[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung an Wickelflügeln eines Flugkörpers, der n
Wickelflügel (n größer/gleich 2) aufweist, welche wurzelseitig im Bereich der Außenfläche
des Flugkörpers um in Flugrichtung liegende Achsen drehbar gelagert sind und in der
Ruheposition an der Außenfläche des Flugkörpers anliegen und mittels eines Antriebs
in die Arbeitsposition übergehen.
[0002] Flugkörper werden aus einem Behälter in einer Abschussvorrichtung gestartet, dessen
Innendurchmesser kaum größer als der Außendurchmesser des Flugkörpers ist. Zur Stabilisierung
der Fluglage des Flugkörpers sind aerodynamische Wirkflächen erforderlich. Diese sind
in bekannter Weise entweder in Ausnehmungen der Außenfläche des Flugkörpers eingeklappt
oder werden in zusammengefaltetem Zustand eng an die Außenfläche des Flugkörper gewickelt
befestigt. Beim Start werden diese aerodynamischen Wirkflächen unmittelbar nach dem
Verlassen des Behälters der Abschussvorrichtung mittels geeigneter Vorrichtungen von
der Ruheposition in die Arbeitsposition übergeführt und sollen dort in stabiler Anordnung
während des gesamten Fluges verbleiben.
[0003] Als Ausführungsform für derartige aerodynamische Wirkflächen bietet sich die Verwendung
so genannter Wickelflügel an. Aus der
DE 35 33 994 A1 ist ein Leitwerk mit entfaltbaren Flügeln bekannt geworden, welches aus Flügelflächen
besteht, die spitzenseitig dauerhaft miteinander verbunden sind, sich aufgrund ihrer
Vorspannung selbsttätig entfalten und sich dachförmig aufstellen. An der Flügelwurzel
hat eine Flügelfläche zwei starre und drei bewegliche Drehlager. Die beiden ortsfesten
Drehlagerungen sind als gelenkiges Festlager und die andere als gelenkiges Gleitlager
ausgeführt. Dadurch lassen sich die Flügelflächen zusammenfalten und auf dem Umfang
des Flugkörpers aufwickeln. Wenn mehrere derartige Flügel am Flugkörper montiert sind,
liegen diese im aufgewickelten Zustand unmittelbar übereinander und werden am Umfang
des Flugkörpers bis zur Freigabe festgehalten. Eine Vorrichtung zum Festhalten der
aufgewickelten Flügel in der Ruheposition ist jedoch nicht angegeben.
[0004] Aus der
DE 1 950 638 ist ein Flugkörper mit entfaltbaren Stabilisierungsflächen bekannt geworden, die
bis zum Entfaltvorgang mittels eines gesteuert lösbaren Haltemittels am Flugkörperrumpf
festgehalten werden. Die Auslösung erfolgt aufgrund der Unterbrechung einer Wirkverbindung
zwischen dem Flugkörpertriebwerk und der Verriegelung. Die Unterbrechung wird beispielsweise
durch einen Brennsatz nach Ablauf einer definierten Abbrandzeit vollzogen.
[0005] Schließlich beschreibt die
EP 0 448 437 A1 einen Flugkörper mit Klappflügeln, die über ein ringförmiges Element mechanisch miteinander
gekoppelt sind. Das ringförmige Element wird beispielsweise über einen Motor und ein
Untersetzungsgetriebe rotatorisch bewegt um die Klappflügel von der Ruhe- in die Arbeitsposition
zu überführen. Diese Art von Antrieb weist jedoch den Nachteil eines enormen Platzbedarfs
gerade in dem Betreib des Innenraumes des Flugkörpers auf, der für das Triebwerk benötigt
wird.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine einfache, kompakte und unter allen Umweltbedingungen
sicher funktionierende Vorrichtung anzugeben, welche die am Flugkörperrumpf anliegenden
Wickelflügel in der Ruheposition festhält und bei einer Auslösung der Wickelflügel
nachdem der Flugkörper den Ausstoßbehätter verlassen hat diese sicher freigibt.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass an n-1 Wickelflügeln im spitzenseitigen
Bereich erste Verbindungsmittel angeordnet sind, welche in der Ruheposition der Wickelflügel
mit weiteren Verbindungsmitteln korrespondieren, welche an der in der Ruheposition
nach außen weisenden Seite der jeweils darunter befindlichen Wickelflügel angeordnet
sind und dass am n-ten Wickelflügel im spitzenseitigen Bereich wenigstens ein im Flugkörper
gelagertes und gesteuert lösbares Haltemittel eingreift.
[0008] Diese Lösung ermöglicht auf einfache Weise die stabile Halterung der um den Flugkörperrumpf
gewickelten Wickelflügel bis zur Auslösung des Entfaltungsvorgangs. Besonders hervorzuheben
ist die einfache und funktionelle Gestaltung der miteinander korrespondierenden Verbindungsmittel
und des Haltemittels.
[0009] In vorteilhafter Weise sind die ersten Verbindungsmittel als Haken geformt, welche
in der Ruheposition in gegengleich gestalteten weiteren Verbindungsmittel eingreifen.
Somit wird auf einfachste Weise ermöglicht, dass sich die Wickelflügel nach der erfolgten
Auslösung gleichzeitig mit Hilfe der in jedem Wickelflügel integrierten Antriebskraft
entfalten können. Eine gegenseitige Behinderung beim Entfaltungsvorgang ist konstruktiv
ausgeschlossen.
[0010] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltungsform besteht darin, dass das Haltemittel
aus einem mit dem n-ten Wickelflügel lösbar verbundenen Stift besteht, weicher mittels
einer im Bereich der Außenfläche des Flugkörpers angeordneten gesteuert auslösbaren
Kappvorrichtung durchtrennbar ist. Damit ist sichergestellt, dass die Wickelflügel
zu einem wählbaren Zeitpunkt nach dem Verlassen der Abschussvorrichtung zur Entfaltung
freigegeben werden kann.
[0011] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1:
- einen Abschnitt eines Flugkörperrumpfes mit Wickelflügeln,
- Fig. 2:
- einen Schnitt durch einen Flugkörperrumpf mit Wickelflügeln,
- Fig. 3:
- eine Detailansicht eines Haltemittels.
[0012] In der Figur 1 ist vereinfacht ein Abschnitt eines Flugkörperrumpfes 5 dargestellt.
Um diesen Abschnitt des Flugkörperrumpfes sind insgesamt vier Wickelflügel 1, 2, 3
und 4 anliegend gewickelt, wobei der Wickelflügel mit dem Bezugszeichen 4 sich, aus
dieser Perspektive nicht sichtbar, auf der Rückseite des dargestellten Abschnitts
eines Flugkörperrumpfes befindet. Die Wickelflügel 1, 2, 3, 4 sind über Drehlager
7 mit dem Flugkörperrumpf verbunden. In der dargestellten Ruhe- oder Transportposition
sind die Wickelflügel 1, 2, 3 über die vereinfacht dargestellten Verbindungselemente
6 miteinander lösbar verbunden. Diese Verbindung ist im Ausführungsbeispiel als Verhakung
zweier gegengleich auf den aneinander anliegenden Wickelflügeln angeordneten Verbindungsmitteln
6 angedeutet, von denen nur das außen liegende Verbindungsmittel sichtbar ist.
[0013] Die Figur 2 zeigt einen Schnitt durch den in Figur 1 dargestellten Flugkörperrumpf
5 und die Wickelflügel 1, 2, 3, 4. Es sind alle vier Wickelflügel in der Ruheposition
gezeigt, in der der Wickelflügel 1 mit dem Wickelflügel 4 verhakt ist, ebenso Wickelflügel
2 mit Wickelflügel 1 und Wickelflügel 3 mit Wickelflügel 2. Die gegenseitige Verhakung
erfolgt dadurch, dass im Ausführungsbeispiel das erste Verbindungsmittel 6a, welches
im spitzenseitigen Bereich des jeweils außen liegenden Wickelflügels angeordnet ist,
aus einer Leiste mit einem etwa U-förmigen Querschnitt besteht. Das mit dem ersten
Verbindungsmittel 6a korrespondierende und auf dem jeweils darunter liegenden Wickelflügel
angeordnete weitere Verbindungsmittel 6b besteht im Beispiel aus Haken oder einer
gegenüber der Oberfläche des darunter liegenden Wickelflügels etwas beabstandeten
Leiste, welche in der dargestellten Ruheposition der Wickelflügel mit ihrer freien
Kante in den Innenraum des ersten Verbindungsmittels 6a eingreift.
[0014] Die Halterung des verbleibenden Wickelflügels 4 erfolgt gemäß Figur 3 in der Ruheposition
der Wickelflügel über ein gesteuert lösbares Haltemittel 8. Dieses Haltemittel ist
im Ausführungsbeispiel nach als Stift ausgeführt, der einerseits am Flugkörperrumpf
5 befestigt ist und andererseits mit dem spitzenseitigen Ende des Wickelflügels 4
derart verbunden ist, dass das spitzenseitige Ende am Wickelflügel 3 anliegt oder
beinahe anliegt. Im Bereich des Flugkörperrumpfes 5 ist am Haltemittel 8 eine gesteuert
auslösbare Kappvorrichtung 9 angeordnet, welche zu einem wählbaren Zeitpunkt das Haltemittel
8 durchtrennt und in Folge dessen den Wickelflügel 4 freigibt. Als Haltemittel 8 eignen
sich beispielsweise auch Seilabschnifte und für die Kappvorrichtung 9 auch pyrotechnische
Schneidvorrichtungen, die elektrisch initiierbar sind.
[0015] Für die Kappvorrichtung 9 und auch die vorgenannten Verbindungsmittel 6 können im
Rahmen des fachmännischen Handelns auch andere gleichartig wirkende Lösungen eingesetzt
werden ohne dass der Rahmen der vorliegenden Erfindung verlassen wird. Beispielsweise
können auch mehrere Haltemittel 8 vorgesehen sein.
[0016] Nach der erfolgten Trennung des Haltemittels 8 durch die Kappvorrichtung 9 beginnt
der Entfaltungsvorgang der Wickelflügel beginnend mit dem Wickelflügel mit dem Bezugszeichen
4. Sobald sich dieser ein Stück geöffnet hat hebt er auch das spitzenseitige Ende
des Wickelflügels mit dem Bezugszeichen 1 an. Im weiteren Fortgang verschiebt sich
das spitzenseitige Ende des Wickelflügels 1 so weit gegenüber seiner ursprünglichen
Position bezüglich der Oberfläche von Wickelflügel 4, dass das weitere Verbindungsmittel
6b aus dem Innenraum des ersten Verbindungsmittels gleitet. Damit wird das spitzenseitige
Ende des Wickelflügels 1 freigegeben und der Wickelflügel kann sich frei aufrichten.
[0017] Der gleiche Vorgang findet anschließend auch bei den Verbindungsmitteln 6 zwischen
den Wickelflügeln 1 und 2 und dann zwischen den Wickelflügeln 2 und 3 statt. Damit
sind alle spitzenseitigen Enden frei und der Entfaltungsvorgang kann ungehindert bei
allen vier Wickelflügeln zu Ende geführt werden.
1. Vorrichtung an Wickelflügeln (1, 2, 3, 4) eines Flugkörpers (5), der n Wickelflügel
(n größer/gleich 2) aufweist, welche wurzelseitig im Bereich der Außenfläche des Flugkörpers
um in Flugrichtung liegende Achsen drehbar gelagert sind und in der Ruheposition an
der Außenfläche des Flugkörpers (5) anliegen und mittels eines Antriebs in die Arbeitsposition
übergehen,
dadurch gekennzeichnet,
- dass an n-1 Wickelflügeln (1, 2, 3) im spitzenseitigen Bereich erste Verbindungsmittel
(6a) angeordnet sind, welche in der Ruheposition der Wickelflügel mit weiteren Verbindungsmitteln
(6b) korrespondieren, welche an der in der Ruheposition nach außen weisenden Seite
der jeweils darunter befindlichen Wickelflügel (1, 2, 4) angeordnet sind, und
- dass am n-ten Wickelflügel (4) im spitzenseitigen Bereich wenigstens ein im Flugkörper
(5) gelagertes und gesteuert lösbares Haltemittel (8) eingreift.
2. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Verbindungsmittel (6a) als Haken geformt sind, welche in der Ruheposition
in gegengleich gestaltete weitere Verbindungsmittel (6b) eingreifen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Haltemittel 8() aus einem mit dem n-ten Wickelflügel (4) lösbar verbundenen Stift
oder Seilabschnitt besteht, welcher mittels einer im Bereich der Außenfläche des Flugkörpers
(5) angeordneten gesteuert auslösbaren Kappvorrichtung (9) durchtrennbar ist.