(57) Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Legierung, die mindestens 25 Gew.% Eisen
oder mindestens 25 Gew.% Nickel und höchstens 0,1 Gew.% Molybdän enthält, in einem
Verfahren zur hydrothermalen Vergasung von salzhaltigen Edukten, insbesondere bei
der Vergasung von wässriger Biomasse in überkritischem Wasser.
Durch die Verwendung von Reaktionsgefäßen, die zumindest eine Oberfläche aus diesen
Legierungen aufweisen, wird die durch salzhaltige Lösungen verursachte Korrosion an
den eingesetzten Reaktionsgefäßen effektiv reduziert.
[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer Legierung in einem Verfahren zur hydrothermalen
Vergasung von salzhaltigen Edukten, insbesondere bei der Vergasung von wässriger Biomasse
in überkritischem Wasser.
[0002] In Verfahren zur hydrothermalen Vergasung wie z. B. bei der Vergasung von wässriger
Biomasse nach der
DE 10 2004 038 491 A1 werden Drücke und Temperaturen eingesetzt, die höher als der kritische Punkt des
Wassers (374°C, 22,1 MPa) sind.
[0003] In
N. Boukis, W. Habicht, G. Franz, und E. Dinjus, Behavior of Ni-base alloy 625 in methanol-supercritical
water systems, Materials and Corrosion 54, 326-330, 2003 wurden Untersuchungen an der Ni-Basis-Legierung 2.4856 durchgeführt, die aufgrund
ihrer hohen Verfügbarkeit und ihren guten mechanischen Eigenschaften oft bei Hochdruck-
bzw. Hochtemperatur-Prozessen im Bereich des überkritischen Wassers eingesetzt wird.
Demnach zeigen Reaktionsgemische, die lediglich die Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff
und Sauerstoff enthalten, keine korrosive Wirkung auf die genannte Legierung.
[0004] Werden jedoch salzhaltige Edukte eingesetzt, wie sie üblicherweise auch in Biomasse
enthalten sind, so fallen unter diesen Bedingungen anorganische Salze aus. Im überkritischen
Bereich lässt sich daher Korrosion in Form von fest anhaftenden, das Metall nicht
schützenden Ablagerungen bis hin zum Versagen von Reaktoren aus der Ni-Basis-Legierung
2.4856 beobachten.
[0005] In
N. Boukis, G. Franz, C. Friedrich, W. Habicht und K. Ebert, Corrosion Screening Tests
with Ni-Base Alloys in Supercritical Water Containing Hydrochloric Acid and Oxygen,
Proceedings of the ASME Heat Transfer Division (International Mechanical Engineering
Congress and Exposition, USA) Band 4, 159-167, 1996 wird beschrieben, dass die Ni-Basis-Legierungen 2.4633 und 2.4646 unter bestimmten
Bedingungen im überkritischen Wasser stark korrodieren. Darüber hinaus wurde festgestellt,
dass die beiden Ni-Basis-Legierungen 2.4633 und 2.4646 über einen vergleichbaren Druck
und Temperaturbereich in oxidierender Umgebung (O
2 und HCl) noch stärker als die Ni-Basis-Legierung 2.4856 korrodieren.
[0006] Ausgehend hiervon ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Verwendung von
Legierungen vorzuschlagen, die sich in Verfahren zur hydrothermalen Vergasung von
salzhaltigen Edukten, insbesondere bei der Vergasung von wässriger Biomasse in überkritischem
Wasser, zumindest als innere Oberflächen von Reaktionsgefäßen eignen, ohne dass diese
durch nennenswerte Korrosion beschädigt werden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Die Unteransprüche
beschreiben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0008] Erfindungsgemäß wurde gefunden, dass sich Molybdän in Verfahren zur hydrothermalen
Vergasung in Anwesenheit von salzhaltigen Edukten negativ auf die Korrosionsbeständigkeit,
insbesondere Kaliumsalzen auswirkt. Dies ist von entscheidender Bedeutung für Biomasse,
da Kalium in jeder Biomasse in unterschiedlichen Anteilen enthalten ist. Dieser Befund
ist insofern überraschend, da von Molybdän bekannt ist, dass es die Korrosionsbeständigkeit
steigert. Offensichtlich gilt dies nicht bei der hydrothermalen Vergasung mit salzhaltigen
Edukten unter den Bedingungen des überkritischen Wassers.
[0009] Erfindungsgemäß wird die Verwendung einer Legierung, die mindestens 25 Gew.% Eisen
oder mindestens 25 Gew.% Nickel und nur einen geringen Anteil, d.h. 0,1 Gew.% oder
weniger an Molybdän, bevorzugt 0,01 Gew.% oder weniger an Molybdän enthält, vorgeschlagen.
Vorzugsweise eignen sich in derartigen Verfahren Ni-Cr-Legierungen, die mindestens
10 Gew.% Chrom und darüber hinaus höchstens 5 Gew.% Titan und höchstens 5 Gew.% Niob
enthalten, insbesondere die Legierungen 2.4646 und 2.4633.
[0010] Diese Legierungen werden für Reaktionsgefäße oder zumindest für deren innere Oberflächen,
d.h. diejenigen Oberflächen, die mit den Reaktionsedukten, -zwischenprodukten bzw.
-produkten in Berührung kommen, verwendet. Reaktionsgefäße aus diesen Legierungen
lassen sowohl in kontinuierlich als auch in diskontinuierlich ablaufenden Verfahren
(Batch-Betrieb) einsetzen.
[0011] Diese Legierungen eignen sich insbesondere in Verfahren zur Umsetzung von Biomasse
in gasförmige Produkte mit nasser Biomasse, d.h. Biomasse mit einem Wassergehalt von
mindestens 50 Gew.%, insbesondere von mindestens 70 Gew.%, bevorzugt mindestens 80
Gew.%, besonders bevorzugt mindestens 90 Gew.%.
[0012] Durch die erfindungsgemäße Verwendung von Legierungen, die mindestens 25 Gew.% Eisen
oder mindestens 25 Gew.% Nickel und höchstens 0,1 Gew.% Molybdän enthalten, wird die
durch salzhaltige Lösungen verursachte Korrosion an den eingesetzten Reaktionsgefäßen
effektiv reduziert.
[0013] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen erläutert.
[0014] Lösungen mit salzhaltigen Edukten, vor allem mit Kaliumsalzen, zeigen eine hohe Korrosionsgeschwindigkeit.
Hierbei wurde eine Korrosion von bis zu 0,9 mm in 143 Stunden beobachtet. Obwohl die
Temperatur bei einem korrosiven Angriff eine Rolle spielt, ist die Korrosionsgeschwindigkeit
im Eingangsbereich des Reaktors wesentlich höher als in der zweiten Reaktorhälfte.
Dies deutet darauf hin, dass die im ersten Teil des Reaktors verstärkt ausfallenden
Salze die Korrosion beschleunigen.
[0015] Bei den erfindungsgemäß verwendeten Legierungen handelt es sich um Ni-Cr-Legierungen.
Die Zusammensetzung einiger Vertreter dieser Klasse als Maximalwerte in Gew.% ergibt
sich aus
Tabelle 1, in der die molybdänhaltigen Legierungen 2.4856, 1.4591 und 1.4401 zum Vergleich
mit aufgeführt sind:
Tabelle 1
Legierung |
C |
Al |
Si |
Ti |
Mn |
Fe |
Cu |
Co |
Nb |
Mo |
Y |
Zr |
Cr |
Ni |
2.4856* |
0,03 |
0,40 |
0,40 |
0,40 |
0,40 |
3,0 |
|
1,0 |
3,8 |
10,0 |
|
|
23,0 |
Rest |
1.4591* |
0,015 |
|
<0,5 |
|
<2,0 |
Rest |
<1,2 |
|
|
<2,0 |
|
|
35 |
33 |
1.4401* |
<0,07 |
|
<1,0 |
|
<2,0 |
Rest |
|
|
|
2,5 |
|
|
18 |
13 |
2.4646 |
0,05 |
4,5 |
0,20 |
|
0,50 |
3,0 |
|
|
|
|
0,01 |
0,10 |
16,0 |
Rest |
2.4633 |
0,25 |
2,40 |
0,50 |
0,20 |
0, 10 |
11,0 |
0,10 |
|
|
|
0, 12 |
0,10 |
26,0 |
Rest |
[0016] Tabelle 2 zeigt den korrosionsbedingten Abtrag in mg/cm
2 nach jeweils 143 Stunden Exposition der genannten Werkstoffe bei einem Druck von
25 MPa und einer Temperatur von 600 °C in einer wässrigen Lösung mit 3000 ppm KHCO
3:
Tabelle 2
Werkstoff Nr. (Handelsnamen) |
Materialabtrag (mg/cm2) |
2.4633 (Nicrofer 6025) |
-10.6 |
1.4591 (Alloy 33)* |
-15.6 |
Chrom* |
-19.3 |
2.4663 (Inconel 617)* |
-41.8 |
1.4401 (SS316)* |
-43.7 |
2.4856 (Inconel 625)* |
** |
* Vergleichsbeispiele
** Sehr hoher Abtrag, der nicht mehr bestimmt werden konnte, da die Probe größtenteils
korrodiert war. |
[0017] Tabelle 3 zeigt die Korrosionsrate als Materialabtrag pro 1000 Stunden bei verschiedenen Kaliumsalzkonzentrationen
unter vergleichbaren Druck- und Temperaturbedingungen. Die Legierungen 2.4646 und
insbesondere 2.4633 zeigten überraschenderweise wesentlich weniger Korrosion unter
ansonsten vergleichbaren Bedingungen:
Tabelle 3
Versuch |
Legierung |
Materialabtrag (mm/1000 Stunden) |
3000 ppm K2CO3 30- 40 MPa, 660-700 °C |
2.4856* |
- 6,92 |
2.4646 |
-0,87 |
2.4633 |
-0,07 |
200-256 ppm K2CO3 30 MPa, 680-690 °C |
2.4856* |
-2,94 |
2.4646 |
-0,87 |
2.4633 |
-0,10 |
[0018] Während, wie eingangs erwähnt, die Ni-Basis-Legierungen 2.4633 und 2.4646 unter bestimmten
Bedingungen im überkritischen Wasser in einem vergleichbaren Druck und Temperaturbereich,
aber in oxidierender Umgebung (O
2 und HCl) noch stärker als die Ni-Basis-Legierung 2.4856 korrodieren, belegen die
hier vorgestellten Daten, dass dieser Effekt bei der hydrothermalen Vergasung in überkritischem
Wasser nicht auftritt.
1. Verwendung einer Legierung, die mindestens 25 Gew.% Eisen oder mindestens 25 Gew.%
Nickel und höchstens 0,1 Gew.% Molybdän enthält, zumindest als innere Oberfläche eines
Reaktionsgefäßes in einem Verfahren zur hydrothermalen Vergasung von salzhaltigen
Edukten.
2. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1, wobei die Legierung höchstens 0,01 Gew.%
Molybdän enthält.
3. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Legierung mindestens
10 Gew.% Chrom enthält.
4. Verwendung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Legierung höchstens
5 Gew.% Titan und höchstens 5 Gew.% Niob enthält.
5. Verwendung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Legierung 2.4646
oder 2.4633 eingesetzt wird.
6. Verwendung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 in einem Verfahren zur
hydrothermalen Vergasung von Biomasse, die einen Wassergehalt von mindestens 50 %
aufweist.
7. Verwendung einer Legierung nach Anspruch 6, wobei die hydrothermale Vergasung bei
überkritischen Bedingungen des Wassers durchgeführt wird.
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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente
In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur
- N. BOUKISW. HABICHTG. FRANZE. DINJUSBehavior of Ni-base alloy 625 in methanol-supercritical water systemsMaterials and
Corrosion, 2003, vol. 54, 326-330 [0003]
- N. BOUKISG. FRANZC. FRIEDRICHW. HABICHTK. EBERTCorrosion Screening Tests with Ni-Base Alloys in Supercritical Water Containing Hydrochloric
Acid and Oxygen, Proceedings of the ASME Heat Transfer DivisionInternational Mechanical
Engineering Congress and Exposition, 1996, vol. 4, 159-167 [0005]