[0001] Die Erfindung betrifft die Hyperpolarisation von Lithium sowie weiterer Kernspins,
die durch lange longitudinalen T
1-Relaxati-onszeiten charakterisiert sind, z. B.
13C,
29Si,
31P.
[0002] Neuere Entwicklungen in der Magnet Resonanz Tomographie (MRT) sowie in der Magnet
Resonanz Spektroskopie (NMR) mit polarisierten Edelgasen haben viele Anwendungen in
der Medizin, in der Physik und in den Materialwissenschaften geschaffen. Die Polarisation
von Edelgaskernen kann durch optisches Pumpen mit Hilfe von Alkalimetallatomen erzielt
werden, wie der
Druckschrift Happer et al., Phys. Rev. A, 29, 3092 (1984) zu entnehmen ist.
[0003] Der Begriff des optischen Pumpens umfasst das von Kastler entwickelte Verfahren,
durch Lichteinstrahlung in Materie die Besetzungszahlen bestimmter Energiezustände
gegenüber dem Gleichgewichtszustand bedeutend zu erhöhen. Durch optisches Pumpen können
die relativen Besetzungszahlen von Energieniveaus in Atomen, Ionen, Molekülen und
Festkörpern verändert und Ordnungszustände hervorgerufen werden. Die Besetzungsdichte
des optisch gepumpten Zustandes weicht deutlich von seiner thermischen Besetzungswahrscheinlichkeit
gemäß der Boltzmann-Verteilung ab. Durch optisches Pumpen von Zeeman-Niveaus kann
z. B. eine Parallelstellung der magnetischen Momente der Elektronen bzw. der Kerne
von Atomen erreicht werden.
[0004] Typischerweise wird in der Praxis das Alkalimetallatom Rubidium in Anwesenheit der
Edelgase Helium und Stickstoff eingesetzt. Es ist bekannt, damit eine Kernspinpolarisation
von z. B.
129Xe von etwa 20 Prozent zu erreichen. Eine solche Kernspinpolarisation ist ca. 100000
mal größer als die Gleichgewichtspolarisation in klinischen Magnet Resonanz Tomographen
bei 1 T und 300 K. Die damit verbundene drastische Steigerung des Signal-Rausch-Verhältnisses
erklärt, weshalb in Zukunft neue Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin, Wissenschaft
und Technik erwartet werden.
[0005] Unter Polarisation wird der Grad der Ausrichtung (Ordnung) der Spins von Atomkernen,
Elektronen oder Photonen verstanden. Zum Beispiel bedeutet 100 Prozent Polarisation,
dass sämtliche Kerne oder Elektronen in gleicher Weise orientiert sind. Mit der Polarisation
von Kernen oder Elektronen ist ein magnetisches Moment verbunden.
[0006] Als Hyperpolarisation bezeichnet man einen Polarisationsgrad von Kern- oder Elektronenspins,
der größer ist, als der thermische Polarisationsgrad der Spins in einem gegebenen
Magnetfeld bei Raumtemperatur.
[0007] Hyperpolarisierte Edelgase werden als Kontrastmittel oder zur NMR-Spektroskopie eingesetzt.
Hyperpolarisiertes
129Xe wird zum Beispiel von einem Menschen inhaliert oder in ihn injiziert. 10 bis 15
Sekunden später sammelt sich das polarisierte Xenon im Gehirn an. Mit Hilfe der Magnetischen
Resonanz Tomographie wird die Verteilung des Edelgases im Gehirn festgestellt. Das
Ergebnis wird für weitere Analysen genutzt.
[0008] Die Wahl des Edelgases hängt jeweils vom Anwendungsfall ab.
129Xe weist eine große chemische Verschiebung auf. Wird Xenon z. B. auf einer Oberfläche
adsorbiert, so verändert sich signifikant seine Resonanzfrequenz. Außerdem löst sich
Xenon in lipophilen Flüssigkeiten. Wenn derartige Eigenschaften erwünscht sind, wird
Xenon eingesetzt.
[0009] Das Edelgas Helium löst sich kaum in Flüssigkeiten. Das Isotop
3He wird daher regelmäßig dann verwendet, wenn Hohlräume betroffen sind. Die Lunge
eines Menschen stellt ein Beispiel für einen solchen Hohlraum dar.
[0010] Einige Edelgase weisen andere wertvolle Eigenschaften als die vorgenannten auf. So
besitzen z. B. die Isotope
83Kr,
21Ne und
131Xe ein Quadrupolmoment, welches z. B. für Experimente in der Grundlagenforschung bzw.
in der Oberflächenphysik interessant ist. Diese Edelgase sind allerdings sehr teuer,
so dass diese für Anwendungen, bei denen größere Mengen verwendet werden, ungeeignet
sind.
[0012] Ausgehend von einer Gasversorgung wird ein Gasstrom, bestehend aus einem Gemisch
von
129Xe,
4He und N
2, in einem Rb-Behälter mit Rb-Dampf angereichert und durch eine Pumpzelle geleitet.
Mit Hilfe eines Lasers wird zirkular polarisiertes Licht bereitgestellt, also Licht,
bei dem der Drehimpuls bzw. der Spin der Photonen alle in die gleiche Richtung zeigen.
In der Pumpzelle werden die Rb-Atome als pumpbare Spezies mit dem Laserstrahl (λ~
795 nm, Rb D1-Linie) longitudinal zu einem Magnetfeld optisch gepumpt und so die Elektronenspins
der Rb-Atome polarisiert. Dabei wird der Drehimpuls der Photonen auf freie Elektronen
von Alkalimetallatomen übertragen. Die Spins der Elektronen der Alkalimetallatome
weisen somit eine große Abweichung vom thermischen Gleichgewicht auf. Die Alkalimetallatome
sind folglich polarisiert. Durch einen Stoß eines Alkalimetallatoms mit einem Edelgasatom
wird die Polarisation des Elektronenspins vom Alkalimetallatom auf das Edelgasatom
übertragen. Es entsteht so kernspinpolarisiertes Edelgas. Die durch das optische Pumpen
von Alikaliatomen erzeugte Polarisation des Elektronenspins der Alkalimetallatome
wird also durch Spinaustausch vom Alkali-Elektron auf den Kernspin der Edelgase übertragen,
wie erstmals von Bouchiat am Rb/
3He-System gezeigt wurde.
[0013] Aus
WO 99/08766 ist bekannt, neben einem ersten optisch pumpbaren Alkalimetall ein Hilfs-Alkalimetall
als zweite polarisierbare Spezies einzusetzen. Die optisch gepumpte Alkalimetall-Spezies
überträgt dabei die Elektronenspinpolarisation auf die Hilfs-Alkalimetall-Spezies,
wodurch effektiver und schneller die Alkalipolarisation auf die Edelgaskerne, z. B.
für
3He, übertragen wird.
[0014] Alkalimetallatome werden eingesetzt, da diese über ein großes optisches Dipolmoment
verfügen, welches mit dem Licht wechselwirkt. Ferner weisen Alkalimetallatome jeweils
ein freies Elektron auf, so dass keine nachteiligen Wechselwirkungen zwischen zwei
und mehr Elektronen pro Atom auftreten können.
[0015] Cäsium wäre ebenfalls ein gut geeignetes Alkalimetallatom, welches gegenüber Rubidium
zur Erzielung vorgenannter Wirkungen überlegen ist. Laser mit der passenden optischen
Cs-Wellenlänge und mit genügend hoher Leistung, wie sie für die Polarisation von Xenon
mittels Cäsium benötigt würden, sind aber auf dem Markt wenig verbreitet, verglichen
mit den entsprechenden Lasern für Rb.
[0016] Um bei der Verwendung breitbandiger Hochleistungs-Halbleiter-laser möglichst viele
Photonen nutzen zu können, wird beim optischen Pumpen von Edelgasen bei Drücken von
mehreren Atmosphären gearbeitet. Dabei unterscheidet sich das optische Pumpen von
Alkalimetall-Atomen je nach Art des zu polarisierenden Edelgases.
[0017] Zur Polarisation von
129Xe wird ein Gasgemisch unter einem Druck von etwa 7000bis 10000h Pa durch eine zylindrische
Glaszelle kontinuierlich oder halbkontinuierlich durchgeleitet. Das Gasgemisch besteht
zu 94 Prozent aus
4He, zu 5 % aus Stickstoff und zu 1 % aus Xenon. Die typische Fließgeschwindigkeit
des Gasgemisches beträgt 1 cm je Sekunde.
[0018] Hyperpolarisierte Kern- und Elektronenspins relaxieren in Abhängigkeit von ihrer
Umgebung mehr oder weniger schnell. Man unterscheidet zwischen longitudinaler T
1-Relaxationszeit (kurz: T
1-Zeit), der so genannten Spin-Gitter-Relaxation benachbarter Spins, und der transversalen
T
2-Relaxationszeit, der so genannten Spin-Spin-Relaxation.
[0019] Im Falle der Polarisation von
3He wird der nötige Druck im Polarisator durch das
3He selbst erzeugt, da die Elektronenspinrelaxationsrate von Rb-
3He-Stößen klein ist. Beim Spinaustauschpumpen von Rb-
129Xe ist dies nicht der Fall, weshalb der Druck durch ein zusätzliches Puffergas wie
4He erzeugt wird. Aus den unterschiedlichen Relaxations- und Spinaustauschraten ergeben
sich unterschiedliche Anforderungen an die Polarisatoren.
[0020] So liegen bei
3He die Kernspin-Polarisations-Aufbauzeiten im Bereich von Stunden. Da aber auch die
Rubidium-Spin-Zerstörungsrate für Rubidium-
3He-Stöße relativ gering ist, kann hier bei hohen
3He-Drücken gearbeitet werden 5000 h Pa (> 5 bar).
[0021] Für
129Xe hingegen liegen die Kernspin-Polarisations-Aufbauzeiten aufgrund des größeren Spinaustausch-Wirkungsquerschnittes
zwischen 20 bis 40 Sekunden. Aufgrund der sehr großen Rubidium Elektronenspinrelaxationsrate
für Rubidium-Xenon-Stöße darf beim optischen Spinaustauschpumpen der Xenon-Partialdruck
nur weniger als 100 mbar betragen, damit eine genügend hohe Rubidium-Polarisation
aufrecht erhalten werden kann. Deshalb wird in solchen Polarisatoren
4He zur Linienverbreiterung als Puffergas eingesetzt.
[0022] Die Polarisatoren können als Fluss-Polarisatoren z. B. zur Polarisation von
129Xe oder als Polarisatoren mit einer abgeschlossenen Probenzelle für z. B.
3He ausgestaltet sein.
[0023] In einem Durchflusspolarisator durchströmt das Gasgemisch zunächst ein Gefäß, nachfolgend
"Vorratsgefäß" genannt, in dem sich eine gewisse Menge Rb befindet. Das Vorratsgefäß
mit dem darin befindlichen Rubidium wird zusammen mit der sich anschließenden Glaszelle
auf ca. 100 bis 170 Grad Celsius erwärmt. Durch Bereitstellung dieser Temperaturen
wird das Rubidium verdampft. Die Konzentration der verdampften Rubidium-Atome in der
Gasphase wird durch die Temperatur im Vorratsgefäß bestimmt. Der Gasstrom transportiert
die verdampften Rubidium-Atome von dem Vorratsgefäß z. B. in eine zylindrische Probenzelle.
Ein leistungsstarker, zirkular polarisiertes Licht bereitstellender Laser mit ca.
50-100 Watt Leistung im kontinuierlichen Betrieb durchstrahlt die Probenzelle axial,
das heißt in Flussrichtung und pumpt optisch die Rubidium-Atome in einen hochpolarisierten
Zustand. Die Wellenlänge des Lasers muss dabei auf die optische Absorptionslinie der
Rubidium-Atome (D1-Linie) abgestimmt sein.
Mit anderen Worten: Um die Polarisation von Licht auf ein Alkalimetallatom optimal
zu übertragen, muss die Frequenz des Lichts mit der Resonanzfrequenz des optischen
Übergangs übereinstimmen.
[0024] Die Probenzelle befindet sich in einem statischen magnetischen Feld B
0 von etwa 0.0001T, das von Spulen, insbesondere einem so genannten Helmholtzspulenpaar,
erzeugt wird. Die Richtung des magnetischen Feldes verläuft parallel zur Zylinderachse
der Probenzelle bzw. parallel zur Strahlrichtung des Lasers. Das Magnetfeld dient
der Führung der polarisierten Atome. Die durch das Licht des Lasers optisch hochpolarisierten
Rubidium-Atome kollidieren in der Glaszelle unter anderem mit den Xenon-Atomen und
geben ihre Polarisation an die Xenon-Atome ab.
[0025] Am Ausgang der Probenzelle scheidet sich das Rubidium aufgrund des hohen Schmelzpunkts
im Vergleich zu den Schmelzpunkten der übrigen Gase an der Wand ab. Das polarisierte
Xenon bzw. das Restgasgemisch wird von der Probenzelle in eine Ausfriereinheit weitergeleitet.
Diese besteht aus einem Glaskolben, dessen Ende in flüssigen Stickstoff getaucht ist.
Der Glaskolben befindet sich ferner in einem Magnetfeld mit einer Stärke von > 0.1T.
Das hochpolarisierte Xenon-Gas scheidet sich an der inneren Glaswand der Ausfriereinheit
als Eis ab.
[0026] Die Flussgeschwindigkeit in der gesamten Anordnung kann über ein Nadelventil gesteuert
und mit einem Messgerät gemessen werden.
[0027] Steigt die Flussgeschwindigkeit zu sehr an, so verbleibt keine Zeit zur Übertragung
der Polarisation von den Rubidium-Atomen auf die Xenon-Atome. Es wird also nur eine
geringe Polarisation erzielt. Ist die Flussgeschwindigkeit zu niedrig, so verstreicht
zuviel Zeit, bis die gewünschte Menge an hochpolarisiertem Xenon eingefroren ist.
Durch Relaxation im Xe-Eis nimmt die Polarisation der Xenon-Atome nämlich wieder ab.
Die Relaxation der Xenon-Atome wird durch das Einfrieren sowie durch ein starkes Magnetfeld,
welchem die Ausfriereinheit ausgesetzt ist, stark verlangsamt. Es ist daher erforderlich,
nach der Polarisierung das Edelgas Xenon möglichst schnell und verlustfrei einzufrieren.
Zwar kann die Relaxation durch das Einfrieren nicht ganz vermieden werden. Es verbleiben
jedoch bei 77 K ungefähr 1 bis 2 Stunden Zeit, ehe die Xenon-Polarisation so stark
abgenommen hat, dass eine weitere Verwendung des anfangs hochpolarisierten Gases nicht
mehr möglich ist.
[0028] Um ein einzelnes freies Alkalimetallatom zu polarisieren, ist eine bestimmte Energie
erforderlich. Die erforderliche Energie entspricht der Resonanzfrequenz zur Anhebung
des freien Elektrons des Alkalimetallatoms von einem Grundzustand in einen angeregten
Zustand. Um die Energie von einem Laser auf das'Alkalimetallatom optimal zu übertragen,
muss die Frequenz des Lichts des Lasers auf die Resonanzfrequenz des Alkalimetallatoms
abgestimmt werden. Einige Laser senden ihr Licht innerhalb eines bestimmten Frequenzspektrums
aus. Es handelt sich dabei also nicht um eine einzelne Frequenz, sondern um eine Verteilung
von Frequenzen. Das zur Verfügung stehende Spektrum eines Lasers wird durch die sogenannte
Linienbreite charakterisiert. Um wirtschaftlich Alkalimetallatome zu polarisieren,
werden breitbandige Halbleiter-Laser vorgesehen, deren Frequenz und Linienbreite auf
die Resonanzfrequenz bzw. die optische Linienbreite des Alkalimetallatoms abgestimmt
sind.
[0029] Um die Energie von einem Laser auf Alkalimetallatome besser übertragen zu können,
sind während der Polarisation Stoßpartner für die Alkalimetallatome vorgesehen. Als
Stoßpartner dienen insbesondere die
4He-Atome. Durch die Wechselwirkung bzw. durch die Stöße mit den Helium-Atomen verbreitert
sich die optische Linienbreite eines Alkalimetallatoms. Je breiter dieses atomare
Spektrum ist, desto eher können spektral breite und damit preiswerte Laser eingesetzt
werden.
[0030] Die Anzahl der Stöße zwischen einem Alkalimetallatom und einem Stoßpartner wie
4He ist umso höher, je höher der Druck ist. Für
4He zum Beispiel ist die Verbreiterung der optischen Linienbreite des Alkalimetallatoms
proportional zum Druck des Heliumgases. Außerdem besitzt
4He die wertvolle Eigenschaft, dass es nur wenig zerstörenden Einfluss auf die Polarisation
der Alkalimetallatome hat. Bei der Polarisation von
129Xe wird daher regelmäßig mit einem Gasgemisch gearbeitet, welches zu 94 Prozent aus
4He besteht und einen Druck von etwa 10000 h Pa besitzt.
[0031] Bei dem gemäß Stand der Technik bekannten 100 Watt starken Laser für die Hyperpolarisation
der Rb-Elektronen handelt es sich um einen glasfasergekoppelten Diodenlaser mit einer
typischen Spektralbreite von 2 bis 4 Nanometern. Bei einem Gasdruck von 10 bar ist
die Linienbreite des optischen Überganges von Rubidiumatomen auf ca. 0,3 Nanometer
verbreitert. Daher wird in den vorhandenen Rubidium-Xenon-Polarisatoren, in denen
zum optischen Pumpen Hochleistungs-Diodenlaser mit typischerweise 2 Nanometer Linienbreite
eingesetzt werden, nur ein Bruchteil des Laserlichts genutzt.
[0032] Die Partialdrucke von
4He betragen in dem Gasgemisch bis zu 10 000 h Pa. Im Vergleich zu den übrigen Partialdrucken
(Xenon bzw. Stickstoff) ist dies sehr hoch. Dies soll bewirken, dass polarisierte
Alkalimetall- oder Edelgasatome selten an die Innenwand der Glaszelle gelangen und
dort z. B. durch Wechselwirkung mit paramagnetischen Zentren ihre Polarisation verlieren.
[0033] Mit zunehmendem Partialdruck des
4He nimmt also die Wahrscheinlichkeit ab, dass polarisierte Atome nachteilhaft an die
Zellinnenwand stoßen.
[0034] Ein polarisiertes Alkalimetallatom wie z.B. Rubidium vermag eine Fluoreszenzstrahlung
zu erzeugen. Wird eine solche Strahlung von einem weiteren polarisierten Alkalimetallatom
eingefangen, so führt dieser Einfang zur Depolarisation des Alkalimetallatoms. Der
bei der Polarisation von Edelgasen eingesetzte Stickstoff im Gasgemisch dient der
Verhinderung des Fluoreszenzlichtes und damit des Strahlungseinfangs. Das Element
Stickstoff im Gasgemisch weist ebenso wie Xenon nur einen geringen Partialdruck auf.
Dieser Partialdruck beträgt typischerweise ca. 100 h Pa.
[0035] Die schweren Edelgas-Atome, wie z. B. Xenon-Atome, verursachen bei Stößen mit den
Alkalimetallatomen eine starke Relaxation der Polarisation der Alkalimetallatome.
Um die Polarisation der Alkalimetallatome beim optischen Pumpen so groß wie möglich
zu halten, muss der Partialdruck des Xenongases im Gasgemisch entsprechend klein sein.
Selbst bei einem Xenon-Partialdruck im Gasgemisch von 0,1 bar braucht man Laserleistungen
um die 100 Watt, um im ganzen Probenvolumen eine Polarisation der Alkalimetallatome
von etwa 70 Prozent zu erreichen.
[0036] Ein Gasvolumen mit geeigneter Zusammensetzung wird gemäß Stand der Technik durch
eine zylinderförmige Probenzelle gedrückt. Das Licht des Lasers, der die Polarisation
erzeugt, wird in der Probenzelle absorbiert. Dabei durchstrahlt der Pumpstrahl die
Probenzelle in Strömungsrichtung des Gemisches, welches die optisch pumpbare Spezies
und die zu hyperpolarisierenden Atomkerne umfasst, parallel zum Magnetfeld.
Aus
US 2002/0107439 A1 hingegen ist bekannt, dass Laserlicht im Gegenstrom zu dem fließenden Gemisch in
die Probenzelle einzustrahlen.
[0037] In biologischen Systemen schränken kurze longitudinale T
1-Zeiten der Edelgaskerne im Blut sowie die geringe Löslichkeit in wässrigen Lösungen
den Einsatz hyperpolarisierter Edelgase stark ein. Beispielsweise ist es für medizinische
Zwecke bisher nicht gelungen,
129Xe mit ausreichender Polarisationsdichte in das Gehirn zu transportieren, da die T
1-Zeiten im Blut nur kurz sind (~ 10 s) und die Transporttechnologie hierfür sehr aufwendig
ist, bzw. noch gar nicht entwickelt wurde. Ähnliches gilt auch für die übrigen in
Diskussion befindlichen Edelgase.
[0038] In
DE 102 38 637 A1 wird ein Verfahren zur Herstellung kernspinpolarisierter Flüssigkeiten vorgestellt.
Hierbei wird ein polarisierter Li-Atomstrahl mittels optischen Pumpens oder mit einer
Stern-Gerlach-Anordnung erzeugt und auf die Flüssigkeit geleitet.
Nachteilig sind damit aber nur Dichten von maximal 10
13 cm
-3 Lithiumatome im Atomstrahl erreichbar. Das Verfahren funktioniert zudem nur bei geringen
Drücken <0.1 h Pa.
Dies beschränkt die Gesamtzahl der produzierten polarisierten Li-Atome bzw. Ionen
(< 10
15) beträchtlich.
[0039] Für einen Einsatz von hyperpolarisiertem
6Li und auch
7Li in den Lebens- und Materialwissenschaften ist die Produktion und Speicherung von
größeren Mengen von etwa 10
19 hyperpolarisierter Li
+-Ionen oder Li-Atomen wünschenswert.
[0040] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Hyperpolarisation von Lithium bereit
zu stellen, welches zu einer viel höheren Dichte bzw. Gesamtzahl polarisierter Lithiumatome
bzw. - Ionen führt.
[0041] Darüber hinaus ist es eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein allgemeines Verfahren
zur Herstellung größerer Mengen hyperpolarisierter Substanzen in festem oder flüssigem
Zustand zu erzeugen.
[0042] Die Aufgabe wird durch die Verfahren mit der Gesamtheit der Merkmale des Anspruchs
1 sowie der Nebenansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den
darauf rückbezogenen Ansprüchen.
[0043] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Hyperpolarisation von Lithiumatomen in einem Gemisch
durch optisches Pumpen in einer Probenzelle, ist gekennzeichnet durch optisches Pumpen
einer ersten Alkalimetallsorte mittels Laserlicht. Sodann wird Spinaustausch vom optisch
gepumpten Elektron der ersten Alkalimetallsorte auf das Elektron des Lithiumatoms
im Grundzustand herbeigeführt.
[0044] Wie nachfolgend erläutert wird, können auf diese Weise die aus dem Stand der Technik
bekannten, und wie oben gezeigt, mit erheblichen Nachteilen behafteten, hyperpolarisierten
Edelgase als Kontrastmittel ersetzt werden.
[0045] Wie Tab. 1 zu entnehmen ist, können zwar eine Reihe von Alkalimetallen in ihrer Dampfphase
mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden optisch polarisiert werden. Wenn die Alkalimetalle
als einfach positiv geladene Ionen z. B. in Salzen vorliegen, dann sind sie mit wenigen
Ausnahmen (wie z. B. LiF) auch gut wasserlöslich.
[0046] Alle Kerne der Alkalimetallatome haben ein elektrisches Kernquadrupolmoment. Die
7Li
+-,
23Na
+-,
41K
+-, Rb
+-Ionen haben aber relativ große Kernquadrupolmomente von der Größenordnung 0,1 e ·
10
-24 cm
2, so dass ihre Kernspinpolarisation in wässriger Lösung aufgrund der starken Quadrupolwechselwirkung
relativ schnell, das heißt nach etwa 10 ms (Na
+) bis 18 Sekunden (
7Li
+) zerfällt.
133Cs
+ hat zwar ein kleines Kernquadrupolmoment (4·10
-3 e · 10
-24 cm
2), die Kernspinpolarisation zerfällt aber trotzdem schnell aufgrund des großen Sternheimerfaktors.
Der Sternheimerfaktor beschreibt die Verstärkung des elektrischen Feldgradienten über
Stöße mit der Elektronenhülle des Cs-Ions.
[0047] Es wurde erkannt, dass unter diesen Gesichtspunkten der herausragende Kandidat das
6Li
+-Ion ist. Dieses weist ein sehr kleines Kernquadrupolmoment (4,6 · 10
-4 e · 10
-24 cm
2) und einen kleinen Sternheimerfaktor auf. Darüber hinaus hat es ein kleines gyromagnetisches
Verhältnis von 0.062 Hz/T.
[0048] Daraus ergibt sich, dass die T
1-Zeiten vom
6Li
+-Ion sehr lang sein können. Sie reichen von ca. 10 min in der wässrigen Phase bis
zu über 2000 h für den
6LiD Festkörper (bei B = 0,4 T und T < 1 K).
[0049] Da hyperpolarisiertes
6Li
+ vergleichsweise preiswert ist, eine lange T
1-Zeit aufweist und so klein ist, dass es nahezu verlustfrei in Bezug auf die Kernspinpolarisation
in Zellen, poröse Materie, in Nano- bzw. Ionenkanäle diffundiert, ist es als NMR-Tracer
eine bessere Alternative zu allen hyperpolarisierten Edelgasen.
[0050] Im Rahmen der Erfindung wurde weiterhin erkannt, dass sich Li-Atome bei hohen Dichten
nicht direkt optisch pumpen lassen.
Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, liegen für das Lithiumatom die optischen D
1- und die D
2-Energieniveaus sehr nahe beieinander (nur 0,12 nm).
Dies bedeutet, dass bereits bei moderaten Puffergasdrucken (> 5000 Pa He-Gas) und
bei größeren Lithiumkonzentrationen (> 10
12 cm
-3) die D
1- bzw. D
2-Linien von Lithium durch die Stoßverbreiterung überlappen. Dies hat zur Folge, dass
z. B. bei zirkular polarisiertem Pumplicht beide Grundzustände des Li Atoms gleichzeitig
entvölkert werden und damit die resultierende Gesamtpolarisation des Li-Grundzustandes
praktisch gleich Null ist.
Tabelle 1: Physikalische Eigenschaften der Alkalimetallatome,
| |
mit |
| |
ηalk : Isotopen-Häufigkeit |
| |
I: Kernspin |
| |
γalk : Gyromagnetisches Verhältnis |
| |
D1-Linie: Optischer Übergang von2S1/2→2P1/2 |
| |
D2-Linie : Optischer Übergang von 2S1/2→2P3/2 |
| |
ωhf : Hyperfein-Aufspaltung des Grundzustandes |
| Species |
ηalk |
I |
γalk/2π
[kHz/G] |
D1-Linie
[nm] |
D2-Linie
[nm] |
ωhf/2π
[MHz] |
| 6Li |
0,075 |
1 |
934,16 |
670,78 |
670,66 |
228,2 |
| 7Li |
0,925 |
3/2 |
700,621 |
670,78 |
670,66 |
803,5 |
| 23Na |
1,0 |
3/2 |
700,621 |
589,59 |
588,99 |
1771,6 |
| 39K |
0,931 |
3/2 |
700,621 |
769,90 |
766,49 |
461,72 |
| 41K |
0,0688 |
3/2 |
700,621 |
769,90 |
766,49 |
254,01 |
| 85Rb |
0,7215 |
5/2 |
467,081 |
794,76 |
780,02 |
3035,73 |
| 87Rb |
0,2785 |
3/2 |
700,621 |
794,76 |
780,02 |
6834,68 |
| 133Cs |
1,0 |
7/2 |
350, 31 |
894, 35 |
852,11 |
9192,63 |
[0051] Im Zuge des erfindungsgemäßen Verfahrens wird deshalb vorteilhaft zunächst eine erste
Alkalimetallsorte (AM), z. B. Rb oder K oder auch Cs optisch gepumpt. Diese erste
Alkalimetallsorte wird bei moderaten Dichten von < 10
15 cm
-3 sehr effektiv gepumpt, das heißt der Polarisationsgrad ist sehr hoch (> 80%).
[0052] Im Rahmen der Erfindung wurde zudem erkannt, dass ein Spinaustausch zwischen dem
optisch gepumpten Elektron des Alkalimetallatoms erster Sorte im Grundzustand und
dem Elektron des Lithiumatoms im Grundzustand erfolgen kann, wobei die Dichte der
Li-Atome sehr hoch sein kann. Dieser Polarisationsaustausch zwischen Rb und Li erfolgt
mit einer Rate γ
exRb, Li.
[0053] Es wurde erkannt, dass indirekt optisches Pumpen zwischen den genannten Alkalimetallatomen
und Lithiumatomen besonders gut funktioniert, sofern der sehr aggressive, heiße Lithiumdampf
kontrolliert, das heißt weitgehend unter Vermeidung von Wandberührung und Li-Wandrelaxation,
in die Probenzelle geleitet wird und in Wechselwirkung mit dem Alkalimetall erster
Sorte, z. B. Rb, K oder Cs treten kann. Hierauf hin wurde eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens angepasst, wie weiter unten ausgeführt wird.
[0054] Verglichen mit dem Stand der Technik benötigt man vorteilhaft beim erfindungsgemäßen
Verfahren für den Li Polarisations- und Akkumulationsprozess kein Vakuum und die Dichte
der Li-Atome kann z. B. um einen Faktor 10
3 höher als im Stand der Technik eingestellt werden.
[0055] Beim erfindungsgemäßen, indirekt optischen Pumpen mittels des ersten Alkalimetalls
kann vorteilhaft die Li-Teilchenkonzentration in der Probenzelle sehr hoch gewählt
sein, z. B. mindestens 10
15 cm
-3 bei einer Temperatur von - 600°C.
Vorzugsweise werden 10
16-10
18 cm
-3 bei Temperaturen von ~ 750-1200°C eingestellt. Die Lithiumatome werden dennoch effizient
mit einer moderaten Dichte der ersten Alkalimetallsorte indirekt polarisiert.
Hierzu ist es möglich, Cs, Rb ,K mit einer Dichte zwischen etwa 10
12 bis 10
15 cm
-3 (Temperaturen der Alkalimetallverdampfung: Cs: T = 70-180°C, Rb: T = 100-200°C, K:
T= 200-300°C) einzusetzen, da dann die Spinaustauschrate γ
exAM, Li größer wird, als die polarisationszerstörenden Raten γ
sd der Alkalimetall-elektronenspins.
[0056] Durch das erfindungsgemäße Verfahren werden besonders vorteil-haft hyperpolarisierte
Lithiumatome in entsprechend hoher Dichte und mit hohem Polarisationsgrad von > 50
% bereitge-stellt.
[0057] Die hyperpolarisierten Lithiumatome werden in einem weiteren Verfahrensschritt oxidiert.
Auf diese Weise werden vorteilhaft die entsprechenden Mengen an Li
+-Ionen bereit gestellt und akkumuliert.
Der Vorteil beider Oxidation besteht darin, dass die T
1-Zeiten der Kerne der Li-Ionen um Größenordnungen, z. B. mindestens 10
5-mal länger sind, als die T
1-Relaxationszeit der Li-Atome.
[0058] Auf diese Weise wird besonders vorteilhaft die Akkumulation von Li
+-Ionen ermöglicht. Die Li
+-Ionen können als hyperpolarisiertes MRT Kontrastmittel verwendet werden, indem sie
in geeignete, insbesondere biokompatible Lösungsmittel eingelöst werden.
[0059] Ausgehend von dem in hoher Dichte vorliegenden polarisierten Lithiumdampf wird durch
Oxidation den Lithiumatomen je ein Elektron entfernt, ohne dabei die Li-Kernspinpolarisation
zu zerstören.
Besonders vorteilhaft bleibt während des Elektronentransferprozesses die Kernspinpolarisation
des Li-Atoms trotz der Redoxreaktion erhalten.
[0060] Hierzu wurde im Rahmen der Erfindung erkannt, die Hyperfeinkopplungskonstante der
beteiligten Li-Atome zu nutzen.
Der Zusammenhang besteht darin, dass der Kernspin des
6Li-Atoms an sein Hüllenelektron mit einer Hyperfeinkopplungskonstanten von 228 MHz
gekoppelt ist (siehe Tabelle 1). Dies bedeutet, dass eine Hyperfeinperiode der Hyperfeinwechselwirkung
etwa 4,3 ns dauert. Da diese Periode mehr als 1000-mal länger ist, als die Zeit für
den Elektronentransfer (einige ps), bleibt der Kernspin praktisch völlig unbeeinflusst
und daher die Kernspinpolarisation erhalten. Auf diese Weise können große Mengen an
6Lithium Kernspinpolarisation erzeugt, akkumuliert und gespeichert werden.
Dabei kann ein Polarisationsgrad der Li-Kerne im Festkörper oder auch in einer geeigneten
Flüssigkeit von 1-90% ohne weiteres erzielt werden.
[0061] Als Oxidationsmittel kommen z. B. D
2, H
2 oder Cl
2 -Gas in Betracht. Das Oxidationsmittel wird z. B. in den Ausgang der Probenzelle
geleitet und oxidiert die hyperpolarisierten Lithiumatome zu Li-Molekülen, bzw. -Salzen.
Die je nach Oxidationsmittel entstehenden polaren Lithiummoleküle (Salze), z. B. LiD,
LiH, LiCl werden in eine Kühlfalle geleitet. Je nach Phase des Kühlmittels werden
die Lithiummoleküle gelöst oder scheiden sich direkt als Lithiumsalz in Form eines
Festkörpers in der Kühlfalle ab.
Insbesondere können die hyperpolarisierten
6Li
+-Kerne im Festkörper eine extrem lange T
1-Zeit haben, die z.B. für LiD mehr als 2000 h beträgt bei einem Magnetfeld von 0,4
T und bei Temperaturen < 1 K. Bei T = 77 K beträgt T
1 ~ mehrere h.
[0062] Der weitere Verwendungszweck bestimmt die Art der im Anschluss an die Erzeugung dieser
polarisierten Lithium Ionen vorzunehmenden Behandlung.
[0063] Das Potential der Erfindung ist damit aber noch keineswegs erschöpft.
Vielmehr ist es möglich, dass so hergestellte hyperpolarisierte Li-Salz zur Herstellung
anderer hyperpolarisierter Substanzen in flüssigen oder festen Zuständen zu nutzen,
indem die Kernspinpolarisation der Li
+-Ionen auf einen Kernspin eines Anions übertragen wird, wie unten ausgeführt wird.
[0064] Ein allgemeines Verfahren hierzu umfasst die Schritte:
- Lithiumatome werden durch optisches Pumpen von einer ersten Alkalimetallsorte in einer
Probenzelle mittels Laserlicht und Spinaustausch vom optisch gepumpten Elektron des
ersten Alkalimetallatoms auf das Elektron des Lithiumatoms hyperpolarisiert,
- die Lithiumatome werden zu Li+-Ionen oxidiert, wobei die Kernspinpolarisation der Lithium-Ionen erhalten bleibt,
- die Polarisation der Li+-Ionen wird auf den Kernspin eines Anions A in dem entsprechenden LixAy -Festkörper (x, y natürliche Zahlen) übertragen.
[0065] Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich somit entsprechend auf das Verfahren
gemäß Hauptanspruch und Nebenanspruch.
[0066] Für die Hyperpolarisation des Lithiumatoms umfasst das in die Probenzelle eingeleitete
Gemisch neben der ersten Alkalimetallsorte und Lithium z. B. auch N
2 und
4He. Mittels zirkular polarisiertem Laserlicht wird zunächst die D
1-Linie der ersten Alkalimetallsorte im Dampf optisch angeregt und der Spin des Valenzelektrons
der Alkalimetallatome in hohem Grade polarisiert. Das gesamte Gemisch aus Alkalimetall-
und Lithiumdampf sowie N
2 und
4He wird durch die geheizte Probenzelle kontinuierlich geleitet. Der beigefügte N
2 unterdrückt die Fluoreszenz der ersten Alkalimetallsorte als ein sogenanntes Quench-Gas.
[0067] Das
4He-Gas dient als Puffergas und zur Druckverbreiterung der D
1-Linie der Atome der ersten Alkalimetallsorte und so für eine effektive Absorption
der eingesetzten, breitbandigen Laserstrahlung.
[0068] Das Gemisch kann in einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
3He umfassen, wobei der Kernspin des
3He-Gases über die indirekt optisch gepumpten Li-Atome polarisiert wird. Die Polarisation
erfolgt über die
6Li (bzw.
7Li) -
3He-Hyperfeinwechselwirkung. Vorteilhaft hierbei ist, dass bei z. B. 10
17 Lithiumatomen, die Geschwindigkeit der Aufpolarisation der
3He-Kerne wesentlich größer ist (Spin-up-Zeit: <1 h).
[0069] Sehr vorteilhaft ist es möglich, als Pumplaser einen preisgünstigen Halbleiterlaser
mit typischerweise 1-4 nm optischer Linienbreite einzusetzen.
[0070] Nach Durchströmen der Probenzelle wird das hyperpolarisierte Lithium mit einem Oxidationsmittel,
wie beschrieben, oxidiert und die entstehenden Li-Moleküle in einem Abscheider und
in einem Magnetfeld > 0,05 T als Li-Salz abgeschieden und über die Dauer des Verfahrens
akkumuliert. Andere gasförmige Produkte werden z. B. als Abgas abgeführt.
[0071] Mit dem Verfahren können vorteilhaft
6Li-Atome wie auch
7Li-Atome hyperpolarisiert und in ihre entsprechenden Ionen oxidiert und akkumuliert
werden.
[0072] Generell sollen die Lithiumatome mit einer Dichte von mindestens 10
14 cm
-3 und die erste Alkalimetallsorte mit einer Dichte von mindestens 10
12 cm
-3 in die Probenzelle geleitet und optisch gepumpt werden. Es erfolgt sodann der Spinaustausch.
[0073] Bei derartig hohen Li-Konzentrationen ist gewährleistet, dass in dem durch die langen
T
1-Zeiten der hyperpolarisierten Li-Verbindungen gegebenen maximalen Akkumulationszeiten
eine hinreichende Menge an hyperpolarisierten Li-Verbindungen produziert werden kann.
[0074] Um Lithium in die Gasphase zu überführen, wird die Hyperpolarisation bei > 500 °C,
insbesondere bei etwa 900 °C durchgeführt.
Mit zunehmender Temperatur wird die Dichte an Lithiumatomen in der Probenzelle größer
und kann in Abhängigkeit von der Temperatur gezielt eingestellt werden.
[0075] Die Lithiumatome werden durch Zugabe von Oxidationsmitteln, wie z. B. Cl
2, J
2, Br
2, D
2, H
2 oder organischen Oxidationsmitteln zu Li
+-Ionen oxidiert. Durch die Oxidation wird vorteilhaft je nach Wahl des Oxidationsmittels
das entsprechende Lithiumsalz erzeugt. Die Li-Atome werden durch fortdauernde Oxidation
und Einleiten des Gasgemisches in eine Kühlfalle mit z. B. N
2 oder H
2O als Kühlmittel in einem Magnetfeld > 0,05 T als entsprechendes Lithiumsalz zu relevanten
Mengen akkumuliert (z. B. auf bis zu 10
19).
[0076] Ein Polarisationsgrad der Li-Kerne im Festkörper oder auch in einer geeigneten Flüssigkeit
von 1-90% kann so ohne weiteres erzielt werden.
[0077] Das erfindungsgemäß erzeugte Lithiumsalz kann dann ganz besonders vorteilhaft als
Polarisationsmedium zur Hyperpolarisation von Kernen eines anderen Anions eingesetzt
werden. Die Kernspins der Anionen weisen vorteilhaft lange T
1-Zeiten auf und können daher gespeichert oder gegebenenfalls in Lösungsmitteln gelöst
für bildgebende Verfahren oder NMR-Spektroskopie genutzt werden.
[0078] Dabei können insbesondere die für die Kernspinresonanz so wichtigen Kerne
13C,
31P,
29Si und einige Al-Kerne, die sich durch lange T
1-Zeiten auszeichnen, auf Polarisationsgrade von mehr als 1 % und in relevanten Mengen
von z. B. 10
19 Atomen, Ionen oder Moleküle erzeugt werden. Es ist denkbar, auf diese Weise Polarisationsgrade
> 50 % zu erzeugen.
[0079] Bringt man z. B. erfindungsgemäß hergestelltes kernspinpolarisiertes
6Li
+Cl
- in wässriger Lösung zusammen mit anderen Anionen A, (mit A = z. B. CO
32-, SiO
44-, PO
43-, Al
2O
3), dann erhält man z. B. durch anschließendes Verdampfen des Lösungsmittels unter
anderem die entsprechenden Li
xA
y-Salze Li
2CO
3, Li
4SiO
4 und Li
3PO
4. Man beachte, dass dieses Verfahren nur mit
6Li als Polarisationsmedium möglich ist, da die Einlösungs- und Verdampfungsprozesse
einige Minuten dauern und in dieser Zeit die Lithiumkernspinpolarisation nicht verloren
gehen sollte (T
1 6Li in H
2O: ~ 10 min) .
[0080] Besonders vorteilhaft für dieses Verfahren sind also alle Kerne mit langen longitudinalen
T
1-Zeiten, das heißt für die Kerne
6Li,
13C,
29Si und
31P etc., in dem Li
xA
y-Festkörper oder in Lösung. Besonders vorteilhaft liegen die T
1-Zeiten der genannten Kerne im Bereich von Minuten bis Stunden. Beispiele für T
1-Zeiten für Li-Verbindungen sind in Tabelle 2 aufgelistet.
Tabelle 2: T
1-Relaxationszeiten in Festkörpern für die Kerne
6Li,
7Li,
13C,
31P und
29Si.
| Verbindung |
Kern |
T1-Zeit [min] |
| LiF |
7Li |
5 |
| LiCl |
7Li |
40 |
| LiD |
6Li |
> 60 |
| Li2CO3 |
13C |
> 20 |
| XPO4 |
31P |
> 1 |
| XSiO4 |
29Si |
> 30 |
[0081] Im ionischen Li
xA
y-Festkörper kann nun mittels des Kreuzpolarisations- oder auch des Fieldcyclingverfahrens
die große Li
+-Kernspinpolarisation mit hoher Effizienz auf die
13C,
29Si bzw.
31P Kernspins übertragen werden.
[0082] Dabei werden bis zu 50% der Li-Kernspinpolarisation auf die anderen Kerne übertragen.
[0083] Die Kreuzpolarisation ist ein Standardverfahren bei dem mittels zweier Radiofrequenzpulse
kohärent Polarisation von einer Spinsorte A auf eine Spinsorte B übertragen wird.
Hierbei sollte bei großen Magnetfeldern die so genannte Matching-Bedingung, auch Hartmann-Hahn-Bedingung
genannt, für die beiden Spinsorten erfüllt sein. Die Hartmann-Hahn-Bedingung ist erfüllt,
wenn für die Amplituden der beiden Radiofrequenzpulse H
1A und H
1B der Spinsorten A und B die Bedingung γ
A H
1A = γ
B H
1B erfüllt ist. Hierbei sind γ
A und γ
B die gyromagnetischen Verhältnisse der Spinsorten A und B. Beim Fieldcyclingverfahren
wird die Matching-Bedingung durch schnelles Herunterschalten des Magnetfeldes auf
den Wert 0 erreicht. Dabei erfolgt ein kohärenter Transfer der Spinpolarisation zwischen
A und B.
[0084] Sowohl die Kreuzpolarisation als auch das Fieldcycling funktionieren nur, wenn die
betrachteten Spins permanent dipolar gekoppelt sind, das heißt die entsprechenden
Spins dürfen sich nicht relativ zueinander bewegen. Dies ist in der Praxis am besten
für den Festkörper erfüllt. Beispielsweise ist der Gewinnfaktor für die
13C Kernmagnetisierung, die an ein einzelnes Proton dipolar gekoppelt ist, nach einem
Prozess der Kreuzpolarisation um den Faktor 4 verstärkt.
[0085] Die auf diese Weise kernspinpolarisierten Anionen A können dann ihrerseits wegen
ihrer langen longitudinalen T
1-Zeiten gespeichert oder in ein geeignetes Lösungsmittel eingebracht werden, wo sie
dann als NMR- bzw. MRT-Sonden eingesetzt werden können.
[0086] Durch das Verfahren wird erstmalig je nach Art des gewählten Festkörpers bzw. Lösungsmittels
ein Kontrastmittel für MRT- bzw. NMR-Untersuchungen bereit gestellt, das T
1-Zeiten im Bereich von 10 min (z. B.
6Li+ in Wasser) bis einige Stunden (z. B.
6Li
+ in LiD,
29SiO
4-Festkörper) und sogar noch länger aufweist.
[0087] Das Verfahren wird vorteilhaft so angewendet, dass die Bestandteile des Gasgemisches
(
4He-, N
2-, Lithium- und Alkalimetalldampf) derartig in die Probenzelle geleitet werden, dass
das Gemisch die Innenwände der Probenzelle nicht oder nur in geringem Umfang berührt.
Hierzu kann das Gasgemisch als Freistrahl in die Probenzelle geleitet werden. Mit
dem Begriff Freistrahl ist ein sich in der Probenzelle aufweitender oder ein abgeschirmter
Strahl umfasst, welcher die Innenwände der Probenzelle nicht oder in geringerem Umfang
als gemäß Stand der Technik, berühren soll. Es ist hierzu denkbar, einen schützenden
Mantelstrom aus einem inerten Gas z. B. N
2 und /oder
4He zur Abtrennung des Gemisches von den Innenwänden in die Probenzelle zu leiten.
[0088] Derartige Maßnahmen sind sinnvoll, da heißer Lithium-Dampf äuβerst reaktiv ist.
[0089] Das Laserlicht kann vorzugsweise senkrecht zur Strömungsrichtung des in der Probenzelle
fließenden Gemisches in die Probenzelle eingestrahlt werden. Das zum optischen Pumpen
notwendige Magnetfeld ist parallel zur Ausbreitungsrichtung des Lasers zu wählen.
Dann können die erzeugten Lithiumatome ohne räumliche Umwege bzw. Umleitungen gepumpt,
oxidiert und als Ion abgeschieden werden.
[0090] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung besteht aus Saphir oder Saphir beschichtetem Quarzglas
oder aus anderen transparenten Lithium- und temperaturbeständigen Materialien als
Innenauskleidung der Probenzelle.
[0091] Es werden vorteilhaft diejenigen Innenwände der Probenzelle Li resistente Materialien
umfassen, welche in Kontakt mit dem heißen Li-Dampf geraten können.
[0092] Die Vorrichtung kann mindestens ein Mittel aufweisen, das die Bestandteile des Gemisches
aus optisch pumpbarer Alkalimetall-Spezies und zu hyperpolarisierenden Kernen und/oder
anderen inerten Gasen derartig in die Probenzelle leitet, dass das Gemisch die Innenwände
der Probenzelle nicht berührt.
[0093] Hierzu kann die Vorrichtung vorteilhaft durch mindestens eine Düse als Mittel gekennzeichnet
sein.
[0094] Derartige Mittel bilden bei der Injektion des Gemisches in die Probenzelle einen
sich aufweitenden Freistrahl aus.
[0095] Zudem kann das oder die Mittel einen vor Wandkontakt schützenden Mantelstrom für
das Gemisch ausbilden.
[0096] In der Vorrichtung zur Hyperpolarisation der Lithiumatome sind der oder die Laser
vorteilhaft so angeordnet, dass das Laserlicht senkrecht zur Flussrichtung des Gemisches
in die Probenzelle eingestrahlt wird.
[0097] Das oder die Eintrittsfenster der Probenzelle für das Laserlicht weisen dabei einen
größtmöglichen Abstand zum Eingang der Probenzelle für die Alkalimetall Spezies auf.
[0098] Die Vorrichtung weist mindestens einen Vorratsbehälter für Alkalimetalle auf. Besonders
vorteilhaft ist eine Anordnung in der mindestens zwei Vorratsbehälter angeordnet sind:
ein Vorratsbehälter für eine erste Alkalimetallsorte sowie mindestens ein weiterer
für Lithium.
[0099] Die Vorrichtung weist in einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
mindestens zwei Heizsysteme auf: eines für den Vorratsbehälter des ersten Alkalimetalls,
das zweite für den Vorratsbehälter umfassend Lithium.
[0100] Im Weiteren wird die Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen und der beigefügten
Figuren näher beschrieben.
[0101] Fig. 1 zeigt schematisch das Termschema von Rb und Li. Wie erkennbar, sind bei Rb
und für Gasdrucke < 10 bar die D
1 und die D
2-Linie energetisch getrennt, das heißt es wird nur die D
1-Linie gepumpt. Dagegen überlappen bei Li die oberen Energieniveaus der D
1- und D
2-Übergänge; daher werden beide Grundzustandniveaus leergepumpt.
[0102] Wie aus Tabelle 1 ersichtlich ist, liegen für Li die optischen D
1-und die D
2-Energieniveaus sehr nahe beieinander. Das heißt, dass bei schon moderaten Puffergasdrucken
(> 50 mBar) und bei größeren Li-Konzentrationen die D
1- bzw. D
2-Linien durch die Stoßverbreiterung überlappen. Daher lassen sich Li-Atome in der
Gasphase nicht direkt bei höheren Drucken bzw. bei höheren Konzentrationen optisch
pumpen. Dies bedeutet, dass z. B. bei zirkular polarisiertem Pumplicht beide Grundzustände
(S = +1/2, S = -1/2) des Li Atoms gleichzeitig gepumpt werden und damit die resultierende
Gesamtpolarisation des Li Grundzustandes praktisch gleich Null ist.
[0103] Fig. 2 bis 3 zeigen schematisch das erfindungsgemäße Prinzip der Hyperpolarisation
der Lithiumatome und die anschließende Oxidation als Grundlage der Akkumulation und
Erzeugung weiterer hyperpolarisierter Kerne.
[0104] Li wird erfindungsgemäß nicht direkt, sondern indirekt mit einer zweiten Alkalimetallsorte
optisch gepumpt. Der Mechanismus dieses indirekten optischen Pumpens ist in der Fig.
2 dargestellt.
[0105] Eine weitere Alkalimetallsorte (Rb, K, Cs), die effektiv gepumpt werden kann, wird
durch den Laser polarisiert. Durch Stöße erfolgt ein Spinaustausch zwischen dem optisch
gepumpten Elektron des Alkalimetallatoms im Grundzustand und dem Elektron des Li-Atoms
im Grundzustand. Dieser Polarisationsaustausch zwischen Rb und Li erfolgt mit einer
Rate γ
exRb, Li. Dieser Elektron-Elektron Spinaustausch erfolgt vorteilhaft sowohl bei beliebigen
Puffergasdrucken von z. B.
4He, als auch bei großen Teilchendichten der Li-Atome.
[0106] Aus dem Stand der Technik sind keine Experimente mit indirekt optischen Pumpen zwischen
Alkalimetallatomen und Li-Atomen bekannt.
Haupthindernis dafür sind technologische Schwierigkeiten, die mit dem sehr aggressiven
heißen Li-Dampf verbunden sind. Dies hat bisher eine Auseinandersetzung mit der Hyperpolarisation
von Lithium verhindert.
[0107] Ein großer Vorteil des indirekt optischen Pumpens ist aber, dass die Li-Teilchenkonzentration
sehr hoch sein kann (z. B. 10
17 cm
-3) und dennoch effizient mit einer moderaten Rb-Dichte (z. B. 10
15 cm
-3) indirekt polarisiert werden kann.
[0108] Ausgehend von dem so polarisierten Li-Dampf mit hoher Dichte erfolgt eine Oxidation
des Lithiumatoms (siehe Fig. 3).
[0109] Der entscheidende Punkt bei dem Elektronenentzug des Li-Atoms durch das Oxidationsmittel
Ox ist, das während des Elektronentransferprozesses die Kernspinpolarisation des Li-Atoms
trotz der Redoxreaktion erhalten bleibt.
[0110] Gemäß Tabelle 2 ist der Kernspin des
6Li-Atoms an sein Hüllenelektron mit der Hyperfeinkopplungskonstanten von 228 MHz gekoppelt.
Dies bedeutet dass eine Hyperfeinperiode der Hyperfeinwechselwirkung ca. 4,3 ns dauert.
Da diese Periode mehr als 1000-mal länger ist, als die Zeit für den Elektronentransfer,
bleibt der Kernspin praktisch völlig unbeeinflusst und daher die Kernspinpolarisation
erhalten. Unter der Annahme, dass zwar weitere Relaxationskanäle, z. B. die Spin-Rotationskopplung
des Lithiummoleküls existieren, aber die Einlösung des Li-Ions in die wässrige Phase
bzw. die Bildung des ionischen Festkörpers (Lithium-Salz) schneller erfolgt, als die
T
1-Zeit der Lithiummoleküle bzw. Salze, bleibt letztendlich die
6Li-Kernspinpolarisation in der Verbindung oder in Lösung weitgehend erhalten.
Eine ausreichende Menge an gespeicherter
6Li Kernspinpolarisation wird erreicht.
[0111] Mit diesem Kombinationsverfahren, nämlich Hybridoptisches Pumpen mit anschließendem
Elektronentransferprozess (Oxidation) wird ganz besonders vorteilhaft ein Polarisationsgrad
der Li-Ionen von mehr als 50 % und bis zu 90% erzielt.
[0112] Nachfolgend wird das Verfahren am Beispiel der Herstellung, Akkumulierung und Speicherung
hyperpolarisierter
6Li-Ionen durch optisches Pumpen von Rb noch im Detail ausgeführt.
[0113] Es bedarf zunächst der Erzeugung eines Gasstromes in Form aus He, N
2, Rb und Li mit genügend hoher Alkalimetalldichte. Die Li-Dichte des Gasstromes kann
z. B. etwa 10
17 cm
-3 betragen. Dies entspricht einer Verdampfungstemperatur von - 900 °C. Für die Rb-Dichte
genügen ca. 10
15 cm
-3, entsprechend T ~ 200 °C. Die Li-Dichte als Funktion der Temperatur ist in der Fig.
4 dargestellt.
[0114] Heißer Li-Dampf greift nahezu alle Behälterwände der optischen Pumpzelle an. Normales
Pyrex- bzw. Duranglas wäre daher völlig ungeeignet. Denkbar als Materialien für die
optische Pumpzelle ist z. B. Quarzglas mit einer Innenbeschichtung aus Saphir (Al
2O
3) oder eine Saphirzelle als solche.
[0115] Der indirekt optisch polarisierte Li-Dampf kann ohne Verlust der Polarisation als
Ionen in einen Festkörper überführt werden. Beispielsweise kann das Li-Atom mit einem
gasförmigen Reaktanten Ox, wie z. B. Cl
2 oder D
2-Gas, reagieren und als festes Salz (LiD oder LiCl) abgeschieden werden. Die longitudinale
T
1-Relaxationszeit des Li-Ions im Festkörper sollte so lange wie möglich sein, um die
Polarisationsverluste während der Akkumulationszeit zu minimieren.
[0116] Fig. 5 zeigt einen erfindungsgemäßen Rb-Li-Jet-Polarisator, der an den Herstellungsprozess
der Hyperpolarisation von Lithium mittels indirekt optischen Pumpens von Alkalimetallen
angepasst wurde.
[0117] Bei dem Verfahren wird aus einem Behälter 1, welcher ca. 0,1 bar N
2-Gas und 1-10 bar
4He-Gas enthält, das Gasgemisch 3 in ein Rb-Reservoir 4 geleitet. Der Stickstoff dient
zum Quenchen beim Optischen Pumpen. Mittels einer Spule 18 wird induktiv das Rb-Reservoir
auf 200 °C aufgeheizt und damit eine Rb-Dichte von etwa 10
15 cm
-3 erzeugt. Der Gasstrom 5 umfassend Rb,
4He und N
2 gelangt in ein Li-Reservoir 6, das mit einer weiteren Spule 18 auf eine Temperatur
von etwa 900 °C aufgeheizt wird. Dies entspricht etwa einer Li-Dichte von 10
17 cm
-3. Der so erhaltene Gasstrom aus Li, Rb,
4He und N
2 wird durch eine Düse als Freistrahl 7 in die optische Pumpzelle aufgeweitet und expandiert.
Die Düse weist einen Durchmesser von beispielsweise 15 mm auf. Der Freistrahl 7 expandiert
in der optische Pumpzelle bzw. Probenzelle 11, wobei der Freistrahl 7 nur wenig mit
den Wänden der Zelle 11 in Kontakt kommt. Hierdurch wird eine Reaktion bzw. die Depolarisation
der Li- bzw. der Rb-Atome an den Wänden vermieden.
[0118] Die Probenzelle besteht erfindungsgemäß aus Al
2O
3 oder Al
2O
3 beschichtetem Quarzglas oder anderen transparenten Lithium- und temperaturbeständigen
Materialien.
[0119] Typische Gasflussgeschwindigkeiten des Gemisches liegen bei etwa 100 cm
3 min
-1.
[0120] Unmittelbar hinter dem Eintritt in die Probenzelle 11 werden die Rb-Atome des Gasstroms
7 mit senkrecht zum Strahl 7 eintretendem, zirkular polarisiertem Licht 8 zweier Laser
auf der Rb-D
1-Linie optisch aufpolarisiert. Die optisch gepumpten Rb-Atome befinden sich in einem
von einem Halbachmagneten 13 erzeugten Magnetfeld 14, dessen Feldrichtung parallel
zur Einstrahlrichtung des Lasers 8 und senkrecht zur Richtung des Gasstromes orientiert
ist. Die polarisierten Rb-Atome polarisieren den Li-Grundzustand mittels Elektron-Elektron-Spinaustausch.
Dieser Austauschprozess geschieht schnell, typischerweise in 100 µs oder schneller;
die Aufpolarisierungszeiten durch Spinaustausch für die Li-Atome sind wesentlich kürzer,
als die longitudinale Spinrelaxationszeit der Rb- bzw. Li-Elektronen. Da der
4He-Gasdruck frei wählbar ist (0,1-10 bar) können preiswerte breitbandige, ca. 2 nm
Halbleiterlaser zum optischen Pumpen verwendet werden.
[0121] Im Weiteren wird nun dem hyperpolarisierten Gasgemisch umfassend Rb und Li ein Oxidationsmittel,
z. B. D
2 oder H
2, Cl
2 etc., zugemischt. Das Oxidationsmittel wird über seitlich an der Probenzelle 11 angeordnete
Zuleitungen 9 in einem Winkel von etwa 45° entgegen der Strömungsrichtung zugemischt.
Wie erkennbar, erfolgt die Zumischung am Ausgang der Probenzelle 11.
[0122] Das Oxidationsmittel D
2 oxidiert die Lithium- bzw. Rb-Atome, wobei LiD- bzw. RbD- Moleküle entstehen. Diese
Moleküle gelangen in eine mit flüssigen N
2 oder mit Wasser 12 gekühlten Falle 10, wo sie sich als LiD-Festkörper abscheiden.
Im Falle von H
2 oder Cl
2 als Oxidationsmittel wird entsprechend LiH oder LiCl abgeschieden.
[0123] Der Abscheideprozess erfolgt in einem Magnetfeld größer als 0,1 T (s. Halbachmagnet
13), da sonst die T
1-Zeiten des Li-Kerns im Festkörper zu kurz wären. Bei Feldern > 0,1 T ist der Vorteil
die besonders lange T
1-Zeit des
6Li- (bzw.
7Li)-Ions im Festkörper, die z. B. für
6LiCl bei 0,4 T und 77 K mehr als eine Stunde beträgt. Eine experimentelle Bestimmung
der T
1-Zeit für
6LiD bei 77 K steht noch aus; bekannt ist die T
1-Zeit von
6LiD bei T < 1 K und 0,4 T: sie beträgt ca. 2000 h. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden also völlig neue Perspektiven eröffnet.
[0124] Die gasförmigen Produkte (He, N
2, H
2, Cl
2, HD evtl. O
2) werden über eine Abgasleitung und über ein Nadelventil 15 abgeführt. Über das Nadelventil
15 kann der kontinuierliche Gasfluss kontrolliert werden. Im letzten Schritt kann
man z. B. hyperpolarisiertes LiD (LiCl) mit Wasser vermischen, wobei man hyperpolarisierte
Li
+- bzw. OH
- (Cl
-) -Ionen in Lösung und entweichendes HD-Gas erhält.
[0125] Auf die geschilderte Weise ist eine akkumulierte Gesamtzahl hyperpolarisierter Li
+-Ionen von 5 10
20 möglich.
[0126] Als Ausführungsbeispiel für das Verfahren sei die Akkumulation von hyperpolarisiertem
6LiCl-Salz mit Übertragung auf Anionen mitsamt einem typischen Anwendungsbeispiel aus
der Medizin vorgestellt.
[0127] Die Flussrate des hyperpolariserten
4He-, Li-, N
2-. Rb-Gasstromes 7 mit einer Li-Dichte ~10
17cm
-3 beträgt 100 cm
3/min bei 7000 h Pa Gasamtdruck. Ein
4He-Cl
2-Gasgemich mit ebenfalls 7000 h Pa Gesamtdruck und einem Cl
2-Partialdruck von 0,1 bar strömt über Zuleitungen 9 kontinuierlich in den Gasraum
der Probenzelle 11, wobei es mit den hyperpolarisierten Rb, Li-Atomen zu LiCl bzw.
RbCl-Molekülen reagiert. Die RbCl bzw. LiCl-Moleküle scheiden sich nun am kalten Kühlkörper
10 als Salz ab. Bei einer Akkumulationszeit von z. B. 10 min werden so 1000 cm
3 Li-Dampf mit einer Dichte von 10
17cm
-3 in Form von festem LiCl abgeschieden. Dies entspricht einer akkumulierten Gesamtzahl
von etwa 10
20 hyperpolarisierten Li-Ionen.
[0128] Das hyperpolarisierte LiCl-Salz kann bei Bedarf z. B. in gekühltem Wasser vollständig
aufgelöst werden und direkt als Li-NMR-Sonde einer Probe zugeführt, z. B. einem zu
untersuchenden Patienten injiziert werden. Da die T
1-Zeit von
6Li in Wasser etwa 10 min beträgt, kann z. B. das
6Li
+-Ion ohne großen Polarisationsverlust in das menschliche Gehirn oder in ein Organ
gelangen und dann mit Li-MRT untersucht werden.
[0129] Als alternative Oxidationsmittel kommen im Prinzip alle Halogenide in Frage, also
J
2, Br
2, Cl
2, F
2-Gas und eventuell auch einfache organische Moleküle wie z. B. CH
4. Nahezu alle Li-Halogenidsalze haben lange T
1-Zeiten (z.B. T
1 = 40 min für
7LiCl). Es eröffnet sich hier die gesamte Chemie möglicher Li-Oxidationsprozesse bzw.
Elektronentransferprozesse.
[0130] Ihre Eignung als hyperpolarisierte Li-Salze in der Kernspinresonanz hängt von den
jeweiligen Li-T
1-Zeiten, von ihrer Löslichkeit in dem ausgewählten Lösungsmittel und schließlich von
ihrer Biokompatibilität ab.
[0131] Zur Hyperpolarisation anderer wichtiger Kerne für die NMR bzw. MRT, wie z.B.
13C,
29Si oder
31P, werden die hyperpolarisierten Li-Ionen als Polarisationsmedium genutzt.
Bringt man beispielsweise kernspinpolarisiertes LiCl in Lösung zusammen mit anderen
Anionen A, (z. B. A = CO
32-, SiO
44-, PO
43-), so erhält man durch anschließendes Verdampfen des Lösungsmittels unter anderem
die entsprechenden Li
xA
y-Salze Li
2CO
3, Li
4SiO
4 und Li
3PO
4. Die longitudinalen T
1-Zeiten der
6Li,
13C,
29Si und
31P Kerne in dem Li
xA
y Festkörper sind lang und liegen im Bereich von einigen Minuten bis Stunden. Beispiele
für T
1-Zeiten der betrachteten Kerne sind in Tabelle 2 aufgelistet.
[0132] Im ionischen Li
xA
y-Festkörper kann nun mittels des Kreuzpolarisations- oder des Fieldcyclingverfahrens
die große Li-Kernspinpolarisation mit großer Effizienz auf die
13C,
29Si bzw.
31P Kernspins übertragen werden. Dabei kann typischerweise 50% der Li-Kernspinpolarisation
auf die anderen Kerne übertragen werden. Die auf diese Weise kernspinpolarisierten
Anionen A können dann wegen ihrer langen T
1-Zeiten wieder in ein geeignetes Lösungsmittel eingebracht werden, wo sie dann als
NMR bzw. MRT-Sonden eingesetzt werden können.
[0133] Die in den Ausführungsbeispielen genannten Reaktanden und Verfahrensschritte sind
selbstverständlich nur beispielhaft zu verstehen.
Ein Fachmann kann ohne weiteres einzelne Verfahrensschritte und Parameter adaptieren
(Temperaturen, Dichten, Fließgeschwindigkeiten, Reaktanden) um zu anderen Lithiumsalzen
oder Kernen zu gelangen. Eine Adaptation an spezifische Fragestellungen und Untersuchungsobjekte
ist also ohne weiteres möglich.
[0134] In Bezug auf das Lösen der Verbindung in biokompatiblen und anderen Lösungsmitteln
zum Zwecke der Herstellung von Kontrastmittel und die Methode der Kreuzpolarisation
bzw. des Fieldcyclings sei auf die Literatur verwiesen.
[0135] Denkbar ist beispielsweise auch die in Fig. 6 gezeigte Vorrichtung, mit der das erfindungsgemäße
Verfahren zur Hyperpolarisation von Lithiumatomen ebenfalls durchgeführt werden kann.
[0136] Fig. 7 zeigt eine Ausschnittvergrößerung aus der Reaktionszone, in der das hyperpolarisierte
Lithium oxidiert wird. Danach wird vorgeschlagen, an der Stelle oberhalb der Zuleitung
des Oxidationsmittels poröse Wände 5 vorzusehen, über die das Oxidationsmittel z.
B. als hochkonzentrierte Flüssigkeit zugeführt wird. Die poröse Wand 5 führt zur feinen
Dispergierung und Verwirbelung sowie Ausbildung einer Reaktionsschicht. Die poröse
Wand lässt in der Mitte der Probenzelle (z. B. Saphirrohr) eine Öffnung frei, durch
die die Gas- und Reaktionsprodukte hindurch treten und als Lithiumsalz 8 abgeschieden
werden.
[0137] Wie auch für die anderen Ausführungsbeispiele werden Li-Atome durch fortdauernde
Oxidation und Einleiten des Gasgemisches in die Kühlfalle mit z. B. N
2 oder H
2O als Kühlmittel in einem Magnetfeld > 0,05 T als entsprechendes Lithiumsalz zu relevanten
Mengen akkumuliert (z. B. auf bis zu 5·10
20).
[0138] Für Fig. 7 ist denkbar, an dieser Stelle kein Oxidationsmittel sondern H
2CO
3, oder H
3PO
4 oder H
4SiO
4 oder eine hochkonzentrierte Salzlösung der Anionen CO
32-, PO
43- oder SiO
44- zuzuführen. Hierdurch erscheint es möglich, die Anionkerne auch ohne den Umweg über
die Lithiumhalogensalze zu erhalten. Ein eventuell entstehendes Kondensat kann durch
Entzug des entsprechenden Lösungsmittels entfernt werden und ein Festkörper zur Polarisationsübertragung
auf die Anionkerne genutzt werden.
[0139] Nach diesen Ausführungen kann der Gesamtprozess anstatt in einer reinen Gasphase
zumindest teilweise in einer Flüssigphase ablaufen.
Bezugszeichenliste zu Fig. 6
[0140]
- 1
- He-Reservoir
- 2
- Ventil
- 3
- 4He-Gasstrom
- 4
- Rb-Reservoir (T~200°C)
- 5
- Rb-4He-Crasstrom
- 6
- Li-Reservoir (T~900°C)
- 7
- Li-Rb-4He-Gasstrom
- 8
- zirkular polarisierter Laser (795 nm Rb D1 Linie)
- 9
- Injektion von Wasserdampf
- 10
- Kühlfalle
- 11
- Al2O3 beschichtetes Quarzrohr (Saphir?
- 12
- Kondensat Li+, Rb+, H2O, OH-
- 13
- Abgas 4He, H2
- 14
- Magnetfeld
Bezugszeichenliste zu Fig. 7
[0141]
- 1
- Saphirrohr oder saphirbeschichtes Quarzrohr
- 2
- Freistrahl 4He, N2, Rb, Li
- 3
- Zirkularpolarisierter Laser mit Licht der D1- Linie von Rb
- 4
- Vorratsbehälter mit dem gasförmigen Oxidationsmittel (z.B. 4He, Cl2) oder einem flüssigen Oxidationsmittel (z.B. H2O)
- 5
- Poröse Wand zur Einbringung des Oxidationsmittels
- 6
- Reaktionszone
- 7
- Gas- und Reaktionsprodukte z.B. 4He, N2, RbCl, LiCl, Cl2
- 8
- Abgeschiedene feste Reaktionsprodukte z.B. RbCl, LiCl
- 9
- Abgas z.B. 4He, N2, Cl2
- 10
- Kühlwasser ein
- 11
- Kühlwasser aus
- 12
- Ventil
- 13
- Kältemittel z.B. füssiger N2
- 14
- Hallbachmagnet ~ 0.4 T