[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Presse zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge
aus Pulvermaterial nach dem Patentanspruch 1.
[0002] Pressen zur Herstellung von maßhaltigen Preßlingen aus Pulvermaterial weisen grundsätzlich
eine Matrize, mindestens einen Ober- und mindestens einen Unterstempel auf, die von
entgegengesetzten Seiten das Pulvermaterial in dem Hohlraum der Matrize verdichten.
Ober- und Unterstempel sind z. B. mit dem Stößel bzw. der Kolbenstange eines Hydraulikzylinders
verbunden, die am Pressengestell angebracht sind. Das Pulvermaterial wird mit einer
geeigneten Befüllvorrichtung in die Matrizenbohrung eingegeben, wobei die Stellung
des Unterstempels normalerweise die Füllhöhe bzw. das Füllvolumen vorgibt. Nach dem
Verpressen des Materials wird der Preßling aus der Matrizenbohrung entfernt.
[0003] Bei derartigen Pressen werden unterschiedliche Ausführungen verwendet. Bei sog. einseitigen
Pressen sind Unterstempel und Matrize feststehend. Bei doppelseitigen Pressen wird
die Matrize entweder schwimmend oder zwangsbewegt bei festem oder beweglichem Unterstempel.
Für das Entformen des Preßlings wird entweder das sog. Ausstoßverfahren oder das Abzugsverfahren
verwendet. Beim Ausstoßverfahren wird der Preßling mit Hilfe des Unterstempels aus
der stillstehenden Matrize herausbewegt, während beim Abzugsverfahren der Unterstempel
feststeht und die Matrize bewegt wird.
[0004] Die Preßwerkzeuge sind normalerweise nicht unmittelbar an den hydraulischen Verstellantrieben
angebracht, sondern über sog. Adaptoren. So ist etwa die Matrize auf einer Matrizenhalteplatte
aufgespannt, die - falls beweglich - ihrerseits mittels Kraftübertragungselementen
mit einem Verstellantrieb verbunden ist. Das gleiche gilt für Ober- und Unterstempel,
die an entsprechenden Halteplatten angebracht sind. Dadurch können unterschiedliche
Preßwerkzeuge in eine bestehende Presse eingebaut werden.
[0005] Eine Presse wird im Stand der Technik danach ausgelegt, welches Entformungsprinzip
angewendet wird. Ein Umbau auf das jeweils andere Entformungsprinzip kommt daher normalerweise
nicht in Betracht.
[0006] Zur Steuerung bzw. Regelung eines Preßvorgangs ist die Kenntnis von mindestens zwei
Parametern von Bedeutung. Zum einen wird die Preßkraft gemessen, um die maximale Kraft
zu bestimmen, mit welcher das Pulver komprimiert wird. Gegebenenfalls ist auch der
Preßkraftverlauf der Werkzeuge über den Weg bzw. über die Zeit während des Preßvorgangs
hilfreich. Ein weiterer Parameter ist die Position von Ober- und Unterstempel im Hinblick
auf eine Referenz, welche üblicherweise durch die Oberkante der Matrize gebildet wird.
Bekanntlich kommt es durch Temperatureinflüsse und die Preßkräfte zu Längenänderungen
des Pressengestells, der Kraftübertragungselemente und der Werkzeuge. Mit Hilfe geeigneter
Meßsysteme kann die Lage der Werkzeuge über deren Adaptoren zwar gemessen werden,
ohne eine Korrektur über die jeweilige Temperatur und Preßkraft sind die Positionsbestimmungen
nicht ausreichend genau genug. Daneben besteht die Gefahr, dass die Meßsysteme selbst
bzw. deren Anbringung temperaturabhängige und preßkraftabhängige Verformungen erleiden
und daher Ungenauigkeiten in die Messung hineintragen.
[0007] Aus
DE 102 54 656 B4 ist eine typische Hydraulikpresse bekannt geworden, bei der eine Matrizenhalteplatte
und eine Mehrzahl von Stempelträgern (Adaptoren) über Hydraulikantriebe verstellbar
im Pressengestell gelagert sind. Bei der bekannten Presse sind Abstützvorrichtungen
vorgesehen, welche die Stempelträger in Pressenendstellung relativ zum Grundkörper
des Pressengestells abstützen. Aus
DE 3142126 B1 ist eine Presse zur Herstellung von gestuften maßhaltigen Pulverpreßlingen aus keramischem
Material bekannt geworden, bei der Unterstempel tragende Aufnahmeplatten sämtlich
von einer Grundplatte aus hydraulisch bewegbar sind und in der Pressenendstellung
als Aufnahmeplatten auf einstellbaren mechanischen Anschlägen der Grundplatte aufsitzen.
Die Aufnahmeplatten sind zum Ausstoßen der Preßlinge nach Abziehen der Matrize und
Freikommen der mit der Matrize in Berührung stehenden Mantelfläche des Preßlings gemeinsam
jeweils bis zum Freikommen der nächsten Kontaktfläche stufenweise hochfahrbar. In
den durch Festanschläge gebildeten Pressenendstellungen wird bei beiden Pressen die
Gegenkraft oder Abstützkraft durch mechanische Anschläge gebildet.
[0008] Aus
DE 103 00 722 B3 ist eine Presse bekannt geworden, bei der ein oberer und ein unterer Schlitten für
die Anbringung eines Ober- und Unterstempels an einer Führungssäule vertikal geführt
sind. Die Führungssäule ist an einem Gestelltisch befestigt, auf dem auch die Matrizenhalteplatte
angebracht ist. Eine verschleißfreie Führung der Halteplatten erfolgt dadurch, dass
über ein Winkelausgleichselement und ein Lateralausgleichselement eine Anbindung der
Schlitten an den Hydraulikantrieb erfolgt.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Presse zur Herstellung maßhaltiger
Preßlinge aus Pulvermaterial zu schaffen, die eine möglichst fehlerarme Positionsbestimmung
der Werkzeuge ermöglicht.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0011] Bei der erfindungsgemäßen Presse ist eine Halterung für ein einziges Meßlineal in
vertikaler Richtung vom Pressengestell entkoppelt. Somit ist eine Relativbewegung
zwischen Pressengestell und Halterung möglich, wodurch thermisch und durch Preßkräfte
bedingte Längenänderungen des Pressengestells keine Längenänderungen der Halterung
bewirken. Das Meßlineal ist z.B. an einer vom Pressengestell entkoppelten Vertikalführung
für die Halteplatten angebracht. Da die Halterung bzw. die Vertikalführung zwar eigene
thermisch bedingte Längenänderungen aufweist, müssen diese bei den gemessenen Positionswerten
berücksichtigt werden, Längenänderungen des Pressengestells hingegen, insbesondere
auch aufgrund von Preßkräften, wirken sich hingegen auf das Meßlineal nicht aus. Die
Abstände der Halteplatten sind im übrigen ebenfalls weitgehend ohne nennenswerte Temperatureinflüsse.
[0012] Vorteilhaft ist, wenn nach einer Ausgestaltung der Erfindung das Meßlineal nur in
Höhe einer Referenzebene für die Preßwerkzeuge befestigt ist, beispielsweise in Höhe
einer Aufspannfläche für die Matrize auf der Matrizenhalteplatte. Der thermische Fixpunkt
befindet sich naturgemäß in der Mitte eines Längenmeßsystems. Sind davon mehrere vorgesehen,
kommt es zu einem Richtungswechsel der Längenausdehnung, wenn der Meßschlitten diesen
Fixpunkt durchfährt. Bei der Erfindung ist lediglich ein Fixpunkt vorgesehen, nämlich
in der Referenzebene. Dadurch wirken sich thermische Dehnungen der Vertikalführung
nicht störend auf das Meßlineal aus, sodass nur thermische Dehnungen des Meßlineals
selbst zu berücksichtigen sind.
[0013] Das erfindungsgemäße Meßsystem läßt sich für unterschiedliche Betriebsarten einer
Presse anwenden, unabhängig davon, ob das Ausstoß- oder Abzugsverfahren verwendet
wird.
[0014] Wie erwähnt, ist bei der Erfindung eine spezielle Anordnung der Vertikalführung vorgesehen.
Nach einer Ausgestaltung der Erfindung wird hierzu vorgeschlagen, dass die Vertikalführung
von einer vertikalen Führungssäule gebildet ist, die bezüglich der Hauptpreßachse
exzentrisch im Pressengestell angeordnet ist und zwei parallele vertikale Führungsbahnen
für Halteplatten aufweist.
[0015] Für die Anordnung der Führungssäule sieht eine Ausgestaltung der Erfindung vor, dass
das untere Ende der Führungssäule zusammen mit einem unteren Verstellantrieb am Pressengestell
befestigt und in allen Richtungen festgelegt ist und das obere Ende der Führungssäule
nur in horizontaler Richtung am Pressengestell festgelegt ist, während vertikale Relativbewegungen
von Führungssäule und Pressengestell zugelassen sind. Die Führungsbahnen werden nach
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung von vorzugsweise im Querschnitt parallelen
schwalbenschwanzförmigen Führungsschienen gebildet, die an der einteiligen Führungssäule
befestigt sind und an den Führungsschienen Führungswagen geführt sind, mit denen jeweils
eine Halteplatte verbunden ist.
[0016] Da von den Halteplatten auf die Führungssäule keine Kräfte übertragen werden sollen,
ist die Ausrichtung der Achsen der geführten Halteplatten wünschenswert. Daher sieht
eine Ausgestaltung der Erfindung vor, dass der obere Verstellantrieb formschlüssig
in einer oberen Lagerplatte sitzt, die ihrerseits mit einer oberen Verbindungsplatte
des Pressengestells verschraubt ist. Mit dem oberen Ende der Führungssäule ist eine
Ausrichtplatte verbunden, und Lagerplatte und Ausrichtplatte haben eine Formschlußverbindung
derart, dass sie nur horizontal zueinander festlegbar sind. Der untere Verstellantrieb
sitzt formschlüssig in einer unteren Lagerplatte und die Führungssäule stützt sich
auf dieser Lagerplatte ab. Erfolgt nun durch den Formschluß eine Verbindung der Ausrichtplatte
mit der oberen Lagerplatte, ist damit automatisch eine Ausrichtung der Achsen von
oberer und unterer Lagerplatte und damit auch von Ober- und Unterstempel gegeben.
Lagerplatte und Ausrichtplatte weisen vorzugsweise mindestens ein Paar zueinander
ausrichtbarer Bohrungen auf, die jeweils einen Paßstift aufnehmen.
[0017] Halteplatten, Werkzeuge, Vertikalführung und Meßlineal sind naturgemäß Längendehnungen
in Abhängigkeit von den herrschenden Temperaturen unterworfen. Bei einer genauen Messung
der Position von Unter- und Oberstempel bzw. von Matrize sind daher diese wärmebedingten
Längenänderungen zu berücksichtigen. Eine unmittelbare Messung des oberen Endes des
Unterstempels bzw. des unteren Endes des Oberstempels ist naturgemäß ausgeschlossen.
Deren Position kann daher nur durch die Position der Halteplatten bestimmt werden.
Eine Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass den Preßwerkzeugen und/oder den Halteplatten
und/oder der Vertikalführung und/oder dem Meßlineal Temperatursensoren zugeordnet
sind und ein Rechner vorgesehen ist, in den die Positionssignale des Meßlineals und
die Meßsignale der Temperatursensoren eingegeben werden und der Rechner unter Berücksichtigung
der Temperaturausdehnungskoeffizienten der Werkstoffe für die in ihrer Temperatur
erfaßten Teile Längen und damit die Positionswerte der Preßwerkzeuge nach Maßgabe
der Temperaturwerte korrigiert.
[0018] Durch die Preßkraft verformen sich auch die Preßwerkzeuge. Es ist daher nach einer
Ausgestaltung der Erfindung vorteilhaft, wenn mit Hilfe von Kraftmeßgliedem, die auf
die Preßwerkzeuge ausgeübten Kräfte gemessen und die Meßwerte in den Rechner gegeben
werden. Der Rechner korrigiert nach Maßgabe der Federkernlinien der Preßwerkzeuge
die mit dem Meßlineal gemessenen Positionswerte.
[0019] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert:
- Fig. 1
- zeigt perspektivisch den Aufbau einer Lagerung der Halteplatten für eine Hydraulikpresse
ohne Pressengestell und Hydraulikantriebe nach der Erfindung,
- Fig. 2
- zeigt schematisch einen Schnitt durch den Aufbau nach Figur 1 mit einer Andeutung
des Pressengestells und der oberen und unteren Hydraulikantriebe,
- Fig. 3
- zeigt schematisch die Draufsicht auf die Anordnung nach Figur 2,
- Fig. 4
- zeigt schematisch eine ähnliche Darstellung wie Figur 2 mit einem Positions-Meßsystem,
- Fig. 5
- zeigt die Ansicht der schematischen Anordnung nach Figur 4 in Richtung Pfeil 5,
- Fig. 6
- zeigt schematisch die Positionsbestimmung der Preßwerkzeuge nach Fig. 2.
[0020] In Fig. 1 ist eine Lagerplatte 10 zu erkennen, auf der eine Führungssäule 12 von
im Wesentlichen rechteckigem bzw. quadratischem Querschnitt abgestützt ist. Die Führungssäule
12 ist vorzugsweise einteilig geformt und kann auch einteilig mit der Lagerplatte
10 ausgebildet sein.
[0021] An einer Seite der Führungssäule 12 sind zwei parallele Führungsschienen 14, 16 angebracht,
vorzugsweise mittels Verschraubung, die im Querschnitt schwalbenschwanzförmig sind.
Die vertikalen parallelen Führungsschienen 14,16 lagern Führungswagen 18, 20, 22,
24, 26, 28 und 30, 32, welche an horizontalen, axial beabstandeten Halteplatten 34
bis 40 angebracht sind. Die Halteplatten sind im Wesentlichen gleich aufgebaut und
weisen im Schnitt T-Form auf. Die obere Halteplatte 34 dient zur Aufspannung eines
Oberstempels (nicht gezeigt), die Halteplatte 36 ist eine Matrizenhalteplatte und
dient zur Aufspannung einer Matrize, und die unteren Halteplatten 38, 40 dienen zur
Aufspannung von Unterstempeln. Die Halteplatten 34 bis 40 können mit einem in Figur
1 nicht dargestellten oberen und unteren Hydraulikantrieb gekoppelt werden zwecks
vertikaler Verstellung entlang den Führungsschienen 14, 16. Hierauf wird weiter unten
noch eingegangen. Die unteren Halteplatten 38, 40 haben Durchbrüche 42, 44 für die
Hindurchführung von Kraftübertragungselementen eines unteren Hydraulikantriebs zu
der jeweils darüber liegenden Halteplatte, d.h. im vorliegenden Fall der Matrizenhalteplatte
36 bzw. der Halteplatte 38.
[0022] An dem oberen Ende der Führungssäule 12 ist eine horizontale Ausrichtplatte 46 befestigt,
die zwei Bohrungen 48 nahe dem freien Ende aufweist.
[0023] Auf der in Figur 1 rechten Seite der Führungssäule 12 ist ein Meßlineal 47 angebracht,
auf dem Meßschlitten 48, 50, 52, 54 gleiten. Die Meßschlitten 48 bis 54 sind jeweils
mit einer Halteplatte 34 bis 40 gekoppelt. Mit Hilfe der Meßschlitten 48 bis 54 und
des Meßlineals 47 wird die Position der Halteplatten 34 bis 40 ermittelt und damit
die Position der nicht gezeigten Preßwerkzeuge.
[0024] In Figur 2 und 3 ist die Anordnung der in Figur 1 gezeigten Einheit in einem Pressengestell
angedeutet.
[0025] Wie aus Figur 2 und 3 hervorgeht, weist ein Pressengestell vier im Quadrat angeordnete,
vertikale Gestellsäulen 56 auf, die im oberen Bereich durch eine obere Verbindungsplatte
58 und im unteren Bereich durch eine Verbindungsplatte 60 miteinander verbunden sind.
Die Verbindungsplatten 58, 60, die horizontal verlaufen, weisen kreisförmige Durchbrüche
62 bzw. 64 auf.
[0026] Die untere Lagerplatte 10 weist eine kreisförmige Öffnung 66 auf, in der formschlüssig
ein unterer Hydraulikantrieb 68 eingesetzt ist. Die Lagerplatte 10 ist in dem Durchbruch
der Verbindungsplatte 60 verschraubt. Die Führungssäule 12 stützt sich auf einem radialen
Ansatz 70 der Lagerplatte 10 ab und ist mit diesem verschraubt. In den Figuren 2 und
3 ist jeweils nur eine Halteplatte angedeutet, beispielsweise die Halteplatte 38 für
einen Unterstempel. Eine obere Lagerplatte 72 nimmt formschlüssig einen oberen Hydraulikantrieb
74 auf. Die Lagerplatte 72 kann in der Ausnehmung der oberen Verbindungsplatte 58
verschraubt werden. Die Lagerplatte 72 hat zwei Bohrungen, von denen eine bei 76 gezeigt
ist. Sie sind zu den Bohrungen 48 der Ausrichtplatte 46 ausrichtbar. Durch das Paar
Bohrungen können Paßstifte gesteckt werden, von denen einer bei 78 in Figur 2 gezeigt
ist. Dadurch ist es möglich, die Lagerplatte 72 horizontal bezüglich der Ausrichtplatte
46 zu positionieren und dadurch auch die Achse des oberen Hydraulikantriebs 74 in
Flucht zur Achse des unteren Hydraulikantriebs 68 zu bringen, wodurch eine gemeinsame
vertikale Achse 73 erreicht wird. In vertikaler Richtung kann zwischen der Führungssäule
12 und dem Gestell, hier dargestellt durch die Säulen 56 und die Verbindungsplatten
60, 58 eine Relativbewegung zugelassen werden.
[0027] In den Figuren 4 und 5 ist die Anordnung nach Figur 2 schematisch angedeutet. Mit
Figur 2 sind gleiche Teile in den Figuren 4 und 5 mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Man erkennt außerdem eine Matrize 102 auf der Matrizenhalteplatte 36, einen Oberstempel
104 an der oberen Halteplatte 34 und einen Unterstempel 106 an der unteren Halteplatte
38. Ober- und Unterstempel 104, 106 wirken mit der Matrize 102 zusammen.
[0028] Die Preßwerkzeuge sind in den Figuren 4 und 5 in einer Referenzierungsposition dargestellt,
wobei die Oberkante der Matrize 102 für die Referenzierung maßgeblich ist. Durch das
Referenzieren wird der Werkzeug-Nullpunkt des Systems festgelegt. Weitere Werkzeugteile
beziehen sich auf diesen Nullpunkt. Die thermische Bezugsebene ist die Aufspannebene
der Halteplatte 36 für die Matrize 102, d.h. die Oberseite der Matrizenhalteplatte
36, mit der der Meßschlitten 50 zusammenwirkt. In dieser Ebene ist bei 108 das Meßlineal
47 an der Säule 12 befestigt, und zwar nur in dieser Ebene.
[0029] Die Messung der Werkzeuglängen ist nicht unmittelbar möglich, sondern - wie erwähnt
- über die Halteplatten 34 bis 38. Daher ist die Temperatur, die beim Referenzieren
gemessen wird, mit einzubeziehen. Eine Temperaturmessung findet an den mit "T" bezeichneten
Punkten statt, d.h. an den Halteplatten 34 bis 38, Oberstempel 104 und Unterstempel
106 sowie auch in der Matrize 102. Bei der Messung der Werkzeuglängen 1 im Betrieb
muß daher der beim Referenzieren ermittelte Wert in die gemessene Temperatur eingezogen
werden. Außerdem treten bei Preßkräften Längenänderungen auf, die mit Hilfe von Kraftmeßdosen,
Sensoren oder dergleichen gemessen werden. Auch diese Werte müssen zur Korrektur der
jeweiligen Werkzeugpositionen mitberücksichtigt werden.
[0030] Um die beschriebenen Operationen durchrühren zu können, bedarf es eines Rechners,
in den die vom Meßlineal 47 gemessenen Signalwerte sowie auch die Temperaturwerte
und Kraftwerte eingegeben werden, um die jeweiligen aktuellen Längen 1 zur Bestimmung
der Position der Werkzeuge zu berechnen.
[0031] Bezüglich Figur 5 bleibt noch nachzutragen, dass auf gegenüberliegenden Seiten Stützelemente
120, 122 vorgesehen sind, die sich auf der Platte 10 abstützen und ihrerseits die
Matrizenhalteplatte 36 mechanisch abstützen. Sie sind so angeordnet, dass sie um eine
vertikale Achse verdreht werden können, um wahlweise unterhalb der Matrizenhalteplatte
36 oder außerhalb von dieser angeordnet zu sein. Ist die Matrizenhalteplatte für das
Ausstoßverfahren stationär, nehmen die Stützelemente 120, 122 die in Figur 5 gezeigte
Position ein. Beim Abzugverfahren ist hingegen die Matrizenhalteplatte 36 beweglich.
[0032] In Figur 6 ist ein Steuerrechner 126 angedeutet, in den die Temperaturwerte T von
den einzelnen Sensoren eingegeben werden. Außerdem werden einzelne Preßkraftwerte
P, die von nicht gezeigten Preßkraftmeßgliedern gemessen werden, in den Rechner 126
eingegeben. In den Rechner werden schließlich die Meßsignale der Meßschlitten 48,
50 und 52 am Meßlineal 47 eingegeben, welcher mittels der Längen 1 für Unter- und
Oberstempel 104, 106 und die Matrize 102 die einzelnen Positionen der Preßwerkzeuge
bestimmt unter Berücksichtigung der Temperaturwerte und der Preßkraftwerte, um welche
die Längenwerte korrigiert werden müssen. Nach Maßnahme der korrigierten Längenwerte
werden dann entsprechende Positionswerte P
OS, P
M und P
US für die Preßwerkzeuge ermittelt zwecks Steuerung bzw. Regelung der Hydraulikzylinder
für die Preßwerkzeuge. In Figur 6 sind nur die Ausgänge für einen oberen und einen
unteren Hydraulikzylinder angedeutet durch HZ
O und HZ
U.
1. Presse zur Herstellung maßhaltiger Preßlinge aus Pulvermaterial, mit einem Pressengestell,
einer Matrizenhalteplatte, mindestens einer Oberstempelhalteplatte, mindestens einer
Unterstempelhalteplatte, Verstellantrieben für Oberstempel- und Unterstempelhalteplatte
und/oder Matrizenhalteplatte, einer Vertikalführung in dem Pressengestell für mindestens
die Ober- und Unterstempelhalteplatte und einer Meßvorrichtung zur Messung der Position
der Oberstempelhalteplatte, der Unterstempelhalteplatte und/oder der Matrizenhalteplatte,
dadurch gekennzeichnet, dass ein einziges Meßlineal in seinem thermischen Fixpunkt an der Matrizenplatte, einer
vom Pressengestell in vertikaler Richtung entkoppelten Stütze oder an der Vertikalführung
angebracht ist, wobei an dem Meßlineal mit den Halteplatten zusammenwirkende Meßschlitten
gerührt sind.
2. Presse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vertikalführung für mindestens zwei Halteplatten von dem Pressengestell im Hinblick
auf in vertikaler Richtung wirkender Längenänderungen des Pressengestells und der
Vertikalführung entkoppelt ist.
3. Presse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Meßlineal (47) nur in Höhe einer Referenzebene (108) für die Preßwerkzeuge (104,
102, 106) befestigt ist.
4. Presse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Referenzebene die Aufspannfläche der Matrizenhalteplatte (36) für die Matrize
(102) ist.
5. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Vertikalführung von einer vertikalen Führungssäule (12) gebildet ist, die exzentrisch
im Pressengestell angeordnet ist und zwei parallele vertikale Führungsbahnen für die
Halteplatten (34, 36, 38) aufweist.
6. Presse nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das untere Ende der Führungssäule (12) zusammen mit einem unteren Verstellantrieb
(68) am Pressengestell befestigt und in allen Richtungen festgelegt ist und das obere
Ende der Führungssäule (12) nur in horizontaler Richtung am Pressengestell festgelegt
ist, während vertikale Relativbewegungen von Führungssäule (12) und Pressengestell
zugelassen sind.
7. Presse nach Anspruch 5 oder6, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungsbahnen von vorzugsweise im Querschnitt parallelen schwalbenschwanzförmigen
Führungsschienen (14, 16) gebildet sind, die an der einteiligen Führungssäule (12)
befestigt sind und an den Führungsschienen (14, 16) Führungswagen (18 bis 32) geführt
sind, mit denen jeweils eine Halteplatte (34, 36, 38, 40) verbunden ist.
8. Presse nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Verstellantrieb (74) formschlüssig in einer oberen Lagerplatte (72) sitzt,
die ihrerseits mit einer oberen Verbindungsplatte (58) des Pressengestells verschraubt
ist, mit dem oberen Ende der Führungssäule (12) einer Ausrichtplatte (46) verbunden
ist, Lagerplatte (72) und Ausrichtplatte (46) durch eine Formschlußverbindung horizontal
zueinander festlegbar sind, der untere Verstellantrieb (68) formschlüssig in einer
unteren Lagerplatte (10) sitzt und die Führungssäule (12) auf der unteren Lagerplatte
(10) abgestützt ist.
9. Presse nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass obere Lagerplatte (72) und Ausrichtplatte (46) mindestens ein Paar zueinander ausrichtbarer
Bohrungen (76, 48) aufweisen, zur Aufnahme eines Paßstiftes (78).
10. Presse nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass Gestellsäulen (56) ein Rechteck vorzugsweise ein Quadrat aufspannen und die Führungssäule
(12) in einem Eckbereich des Rechtecks bzw. des Quadrats auf der Innenseite einer
zugeordneten Gestellsäule (56) angeordnet ist.
11. Presse nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, den Preßwerkzeugen (104, 102, 106) und/oder den Halteplatten (34, 36, 38) und/oder
der Vertikalführung und/oder dem Meßlineal (47) Temperatursensoren zugeordnet sind
und ein Rechner (126) vorgesehen ist, in den die Positionssignale des Meßlineals (47)
und die Meßsignale der Temperatursensoren gegeben werden und der Rechner (126) unter
Berücksichtigung der Temperaturausdehnungskoeffizienten der Werkstoffe für die in
ihrer Temperatur erfaßten Teile die Positionswerte bzw. die Längenwerte der Preßwerkzeuge
(104, 102, 106) nach Maßgabe der Temperaturwerte korrigiert.
12. Presse nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass mit Hilfe von Kraftmeßgliedem die auf die Preßwerkzeuge (104, 102, 106) ausgeübten
Kräfte gemessen und in de n Rechner (126) gegeben werden und der Rechner nach Maßgabe
der Federkernlinien der Preßwerkzeuge (104,102, 106) die mit dem Meßlineal (47) gemessenen
Positions- bzw. Längenwerte korrigiert.