[0001] Die Erfindung betrifft einen Rollstuhl mit einem Rahmen, einem innerhalb des Rahmens
angeordneten Sitz, zwei über je eine Achse in je einem Fitting gelagerten Antriebsrädern,
wobei jeder Fitting in mindestens einer Sturzscheibe gelagert ist, deren Dicke sich
über ihren Umfang ändert, und jeder Fitting lösbar am Rahmen befestigt ist, und mit
mindestens einem lenkbaren Vorderrad.
[0002] Der Rahmen eines Rollstuhls besteht im Wesentlichen aus zwei seitlichen Rahmenteilen,
die aus einem Rohr gebogen sind und über Querstreben miteinander verbunden werden.
In den seitlichen Rahmenteilen ist je ein Fitting eingesetzt, in den ein Hinterrad
(Antriebsrad) mit seiner Achse eingesetzt und dort verschraubt werden kann. Um die
Manövrierfähigkeit und die Drehfähigkeit des Rollstuhles zu verbessern, dürfen die
Radachsen nicht horizontal (0-Grad-Radsturz), sondern sie müssen in einem Winkel angeordnet
sein, so dass die Räder gegenüber der Lotrechten geneigt sind und einen positiven
Radsturz einnehmen. Hierzu ist der Fitting mittels der Sturzscheiben schräg mit dem
den Radsturzwinkel vorgebenden Winkel in das seitliche Rahmenteil eingesetzt.
[0003] Um den Rollstuhl den individuellen Bedürfnissen seines Benutzers anpassen zu können,
muss unter anderem die Sitzneigung verändert werden können. Bei dem vorstehend beschriebenen
Rollstuhl ist der Sitz starr mit den seitlichen Rahmenteilen und den Querträgern verbunden,
so dass eine Neigungsverstellung nur dadurch erfolgen kann, dass der gesamte Rahmen
gekippt wird, was durch die Verwendung von Rädern mit einem größeren oder kleineren
Durchmesser oder durch Befestigung der Räder in entsprechend anderer Höhe am Rahmen
erfolgt. Werden Hinterräder mit einem kleineren Durchmesser eingesetzt, kippt der
Rahmen entsprechend dem verkleinerten Durchmesser nach hinten und der Sitz neigt sich
entsprechend.
[0004] Durch die Kippbewegung des Rahmens verändert sich die Lage der Längsachse des Fittings
bzw. die Lage der Radachsen und der eingestellte Radsturz führt zur Veränderung der
Spur. Der Abstand zwischen den Hinterrädern ist also vor der Achse grö-ßer oder kleiner
als dahinter. Mit der Veränderung der Spur verändert sich das Fahrverhalten des Rollstuhles.
Flatterneigung und erhöhter Reifenverschleiß sind die Folge.
[0005] Aus der
DE 37 42 547 A1 ist ein Sportrollstuhl bekannt, an dessen seitlichem Rahmen nach außen vorstehend
angeordnete Lochplatten zur Aufnahme der Achsen der Hinterräder vorgesehen sind, bei
dem die Lochplatten an einem gesonderten Rahmen mindestens um eine Achse schwenkbar
gelagert sind.
[0006] Die
DE 296 05 439 U1 offenbart einen Rollstuhl mit einem Fahrwerksrahmen, der zwei seitliche Rahmenteile
mit je einem oberen und einem unteren Rahmenprofil aufweist, an denen jeweils eine
Lochplatte zur festen, aber lösbaren Verankerung einer in der Radnabe des Antriebsrades
aufgenommenen und dieses lagernde Radachse befestigt ist.
[0007] Aus der
GB 2 128 143 A ist ein Rollstuhl bekannt, dessen Rahmen einen Lagerblock aufweist, der eine Mehrzahl
von Lagerbohrungen besitzt, um die Räder wahlweise in verschiedenen horizontalen und/oder
vertikalen Ebenen anzuordnen.
[0008] Von dieser Problemstellung ausgehend, soll der eingangs erläuterte Rollstuhl so verbessert
werden, dass die Spur der Hinterräder einstellbar ist.
[0009] Zur Problemlösung zeichnet sich ein gattungsgemäßer Rollstuhl dadurch aus, dass die
mindestens eine Sturzscheibe über einen vorgegebenen Bereich gegenüber dem Rahmen
verdrehbar ist.
[0010] Durch diese Ausgestaltung kann, wenn sich die Lage der Längsachse des Fittings im
Rahmen verändert, weil Hinterräder mit einem anderen Durchmesser als konstruktiv vorgegeben
oder in einer anderen Höhe am Rahmen befestigt werden, diese Lageänderung durch eine
entsprechende Verdrehung kompensiert werden.
[0011] Hierzu ist der Fitting mit den insbesondere vorzugsweise zwei Sturzscheiben in einer
gegenüber dem Rahmen verschwenkbaren Schelle aufgenommen. Die Schelle ist u-förmig
gebogen und wird um ein Rahmenteil herumgelegt.
[0012] Insbesondere vorzugsweise ist die Schelle beidseitig zum Rahmen mit zwei Ausnehmungen
versehen, in die hierzu korrespondierende Nasen jeder Scheibe eingreifen. Durch die
unterschiedliche Dicke der Scheiben wird der konstruktiv vorgegebene Sturzwinkel verwirklicht.
Durch eine Schwenkbewegung der Schelle werden dann die Sturzscheiben, bzw. der schräg
gestellte Fitting verdreht, wodurch der Vor- oder Nachspur entgegengewirkt wird.
[0013] Hierzu ist der Fitting vorzugsweise mit der Schelle und den Scheiben über zwei Gewindemuttern
verspannbar. Die Schelle ist mit einer kreisbogenförmigen Ausnehmung versehen, deren
Endwandungen als Anschläge für die Schelle dienen, um den Schwenkbereich der Schelle
zu begrenzen.
[0014] Der Schwenkbereich der Schelle beträgt vorzugsweise 15°.
[0015] Um die Einstellbarkeit zu erleichtern, ist die Schelle zumindest an einer Außenseite
abgeflacht. Auf diese Abflachung kann eine Wasserwaage aufgelegt werden. Dann wird
die Schelle verdreht. Ist exakt die Horizontale eingestellt, beträgt die Vorspur 0.
[0016] Mit Hilfe einer Zeichnung soll ein Ausführungsbeispiel der Erfindung nachfolgend
näher beschrieben werden. Es zeigt:
- Figur 1
- die Draufsicht auf den Rollstuhl mit Vorspur der Hinterräder;
- Figur 2
- die Draufsicht gemäß Figur 1 mit korrigierter Spur der Hinterräder;
- Figur 3
- die Seitenansicht eines seitlichen Rahmenteils;
- Figur 4
- die Ansicht des Rahmenteils gemäß Sichtpfeil IV nach Figur 3;
- Figur 5
- das Rahmenteil nach Figur 3 in gekippter Stellung;
- Figur 6
- die Ansicht des Rahmenteils nach Figur 5 gemäß Sichtpfeil VI;
- Figur 7
- eine perspektivische Explosionsdarstellung eines Teils des Rahmens;
- Figur 8
- die Ansicht der Schelle;
- Figur 9
- die Draufsicht der Schelle;
- Figur 10
- die perspektivische Darstellung der Schelle.
[0017] Der Rollstuhl besteht im Wesentlichen aus dem Rahmen 8, der aus zwei seitlichen Rahmenteilen
7, 7' gebildet wird, die über hier nicht gezeigte Querträger miteinander verbunden
sind, den Sitz 5 und die Fußstützen 6 tragen sowie die Antriebsräder 1, 2 und die
beiden lenkbaren Vorderräder 3, 4 aufnehmen. Die Rahmenteile 7, 7' sind identisch
ausgebildet und bestehen aus einem u-förmig gebogenen Rohr, dessen freie Schenkel
mit einer Verbindungsstrebe 9 verschraubt sind. In der Verbindungsstrebe 9 sind die
nach oben ragenden Handgriffe 10 eingesetzt, über die der Rollstuhl von einer Hilfsperson
geschoben werden kann. Die Schenkel der Rahmenteile 7, 7' sind mit einer mehrere übereinander
angeordnete Durchgangsbohrungen 12 aufweisende Streben 11 verbunden. Die Durchgangsbohrungen
12 sind mit zwei sich gegenüberliegenden, über die Umfangskontur hinausreichenden
Vertiefungen 21 versehen. Die Vertiefungen 21 können mit den Rastnasen 16 der Sturzscheiben
15, 15a zusammenwirken, so dass die Positionierung der Sturzscheiben 15, 15a gegenüber
dem Rahmen 7 konstruktiv festgelegt ist. Die Hinterräder 1, 2 sind mit ihren Achsen
in je einem durch eine Durchgangsbohrung 12 der Strebe 11 hindurchgeführten Fitting
13 drehbar gelagert. Um die Neigung der Achse der Hinterräder 1, 2 gegenüber der Radaufstandsfläche
S und damit den Sturz vorzugeben, ist der Fitting 13 entsprechend schräg eingesetzt.
Hierzu dienen die Sturzscheiben 15, 15a, die, wie Figur 7 entnehmbar ist, über ihren
Umfang keine konstante Dicke aufweisen.
[0018] Die Fittinge 13 sind mit einem Außengewinde versehen, so dass von beiden Enden aus
(nicht dargestellte) Muttern aufgeschraubt werden können und der Fitting gegenüber
der Strebe 11 verspannt werden kann. Dadurch, dass die Sturzscheiben 15, 15a keine
konstante Dicke aufweisen und die Verschraubung des Fittings gegen die Sturzscheiben
15, 15a erfolgt, sitzt der Fitting 13 entsprechend dem Dickenunterschied schräg in
der Strebe 11. Die Nasen 16 der Sturzscheiben 15, 15a greifen in die sich gegenüberliegenden
Vertiefungen 21 in der Strebe 11 ein, so dass die Anordnung der Sturzscheiben 15,
15a konstruktiv vorgegeben ist und die Montage vereinfacht wird.
[0019] Der konstruktiv vorgegebene Sturzwinkel ist bezogen auf die nicht geneigte Sitzstellung,
also die horizontale Anordnung des Rahmens, so wie in Figur 3 dargestellt. Um die
Sitzneigung den Bedürfnissen des Benutzers anpassen zu können, sind in der Strebe
11 vier vertikal übereinander angeordnete Durchgangsbohrungen 12 vorgesehen. In Abhängigkeit
davon, in welche der Bohrungen 12 der Fitting gesteckt wird, neigt sich der Rahmen
8 nach hinten, wodurch sich der Sitz 5 entsprechend mitneigt. Figur 5 zeigt eine stark
übertriebene Winkelstellung des Rahmenteils 7. Die Neigung kann zusätzlich dadurch
bestimmt werden, dass der Raddurchmesser verändert wird.
[0020] Schwenken die Rahmenteile 7, 7' nach hinten, schwenken die Fittinge 13 auf einer
Bahnkurve im Raum. Aus dem zuvor mit beispielsweise 2,5° eingestellten Sturz wird,
wie Figur 1 zeigt, die Vorspur V
1. Der Winkel α, der sich durch "Klappen" des Rahmens 7 aus Figur 5 in Figur 6 einzeichnen
lässt, wird größer als 90°. Liegt der Rahmen 7, 7' horizontal, beträgt der Winkel
90° (vgl. Figuren 3 und 4).
[0021] Um die Spur korrigieren zu können und die Vorspur V
1 zur konstruktiv vorgegebenen Spur V
0 zu bringen, ist die Schelle 14 vorgesehen. Diese besteht aus einem u-förmig gebogenen
Blech mit den sich gegenüberliegenden Löchern 19 und den beiden in jedem freien Schenkel
vorgesehenen bogenförmigen Ausnehmungen 18. Die Löcher 19 sind mit zwei gegenüberliegenden,
über den Umfang hinausragende Ausnehmungen 17 versehen, die zu den Vertiefungen 21
analog sind und mit den Nasen 15, 15a der Sturzscheiben zusammenwirken. Zumindest
oben ist die Schelle 14 mit einer Abflachung 22 versehen. Die Abflachung 22 verläuft
parallel zu der gedachten Linie, die die Mittelpunkte der Ausnehmungen 17 miteinander
verbindet.
[0022] Die Schelle 14 wird um die Strebe 11 gelegt und die Fittinge 13, wie zuvor beschrieben,
eingesteckt. Die Sturzscheiben 15, 15a werden auf die Schelle 14 aufgelegt und die
Fittinge 13 dann verschraubt. Über die Schraube 20, die mit den Ausnehmungen 18 zusammenwirkt
und in die Strebe 11 eingeschraubt ist, wird die Schelle 14 gegen Verdrehen gesichert.
Gleichzeitig dient die Schraube 20 zusammen mit den Endwandungen der Ausnehmung 18
als Anschlag für die Schelle 14.
[0023] Wird der Rahmen 8 nun gekippt, wird die Schelle 14 zusammen mit den Sturzscheiben
15, 15a, die über ihre Nasen 16 zur Schelle 14 eine feste Position einnehmen, in die
entgegen gesetzte Richtung verschwenkt und die Lage des Fittings 13 somit wieder in
die konstruktiv, den Sturz bestimmende Lage zurückgeschwenkt, so dass die Vorspur
V
1 verschwindet und zur 0-Spur V
0 wird.
[0024] Die Abflachung 22 der Schelle 14 dient der Vereinfachung der Einstellbarkeit. Der
konstruktiv vorgegebene Sturz ist eingestellt, wenn die Abflachung 22 absolut waagerecht,
also parallel zur Reifenaufstandsfläche S (Blattebene in Fig. 1 und 2) liegt. Hierzu
wird auf die Abflachung 22 eine Wasserwaage aufgelegt. Ist die horizontale Lage erreicht,
wird die Schelle 14 über die Muttern am Fitting 13 verspannt und der konstruktiv vorgegebene
Sturz ist auch nach Neigung des Rahmens 7, 7' dann eingestellt. Die Verschwenkbarkeit
der Schelle in einem Winkelbereich von 15° ist ausreichend, um auch bei starker Neigung
des Sitzes den konstruktiv vorgegebenen reichend, um auch bei starker Neigung des
Sitzes den konstruktiv vorgegebenen Sturz von 8° einhalten zu können.
Bezugszeichenliste:
[0025]
- 1
- Hinterrad
- 2
- Hinterrad
- 3
- Vorderrad
- 4
- Vorderrad
- 5
- Sitz
- 6
- Fußstütze
- 7
- Rahmenteil
- 7'
- Rahmenteil
- 8
- Rahmen
- 9
- Verbindungsstrebe
- 10
- Handgriffe
- 11
- Strebe
- 12
- Durchgangsbohrung
- 13
- Fitting
- 14
- Schelle
- 15
- Sturzscheibe
- 15a
- Sturzscheibe
- 16
- Nase
- 17
- Ausnehmung
- 18
- Ausnehmung
- 19
- Loch
- 20
- Schraube
- 21
- Vertiefung
- 22
- Abflachung
- α
- Winkel
- V0
- 0-Spur
- V1
- Vorspur
- S
- Reifenaufstandsfläche
1. Rollstuhl mit einem Rahmen (7, 7', 8), einem innerhalb des Rahmens (7, 7', 8) angeordneten
Sitz (5), zwei über je eine Achse in je einem Fitting (13) gelagerten Antriebsrädern
(1, 2), wobei jeder Fitting (13) in mindestens einer Sturzscheibe (15, 15a) gelagert
ist, deren Dicke sich über ihren Umfang ändert, und jeder Fitting (13) lösbar am Rahmen
(7, 7') befestigt ist, und mit mindestens einem lenkbaren Vorderrad (3, 4), dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Sturzscheibe (15, 15a) über einen vorgegebenen Bereich gegenüber
dem Rahmen (7, 7') verdrehbar ist.
2. Rollstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Fitting (13) in zwei Sturzscheiben (15, 15a) gelagert ist.
3. Rollstuhl nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Fitting (13) in einer gegenüber dem Rahmen (7, 7') verschwenkbaren Schelle (14)
aufgenommen ist.
4. Rollstuhl nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Schelle (14) mit ihre Löcher (19) verbreiternden Ausnehmungen (17) versehen ist,
in die hierzu korrespondierende Nasen (16) in den Sturzscheiben (15, 15a) eingreifen.
5. Rollstuhl nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Fitting (13) mit der Schelle (14) und den Sturzscheiben (15, 15a) über zwei Gewindemuttern
am Rahmen (7, 7') verspannbar ist.
6. Rollstuhl nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schelle (14) mit mindestens einer Abflachung (22) versehen ist.
7. Rollstuhl nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die freien Schenkel der Schelle (14) mit einer kreisbogenförmigen Ausnehmung (18)
versehen sind.