[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hörsystem mit einer ersten Hörvorrichtung
zum Tragen im/am Ohr und einer zweiten Hörvorrichtung ebenfalls zum Tragen im/am Ohr.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung ein binaurales Hörgerätesystem. Die
Erfindung kann aber auch auf andere Hörvorrichtungen wie Headsets, Kopfhörer und dergleichen
angewandt werden.
[0002] Zum Ein- und Ausschalten von Hörgeräten wird häufig ein Batteriefachschalter verwendet.
Das Batteriefach lässt sich bis zu einer Rastposition öffnen und unterbricht dadurch
den Stromkreis. Solche Batteriefächer sind relativ fehleranfällig und benötigen viel
Platz im Hörgeräte-Gehäuse. Außerdem ist ein wasserdichter Anschluss nur sehr schwierig
zu realisieren.
[0003] Neben diesen Batteriefachschaltern werden natürlich auch Standard-Schalter und -Taster
zum Ein- und Ausschalten der Hörgeräte verwendet. Diese Standard-Schalteinrichtungen
haben jedoch den Nachteil eines großen Platzbedarfs im Hörgeräte-Gehäuse.
[0004] Die Druckschrift
DE 7011139U beschreibt ein Hörgerät mit einem in dem Hörgeräte-Gehäuse angeordneten Zungenrelaisschalter.
Dieser Zungenrelaisschalter ist durch einen außerhalb des Gehäuses angeordneten Magneten
schaltbar. Beispielsweise kann das Hörgerät in einem Behälter bei Nichtgebrauch aufbewahrt
werden. Das Behältnis enthält eine Spule oder einen Permanentmagneten, durch die bzw.
den der Zungenrelaisschalter geöffnet wird, wenn das Hörgerät in das Behältnis gegeben
wird. Nachteilig dabei ist jedoch, dass zum Abschalten des Hörgeräts das Behältnis
zur Hand sein muss, wenn kein anderer Schalter vorgesehen ist.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Hörsystem vorzuschlagen,
das auf einfache Weise steuerbar ist, wobei möglichst wenig Bauraum für die Steuerkomponenten
verwendet wird.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Hörsystem mit einer ersten Hörvorrichtung
zum Tragen im/am Ohr und einer zweiten Hörvorrichtung zum Tragen im/am Ohr, wobei
die erste Hörvorrichtung einen Permanentmagneten und die zweite Hörvorrichtung einen
Magnetsensor aufweist, so dass die zweite Hörvorrichtung in vorbestimmter Weise steuerbar
ist, wenn sich die erste Hörvorrichtung in räumlicher Nähe der zweiten Hörvorrichtung
befindet und der Magnetsensor deswegen das Magnetfeld des Permanentmagneten oder einen
entsprechenden magnetischen Fluss detektiert.
[0007] Darüber hinaus wird entsprechend der vorliegenden Erfindung bereitgestellt ein Verfahren
zum Steuern eines Hörsystems, das eine erste und eine zweite Hörvorrichtung aufweist,
durch Platzieren der ersten Hörvorrichtung, die einen Permanentmagneten aufweist,
in der räumlichen Nähe der zweiten Hörvorrichtung, die einen Magnetsensor besitzt,
Detektieren eines Magnetfelds des Permanentmagneten oder eines durch den Permanentmagneten
hervorgerufenen magnetischen Flusses und Steuern der zweiten Hörvorrichtung in Abhängigkeit
von dem Detektionsergebnis.
[0008] Eine oder beide Hörvorrichtungen des erfindungsgemäßen Hörsystems sind somit steuerbar,
ohne dass der Nutzer einen mechanischen Schalter betätigen muss. Die Hörvorrichtungen
können ferner wasserdicht ausgeführt werden, da die Schwachstelle Schalter bzw. Batteriefach
wegfällt. Außerdem kann der Nutzer des Hörsystems ohne weiteres erkennen, dass sich
die Hörvorrichtung(en) in einem bestimmten Steuermodus befindet/befinden, wenn sie
nahe beisammen platziert sind.
[0009] Vorzugsweise besitzt die zweite Hörvorrichtung ein ferromagnetisches Element zum
Zusammenwirken mit dem Permanentmagneten der ersten Hörvorrichtung. Auf diese Weise
ziehen sich die beiden Hörvorrichtungen gegenseitig an und bleiben in dem vorbestimmten
Steuer- bzw. Schaltzustand.
[0010] Mit dem Magnetsensor der zweiten Hörvorrichtung kann der magnetische Fluss in dem
ferromagnetischen Element der zweiten Hörvorrichtung detektiert werden. Eine derartige
Anordnung erweist sich als günstig, denn das ferromagnetische Element bündelt die
Magnetfeldlinien des Permanentmagneten der ersten Hörvorrichtung.
[0011] Auch die zweite Hörvorrichtung kann einen Permanentmagneten und die erste Hörvorrichtung
einen Magnetsensor aufweisen, so dass die erste Hörvorrichtung in Abhängigkeit von
der Anwesenheit der zweiten Hörvorrichtung steuerbar ist. Damit sind die beiden Hörvorrichtungen
symmetrisch aufgebaut und eine gegenseitige Steuerung ist möglich. Bei diesem Aufbau
kann die erste Hörvorrichtung ebenfalls ein ferromagnetisches Element zum Zusammenwirken
mit dem Permanentmagneten der zweiten Hörvorrichtung aufweisen. Des Weiteren kann
der Magnetsensor der ersten Hörvorrichtung ebenso wie der der zweiten Hörvorrichtung
so ausgestaltet sein, dass er den magnetischen Fluss in dem ferromagnetischen Element
der ersten Hörvorrichtung detektiert.
[0012] Bei einer besonders bevorzugten Ausgestaltung weisen die beiden Hörvorrichtungen
eine äußere Struktur nach dem Nut-Feder-Prinzip auf und sind somit aneinander steckbar.
Hierdurch werden sie zur gegenseitigen Ansteuerung mechanisch miteinander verbunden.
[0013] Günstigerweise besitzt der Magnetsensor eine Hall-Sonde, eine Sonde nach dem GMR-Prinzip
(Giant Magneto Resistance) oder einen Reed-Kontakt. Auf diese Weise lassen sich robuste
und kostengünstige Magnetsensoren realisieren.
[0014] Vorzugsweise sind die beiden Hörvorrichtungen als Hörgeräte ausgestaltet. Dabei kommt
der Nutzen der Erfindung besonders zur Geltung, denn die kleinen Hörgeräte besitzen
in der Regel wenig Bauraum für Schalter und es ist zum Ansteuern der Hörgeräte kein
weiteres Gerät bzw. keine weitere Einrichtung, insbesondere kein Behältnis, notwendig.
[0015] Die beiden Hörvorrichtungen können in drahtloser Kommunikationsverbindung stehen,
so dass mit einem Signal des Magnetsensors der zweiten Hörvorrichtung auch die erste
Hörvorrichtung steuerbar ist. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn beispielsweise
bei einem binauralen Hörgerätesystem ohnehin Kommunikationseinrichtungen zur drahtlosen
Verbindung in beiden Hörgeräten vorgesehen sind.
[0016] Die zweite Hörvorrichtung kann bei Detektion des Permanentmagneten der ersten Hörvorrichtung
abgeschaltet werden. Umgekehrt kann auch die erste Hörvorrichtung bei Detektion des
Permanentmagneten der zweiten Hörvorrichtung abgeschaltet werden. Dieser Sonderfall
der Steuerung weist sich insbesondere hinsichtlich der Energieeinsparung als vorteilhaft
aus.
[0017] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert,
die ein erfindungsgemäßes binaurales Hörgerätesystem zeigt.
[0018] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0019] Das in der FIG wiedergegebene Hörgerätesystem besteht aus einem ersten Hörgerät 1
und einem zweiten Hörgerät 2. In der Schale 10 des ersten Hörgeräts 1 befindet sich
ein Permanentmagnet 11. In der Hörgeräteschale 20 des zweiten Hörgeräts 2 ist ein
ferromagnetisches Metallstück 21 und ein Magnetfeldsensor 22 angeordnet. Umgekehrt
befindet sich auch in dem zweiten Hörgerät 2 bzw. in dessen Schale 20 ein Permanentmagnet
23 und in der Schale 10 des ersten Hörgeräts 1 ein zugehöriges ferromagnetisches Metallstück
12 und ein Magnetfeldsensor 13.
[0020] Werden die Hörgeräte 1, 2 nicht getragen, führt der Nutzer die Hörgeräte-Gehäuse
10, 20 zusammen, so dass sie durch Magnetkraft 3, eventuell unterstützt durch geometrische
Strukturen ("Nut und Feder"), zusammenhalten. Der jeweilige Magnetfeldsensor 13, 22
detektiert das Feld des entsprechenden Permanentmagneten 11, 23 und schaltet daraufhin
das dazugehörige Hörgerät 1, 2 ab. Sind wie im vorliegenden Beispiel beide Hörgeräte
spiegelbildlich ausgestattet, so werden bei Annäherung beide Hörgeräte 1, 2 abgeschaltet.
[0021] Das Signal der Magnetfeldsensoren 13, 22 kann auch dazu verwendet werden, die Elektronik
des jeweiligen Hörgeräts 1, 2 zu steuern. Beispielsweise kann das Hörgerät in einen
so genannten "Sleep-Modus" geschaltet werden, wenn sich das andere Hörgerät in der
Nähe befindet, so dass der Energieverbrauch des Hörgeräts entsprechend reduziert wird.
Darüber hinaus kann es auch sinnvoll sein, lediglich die Lautstärke bzw. die Verstärkung
des Hörgeräts zu reduzieren, wenn sich das andere Hörgerät in der Nähe befindet, was
auf den Nichtgebrauch der Hörgeräte hindeutet. Des Weiteren kann das Signal des Magnetfeldsensors
dazu benutzt werden, eine Kommunikationsschnittstelle für eine drahtlose Verbindung
abzuschalten.
[0022] Die Magnetfeldsensoren 13, 22 können als Hall-Sonde ausgeführt werden, wobei das
Abschalten des Hörgeräte-Chips elektrisch erfolgt. Alternativ kann auch ein mechanischer
Reed-Kontakt, der bei Vorhandensein eines Magnetfelds den Stromkreis öffnet, verwendet
werden. In letzterem Fall erfolgt ein mechanisches Öffnen des Stromkreises.
[0023] Verfügen beide Hörgeräte 1, 2 über eine drahtlose Kommunikationsverbindung, so genügt
es, wenn ein Permanentmagnet-Magnetfeldsensor-Paar in den beiden Hörgeräten untergebracht
ist. In diesem Fall wird dann bei Annäherung der beiden Hörgeräte aneinander ein entsprechendes
Sensorsignal generiert und zur Steuerung des Hörgeräts mit dem Sensor verwendet. Mithilfe
der Kommunikationsverbindung wird das Sensorsignal auch an das andere Hörgerät übertragen,
so dass es auch dort verwertet werden kann.
[0024] Erfindungsgemäß lässt sich so ein Ein-/Ausschalter realisieren, der keinerlei Bedienelemente
oder Löcher im Gehäuse erfordert. Somit kann das Hörgerät besser gegen Wasser geschützt
werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das Ein- und Ausschalten des Hörgerätesystems
automatisch und intuitiv erfolgt.
1. Hörsystem mit
- einer ersten Hörvorrichtung (1) zum Tragen im/am Ohr und
- einer zweiten Hörvorrichtung (2) zum Tragen im/am Ohr,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die erste Hörvorrichtung (1) einen Permanentmagneten (11) aufweist,
- die zweite Hörvorrichtung (2) einen Magnetsensor (22) aufweist, so dass die zweite
Hörvorrichtung (2) in vorbestimmter Weise steuerbar ist, wenn sich die erste Hörvorrichtung
(1) in räumlicher Nähe der zweiten Hörvorrichtung (2) befindet und der Magnetsensor
(22) deswegen das Magnetfeld des Permanentmagneten (11) oder einen entsprechenden
magnetischen Fluss detektiert.
2. Hörsystem nach Anspruch 1, wobei die zweite Hörvorrichtung (2) ein ferromagnetisches
Element (21) zum Zusammenwirken mit dem Permanentmagneten (11) der ersten Hörvorrichtung
(1) aufweist.
3. Hörsystem nach Anspruch 2, wobei mit dem Magnetsensor (22) der zweiten Hörvorrichtung
(2) der magnetische Fluss in dem ferromagnetischen Element (21) detektierbar ist.
4. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei auch die zweite Hörvorrichtung
(2) einen Permanentmagneten (23) und die erste Hörvorrichtung (1) einen Magnetsensor
(13) aufweist, so dass die erste Hörvorrichtung (1) in Abhängigkeit von der Anwesenheit
der zweiten Hörvorrichtung (2) steuerbar ist.
5. Hörsystem nach Anspruch 4, wobei die erste Hörvorrichtung (1) ein ferromagnetisches
Element (12) zum Zusammenwirken mit dem Permanentmagneten (23) der zweiten Hörvorrichtung
(2) aufweist.
6. Hörsystem nach Anspruch 5, wobei mit dem Magnetsensor (13) der ersten Hörvorrichtung
(1) der magnetische Fluss in dem ferromagnetischen Element (12) der ersten Hörvorrichtung
(1) detektierbar ist.
7. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die beiden Hörvorrichtungen
(1, 2) eine äußere Struktur nach dem Nut-Feder-Prinzip aufweisen und somit aneinander
steckbar sind.
8. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Magnetsensor (13, 22)
der ersten und/oder der zweiten Hörvorrichtung (1, 2) eine Hall-Sonde, ein GMR-Sensor
(Giant Magneto Resistance) oder einen Reed-Kontakt aufweist.
9. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die beiden Hörvorrichtungen
(1, 2) als Hörgeräte ausgestaltet sind.
10. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die beiden Hörvorrichtungen
(1, 2) in drahtloser Kommunikationsverbindung stehen, so dass mit einem Signal des
Magnetsensors (22) der zweiten Hörvorrichtung (2) auch die erste Hörvorrichtung (1)
steuerbar ist.
11. Hörsystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die zweite Hörvorrichtung
(2) bei Detektion des Permanentmagneten (11) der ersten Hörvorrichtung (1) abschaltbar
ist.
12. Hörsystem nach einem der Ansprüche 4 bis 11, wobei die erste Hörvorrichtung (1) bei
Detektion des Permanentmagneten (23) der zweiten Hörvorrichtung (2) abschaltbar ist.
13. Verfahren zum Steuern eines Hörsystems, das eine erste (1) und eine zweite Hörvorrichtung
(2) aufweist,
gekennzeichnet durch
- Platzieren der ersten Hörvorrichtung (1), die einen Permanentmagneten (11) aufweist,
in der räumlichen Nähe der zweiten Hörvorrichtung (2), die einen Magnetsensor (22)
besitzt,
- Detektieren eines Magnetfelds des Permanentmagneten (11) oder eines durch den Permanentmagneten (11) hervorgerufenen magnetischen Flusses mit dem Magnetsensor
(22) und
- Steuern der zweiten Hörvorrichtung (2) in Abhängigkeit von dem Detektionsergebnis.