[0001] Die Erfindung bezeichnet eine Handwerkzeugmaschine mit einem kurbelgetriebenem Luftfederschlagwerk,
insbesondere einen Kombihammer oder Meisselhammer.
[0002] Eine übliche derartige Handwerkzeugmaschine weist nach der
DE2511083 ein von einem Elektromotor angetriebenes Kurbelgetriebe mit einem zum Kurbelradius
spiegelsymmetrisch unwuchtkompensierten Exzenter auf, welches über eine Luftfeder
einen Schlagkolben schwingend hin- und herbewegt, der direkt auf ein Schlagwerkzeug
schlägt.
[0003] Ein derartiges Luftfederschlagwerk erregt hohe Schlagenergien nahezu rückwirkungsfrei.
Dennoch werden die dabei erregten Schwingungen zu einem geringen Teil auch auf das
Aussengehäuse der Handwerkzeugmaschine übertragen, wo sie schliesslich über den Handgriff
vom Hand-Arm-System des Nutzers aufgenommen werden.
[0004] Zur Verminderung derartiger Vibrationen am Handgriff werden bei derartigen Handwerkzeugmaschinen
oft passive, bspw. nach der
DE19503526, oder bei leistungsfähigen Handwerkzeugmaschinen auch aktive, bspw. nach der
EP1221359, Vibrationsdämpfungen eingesetzt.
[0005] Nach dem Superpositionsprinzip von Kräften kann mit entsprechend gegenphasigen Gegenkräften
die Vibration theoretisch bis auf Null, praktisch nur zu einem Teil aktiv kompensiert
werden. Bei üblichen nichtharmonischen, d.h. insbesondere zeitlich nicht sinusförmigen,
Vibrationen kann dies durch eine hinreichend grosse Anzahl von harmonischen Gegenschwingungen
unterschiedlicher Frequenz, Amplitude und Phase erzielt werden, wenn diese entsprechend
gegenphasig zur Fourierzerlegung der Vibration gewählt werden.
[0006] Dazu geeignete Gegenkräfte entstehen bspw. bei beschleunigten Gegenschwingmassen.
So wird nach der
GB969215 bei einer Handwerkzeugmaschine die Vibration des Schlagwerks über Gegenschwingungen
von mehreren gegenphasigen, jeweils harmonisch schwingenden Massen von rotierenden
Exzentern kompensiert.
[0007] Da bei Luftfederschlagwerken die Hauptquelle der Vibrationen die rein axial orientierte,
nichtharmonische Luftfederkraft ist, eignen sich zur Kompensation ebenfalls rein axial
schwingende Massen. Die harmonische Grundschwingung der Luftfederkraft ist phasenversetzt
zur Kurbelbewegung. So wird nach der
EP1475190 bei einer Handwerkzeugmaschine mit einem kurbelgetriebenem Luftfederschlagwerk das
den Schlagkolben führende Führungsrohr über einen weiteren Exzenter um 270° phasenversetzt
zum Erregerkolben angetrieben und dadurch die axial orientierte harmonische Grundschwingung
der Vibration teilweise kompensiert.
[0008] Zudem wird nach der
GB474902 bei einer Handwerkzeugmaschine mit einem kurbelgetriebenen Federschlagwerk das den
Schlagkolben führende Führungsrohr über eine unrunde Kurvenscheibe, welche an dem
den Erregerkolben antreibenden Exzenter des Kurbelgetriebes ausgebildet ist, gegenphasig
zum Erregerkolben bewegt.
[0009] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der konstruktiv einfachen Realisierung einer
aktiven Vibrationsminderung für eine Handwerkzeugmaschine mit einem kurbelgetriebenem
Luftfederschlagwerk.
[0010] Die Aufgabe wird im Wesentlichen durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0011] So weist eine Handwerkzeugmaschine ein zur Erzeugung von axialen Schlägen eines längs
einer Schlagachse hin- und herbewegten Schlagkolbens geeignetes Luftfederschlagwerk
auf, welches über einen Kurbelzapfen eines drehend gelagerten Exzenters angetrieben
ist, dessen Masseverteilung bezüglich einer Exzenterachse eine Unwucht aufweist, die
in der zur Exzenterachse senkrechten Exzenterebene um einen Unwuchtwinkel zum im Kurbelradius
beabstandeten Kurbelzapfen versetzt ist, der in Drehrichtung im Bereich von 70° bis
90° liegt.
[0012] Durch die zum Kurbelzapfen geeignet unsymmetrisch angeordnete Unwucht wird ein Teil
der harmonischen Grundschwingung der vom Luftfederschlagwerk erzeugten Vibration kompensiert.
Da der Exzenter notwendiger Teil des Kurbelgetriebes ist, werden im Prinzip keine
weiteren Bauteile benötigt, wodurch diese aktive Vibrationsminderung konstruktiv einfach
und ökonomisch ist.
[0013] Vorteilhaft liegt die auf den Kurbelradius und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht
im Bereich von 0.3 bis 1.0, wodurch die Unwucht geeignet dimensioniert ist
[0014] Vorteilhaft liegt bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 5 Hz bis 25 Hz die auf
den Kurbelradius und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht im Bereich von 0.4 bis 1.0.
[0015] Alternativ vorteilhaft liegt bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 25 Hz bis 60
Hz die auf den Kurbelradius und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht im Bereich von
0.35 bis 0.9.
[0016] Alternativ vorteilhaft liegt bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 60 Hz bis 100
Hz die auf den Kurbelradius und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht im Bereich von
0.3 bis 0.8.
[0017] Vorteilhaft weist (in Zylinderkoordinaten betrachtet) der Exzenter eine dem Kurbelzapfen
längs der Exenterachse direkt benachbarte Kurbelscheibe mit einer in der Exzenterebene
nicht rotationssymmetrischen Massenverteilung auf, die bezüglich des (vektoriellen)
Kurbelradius nicht spiegelsymmetrisch ist, wodurch ein nahe an der Schlagachse angeordneter
Exzenter mit dieser Unwucht nur geringe Kippmomente erzeugt. Zudem ist ein derartig
geformter Exzenter einfach über ein Giessverfahren oder Schmiedeverfahren herstellbar.
[0018] Alternativ vorteilhaft weist (in Zylinderkoordinaten betrachtet) der Exzenter längs
der Exenterachse zusätzlich zu einer dem Kurbelzapfen direkt benachbarten Kurbelscheibe
eine beabstandete Zusatzmasse mit einer in der Exzenterebene nicht rotationssymmetrischen
Massenverteilung auf, die bezüglich des (vektoriellen) Kurbelradius nicht spiegelsymmetrisch
ist, wodurch ein nahe an der Schlagachse angeordneter Exzenter mit dieser Unwucht
zusätzliche Kippmomente erzeugt, was insbesondere für Handwerkzeugmaschinen mit einem
Schwerpunkt ausserhalb der Schlagachse geeignet ist.
[0019] Vorteilhaft ist der Exzenter mehrteilig ausgebildet und eine Exzenterwelle mit der
Kurbelscheibe (9, 9') oder der, weiter vorteilhaft als ein exzentrischer Ring ausgeführten,
Zusatzmasse (11) fest verbundenen ist, wodurch der Exzenter aus geometrisch einfachen
Komponenten zusammensetzbar ist.
[0020] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit:
Fig. 1 als Handwerkzeugmaschine
Fig. 2 als Einzelheit des Exzenters in Aufsicht
Fig. 3 als Variante des Exzenters im Längsschnitt
Fig. 4 als Variante des Exzenters im Querschnitt
[0021] Nach Fig. 1 weist eine drehschlagbohrende Handwerkzeugmaschine 1 ein axiale Schläge
eines längs einer Schlagachse A hin- und herbewegten Schlagkolbens 2 auf ein Schlagwerkzeug
12 ausführendes Luftfederschlagwerk 3 auf, wobei an einem vom Aussengehäuse 7 ausgeformten
Handgriff 8 eine geringe Vibration V auftritt, die (im allgemeinen zeitlich periodisch)
schräg zur Schlagachse A orientiert ist. Der das Luftfederschlagwerk 3 erregende,
längs der Schlagachse A hin- und herbewegte Erregerkolben 13 ist über ein Pleuel 14
mit einem im Kurbelradius K beabstandeten Kurbelzapfen 4 eines um eine Exzenterache
E drehend in einem Lager 15 gelagerten Exzenters 5 verbunden, der über ein Zahnritzel
16 von einem Elektromotor 6 angetrieben ist. Der Exzenter 5 weist längs der Exenterachse
E eine dem Kurbelzapfen 4 direkt benachbarte Kurbelscheibe 9 auf, die mit einer Exzenterwelle
10 fest verbunden ist.
[0022] Nach Fig. 2 weist die in der senkrecht zur Exenterachse E orientierten Exzenterebene
dargestellte, mit der Exzenterwelle 10 fest verbundene Kurbelscheibe 9 eine nicht
rotationssymmetrische Kontur und entsprechende Massenverteilung auf, die bezüglich
des zum Kurbelzapfen 4 (vektoriell) gerichteten Kurbelradius K nicht spiegelsymmetrisch
ist, wodurch der Exzenter 5 eine resultierende Unwucht U ausbildet (welche physikalisch
äquivalent als eine im Betrag des Kurbelradius K beabstandeter Massenpunkt des ansonsten
als masselos betrachteten Exzenters 5 dargestellt ist), die um einen Unwuchtwinkel
[phi] von 80° zum (vektoriell) gerichteten Kurbelradius K zum Kurbelzapfen 4 versetzt
ist.
[0023] Nach Fig. 3 weist ein alternativer Exzenter 5' zusätzlich zu einem Zahnrad 16' und
einer im Lager 15 drehbar gelagerten Exzenterwelle 10' mit einer einstückig angeformten
Kurbelscheibe 9', die direkt benachbart den im Kurbelradius K beabstandeten Kurbelzapfen
4' trägt, eine Zusatzmasse 11 auf, die längs der Exenterachse E von der Kurbelscheibe
9' beabstandet ist.
[0024] Nach Fig. 4 weist die als ein exzentrischer Ring ausgeführte Zusatzmasse 11 eine
in der Exzenterebene zur Exzenterwelle 10' nicht rotationssymmetrischen Kontur und
entsprechende Massenverteilung auf, die bezüglich zum Kurbelzapfen 4' gerichteten
(vektoriellen) Kurbelradius K nicht spiegelsymmetrisch ist, wodurch der Exzenter 5'
eine resultierende Unwucht U ausbildet (welche physikalisch äquivalent als eine im
Betrag des Kurbelradius K beabstandeter Massenpunkt des ansonsten als masselos betrachteten
Exzenters 5' dargestellt ist) die um einen Unwuchtwinkel [phi] von 80° zum (vektoriell)
gerichteten Kurbelradius K zum Kurbelzapfen 4' versetzt ist. Der Exzenter 5' ist mit
der Kurbelscheibe 5' und der Zusatzmasse 11 mehrteilig ausgebildet und über einen
Presssitz mit Nut-Federpassung fest mit der Exzenterwelle 10 verbundenen.
[0025] Die nachfolgenden Dimensionierungen sind besonders geeignet:
- 1) Schlagfrequenz: 14 Hz; Flugkolbenmasse: 1400 g;
Kurbelradius: 4.7 cm; Unwucht: 4000 g cm
- 2) Schlagfrequenz: 50 Hz; Flugkolbenmasse: 170 g;
Kurbelradius: 1,7 cm; Unwucht: 150 g cm
- 3) Schlagfrequenz: 70 Hz; Flugkolbenmasse: 70 g;
Kurbelradius: 1,1 cm; Unwucht: 40 g cm
1. Handwerkzeugmaschine mit einem zur Erzeugung von axialen Schlägen eines längs einer
Schlagachse (A) hin- und herbewegten Schlagkolbens (2) geeigneten Luftfederschlagwerks
(3), welches über einen Kurbelzapfen (4, 4') eines drehend gelagerten Exzenters (5,
5') angetrieben ist, dessen Masseverteilung bezüglich einer Exzenterachse (E) eine
Unwucht (U) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Unwucht (U) in der zur Exzenterachse (E) senkrechten Exzenterebene um einen Unwuchtwinkel
([phi]) zum im Kurbelradius (K) beabstandeten Kurbelzapfen (4, 4') versetzt ist, der
in Drehrichtung im Bereich von 70° bis 90° liegt.
2. Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 5 Hz bis 25 Hz die auf den Kurbelradius (K)
und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht (U) im Bereich von 0.4 bis 1.0 liegt.
3. Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 25 Hz bis 60 Hz die auf den Kurbelradius
und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht (U) im Bereich von 0.35 bis 0.9 liegt.
4. Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer Schlagfrequenz im Bereich von 60 Hz bis 100 Hz die auf den Kurbelradius
und die Flugkolbenmasse bezogene Unwucht (U) im Bereich von 0.3 bis 0.8 liegt.
5. Handwerkzeugmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Exzenter (5) eine dem Kurbelzapfen (4) längs der Exenterachse (E) direkt benachbarte
Kurbelscheibe (9) mit einer in der Exzenterebene nicht rotationssymmetrischen Massenverteilung
aufweist, die bezüglich des Kurbelradius (K) nicht spiegelsymmetrisch ist.
6. Handwerkzeugmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Exzenter (5') längs der Exenterachse (E) zusätzlich zu einer dem Kurbelzapfen
(4') direkt benachbarten Kurbelscheibe (9') eine beabstandete Zusatzmasse (11) mit
einem in der Exzenterebene nicht rotationssymmetrischen Massenverteilung aufweist,
die bezüglich des Kurbelradius (K) nicht spiegelsymmetrisch ist.
7. Handwerkzeugmaschine nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Exzenter (5, 5') mehrteilig ausgebildet und eine Exzenterwelle (10, 10') mit
der Kurbelscheibe (9, 9') oder der Zusatzmasse (11) fest verbundenen ist.