[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Papierfaser-Rohstoffe enthalten eine Mischung unterschiedlich langer Fasern, organischer
Feinstoffe (z.B. Faserbruchstücken) und anorganischer Feinstoffe (z.B. mineralischer
Füllstoffe). Das trifft besonders bei aus Altpapier hergestellten Rohstoffen zu, aber
auch bei nativem Zellstoff.
[0003] Üblicherweise werden Verfahren zum Fraktionieren einer Papierfasersuspension benutzt,
um eine Langfaserfraktion und eine Kurzfaserfraktion zu bilden, indem eine Aufkonzentration
von Langfasern einerseits und eine Aufkonzentration von Kurzfasern andererseits erfolgt.
Auf diese Weise können Stoffsorten gebildet werden, die auf Grund der definierten
Faserlängenspektren speziellen Anforderungen besser genügen als das Ausgangsgemisch.
Es kann auch eine getrennte Bearbeitung der Fraktionen Ziel dieses Verfahrens sein.
In vielen Fällen ist diese Aufteilung auch ausreichend, um die Eigenschaften der verwendeten
Rohstoffe zu verbessern.
[0004] Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, durch Kombination von
nacheinander ausgeführten Nasssiebungen, die unterschiedliche Wirkung haben, die Trennung
in Faserstoff und Feinstoffe durchzuführen. Das Verfahren umfasst die mögliche Verwendung
von Drucksortierern, die bekanntlich einen hohen Stoffdurchsatz haben und daher für
industriellen Produktionseinsatz hervorragend geeignet sind. Das gilt insbesondere
im Vergleich zu Waschvorrichtungen, z.B. gemäß
DE 30 05 681-A1, die sich zumindest prinzipiell auch zu einer Fraktionierung dieser Art eignen würde,
aber aufwändig sind und einen hohen Platzbedarf haben.
[0005] Die Siebe werden für das erfindungsgemäße Verfahren zweckmäßigerweise so ausgewählt,
dass in der stromaufwärtigen Nasssiebung eine Abtrennung der Langfasern in den Überlauf
erfolgt. Hierzu eignen sich z.B. Schlitzsiebkörbe mit einer Schlitzweite von 0,1 mm.
Die Neigung, Langfasern im Überlauf anzureichern, kann durch einen relativ flachen
Profilwinkel (wird noch erklärt) verstärkt werden. Der Durchlauf, hier also die Kurzfaserfraktion,
gelangt in die nächste Nasssiebung, die mit Vorteil einen Lochsiebkorb mit relativ
feinen Öffnungen, z.B. 0,4 mm Durchmesser verwendet. Dadurch werden die meisten Kurzfasern
abgewiesen und in den Überlauf geführt. Die verbleibenden Feststoffe im Durchlauf
sind dann überwiegend organische Feinstoffe und Füllstoffe.
[0006] Die Erfindung und ihre Vorteile werden erläutert an Hand von Zeichnungen. Dabei zeigen:
- Figur 1:
- ein Verfahrensschema, welches das erfindungsgemäße Verfahren grundsätzlich darstellt
;
- Figur 2:
- ein Verfahrensschema mit einer vorteilhaften Variante;
- Figur 3:
- ein vereinfachtes Anlagenschema;
- Figur 4:
- Teil eines für die erste Nasssiebung besonders geeigneten Siebes;
- Figur 5:
- Teil eines für die zweite Nasssiebung besonders geeigneten Siebes.
[0007] Bei Durchführung des Verfahrens wird gemäß Fig. 1 die Papierfasersuspension S einer
ersten Nasssiebung 1 zugeführt, in der die Suspension in eine mit Kurzfasern angereicherte
Kurzfaserfraktion A1 als Durchlauf und eine mit Langfasern angereicherte Langfaserfraktion
R1 als Überlauf aufgeteilt wird. Die Kurzfaserfraktion A1 bildet den Zulauf-zur zweiten
Nasssiebung 2. In dieser werden Fasern und Feinstoffe voneinander getrennt, indem
die Fasern als Faserfraktion R2 am Sieb abgewiesen werden, wohingegen die Feinstoffe
das Sieb als Feinstofffraktion A2 passieren. Die Langfaserfraktion R1 und Faserfraktion
R2 können zu einer Gesamtfaserfraktion R12 zusammengefasst werden.
[0008] Diese Trennung von Fasern und Feinstoffen kann in einer nachgeschalteten Dispergierung
besonders günstige Auswirkungen haben. Dazu wird eine größtenteils feinstoffarme Faserfraktion
(Langfaserfraktion R1, Faserfraktion R2 oder Gesamtfaserfraktion R12) eingedickt,
eventuell erhitzt und dann vorzugsweise als Hochkonsistenzstoff dispergiert.
[0009] Eine Dispergierung vergleichmäßigt den Stoff, löst Reststippen auf, zerkleinert restliche
Störstoffe und/oder löst Farbpartikel von den Fasern ab.
[0010] In einer vorteilhaften Variante gemäß Fig. 2 wird die Langfaserfraktion R1, insbesondere
wenn sie sortierfähige Störstoffe, wie z.B. Folienstücke oder klebende Partikel (Stickies)
enthält, einer Sortierung 7 zugeführt. Störstoffe werden so als Rejekt R7 abgeschieden,
so dass als Gutstoff A7 eine mit Fasern angereicherte gereinigte Fraktion anfällt.
Sie kann mit der aus der Nasssiebung 2 stammenden Faserfraktion R2 zu einer neuen
Faserfraktion R12 vermischt werden. In anderen Fällen ist eine getrennte Weiterverwendung
der Langfaserfraktion R1 und der Faserfraktion R2 sinnvoll.
[0011] Welche Apparaturen für die einzelnen Nasssiebungen gewählt werden, ist in diesem
allgemeinen Schema offen gelassen.
[0012] In der in Fig. 3 gezeigten Anlage werden die Nasssiebung 1 sowie die Nasssiebung
2 mit Hilfe von jeweils einem nur angedeuteten Drucksortierer durchgeführt. Dazu wird
die Papierfasersuspension S aus einer Bütte 5 über eine Pumpe 6 durch die Drucksortierer
11 und 12 hindurchgepumpt. Zunächst wird im ersten Drucksortierer 11 ein Durchlauf
erzeugt, der die Kurzfaserfraktion A1 bildet sowie ein Überlauf, nämlich die Langfaserfraktion
R1. Die Kurzfaserfraktion A1 wird dann in einem weiteren Drucksortierer 12 behandelt,
wodurch die Feinstofffraktion A2 als Durchlauf und die Faserfraktion R2 als Überlauf
anfällt. Als Ergebnis dieses Verfahrens sammelt sich in der Bütte 17 eine nur wenig
Feinstoffe enthaltende Fasersuspension. In der Bütte 8 fällt eine Suspension an, die
wenig oder keine Fasern aufweist, dafür aber viele Feinstoffe.
[0013] In der Fig. 4 ist der Teil eines Siebes dargestellt, der sich besonders für die erste
Nasssiebung 1 eignet. Das Sieb besteht aus einer großen Anzahl von achsparallel angeordneten
Stäben 3, die in Stabhaltern 4 eingesetzt sind. Typischerweise ist das Sieb als zylindrischer
Siebkorb ausgeführt, so dass die Stabhalter 4 ringförmig sind. Zwischen benachbarten
Stäben 3 bilden sich die Siebschlitze 9, deren Weite A bei Durchführung des Verfahrens
zwischen 0,08 und 0,2 mm, vorzugsweise bei etwa 0,1 mm, liegt. Das Sieb wird dadurch
frei gehalten, dass auf der Zulaufseite ein hier nur angedeuteter Räumer 10 in einer
Richtung 18 am Sieb entlang bewegt wird, der hydraulische Druck- oder/oder Saugimpulse
erzeugt. Um einen möglichst hohen Durchlaufstrom 19 zu erzielen, weisen die einlaufseitigen
Oberkanten der Stäbe 3 eine schräge Fläche auf, deren Profilwinkel α gegenüber der
Bewegungsrichtung 18 geneigt ist. Für den Zweck der ersten Nasssiebung des Verfahrens
ist ein relativ geringer Profilwinkel α z.B. ca. 8°, besonders vorteilhaft. Ein geringer
Winkel bevorzugt die Zurückhaltung von Langfasern, was bei der üblichen Anwendung
solcher Siebe (Aussortieren von Störstoffen) unerwünscht wäre.
[0014] Bei der zweiten Nasssiebung 2 sind die Anforderungen anders als bei der ersten Nasssiebung
1. Es kann durchaus von Vorteil sein, bei der zweiten Nasssiebung 2 verstärkt Turbulenzen
auf der Zulaufseite des dabei verwendeten Siebes zu erzeugen. Hierzu können Nuten
oder vorstehende Profile dienen, wie sie z.B. in der
DE 196 35 189-A1 beschrieben werden. Ein Beispiel für solche vorstehende Profile ist in Fig. 5 zu
sehen. Dabei handelt es sich um ein Sieb mit in Lochstreifen 13 eingearbeiteten Löchern
14. Die Lochstreifen 13 werden zwischen Profilstäben 15 gehalten, die ihrerseits in
Stabhaltern 16 befestigt sind. Die Profilstäbe 15 stehen auf der Zulaufseite des Siebes
vor, was zu den gewünschten Turbulenzen führen kann. Ähnlich wie in Fig. 4 bilden
die Oberseiten 20 der Profilstäbe gegenüber der Bewegungsrichtung 18 einen von 0°
abweichenden Profilwinkel α, z.B. zwischen 3° und 12°. Dadurch lässt sich die Stärke
der Turbulenzen anforderungsgemäß einstellen. Andere Möglichkeiten, insbesondere bei
Zylindern oder aus Segmenten bestehenden Lochsiebkörben liegen darin, diese mit achsparallelen
Nuten zu versehen oder auf den Siebzylinder achsparallele Leisten aufzusetzen.
Bezugszeichenliste
[0015]
- 1.
- erste Nasssiebung
- 2.
- zweite Nasssiebung
- 3.
- Stäbe
- 4.
- Stabhalter
- 5.
- Bütte
- 6.
- Pumpe
- 7.
- Sortierung
- 8.
- Bütte
- 9.
- Siebschlitze
- 10.
- Räumer
- 11.
- Drucksortierer
- 12.
- Drucksortierer
- 13.
- Lochstreifen
- 14.
- Löcher
- 15.
- Profilstab
- 16.
- Stabhalter
- 17.
- Bütte
- 18.
- Bewegungsrichtung
- 19.
- Durchlaufstrom
- 20.
- Oberseite
- A 1
- Kurzfaserfraktion
- A 2
- Feinstofffraktion
- A 7
- Sortiergutstoff
- R 1
- Langfaserfraktion
- R 2
- Faserfraktion
- R 12
- Faserfraktion
- R 7
- Störstoffe
- A
- Schlitzweite
- α
- Profilwinkel
1. Verfahren zum Fraktionieren und Bearbeiten einer Papierfasersuspension (S), um mindestens
eine mit Fasern angereicherte Faserfraktion (R12) und mindestens eine mit Feinstoffen
angereicherte Feinstofffraktion (A2) zu erzeugen,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine erste Nasssiebung (1) vorzugsweise in einem Drucksortierer (11) durchgeführt
wird, bei der im Überlauf eine Langfaserfraktion (R1) und im Durchlauf eine Kurzfaserfraktion
(A1) anfällt,
dass die Kurzfaserfraktion (A1) in eine zweite Nasssiebung (2), vorzugsweise in einen
weiteren Drucksortierer (12) geführt wird, wobei im Durchlauf eine Anreicherung von
Feinstoffen zur Bildung einer Feinstofffraktion (A2) und im Überlauf eine Anreicherung
von Fasern zur Bildung einer Faserfraktion (R2) erreicht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Nasssiebung (1, 2) mit einem Schlitzsieb durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der ersten Nasssiebung (1) ein Schlitzsieb mit einer Schlitzweite (A) zwischen
0,08 und 0,2 mm, vorzugsweise 0,1 mm, verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schlitzsieb an der Zulaufseite Schrägflächen mit einem Profilwinkel (α) aufweist,
der in einem Bereich zwischen 0° und 10°, vorzugsweise 8°, liegt.
5. Verfahren nach einem der voran stehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass in der zweiten Nasssiebung (2) ein Lochsieb verwendet wird, bei dem die Sieböffnungen
einen minimalen Durchmesser unter 1 mm, vorzugsweise unter 0,5 mm, haben.
6. Verfahren nach einem der voran stehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei der zweiten Nasssiebung (2) ein auf der Zulaufseite durch Siebräumer (10) frei
gehaltenes Sieb verwendet wird und
dass an der Zulaufseite des Siebes Vorsprünge oder Querleisten vorhanden sind zur Erzeugung
von Turbulenzen im Zusammenwirken mit dem daran vorbei bewegten Siebräumer (10).
7. Verfahren nach einem der voran stehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die aus der ersten Nasssiebung (1) stammende Langfaserfraktion (R1) in einer Sortierung
(7) von Störstoffen (R7) gereinigt wird.
8. Verfahren nach einem der voran stehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Langfaserfraktion (R1) der ersten Nasssiebung (1) mit der Faserfraktion (R2)
der zweiten Nasssiebung (2) zu einer neuen Faserfraktion (R12) vermischt wird.
9. Verfahren nach einem der voran stehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mit Fasern angereicherte Faserfraktion (R2, R12) eingedickt und ohne die Feinstofffraktion
(A2) dispergiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das bei der Eindickung anfallende Filtrat zur Feinstofffraktion (A2) zugemischt wird.