[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörvorrichtung mit einer im Gehörgang tragbaren
Komponente, die eine Empfangseinheit zum drahtlosen Empfangen von Signalen aufweist.
Darüber hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Erzeugen eines
Schallsignals oder zum Übertragen von Energie in einem Gehörgang. Insbesondere bezieht
sich die Erfindung auf Hörgeräte, die im Ohrkanal angeordnet sind.
[0002] Tief im Ohrkanal sitzende Hörgeräte, sogenannte CICs (completely in the channel),
sind aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen empfindet es der Benutzer als unangenehm,
das Gerät sehr weit in den Ohrkanal zu schieben. Darüber hinaus besteht die Gefahr,
dass das Trommelfell oder die empfindliche Haut im knöchernen Bereich des Ohrkanals
berührt oder verletzt wird. Dennoch müssen auch Hörgeräte, die vollständig im Ohrkanal
untergebracht sind, von Zeit zu Zeit beispielsweise zum Wechseln der Batterie herausgenommen
und wieder eingesetzt werden.
[0003] Das Einsetzen von Tief-im-Ohrkanal sitzenden CICs erfolgt typischerweise durch einen
Hörgeräteakustiker oder einen Ohrenarzt. Dies bedeutet, dass bei jedem Batteriewechsel
der Arzt bzw. Akustiker aufgesucht werden muss. Eine Alternative hierzu bestünde allenfalls
darin, weniger tief sitzende CICs zu verwenden, die vom Nutzer selbst aus dem Ohrkanal
genommen werden können. Derartige Geräte sind allerdings wegen des größeren Restvolumens
zwischen Hörgerät und Trommelfell ineffizienter und verursachen eventuell störende
Okklusionseffekte.
[0004] Aus der Druckschrift
DE 10 2004 050 616 B3 ist eine Hörhilfe mit Signalkopplung bekannt. Die Hörhilfe ist mit einer ersten im
Gehörgang befindlichen Komponente ausgestattet. Eine zweite Komponente, mit der Signale
von der ersten empfangen werden können, ist außerhalb des Gehörgangs angeordnet.
[0005] Weiterhin offenbart die Druckschrift
DE 38 26 294 A1 eine Freisprecheinrichtung für Kommunikationssysteme. Ein Wiedergabegerät wird in
einem Ohr getragen. Es empfängt seine Signale von einem außerhalb des Ohrs angeordneten
Sender über eine drahtlose Übertragungsstrecke.
[0006] Ferner ist in der Druckschrift
DE 35 08 830 A1 ein Hörgerät beschrieben, bei dem sich der Hörer außerhalb des Hörgerätegehäuses
in einer Otoplastik befindet. Die Verbindung zwischen einem Verstärker des Hörgeräts
und dem Hörer erfolgt drahtlos.
[0007] Schließlich ist aus der Patentschrift
US 5,701,348 A eine Hörvorrichtung mit zwei Komponenten bekannt, bei der beide Komponenten im Gehörgang
angeordnet sind. Die beiden Komponenten sind mit einer Verbindung fest aneinander
gekoppelt.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, eine tief im Ohrkanal
sitzende Hörvorrichtung vorzuschlagen, bei der ein Batteriewechsel durch den Nutzer
komfortabler durchgeführt werden kann.
[0009] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörvorrichtung mit einer ersten
im Gehörgang tragbaren Komponente, die eine Empfangseinheit zum drahtlosen Empfang
von Signalen aufweist, und einer von der ersten Komponente baulich getrennten, zweiten
Komponente, die ebenfalls im Gehörgang tragbar ist und eine Sendeeinheit zum drahtlosen
Übertragen von Signalen und/oder von Energie zu der Empfangseinheit der ersten Komponente
aufweist.
[0010] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt ein Verfahren zum Erzeugen eines
Schallsignals oder zum Übertragen von Energie in einem Gehörgang durch Erzeugen eines
drahtlos übertragbaren Signals in dem Gehörgang durch eine zweite Komponente, Empfangen
des drahtlos übertragenen Signals weiter im Inneren des Gehörgangs durch eine erste
Komponente und Wandeln des empfangenen Signals durch die erste Komponente in ein Schallsignal
und/oder Nutzen der in dem empfangenen Signal übertragenen Energie.
[0011] Erfindungsgemäß wird somit der Gedanke genutzt, eine Komponente, die selbst keinen
Energiespeicher besitzt, sehr tief im Gehörgang anzuordnen und die Signale bzw. die
Energie drahtlos an diese Komponente zu übertragen. Eine weiter außen im Gehörgang
befindliche Komponente überträgt das Signal bzw. die Energie an die tiefer sitzende
Komponente. Die tiefer sitzende Komponente muss nur sehr selten entnommen werden,
während die außen sitzende Komponente ohne weiteres vom Nutzer beispielsweise zum
Batteriewechsel entnommen werden kann.
[0012] Vorzugsweise ist die Hörvorrichtung als Hörgerät ausgebildet. Damit können insbesondere
CIC-Geräte von dem erfindungsgemäßen Vorteil profitieren.
[0013] Die zweite Komponente kann eine Abdichtung zum schalldichten Sitz in dem Gehörgang
besitzen. Dadurch wird der Wirkungsgrad der Schallübertragung von der zweiten Komponente
auf das Trommelfell verbessert.
[0014] Darüber hinaus kann die zweite Komponente eine Empfangsspule aufweisen. Dies bedeutet,
dass Signale bzw. Energie induktiv an die zweite Komponente übertragen werden können.
Die zweite Komponente verfügt dann außerdem über einen elektromechanischen Wandler
zum Wandeln der Signale in akustische Wellen.
[0015] Alternativ kann die zweite Komponente eine magnetisch aktive Membran aufweisen. Diese
ist vorzugsweise mit einer ferromagnetischen Flüssigkeit beschichtet. Mit Hilfe eines
im Gehörgang platzierten Magneten lässt sich die Membran zur Erzeugung von Schall
auslenken.
[0016] In der einfachsten Ausgestaltung besteht die zweite Komponente ausschließlich aus
der magnetisch aktiven Membran und der Abdichtung oder einer anderen passiven Halterung
zur Fixierung der Membran im Gehörgang. Damit lässt sich praktisch ein Lautsprecher
realisieren, bei dem die Gehörgangswand das Lautsprechergehäuse darstellt.
[0017] Die vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
FIG 1 eine Hörvorrichtung gemäß einer ersten Ausführungsform mit Empfangsspule und
FIG 2 eine Hörvorrichtung gemäß einer zweiten Ausführungsform mit einer magnetischen
Membran.
[0018] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsformen stellen bevorzugte Ausführungsbeispiele
der vorliegenden Erfindung dar.
[0019] Entsprechend FIG 1 ist ein baulich in zwei Teile aufgeteiltes Hörgerät in einem Ohrkanal
bzw. Gehörgang 1 eingesetzt. Eine zweite Komponente 2 dient dazu, in dem Gehörgang
1 ein Signal zu erzeugen. In dem Beispiel von FIG 1 umfasst die zweite Komponente
2 eine im Gehörgang 1 angeordnete Sendespule 3, die mit einer in FIG 1 nicht dargestellten,
gehörgangsexternen Signalverarbeitung, Mikrofonen und einer Batterie verbunden ist.
Alternativ kann die gesamte Signalverarbeitung einschließlich Mikrofon, Batterie sowie
der Sendespule auch im Ohrkanal oder teilweise im Ohrkanal angeordnet sein.
[0020] Eine erste Komponente 4 des Hörgeräts ist weiter im Inneren des Ohrkanals 1 platziert.
Sie besteht hier aus einer Empfangsspule 5, aus einem elektroakustischen Wandler 6
und aus einer Abdichtung 7 und gegebenenfalls aus zusätzlicher Elektronik. Die zweite
Komponente 4 ist batterielos und wandelt die mit Hilfe der Spule 5 empfangenen und
gegebenenfalls durch die Signalverarbeitung weiter verarbeiteten Signale in Schallsignale
zum direkten Empfang durch das in FIG 1 nicht wiedergegebene Trommelfell um.
[0021] Die Sendespule 3 der zweiten Komponente 2 sendet das Ausgangssignal und gegebenenfalls
Energie für die Signalverarbeitung in magnetischer Form an die tief im Ohr sitzende
zweite Komponente 4. In FIG 1 ist die Versorgung der Elektronik für die Signalverarbeitung
und des Receivers bzw. Schallwandlers 6 über ein Magnetfeld durch Pfeile 8 symbolisiert.
[0022] Die in FIG 2 wiedergegebene Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Hörvorrichtung
ist baulich noch einfacher gestaltet als die Ausführungsform von FIG 1. Die zweite
Komponente 2 besteht hier wie in der ersten Ausführungsform unter anderem aus einer
Sendespule 3, die im Gehörgang 1 platziert ist. Sie steht in magnetischer Wechselwirkung
(Pfeile 8) mit der ersten Komponente 4, die tiefer im Gehörgang angeordnet ist. Diese
erste Komponente 4 besteht hier nur aus einer magnetisch aktiven Membran 9, die mit
Hilfe einer Halterung bzw. Abdichtung 10 im Ohrkanal 1 gehalten ist.
[0023] Die magnetisch aktive Membran 9 besitzt eine ferromagnetische Beschichtung, die eine
Auslenkung der Membran mit Hilfe des Magnetfelds ermöglich, das von der ersten Komponente
2 erzeugt wird. Vorzugsweise wird die Membran mit einer ferromagnetischen Flüssigkeit
beschichtet, die nach dem Auftragen trocknet.
[0024] Da die zweite Komponente 4 abgesehen von der Abdichtung 10 hier ausschließlich aus
der passiven Membran 9 besteht, ist eine Signalkodierung bei der Signalübertragung
zwischen den beiden Komponenten 2 und 4 nicht möglich. Bei der ersten Ausführungsform
gemäß FIG 1 hingegen ermöglicht eine unter Umständen eingesetzte Elektronik eine Codierung
bei der Signalübertragung innerhalb des Gehörgangs.
[0025] Die oben im Detail dargestellten Hörgeräte besitzen zahlreiche Vorteile. Zum einen
kann die erste Komponente 4 bzw. ihre Abdichtung 7, 10 in dem Ohrkanal 1 dauerhaft
verbleiben, so dass sie der Ohrenarzt beispielsweise nur einmal platzieren muss. Dies
wird dadurch möglich, dass die erste Komponente 4 batterielos ist. Darüber hinaus
ermöglicht der tiefe Sitz der ersten Komponente eine effektive akustische Versorgung,
insbesondere einen hohen Ausgangspegel bei relativ geringem Energieeinsatz.
[0026] Weiterhin kann die Sendespule 3 der zweiten Komponente relativ großflächig am Ohrkanal
1 entlang angebracht werden, was zu einer effektiveren Magnetfeldkopplung führt. Die
zweite Komponente 2 kann außerdem beispielsweise ein Hörgerät sein, das nicht individuell
an einen Träger abgestimmt ist und dessen Ohrstück nicht individuell angepasst sein
muss (so genanntes offenes-Hd0-Hörgerät). Vielmehr genügt hier die akustisch unproblematische
Platzierung einer Sendespule im Gehörgang zur Erzeugung eines Magnetfelds. Damit ist
eine völlig offene, okklusionsfreie Ankopplung an den Ohrkanal 1 möglich. Es werden
somit die Vorteile eines komfortablen offenen-HdO-Hörgeräts mit der guten Klangqualität
der tiefsitzenden CICs kombiniert.
1. Hörvorrichtung mit
- einer ersten im Gehörgang (1) tragbaren Komponente (4), die eine Empfangseinheit
zum drahtlosen Empfang von Signalen aufweist,
gekennzeichnet durch
- eine von der ersten Komponente (4) baulich getrennte, zweite Komponente (2), die
ebenfalls im Gehörgang (1) tragbar ist und eine Sendeeinheit (3) zum drahtlosen Übertragen
von Signalen und/oder von Energie zu der Empfangseinheit der ersten Komponente (4)
aufweist.
2. Hörvorrichtung nach Anspruch 1, die als Hörgerät ausgebildet ist.
3. Hörvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die erste Komponente (4) eine Abdichtung
(7, 10) zum schalldichten Sitz in dem Gehörgang (1) besitzt.
4. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die erste Komponente
(4) eine Empfangsspule (5) aufweist.
5. Hörvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die erste Komponente (4) eine
magnetisch aktive Membran (9) aufweist.
6. Hörvorrichtung nach Anspruch 5, wobei die Membran (9) mit einer ferromagnetischen
Flüssigkeit beschichtet ist.
7. Hörvorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, wobei die erste Komponente (4) ausschließlich
aus der magnetisch aktiven Membran (9) und der Abdichtung (7, 10) oder einer anderen
passiven Halterung besteht.
8. Verfahren zum Erzeugen eines Schallsignals oder zum Übertragen von Energie in einem
Gehörgang (1) durch
- Erzeugen eines drahtlos übertragbaren Signals in dem Gehörgang durch eine zweite
Komponente,
- Empfangen des drahtlos übertragenen Signals weiter im Inneren des Gehörgangs (1)
durch eine erste Komponente (4) und
- Wandeln des empfangenen Signals durch die erste Komponente (4) in ein Schallsignal
und/oder Nutzen der in dem empfangenen Signal übertragenen Energie.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei der Raum im Gehörgang (1) zwischen der ersten Komponente
(4) und dem Trommelfell schalldicht abgedichtet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, wobei die drahtlose Übertragung (8) zwischen den
beiden Komponenten (2, 4) auf elektromagnetischem Weg erfolgt.