstift nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Leitermaterial Kupfer und das abbrandfeste Material Wolfram ist.