[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung von Bahnspannungen in einer papierver-
bzw. bearbeitenden Maschine gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Durch die
EP 0 837 825 A2 und die
EP 0 919 498 A2 ist ein Verfahren zur Regelung der Bahnspannung von mehreren Bahnen bekannt, wobei
anhand der jeweiligen gemessenen Bahnspannung mehrerer Bahnen über eine auf Fuzzy-Logik
basierende Regelung die Bahnspannungsniveaus zueinander und die Bahnspannung im Bahnverlauf
hinsichtlich minimaler/maximaler erlaubter Bahnspannungen geregelt werden.
[0003] Aus der
DE 100 27 471 A1 ist ein Verfahren zur Regelung von Bahnspannungen im Mehrbahnbetrieb bekannt, wobei
zunächst absolute und relative Spannungen der Bahnen zueinander am Trichtereinlauf
eingestellt werden. Dies erfolgt vorzugsweise mit dem jeweiligen Einzugwerk.
[0004] Die
DE 42 33 855 offenbart eine Vorrichtung zur Kontrolle von Bögen hinsichtlich des Vorliegens eines
Einfach- oder Mehrfachbogens. Hierbei erfolgt die Bewertung von Messwerten auf der
Basis einer Fuzzy-Logik.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Regelung von Bahnspannungen
in einer papierver- bzw. bearbeitenden Maschine zu schaffen.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0007] Die Erfindung schafft ein System zur selbsteinstellenden Regelung der Bahnspannung
für mehrbahnige Bearbeitungsmaschinen, insbesondere Rotationsdruckmaschinen. Es ist
durch seine geschlossene Regelung eine wesentliche Weiterentwicklung gegenüber derzeit
in Rotationsdruckmaschinen üblichen Bahnspannungs-Kontrollsystemen. Das System ist
für dreifach- bzw. doppeltbreite Druckmaschinen von Vorteil.
[0008] Das auf der Fuzzy-Logik basierenden Regelungskonzept leistet einen innovativen Beitrag
für mehr Produktionssicherheit und Qualitätskonstanz in einer unter Kostengesichtspunkten
zunehmend auf weniger Makulatur und weniger manuelle Eingriffe ausgerichteten Produktion.
Die Regelung unterstützt den Bediener beim Anfahren der Maschine, entlastet ihn bei
der Bahnspannungsregelung während des Fortdruckes und leistet einen Beitrag zu mehr
Stabilität in allen Phasen der Produktion.
[0009] Auf dem Weg durch die Rotationsdruckmaschine vom Rollenwechsler über das Einzugwerk,
die Druckeinheiten und den Überbau bis in den Falzapparat weist eine Papierbahn unterschiedliche
Spannungszustände (bzw. Spannungsrelief oder Spannungsprofil) auf, wobei die verwendete
Papiersorte (Hersteller, Grammatur, Papiertyp), das mehrmalige Aufbringen von Druckfarbe
und ggf. Feuchtwasser (im Offsetverfahren), die angetriebenen Zugelemente (Einzugwerk
mit oder ohne Tänzerwalze, Zugwalze, Trichtereinlaufwalze) sowie Geschwindigkeitsänderungen
das reale Spannungsprofil der Papierbahn innerhalb der Maschine beeinflussen. Noch
anspruchsvoller und komplexer ist das Regeln einer konstanten Bahnspannung im Mehrbahnenbetrieb.
Dort ist im Überbau, beim Trichtereinlauf und im Falzapparat auch die relative Spannung
der einzelnen Papierbahnen zueinander für optimale Bahnlauf- und Druckbedingungen
von Bedeutung.
[0010] Bahnspannungsregelsysteme auf der Basis von PID-Reglern sind bereits heute an modernen
Zeitungsoffsetmaschinen im Bereich der Rollenwechsler und Einzugwerke mit Tänzerwalze
realisiert. Die nachgelagerten Zugeinrichtungen in der Maschine (nach den Druckwerken
und im Trichtereinlauf) und Nachbaraggregate (andere Rollenwechsler und Einzugwerke)
werden dabei jedoch nicht übergreifend einbezogen und geregelt. Von besonderem Vorteil
der Erfindung ist daher die Kopplung der Zugelemente entsprechend der Produktionssituation
in ein übergreifendes, selbstregelndes Bahnspannungssystem.
[0011] Mit der intelligenten Bahnspannungsregelung der Erfindung sollen sowohl ein optimales
Spannungsprofil jeder einzelnen Papierbahn innerhalb der Maschine als auch optimierte
Spannungsprofile der einzelnen Papierbahnen zueinander gewährleistet werden, um die
Anfahrsicherheit zu erhöhen (Vermeidung von Papierrissen), die Netto-Produktionsleistung
zu steigern (durch weniger störungsbedingte Stillstandszeiten), eine gleichförmige
Druckqualität zu erreichen (weniger Registerdifferenzen) und die Laufsicherheit im
Mehrbahnenbetrieb zu verbessern.
[0012] Bei der vorliegenden Regelung stellt die Software auf Basis der Fuzzy-Logik in Abhängigkeit
von der Situation am Trichtereinlauf und der jeweiligen Papierprofile das optimale
Spannungsniveau innerhalb einer Papierbahn ein und nimmt die optimale Abstimmung der
Bahnen zueinander vor. Mittels der Papierprofile, d. h. vorliegender Informationen
(z. B. Spannungs-Dehnungscharakteristik) über das Verhalten der bestimmten Papiersorte,
wird dabei das sortentypische Verhalten jeder Papierbahn berücksichtigt. Zur schnellen
Festlegung der Einstelllogik ist im System Expertenwissen hinterlegt.
[0013] Das intelligente Regelungssystem regelt direkt die tatsächlich gemessenen Spannungswerte
der Papierbahnen in der Bearbeitungsmaschine und nicht indirekt auf Dehnungsmessung
und -steuerung basierend über Motor-Momente. Dies bringt Vorteile im Hinblick auf
Effizienz sowie der positiven Wirkung auf Makulatur, Produktionskosten und Bedienergonomie.
[0014] Ein wichtiger Punkt ist es, dass die Regelung basierend auf Fuzzy-Technologie auf
Expertenwissen zurückgreift, und der Bediener keine Einstellungen mehr treffen muss.
Die die Produktion betreffenden Messwerte werden "eingeholt" und die betreffenden
Aggregate zur Beeinflussung der Spannung direkt angesprochen. Im Gegensatz zu einem
diskreten Regler, wird im vorliegenden Regelsystem nahezu immer eine ideale Gesamtlösung
gefunden, ohne dass eine bestimmte Regelgröße exakt eingehalten werden muss und eine
Gesamtlösung wie beim diskreten Regler damit ggf. nicht erzielbar ist. Dies gilt insbesondere
für den die Einzelbahn betrachtenden Regler, welcher eine Vorgabe vom alle Bahnen
betrachtenden Regler erhält. Von Vorteil ist es jedoch, wenn auch der letztgenannte
mit Fuzzy-Logik arbeitet, um ggf. Kompromisslösungen für sie Vorgabe der erstgenannten
Regler vorzugeben.
[0015] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden
im folgenden näher beschrieben.
[0016] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Druckmaschine mit mehreren Bahnen;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Regelung mit zwei Regelprozessen;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung der Regelung der Druckmaschine aus Fig. 1;
- Fig. 4
- eine grafische Darstellung des Verlaufs der Bahnspannung einer Bahn entlang ihres
Weges;
- Fig. 5
- ein Ablaufdiagramm des bahnbezogenen Regelprozess;
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung eines Zuordnungsdiagramms;
- Fig. 7
- ein Ablaufdiagramm des mehrbahnbezogenen Regelprozess.
[0017] Fig. 1 zeigt einen Weg mehrerer, mindestens zweier Bahnen B1; B2; B3; B4, z. B. Materialbahn
B1; B2; B3; B4, z. B. Papierbahn B1; B2; B3; B4 durch eine Bearbeitungsmaschine, insbesondere
Druckmaschine, mit die Bahnspannung wesentlich beeinflussenden, schematisch dargestellten
Aggregaten:
[0018] Die Bahn B1; B2; B3; B4, beispielhaft an der Bahn B1 erläutert, wird von einer Versorgung
01, z. B. einem Rollenwechsel 01, gespeist und durchläuft mindestens eine Zugeinrichtung
(bzw. Bremseinrichtung) 02 zur Förderung und Einstellung einer Bahnspannung, z. B.
ein Einzugwerk 02, bevor sie eine Bearbeitungsstufe 03, z. B. mindestens eine Druckeinheit
03 mit ein oder mehreren Druckwerken, durchläuft. Das Einzugwerk 02 kann gleichzeitig
ein Stellglied 02 zur Einstellung der Spannung vor der druckeinheit 03 darstellen.
Nach einer der Bahn B1 zugeordneten letzten Druckstelle durchläuft sie eine Messstelle
04 (nDE: nach Druckeinheit 03) zur Ermittlung der Bahnspannung und anschließend ein
die Bahnspannung beeinflussendes Stellglied 05, z.B. eine Zugwalze 05 bzw. Walzen-/Zuggruppe
05. In einem nicht dargestellten Oberbau können Wendestangen und Längsschneideinrichtungen
angeordnet sein, durch welche entweder ungeschnittene Bahnen B1 gewendet oder gestürzt,
oder Bahnen B1 zunächst geschnitten und dann gewendet oder gestürzt werden können.
Vor dem Einlauf der Bahn B1 (bzw. der Teilbahnen) in eine sog. Harfe 07 (eine Mehrzahl
von mehreren Bahnen B1; B2; B3; B4 bzw. Teilbahnen zugeordneten Umlenkwalzen), ist
für jede Bahn B1 (bzw. jede Teilbahn) eine Messstelle 06 (vTE: vor Trichtereinlauf)
zur Ermittlung der Bahnspannung vorgesehen. Die Messstelle 04 "nach der Druckeinheit"
meint somit eine Messstelle 04 vor dem der Druckeinheit 03 nachfolgenden Zugelement
05 oder zumindest vor einer ggf. vorhandenen Schneid- und/oder Wendeeinrichtung. Nach
der Harfe 07 werden die Bahn B1 (bzw. deren Teilbahnen) zusammen mit anderen Bahnen
B2; B3; B4 (bzw. deren Teilbahnen) zu einem oder mehreren Strängen 13 zusammengeführt,
passieren ein weiteres die Bahnspannung beeinflussendes Stellglied 08, eine Zugwalze
08 bzw. Walzen-/Zuggruppe 08, z. B. eine sog. Trichtereinlaufwalze 08, bevor sie beispielsweise
durch einen oder mehrere Trichter 09 längs gefalzt werden. Die Messstelle 06 "vor
Trichtereinlauf bzw. Harfe" meint somit eine Messstelle 06 für die einzelne Bahn bzw.
Teilbahn vor dem Zusammenfassen von Bahnen bzw. Teilbahnen an der Trichtereinlaufwalze
08 (oder einer anderen vorgelagerten, mehreren Bahnen zugeordneten Walzte) und nach
dem Zugelement 05 bzw., falls vorhanden, nach einer Schneide- und/oder Wendeeinrichtung.
Wird das Produkt nicht wieder aufgewickelt, so durchlaufen die Bahnen B1; B2; B3;
B4 (bzw. Teilbahnen) im Strang 13 ein weiteres die Bahnspannung beeinflussendes Stellglied
10, eine weitere Zugwalze 10 bzw. Walzen-/Zuggruppe 10, z. B. Falzzugwalzen 10, und
werden in mindestens einem Falzapparat 11 zumindest einmal quer gefalzt. Das o. g.
Einzugwerk 02 weist ein die Bahnspannung beeinflussendes Stellglied 16, eine Zugwalze
16 bzw. Walzen-/Zuggruppe 16 oder Tänzerwalze 16 und ggf. eine gesonderte eine Messstelle
14 zur Ermittlung der Bahnspannung auf (vDE: vor Druckeinheit 03). Das Stellglied
16 und die Messstelle 14 können auch ohne dass sie zu einem Einzugwerk 02 zusammengefasst
sind zwischen Rollenwechsel 01 und Druckeinheit 03 angeordnet sein. Die gesonderte
Messstelle 14 kann entfallen, wenn über das Stellglied 16, beispielsweise als mittels
Druckmittel betätigbares Stellglied 16, bereits eine Adäquate Information über die
vorliegende Spannung vorliegt.
[0019] In der in Fig. 1 dargestellten Druckmaschine werden dem Trichter 09 exemplarisch
Bahnen B1; B2; B3; B4 von auf unterschiedlichen Seiten angeordneten Druckeinheiten
03 zugeführt, wobei der Trichteraufbau mehrere Trichter 09 neben- und/oder untereinander
aufweisen kann, und mehrere aus den Bahnen B1; B2; B3; B4 gebildete Stränge 13 auf
mehr als einen Falzapparat 11 geführt sein können. Auch müssen die Bahnen B1; B2;
B3; B4 nicht jeweils in der schematisch dargestellten Weise je eine Druckeinheit 03
durchlaufen, sondern können z. B. nach Durchlaufen eines Teils einer Druckeinheit
03 aus dieser heraus geführt werden und entweder gleich dem Oberbau oder aber einer
anderen Druckeinheit 03 zur Weiterbearbeitung zugeführt werden. Wesentlich ist es
jedoch, dass die Messstellen 04; 06; 14 und die Stellglieder 05; 10; 16 für die unten
näher erläuterte Regelung den Bahnen B1; B2; B3; B4 zugeordnet sind bzw. werden.
[0020] In Fig. 1 sind durch Pfeile die durch die Messstellen 04; 06; 14 gewonnenen Signale
S1.1; S1.2; S1.3 der Bahn B1, S2.1; S2.2; S2.3 der Bahn B2 etc. angedeutet. Auch im
Bereich des Rollenwechslers 01 kann ggf. ein die Spannung beschreibendes Signal S1.0;
S2.0; S3.0; S4.0 (strichliert) einer nicht bezeichneten Messstelle erhalten werden.
Weiter sind die Vorgabewerte für die Stellglieder 16; 05; als Signale S1.11; S1.12
für die Bahn B1, S2.11; S2.12 für die Bahn B2 etc. mit Pfeilen dargestellt. Das Signal
Sx.11 stellt beispielsweise einen Vorgabewert (Sollwert) für die Bahnspannung im Einzugwerk
02, das Signal Sx.12 einen Vorgabewert (Sollwert) für die Voreilung der Zugwalze 05
dar. Die Signale S0.13; S0.14 stellen die Vorgabewerte (Sollwerte), z. B. die Voreilung,
für die Stellelemente 08 und 10 dar. Ein ggf. vorliegender Vorgabewert (Sollwert)
für die Bahnspannung im Bereich des Rollenwechslers 02 ist mit S1.10 für die Bahn
B1, mit S2.10 für die Bahn B2 etc. bezeichnet.
[0021] Die Druckmaschine aus Fig. 1 weist ein Regelsystem 17 auf, dessen Konzept zunächst
prinzipiell anhand der Fig. 2 erläutert ist, und in Fig. 3 mit direktem Bezug zur
Regelung der Bahnspannung mehrerer Bahnen B1; B2; B3; B4 aus Fig. 1, zumindest mehrerer
auf zumindest eine Trichtereinlaufwalze 08 gemeinsam auflaufender Bahnen B1; B2; B3;
B4 (bzw. Teilbahnen), dargestellt ist.
[0022] Das Regelsystem 17 weist zwei voneinander verschiedene Reglertypen 18 und 19 mit
zwei voneinander verschiedenen Teilaufgaben (Regelprozessen) auf. Diese beiden "Typen"
von Reglern 18 und 19 können als verschiedene Hardware-Komponenten räumlich voneinander
getrennt, als verschiedene miteinander kommunizierende SoftwareProgramme, oder aber
als zwei Prozesse bzw. Unterprogramme oder Subroutinen in einem Softwareprogramm ausgeführt
sein. Falls nicht explizit anders lautend, werden im folgenden die Begriffe Regler
18; 19 bzw. Regelprozesse 18; 19 unter den gleichen Bezugszeichen geführt und sollen
für alle oben genannten und andere geeignete Möglichkeiten der Umsetzung derselben
verstanden werden. Wie in Fig. 2 dargestellt, weist das Regelsystem mehrere (hier
zwei) Regler 18.1; 18.2 auf, welche jeweils Istwerte aus einem jeweiligen Teilprozess
erhalten, und anhand ihrer implementierten Logik eine oder mehrere Stellgrößen für
den betrachteten Teilprozess erzeugen. Den Reglern 18 ist der Regler 19 übergeordnet,
welcher Istwerte aus den Teilprozessen erhält, anhand seiner implementierten Logik
Vorgabewerte für die untergeordneten Regler 18.1; 18.2 sowie ggf. auf den Gesamtprozess
gerichtete Stellgrößen ausgibt. Es existiert keine gegenseitige Interaktion bzw. Kommunikation
zwischen den Reglern 18 und 19. Sie können zwar gleichzeitig arbeiten, arbeiten jedoch
prinzipiell unabhängig voneinander, obwohl sie teilweise die selben Prozesswerte (Istwerte)
betrachten und der Regelprozess 19 Vorgaben (Sollwertvorgaben) für die Regelprozesse
18 erzeugt.
[0023] Ebenfalls in Fig. 2 sind Speichereinrichtung 21 dargestellt, von welchen vor Beginn
der Prozesse Startwerte in die Regler 18; 19 eingelesen werden können. Die Startwerte
werden vorteilhaft aus einer gemeinsamen Speichereinheit 21 eingelesen.
[0024] Dem Regelsystem 17 gemäß Fig. 3 werden von jedem der beteiligten Bahnwege mindestens
zwei Messwerte, nämlich der Messwert S1.2; S2.2; S3.2; S4.2 für die Spannungen, z.
B. von als Messwalzen 04 ausgeführter Messstelle 04, (direkt) nach der jeweiligen
Druckeinheit 03 sowie der Messwert S1.3; S2.3; S3.3; S4.3 von der jeweiligen Messstelle
06 vor dem Trichtereinlauf bzw. der Harfe 07 zugeführt. Dies gilt im Falle der Messwerte
S1.3; S2.3; S3.3; S4.3 und die Messstelle 06 auch für diesem Trichtereinlauf zugeordnete
gewendete Teilbahnen. In Weiterbildung kann dem Regelsystem 17 bei Bedarf auch das
Signal S1.1; S2.1; S3.1; S4.1 für die Spannung jeweils vor der Druckeinheit 03 zugeführt
werden (strichliert). Die Messung der Spannung erfolgt jeweils z.B. durch von der
Bahn B1; B2; B3; B4 umschlungene Messwalzen.
[0025] Das Regelsystem 17, zumindest der Regler 18, regelt und optimiert die Bahnspannungen
vorzugsweise unter Verwendung von Fuzzy-Logik. Die Eingangsgrößen wie z. B. die Messwerte
S1.3; S2.3 etc. für die Spannungen (ggf. entsprechend skaliert) einer Bahn B1 werden
fuzzyfiziert, d. h. als Eingangswerte für abschnittsweise definierte Funktionen verwendet,
die jeweils einen Term (linguistischen Größenbereich, z. B. groß, mittel, klein) beschreiben.
Als Funktionswert wird der Grad, zu dem der Eingangswert die linguistische Bedeutung
des Terms erfüllt, oder, bei Überschneidung der Wertebereiche, die Grade der Erfüllung,
erhalten. Bei der anschließenden Defuzzifizierung wird aus den Erfüllungsgraden der
einzelnen Terme der linguistischen Variablen ein scharfer Ausgangswert, z. B. ein
entsprechendes Signal auf ein Stellglied oder ein neuer Sollwert für ein Stellglied,
erzeugt. Je nach dem Ergebnis der Defuzzifizierung kann einem Stellglied, einem anderen
Stellglied oder können mehreren Stellgliedern Vorgaben gemacht werden. Welche Regeln
zur Anwendung gelangen wird über die Erfüllungsgrade der Terme der Eingangsgrößen
bestimmt. Ein o. g. Beispiel mit den beiden Eingangsgrößen (z. B. Messwerte S1.3;
S1,2) und einer Ausgangsgröße (z. B. Signal S1.12 an ein Stellglied, z. B. die Walzen-/Zuggruppe
05) für z. B. tabellarisch vorliegenden, vorgehaltenen Regeln, ließe sich grafisch
z. B. als dreidimensionales Kennfeld darstellen. Gehen mehr Eingangsgrößen in einen
Entscheidungsprozeß ein und/oder sollen mehrere Ausgangsgrößen erzeugt werden, so
sind die "Kennfelder" entsprechend vieldimensional. Der Regler 19 muss nicht auf Fuzzy-Logik
basierend, sondern kann in anderer Weise diskret, z.B. als PID-Regler 19 ausgeführt
sein. Von Vorteil ist jedoch auch hier die Ausführung mit Fuzzy-Logik.
[0026] Das Regelsystem 17 weist, wie oben allgemein dargestellt, die beiden voneinander
verschiedene Regler 18 und 19 mit zwei voneinander verschiedenen Teilaufgaben auf,
wobei der Regler 18 die Bahnspannung einer einzigen Bahn B1; B2; B3; B4 in ihrem Verlauf
und im Hinblick auf Grenzwerte regelt, und der Regler 19 das Spannungsniveau, insbesondere
das Spannungsniveau vor der Trichtereinzugwalze 08, der dort zusammen geführten Bahnen
B1; B2, B3; B4 relativ zueinander einstellt.
[0027] Das Regelsystem 17 weist mindestens eine Anzahl von Reglern 18 auf, welche der Anzahl
der insgesamt zusammenzuführenden Bahnen B1; B2; B3; B4 (bzw. Teilbahnen) entspricht.
Die Regler 18 weisen alle die selbe Architektur auf bzw. sind in der selben Art und
Weise programmiert und werden für die in Fig. 1 und 2 dargestellten vier Bahnen B1;
B2; B3; B4 mit 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 bezeichnet. Den vier Reglern 18.1; 18.2; 18.3;
18.4 bzw. Prozessen 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 ist der Regler 19 bzw. Regelprozess 19
zugeordnet.
[0028] Für Anfahrvorgänge ist es vorteilhaft, wenn dem Regelsystem 17 Startwerte als Sollwerte
vorgegeben sind, welche z. B. für bestimmte Bahnführungen sinnvolle Ausgangspunkte
liefern. Im Beispiel können daher den Reglern 18.1; 18.2; 18.3; 18.4; 19 Startwerte
S1.11_0; S1.12_0; S2.11_0; S2.12_0; S3.11_0; S3.12_0; S4.11_0; S4.12_0; S0.13_0 und/oder
S0.14_0 für die Signale S1.11; S1.12; S2.11; S2.12; S3.11; S3.12; S4.11; S4.12; S0.13
und/oder S0.14 (Spannungen bzw. Voreilungen) vorgegeben werden. Diese sind beispielsweise
in einem Speicher vorgehalten und können von der gewählten Produktion und/oder dem
Bahnmaterial anhängig sein.
[0029] Im Betrieb des Regelsystems 17 wird nun in einer ersten Teilaufgabe mittels der Regler
18.1; 18.2; 18.3; 18.4 bzw. Prozesse 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 jede Bahn B1; B2; B3;
B4 zunächst allein für sich betrachtet geregelt, so dass die Spannung an der Messstelle
06 vor dem Trichtereinlauf zwischen einem Minimum, z. B. MIN = 8 dN/m, und einem Maximum,
z. B. MAX = 60 dN/m, liegt. Eine zweite Forderung der ersten Teilaufgabe besteht ggf.
darin, die in Fig. 4 schematisch dargestellte Abstufung in den Spannungen an den Messstellen
14 (vor der Druckeinheit 03), 04 (nach der Druckeinheit 03) und 06 (vor dem Trichtereinlauf
bzw. vor dem Zusammenführen) einzustellen. Zusätzlich sind weiterhin die prozessbedingten
Minimalspannungen (z. B. 8daN) und Maximalspannungen (z. B. 60daN) einzuhalten. Die
Aufgabe der Regler 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 bzw. Prozesse 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 ist
es somit, die Spannung der einzelnen Bahn B1; B2; B3; B4 am Trichtereinlauf, insbesondere
auf ihrem Weg bis dort hin, in den grundsätzlich erlaubten Bereich einzuregeln und
zusätzlich ggf. die korrekte Abstufung innerhalb des Bahnweges der einzelnen Bahn
B1; B2; B3; B4 zu erzielen.
[0030] Zur Lösung dieser Teilaufgabe werden den Reglern 18.1; 18.2; 18.3; 18.4, im folgenden
exemplarisch für den Regler 18.1 der Bahn B1, jeweils mindestens zwei Signale S1.2
(nach der Druckeinheit 03) und S1.3 (vor dem Trichtereinlauf bzw. Zusammenführen)
der gemessenen Spannung der selben Bahn B1 zugeführt. Der Regler 18.1 verarbeitet
diese Eingangsgrößen in der o. g. Art mittels Fuzzy-Logik und erzeugt ein Ausgangssignal
S1.11, welches auf das Stellglied 16 des Einzugswerkes 02 wirkt. In der einfachsten
Ausgestaltung des Reglers 18.1 bzw. des Prozesses 18.1 werden lediglich die beiden
o. g. Eingangssignale S1.2; S1.3 zugeführt und ein Ausgangssignal S1.11 an lediglich
das Stellglied 16 vor der Druckeinheit 03 gegeben. Optional kann dem Regler 18.1 zusätzlich
das Signal S1.1 für die Messung der Spannung vor der Druckeinheit 03 zugeführt, und
in der Logik mit verarbeitet werden.
[0031] In einer vorteilhaften Lösung wirkt der Regler 18.1 mit einem Signal S1.12 zusätzlich
auch auf das Stellglied 05 hinter der Druckeinheit 03, z. B. durch Ermittlung und
Vorgabe von geeigneten Voreilungswerten. In dieser Ausführung ist eine verbesserte
Einstellung des Spannungsverlaufs über den Weg der Bahn B1 möglich. Das Regelkonzept
erfolgt hierbei z. B. in der Weise, dass zunächst mittels des Stellgliedes 16 versucht
wird, die Bedingungen an die Minimal-/Maximalspannungen und gleichzeitig den gewünschten
Spannungsverlauf zu erfüllen. Ist dies nicht allein durch Einwirken auf das Stellglied
16 möglich, so wird das Stellglied 05 mit einbezogen.
[0032] Fig. 5 stellt im wesentlichen selbsterklärend den Ablauf für die Regelprozesse 18.x
am Beispiel des Regelprozesses 18.1 dar. Ohne nochmals o.g. zu wiederholen, wird klar,
dass ein Vorgabewert, insbesondere für die Messstelle 06 vor dem Trichtereinlauf,
aus dem Regelprozess 19 eingelesen wird. Dieser aktuelle Vorgabewert wird mit dem
zuletzt gültigen verglichen und bei Abweichung ein oder mehrere für die nachfolgenden
Berechnungen zu Grunde liegenden Zuordnungsdiagramme verändert, insbesondere verschoben.
Die nachfolgenden Berechnungen, beispielsweise einer Sollwertverschiebung für das
Einzugwerk 02 und/oder die Berechnung einer Zugwalzenverstellung der Zugeinrichtung
05 erfolgen dann auf der Basis der unveränderten oder veränderten Zuordnungsdiagramme
bzw. des unveränderten oder veränderten Zuordnungsdiagramms anhand von Fuzzy-Logik
nachdem die Messwerte S1.2., S1.3 und ggf. S1.1 eingelesen wurden. Bei Produktionsstart
der Maschine werden anstelle der Vorgabewerte aus dem Prozess 19 Startwerte aus einer
Speichereinrichtung 21 eingelesen. Der Teilprozess vor der Abfrage des Maschinenstatus
(in Produktion?) ist Teil der Initialisierung des Systems. Die Abfragen werden in
den Diagrammen mit "wahr" (w) oder "falsch" (f) beantwortet. Die Verbindung mit dem
Pfeil vom untersten Knoten des Prozesses zum Knoten vor der Abfrage nach dem Maschinenstatus
verdeutlicht, dass es sich um einen Prozess handelt, welcher solange die Maschine
in Produktion ist, ständig durchlaufen wird.
[0033] Schematisch ist in Fig. 6 das Prinzip der o.g. Veränderung bzw. Verschiebung eines
Zuordnungsdiagramms dargestellt. Ein gemessener Wert Sm weist in einem ersten Zustand
des Diagramms erste Werte für die Gewichtung von "klein" und "mittel" auf. Nach erfolgter
Verschiebung der Zuordnungsfunktionen (abschnittsweise definiert) stehen dem gemessenen
Wert Sm davon abweichende Gewichte "klein' " und "mittel' " gegenüber. Diese Veränderung
in der Gewichtung findet nun Niederschlag in der Gesamtbetrachtung sämtlicher Fuzzy-Regeln
und führt ggf. letztlich zu einer Sollertverschiebung für die betrachtete Stellgröße,
hier z.B. die Stellgröße S1.11 für das Einzugwerk 02.
[0034] In einer zweiten Teilaufgabe wird durch den Regler 19 bzw. den Regelprozess 19 geprüft,
ob die Spannung vor der Harfe 07 der zusammen zu führenden Bahnen B1; B2; B3; B4 zueinander
im gewünschten Verhältnis stehen und dies entsprechend geregelt. So sollte z. B. die
unterste auf der Zugwalze 08 zu liegen kommende Bahn B1; B2; B3; B4, hier Bahn B3,
eine höhere Spannung aufweisen als die darüberliegende etc. Die zweite Aufgabe ist
es also, die Spannungen der übereinander zu führenden Bahnen B1; B2; B3; B4 zueinander
im Bereich des Trichtereinlaufs abzustufen bzw. auszurichten. Es gilt hierbei die
Minimalforderung, dass gilt: S
n ≥ S
n+1 für alle S1.3; S2.3; S3.3; S4.3 etc., wenn n eine Bahn B1; B2; B3; B4 und n+1 die
nach außen benachbarte Bahn B1; B2; B3; B4 bezeichnet. Als Randbedingung gilt für
alle Bahnen B1; B2; B3; B4: MAX ≥ S
1 ≥ S
2 ≥ S
3 ≥ S
4 ≥ MIN, wenn der Index die Reihenfolge der Bahnen B1; B2; B3; B4 im Bereich der Trichtereinlaufwalze
08 von innen nach außen kennzeichnet. Zusätzlich liegt vorteilhafter Weise eine Regel
für den optimalen Zustand vor, welche besagt: S
n ≥ S
n+1 + ΔS, mit z. B. ΔS = 2daN/m.
[0035] In der zweiten Teilaufgabe (bzw. ersten Regelprozess 19) werden die Spannungen der
unterschiedlichen Bahnen z. B. in der Weise variiert, dass für alle Bahnen B1; B2;
B3; B4 die Spannung vor der Trichtereinlaufwalze 08 im Toleranzbereich liegt (Fig.
4, vor Trichtereinlauf (vTE)). Hierfür werden dem Regler 19 parallel zum Regler 18.1;
18.2; 18.3; 18.4 die Signale S1.3; S2.3; S3.3; S4.3 der Messwerte für die Bahnspannung
zugeführt. Dem Regler 19 bzw. Regelprozess 19 liegt in einer Weiterbildung ebenfalls
eine Fuzzy-Logik zugrunde, mittels welcher aus den Eingangsgrößen (Signale S1.3; S2.3;
S3.3; S4.3) Vorgabewerte für die Regler 18.1; 18.2; 18.3; 18.4 sowie Signale S0.13
und S0.14 für die mit dem Strang 13 zusammenwirkenden Stellglieder 08 und 10 als Ausgangsgrößen
erzeugt werden.
[0036] Fig. 7 stellt, wieder im wesentlichen selbsterklärend, den Ablauf für den Regelprozess
19 dar. Wie zu erkennen, kann dem eigentlichen Teilprozess für den Abgleich der Spannungen
Sx.3 untereinander ein Teilprozess vorangestellt sein, welcher wie dargestellt, auf
der Basis der einzelnen Messwerte Sx.3 das Gesamt-Bahnspannungsniveau prüft und ggf.
über die Verstellung (z.B. der Voreilung) der Trichtereinlaufwalze 08 die das Gesamt-Niveau
für sämtliche über diese Walze 08 laufende Bahnen/Teilbahnen hebt oder absenkt. Der
Teilprozess beinhaltet die Schritte Messwerte einlesen - Gesamt-Bahnspannungsniveau
prüfen - und je nach Ergebnis die Verstellung der Trichtereinlaufwalze berechnen und
ausgeben (f) oder aber diese so zu belassen (w).
[0037] Bei Abweichen (f) des Abgleichs der Spannungen untereinander von der vorgegebenen
Beziehung (MAX ≥ S1.3 ≥ S2.3 ≥ S3.3 ≥ S4.3 ≥ MIN) zueinander und/oder zu den Grenzwerten
werden Vorgabewerte für die betreffenden Regelprozesse 18.x oder den betreffenden
Regelprozess 18.x, insbesondere für die Messstelle 06 vor dem Trichtereinlauf, berechnet
und ausgegeben. Auch hier kann die Berechnung über Fuzzy-Logik erfolgen, wobei z.B.
wiederum der Berechnung zu Grunde liegende Zuordnungsdiagramme entsprechend der Abweichungen
verschoben werden. Bei Produktionsstart der Maschine werden anstelle der Vorgabewerte
aus dem Prozess 19 Startwerte aus einer Speichereinrichtung 21 eingelesen. Der Teilprozess
vor der Abfrage des Maschinenstatus (in Produktion?) ist Teil der Initialisierung
des Systems.
[0038] Der Regler 19 bzw. Regelprozess 19 nimmt in vorteilhafter Ausführung keinen direkten
Einfluss auf die der einzelnen Bahn B1; B2; B3; B4 zugeordneten Stellglieder 16; 05,
sondern gibt anhand seines Kennfeldes aus den Signalen S1.3 bis S4.3 den Reglern 18
Vorgaben. Diese Vorgabe bezieht sich lediglich auf die vor der Trichterwalze 08 je
Bahn B1; B2; B3; B4 einzuhaltende Spannung, d. h. einen Sollwert für die z. B. an
den Messstellen 06 einzuhaltenden Spannungen. Diese Vorgabewerte gehen, beispielsweise
durch Veränderung der Lage und/oder Form der Terme bzgl. der Eingangsgrößen bei der
Fuzzyfizierung, im Regler 18.x ein (siehe oben). Somit wird ein der einzelnen Bahn
B1 bis B4 zugeordnetes Stellglied 02, 05; 16 nicht wahllos durch zwei verschiedene
Prozesse angegesprochen, was ein unruhiges oder gar instabiles Regelverhalten zur
Folge hätte. Im Gegensatz hierzu wird die Anforderung aus dem Regelprozess 19 innerhalb
des Regelprozesses 18.x berücksichtigt. Die vorteilhafte Ausführung dieses Teilprozesses
im Regler 18.x als Fuzzy-Logik macht es nun möglich, dass die Anforderung bzw. Vorgabe
aus dem Regler 19 nicht zwingend genau wie vorgegeben durchgesetzt werden muss, sondern
eine Berücksichtigung im Rahmen und im Lichte der gesamten Regelaufgabe des Reglers
18.x vorgenommen wird. Es werden lediglich die die Vorgabe aus Regler 19 betreffenden
Zuordnungsdiagramme verschoben und diese neu Bewerteten Kriterien bei der Ermittlung
des optimalen (bzw. zumindest zulässigen) Gesamtzustandes berücksichtigt. Die Verbindung
mit dem Pfeil vom untersten Knoten des Prozesses zum Knoten vor der Abfrage des Maschinenstatus
verdeutlicht, dass es sich um einen Prozess handelt, welcher solange die Maschine
in Produktion ist, ständig durchlaufen wird.
[0039] Diese beiden Regelprozesse 18 und 19 bzw. die damit verbundene Teilaufgaben werden
zyklisch wiederholt und entsprechend der Meßergebnisse und der Ergebnisse aus der
Logik die Bahnspannung beeinflussenden Aggregate, z. B. Zugwalzen 16; 05; 08; 10,
oder nicht dargestellte Tänzerwalzen etc. beaufschlagt. Neben den o. g. Aggregaten
wie im Einzugwerk 02 und/oder eine oder mehrere Zugwalzen 16; 05; 08; 10 können dies
auch zusätzlich Einrichtungen im Rollenwechsler 01 und/oder Einrichtungen im Falzapparat
11 sein. Das oben zur Fig. 3 genannte ist dann um entsprechende Signale, z. B. S1.10,
für den Rollenwechsler 01, oder nicht dargestellte Signale für den Falzapparat 11
zu ergänzen.
[0040] Die Ansteuerung von derartigen Aggregaten durch das Regelsystem 17 erfolgt in vorteilhafter
Ausführung unter Berücksichtigung einer Priorität: So wird z. B. wie oben geschildert
durch das Regelsystem 17 in einer ersten Priorität die Sollwertvorgabe lediglich für
das Einzugwerk 02 vorgenommen. Sind mit dieser Maßnahme allein die beiden o. g. Aufgaben
nicht zu erfüllen, so erfolgt ein Einwirken auf die Zugwalze 05 nach der Druckeinheit
03. Ggf. ist es in einer dritten Stufe erlaubt, Einfluss auf die Trichtereinlaufwalze
08 zu nehmen. Hierbei wird jedoch das Niveau aller beteiligten Bahnen B1; B2; B3;
B4 verschoben. Die Stellglieder Zugwalze 05 bzw. Trichtereinlaufwalze 08 werden nur
genutzt, wenn die globale Bahnspannung über alle Bahnen B1; B2; B3; B4 nicht stimmt,
oder wenn der Stellbereich des Einzugswerkes 02, bzw. dessen Stellglied 16, für die
gewünschte Bahnspannung nicht ausreichend ist.
[0041] Ist die Forderung der zweiten Teilaufgabe, d. h. die gewünschte Abstufung, nicht
erreichbar, so kann die Logik des Steuersystems 17, insbesondere des Reglers 19, dazu
ausgebildet sein, einen an den Idealzustand möglichst nahe herankommenden optimierten
Zustand anzustreben. Noch akzeptierbare Grenzen für die Abweichung (relativ oder absolut)
können vorgegeben und ggf. änderbar sein. Zusätzlich kann in vorteilhafter Weiterbildung
das Regelsystem 17 dazu ausgebildet sein, bei einer starken Abweichung vom zulässigen
Spannungsprofil (einer Bahn) oder der Abstufung (aller Bahnen zueinander) einen Warnhinweis
auszugeben und ggf. bei unerlaubt hoher Abweichung ein Stillsetzen der Bearbeitungsmaschine
herbeizuführen.
[0042] In einfachster Ausführung arbeitet das Regelsystem 17 jedoch mit zwei Messorten für
die Spannung je beteiligter Bahn B1; B2; B3; B4, und zwar jeweils nach der Druckeinheit
03 und vor dem Trichtereinlauf, wobei die Aktion jeweils zunächst am Einzugwerk 02
und ggf. im zweiten Schritt im Bereich der Zugwalze 05 erfolgt.
[0043] Wie bereits oben erwähnt, können nach dem Schneiden einer Bahn B1; B2; B3; B4 mehrere
einem Rollenwechsler 01 zugeordnete Teilbahnen auf voneinander verschiedenen Wegen
zum Trichter 09 geführt werden. In diesem Fall wird je Teilbahn die Spannung vor dem
Trichtereinlauf, z. B. an jeweils einer eigenen Messstelle 06 ermittelt. Diese, einem
gemeinsamen Rollenwechsler 01 zugeordneten Messwerte, z. B. S1.3a und S1.3b, werden
entweder bevor sie dem Regelsystem 17 zugeführt werden oder im Regelsystem 17, d.
h. im Regler 18 sowie im Regler 19, zu einem Wert verknüpft, z. B. gemittelt mit oder
ohne Gewichtung, und der resultierende Wert als Istwert zur Regelung herangezogen.
Diese Verknüpfung kann als für den Regler 18.1 und 19 exemplarisch strichliert dargestellter
logischer Baustein 22 bzw. Unterprozess 22 in die jeweiligen Regler 18; 19 integriert
sein.
[0044] Der Rollenwechsler 01 und das Einzugwerk 02 weisen bevorzugt zusätzlich zum Regelsystem
17 eine geschlossenen Regelung auf, welcher ein Sollwert durch das Regelsystem 17
vorgegeben wird. Die Zugwalzen 05; 08; 10; 16 werden vom Regelsystem 17 z. B. lediglich
bzgl. ihrer Voreilung (Drehzahl, Winkellage) gesteuert.
[0045] Im folgenden sind die beteiligten Aggregate zur Beeinflussung der Spannung in ihrer
vorteilhaften Ausführung spezifiziert:
[0046] Das Einzugswerk 02 weist eine geschlossenen Regelung ("Closed Loop"-Regelung) auf,
die Sollwertvorgabe durch das Regelsystem 17, insbesondere durch den Regler 18, wird
sicher eingehalten. Es wirkt auf die gesamte Bahn B1; B2; B3; B4 und stellt das wichtigstes
Stellglied dar. In einer vorteilhaften Ausführung weist das Einzugmittel 02 als Stellglied
16 eine gegen die Zugkraft der Bahn B1; B2; B3; B4 bewegbare Walze auf, welche mittels
Druckmittel eines vorgebbaren Druckes der Bahnzugkraft entgegenwirkt. In diesem Fall
ist keine gesonderte Messstelle 14 erforderlich, wenn die Korrelation zwischen beaufschlagtem
Druck und der resultierenden Bahnspannung bekannt ist.
[0047] Die Zugwalze 05 kann durch Veränderung der Voreilung gegenüber der Papierbahngeschwindigkeit
auf die Bahnspannung der aktuellen Bahn B1; B2; B3; B4 wirken und stellt hier vor
der Trichtereinlaufwalze 8 die letzte Möglichkeit dar, eine einzelne Bahn B1; B2;
B3; B4 in ihrer Spannung bzw. Abstufung zu beeinflussen.
[0048] Die Trichtereinlaufwalze 08 kann durch Veränderung der Voreilung gegenüber der Papierbahngeschwindigkeit
auf die Bahnspannungen aller Bahnen B1; B2; B3; B4 wirken.
[0049] Die Falzzugwalze 10 kann ebenfalls durch Veränderung der Voreilung gegenüber der
Papierbahngeschwindigkeit auf die Bahnspannungen aller Bahnen B1; B2; B3; B4 wirken.
Sie hat direkte Auswirkungen auf das Schnittregister.
[0050] Ein z. B. Modularer Aufbau erlaubt es, die Regelung auf mehrere Bahnen auszudehnen,
für jede weitere Bahn B1; B2; B3; B4 muss im Fall einer hardwaremäßig getrennten Lösung
lediglich ein weiterer Regler 18, z. B. eine Fuzzy-SPS mit Programm, hinzugefügt werden.
Dem Programm des Reglers 19, z. B. der Master-SPS, muss außerdem mitgeteilt werden,
das es eine weitere Bahn B1; B2; B3; B4 mit einbeziehen muss.
[0051] In einer reinen Softwarelösung für die Regler 18 und 19 muss zur Erweiterung um eine
Bahn B1; B2; B3; B4 lediglich die Software um einen Regelprozess 18.x erweitert, und
dem Programm des Regelprozesses 19 mitgeteilt werden.
[0052] Die Regelung durch die Regler 18 und 19 kann rein sequentiell oder auch zeitlich
gesehen parallel ablaufen, wobei jedoch im Hinblick auf die einzustellende Spannung
vor der Trichtereinlaufwalze 08, z.B. an den Messstellen 06, die Regelung hirarchisch
aufgebaut ist und der Regler 19 den Reglern 18 übergeordnet ist.
[0053] In vorteilhafter Weiterbildung ist das Regelsystem 17 dazu ausgebildet, dass eine
durch das Regelsystem 17 gefundene Einstellung für eine bestimmte Konfiguration des
Druckauftrages, einen Bahnweg und/oder ein bestimmtes Produkt als Vorgabewerte in
die Speichereinrichtung überführt werden kann, so dass diese künftig bei gleicher
oder ähnlicher Produktionssituation als Startwerte eingelesen werden können. Hierzu
erfolgt beispielsweise die Übernahme der Produkt- bzw. Produktionsdaten aus der Maschinensteuerung
und/oder der Produktplanung. Die Übernahme als neue Startwerte kann beispielsweise
auf die Entscheidung des Bedienpersonals hin ausgelöst, oder aber durch das System
selbst erfolgen, wenn Steuerung und/oder Regelsystem bzgl. dieser Funktion als selbstlernendes
System konzipiert sind.
Bezugszeichenliste
[0054]
- 01
- Versorgung, Rollenwechsler
- 02
- Stellglied, Zug-/Bremseinrichtung, Einzugswerk
- 03
- Bearbeitungsstufe, Druckeinheit
- 04
- Messstelle für Bahnspannung nach Druckeinheit
- 05
- Stellglied, Zugwalze, Walzen-/Zuggruppe
- 06
- Messstelle für Bahnspannung vor Trichtereinlauf
- 07
- Harfe
- 08
- Stellglied, Zugwalze, Walzen-/Zuggruppe, Trichtereinlaufwalze
- 09
- Trichter
- 10
- Stellglied, Zugwalze, Walzen-/Zuggruppe, Falzzugwalze
- 11
- Falzapparat
- 12
- -
- 13
- Strang mit mehreren Papierbahnen
- 14
- Messstelle vor Druckeinheit
- 15
- -
- 16
- Stellglied, Zugwalze, Walzen-/Zuggruppe, Tänzerwalze
- 17
- Regelsystem
- 18
- Regler, Regelprozess
- 19
- Regler, Regelprozess
- 20
- -
- 21
- Speichereinrichtung
- 22
- Baustein, Unterprozess
- B1
- Bahn, Materialbahn, Papierbahn
- B2
- Bahn, Materialbahn, Papierbahn
- B3
- Bahn, Materialbahn, Papierbahn
- B4
- Bahn, Materialbahn, Papierbahn
- S1.1
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Druckeinheit der Bahn (B1)
- S1.2
- Signal, Messwert der Bahnspannung nach Druckeinheit der Bahn (B1)
- S1.3
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Trichtereinlauf der Bahn (B1)
- S1.10
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Rollenwechsler der Bahn (B1)
- S1.11
- Vorgabewert für die Bahnspannung im Einzugswerk der Bahn (B1)
- S1.12
- Vorgabewert für die Voreilung der Zugwalze der Bahn (B1)
- S2.1
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Druckeinheit der Bahn (B2)
- S2.2
- Signal, Messwert der Bahnspannung nach Druckeinheit der Bahn (B2)
- S2.3
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Trichtereinlauf der Bahn (B2)
- S2.10
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Rollenwechsler der Bahn (B2)
- S2.11
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Einzugswerk der Bahn (B2)
- S2.12
- Signal, Vorgabewert für die Voreilung der Zugwalze der Bahn (B2)
- S3.1
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Druckeinheit der Bahn B3
- S3.2
- Signal, Messwert der Bahnspannung nach Druckeinheit der Bahn B3
- S3.3
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Trichtereinlauf der Bahn B3
- S3.10
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Rollenwechsler der Bahn B3
- S3.11
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Einzugswerk der Bahn B3
- S3.12
- Signal, Vorgabewert für die Voreilung der Zugwalze der Bahn B3
- S4.1
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Druckeinheit der Bahn (B4)
- S4.2
- Signal, Messwert der Bahnspannung nach Druckeinheit der Bahn (B4)
- S4.3
- Signal, Messwert der Bahnspannung vor Trichtereinlauf der Bahn (B4)
- S4.10
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Rollenwechsler der Bahn (B4)
- S4.11
- Signal, Vorgabewert für die Bahnspannung im Einzugswerk der Bahn (B4)
- S4.12
- Signal, Vorgabewert für die Voreilung der Zugwalze der Bahn (B4)
- S0.13
- Signal, Vorgabewert für die Voreilung der Trichtereinzugswalze
- S0.14
- Signal, Vorgabewert für die Voreilung der Falzzugwalze
- S1.3a
- Messwert
- S1.3b
- Messwert
- S1.0
- Signal, Messwert der Bahnspannung im Bereich des Rollenwechslers (01)
- S2.0
- Signal, Messwert der Bahnspannung im Bereich des Rollenwechslers (01)
- S3.0
- Signal, Messwert der Bahnspannung im Bereich des Rollenwechslers (01)
- S4.0
- Signal, Messwert der Bahnspannung im Bereich des Rollenwechslers (01)
- 18.1
- Regler
- 18.2
- Regler
- 18.3
- Regler
- 18.4
- Regler
- x
- Platzhalter für Bahn (B1; B2; B3; B4)
- nDE
- nach Druckeinheit (03)
- vTE
- vor Trichtereinlauf
- vDE
- vor Druckeinheit (03)
- vEW
- vor Einzugwerk
1. Verfahren zur Regelung von Bahnspannungen in einer papierver- bzw. bearbeitenden Maschine,
wobei eine Bahnspannung (S) über ein Stellglied (02; 05; 16) durch ein Regelsystem
(17) unter Verwendung von Fuzzy-Logik im Hinblick auf mindestens einen Messwert (Sx.3)
anhand einer Vorschrift und/oder eines Kennfeldes geregelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass mittels eines ersten Regelprozesses (19) eine Einstellung des Spannungsniveaus zusammenzuführender
Bahnen (B1; B2, B3; B4) relativ zueinander, und mittels eines zweiten, vom ersten
Regelprozesses (19) unabhängigen Regelprozesses (18) eine Regelung der Bahnspannung
einer einzelnen Bahn (B1; B2; B3; B4) in ihrem Verlauf und im Hinblick auf Grenzwerte
erfolgt, dass im ersten Regelprozess (19) anhand einer ersten Vorschrift und/oder
eines ersten Kennfeldes ein Vorgabewert für eine Bahnspannung erzeugt wird, dieser
Vorgabewert dem zweiten, unter Verwendung von Fuzzy-Logik arbeitenden Regelprozess
(18) zugeführt wird, und mittels des Vorgabewertes eine Veränderung einer Lage und/oder
Form mindestens eines Terms einer linguistischen Beschreibung einer Fuzzyfizierung
im zweiten Regelprozess (18) bewirkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Regelprozess (19) unter Verwendung von Fuzzy-Logik arbeitet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Regelprozess (19) auf die Einstellung des Spannungsniveaus vor der Trichtereinzugwalze
(08) der dort zusammen geführten Bahnen (B1; B2, B3; B4) relativ zueinander gerichtet
ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mittels mehrerer zweiter Regelprozesse (18.1; 18.2; 18.3; 18.4) die Spannung einzelner
Bahnen (B1; B2; B3; B4) am Trichtereinlauf jeweils in den grundsätzlich erlaubten
Bereich eingeregelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und zweite Regelprozess (18; 19) unabhängig voneinander arbeiten, wobei
der erste Regelprozess (19) Sollwertvorgaben für den zweiten Regelprozess (18) erzeugt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und zweite Regelprozess (18; 19) teilweise die selben Prozesswerte betrachten.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mehreren ersten Regelprozessen (18.1; 18.2; 18.3; 18.4) jeweils mindestens zwei Signale
für die gemessene Spannung der selben Bahn (B1), nämlich nach der Druckeinheit (S1.2)
und vor dem Zusammenführen (S1.3) zugeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch den ersten Regelprozess (19) geprüft wird, ob die Spannung vor einer Harfe
(07) der zusammen zu führenden Bahnen (B1; B2; B3; B4) zueinander im gewünschten Verhältnis
stehen, und dass dies durch den ersten Regelprozess (19) entsprechend regelt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass dem Regler (19) parallel zum Regler (18.1; 18.2; 18.3; 18.4) die Signale (S1.3; S2.3;
S3.3; S4.3) der Messwerte für die Bahnspannung der Bahnen (B1; B2; B3; B4) vor dem
Zusammenführen zugeführt werden.