(19)
(11) EP 1 854 964 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
14.11.2007  Patentblatt  2007/46

(21) Anmeldenummer: 06009701.1

(22) Anmeldetag:  10.05.2006
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F01K 7/24(2006.01)
F01D 1/02(2006.01)
F01K 13/02(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Pieper, Norbert
    47178 Duisburg (DE)
  • Pötter, Rudolf, Dr.
    45355 Essen (DE)

   


(54) Nutzung der Dampfturbine zur primären Frequenzregelung in Energieerzeugungsanlagen


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung von Energieerzeugungsanlagen, die zumindest einen Kessel (2) und zumindest eine Strömungsmaschine (3) aufweisen. Der Energieerzeugungsanlage (1) ist zumindest ein Regelelement (4) zugeordnet. Die Energieerzeugungsanlage (1) weist eine Hochdruck-Umleitstation (6) und eine Zwischenüberhitzung (7) auf. Das Verfahren umfasst die folgenden Schritte:
- Speichern von thermischer Energie in dem Kessel (2),
- vollständiges Öffnen des zumindest einen Regelelementes (4) im Normalbetrieb der Energieerzeugungsanlage (1),
- Öffnen der Hochdruckumleitstation (6) nach Lastanforderung, um einen zusätzlichen Dampfstrom aus dem Kessel (2) zur Verfügung zu stellen,
- Zumischen des zusätzlichen Dampfstromes zu einem Hochdruckabdampf der Strömungsmaschine (3) in einer kalten Zwischenüberhitzungsleitung (19), und
- Zuleiten des mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischten Hochdruckabdampfs zur Strömungsmaschine (3).




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung von Energieerzeugungsanlagen, die zumindest einen Kessel und zumindest eine Strömungsmaschine aufweisen, wobei der Energieerzeugungsanlage zumindest ein Regelelement zugeordnet ist, und wobei die Energieerzeugungsanlage eine Hochdruck-Umleitstation und eine Zwischenüberhitzung aufweist.

[0002] Derartige Energieerzeugungsanlagen sind bekannt und werden beispielsweise zur Erzeugung elektrischer Energie verwendet.

[0003] Innerhalb eines elektrischen Netzverbunds muss jederzeit sichergestellt sein, dass die von den Verbrauchern abgenommene der in den Kraftwerken bzw. in den Energieerzeugungsanlagen produzierten elektrischen Leistung entspricht. Als Puffer wirkt hier lediglich die Netzfrequenz, die jedoch innerhalb sehr enger Grenzen gehalten werden muss. Auf zeitliche Schwankungen im Verbrauch muss zeitnah auf der Seite der Kraftwerke reagiert werden. Dieser Vorgang wird Frequenzregelung genannt. Dabei soll es auch möglich sein, ungewollte Ausfälle ganzer Kraftwerke zu verkraften, ohne dass die Netzfrequenz unzulässig einbricht.

[0004] Die Anforderungen, die der Netzbetreiber an die einzelnen Kraftwerke bezüglich der Frequenzregelung stellt, sind in Regelwerken zusammengestellt. Für Deutschland beispielsweise gelten die auf dem GridCode basierenden Regelwerke "Kooperationsregeln für die deutschen Netzbetreiber" von August 1998 und "Netz- und Systemregeln der deutschen Übertragungsnetzbetreiber" von April 2000. Danach beträgt die aktivierbare Primärregelreserve für eine Erzeugungseinheit mit mehr als 100 MW mindestens +/- 2 Prozent der Nennleistung und muss innerhalb von 30 Sekunden linear aktiviert werden können. Sie muss für 15 Minuten zur Verfügung stehen.

[0005] Wegen der großen Kesselträgheit führt eine Änderung der zugeführten thermischen Leistung zu einem verzögerten Ansprechen der Generatorleistung bzw. der Strömungsmaschine. Die nach den Regelwerken geforderten Laständerungsgeschwindigkeiten lassen sich also nur mit zusätzlichen Maßnahmen erfüllen.

[0006] Meist werden fossil befeuerte Kraftwerke, also z.B. mit Braun- oder Steinkohle gefeuerte Kraftwerke, welche die Anforderungen bezüglich Primärfrequenzregelung einhalten müssen, in einem so genannten modifizierten Gleitdruckbetrieb betrieben.

[0007] Im Normalbetrieb der Kraftwerke sind dabei die Regelelemente bzw. die Frischdampfstellventile angedrosselt. Als Folge hiervon ist der Druck im Kessel und somit die in der Hochdruck-Dampftrommel gespeicherte Energie erhöht. Die Hochdruck-Dampftrommel ist ein Bestandteil des Kessels.

[0008] Um nun die Leistung der fossilen Kraftwerke kurzfristig zu erhöhen, also bei schneller, kurzfristiger Leistungssteigerung, öffnen die Stellventile weiter. Dadurch steigt zunächst der Frischdampfmassenstrom und die erzeugte elektrische Leistung.

[0009] Mit der Entladung (Ausspeicherung) der thermischen Energie aus dem Kessel geht die elektrische Leistung wieder zurück.

[0010] Um dauerhaft die erhöhte elektrische Leistung zu liefern, muss die zugeführte thermische Leistung des Kessels angepasst werden. Somit wird mit der Androsselung (angedrosselte Stellventile) im Normalbetrieb die thermische Trägheit des Kessels kompensiert.
Als ein Hauptnachteil dieses bekannten Verfahrens zur kurzfristigen Leistungssteigerung ist anzusehen, dass im Normalbetrieb der gesamte Frischdampfmassenstrom über das Regelelement bzw. das Frischdampfstellventil gedrosselt wird. Dies bedeutet aber selbstverständlich eine Wirkungsgradeinbuße gegenüber ungedrosselten Ventilen. Außerdem ist der erhöhte Druck im Kessel bei der Auslegung zu berücksichtigen. Durch den erhöhten Druck müssen beispielsweise die Bauteile bzw. die einzelnen Bauelemente des Kessels in ihrer Dimension entsprechend angepasst werden, um dem überhöhten Druck stand zu halten.

[0011] Ein Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung ist aber auch bei Energieerzeugungsanlagen der bekannten Bauart kombinierter Gas- und Dampfturbinenkraftwerke bekannt. Bei diesen Anlagen wird häufig lediglich die Gasturbine für die Frequenzregelung vorgesehen. Die zeitlichen Anforderungen der Netzbetreiber können jedoch nicht ohne weiteres erfüllt werden, da die Laständerungsgeschwindigkeit von Gasturbinen limitiert ist.

[0012] Daher wird zunehmend versucht, auch die Dampfturbine zur raschen Primärfrequenzregelung einzubinden. Hierzu wird bisher ein ähnliches Vorgehen wie bei fossil befeuerten Kesseln durchgeführt, d. h. über ein Androsseln der Frischdampfstellventile wird die Hochdruck-Dampftrommel auf ein deutlich höheres Druckniveau angehoben. Im Anforderungsfall führt die Druckanhebung in der Hochdruck-Dampftrommel zu einem höheren Frischdampfmassenstrom und somit (zeitlich begrenzt) zu der geforderten Mehrleistung.

[0013] Nachteiligerweise muss auch hier - wie bei fossil befeuerten Kraftwerken - die zugeführte thermische Leistung des Kessels gesteigert werden, damit die Dampfturbine dauerhaft eine höhere Leistung liefert.

[0014] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung von Energieerzeugungsanlagen mit einfachen Mitteln dahingehend zu verbessern, dass der Wirkungsgrad im Normalbetrieb der Energieerzeugungsanlage bzw. der Strömungsmaschine erhöht ist.

[0015] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung von Energieerzeugungsanlagen gelöst, die zumindest einen Kessel und zumindest eine Strömungsmaschine aufweisen, wobei der Energieerzeugungsanlage zumindest ein Regelelement zugeordnet ist, und wobei die Energieerzeugungsanlage eine Hochdruck-Umleitstation und eine Zwischenüberhitzung aufweist, umfassend die Schritte:

Speichern von thermischer Energie in dem Kessel,

vollständiges Öffnen des zumindest einen Regelelementes im Normalbetrieb der Energieerzeugungsanlage,

Öffnen der Hochdruck-Umleitstation nach Lastanforderung um einen zusätzlichen Dampfstrom aus dem Kessel zur Verfügung zu stellen,

Zumischen des zusätzlichen Dampfstroms zu einem Hochdruckabdampf der Strömungsmaschine in einer kalten Zwischenüberhitzungsleitung, und

Zuleiten des mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischten Hochdruckabdampfs zur Strömungsmaschine.



[0016] Günstig im Sinne der Erfindung ist, wenn der zusätzliche Dampfstrom in der Hochdruck-Umleitstation vor der Zumischung zum Hochdruckabdampf in der kalten Zwischenüberhitzungsleitung durch Wassereinspritzung im Dampfstrom erhöht und in seiner Temperatur abgesenkt wird.

[0017] Zweckmäßig ist, wenn der mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischte Hochdruckabdampf in einem Mitteldruck- bzw. Niederdruckteil der Strömungsmaschine expandiert, so dass eine Mehrleistung zur Verfügung gestellt wird.

[0018] Zweckmäßigerweise ist die Strömungsmaschine als Dampfturbine ausgeführt.

[0019] Bevorzugterweise weist die Strömungsmaschine hierbei einen Hochdruckteil, einen Mitteldruckteil und einen Niederdruckteil auf, die nacheinander geschaltet sind.

[0020] Vorteilhaft im Sinne der Erfindung ist, wenn das zumindest eine Regelelement als Stellventil in einer Frischdampfleitung angeordnet ist, die ausgehend von dem Kessel zur Strömungsmaschine bzw. zu deren Hochdruckteil führt, und wobei ein weiteres Regelelement als Stellventil in einer heißen Zwischenüberhitzungsleitung angeordnet ist, die zur Strömungsmaschine bzw. zu deren Mitteldruckteil führt.

[0021] Das erfindungsgemäße Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung der Energieerzeugungsanlage ist sowohl bei fossil befeuerten Kraftwerken als auch bei kombinierten Gas- und Dampfturbinenkraftwerken anwendbar, die über eine Zwischenüberhitzung (ZÜ) und eine Hochdruck-Umleitstation (HDU) verfügen.

[0022] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Fähigkeit des Kessels genutzt, thermische Energie zu speichern. Allerdings sind im Unterschied zum bekannten Stand der Technik die Regelelemente bzw. das zumindest eine Regelelement als Stellventil vollständig geöffnet.

[0023] Zur kurzzeitigen Erhöhung der Turbinenleistung bzw. der Leistung der Strömungsmaschine, die vorzugsweise als Dampfturbine ausgeführt ist, wird die Hochdruck-Umleitstation (HDU) nach Lastanforderung geöffnet. Dies ist mittels bekannter Steuereinrichtungen möglich.

[0024] Der zusätzliche Dampfstrom, welcher aus dem Kessel ausgespeichert wird, wird in der Hochdruck-Umleitstation (HDU) auf ein, bezogen auf seine Temperatur im Kessel, niedrigeres Temperaturniveau abgespritzt bzw. gekühlt und in der kalten Zwischenüberhitzungsleitung (kZÜ-Leitung) dem Hochdruckabdampf zugemischt.

[0025] Über die kalte Zwischenüberhitzungsleitung strömt der zusätzliche Dampfstrom vermischt mit dem Hochdruckabdampf über den Zwischenüberhitzer durch die heiße Zwischenüberhitzungsleitung in Richtung zur Mitteldruckturbine und von hier aus zur Niederdruckturbine und stellt durch Expansion zum einen in der Mitteldruckturbine und der Niederdruckturbine die geforderte Mehrleistung zur Verfügung.

[0026] Vorteilhafterweise wird hierbei der Kessel bzw. die Hochdruck-Dampftrommel als thermischer Speicher genutzt, welcher nun aus dem Normalzustand (bei voll geöffnetem Regelelement und geschlossener Hochdruckumleitung (HDU)) heraus entladen wird.

[0027] Das Wiederaufladen (Anheben des Druckniveaus auf Nenndruck) erfolgt bei beiden Typen (fossil befeuerte Anlagen und kombinierte Gas- und Dampfturbinenanlagen) über eine Erhöhung der zugeführten thermischen Kesselleistung.

[0028] Vorteilhafterweise überbrückt die Ausspeicherung aus dem Kessel somit die Zeit, bis die Erhöhung der zugeführten thermischen Leistung am Generator bzw. an der Strömungsmaschine wirksam wird.

[0029] Bei fossil befeuerten Dampfkraftwerken hat die Primärfrequenzregelung durch die geregelte Nutzung der Hochdruck-Umleitstation (HDU) den Vorteil, dass die Dampfturbine bzw. die Strömungsmaschine regulär im reinen Gleitdruckbetrieb gefahren werden kann. Die im modifizierten Gleitdruckbetrieb nach dem Stand der Technik erforderliche verlustbehaftete Androsselung durch das Regelelement bzw. durch die Frischdampfstellventile entfällt vollständig. Dies bedeutet einen Wirkungsgradgewinn. Außerdem braucht der Hochdruckteil des Kessels nicht für die erhöhten Drücke bei modifiziertem Gleitdruck ausgelegt zu werden.

[0030] Vorteilhafterweise sind weiterhin keine zusätzlichen Bauteile erforderlich.

[0031] Bei kombinierten Gas- und Dampfturbinenkraftwerken stellen sich die gleichen Vorteile wie bei fossil befeuerten Dampfkraftwerken ein. Die Dampfturbine bzw. die Strömungsmaschine kann die Primärfrequenzregelung von der Gasturbine übernehmen, ohne die Basislast reduzieren zu müssen.

[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren ist sowohl bei einem Trommelkessel (Umlaufkessel) als auch prinzipiell bei einem Durchlaufkessel anwendbar.

[0033] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen und der folgenden Figurenbeschreibung offenbart.

[0034] Es zeigen:
Fig. 1
eine Prinzipskizze einer fossil befeuerten Energieerzeugungsanlage, und
Fig. 2
eine Prinzipskizze einer kombinierten Gas- und Dampfturbinenanlage.


[0035] In den unterschiedlichen Figuren sind gleiche Teile stets mit denselben Bezugszeichen versehen, so dass diese in der Regel auch nur einmal beschrieben werden.

[0036] Fig. 1 zeigt eine Energieerzeugungsanlage 1 als Prinzipskizze ausschnittsweise. Die Energieerzeugungsanlage 1 weist zumindest einen Kessel 2 und zumindest eine Strömungsmaschine 3 auf. Der in Fig. 1 beispielhaft dargestellte Kessel 2 ist als Trommelkessel (Umlaufkessel) ausgeführt, wobei der Kessel 2 aber auch als Durchlaufkessel ausgeführt sein kann.

[0037] Der Energieerzeugungsanlage 1 ist zumindest ein Regelelement 4 zugeordnet, wobei die Energieerzeugungsanlage 1 eine Hochdruck-Umleitstation (HDU) 6 und eine Zwischenüberhitzung (ZÜ) 7 aufweist.

[0038] Der in Fig. 1 dargestellte Kessel 2 ist ein fossil befeuerter Kessel, der einen Hochdruck-Economiser 8, eine Hochdruck-Dampftrommel 9 mit Verdampfer und einen Hochdruck-Überhitzer 11 aufweist.

[0039] Die Strömungsmaschine 3 ist als Dampfturbine ausgeführt, die einen Hochdruckteil 12, einen Mitteldruckteil 13 und einen Niederdruckteil 14 aufweist. Der Niederdruckteil 14 ist in dem dargestellten Ausführungsbeispiel als doppelflutige Turbine ausgeführt. Diese weist zwei aus Lauf- und Leitschaufeln gebildete Schaufelgitter auf, die in axial Richtung gesehen links und rechts eines Einströmbereiches angeordnet sind.

[0040] Der Kessel 2 ist über eine Frischdampfleitung 16 mit dem Hochdruckteil 12 der Strömungsmaschine 3 verbunden. In der Frischdampfleitung 16 ist das Regelelement 4 als Frischdampfstellventil angeordnet.

[0041] In Strömungsrichtung (Pfeil 17) eines aus dem Kessel 2 in Richtung zur Strömungsmaschine 3 strömenden Mediums (Dampf) gesehen ist oberhalb des Regelelementes 4 ein Schnellschussventil 18 angeordnet. Das Strömungsmedium bzw. der Dampf strömt im Normalbetrieb der Energieerzeugungsanlage 1 durch die Frischdampfleitung 16 und durch den Hochdruckteil 12 der Strömungsmaschine 3 in eine kalte Zwischenüberhitzungsleitung 19 (kZÜ-Leitung), über den Zwischenüberhitzer 7 des Kessels 2 in eine heiße Zwischenüberhitzungsleitung 21 in Richtung zum Mitteldruckteil 13 der Strömungsmaschine 3. In der heißen Zwischenüberhitzungsleitung 21 ist ein weiteres Regelelement 4 als Stellventil und ein in Strömungsrichtung (Pfeil 17) des Mediums bzw. des Dampfes gesehen oberhalb angeordnetes Schnellschlussventil 18 vorgesehen.

[0042] Der Dampf bzw. das Medium entspannt sich in dem Mitteldruckteil 13 der Strömungsmaschine 3 und gelangt von diesem über eine Verbindungsleitung 22 in den Niederdruckteil 14 der Strömungsmaschine 3.

[0043] Die Hochdruckumleitstation 6 ist zwischen der Frischdampfleitung 16 und der kalten Zwischenüberhitzungsleitung 19 angeordnet und mit einem Regelelement 23 zu öffnen bzw. zu schließen.

[0044] In Fig. 2 ist die Energieerzeugungsanlage 1 als kombiniertes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk 26 dargestellt. Deren Gasturbinenanlage 27 ist dem Kessel 2 vorgeschaltet und weist einen Verdichter 28, eine Brennkammer 29 und eine Turbine 31 auf.

[0045] Der Kessel 2, der in dem in Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel als Abhitzekessel ausgeführt ist, weist wie bei dem Ausführungsbeispiel zu Fig. 1 den Hochdruck-Economiser 8, die Hochdruck-Dampftrommel 9 mit Verdampfer und den Hochdruck-Überhitzer 11 auf. Zusätzlich ist dem Kessel 2 ein Mitteldruck-Economiser 32, eine Mitteldruck-Dampftrommel 33 mit Verdampfer und ein Mitteldruck-Überhitzer 34 zugeordnet, die über eine Verbindungsleitung 36 ausgehend vom Mitteldruck-Überhitzer 34 in der kalten Zwischenüberhitzungsleitung 19 mündet.

[0046] Ansonsten entspricht das Ausführungsbeispiel der Fig. 2 prinzipiell dem Ausführungsbeispiel der Fig. 1.

[0047] Bei den in Fig. 1 und 2 dargestellten unterschiedlichen Energieerzeugungsanlagen 1 ist das erfindungsgemäße Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung durchführbar. Das erfindungsgemäße Verfahren ist also bei fossil befeuerten Kraftwerken (Fig. 1) als auch bei kombinierten Gas- und Dampfturbinenkraftwerken (Fig. 2), die über eine Zwischenüberhitzung 7 und eine Hochdruck-Umleitstation 6 verfügen durchführbar, wobei das erfindungsgemäße Verfahren an einem als Trommelkessel ausgestalteten Kessel 2 betrachtet wird, wobei darauf hinzuweisen ist, dass das erfindungsgemäße Verfahren prinzipiell auch bei einem Durchlaufkessel anwendbar ist.

[0048] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Fähigkeit des Kessels 2 genutzt, thermische Energie zu speichern. Jedoch sind im Normalbetrieb die Regelelemente 4 bzw. die Stellventile vollständig geöffnet. Zur kurzzeitigen Leistungssteigerung der Turbinenleistung wird die Hochdruck-Umleitstation (HDU) 6 nach Lastanforderung geöffnet. Hierdurch wird ein zusätzlicher Dampfstrom aus dem Kessel 2 entnommen (Ausspeicherung), der in der Hochdruck-Umleitstation 6 auf ein, bezogen auf die in dem Kessel 2 herrschende Temperatur, niedrigeres Temperaturniveau abgekühlt bzw. abgespritzt wird, und in der kalten Zwischenüberhitzungsleitung 19 dem Hochdruckabdampf zugemischt. Der zusätzliche Dampfstrom umgeht den Hochdruckteil 12 der Strömungsmaschine 3, indem dieser aus dem Kessel 2 über die Hochdruck-Umleitstation 6 quasi direkt der kalten Zwischenüberhitzungsleitung 19 zugeführt wird.

[0049] Der Hochdruckabdampf ist derjenige Dampf, welche den Hochdruckteil 12 der Strömungsmaschine 3 verlässt.

[0050] Über den Zwischenüberhitzer 7 bzw. die heiße Zwischenüberhitzungsleitung 21 wird der mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischte Hochdruckabdampf dem Mitteldruckteil 13 der Strömungsmaschine zugeführt und expandiert hier.

[0051] Anschließend wird der mit dem Hochdruckabdampf vermischte zusätzliche Dampfstrom über die Verbindungsleitung 22 dem Niederdruckteil 14 der Strömungsmaschine zugeführt, und expandiert ebenfalls.

[0052] Damit wird die geforderte Mehrleistung kurzfristig zur Verfügung gestellt, wobei jeweils die Strömungsmaschine 3 bzw. die Dampfturbine zur primären Frequenzregelung genutzt wird.

[0053] Hinzuweisen ist hierbei auf den Umstand, dass die Mehrleitung lediglich eine kurzzeitige Leistungssteigerung bewirkt. Die Ausspeicherung aus dem Kessel 2 überbrückt somit die Zeit, bis die Erhöhung der zugeführten thermischen Leistung am Generator wirksam wirkt. Der Generator ist in den beiden Figuren 1 und 2 nicht dargestellt.


Ansprüche

1. Verfahren zur kurzzeitigen Leistungssteigerung von Energieerzeugungsanlagen (1), die zumindest einen Kessel (2) und eine Strömungsmaschine (3) aufweisen,
wobei der Energieerzeugungsanlage (1) zumindest ein Regelelement (4) zugeordnet ist, und
wobei die Energieerzeugungsanlage (1) eine Hochdruck-Umleitstation (6) und eine Zwischenüberhitzung (7) aufweist, umfassend die Schritte

- Speichern von thermischer Energie in dem Kessel (2),

- vollständiges Öffnen des zumindest einen Regelementes (4) im Normalbetrieb der Energieerzeugungsanlage (1),

- Öffnen der Hochdruck-Umleitstation (6) nach Lastanforderung, um einen zusätzlichen Dampfstrom aus dem Kessel (2) zur Verfügung zu stellen,

- Zumischen des zusätzlichen Dampfstroms zu einem Hochdruckabdampf der Strömungsmaschine (3) in einer kalten Zwischenüberhitzungsleitung (19), und

- Zuleiten des mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischten Hochdruckabdampfs zur Strömungsmaschine (3).


 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der zusätzliche Dampfstrom vor der Zumischung zum Hochdruckabdampf in der kalten Zwischenüberhitzungsleitung (19) durch Wassereinspritzung im Dampfstrom erhöht und in seiner Temperatur abgesenkt wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der mit dem zusätzlichen Dampfstrom vermischte Hochdruckabdampf in einem Mitteldruckteil (13) bzw. einem Niederdruckteil (14) der Strömungsmaschine (3) expandiert,
so dass eine Mehrleistung kurzfristig zur Verfügung gestellt wird.
 
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Strömungsmaschine (3) als Dampfturbine ausgeführt ist.
 
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Strömungsmaschine (3) einen Hochdruckteil (12), einen Mitteldruckteil (13) und einen Niederdruckteil (14) aufweist, die nacheinander geschaltet sind.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das zumindest eine Regelelement (4) als Stellventil in einer Frischdampfleitung (16) angeordnet ist, die ausgehend von dem Kessel (2) zur Strömungsmaschine (3) bzw. zu deren Hochdruckteil (12) führt, und
wobei ein zweites Regelelement (4) als Stellventil in einer heißen Zwischenüberhitzungsleitung (21) angeordnet ist, die ausgehend von dem Zwischenüberhitzer (7) zur Strömungsmaschine (3) bzw. zu deren Mitteldruckteil (13) führt.
 




Zeichnung










Recherchenbericht