[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Messbox für eine Hörvorrichtung mit einem
Gehäuse, in das die zu vermessende Hörvorrichtung einbringbar ist. Darüber hinaus
betrifft die vorliegende Erfindung ein entsprechendes Verfahren zum Vermessen einer
Hörvorrichtung und insbesondere eines Hörgeräts.
[0002] Hörgeräte müssen vor ihrer Benutzung eingestellt werden. Dazu werden sie in einer
definierten akustischen Umgebung vermessen. Man verwendet für diesen Zweck in der
Regel eine sogenannte Messbox, deren Hauptaufgabe darin besteht, Umgebungsgeräusche
zu dämpfen. Nur durch diese Geräuschdämpfung ist eine erfolgreiche und zuverlässige
Messung überhaupt möglich.
[0003] Üblicherweise werden Messboxen so konstruiert, dass die Umgebungsgeräusche durch
die Masse und Dichtigkeit der jeweiligen Box "abgeschirmt" werden. Es findet also
eine passive Dämpfung statt. Dies führt jedoch zu besonders großen und schweren Messboxen.
Bei kleineren Messanlagen, wie sie in Hörgerätemesssystemen für Hörgeräteakustiker
zu finden sind, kann aufgrund der geforderten, geringen Baugröße und Masse der dort
verwendeten Messboxen keine hinreichende Dämpfung der Umgebungsgeräusche erfolgen.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, eine möglichst kleine
Messbox vorzuschlagen, die eine ausreichend gute Dämpfung gewährleistet.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Messbox für eine Hörvorrichtung
mit einem Gehäuse, in das die zu vermessende Hörvorrichtung einbringbar ist, einer
Störsignalaufnahmeeinrichtung zur Aufnahme eines Störsignals und einer Signalerzeugungseinrichtung
zum Erzeugen eines dem aufgenommenen Störsignal gegenphasigen Kompensationssignals,
so dass das Störsignal durch das Kompensationssignal kompensierbar ist.
[0006] Darüber hinaus ist erfindungsgemäß vorgesehen ein Verfahren zum Vermessen einer Hörvorrichtung
in einer Messbox durch Aufnehmen eines Störsignals an/in der Messbox und Erzeugen
eines dem aufgenommenen Störsignal gegenphasiges Kompensationssignal, so dass das
Störsignal durch das Kompensationssignal kompensiert wird.
[0007] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, die Dämpfung nicht ausschließlich passiv
durchzuführen, wie dies beim Stand der Technik der Fall ist. Vielmehr soll erfindungsgemäß
eine aktive Dämpfung der Umgebungsgeräusche erfolgen. Hierdurch können sehr kleine
und leichte Messboxen gebaut werden, die trotzdem eine sehr hohe Störfestigkeit gegenüber
Umgebungsgeräuschen aufweisen. Insbesondere kann die Qualität von kritischen Messungen
an Hörgeräten, wie dem Eigenrauschen oder das Übertragungsverhalten bei leisen Eingangssignalen,
durch dieses Verfahren deutlich verbessert werden.
[0008] Vorzugsweise sind das Störsignal und das Kompensationssignal akustischer Natur, und
die Störsignalaufnahmeeinrichtung umfasst ein Mikrofon, während die Signalerzeugungseinrichtung
einen Lautsprecher umfasst. Damit können akustische Störgeräusche wirksam unterdrückt
werden.
[0009] Alternativ oder zusätzlich kann es der Fall sein, dass das Störsignal elektromagnetischer
Natur ist, so dass auch das Kompensationssignal elektromagnetisch sein muss. In diesem
Fall umfasst die Störsignalaufnahmeeinrichtung eine Empfangsspule und die Signalerzeugseinrichtung
eine Sendespule. Damit können auch elektromagnetische Störungen aus der Umgebung in
der Messbox wirksam kompensiert werden.
[0010] Bei einer speziellen Ausbildung der erfindungsgemäßen Messbox kann vorgesehen sein,
dass die Signalerzeugseinrichtung auch ein Messsignal erzeugt und das Kompensationssignal
dem Messsignal zugemischt wird. Hierdurch kann für beide Signale ein einziger Lautsprecher
beziehungsweise eine einzige Sendespule verwendet werden.
[0011] Die Störsignalaufnahmeeinrichtung kann in dem Gehäuse angeordnet sein. Auf diese
Weise lässt sich das Störsignal unmittelbar in der Messbox aufnehmen, so dass der
akustische oder elektromagnetische Weg durch die Messbox nicht modelliert werden muss.
[0012] Die Störsignalaufnahmeeinrichtung kann aber auch außerhalb des Gehäuses angeordnet
sein und eine entsprechende Filtereinheit aufweisen. Diese Variante ermöglicht eine
weitere Reduzierung der Baugröße der Messbox.
[0013] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- ein Prinzipschaltbild einer erfindungsgemäßen Messbox für den Fall, dass kein Nutzsignal
angelegt wird und
- FIG 2
- ein Prinzipschaltbild einer Messbox für die gleichzeitige Applikation eines Nutzsignals.
[0014] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0015] Entsprechend der Grundidee der vorliegenden Erfindung wird die Umgebungsgeräuschdämpfung
durch eine Messbox mit einem aktiven System erreicht. Ein derartiges System ist in
FIG 1 schematisch dargestellt. Das System soll im Inneren der Messbox ein gegenphasiges
Signal erzeugen, das ansonsten genau dem in die Messbox eindringenden Umgebungsgeräusch
N, das von der Störschallquelle 1 stammt, entspricht.
[0016] Die gesamte Messbox weist hier nicht nur einen passiven Messraum 2, sondern auch
einen aktiven Elektronikteil 3 auf, der als Umgebungsgeräuschreduktionseinheit bezeichnet
werden kann. Dieser Aktivteil 3 nimmt ein Signal eines Referenz- oder Schallfeldmikrofons
4 auf, das in dem Messraum 2 platziert ist. Das Mikrofonsignal wird in dem aktiven
Teil 3 einer Steuereinheit 5 einschließlich adaptivem Filter zugeführt. Das Ausgangssignal
der Steuereinheit 5 wird an einen Verstärker 6 weitergeleitet und von dort innerhalb
des aktiven Teils 3 an die Steuereinheit 5 rückgekoppelt. Das Ausgangssignal des Verstärkers
6 dient zur Ansteuerung eines Lautsprechers 7, der in dem Messraum 2 angeordnet ist.
[0017] Auf der Grundlage des Störschalls N, der durch das Mikrofon 4 an dem Mess- oder Referenzpunkt
8 in dem Messraum 2 aufgenommen wird, wird mit Hilfe der Störgeräuschreduktionseinheit
3 und des Lautsprechers 7 in dem Messraum ein zu dem Störschall N gegenphasiges Signal
-N erzeugt. Hierdurch erfolgt eine Auslöschung des störenden Umgebungsgeräusches am
Messort 8.
[0018] Die Kompensation beziehungsweise Auslöschung des Störgeräusches N geschieht gemäß
dem Beispiel von FIG 1 durch ein Monitoringmikrofon 4, welches den Umgebungsschall
am Messpunkt 8 aufnimmt. Alternativ oder zusätzlich kann auch an der Außenseite der
Messbox beziehungsweise des Messraums 2 ein Umgebungsmikrofon angebracht werden, welches
die Umgebungsgeräusche kontinuierlich misst (vergleiche FIG 2).
[0019] Dieses anhand von FIG 1 vorgestellte Verfahren beziehungsweise Messsystem ist insbesondere
für Rauschmessungen geeignet da dort nicht gleichzeitig ein Testsignal erzeugt werden
muss. Es soll dabei lediglich das Eigenrauschen beispielsweise eines Hörgeräts in
einer geräuschfreien Umgebung gemessen werden.
[0020] Der deutlich komplexere Fall wäre die Reduktion des Umgebungsgeräusches bei gleichzeitigem
Anlegen eines Testsignals. Eine für diese Situation geeignete Messbox ist in FIG 2
wiedergegeben. Auch hier ist in dem Messraum 2 der Messbox ein Messmikrofon 4 angeordnet,
das den Schall am Messpunkt 8 misst. Das Messsignal S
m des Messmikrofons 4 wird einerseits nach außen geleitet und andererseits einer Steuerungseinheit
11 innerhalb eines Aktivteils 10 zur Umgebungsgeräuschunterdrückung zugeführt.
[0021] Über einen Eingang des Aktivteils 10 wird ein Nutzsignal S
1 eingespeist. Ein Generator 12 erzeugt ein Kompensationssignal und wird hierzu von
der Steuerungseinheit 11 angesteuert, die einen entsprechenden Koeffizienten liefert.
Das Ausgangssignals des Generators 12 wird in einem Addierer 13 dem Nutzsignal S
1 beaufschlagt. Das Summensignal wird einem Filter H
2 zugeführt, das der Kompensation desjenigen Nutzsignalanteils dient, der noch am Außenmikrofon
9 ankommt. Das Filter H
2 wird ebenfalls von der Steuerungseinheit 11 mit entsprechenden Koeffizienten angesteuert.
[0022] Das Außenmikrofon 9 nimmt in der ersten Linie den Störschall von der Störschallquelle
1 auf. Das Ausgangssignal des Außenmikrofons 9 wird in dem Aktivteil 10 einem weiteren
Filter H
N zugeführt. Dieses Filter H
N dient dazu, den Störsignalpegel zu reduzieren, da dieser außen höher ist als im Inneren
des Messraums 2. Auch dieses Filter erhält seine Koeffizienten von der Steuerungseinheit
11.
[0023] Die Ausgangssignale der beiden Filter H
2 und H
N werden in einem Addierer 14 addiert und das Summensignal wird einem Verstärker 15
sowie der Steuerungseinheit 11 zugeführt. Das Ausgangssignal des Verstärkers 15 dient
wieder zur Ansteuerung des Lautsprechers 7.
[0024] Das aufgenommene Umgebungsgeräusch wird hier also über ein spezielles Filter H
N dem eigentlichen Nutzsignal S
1 zugemischt oder aber separat in den Messraum 2 eingespeist. Dabei kann es sich sowohl
um ein quasi statisches (eingemessenes) System, bei dem der Störschall immer gleich
ist, oder aber um ein adaptives, selbstregelndes System, bei dem sich der Filter permanent
nachstellt, handeln.
[0025] Werden anstelle des Mikrofons 4 und des Lautsprechers 7 Spulen eingesetzt, so können
auch elektromagnetische Störungen aus der Umgebung kompensiert werden. Selbstverständlich
können die Spulen auch gleichzeitig mit dem Mikrofon-Lautsprecher-System eingesetzt
werden, so dass sowohl eine akustische als auch eine elektromagnetische Kompensation
durchführbar ist. Durch die elektromagnetischen Messungen beziehungsweise Kompensationen
kann auf eine aufwendige und teure elektromagnetische Abschirmung der Messbox verzichtet
werden.
[0026] Durch den Einsatz eines zusätzlichen Mikrofons 9 beziehungsweise einer zusätzlichen
Spule neben dem Messmikrofon 4 beziehungsweise einer Messspule zum direkten Erfassen
der Störsignale besteht bei der Reduktion der Störungen nicht mehr die Gefahr, dass
Teile des Nutzsignals beziehungsweise Testsignals ausgelöscht werden.
1. Messbox für eine Hörvorrichtung mit
- einem Gehäuse (2), in das die zu vermessende Hörvorrichtung einbringbar ist,
gekennzeichnet durch
- eine Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) zur Aufnahme eines Störsignals und
- eine Signalerzeugungseinrichtung (3, 10) zum Erzeugen eines dem aufgenommenen Störsignal
(N) gegenphasigen Kompensationssignals (-N), so dass das Störsignal durch das Kompensationssignal kompensierbar ist, wobei
- die Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) außerhalb des Gehäuses angeordnet ist und
eine Filtereinheit zur Reduktion des Pegels des Störsignals, welches so der Signalerzeugungseinrichtung
(3, 10) zugeführt wird, aufweist.
2. Messbox nach Anspruch 1, wobei das Störsignal und das Kompensationssignal akustischer
Natur sind, die Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) ein Mikrofon und die Signalerzeugungseinrichtung
(3, 10) einen Lautsprecher (7) umfasst.
3. Messbox für eine Hörvorrichtung mit
- einem Gehäuse (2), in das die zu vermessende Hörvorrichtung einbringbar ist,
gekennzeichnet durch
- eine Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) zur Aufnahme eines Störsignals und
- eine Signalerzeugungseinrichtung (3, 10) zum Erzeugen eines dem aufgenommenen Störsignal
(N) gegenphasigen Kompensationssignals (-N), so dass das Störsignal durch das Kompensationssignal kompensierbar ist, wobei
- das Störsignal und das Kompensationssignal elektromagnetischer Natur sind, die Störsignalaufnahmeeinrichtung
eine Empfangsspule und die Signalerzeugungseinrichtung eine Sendespule umfasst.
4. Messbox nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Signalerzeugungseinrichtung
(3, 10) auch ein Messsignal erzeugt und das Kompensationssignal dem Messsignal zugemischt
wird.
5. Messbox nach Anspruch 3 oder 4, wobei die Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) in dem
Gehäuse (2) angeordnet ist.
6. Messbox nach Anspruch 3 oder 4, wobei die Störsignalaufnahmeeinrichtung (4) außerhalb
des Gehäuses angeordnet ist und eine Filtereinheit zur Reduktion des Pegels des Störsignals,
welches so der Signalerzeugungseinrichtung (3, 10) zugeführt wird, aufweist.
7. Verfahren zum Vermessen einer Hörvorrichtung in einer Messbox,
gekennzeichnet durch
- Aufnehmen eines Störsignals (N) an/in der Messbox und
- Erzeugen eines dem aufgenommenen Störsignal gegenphasigen Kompensationssignals (-N),
so dass das Störsignal durch das Kompensationssignal kompensiert wird, wobei
- das Störsignal und das Kompensationssignal elektromagnetischer Natur sind.
8. Verfahren zum Vermessen einer Hörvorrichtung in einer Messbox,
gekennzeichnet durch
- Aufnehmen eines Störsignals (N) an/in der Messbox und
- Erzeugen eines dem aufgenommenen Störsignal gegenphasigen Kompensationssignals (-N),
so dass das Störsignal durch das Kompensationssignal kompensiert wird, wobei
- das Störsignal (N) außerhalb der Messbox aufgenommen und für das Erzeugen eines
Kompensationssignals (-N) gefiltert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das Störsignal und das Kompensationssignal akustischer
Natur sind.
10. Verfahren nach Anspruch 8, wobei das Störsignal und das Kompensationssignal elektromagnetischer
Natur sind.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, wobei das Kompensationssignal einem Messsignal
zugemischt wird.