[0001] Die Erfindung betrifft ein schienengebundenes Fahrzeug für ein Vergnügungsfahrgeschäft
der im Oberbegriff des Anspruchs 1 genannten Art.
[0002] Die Erfindung geht hierbei von einem aus
DE 195 25 429 C3 grundsätzlich bekanntem Fahrgeschäft aus.
[0003] Dieses Fahrgeschäft weist auf Schienen geführte Fahrzeuge auf, die im Wesentlichen
aus einem in Schienenrichtung bewegten Fahrwerk und einem an diesem drehbar gelagerten
Oberwagen oder Oberteil bestehen, dessen Schwerpunkt im Abstand zur senkrechten Drehachse
exzentrisch gelegen ist. Bei Durchfahren der Bahnschienen erfährt der Oberwagen in
den Kurven aufgrund seiner exzentrischen Lagerung eine Zentrifugalkraft, die zu einer
Drehbewegung des Oberwagens um die Achse führt. Zur Kontrolle des relativ komplizierten
Drehverhaltens sind Dämpfungsvorrichtungen, z.B. mit Viskosedämpfung, Reibungsdämpfung
oder mit Wirbelstrom arbeitende Dämpfungseinrichtungen erforderlich.
[0004] Mit der vorliegenden Erfindung wird eine einfachere Lösung vorgeschlagen, bei welcher
auf die nicht unproblematische exzentrische Lagerung des Oberwagens und damit auch
einen Drehantrieb durch Fliehkräfte bewusst verzichtet wird.
[0005] Nach dem Lösungsprinzip gemäß Anspruch 1 ist dem als Oberteil bezeichneten Oberwagen
des Fahrzeuges ein Magnetsystem zugeordnet, das aus wenigstens einem Magneten und
einem das Magnetfeld des Magneten durchlaufenden metallischen, vorzugsweise aus Aluminium
oder Messing bestehenden Bremselement besteht. Hierbei ist der Magnet im Bereich der
Schienenbahn ortfest angeordnet, während das Bremselement mit dem Oberteil des Fahrzeugs
verbunden ist. Bei Fortbewegung des Fahrzeuges erzeugt das Magnetsystem nach dem Prinzip
der Wirbelstrombremse einen auf das Oberteil wirkenden Verzögerungsimpuls, wodurch
das Oberteil einen Drehimpuls erfährt.
[0006] Aus
DE 205 596 A ist zwar bekannt, Fahrgastträger eines Karussells mittels Magneten aktiv in Drehbewegung
zu versetzen.
[0007] Bei diesem Karussell wird jedoch anders als bei dem erfindungsgemäßen Fahrgeschäft
nicht die Drehbewegung des Fahrgastträgers, also des Oberteils, aus der Linearbewegung
des Fahrzeugs abgeleitet.
[0008] Das erfindungsgemäße Fahrzeug kann wie bei Achterbahnen durch Schwerkraft oder motorisch
angetrieben sein.
[0009] Der gleiche Effekt ist erreichbar, wenn umgekehrt Bremselemente ortsfest im Bereich
der Schienenbahn angeordnet sind und der Magnet mit dem Oberteil verbunden ist.
[0010] Wie mit Anspruch 2 vorgeschlagen, kann das Magnetsystem entweder in Abhängigkeit
von der Position des Fahrzeuges programmgesteuert oder vom im Fahrzeug befindlichen
Fahrgast aktiv steuerbar sein. Hierdurch lassen sich Zeitpunkt und Ort bzw. Richtung
und Geschwindigkeit der Drehung beeinflussen.
[0011] Weist das Magnetsystem, wie mit Anspruch 3 vorgeschlagen Permanentmagnete auf, lässt
sich die erläuterte Steuerung durch die mit Anspruch 5 vorgeschlagene Positionierung
des Magneten realisieren.
[0012] Ist der Magnet nach dem Vorschlag gemäß Anspruch 6 ein Elektromagnet, kann die Steuerung
durch entsprechende Bestromung seiner Erregerspule erfolgen.
[0013] Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel gemäß Anspruch 7 ist das Bremselement an
der Unterseite des Fahrzeugsoberteils angebracht, während ortsfeste Magnete im Bereich
der Schienenbahn im Wege dieses Bremselementes positioniert sind.
[0014] Ausgestaltungen dieses Bremselementes in Form einer Scheibe oder eines Ringes sind
Gegenstand der Ansprüche 8 bis 11.
[0015] Während ein kreisrundes oder ringförmiges Bremselement zu einer gleichmäßigen Verzögerung
des Fahrzeugoberteiles führt, lässt sich mit einer von der Kreisform abweichenden
Gestaltung z. B. gemäß den Ansprüchen 9 bis 11, eine vordefinierte Ausrichtung z.B.
im Bereich langsamer Fahrbereiche oder auch im Bahnhofsbereich erreichen. So ist es
von Vorteil, wenn das Fahrzeugoberteil, wie mit Anspruch 12 vorgeschlagen, z. B. im
Bahnhofsbereich, eine Position einnimmt, welche das Ein- und Aussteigen von Fahrgästen
ermöglicht oder zumindest erleichtert.
[0016] Das erfindungsgemäße System sowie weitere Einzelheiten der Erfindung, die Gegenstand
der Ansprüche sind, sind nachstehend ausführlicher anhand vom Ausführungsbeispiele,
die schematisch in den Zeichnungen dargestellt sind, im Einzelnen erläutert. In den
Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- Frontansicht eines auf der Schiene befindlichen Fahrzeuges,
- Fig. 2
- Aufsicht des Fahrzeuges gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- Aufsicht des Fahrzeugoberteiles,
- Fig. 4
- Aufsicht des Fahrwerkes,
- Fig. 5
- Vergrößerte Darstellung des Details V in Fig. 1, nämlich der Wirbelstrombremse,
- Fig. 6
- Zweites Ausführungsbeispiel einer Wirbelstrombremse in der Darstellung gemäß Fig.
5,
- Fig. 7 und 8
- Aufsicht einer segmentierten Bremsscheibe mit verschwenkbarem Permanentmagnet in zwei
verschiedenen Positionen und
- Fig. 9 bis 12
- Aufsichten von Bremsringen in vier verschiedenen Ausführungsformen.
[0017] Die Figuren 1 und 2 zeigen ein gemäß der Erfindung mit einem magnetischen Bremssystem
ausgestattetes, auf Schienenrohren 30 verfahrenbares Fahrzeug für ein im Einzelnen
nicht dargestelltes Vergnügungsfahrgeschäft z. B. nach Art einer Achterbahn.
[0018] Das Fahrzeug besteht aus einem Oberteil 10 mit Fahrgastsitzen 11 und diesen zugeordneten
Rückhaltesystemen 12. Diese sind auf einer kreisrunden Plattform 15 angeordnet, welche
gegenüber dem Fahrwerk 20 um die strichpunktiert dargestellte senkrechte Achse 16
frei verdrehbar ist.
[0019] Das Fahrwerk 20 besteht aus einem im Einzelnen nicht dargestellten und in Figur 4
genauer erkennbaren Rahmen mit quer verlaufenden Fahrzeugachsen 21 und einem Rahmenlängsbalken
26. Von den Fahrzeugachsen 21 getragen sind Radkästen 25, an welchen die Laufräder
22, Seitenräder 23 und das Abheben verhindernde vorn dienende Abheberollen 24 drehbar
gelagert sind.
[0020] Lauf- und Seitenräder 22 und 23 sowie Abheberollen 24 stehen jeweils senkrecht zueinander
und laufen auf der Oberfläche der Schienenrohre 30 ab. Quertraversen 33 dienen der
Stabilisierung des Schienensystems.
[0021] Die Plattform 15 des Oberteils 10 weist an ihrer Unterseite einen Drehschemel 13
auf, der seinerseits auf der dem Fahrwerk 20 zugewandten Seite mit einer aus metallischem
Material bestehenden Bremsscheibe 14' ausgestattet ist. Diese Bremsscheibe 14' besitzt
über den Umfang verteilte, radial vorspringende Segmente 14'a. Der Bremsscheibe 14'
mit den Segmenten 14'a zugeordnet ist ein Permanentmagnet 31, der von einem mit der
Quertraverse 33 des Schienensystems verbundenen Magnethalter 32 getragen ist.
[0022] Das aus Bremsscheibe 14' und Permanentmagnet 31 bestehende magnetische Bremssystem
ist genauer anhand der vergrößerten Darstellung gemäß Figur 5 erläutert. Der Permanentmagnet
31 weist bei diesem Ausführungsbeispiel zwei Polschuhe 31a und 31b, welche einen Luftspalt
31c begrenzen. Die mit dem Fahrzeugoberteil 10 fest verbundene Bremsscheibe 14' taucht
in diesen Luftspalt 31c ein, wodurch durch Induktion in der Bremsscheibe 14' ein Wirbelstrom
erzeugt wird, der nach dem System der Wirbelstrombremse zur Abbremsung des Fahrzeugoberteils
10 führt. Da sich das Fahrzeug in Längsrichtung weiterbewegt, bewirkt diese Abbremsung
die Rotation des Fahrzeugoberteils 10.
[0023] Eine etwas andere Gestaltung des Permanentmagneten 31' ist in Figur 6 gezeigt. Der
Permanentmagnet 31' weist hier nur einen Polschuh auf.
[0024] Anstelle der Permanentmagnete können zur Erzielung des gleichen Effektes auch Elektromagnete
vorgesehen sein, die durch Veränderung der Spulenbestromung je nach vorgesehenem Programm
oder vom Fahrgast interaktiv gesteuert werden können.
[0025] Zur Steuerung des mit Permanentmagneten arbeitenden Magnetsystems ist exemplarisch
die mit den Figuren 7 und 8 gezeigte Anordnung vorgeschlagen. Bei dieser ist der umlaufenden
Bremsscheibe 14' ein Permanentmagnet 31" zugeordnet, welcher um die Achse 34 verschwenkbar
ist, so dass er aus der in Figur 7 dargestellten Position in die in Figur 8 dargestellte
überführt werden kann. Damit lässt sich rein mechanisch das Magnetsystem steuern.
[0026] Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten der Bremsscheibe bzw. des Bremsringes sind
mit den Figuren 9 bis 12 veranschaulicht. Die einfachste Form eines Bremsringes 14
ist in Figur 9 gezeigt. Bei Eintauchen dieses Bremsringes 14 in das Magnetfeld des
hier nicht dargestellten Permanentmagneten wird eine gleichmäßige Bremsverzögerung
erzielt.
[0027] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 10 einer Bremsscheibe 14' mit radial abstehenden
und über den Umfang verteilten Segmenten 14'a wird nur immer dann eine Bremsverzögerung
erreicht, wenn die Segmente 14'a in das Magnetfeld des Permanentmagneten eintauchen.
Hiermit lassen sich bevorzugte Ausrichtungen des Fahrzeugoberteils erreichen.
[0028] Einen ähnlichen Effekt bei kontinuierlicher Veränderung der Bremswirkung ist mit
einer zur Drehachse 16 exzentrisch angeordneten und gestalteten Bremsscheibe 14" erreichbar,
wie diese in Figur 11 dargestellt ist.
[0029] Nach einem weiteren Ausführungsbeispiel kann, wie Figur 12 zeigt, die etwa oval gestaltete
Bremsscheibe 14"' Einziehungen 14"'b aufweisen, die wiederum bei kontinuierlichem
Ubergang eine Vorzugsstellung des gegenüber dem Fahrwerk 20 verdrehbaren Oberteils
10 bewirken.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 10
- Oberteil
- 11
- Fahrgastsitze
- 12
- Rückhaltesysteme
- 13
- Drehschemel
- 14, 14' 14", 14"'
- Bremsscheibe
- 14'a
- Segmente
- 14"'b
- Einziehung
- 15
- Plattform
- 16
- Drehachse
- 20
- Fahrwerk
- 21
- Fahrzeugachse
- 22
- Laufräder
- 23
- Seitenräder
- 24
- Abheberollen
- 25
- Radkasten
- 26
- Rahmenlängsbalken
- 30
- Schienenrohr
- 31, 31', 31"
- Permanentmagnet
- 31a, b
- Polschuhe
- 31c
- Luftspalt
- 32
- Magnethalter
- 33
- Quertraverse
- 34
- Drehpunkt
1. Schienengebundenes Fahrzeug für ein Vergnügungsfahrgeschäft, bestehend aus einem in
Schienenrichtung bewegten Fahrwerk mit einem gegenüber diesem frei verdrehbaren Oberteil,
dadurch gekennzeichnet, dass dem
Oberteil (10) ein Magnetsystem zugeordnet ist, das aus wenigstens einem Magneten (31,
31', 31") und einem das Magnetfeld des Magneten (31, 31', 31") durchlaufenden metallischen
Bremselement (14, 14', 14", 14"') besteht, wobei der Magnet (31, 31', 31") im Bereich
der Schienenbahn ortsfest angeordnet ist und das Bremselement (14, 14', 14", 14"')
mit dem Oberteil (10) des Fahrzeuges verbunden ist bzw. umgekehrt das Bremselement
(14, 14', 14", 14"') ortsfest angeordnet und der Magnet (31', 31", 31"') mit dem Oberteil
(10) verbunden ist.
2. Fahrzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Magnetsystem (14, 31) in Abhängigkeit von der Position des Fahrzeuges programmgesteuert
oder vom Fahrgast aktivierbar ist.
3. Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der Magnet eine Permanentmagnet (31, 31', 31") ist.
4. Fahrzeug nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Magnet (31) zwei Polschuhe (31a, 31b) aufweist, zwischen deren Luftspalt (31c)
das Bremselement (14) hindurchführbar ist.
5. Fahrzeug nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Magnet (31") aus der Bahn des Bremselementes (14') entfernbar, vorzugsweise wegschwenkbar
ist.
6. Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass der Magnet ein Elektromagnet ist, dessen Erregerspule gesteuert bestrombar ist.
7. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Magnete (31, 31', 31") ortsfest im Wege der Schienenbahn angeordnet
sind, und als Bremselement vorzugsweise an der Unterseite des Oberteils (10) des Fahrzeuges
eine Scheibe (14') oder ein Ring angebracht ist.
8. Fahrzeug nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe (14, 14', 14", 14"') oder der Ring kreisrund oder oval ist.
9. Fahrzeug nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe (14') radial vorspringende Segmente (14'a) aufweist.
10. Fahrzeug nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe (14") oder der Ring exzentrisch zur Drehachse (16) des Oberteils (10)
angeordnet ist.
11. Fahrzeug nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe (14"') oder der Ring Einziehungen (14"'b) aufweist.
12. Fahrzeug nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass die Scheibe oder der Ring derart ausgebildet und die Magnete in bestimmten Schienenabschnitten
derart angeordnet sind, dass das Oberteil eine vordefinierte Ausrichtung erhält.