[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung gemäß Oberbegriff Patentanspruch
1 oder 3 sowie auf ein Verfahren gemäß Oberbegriff Patentanspruch 11.
[0002] Die Bearbeitung von Werkstücken, insbesondere auch von quader- oder plattenförmigen
Werkstücken aus Kunststein (Betonstein, Terrazzo) oder Naturstein (Marmor, Granit)
an Oberflächen durch Fräsen und Schleifen ist bekannt, wobei sich diese Bearbeitungsmethoden
im Wesentlichen nur durch die Tiefe des Materialabtrags und durch die Korngröße der
verwendeten Fräs- und/oder Schleifelemente (nachstehend Schneidelemente) unterscheiden.
[0003] Der Materialabtrag erfolgt mit den Schneidelementen beispielsweise bis zu einer Arbeitstiefe
von 5 mm, und zwar in einem mehrstufigen Verfahren unter Verwendung mehrere Fräs-
und/oder Schleifwerkzeuge, die z. B. in einer Bearbeitungslinie einer stationären
Anlage in einer Vorschubrichtung der Werkstücke aufeinander folgend vorgesehen sind.
Die Fräs- und/oder Schleifwerkzeuge bestehen dabei grundsätzlich aus einem Werkzeugträger,
der bei der Bearbeitung um eine Werkzeugachse umlaufend angetrieben ist, und aus einer
Vielzahl von Schneidelementen, die kreisringförmig um die Werkzeugachse am Werkzeug-
oder Schneidelementträger angeordnet sind. Ein derartiges Fräs- und/oder Schleifwerkzeug
ist beispielsweise in der
EP 0 758 573 A1 beschrieben.
[0004] Die Fräs- und Schleifwerkzeuge können stationär angeordnet sein, d.h. außer der Rotationsbewegung
des jeweiligen Werkzeugs um seine Werkzeugachse und außer einer eventuellen Zustellbewegung
zur Einstellung der jeweiligen Arbeitstiefe findet bei der Oberflächenbearbeitung
keine weitere Bewegung des jeweiligen Fräs- und/oder Schleifwerkzeug statt. Bei der
Bearbeitung steht jedes Schneidelement bei jedem Umlauf des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs
während einer Arbeitsphase über die gesamte Breite des Werkstückes mit diesem in Eingriff
und ist dabei materialabtragend im Einsatz. An die Arbeitsphase schließt sich dann
jeweils eine Ruhe- oder Kühlphase an, in der sich das betreffende Schneidelement,
ohne materialabtragende Arbeit zu leisten, außerhalb des Werkstückes und/oder über
einer bereits bearbeitete Fläche des Werkstückes bewegt.
[0005] Die Schneidelemente bestehen aus einem diamanthaltigen Sintermetall, d.h. aus Sintermetall
mit darin enthaltenen bzw. eingebetteten Diamantkörnern. Für die Schleifbearbeitung
sind auch Schneidelemente mit anderen Schleifkörnungen (z.B. Korund) in Verwendung.
[0006] Das Bearbeiten von Oberflächen bei Werkstücken aus Kunststein und Naturstein erfolgt
bisher ausschließlich im Nassverfahren, bei dem Wasser als Kühlmittel für die Schneidelemente
verwendet wird, um u.a. eine Überhitzung der Schneidelemente und dabei insbesondere
der Diamantkörnung zu vermeiden, die (Überhitzung) zu einer Umwandlung der Diamantenkörner
in Graphit und damit zu einem Verlust der Arbeitsfähigkeit der Schneidelemente führen
würde.
[0007] Besonders nachteilig bei diesem Nassverfahren ist, dass in erheblichem Umfange Schleifschlamm
anfällt, der auf Deponien aufwendig und teuer entsorgt werden muss. Zur Reduzierung
des Wasseranteils und damit des zu entsorgenden Volumens sind in der Regel auch zusätzliche
Investitionen erforderlich, und zwar in Form von Absetzbecken, Filterpressen usw.
Das Nassverfahren bedingt weiterhin eine Korrosionsbelastung der gesamten Fräs- und
Schleifanlage, so dass konstruktiv die Anlage verteuernde Maßnahmen durch Verwendung
von korrosionsbeständigen Bauteilen und/oder Materialen erforderlich sind. Außerdem
ist an jedem Produktionsende, auf jeden Fall aber täglich mit einem erheblichen Zeitaufwand
eine gründliche Reinigung der gesamten Anlage erforderlich.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung aufzuzeigen, die derartige Nachteile
vermeidet. Zur Lösung dieser Aufgabe ist eine Vorrichtung entsprechend dem Patentanspruch
1 oder 3 ausgebildet. Ein Verfahren zur trockenen Oberflächenbearbeitung von Werkstücken
aus Natur- oder Kunststein durch Fräsen und/oder Schleifen ist Gegenstand des Patentanspruchs
11.
[0009] Stationäre Oberflächenbearbeitung bedeutet im Sinne der Erfindung insbesondere eine
Oberflächenbearbeitung auf bzw. in einer stationären Anlage. Durch die erfindungsgemäße
Ausbildung ergeben sich im Vergleich zu bekannten Vorrichtungen für das jeweilige
Schneidelement extrem kurze Eingriffslängen bzw. Eingriffszeiten, d.h. sehr kurze
Wege bzw. Längen und auch sehr kurze Zeiten, auf bzw. an denen das jeweilige Schneidelement
während der Arbeitsphase mit dem Werkstück materialabtragend bzw. abspanend in Eingriff
steht, wobei auf jede Arbeitsphase eine sehr lange Ruhe- oder Kühlphase folgt, in
der sich das betreffende Schneidelement, ohne materialabtragende Arbeit zu leisten,
außerhalb des Werkstückes und/oder über einer bereits bearbeitete Fläche des Werkstückes
bewegt.
[0010] Bei der erfindungsgemäßen Ausbildung ist diese Eingriffslänge wesentlich kürzer als
die Breite, die das jeweilige Werkstück senkrecht zu seiner Vorschubrichtung aufweist.
Durch die sehr kurze Eingriffslänge und insbesondere auch durch die im Vergleich zur
Eingriffszeit sehr viel längere Kühlzeit ist es möglich, die Bearbeitung der Werkstücke
mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung trocken durchzuführen und hierdurch die vorgeschilderten
Nachteile der Nassbearbeitung zu vermeiden, und zwar ohne dass eine die Schneidelemente
bzw. deren Diamantkörnung schädigende thermische Überlastung eintritt.
[0011] Die Vorschubgeschwindigkeit der Werkstücke sowie auch die Geschwindigkeit der Bewegung
der einzelnen Schneidelemente sind an das Material der Werkstücke angepasst, und zwar
derart, dass die Eingriffslängen im Bereich zwischen etwa 5 bis etwa 100 mm liegen.
Die unteren Werte für die Eingriffslänge gelten dabei insbesondere für hartes Natursteinmaterial,
wie Granit. Die oberen Werte für die Eingriffslänge gelten dabei insbesondere für
Naturstein- und/oder Kunststeinmaterialien, wie z. B. Marmor, Betonstein usw.
[0012] ln Weiterbildung der Erfindung kann die Vorrichtung auch so ausgeführt sein,
dass die Eingriffslänge, mit der jedes Schneidelement während einer Arbeitsphase mit
dem jeweiligen Werkstück in Eingriff steht, im Bereich zwischen 5 - 100 mm liegt,
und/oder
dass die Eingriffslänge kürzer ist als die Länge der sich quer zur Werkstückvorschubrichtung
erstreckenden Arbeitsstufe,
und/oder
dass das jeweilige Werkstück für den Vorschub an dem Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs
vorbei bewegt wird,
und/oder
dass das Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs für den Vorschub am Werkstück vorbei bewegt
wird,
und/oder
wenigstens ein Schneidelementträger vorgesehen ist, der an einer um die Werkzeugachse
umlaufend antreibbaren Grundeinheit um eine Schneidelementträgerachse drehbar gelagert
ist, die parallel zur Werkzeugachse orientiert und gegenüber dieser radial versetzt
ist, und dass der wenigstens eine Schneidelementträger um seine Schneidelementträgerachse
umlaufend antreibbar ist,
und/oder
dass an der Grundeinheit wenigstens zwei Schneidelementträger jeweils um ihre Trägerachse
drehbar und antreibbar vorgesehen sind,
und/oder
dass an der Grundeinheit wenigstens drei Schneidelementträger jeweils um ihre Trägerachse
drehbar und antreibbar vorgesehen sind,
und/oder
dass an der Grundeinheit wenigstens vier Schneidelementträger jeweils um ihre Trägerachse
drehbar und antreibbar vorgesehen sind,
und/oder
dass die Schneidelementträger tellerartig ausgebildet sind,
und/oder
dass die Schneidelementträger an der Grundeinheit jeweils denselben Achsabstand von
der Werkzeugachse aufweisen,
und/oder
dass der wirksame Durchmesser des wenigstens einen Schneidelementträgers 20 % bis
45 % des Durchmessers der Grundeinheit ist,
und/oder
dass der Antrieb für die Grundeinheit und den wenigstens einen Schneidelementträger
derart ausgebildet ist, dass der Schneidelementträger gleichsinnig oder gegensinnig
mit der Grundeinheit umläuft,
und/oder
dass die Schneidelemente mit ihren Fräs- und/oder Schleifflächen bzw. mit ihren der
Werkstückauflage zugewandten Flächen in einer gemeinsamen, senkrecht zu der Werkzeugachse
orientierten Ebene liegen,
und/oder
dass die Ebene einen Abstand von der Werkstückauflage aufweist, der kleiner ist als
die Dicke der beispielsweise platten- oder streifenförmigen Werkstücke,
und/oder
dass die Werkstückauflage von einem Transporteur oder Transportband gebildet ist,
und/oder
dass der wenigstens eine Schneidelementträger über einen Antriebsstrang mit dem Antrieb
der Grundeinheit verbunden ist,
und/oder
dass der Antriebsstrang ein Planetengetriebe aufweist oder planetengetriebeartig ausgebildet
ist,
und/oder
dass der wirksame Durchmesser des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs größer ist als die
Breite, die die Werkstücke senkrecht zur Werkstückvorschubrichtung aufweisen,
und/oder
dass die Drehgeschwindigkeit des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs um die Werkzeugachse
und/oder die Drehgeschwindigkeit der Schneidelementträger um ihre Trägerachsen regel-
oder einstellbar ist,
und/oder
dass die Vorrichtung für eine trockene Oberflächenbearbeitung von Werkstücken ausgebildet
ist,
wobei die vorgenannten Merkmale jeweils allein oder in beliebiger Kombination vorgesehen
sein können.
[0013] Weiterbildungen, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen und aus den Figuren.
Dabei sind alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale für sich oder
in beliebiger Kombination grundsätzlich Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer
Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung. Auch wird der Inhalt der
Ansprüche zu einem Bestandteil der Beschreibung gemacht.
[0014] Die Erfindung wird im Folgenden anhand der Figuren an einem Ausführungsbeispiel näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- in vereinfachter schematischer Darstellung das Werkzeug einer Schleif- oder Fräsmaschine
zur Bearbeitung von Kunststein- und/oder Natursteinflächen, zusammen mit einem zu
bearbeitenden plattenförmigen Werkstück;
- Fig. 2
- eine Draufsicht auf das Werkzeug und das mit diesem Werkzeug zu bearbeitende Werkstück;
- Fig. 3
- eine Teildarstellung der Figur 2 zur Erläuterung der Arbeitsweise des Werkzeugs bzw.
der an diesem Werkzeug vorgesehenen Fräs- und/oder Schleifelemente bzw. Schneidelemente.
[0015] In den Figuren ist 1 ein Werkstück in Form einer Platte aus Naturstein, beispielsweise
Marmor oder Granit oder in Form einer Platte aus Kunststein, welches (Werkstück) in
einer Fräs- oder Schleifanlage an seiner Oberseite bearbeitet wird. Das Werkstück
1 wird hierfür mit seiner Unterseite auf einem Transporteur 2 aufliegend Richtung
des Pfeils A (Vorschubrichtung) mit einer Vorschubgeschwindigkeit durch die nicht
näher dargestellte Fräs- und Schleifanlage bewegt. Der Transporteur 2 bildet bei der
dargestellten Ausführungsform eine horizontale Auflage- und Transportfläche für die
Werkstücke 1, so dass diese auch mit ihrer zu bearbeitenden Oberseite in einer horizontalen
Ebene angeordnet sind.
[0016] ln Vorschubrichtung A aufeinander folgend sind in der Fräs- und Schleifanlage mehrere,
die Oberseite 1.1 bearbeitende Werkzeuge vorgesehen, unter denen die Werkstücke 1
hindurchbewegt werden und von denen in den Figuren ein Fräs- und/oder Schleifwerkzeug
3 dargestellt ist.
[0017] Das Fräs- und Schleifwerkzeug 3 besteht im Wesentlichen aus einer Grundeinheit 4,
die um ihre vertikale, senkrecht zu der Oberseite 1.1 der zu bearbeitenden Werkstücke
1 orientierten Mittelachse mit ihrer Welle 4.1 durch einen nicht dargestellten Antrieb
umlaufend antreibbar ist. An der Grundeinheit 4 sind mehrere tellerartige Schneidelementträger
5 um ihre Achsen TA drehbar gelagert, und zwar derart, dass diese Achsen TA jeweils
parallel zur Werkzeugachse WA orientiert sind und bei der dargestellten Ausführungsform
jeweils den selben radialen Abstand von der Werkzeugachse WA aufweisen. Durch ein
in der Grundeinheit 4 aufgenommenes Getriebe sind bei umlaufender Grundeinheit 4 die
Schneidelementträger 5 um die Achsen TA umlaufend angetrieben, und zwar beispielsweise
gegensinnig zur Drehbewegung der Grundeinheit 4. Erreichbar ist dies beispielsweise
dadurch, dass die Schneidelementträger 5 bzw. deren Wellen 5.1 mit einem in der Grundeinheit
4 aufgenommenen und sich mit dieser nicht mitdrehenden Sonnenrad über jeweils ein
Zwischenrad zusammenwirken.
[0018] An der der Grundeinheit 4 abgewandten und den zu bearbeitenden Werkstücken 1 zugewandten
Unterseite sind die Schneidelementträger 5 entlang ihres Umfangs mit austauschbaren
Schneidelementen 6 versehen, die über die Schneidelementträgerunterseite vorstehen
und als Fräs- und Schleifstoff Diamantkorn enthalten, d.h. aus einer Sintermetallmatrix
mit Diamantkörnern bestehen.
[0019] Bei der dargestellten Ausführungsform sind an der Grundeinheit 4 insgesamt vier Schneidelementträger
5 vorgesehen. Die Anzahl dieser Schneidelementträger kann auch hiervon abweichen.
Wesentlich ist aber, dass sämtliche Schneidelemente 6 mit ihrer dem jeweiligen Schneidelementträger
5 abgewandten Arbeits- oder Fräs- bzw. Schleiffläche in einer gemeinsamen Ebene E
senkrecht zu den Achsen WA und TA liegen. Bei der dargestellten Ausführungsform sind
die einzelnen Schneidelemente 6 auf einem Kreis unmittelbar am Umfang des jeweiligen
Schneidelementträgers 5 vorgesehen. Dieser Kreis bildet somit den wirksamen Durchmesser
des jeweiligen Schneidelementträgers 5.
[0020] Das Fräs- und Schleifwerkzeug 3 ist unter Berücksichtigung der Dicke der Werkstücke
1 im Bezug auf den Transporteur 2 bzw. dessen Transportebene so zugestellt, d.h. mit
den Schneidelementen 6 in einem solchen Abstand von dem Transporteur 2 angeordnet,
dass bei Bearbeitung der Werkstücke 1 an deren Oberseite 1.1 ein Materialabtrag erfolgt
und sich zwischen dem bereits bearbeiteten Bereich der Oberseite 1.1 und dem noch
nicht bearbeiteten Bereich der Oberseite 1.1 eine bogenförmige, sich über die gesamte
Breite B des Werkstücks 1 erstreckende, in Vorschubrichtung A konkav öffnende und
sich mit fortschreitender Bearbeitung entgegen der Vorschubrichtung A über das Werkstück
bewegende Arbeitsstufe 7 ergibt, wie dies auch in der Figur 3 dargestellt ist.
[0021] Mit der Grundeinheit 4 werden die Schneidelementträger 5 beim Bearbeiten des jeweiligen
Werkstückes 1 über dem Werkstück drehend bewegt, und zwar derart, dass lediglich der
sich im Bereich der Arbeitsstufe 7 befindliche Schneidelementträger 5 bzw. an diesem
Schneidelementträger vorgesehene Schneidelemente 6 mit dem Werkstück 1 in Eingriff
stehen und materialabtragende Arbeit leisten, während die übrigen Schneidelementträger
5 und deren Schneidelemente 6 auf jeden Fall außer Eingriff mit dem Werkstück 1 sind
und sich bis zum nächsten Eingriff mit dem Werkstück 1 abkühlen können.
[0022] Da sich weiterhin auch jeder im Bereich der Arbeitsstufe 7 befindliche Schneidelementträger
5 um seine Achse TA dreht, sind die Schneidelemente 6 jedes im Bereich der Arbeitsstufe
7 angeordneten Schneidelementträgers 5 ebenfalls nur sehr kurz mit dem Werkstück 1
in Eingriff und werden nach diesem kurzen Eingriff aus dem Arbeitsbereich herausgedreht,
sodass hierdurch für jedes Schneidelement 6 neben einer kurzen Arbeitsphase eine zusätzliche
Kühlphase erreicht ist. Wie insbesondere auch die Figur 2 zeigt, ist der Schleif-
und Fräsdurchmesser des Fräs- und Schleifwerkzeugs größer als die Breite B der Werkstücke
1.
[0023] Die Figur 3 zeigt in starker Vereinfachung und ohne Berücksichtigung des Umstandes,
dass jeder Schneidelementträger 5 zusätzlich zu der Rotation um seine Achse TA auch
noch mit der Grundeinheit 4 um die Werkzeugachse WA bewegt wird, nochmals diesen Vorgang.
Da das Werkstück 1 mit einer Fördergeschwindigkeit gegen das sich im Bereich der Arbeitsstufe
7 befindliche Schneidelementträger 5 bewegt wird, ergibt sich für jedes an diesem
Schneidelementträger 5 vorgesehene Schneidelement 6 durch die Überlagerung der Vorschubbewegung
des Werkstückes 1 und der Drehbewegung des Schneidelementträgers 5 eine bogenförmige
Eingriffs- oder Arbeitslänge 8 für das jeweilige Schneidelement 6, die (Eingriffslänge)
wesentlich kürzer ist als eine halbe Umdrehung des Schneidelementträgers 5. Weiterhin
ist diese Eingriffslänge 8 auch wesentlich kürzer als die Breite B, die das Werkstück
1 senkrecht zur Vorschubrichtung A aufweist, sodass sich selbst für die im Bereich
der Arbeitsstufe 7 befindlichen Schneidelemente 6 eine kurze Arbeitsphase und daran
anschließend jeweils eine lange Kühlphase ergeben. Durch entsprechende Steuerung der
Vorschubgeschwindigkeit für die Werkstücke 1 sowie durch entsprechende Einstellung
der Drehgeschwindigkeit des Fräs- und Schleifwerkzeugs 3 bzw. der Grundeinheit 4 um
die Werkzeugachse WA und damit auch der Drehgeschwindigkeit der Schneidelementträger
5 um ihre Achsen TA kann die Eingriffslänge 8 variiert bzw. auf einen gewünschten
bzw. erforderlichen Wert eingestellt werden. Wie die Figur 3 auch zeigt, ist die Eingriffslänge
8 wesentlich kleiner als die Breite B, die die Werkstücke 1 senkrecht zur Werkstückvorschubrichtung
A aufweisen, und auf jeden Fall auch kleiner als die Länge der Arbeitsstufe 7.
[0024] Aus der vorstehenden Beschreibung ergibt sich, dass die Belastung, insbesondere auch
die thermische Belastung der Schneidelemente 6 durch die spezielle Ausbildung des
Fräs- und Schleifwerkzeugs 3 erheblich reduziert ist, sodass es mit diesem Fräs- und
Schleifwerkzeug 3 möglich ist, die Werkstücke 1, insbesondere auch solche aus einem
harten Naturstein, trocken zu bearbeiten, womit insbesondere die eingangs geschilderten
Probleme der Nassbearbeitung, vor allem auch hinsichtlich der Entsorgung des bei der
Nassbearbeitung anfallenden Schlammes entfallen.
[0025] Die Vorteile der Erfindung gegenüber herkömmlichen Verfahren werden auch in der nachfolgenden
vergleichenden Darstellung verdeutlicht, in der als Vergleichswert jeweils der Belastungsindex
sowie der Kühlindex für jedes Schneidelement 6 angegeben ist, und zwar bei herkömmlichen
Verfahren, bei denen die die Schneidelemente tragenden Werkzeug- oder Schneidelementträger
nur um eine einzige Achse umlaufend angetrieben werden, und bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren, bei dem die Schneidelementträger 5 planetenradartig sowohl um ihre eigene
Achse TA, als auch um die Werkzeugachse WA umlaufend angetrieben sind.
[0026] Der Belastungsindex ist definiert als Produkt aus der von dem jeweiligen Schneidelement
6 bearbeiteten Fläche und der Eingriffszeit, also:

[0027] Der Kühlindex ist definiert als Quotient aus Kühlzeit und Eingriffszeit für das jeweilige
Schneidelement 6, also:

1. Herkömmliche Bearbeitung von Marmor
[0028] Verwendet wird ein ein Fräswerkzeug in Form eines Ringfräsers mit einem Durchmesser
von 500 mm und mit 44 Schneidelementen, die kreisringförmig am Umfang um die einzige
Werkzeugachse verteilt vorgesehen sind.
Die Fräsbreite, d.h. die Breite des zu bearbeitenden Werkstücks beträgt 300 mm.
Die Vorschubgeschwindigkeit des Werkstücks beträgt 2,5 m/min.
Der Ringfräser wird mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 40 m/s angetrieben. Hierbei
ergeben sich dann folgende Werte:
- spezifischer Leistung (Materialabtrag je Zeiteinheit) |
7500 cm2/min |
- Eingriffslänge jedes Schneidelementes je Eingriff |
327 mm |
- bearbeitete Fläche oder Spanfläche je Eingriff |
0,51 mm2/mm-Segment |
- Eingriffszeit des Schneidelementes je Eingriff |
0,0082 s |
- Kühlzeit jedes Schneidelementes je voller Umdrehung Fräswerkzeug hieraus: |
0,039 s |
Belastungsindex 4 |
|
Kühlindex 5 |
|
2. Herkömmliche Bearbeitung von Betonwerkstein
[0029] Verwendet wird ein Fräswerkzeug in Form eines Ringfräsers mit einem Durchmesser von
720 mm und mit 72 Schneidelementen am Umfang.
Die Fräsbreite bzw. die Bereite der zu bearbeitenden Werkstücke beträgt 400 mm.
Der Vorschub der Werkstücke beträgt 3 m/min.
Der Ringfräser wird mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 40 m/s angetrieben. hieraus
ergibt sich:
- spezifische Leistung |
12 000 cm2/min |
- Eingriffslänge des Schneidelementes je Eingriff |
472 mm |
- Eingriffszeit des Schneidelementes je Eingriff |
0,012 s |
- Spanfläche je Eingriff |
1,3 mm2/mm-Segment |
- Kühlzeit jedes Schneidelementes je voller Umdrehung Fräswerkzeug hieraus: |
0,057 s |
- Belastungsindex 16 |
|
- Kühlindex 5 |
|
3. Bearbeitung von Betonwerkstein nach der Erfindung
[0030] Verwendet wird ein Fräswerkzeug mit einer Grundeinheit 4 mit einem Durchmesser von
1 200 mm, mit vier planetenartigen Schneidelementträgern 5 an dieser Grundeinheit
mit einem Durchmesser von jeweils 530 mm und mit insgesamt 85 Schneidelementen 6 an
jedem Schneidelementträger 5.
[0031] Die Grundeinheit 4 wird mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 69 m/s angetrieben.
Die Umfangsgeschwindigkeit der planetenartigen Schneidelementträger 5 beträgt entsprechend
der gewählten Übersetzung des Getriebes zwischen der Grundeinheit 4 und den Schneidelementträgern
5 29 m/s.
Die Schneidelementträger 5 laufen um ihre Achse TA gegensinnig zur Drehbewegung der
Grundeinheit 4 um, sodass sich eine überlagerte bzw. resultierende und reduzierte
Umfangsgeschwindigkeit von 40 m/s der Schneidelementträger 5 im Bereich der jeweiligen
Arbeitsstufe 7 ergibt.
Die Fräsbreite, d.h. die Breite der zu bearbeitenden Werkstücke beträgt 1 000 mm.
Die Vorschubgeschwindigkeit beträgt 3 m/min.
Hieraus ergeben sich: |
|
- spezifische Leistung |
30 000 cm2/min |
- Eingriffslänge des Schneidelementes 5 je Eingriff |
19 mm |
- Spanfläche je Eingriff Segment |
0, 7 mm/mm2- |
- Eingriffszeit jedes Schneidelementes 5 je Eingriff |
0,0007 s |
- Kühlzeit jedes Schneidelementes 5 je voller Umdrehung Fräswerkzeug 3 bzw. Grundeinheit
damit sind: |
0,107 s |
- Belastungsindex 0,5 |
|
- Kühlindex 148 |
|
[0032] Der vorstehende Vergleich zeigt, dass der Belastungsindex bei der Erfindung wenigstens
um den Faktor 10 niedriger liegt als bei herkömmlichen Fräs- und Schleifverfahren.
Außerdem ist der Kühlindex bei der Erfindung um ein Vielfaches größer als bei herkömmlichen
Fräs- und Schleifverfahren. Dies bedeutet, dass die thermische Belastung der einzelnen
Schneidelemente 6 bei der Erfindung um ein Vielfaches kleiner ist als bei bekannten
Verfahren bzw. Fräs- und Schleifwerkzeugen, sodass mit der Erfindung ohne die Gefahr
einer Beschädigung der Schneidelemente 6 bzw. der in diesen enthaltenen Diamantkörner
eine trockene Bearbeitung sowohl von Kunststein-Flächen (insbesondere Betonsteinflächen),
als auch von Natursteinflächen ermöglicht.
[0033] Die Erfindung wurde voranstehend an Ausführungsbeispielen beschrieben. Es versteht
sich, dass zahlreiche Änderungen sowie Abwandlungen möglich sind, ohne dass dadurch
der der Erfindung zugrunde liegende Erfindungsgedanke verlassen wird. So wurde vorstehend
davon ausgegangen, dass durch eine entsprechende Ausbildung des Antriebs für die Grundeinheit
4 und die Schneidelementträger 5 bzw. durch eine entsprechende Gestaltung der antriebsmäßigen
Verbindung zwischen diesen Elementen die Schneidelementträger 5 gegensinnig zur Grundeinheit
4 umlaufen. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, die Schnitt- und Arbeitsgeschwindigkeit
dadurch zu erhöhen, dass die Schneidelementträger 5 gleichsinnig mit der Grundeinheit
4 angetrieben werden, sodass sich im radial außen liegenden Umfangsbereich, d.h. am
Arbeitsbereich der einzelnen Fräs- und Schneidsegmente 6 eine resultierende Umfangsgeschwindigkeit
ergibt, die die Summe der Drehgeschwindigkeiten der Grundeinheit und der Schneidelementträger
5 entspricht.
[0034] Durch geeignete Wahl von Gegen- oder Gleichlauf und/oder von unterschiedlichen Unter-
oder Übersetzungen lassen sich vielfältige Kombinationen von Umfangsgeschwindigkeiten
realisieren.
[0035] Bevorzugt ist die Drehgeschwindigkeit bzw. Drehzahl der Grundeinheit 4 um die Achse
WA einstell- oder regelbar, was z.B. durch einen Antrieb mit wenigstens einem frequenzgesteuerten
Elektromotor realisiert werden kann. Hierdurch besteht dann insbesondere auch die
Möglichkeit, im praktischen Betrieb Werkstücke aus unterschiedlichen Materialien in
kurzer Abfolge zu bearbeiten und für das jeweilige Material optimale Bearbeitungsbedingungen
für die Schneidelemente einzustellen.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 1
- Werkstück
- 1.1
- Werkstückoberseite
- 1.2
- Werkstückunterseite
- 2
- Transporteur
- 3
- Fräs- und Schleifwerkzeug
- 4
- Grundeinheit
- 4.1
- Welle der Grundeinheit 4
- 5
- Segmentträger bzw. Schneidelementträger
- 5.1
- Welle des Schneidelementträgers 5
- 6
- Fräs- und Schleifelement bzw. -segment
- 7
- Arbeitsstufe
- 8
- Eingriffslänge
- A
- Werkstückvorschubrichtung
- B
- Breite
- E
- Ebene
1. Vorrichtung zur stationären Oberflächenbearbeitung von Werkstücken (1) aus Natur-
oder Kunststein durch Fräsen und/oder Schleifen, mit wenigstens einem um eine Werkzeugachse
(WA) umlaufend antreibbaren Fräs- und/oder Schleifwerkzeug (3) mit einer Vielzahl
von Schneidelementen (6), die an einer, einer Werkstückauflage (2) zugewandten Seite
des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs (3) derart vorgesehen sind, dass die Oberflächenbearbeitung
des jeweiligen Werkstücks (1) bei umlaufend angetriebenem Fräs- und/oder Schleifwerkzeug
(3) und bei Relativ- oder Vorschubbewegung zwischen dem Werkstück (1) und dem Fräs-
und/oder Schleifwerkzeug (3) durch Materialabtrag unter Bildung einer sich mit dem
Vorschub über die Werkstückfläche fortschreitend bewegenden Arbeitsstufe (7) erfolgt,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Drehbewegung des wenigstens einen Schneidelementträgers (5) wenigstens eine weitere
Bewegungskomponente derart überlagert ist,
dass die Eingriffslänge, mit der jedes Schneidelement (5) während einer Arbeitsphase mit
dem jeweiligen Werkstück (1) in Eingriff steht, kürzer ist als die Länge der sich
quer zur Werkstückvorschubrichtung (A) erstreckenden Arbeitsstufe (7),
und/oder
dass dass die Eingriffslänge für jedes Schneidelementes (6) im Bereich zwischen 5 - 100
mm liegt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das jeweilige Werkstück (1) für den Vorschub an dem Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs
(3) vorbei bewegt wird,
und/oder
dass das Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs (3) für den Vorschub am Werkstück (1) vorbei
bewegt wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch wenigstens einen Schneidelementträger (5), der an einer um die Werkzeugachse (WA)
umlaufend antreibbaren Grundeinheit (4) um eine Schneidelementträgerachse (TA) drehbar
gelagert ist, die parallel zur Werkzeugachse (WA) orientiert und gegenüber dieser
radial versetzt ist, und dass der wenigstens eine Schneidelementträger (5) um seine
Schneidelementträgerachse (TA) umlaufend antreibbar ist,
wobei an der Grundeinheit (4) beispielsweise wenigstens zwei oder wenigstens drei
oder wenigstens vier Schneidelementträger (5) jeweils um ihre Trägerachse (TA) drehbar
und antreibbar vorgesehen sind.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneidelementträger (5) tellerartig ausgebildet sind,
und/oder
dass die Schneidelementträger (5) an der Grundeinheit (4) jeweils denselben Achsabstand
von der Werkzeugachse (WA) aufweisen.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der wirksame Durchmesser des wenigstens einen Schneidelementträgers (5) 20 % bis
45 % des Durchmessers der Grundeinheit (4) ist.
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb für die Grundeinheit (4) und den wenigstens einen Schneidelementträger
(5) derart ausgebildet ist, dass der Schneidelementträger (5) gleichsinnig oder gegensinnig
mit der Grundeinheit (4) umläuft.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneidelemente (6) mit ihren Fräs- und/oder Schleifflächen bzw. mit ihren der
Werkstückauflage (2) zugewandten Flächen in einer gemeinsamen, senkrecht zu der Werkzeugachse
(WA) orientierten Ebene (E) liegen,
wobei die Ebene beispielsweise einen Abstand von der Werkstückauflage (2) aufweist,
der kleiner ist als die Dicke der beispielsweise platten- oder streifenförmigen Werkstücke
(1).
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstückauflage von einem Transporteur oder Transportband gebildet ist,
und/oder
dass der wenigstens eine Schneidelementträger (5) über einen Antriebsstrang mit dem
Antrieb der Grundeinheit (4) verbunden ist, wobei der Antriebsstrang beispielsweise
ein Planetengetriebe aufweist oder planetengetriebeartig ausgebildet ist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der wirksame Durchmesser des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs (3) größer ist als die
Breite, die die Werkstücke (1) senkrecht zur Werkstückvorschubrichtung (A) aufweisen.
10. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehgeschwindigkeit des Fräs- und/oder Schleifwerkzeugs (3) um die Werkzeugachse
(WA) und/oder die Drehgeschwindigkeit der Schneidelementträger (5) um ihre Trägerachsen
(TA) regel- oder einstellbar ist.
11. Verfahren Oberflächenbearbeitung von Werkstücken (1) aus Natur- oder Kunststein durch
Fräsen und/oder Schleifen, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche für eine
stationäre, beispielsweise trockene Oberflächenbearbeitung.