[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Druckprodukts durch Tieftemperatur-Luftzerlegung
mittels Innenverdichtung gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Verfahren und Vorrichtungen zur Tieftemperaturzerlegung von Luft sind zum Beispiel
aus
Hausen/Linde, Tieftemperaturtechnik, 2. Auflage 1985, Kapitel 4 (Seiten 281 bis 337) bekannt. Ein "Destilliersäulen-System" umfasst mindestens eine Trennsäule sowie
die den Trennsäulen des Systems zugeordneten Kondensatoren und Verdampfer. Das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung der Erfindung kann als Einsäulensystem zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
ausgebildet sein, als Zweisäulensystem (zum Beispiel als klassisches Linde-Doppelsäulensystem),
oder auch als Drei- oder Mehrsäulensystem. Es kann zusätzlich zu den Kolonnen zur
Stickstoff-Sauerstoff-Trennung weitere Vorrichtungen zur Gewinnung anderer Luftkomponenten,
insbesondere von Edelgasen aufweisen, beispielsweise eine Argongewinnung.
[0003] Bei einem Innenverdichtungsprozess wird mindestens eines der Produkte flüssig aus
einer der Säulen des Destilliersäulen-Systems oder aus einem mit einer dieser Säulen
verbundenen Kondensator entnommen, in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck gebracht,
in indirektem Wärmeaustausch, beispielsweise mit Einsatzluft oder Stickstoff, verdampft
beziehungsweise (bei überkritischem Druck) pseudo-verdampft und schließlich als gasförmiges
Druckprodukt gewonnen und einem Abnahmesystem zugeführt. Die Druckerhöhung in der
Flüssigkeit kann durch jede bekannte Maßnahme durchgeführt werden. Regelmäßig werden
dabei Pumpen eingesetzt. Möglich ist aber auch die Ausnutzung eines hydrostatischen
Potentials und/oder die Druckaufbauverdampfung an einem Tank.
[0004] Derartige Innenverdichtungsverfahren sind zum Beispiel bekannt aus
DE 830805,
DE 901542 (=
US 2712738/
US 2784572),
DE 952908,
DE 1103363 (=
US 3083544),
DE 1112997 (=
US 3214925),
DE 1124529,
DE 1117616 (=
US 3280574),
DE 1226616 (=
US 3216206),
DE 1229561 (=
US 3222878),
DE 1199293,
DE 1187248 (=
US 3371496),
DE 1235347,
DE 1258882 (=
US 3426543),
DE 1263037 (=
US 3401531),
DE 1501722 (=
US 3416323),
DE 1501723 (=
US 3500651),
DE 2535132 (=
US 4279631),
DE 2646690,
EP 93448 B1 (=
US 4555256),
EP 384483 B1 (=
US 5036672),
EP 505812 B1 (=
US 5263328),
EP 716280 B1 (=
US 5644934),
EP 842385 B1 (=
US 5953937),
EP 758733 B1 (=
US 5845517),
EP 895045 B1 (=
US 6038885),
DE 19803437 A1,
EP 949471 B1 (=
US 6185960 B1),
EP 955509 A1 (=
US 6196022 B1),
EP 1031804 A1 (=
US 6314755),
DE 19909744 A1,
EP 1067345 A1 (=
US 6336345),
EP 1074805 A1 (=
US 6332337),
DE 19954593 A1,
EP 1134525 A1 (=
US 6477860),
DE 10013073A1,
EP 1139046 A1,
EP 1146301 A1,
EP 1150082 A1,
EP 1213552 A1,
DE 10115258 A1,
EP 1284404 A1 (=
US 2003051504 A1),
EP 1308680 A1 (=
US 6612129 B2),
DE 10213212 A1,
DE 10213211 A1,
EP 1357342 A1,
DE 10238282 A1,
DE 10302389 A1,
DE 10334559 A1,
DE 10334560 A1,
DE 10332863 A1,
EP 1544559 A1,
EP 1585926 A1, oder
DE 102005029274 A1.
[0005] Ein "Abnahmesystem" kann beispielsweise durch einen einzelnen Verbraucher oder durch
eine Mehrzahl benachbarter Verbraucher gebildet werden. Andere Beispiele für Abnahmesystem
sind dezidierte Gasdruckspeicher oder Pipelinesysteme, die regelmäßig ebenfalls als
Druckpuffer betrieben werden. Ein derartiges "Abnahmesystem" wird in einem bestimmten
Druckbereich betrieben, der durch einen minimalen zulässigen Druck und einen maximalen
zulässigen Druck bestimmt ist. Zwischen diesen beiden Werten liegt typischerweise
eine Differenz von mindestens 2 bar. Je größer die zulässige Schwankungsbreite des
Drucks ist, umso mehr Kapazität ist im Druckpuffer des Abnahmesystems verfügbar. Die
notwendige Kapazität des Druckpuffers hängt im wesentlichen ab vom Verlauf der Abnahmeschwankungen,
die in der Regel einer bestimmten Systematik unterliegen.
[0006] Um in das Abnahmesystem einströmen zu können, muss das in der Destilliersäulen-System
gewonnene Druckprodukt einen höheren Druck aufweisen als der Druck im Abnahmesystems.
Bisher wird diese Forderung dadurch erfüllt, dass die Verdampfung des Innenverdichtungsprodukts
bei einem Druck durchgeführt wird, der auch bei dem maximalen Druck des Abnahmesystems
eine Einführung des Druckprodukts in das Abnahmesystems sicherstellt. Der Druck beim
Verdampfen und auch die Betriebsdrücke im Destilliersäulen-System werden konstant
gehalten. Bei aktuell niedrigerem Druck im Abnahmesystem wird das gasförmige Druckprodukt
abgedrosselt, wodurch Energie verloren geht.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
anzugeben, das energetisch besonders günstig arbeitet.
[0008] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass der erhöhte Druck (also der Druck des Innenverdichtungsprodukts)
variiert wird und die Variation des erhöhten Drucks (PIV) in Abhängigkeit vom Druck
(PA) des Abnahmesystems durchgeführt wird.
[0009] Durch die Anpassung des Drucks des Innenverdichtungsprodukts kann die Verdampfung
bei erniedrigtem Druck stattfinden, wenn der Druck im Abnahmesystem unterhalb seines
Maximalwerts liegt. Dies bedeutet, dass weniger Energie zum Verdampfen des Produktstroms
eingesetzt werden muss.
[0010] Bei einem Innenverdichtungsverfahren wird regelmäßig ein gasförmiger Wärmeträgerstrom
auf einen hohen Druck (PW) verdichtet und unter diesem hohen Druck zur (Pseudo-)Verdampfung
des flüssigen Produktstroms durch indirekten Wärmeaustausch eingesetzt. Im Rahmen
der Erfindung ist es günstig, wenn hierbei der hohe Druck (PW) und/oder Menge (MW)
des Wärmeträgerstroms variiert wird und die Variation des hohen Drucks (PW) beziehungsweise
der Menge (MW) in Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems durchgeführt wird.
Hierdurch wird bei der Verdichtung des Wärmeträgerstroms Energie eingespart, wenn
der Druck des Abnahmesystems unterhalb seines Maximalwerts liegt. In der Praxis kann
sich die zuletzt genannte Variation nach dem Druck des Innenverdichtungsprodukts (PIV)
richten; die genannte Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems ist dann eine
indirekte.
[0011] Der Wärmeträgerstrom kann zum Beispiel durch einen Teilstrom der Einsatzluft oder
durch einen Stickstoffstrom aus dem Destilliersäulen-System gebildet werden. Häufig
wird ein Teilstrom der Einsatzluft nachverdichtet, als Wärmeträgerstrom eingesetzt
und anschließend in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
eingeleitet. Unter "Menge" wird hier die molare Menge pro Zeiteinheit verstanden,
die zum Beispiel in Nm
3/h gemessen wird.
[0012] Zusätzlich oder alternativ kann im Rahmen der Erfindung auch dadurch Energie eingespart
werden, dass die Kälteerzeugung bei reduziertem Druck (PA) im Abnahmesystem vermindert
wird, indem die in dem Kälteerzeugungssystem des Verfahrens erzeugte Kältemenge in
Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems variiert wird.
[0013] Das Kälteerzeugungssystem kann eine oder mehrere Entspannungsmaschinen zur arbeitsleistenden
Entspannung eines oder mehrerer Prozess-Ströme, eine oder mehrere mit externer Energie
angetriebene Kälteanlagen und oder die Kältezufuhr durch einen oder mehrere tiefkalte
Flüssigkeitsströme umfassen. Typischerweise wird bei der Erfindung die Menge eines
oder mehrerer über eine Expansionsturbine geleiteter Prozess-Ströme geregelt. Bei
verringertem Druck im Abnahmesystem wird diese vermindert. Der entsprechend verminderte
Bedarf an Druckenergie führt zu einer weiteren Energieeinsparung.
[0014] In einer weiteren Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden ein oder
mehrere Betriebsparameter des Destilliersäulen-Systems in Abhängigkeit vom Druck (PA)
des Abnahmesystems variiert.
[0015] Es ist bekannt, die Betriebsparameter einer Luftzerlegungsanlage über ein Lastwechselsystem
an variable Produktmengen anzupassen. Ein derartiges Lastwechselsystem kann eine Feedforward-Steuerung,
zum Beispiel ein ALC (Automatic Load Change), oder eine multivariabler Regeleinrichtung,
zum Beispiel ein MPC (Model Predictive Control) umfassen. Im Rahmen der Erfindung
ist es vorteilhaft, ein derartiges System zur Verbesserung des Betriebsverhaltens
der Anlage bei der Variation des Innenverdichtungsdrucks einzusetzen und damit die
Betriebsparameter des Destilliersäulen-Systems zu optimieren. Durch die kontrollierte
Anpassung dieser Betriebsparameter wird die Konsistenz zwischen dem gewählten Innenverdichtungsdruck
und dem Betriebspunkt der Destillation sichergestellt und weiterhin eine unzulässige
Belastung der Wärmetauscher vermieden. Ein wesentlicher Vorteil der Verwendung eines
Lastwechselsystems ist die Möglichkeit, den Gradienten des Innenverdichtungsdrucks
zu begrenzen, das heißt der Innenverdichtungsdruck folgt dem Abnahmedruck nicht beliebig
schnell, sondern in kontrollierter Weise. Dies kann bei schneller Änderung des Abnahmedrucks
in einer Übergangsphase auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu einer verstärkten
Abdrosselung beziehungsweise zu einem Abblasen des Produktstroms führen. Im Gegensatz
zu konventionellen Prozessen erfolgen solche Vorgänge jedoch nur kurzzeitig.
[0016] Das Lastwechselsystem ist in dieser Ausgestaltung der Erfindung ständig aktiv und
passt den Sollwert für den Innenverdichtungsdruck an den aktuellen Abnahmedruck an.
Der Drucksollwert des Lastwechselsystems wird die Summe aus aktuellem Abnahmedruck
und einer vorgewählten Differenz gebildet, um bei einem Anstieg des Abnahmedrucks
ein unnötiges Abblasen zu vermeiden. Selbstverständlich kann diese Art von Lastregelung
mit einem Lastwechselsystem für die Produktmengen kombiniert werden.
[0017] Vorteilhaft ist außerdem eine Kombination mit einer prädiktiven Druckregelung des
Abnahmesystems (zum Beispiel einer Pipeline), wie sie in
EP 1542102 A1 beschrieben ist. Hierbei wird der Druckverlauf im Abnahmesystem anhand verfügbarer
Informationen über den zukünftigen Bedarf der angeschlossenen Endverbraucher ermittelt.
Dieser kann im Rahmen der vorliegende Erfindung zur Bestimmung des Drucksollwerts
für das Lastwechselsystems verwendet werden, um ein Abblasen von Produkt so weit wie
möglich zu vermeiden.
[0018] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zur Erzeugung eines Druckprodukts
durch Tieftemperatur-Luftzerlegung gemäß dem Patentanspruch 5. Die Steuerungs- oder
Regelungseinrichtung des Anspruchs 5 kann als Closed Loop Control oder Open Loop Control
ausgeführt sein.
[0019] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
eines in den Zeichnungen erläuterten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Hierbei
zeigen:
- Figur 1
- ein grob vereinfachtes Schema des Verfahrens und der Vorrichtung gemäß dem Ausführungsbeispiel
und
- Figur 2
- ein Diagramm für den zeitlichen Verlauf des Abnahme- und des Innenverdichtungsdrucks.
[0020] Luft 1 wird in einem Hauptluftverdichter auf einen ersten Druck P1 gebracht. Die
Druckluft 3 wird in einer Reinigungseinrichtung 4 gereinigt. Die gereinigte Luft 5
wird in einen ersten Teilstrom 6 und einen zweiten Teilstrom 7 verzweigt. Der erste
Luftteilstrom 6 wird in einem Hauptwärmetauscher 9 auf etwa Taupunkt abgekühlt und
strömt über die Leitungen 10 und 11 in das Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
das in dem Beispiel eine Hochdrucksäule und eine Niederdrucksäule aufweist, die über
einen gemeinsamen Kondensator-Verdampfer, den so genannten Hauptkondensator, in Wärmeaustauschbeziehung
stehen. Die Luft 11 wird in praktisch vollständig gasförmigem Zustand in die Hochdrucksäule
eingeleitet.
[0021] In dem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung 12 wird die Luft
in mindestens einen sauerstoffangereicherten Produktstrom 13 und mindestens eine stickstoffangereicherte
Fraktion (nicht dargestellt) zerlegt. Der Produktstrom 13 weist beispielsweise einen
Sauerstoffgehalt von 98 bis 99.5 mol-% auf. Er wird flüssig entnommen, zum Beispiel
aus dem Sumpf der Niederdrucksäule oder dem Verdampfungsraum des Hauptkondensators.
In einer Pumpe 14 wird der flüssige Produktstrom 13 auf einen erhöhten Druck PIV gebracht,
der höher als der Betriebsdruck der Destilliersäule ist, aus der er abgezogen wurde,
und beispielsweise 15 bis 30 bar beträgt. Der Sauerstoff 15 wird unter dem erhöhten
Druck in flüssigem oder überkritischem Zustand zum kalten Ende des Hauptwärmetauschers
9 geführt und im Hauptwärmetauscher verdampft beziehungsweise pseudo-verdampft und
auf etwa Umgebungstemperatur angewärmt. Über ein Austrittsventil 18 tritt der Produktstrom
als gasförmiges Druckprodukt 16, 18 aus der Anlage aus und wird in ein Abnahmesystem
19 eingeleitet, das in dem Ausführungsbeispiel als Pipelinesystem ausgebildet ist.
Über das Pipelinesystem 19 wird der gasförmige Drucksauerstoff schließlich an eine
grundsätzlich beliebige Anzahl n von Verbrauchern V1 bis Vn geliefert.
[0022] Das Pipelinesystem dient auch als Produktpuffer. Je nach momentaner Abnahmemenge
kann der Druck des Abnahmesystems (an der Stelle der Mündung der Leitung 17) in dem
Ausführungsbeispiel zwischen einem maximalen zulässigen Druck von 30 bar und einem
minimalen zulässigen Druck von 15 bar schwanken.
[0023] Die zur (Pseudo-)Verdampfung benötigte Wärme liefert ein Wärmeträgerstrom 21, der
auch Innenverdichtungsluft genannt wird und einen Teil des zweiten Luftteilstroms
7 darstellt, der in einem Nachverdichter 20 auf einen hohen Druck PW nachverdichtet
wird, der höher als der erste Druck P1 ist und beispielsweise 30 bis 40 bar beträgt.
Dieser Druck im Teilstrom 21/22 wird über das Ventil 8 bzw. die Leitschaufeln des
Verdichters 20 eingestellt. Unter diesem hohen Druck durchströmt die Innenverdichtungsluft
22 den Hauptwärmetauscher 9 bis zum kalten Ende und wird dabei in indirektem Wärmeaustausch
mit dem (pseudo-)verdampfenden Sauerstoff 15 kondensiert oder - bei überkritischem
Druck - pseudo-kondensiert. Die Innenverdichtungsluft wird über ein Ventil 30 entspannt
und tritt bei 23 in teilweise verflüssigtem Zustand in das Destilliersäulen-System
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung ein.
[0024] Ein anderer Teil 25 des zweiten Luftteilstroms 7/21 wird als Turbinenstrom bei einer
Zwischentemperatur aus dem Hauptwärmetauscher herausgeführt. Seine Menge relativ zur
Innenverdichtungsluft wird über die Leitschaufeln der Turbine eingestellt. Das Verhältnis
der Mengenströme von erstem Teilstrom 6 und zweitem Teilstrom 7/21 wird über ein Entspannungsventil
30 in Teilstrom 22 eingestellt.
[0025] Die Turbinenluft 25 wird in einer Expansionsturbine 26 auf etwa den Betriebsdruck
der Hochdrucksäule entspannt. Die entspannte Turbinenluft 27 wird gemeinsam mit dem
ersten Teilstrom 10 über Leitung 11 in die Hochdrucksäule des Destilliersäulen-Systems
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung 12 eingeleitet. Die Turbine 26 stellt in dem Ausführungsbeispiel
ein wesentliches Element des Kälteerzeugungssystems der Anlage dar.
[0026] In konventioneller Weise würde die gesamte Luftzerlegungsanlage stationär betrieben
und die Pumpe 14 ständig einen Druck von etwas mehr als dem maximalen Abnahmedruck
von z. B. 30 bar erzeugen. Die Anpassung an den aktuellen Abnahmedruck würde ausschließlich
durch eine entsprechende Drosselung in Ventil 18 erreicht. Selbst bei variierender
Produktmenge würde in Pumpe 14 lediglich die Menge an flüssigem Produktstrom 13/15
eingestellt, der Druck bliebe jedoch konstant.
[0027] Bei der Erfindung wird dagegen der Austrittsdruck der Pumpe 14 an den momentanen
Abnahmedruck angepasst. Die Pumpe 14 wird auf einen Austrittsdruck eingestellt, der
etwa 0.5 bis 2 bar über dem momentanen Abnahmedruck liegt. Eine gewisse Differenz
ist als Spielraum sinnvoll, um auch bei einem Ansteigen des Abnahmedrucks das gasförmige
Druckprodukt 16 nicht sofort über die Leitung 28 und Ventil 29 abblasen zu müssen.
Die entsprechende Feinanpassung wird durch das Ventil 18, in dem aber nur noch eine
geringfügige Druckverminderung vorgenommen wird.
[0028] Vorzugsweise werden sowohl die Mengenströme als auch die verschiedenen Drücke in
der Luftzerlegungsanlage, einschließlich der Parameter des Trennprozesses im Innern
des Destilliersäulen-Systems 12 zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung mittels eines zentralen
Prozessleitsystems (nicht dargestellt) geregelt, das von einem automatischen Lastwechselsystem
geführt wird. Dabei werden unter anderem die Ventile 8 und 30 angesteuert, welche
die Menge und Druck der Innenverdichtungsluft 22 bestimmen, das Ventil 24 zur Festlegung
der Menge der Turbinenluft 25, die Pumpe 14 zur Festlegung der aktuellen Menge des
Sauerstoffprodukts, und das Ventil 18 zur Feinanpassung des Produktdrucks an den Abnahmedruck.
Für den Ausnahmefall, dass es nicht gelingt, die Anlage einem steigenden Abnahmedruck
schnell genug folgen zu lassen, kann das Prozessleitsystem auch das Ventil 18 zeitweise
schließen und das gasförmige Druckprodukt über die Leitung 28 und das Ventil 29 in
die Atmosphäre abblasen.
[0029] Figur 2 zeigt einen beispielhaften zeitlichen Verlauf des Abnahmedrucks PA und des
Innenverdichtungsdrucks PIV über einem entlang der x-Achse aufgetragenen Zeitraum
von fünf Stunden.
[0030] Der untere Teil des Diagramms von Figur 2 stellt den zeitlichen Verlauf der Menge
dar, die vom Abnahmesystem an die Verbraucher abgegeben wird (durchgezogene Linie).
[0031] Im oberen Teil des Diagramms ist mit einer durchgezogenen Linie der Verlauf des Abnahmedrucks
PA im Druckspeicher bzw. in der Produktpipeline des Abnahmesystems (der "Druck des
Abnahmesystems") dargestellt. Wenn die Abnahmemenge steigt (durchgezogene Linie unten),
sinkt der Abnahmedruck PA (durchgezogene Linie oben) und umgekehrt. Dem Verlauf des
Abnahmedrucks PA folgt der oben gestrichelt dargestellte Innenverdichtungsdruck PIV
(der "erhöhte Druck") grundsätzlich mit etwas Abstand und Verzögerung.
[0032] Der Innenverdichtungsdruck PIV kann nicht beliebig schnell verändert werden, sodass
es auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zu kurzzeitigem Abblasen von Produkt kommen
kann (siehe gestrichelte Linie unten in Figur 2). Die Abblasemenge kann durch die
Erfindung jedoch gering gehalten werden.
[0033] Selbstverständlich ist die Erfindung auf jedes andere Innenverdichtungsverfahren
anzuwenden, insbesondere auf solche mit einer abweichenden Kälteerzeugung mit einer
oder mehreren Turbinen, die Luft in die Hochdrucksäule und/oder in die Niederdrucksäule
einblasen oder eine stickstoffangereicherte Fraktion aus einer der Trennsäulen des
Destilliersäulen-Systems 12 entspannen.
[0034] Die erfindungsgemäße Regelung kann weiter verfeinert werden, indem Informationen
über den zukünftigen Verbrauchsmengen der Verbraucher V1 bis Vn ausgewertet und daraus
eine Vorhersage für zukünftige Werte des Abnahmedrucks gewonnen wird, beispielsweise
gemäß der in
EP 1542102 A1 beschriebenen Methode. Das Lastwechselsystem kann dann frühzeitig den Zustand der
Luftzerlegungsanlage in eine Richtung bewegen, die dem in der Zukunft benötigten Innenverdichtungsdruck
PIV entspricht. Auf diese Weise kann eine noch bessere Anpassung des Verlaufs des
Innenverdichtungsdrucks an den Abnahmedruck erreicht werden was wesentlich dazu beiträgt,
das zeitweise Abblasen von Produkt zu vermeiden.
1. Verfahren zur Erzeugung eines Druckprodukts durch Tieftemperatur-Luftzerlegung, bei
dem
- Einsatzluft (1) verdichtet (2), gereinigt (4), abgekühlt (9) und einem Destilliersäulen-System
(12) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung zugeführt (11, 23) wird,
- ein flüssiger Produktstrom (13) aus dem Destilliersäulen-System (12) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung
entnommen, in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck (PIV) gebracht (14) und unter
diesem erhöhten Druck (PIV) verdampft oder pseudo-verdampft (9) wird und
- der (pseudo-)verdampfte Produktstrom (16) als Druckprodukt einem Abnahmesystem (19)
zugeführt (17) wird, das einen variablen Druck (PA) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der erhöhte Druck (PIV) variiert wird und
- die Variation des erhöhten Drucks (PIV) in Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems
(19) durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein gasförmiger Wärmeträgerstrom (7, 21, 22) auf einen hohen Druck (PW) verdichtet
(20) wird und der flüssige Produktstrom (13, 15) durch indirekten Wärmeaustausch (9)
mit dem unter dem hohen Druck stehenden Wärmeträgerstrom (pseudo-)verdampft wird,
wobei der hohe Druck (PW) und oder die Menge (MW) des Wärmeträgerstroms variiert wird
und die Variation des hohen Drucks (PW) beziehungsweise der Menge (MW) des Wärmeträgerstroms
in Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems (19) durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in einem Kälteerzeugungssystem (26) Kälte für das Verfahren gewonnen wird und die
in dem Kälteerzeugungssystem (26) erzeugte Kältemenge in Abhängigkeit vom Druck (PA)
des Abnahmesystems (19) variiert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass Betriebsparameter des Destilliersäulen-Systems in Abhängigkeit vom Druck (PA) des
Abnahmesystems (19) variiert werden.
5. Vorrichtung zur Erzeugung eines Druckprodukts durch Tieftemperatur-Luftzerlegung mit
- einem Destilliersäulen-System zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung (12),
- Mitteln (1, 3, 5, 6, 7, 10, 11, 21, 22, 23, 25, 27) zum Zuführen verdichteter, gereinigter
und abgekühlter Einsatzluft in das Destilliersäulen-System (12) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- Mitteln (13, 15) zum Entnehmen eines flüssigen Produktstroms aus dem Destilliersäulen-System
(12) zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung,
- Mitteln (14), um den Produktstrom in flüssigem Zustand auf einen erhöhten Druck
(PIV) zu bringen,
- Mitteln (9) zum Verdampfen oder Pseudo-Verdampfen des Produktstroms unter dem erhöhten
Druck (PIV) und
- Mitteln (16, 17) zum Zuführen des (pseudo-)verdampften Produktstroms als Druckprodukt
zu einem Abnahmesystem (19),
gekennzeichnet durch, dass
- Mitteln zum Variieren des erhöhten Drucks (PIV) und
- eine Steuerungs- oder Regelungseinrichtung, welche die Variation des erhöhten Drucks
(PIV) in Abhängigkeit vom Druck (PA) des Abnahmesystems durchführt.