[0001] Die folgende Erfindung betrifft ein Trink- oder Brauchwassersystem mit einer Übergabestelle
aus einem öffentlichen Trinkwasser-Versorgungsnetz und mit wenigstens einem Stockwerks-
bzw. Steigrohrstrang sowie mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges hintereinander
angeordneten und jeweils zu wenigstens einer Entnahmestelle führenden Leitungen, die
von dem Strang abgehen.
[0002] Die vorliegende Erfindung geht insbesondere von einem Trink- oder Brauchwassersystem
gemäß der
DE-U-93 02 446 aus. Diese wird im Hinblick auf die oberbegrifflichen Merkmale von Anspruch 1 als
gattungsbildend angesehen.
[0003] Die vorliegende Erfindung betrifft insbesondere ein Trink- und Brauchwassersystem
in einem Gebäude. Als Stockwerksstrang im Sinne der Erfindung wird insbesondere ein
horizontal verlaufendes Rohr verstanden, welches eine Gruppe oder sämtliche Zimmer
eines Stockwerks, beispielsweise eines Hotels oder eines Krankenhauses mit Trink-
bzw. Brauchwasser versorgt. Ein Steigrohr verbindet verschiedene Stockwerke eines
Gebäudes miteinander und erstreckt sich üblicherweise ausschließlich in der Vertikalen.
Von dem Steigrohrstrang gehen Leitungen ab, die üblicherweise übereinander angeordnete
Nasszellen des Gebäudes mit Trink- oder Brauchwasser versorgen. Die vorliegende Erfindung
kann als Kaltwassersystem ausgebildet sein; denkbar ist aber auch die Ausbildung als
Warmwassersystem. Dabei will die Erfindung vornehmlich ein entsprechendes Trink- oder
Brauchwassersystem ohne permanente Zirkulation angeben.
[0004] Bei den obigen Systemen in einem Gebäude besteht das Problem, dass bei fehlender
Entnahme von Trink- oder Brauchwasser an einem Verbraucher das Wasser in der Leitung
stagniert. Wird beispielsweise an einem in Strömungsrichtung vorderen Verbraucher
des Stranges Wasser entnommen, so wird lediglich der zu diesem vorderen Bereich führende
Leitungsabschnitt des Wassersystems durchströmt. Ähnlich verhält es sich bei einem
Steigrohrstrang, wenn lediglich in einem unteren Geschoß Wasser entnommen wird. Das
in dem restlichen Abschnitt des Stranges stehende Wasser läuft Gefahr, zu verkeimen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Trink- oder Brauchwassersystem
anzugeben, welches einen möglichst hygienischen Betrieb sicherstellt und mit welchem
dem Risiko einer Verkeimung wirksam begegnet werden kann. Ferner will die vorliegende
Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines Trink- oder Brauchwassersystems angeben,
durch welches dem Risiko einer Verkeimung des Trink- oder Brauchwassersystems wirkungsvoll
begegnet werden kann.
[0006] Zur vorrichtungsmäßigen Lösung des obigen Problems wird mit der vorliegenden Erfindung
ein Trink- oder Brauchwassersystem mit den Merkmalen von Anspruch 1 angegeben. Dieses
Trink- oder Brauchwassersystem hat wenigstens einen Stockwerks- bzw. Steigrohrstrang,
der über eine Übergabestelle aus dem öffentlichen Trinkwasser-Versorgungsnetz gespeist
wird. In Erstreckungsrichtung des Stranges sind hintereinander mehrere Ringleitungen
angeordnet, die jeweils zu wenigstens einem Verbraucher führen. Diese Ringleitungen
gehen von dem Strang an einem Abzweig ab und münden im Strang an einer Mündung, die
in Strömungsrichtung hinter dem Abzweig liegt. Am in Strömungsrichtung hinteren Ende
des Stranges ist ferner ein steuerbares Ventil vorgesehen, das im geöffneten Zustand
eine Strömung in dem Strang ermöglicht und welches das Trink- oder Brauchwassersystem
mit einer Abgabestelle für verbrauchtes Wasser an das öffentliche Abwassernetz verbindet.
Das steuerbare Ventil kann auf unterschiedliche Arten betrieben werden, um in vorbestimmten
Intervallen eine Strömung in dem gesamten Strang auch dann zu gewährleisten, wenn
von dem Strang kein oder nur über eine einzige Ringleitung Wasser entnommen wird.
Das steuerbare Ventil ist ein über ein Stellsignal stellbares Ventil und kann beispielsweise
ein mit einem Stellmotor versehenes motorgetriebenes Ventil sein. Durch Öffnen des
steuerbaren Ventils kann das in dem Strang einschließlich der daran angeschlossenen
Ringleitungen stehende Wasser ausgetauscht und in das Abwasserentsorgungsnetz abgeleitet
werden. Damit wird dem Risiko einer Verkeimung des Stranges wirkungsvoll begegnet.
[0007] Gemäß einer alternativen Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung sind die Ringleitungen
und deren Abzweig bzw. Mündung am Strang derart ausgebildet, dass bei Entnahme von
Trink- oder Brauchwasser an einem an dem Strang angeschlossenen Verbraucher durch
eine Strömung in dem Strang zwischen dem Abzweig und der Mündung oder den Ringleitungen
des Stranges eine Druckdifferenz erzeugt wird, durch welche in der dem Verbraucher
zugeordneten und der oder den in Strömungsrichtung davor liegenden Ringleitungen eine
Spülströmung erzeugt wird. Die Strömung in dem Trink- oder Brauchwassersystem erfolgt
hierbei allein aufgrund der Differenz des Drucks zwischen der Übergabestelle und der
Abgabestelle bzw. der Entnahmestelle. Mit anderen Worten schlägt die vorliegende Erfindung
mit ihrem nebengeordneten Aspekt ein passives Trink- oder Brauchwassersystem vor,
welches ohne Pumpe auskommt, die für eine Strömung in dem System sorgt. Die Strömung
in dem System wird allein durch das Druckpotenzial bewirkt, welches aufgrund des Überdrucks
an der Übergabestelle gegenüber dem Druck an einer Entnahmestelle anliegt. Treibende
Kraft für eine Strömung innerhalb des Trink- oder Brauchwassersystems nach dem nebengeordneten
Aspekt der vorliegenden Erfindung ist danach allein der Überdruck in dem Leitungssystem,
der über das öffentliche Netz in diesem anliegt. Das erfindungsgemäße Trinkwassersystem
ist danach so ausgestaltet, dass die einer Ringleitung mit Verbraucher, der zur Wasserentnahme
benutzt wird, vorgelagerten Ringleitungen aufgrund der Druckdifferenz in dem Strang
mit einer Spülströmung durchströmt werden. Die Druckdifferenz wird dabei durch die
in dem Strang erzeugte Strömung zu dem Verbraucher bewirkt. Im Fall eines Hotels muss
lediglich das in Strömungsrichtung letzte Hotelzimmer mit zugeordneter Nasszelle belegt
werden, um durch Wasserentnahme an diesem Zimmer dem gesamten Stockwerksstrang der
zugeordneten Hoteletage zu durchströmen. Auf diese Weise kann wirkungsvoll eine Verkeimung
sämtlicher an dem Strang angeordneter Ringleitungen verhindert werden.
[0008] Mit der vorliegenden Erfindung soll ein Trink- oder Brauchwassersystem angegeben
werden, welches auf einfache Weise sicherstellt, dass ein Verbraucher jeweils frisches
Wasser an einer Entnahmestelle zapfen kann. Nach der ersten Alternative der vorliegenden
Erfindung ist hierzu ein steuerbares Ventil, d.h. in der Regel ein motorgetriebenes
Ventil vorgesehen, welches für eine Durchströmung und somit einen Austausch von verbrauchtem
Wasser gegenüber frischem Wasser sorgen kann. Es geht hier auch darum, beispielsweise
frisches Kaltwasser an den Entnahmestellen bereitzustellen. Dabei will die vorliegende
Erfindung ein möglichst einfach aufgebautes Trink- oder Brauchwassersystem angeben.
Dieses soll ohne eine Zirkulationspumpe oder dergleichen auskommen. Die Strömung in
dem Trink- bzw. Brauchwassersystem wird dementsprechend gemäß dem nebengeordneten
Aspekt der vorliegenden Erfindung allein durch die Differenz zwischen dem Druck an
der Übergabestelle und der dem Druck an der Abgabe- bzw. Entnahmestelle bewirkt. Dies
bedeutet, dass das erfindungsgemäße Trink- oder Brauchwassersystem insbesondere ein
passives System ist, bei dem eine Zirkulationspumpe fehlt, die für eine ständige Durchströmung
sorgt. In Verbindung mit einem steuerbaren Ventil kann zwar eine entsprechende Zirkulationspumpe
Teil des Trink- oder Brauchwassersystems sein. Mit der vorliegenden Erfindung soll
aber insbesondere durch die Abgabe an der Abgabestelle oder eine Entnahme an der Entnahmestelle
getrieben durch den relativen Überdruck an der Einspeisestelle, d.h. der Übergabestelle
von dem öffentlichen Netz in das Trink- oder Brauchwassersystem ein Austausch des
Wassers in dem System stattfinden. Die vorliegende Erfindung will dementsprechend
vorzugsweise eine Reinigung des in dem System enthaltenen Wassers durch Zirkulation
und Hindurchleiten durch eine Wasseraufbereitung vermeiden, wie dies aus der
DE 93 02 446 oder
DE 89 15 477 bekannt ist. Bei diesem vorbekannten Stand der Technik wird zwar durch einen Venturi-Effekt
das Durchströmen von Ringleitungen bewirkt. Die Durchströmung des gesamten Trink-
oder Brauchwassersystems erfolgt aber bei diesem Stand der Technik über eine Pumpe,
die das in dem System enthaltene Wasser zirkuliert und in einer gesonderten Aufbereitungsanlage
aufbereitet, insbesondere keimfrei macht. Dementsprechend werden die im vorbekannten
Stand der Technik beschrienen Leitungssysteme im Sinne der vorliegenden Erfindung
als aktive Systeme mit Zirkulationspumpe und aktiver Wasseraufbereitungsanlage verstanden,
wohingegen die vorliegende Erfindung ein passives System vorschlägt, bei dem auf eine
Pumpe und/oder eine Wasseraufbereitungsanlage verzichtet werden soll. Dies bedeutet
jedoch nicht, dass ein Trink- oder Brauchwassersystem mit einer Pumpe oder einer Wasseraufbereitungsanlage
zwangsläufig aus dem Schutzbereich des Patentes herausfällt, sofern dieses von dem
Gegenstand der nebengeordneten Ansprüche 1 und/oder 2 Gebrauch macht.
[0009] Insbesondere die Kombination der beiden nebengeordneten vorrichtungsgemäßen Lösungsaspekte
gibt ein Trink- oder Brauchwassersystem an, welches sowohl durch gezielte Entnahme
an einem Verbraucher wie auch durch Stellen des steuerbaren Ventils wirkungsvoll und
gezielt gespült werden kann. Sollte beispielsweise bei einem Hotel über längere Zeit
eine ganze Etage unbelegt bleiben, so können durch Ansteuern des steuerbaren Ventils,
welches sich am Ende des entsprechenden Stranges in dem Stockwerk befindet, der Strang
sowie die daran angeschlossenen Ringleitungen durchströmt werden.
[0010] Die Ringleitungen und der Abzweig zu der jeweiligen Ringleitung bzw. die Mündung
von der jeweiligen Ringleitung in den Strang sind so dimensioniert, dass sich eine
Spülströmung in den Ringleitungen jedenfalls dann ergibt, wenn bei Entnahme von Wasser
an einem Verbraucher, der über eine diesen Ringleitungen strömungstechnisch nachgeordnete
Ringleitung an dem Strang angeschlossen ist, jeweils eine Druckdifferenz zwischen
Abzweig und Mündung erzeugt wird, durch welche eine Spülströmung in den vorgelagerten
Ringleitungen erzeugt wird. Als üblicher Verbraucher kommt beispielsweise ein Handwaschbecken,
eine Toilette, eine Badewanne oder auch eine Dusche in Betracht. Als nicht ausreichend
werden üblicherweise Leckageströmungen, also z.B. ein tropfender Wasserhahn angesehen.
Die Strömung an dem Verbraucher muss substanziell sein, d.h. einer üblicher Entnahme
an dem Verbraucher entsprechen. Es ist derzeit daran gedacht, aufgrund der Druckdifferenz
etwa 10 % des Volumenstroms durch den Strang in die jeweilige Ringleitung abzuleiten.
Eine solche Strömungsmenge wird als ausreichend angesehen, die Ringleitung hinreichend
zu durchströmen und hierbei das dort stagnierende Wasser auszutauschen. Durch die
Ringleitung wird das in dem Trink- oder Brauchwassersystem geführte Wasser sehr nahe
an die jeweiligen an der Ringleitung angeschlossenen Verbraucher herangeführt, so
dass nahezu sämtliches in der Ringleitung stagnierendes Wasser ausgetauscht wird.
[0011] In der vorliegenden Anmeldung wird auch eine sich in einem Stockwerk erstreckende,
im Wesentlichen durchgehende Leitung als "Strang" bezeichnet, nämlich als Stockwerksstrang.
Dies geschieht zu Gründen einer klaren technischen Lehre in der vorliegenden Anmeldung.
Ein solcher Stockwerksstrang im Sinne der Anmeldung wird in der Fachwelt als Verteilleitung
bezeichnet.
[0012] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der vorliegenden Erfindung ist das steuerbare
Ventil einem Verbraucher zugeordnet, der an der im Strangendbereich vorgesehenen Ringleitung
angeschlossen ist. Als Strangendbereich wird insbesondere das Ende des Stranges angesehen,
an welcher die in Strömungsrichtung letzte Ringleitung angeschlossen ist. Das steuerbare
Ventil kann beispielsweise ein mittelbar steuerbares Ventil z.B. einer Toilettenspülung
mit Spülkasten sein. Solche Ventile werden üblicherweise über einen Schwimmer geschlossen.
Der Spüler kann z.B. einen ansteuerbaren Auslöser haben, so dass nach angesteuertem
Auslösen des Spülkastens Wasser in an sich bekannter Weise abfließt und das Ventil
durch den Schwimmer, d.h. mittelbar nach gesteuerter Betätigung des Auslösers verschlossen
wird. Wie dieses Beispiel zeigt ergibt sich auch bei einem mittelbar gesteuerten Ventil
zwangsläufig eine Durchströmung des Stranges. Bei diesem Beispiel wird allerdings
nicht das Ventil direkt, sondern ein die Betätigung des Ventils mittelbar bewirkender
Auslösehebel des Toilettenkastens angetrieben. Hierauf fließt Wasser zunächst ab.
Danach wird das die Strömung in dem Strang bewirkende Ventil zum Befüllen des Spülkastens
geöffnet. Die zuvor beschriebene Ausführungsform erleichtert den konstruktiven Aufwand
zur Verwirklichung des erfindungsgemäßen Brauch- oder Abwassersystems und erhöht die
Sicherheit der Benutzer, da das eventuell verkeimte Wasser über das Abwasserrohr der
Toilette in das Abwassersystem abgeführt wird. Daher eignet es sich besonders bei
Wohnungsleerstand über längere Zeit zur Vermeidung von Verkeimung des Trinkwassers.
[0013] Bei einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung, ist das steuerbare Ventil am Strangende
vorgesehen und verbindet den Strang mit einer Verbindungsleitung. Durch Betätigungen
des am Strangende vorgesehenen steuerbaren Ventils wird der Strang durchströmt und
hierbei vorzugsweise sämtliche Ringleitungen, die über den Strang angeschlossen werden,
durchspült. Sind mehrere Stränge im Falle von Stockwerkssträngen übereinander bzw.
im Fall von Steigrohrsträngen nebeneinander vorgesehen, kann an jedem Strangende jeweils
ein steuerbares Ventil vorgesehen sein. Durch gleichzeitiges oder versetztes Ansteuern
der steuerbaren Ventile können diese Stränge simultan oder zeitlich versetzt durchströmt,
hierbei länger stagnierendes Wasser in dem Strang und den zugeordneten Ringleitungen
ausgetauscht und durch frisches Wasser ersetzt werden. Für eine zentral gesteuerte
Spülung wird gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der vorliegenden Erfindung vorgeschlagen,
eine Abwasserleitung an ihrem in Strömungsrichtung hinteren, dem Anschluss aller Stränge
folgenden Ende mit einem steuerbaren, beispielsweise motorbetriebenen Spülventil auszustatten,
das zu der Übergabe zu dem öffentlichen Abwasserentsorgungsnetz führt. Mit einem solchen
Spülventil ist es möglich, durch einmalige Betätigung eines einzigen Ventils das gesamte
Brauch- oder Abwassersystem zu durchspülen. Sofern am Ende der jeweiligen Stränge
darüber hinaus einzelne steuerbare Ventile vorgesehen sind, kann die Spülung des Trink-
oder Brauchwassersystems auf solche Bereiche beschränkt werden, in denen aufgrund
unterschiedlicher Nutzungen gegenüber anderen Bereichen das über den Bereich bereitgestellte
Wasser längere Zeit gestanden hat.
[0014] Eine zentrale Durchspülung sämtlicher Stränge wird auf einfache Weise dadurch ermöglicht,
dass sämtliche Stränge durchgeschleift sind, d.h. sämtliche Stränge durch quer zu
den Strängen verlaufende Leitungen miteinander verbunden sind. Durch geeignete Nutzungskonzepte,
insbesondere durch Aktivierung von Abnehmern in dem in Strömungsrichtung hintersten
Strang ist es möglich, die jeweils vorgelagerten Stränge und vorzugsweise die daran
angeschlossenen Ringleitungen durch Verbrauch bereits an einem Verbraucher die notwendige
Durchspülung des Trink- oder Brauchwassersystems zu erreichen. Wenn beispielsweise
bei einem lediglich saisonal benutzten Hotel ein einziges steuerbares Ventil am Ende
durchgeschliffener Stränge vorgesehen ist, kann durch Betätigen des steuerbaren Ventils
das gesamte Trink- oder Brauchwassersystem in dem Hotel durchströmt werden.
[0015] Das bzw. die steuerbaren Ventile können auf unterschiedliche Weise gesteuert werden,
um eine zyklische, gegebenenfalls allein bedarfsabhängige Durchspülung des bzw. sämtlicher
Stränge zu ermöglichen. Bei einer besonders einfachen Ausgestaltung ist jedes steuerbare
Ventil zeitgesteuert, beispielsweise durch ein batteriebetriebenes Zeitmodul, welches
unmittelbar an dem steuerbaren Ventil vorgesehen ist. Eine solche Ausgestaltung kann
auf sämtlichen Verkabelungsaufwand zur zentralen Steuerung der steuerbaren Ventile
verzichten.
[0016] Im Hinblick auf eine bedarfsorientierte Spülung einzelner oder aller Stränge ist
es jedoch zu bevorzugen, die steuerbaren Ventile über eine zentrale Steuereinheit
anzusteuern. In dieser Steuereinheit kann durch den Bediener die vergangene Belegung
beispielsweise eines Hotels bei der gezielten Ansteuerung der Ventile in Betracht
gezogen werden, um lediglich solche Stränge zu durchspülen, bei denen aufgrund unzureichender
Benutzung eine Verkeimung zu befürchten ist. Der Austausch möglicherweise verkeimten
Wassers aus dem Trink- oder Brauchwassersystem kann bei dieser bevorzugten Ausgestaltung
unter schonendem Einsatz des Wassers erfolgen.
[0017] Besonders zu bevorzugen ist die Weiterbildung der Erfindung, bei welcher Durchfluss-
und/oder Temperatursensoren an der Trink- oder Brauchwassereinheit vorgesehen sind,
deren Messwerte in der zentralen Steuereinheit zur Steuerung des oder der steuerbaren
Ventile verarbeitet werden. So kann beispielsweise am Ende jedes einzelnen Stranges
ein Durchflussmesser und/oder Temperatursensor vorgesehen sein, durch welche beispielsweise
die tatsächliche Entnahme über die in Strömungsrichtung letzte Ringleitung und/oder
die Wassertemperatur im Stand festgestellt werden. Sollte diese Entnahme auf einem
unzureichenden Niveau liegen, wird die zentrale Steuerung das diesem Strang zugeordnete
steuerbare Ventil zur Spülung öffnen. Eventuelle Temperatursensoren können die Zyklen
von Spülvorgängen variieren. Diese Temperatursensoren können Spülungsintervalle bei
hohen Temperaturen, beispielsweise in Wellness-Bereichen oder in den Sommermonaten
verkürzen. Die Temperatursensoren können aktuelle gemessene Temperaturwerte im Bereich
des Trink- oder Brauchwassersystems ermitteln und mit gegebenen Werten für überkritische
Temperaturen vergleichen. Bei sehr kalten Temperaturen kann durch entsprechende Signale
der Temperatursensoren eine Durchspülung auf längere Zeit unterbleiben.
[0018] Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung weist jeder Strang für die jeweils hieran angeschlossenen
Ringleitungen eine Anschlussarmatur auf, die nach Art einer Drossel ausgebildet ist
und welche die Mündung für die zugeordnete Ringleitung aufweist. Durch die Anschlussarmatur
mit Drosselfunktion wird der Leitungsdruck im Bereich der Mündung der Ringleitung
herabgesetzt, wodurch die Spülströmung in der zugeordneten Ringleitung bei Strömung
in dem Strang bewirkt wird. Vorzugsweise ist die Anschlussarmatur mit Drossel für
die Mündung der Ringleitung einteilig mit einem weiteren Rohrabschnitt ausgebildet,
der den Abzweig der jeweiligen Ringleitung von dem Strang verwirklicht. Der Strang
hat danach zu jeder an diesen Strang angeordneten Ringleitung eine einteilige Armatur,
welche einen Abzweig und eine Mündung für die zugeordnete Ringleitung ausbildet. Durch
diese Ausgestaltung kann der Montageaufwand zur Verwirklichung des erfindungsgemäßen
Trink- oder Brauchwassersystems vermindert werden.
[0019] Die vorstehend erwähnte, den Abzweig und die Mündung verwirklichende Armatur ist
als einheitliche Ringleitungsspülarmatur verwirklicht. Vorzugsweise haben unabhängig
von der konkreten Ausgestaltung von Abzweig und Mündung der Abzweig und die Mündung
einer einzigen Ringleitung einen Abstand in Erstreckungsrichtung des Stranges von
weniger als 0,3 m.
[0020] Aus praktischen Erwägungen ist es zu bevorzugen, zwischen dem Abzweig und der Mündung
einer einzigen Ringleitung am Strang und der zugeordneten Ringleitung jeweils Vollstrom-Abspenventile
vorzusehen. Diese Absperrventile sollten vorzugsweise totraumfrei sein. Darüber hinaus
ist es zu bevorzugen, die Absperrventile mit relativ geringer Druckdifferenz auszubilden.
Nach dem der Erfindung zugrunde liegenden Konzept zur Erzeugung einer Spülströmung
in der jeweiligen Ringleitung wird diese allein durch die Druckdifferenz bewirkt,
die sich aufgrund der Strömung in dem Strang ergibt. Auf eine erzwungene Strömung
durch eine in dem Trink- oder Brauchwassersystem installierte Pumpe zur Durchspülung
der einzelnen Ringleitungen bzw. des Stranges sollte verzichtet werden, und so ist
es zu bevorzugen, das Vollstrom-Absperrventil als Kugelventil auszubilden, und zwar
vorzugsweise mit einem Strömungsdurchmesser, der in etwa dem Strömungsdurchmesser
der Ringleitung entspricht. Der geringe, durch die Vollstrom-Absperrventile erzeugte
Druckverlust über die Ventile erlaubt eine relativ hohe Durchströmung auch bei geringer
Druckdifferenz zwischen Abzweig und Mündung der jeweiligen Ringleitung.
[0021] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Trink- oder
Brauchwassersystems hat dieses eine Zirkulationsleitung, die das Ende des in Strömungsrichtung
letzten Stranges mit dem Anfang des in Strömungsrichtung ersten Stranges verbindet.
Durch diese Zirkulationsleitung ist es möglich, innerhalb des Wassersystems eine Zirkulation
einzurichten, und zwar aufgrund einer Pumpe, die in der Zirkulationsleitung eingebaut
ist. Diese hat ferner eine Wasserbehandlungseinheit, die beispielsweise durch eine
biologische Eliminierungseinheit gebildet werden kann, in welcher Keime des Trinkwassers
abgetötet werden. Diese Weiterbildung kann für sich erfindungswesentlich sein und
ermöglicht, durch Zirkulation von Wasser innerhalb des Wassersystems durch die Wasserreinigungsanlage
eventuell verkeimtes Wasser auch aus den Ringleitungen intensiv zu behandeln. In der
Reinigungseinheit können beispielsweise Chemikalien oder dergleichen zugegeben werden,
welche zur Reinigung und Entkeimung des Trink- oder Brauchwassersystems in diesem
mehrfach zirkulieren, bevor das aufbereitete Reinigungswasser über das Abwasserentsorgungsnetz
abgeleitet wird.
[0022] Zur Lösung des verfahrensmäßigen Aspektes der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren
zum Betreiben eines Brauch- oder Abwassersystems mit wenigstens einem Stockwerks-
oder Steigrohrstrangs sowie mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges hintereinander
angeordneten und jeweils zu wenigstens einem Verbraucher führenden Ringleitungen vorgeschlagen,
die von dem Strang abzweigen und in Strömungsrichtung des Stranges dahinterliegend
in den Strang münden. Zum Austausch von abgestandenem Wasser aus dem Trink- oder Brauchwassersystem
wird mit dem Verfahren nach der vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, durch Öffnen
eines am Ende eines Stranges vorgesehenen steuerbaren Ventils zwischen dem Abzweig
und der Mündung einer jeden Ringleitung des Stranges eine Druckdifferenz zu erzeugen,
durch welche in der zugeordneten Ringleitung eine Spülströmung erzeugt wird. Das verbrauchte
Wasser wird hierbei vorzugsweise einer dem steuerbaren Ventil nachgeordneten Abgabestellen
an das öffentliche Abwasserentsorgungsnetz abgegeben.
[0023] Weitere Vorteile und Einzelheiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der
nachfolgenden Beschreibung und einige Ausführungsbeispiele in Verbindung mit der Zeichnung.
In dieser zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels eines Trink- bzw. Brauchwassersystems;
- Fig. 2
- eine Detailansicht einer in Fig. 1 gezeigten Nasszelle;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels eines Trink- oder
Brauchwassersystems;
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels;
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung eines vierten Ausführungsbeispiels;
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung eines fünften Ausführungsbeispiels und
- Fig. 7
- eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer in dem Strang zu installierenden
Ringleitungsspülarmatur.
[0024] Das in den Fig. 1 und 2 gezeigte Ausführungsbeispiel verdeutlicht eine Trink- und
Brauchwasserinstallation am Beispiel eines Hotels oder eines Krankenhauses. Auf einem
schematisch gezeigten Stockwerk läuft ein Kaltwasserstrang 2 und parallel hierzu ist
eine Warmwasserleitung 4 und eine Warmwasserzirkulationsleitung 6 vorgesehen. Die
Warmwasserzirkulationsleitung führt in nicht näher dargestellter, jedoch allgemein
bekannter Weise zu jeder einzelnen Nasszelle 8. Jede Nasszelle 8 weist darüber hinaus
eine Ringleitung 10 für Kaltwasser auf, die an den Kaltwasserstrang 2 jeweils angeschlossen
ist. Jede Ringleitung 10 weist mehrere Verbraucher 12 auf, die bei dem Ausführungsbeispiel
in den Fig. 1 und 2 mit einem Punkt schematisch gekennzeichnet sind.
[0025] Bei den Verbrauchern kann es sich um eine Toilette 12a, eine Dusche 12b, eine Badewanne
12c oder ein Handwaschbecken 12d handeln. Die Entnahmestelle 12a-d sind in der Ringleitung
10 in Reihe geschaltet. Die Ringleitung 10 geht über einen Abzweig 14 von dem Kaltwasserstrang
2 ab und mündet über eine Mündung 16 in diesen Strang 2 ein. Der Abzweig 14 jeder
einzelnen Ringleitung ist in Strömungsrichtung (Pfeil S im Kaltwasserstrang 2 eingezeichnet)
der Mündung 16 vorgelagert. Vom Flur oder der jeweiligen Nasszelle 8 zugänglich sind
in der Ringleitung 10 Kugelventile als Vollstrom-Absperrventile 18a, 18b vorgesehen,
durch welche die daran angeschlossene Ringleitung 10 von dem Kaltwasserstrang 2 abgesperrt
werden kann, um beispielsweise Montagearbeiten an der entsprechenden Ringleitung 10
durchzuführen. An gleicher Stelle befinden sich auch die Absperrventile 20a, 20b für
die Warmwasser- 4 und die Warmwasserzirkulationsleitung 6 für die jeweilige Nasszelle.
Bei den Ventilen 18, 20 handelt es sich um totraumfreie Ventile, die den gesetzlichen
Anforderungen genügen, die an Ventile, die in Trink- und Brauchwassersystemen installiert
werden, gestellt sind. Bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel entsprechen die Ventile
der europäischen Norm EN 13828 und der Zertifizierungsrichtlinie nach DVGW Arbeitsblatt
W 570. Die Ventile 18, 20 sind als Unterputzventile vorgesehen.
[0026] In Fig. 3 sind Kaltwasserleitungen eines Trinkwassersystems in einem mehrstöckigen
Haus, beispielsweise einem Krankenhaus gezeigt. In jedem einzelnen Stockwerk können
Wasserleitungen gemäß den Darstellungen in den Fig. 1 und 2 verlegt sein. Das in Fig.
3 gezeigte Kaltwasserleitungssystem hat eine Übergabestelle 22 aus dem öffentlichen
Trinkwasserversorgungsnetz, eine sich in vertikaler Richtung erstreckende Steigleitung
24, von welcher in jedem Stockwerk ein horizontal verlaufender Stockwerksstrang 2
abgeht, eine in der Vertikalen verlaufende Verbindungsleitung 26, die unter Zwischenschaltung
eines steuerbaren Ventils 28 jeweils an die einzelnen Stockwerkstränge 2 angeschlossen
ist und über ein ebenfalls steuerbares Spülventil 30 zu einer Abgabestelle 32 für
verbrauchtes Wasser an das öffentliche Abwasserentsorgungsnetz führt. Die einzelnen
Kaltwasserstockwerksstränge 2 verlaufen in horizontaler Richtung und übereinander.
In jedem Stockwerk ist ein Strang 2 vorgesehen. Bei dem in Fig. 3 gezeigten zweiten
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung weist jeder Strang 2 sechs Ringleitungen
10 auf, die über Abzweigungen 14 und Mündungen 16 von den einzelnen Strängen 2 abgehen
und in diese münden.
[0027] Bei dem in Fig. 4 gezeigten dritten Ausführungsbeispiel sind mehrere in der vertikalen
Richtung verlegte Steigrohrstränge 2.1 bis 2.4 vorgesehen. Am in Strömungsrichtung
vorderen Ende der jeweiligen Stränge 2 befinden sich Absperrventile 33, die zwischen
den einzelnen Strängen 2.1 bis 2.3 und einer horizontalen Verteilleitung vorgesehen
sind. Die einzelnen Steigrohrstränge 2.1 bis 2.4 durchsetzen bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
vier übereinanderliegende Stockwerke. Aus Gründen vereinfachter Darstellung ist lediglich
eine einzige Nasszelle 8 schematisch dargestellt. Im oberen Stockwerk sind sämtliche
Ringleitungen 10 schematisch wiedergegeben. Die darunterliegenden Nasszellen mit den
dazugehörigen Ringleitungen sind nicht gezeigt. Die entsprechende Ausgestaltung ist
lediglich durch die am Stockwerk vorgesehene Mündung 16 angedeutet. Am Ende der drei
linken Stränge 2.1 bis 2.3 befinden sich die steuerbaren Ventile 28. Diese Ventile
28 sind zwischen den einzelnen Strängen 2.1 bis 2.3 und einer Querleitung 36 vorgesehen,
deren strömungsfernes Ende an den letzten Strang 2.4 angeschlossen ist, welcher eine
in vertikaler Richtung fallende Strömung führt und an seinem Ende das Spülventil 30
aufweist, das zu der Abgabestelle führt.
[0028] Bei dem in Fig. 5 gezeigten vierten Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
sind horizontal verlegte parallele Stockwerksstränge 2 vorgesehen, die durchgeschleift
sind. Dementsprechend befindet sich am Ende eines jeden Stranges 2 eine Steigleitung
35, die zu dem nächsten Stockwerksstrang 2 führt und an dem in Strömungsrichtung vorderen
Ende des darüberliegenden Stockwerksstranges 2 angeschlossen ist. Der Strang 2.4 des
obersten Stockwerks mündet in einer Abwasserleitung 26, die mit einem Spülventil 30
versehen ist, welches zu der Abgabestelle 32 für verbrauchtes Wasser führt. Bei dem
in Fig. 5 gezeigten Ausführungsbeispiel befindet sich dieses Spülventil 30 in einem
Kellergeschoß. Es kann aber an einer beliebigen Stelle hinter der letzten Ringleitung
10 des obersten Stranges 2.4 vorgesehen sein.
[0029] Bei dem in Fig. 6 gezeigten Ausführungsbeispiel ist ein Kaltwasserkreislaufsystem
mit zwei parallelen Steigrohrsträngen 2 gezeigt. Jeder einzelne Steigrohrstrang 2
versorgt pro Stockwerk zwei einander gegenüberliegende Nasszellen 8 mit Kaltwasser.
Das in Strömungsrichtung hintere Ende des ersten, in Fig. 6 linken Stranges 2.1 wird
über eine Querleitung 36 mit dem in Strömungsrichtung vorderen Ende des rechten, zweiten
Stranges 2.2 verbunden. Der zweite Steigrohrstrang 2.2 mündet jedoch in einem steuerbaren
Spülventil 30, welches zu einer Abgabestelle 32 für verbrauchtes Wasser an die Kanalisation
führt. Vor dem Anschluss an dieses Spülventil 30 ist indes ein T-Stück vorgesehen,
das zu einer Zirkulationsleitung 38 führt, die eine Pumpe 40 und eine biologische
Eliminierungseinheit 42 umfasst und über ein weiteres T-Stück an das in Strömungsrichtung
vordere Ende des ersten Steigrohrstranges 2.1 angeschlossen ist. Die Zirkulationsleitung
38 kann über beispielsweise steuerbare Stellventile verschlossen werden. Üblicherweise
wird das in dem in Fig. 6 gezeigten Ausführungsbeispiel bereitgestellte Kaltwasser
von der Übergabestelle 22 über den ersten Steigrohrstrang 2.1, die Querleitung 36
und durch den zweiten Steigrohrstrang 2.2 geführt. Bei unzureichender Durchströmung
kann das Spülventil 30 geöffnet und eventuell in dem Leitungssystem stehendes Kaltwasser
an das Abwassersystem abgegeben werden. Bei starker Verschmutzung besteht die Möglichkeit,
das an sich in dem Leitungssystem stehende Wasser durch Betätigen der Pumpe 40 durch
die biologische Eliminierungseinheit 42 zu führen und dort zu behandeln. Danach kann
das behandelte Wasser in das System zurückgeleitet, vorzugsweise aber nach Öffnen
des Spülventils 30 über das Abwassernetz abgeleitet werden.
[0030] Die Fig. 7 zeigt schematisch den Anschluss einer jeden in den vorherigen Ausführungsbeispielen
schematisch dargestellten Ringleitung 10 an den zugeordneten Strang 2. Abzweig 14
und Mündung 16 sind an einer einheitlichen Ringleitungsspülarmatur 44 vorgesehen,
welche als Abzweig- und Anschlussarmatur ausgebildet ist. In einem in Strömungsrichtung
vorderen Bereich der Ringleitungsspülarmatur 44 geht ein Abzweigstutzen 46 quer zur
Erstreckungsrichtung des Stranges 2 von der Ringleitungsspülarmatur 44 ab. Dieser
Abzweigstutzen 46 ist an die Ringleitung 10 angeschlossen. Das in Strömungsrichtung
hintere Ende der Ringleitung 10 ist an einen sich ebenfalls quer zur Erstreckung des
Stranges 2 erstreckenden Rückführstutzen 48 angeschlossen. Dieser Rückführstutzen
48 mündet in dem verengten Querschnitt einer Drossel 50, die am in Strömungsrichtung
hinteren Bereich der Ringleitungsspülarmatur 44 vorgesehen ist, oder unmittelbar danach.
Der Abzweigstutzen 46 und der Rückführstutzen 48 liegen weniger als 30 cm voneinander
beabstandet. Die Drossel 50 ist derart ausgelegt, dass zwischen dem Abzweig14 und
der Mündung 16 eine Druckdifferenz von ca. 20 bis 50 mbar eingestellt wird, wenn beispielsweise
das am jeweiligen Ende des entsprechenden Stranges 2 vorgesehene Ventil 28 zum Durchspülen
des Stranges oder eine nachgelagerte Entnahmestelle betätigt wird. Diese Druckdifferenz
reicht aus, um innerhalb der jeweiligen Ringleitung 10 eine zirkulierende Spülströmung
zu erzeugen. Als Richtwert wird eine Geschwindigkeit der Strömung S im Strang von
etwa 1,5 m/Sekunde angenommen. Die Mündung 16, der Abzweig 14 sowie die Drossel 50
sind derart ausgelegt, dass von der Strömung S im Strang etwa 10 % als Ringleitungsströmung
R die jeweilige Ringleitung 10 durchspülen, wohingegen etwa 90 % als Hauptströmung
H die Strangspülung geradlinig fortsetzen und in der Drossel 50 gedrosselt werden.
[0031] Zur Vermeidung einer Verkeimung des in Fig. 3 gezeigten Ausführungsbeispiels können
die einzelnen Ventile 28 beispielsweise von einer zentralen Steuerung angesteuert
werden. Üblicherweise werden die Ventile 28.1 bis 28.4 für sich jeweils zunächst geöffnet
und geschlossen, um die jeweiligen Ringleitungen in den Strängen 2.1 bis 2.4 in den
jeweiligen Bereichen nacheinander zu spülen. Das Spülventil 30 bleibt bei einem solchen
Vorgehen offen, so dass eventuell verkeimtes Wasser aus den einzelnen Strängen 2.1
bis 2.4 direkt in das Abwassersystem abgeführt werden kann. Sofern für einen hinreichenden
hydraulischen Abgleich zwischen den einzelnen Strängen 2.1 bis 2.4 gesorgt wird, kann
gegebenenfalls auch auf die einzelnen Ventile 28 verzichtet und eine Durchspülung
sämtlicher Stränge 2.1 bis 2.4 allein durch Öffnen des Spülventils 30 ermöglicht werden.
Dem in Fig. 3 gezeigten Ausführungsbeispiel liegt indes die Erkenntnis zugrunde, dass
allein durch wirkungsvolles Absperren und Öffnen der einzelnen Stränge 2.1 bis 2.4
zu jedem einzelnen Bereich eine sichere Durchspülung gewährleistet werden kann.
[0032] Bei dem in Fig. 4 gezeigten Ausführungsbeispiel können die einzelnen vertikalen Steigrohrstränge
in gleicher Weise gespült werden. Bei jeder Spülung wird in jedem Fall der rechte
Steigrohrstrang 2.4 durchströmt und damit durchspült, der zu der Abgabestelle 32 führt.
[0033] Bei dem in Fig. 5 gezeigten Ausführungsbeispiel muss lediglich das Spülventil 30
geöffnet werden, um die durchgeschleiften Stockwerksstränge insgesamt zu durchspülen
und damit das in dem Kaltwassersystem enthaltene Kaltwasser auszutauschen. Entsprechendes
gilt für das in Fig. 6 gezeigte Ausführungsbeispiel.
[0034] Aufgrund der in Fig. 7 schematisch dargestellten Ausbildung von Abzweig 14 und Mündung
16 führt jedes Spülen eines einzelnen Stranges zumindest zu einer Spülströmung innerhalb
der Ringleitungen 10 des zugeordneten Stranges 2. Darüber hinaus erfolgt die Auslegung
von Abzweig 14, Mündung 16 und Drossel 50 zu jeder einzelnen Ringleitung 10 des Systems
vorzugsweise in solcher Weise, dass eine gezielte Entnahme an einer Entnahmestelle
12, die an einer in Strömungsrichtung nachgelagerten Ringleitung angeordnet ist, zu
einer Spülströmung an den in Strömungsrichtung vorgelagerten Ringleitungen 10. Wird
beispielsweise bei dem in Fig. 5 gezeigten Ausführungsbeispiel im oberen Stockwerk
an der in Strömungsrichtung letzten Ringleitung 10 eine Entnahmestelle benutzt, so
führt dies zu einer Strömung innerhalb des gesamten Wassersystems, da die einzelnen
Stränge 2.1 bis 2.4 durchgeschleift sind. Die Wasserentnahme an einem Handwaschbecken,
das Spülen einer Toilette, Duschen oder Baden führt regelmäßig zu einer Strömung und
damit zwischen jedem Abzweig und jeder Mündung einer einzelnen, der genannten letzten
Ringleitung in Strömungsrichtung vorgelagerten Ringleitung zu einer Druckdifferenz,
die einen Wasseraustausch in der jeweiligen Ringleitung bewirkt. Entsprechendes ergibt
sich beispielsweise bei dem in Fig. 3 gezeigten Ausführungsbeispiel bei Betätigung
einer Entnahmestelle 12, der an der jeweils rechten Ringleitung 10 angeschlossen ist,
für die beiden in Strömungsrichtung davor gelagerten Ringleitungen 10 des Stranges
2.1.
[0035] In gleicher Weise verhält sich prinzipiell das in Fig. 4 gezeigte dritte Ausführungsbeispiel
der Erfindung. Handelt es sich hierbei beispielsweise um ein Hotel, bei dem lediglich
das obere Stockwerk belegt wird, so kann jedenfalls durch zeitweilige Belegung sämtlicher
Zimmer in dem obersten Stockwerk eine Durchspülung der jeweils unter den Zimmern angeordneten
Ringleitungen 10 der darunterliegenden Zimmer erreicht werden.
[0036] In der in Fig. 7 gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Drossel als Düse mit fest
vorgegebenen Düsenquerschnitten und -übergängen ausgebildet. Alternativ und zur besseren
Anpassung der Strömungswiderstände innerhalb eines Stranges oder in verschiedenen
neben- bzw. übereinanderverlegten Strängen 2 kann es zu bevorzugen sein, die Drossel
einstellbar auszubilden. Die Einstellung der Drossel sollte hierbei vorzugsweise automatisiert
erfolgen. Eine solche steuerbare Drossel sollte vorzugsweise an die zentrale Steuereinheit
angeschlossen sein. Mit solchen steuerbaren Drosseln kann beispielsweise ein hydraulischer
Abgleich zwischen einzelnen Ringleitungen 10 bzw. einzelnen Strängen 2 erreicht werden.
[0037] Im übrigen sei darauf hingewiesen, dass die in den Ausführungsbeispielen schematisch
dargestellte Rückleitungsspülarmatur 44 ferner auch die Vollstrom-Absperrventile umfassen
kann, um den Montageaufwand bei der Verwirklichung des Trink- bzw. Brauchwassersystems
möglichst gering zu halten. Die Ausbildung einer solchen einheitlichen Armatur vermindert
ganz erheblich den Montageaufwand, da lediglich an vier Stellen der Strang bzw. die
zugeordnete Ringleitung an die Armatur angeschlossen werden muss.
[0038] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Betreiben eines Trink-
oder Brauchwassersystems mit wenigstens einem Stockwerks- oder Steigrohrstrang 2 sowie
mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges 2 hintereinander angeordneten und jeweils
zu wenigstens einer Entnahmestelle 12 führenden Ringleitungen 10, die von dem Strang
abzweigen und in Strömungsrichtung des Stranges dahinterliegend in den Strang münden.
Gemäß der Erfindung wird bei Entnahme von Trink- oder Brauchwasser an einer an den
Strang angeschlossenen Entnahmestelle 12 durch eine Strömung in dem Strang zwischen
dem Abzweig 14 und der Mündung 16 der in Strömungsrichtung dem Verbraucher 12 vorgelagerten
Ringleitung(en) 10 des Stranges eine Druckdifferenz erzeugt, durch welche in der oder
den vorgelagerten Ringleitung(en) 10 eine Spülströmung erzeugt wird. Treibende Kraft
für jede Durchströmung des Trink- oder Brauchwassersystems ist dabei vorzugsweise
allein der Überdruck, welcher an der Übergabestelle aus dem öffentlichen Trink- oder
Brauchwasserversorgungsnetz anliegt. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird insbesondere
auf eine Pumpe zur Zirkulation des Trink- oder Brauchwassers in dem System verzichtet.
Bezugszeichenliste
[0039]
- 2
- Kaltwasserstrang
- 4
- Warmwasserstrang
- 6
- Warmwasserzirkulationsleitung
- 8
- Nasszelle
- 10
- Ringleitung
- 12
- Entnahmestelle
- 12a
- Toilette
- 12b
- Dusche
- 12c
- Badewanne
- 12d
- Handwaschbecken
- 14
- Abzweig
- 16
- Mündung
- 18a
- Vollstrom-Absperrventil
- 18b
- Vollstrom-Absperrventil
- 20a
- Absperrventil
- 20b
- Absperrventil
- 22
- Übergabestelle
- 24
- Steigleitung
- 26
- Verbindungsleitung
- 28
- Ventil
- 30
- Spülventil
- 32
- Abgabestelle
- 33
- Absperrventil
- 35
- Steigleitung
- 36
- Querleitung
- 38
- Zirkulationsleitung
- 40
- Pumpe
- 42
- biologische Eliminierungseinheit
- 44
- Ringleitungsspülarmatur
- 46
- Abzweigstutzen
- 48
- Rückführstutzen
- 50
- Drossel
1. Trink- oder Brauchwassersystem mit einer Übergabestelle (22) aus einem öffentlichen
Trinkwasser-Versorgungsnetz und wenigstens einem Stockwerks- bzw. Steigrohrstrang
(2) sowie mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges (2) hintereinander angeordneten
und jeweils zu wenigstens einer Entnahmestelle (12) führenden Ringleitungen (10),
die von dem Strang (2) abgehen und in Strömungsrichtung des Stranges (2) dahinter
in den Strang (2) münden,
gekennzeichnet durch
mindestens ein steuerbares Ventil (28, 30), das im geöffneten Zustand eine eine Spülströmung
bewirkende Strömung in dem Strang erzeugt und das Trink- oder Brauchwassersystem mit
einer Abgabestelle (32) für verbrauchtes Wasser an das öffentliche Abwasserentsorgungsnetz
verbindet.
2. Trink- oder Brauchwassersystem mit einer Übergabestelle (22) aus einem öffentlichen
Trinkwasser-Versorgungsnetz und wenigstens einem Stockwerks- bzw. Steigrohrstrang
(2) sowie mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges hintereinander angeordneten
und jeweils zu wenigstens einer Entnahmestelle (12) führenden Ringleitungen (10),
die von dem Strang (2) abgehen und in Strömungsrichtung des Stranges dahinter in den
Strang (2) münden, insbesondere nach Anspruch 1, wobei die Ringleitungen (10) und/oder
ein Abzweig (14) bzw. eine Mündung (16) der jeweiligen Ringleitung (10) am Strang
(2) derart ausgebildet sind, dass bei Entnahme von Trink- oder Brauchwasser an einer
an den Strang angeschlossenen Entnahmestelle (12) durch eine Strömung in dem Strang
zwischen dem Abzweig (14) und der Mündung (16) der in Strömungsrichtung dem Verbraucher
(12) vorgelagerten Ringleitung(en) (10) des Stranges eine Druckdifferenz erzeugt wird,
durch welche in der oder den vorgelagerten Ringleitung(en) (10) eine Spülströmung
erzeugt wird, und wobei eine Strömung in dem Trink- oder Brauchwassersystem allein
aufgrund der Differenz zwischen dem Druck an der Übergabestelle (22) und der Abgabestelle
(32) bzw. der Entnahmestelle (12) erzeugt wird.
3. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das steuerbare Ventil (28) einer Entnahmestelle (12) zugeordnet ist, die an der im
Strangendbereich vorgesehenen Ringleitung (10) angeschlossen ist.
4. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das steuerbare Ventil (28) am Strangende vorgesehen ist und den Strang (2) mit einer
Verbindungsleitung (26) verbindet.
5. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Stränge (2) vorgesehen sind, die in ihrem Strangendbereich jeweils mit einem
steuerbaren Ventil (28) versehen und an die Verbindungsleitung (26) angeschlossen
sind.
6. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindungsleitung (26) in Strömungsrichtung hinter dem Anschluss des bzw. aller
Stränge ein steuerbares Spülventil (30) aufweist, das zu der Übergabestelle (22) zu
dem öffentlichen Abwasserentsorgungsnetz führt.
7. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das steuerbare Ventil (28) am Ende mehrerer durchgeschleifter Stränge (2) vorgesehen
ist.
8. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das bzw. die steuerbaren Ventile zeitgesteuert dargestellt sind.
9. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das oder die steuerbaren Ventile (28, 30) von einer zentralen Steuereinheit steuerbar
sind.
10. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, gekennzeichnet durch Durchfluss- und/oder Temperatursensoren, deren Messwerte in der zentralen Steuereinheit
zur Steuerung des oder der steuerbaren Ventile (28) verarbeitet werden.
11. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Abzweig (14) und die Mündung (16) der Ringleitung (10) in einer einheitlichen
Ringleitungsspülarmatur (44) verwirklicht sind.
12. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Strang zwischen der Abzweigung (14) und der Mündung (16) einer einzigen Ringleitung
(10) eine Länge von weniger als 0,3 m hat.
13. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jede Ringleitung (10) in einer an dem Strang nach Art einer Drossel (50) ausgebildeten
Ringleitungsspülarmatur (44) mündet.
14. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Drossel (50) als Düse ausgebildet ist.
15. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Drossel einstellbar ausgebildet ist.
16. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Abzweig (14) und der Mündung (16) der Ringleitung (10) am Strang (2)
und der zugeordneten Ringleitung (10) jeweils totraumfreie Vollstrom-Absperrventile
(18a, 18b) vorgesehen sind.
17. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Vollstrom-Absperrventile (18a, 18b) Kugelventile sind.
18. Trink- oder Brauchwassersystem nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Vollstrom-Absperrventile (18a, 18b) ab Abzweig (14) bzw. der Mündung (16) in
die Ringleitungsspülarmatur (44) integriert sind.
19. Trink- oder Brauchwassersystem nach einem der vorherigen Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Zirkulationsleitung (38), die das Ende des in Strömungsrichtung letzten Stranges
(2) mit dem Anfang des in Strömungsrichtung ersten Stranges verbindet und eine Wasserbehandlungseinheit
(42) sowie eine Pumpe (40) umfasst, so dass ein Kreislaufsystem entsteht.
20. Verfahren zum Betreiben eines Trink- oder Brauchwassersystems mit wenigstens einem
Stockwerks- oder Steigrohrstrang (2) sowie mehreren in Erstreckungsrichtung des Stranges
(2) hintereinander angeordneten und jeweils zu wenigstens einer Entnahmestelle (12)
führenden Ringleitungen (10), die von dem Strang (2) abzweigen und in Strömungsrichtung
des Stranges dahinterliegend in den Strang münden, dadurch gekennzeichnet, dass durch Öffnen eines am Ende eines Stranges (2) vorgesehenen steuerbaren Ventils (28)
in dem Strang (2) eine Strömung erzeugt wird, durch welche zwischen dem Abzweig (14)
und der Mündung (16) einer jeden Ringleitung (10) des Stranges eine Druckdifferenz
erzeugt wird, durch welche in den zugeordneten Ringleitungen (10) eine Spülströmung
erzeugt wird.