[0001] Die Erfindung betrifft eine Rohrleitungsanordnung und -führung an einem Dampferzeuger
mit wenigstens einer Dampfturbine mit Zwischenüberhitzerkreislauf.
[0002] Dampferzeuger, beispielsweise braunkohlebefeuerte Kessel, werden in zunehmend größeren
Einheiten gebaut. Nicht selten werden Kessel für Dampfkraftprozesse zur Stromversorgung
mit Leistungen von über 1.000 MW elektrischer Leistung konstruiert. Solche Kessel
sind mehr als 180 m hoch, so dass die an den Dampferzeuger angeschlossenen Leitungen,
beispielsweise Speisewasserleitungen, Frischdampfleitungen oder Zwischenüberhitzerleitungen
eine beachtliche Länge aufweisen. Die temperaturbedingten Längenänderungen der Leitungen
nehmen absolut verhältnismäßig große Beträge an, zumal Frischdampfleitungen bei leistungsstarken
Kesseln mittlerweile mit Dampftemperaturen von 600°C und Drücken von etwa 275 bar
beaufschlagt werden.
[0003] Die temperaturbedingten Längsdehnungen der Rohrleitungen erzeugen hohe Anschlusslasten
am Dampferzeuger sowie an den angeschlossenen Aggregaten, wie beispielsweise an den
Turbinen.
[0004] Darüber hinaus werden die Frischdampfsammler bei großer Wärmedehnung je nach Verlegung
stark auf Torsion beansprucht.
[0005] Sowohl die Anschlüsse an den Kessel als auch an die zu betreibenden Aggregate dürfen
bestimmte Anschlusslasten nicht überschreiten.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Rohrleitungsanordnung und -führung
an einem Dampferzeuger bereitzustellen, die den zuvor beschriebenen Anforderungen
gerecht wird.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Rohrleitungsanordnung und -führung an einem Dampferzeuger
mit wenigstens einer Dampfturbine mit wenigstens einem Zwischenüberhitzerkreislauf,
wobei die Rohrleitungsanordnung wenigstens Leitungen der Kategorien Speisewasserleitung,
Frischdampfleitung und Zwischenüberhitzerleitung umfasst, die jeweils für unterschiedliche
Mediendrücke und unterschiedliche Medientemperaturen ausgelegt sein können und aufgrund
ihrer verschiedenen Beanspruchung im Betrieb unterschiedliche temperaturbedingte Längenänderungen
erfahren, wobei die Rohrleitungen zumindest abschnittsweise in Schleifen verlegt sind,
die temperaturbedingte Längenänderungen der Rohrleitungen aufnehmen und wobei wenigstens
eine Schleife und/oder wenigstens ein Abschnitt einer Rohrleitung einer Leitungskategorie
in Bezug auf wenigstens eine Schleife und/oder einen Abschnitt einer Rohrleitung einer
anderen oder gleichen Leitungskategorie so angeordnet bzw. verlegt ist, dass deren
temperaturbedingte Längenänderungen so gegeneinander wirken, dass diese sich gegeneinander
abstützen.
[0008] Die Erfindung kann dahingehend zusammengefasst werden, dass Rohrleitungen zur Kompensation
von Längenänderungen in Schleifen verlegt werden, wobei insbesondere durch eine derartige
Verlegung von Rohrleitungen die temperaturbedingten Längenänderungen der Rohre Biege-
und Torsionsmomente in das Rohrleitungssystem einbringen. Solche Biegemomente werden
insbesondere dann erzeugt, wenn, wie das bei einer bevorzugten Variante der erfindungsgemäßen
Rohrleitungsanordnung vorgesehen ist, Leitungsabschnitte in sich horizontal erstreckenden
Schleifen verlegt werden. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn das Platzangebot
zur Verlegung von Rohrleitungen beschränkt ist. Bei einer solchen Verlegung der Rohrleitungen
werden einerseits durch die aufgefangenen Längenänderungen Torsionsmomente in das
Rohrleitungssystem eingebracht, andererseits resultieren auch Biegemomente aus der
hohen Gewichtskraft der Rohrleitungen, die lichte Durchmesser von bis zu 360 mm bei
Wandstärken von etwa 100 mm aufweisen. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die in
der Rohrleitungsanordnung auftretenden Biegemomente durch die temperaturbedingte Längenänderung
anderer Leitungsabschnitte kompensiert werden.
[0009] Bei einer bevorzugten Variante der Rohrleitungsanordnung nach der Erfindung ist vorgesehen,
dass wenigstens eine sich in Bezug auf den Dampferzeuger horizontal erstreckende Schleife
oder ein sich horizontal erstreckender Leitungsabschnitt durch wenigstens eine, vorzugsweise
durch zwei sich vertikal erstreckende Schleifen abgestützt ist.
[0010] Daher wird in vorteilhafter Weise derart vorgegangen, dass Schleifen- und/oder Leitungsabschnitte
unterschiedlicher Leitungskategorien gegeneinander abgestützt sind. Dies ist insbesondere
deshalb vorteilhaft, weil Leitungen unterschiedlicher Kategorien unterschiedliche
Längenänderungen wegen der unterschiedlichen Temperatur der in den Leitungen enthaltenen
Medien erfahren. Diese unterschiedlichen Längenänderungen lassen sich bei entsprechend
geschickter Verlegung der Rohrleitungen zur Stützung und Stabilisierung der gesamten
Rohrleitungsanordnung nutzen.
[0011] Bei einer bevorzugten Variante der Rohrleitungsanordnung gemäß der Erfindung ist
vorgesehen, dass die Frischdampfleitungen abschnittsweise in wenigstens einer sich
horizontal erstreckenden Leitungsschleife geführt sind, die durch sich vertikal erstreckende,
in Schleifen verlegte Leitungsabschnitte gestützt sind. Bei dieser Variante der Rohrleitungsanordnung
dienen Abdampfleitungen, über die ein Ablassen des Frischdampfes von den Frischdampfleitungen
in den Zwischenüberhitzerkreislauf möglich ist, als sich vertikal erstreckende Federn,
die die sich horizontal erstreckenden Abschnitte der Frischdampfleitungen gegen ein
Abkippen um eine gedachte horizontale Achse abstützen. Zweckmäßigerweise sind die
Frischdampfleitungen im Bereich der Frischdampfsammelleitungen über sich vertikal
erstreckende Abdampfleitungen abgestützt, so dass in diesem Bereich der Anschluss
an den Dampferzeuger von hohen Anschlusskräften und Momenten frei gehalten wird. Zweckmäßigerweise
ist die Frischdampfsammelleitung an beiden Enden ihrer horizontalen Erstreckung von
den Abdampfleitungen abgestützt.
[0012] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in den Zeichnungen beschriebenen Ausführungsbeispiels
erläutert:
[0013] Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung einer Rohrleitungsanordnung im oberen Anschlussbereich
eines braunkohlebefeuerten Kessels als Dampferzeuger, wobei der Kessel und die Anschlüsse
an die Turbinen nicht dargestellt sind, und
- Figur 2
- eine schematische Darstellung der temperaturbedingten Lageänderungen der Rohrleitungsanordnung
gemäß der Erfindung, wobei die schematische Darstellung in Figur 2 etwa einer Ansicht
in Richtung des Pfeils in Figur 1 entspricht.
[0014] Wie vorstehend bereits erwähnt, ist in Figur 1 nur das Schema der Rohrleitungsführung
dargestellt, wobei mit 1 die Frischdampfleitungen vom Dampferzeuger zu einer Dampfturbine,
mit 2 die Speisewasserleitungen und mit 3 und 4 die Zwischenüberhitzerleitungen bezeichnet
sind. Hierbei wird zwischen der kalten Zwischenüberhitzung 4 und der heißen Zwischenüberhitzung
3 unterschieden. Die Frischdampfleitungen 1 sind ausgezogen dargestellt, die Speisewasserleitungen
2 sind strichpunktiert dargestellt, die heißen Zwischenüberhitzerleitungen sind gestrichelt
dargestellt und die kalten Zwischenüberhitzerleitungen sind punktiert dargestellt.
Mit 5 ist die Speisewasserzufuhr zum Kessel (ECO-Eintrittssammler) bezeichnet, 6 bezeichnet
die Frischdampfsammler des Dampferzeugers, 7 den Zulauf der kalten Zwischenüberhitzung
zum Kessel, 8 die HZÜ-Sammler des Dampferzeugers für die heiße Zwischenüberhitzung.
[0015] Mit 11 sind Abdampfleitungen bezeichnet, die die Frischdampfleitungen 1 mit den Leitungen
der kalten Zwischenüberhitzung 4 verbinden. Die Abdampfleitungen 11 sind ebenso wie
die Leitungen der kalten Zwischenüberhitzung 4 punktiert dargestellt.
[0016] Zum Verständnis der räumlichen Anordnung der Rohrleitungen in Figur 1 sei angemerkt,
dass die Speisewasserzufuhr 5 und die Frischdampfsammler 6 auf der in Figur 1 vorderen
Seite des Dampferzeugers angeordnet sind, wohingegen die Zulaufleitung kalte Zwischenüberhitzung
und die Sammelleitung heiße Zwischenüberhitzung 7 und 8 auf der in Figur 1 rückwärtigen
Seite des Dampferzeugers angeordnet sind. Die Frischdampfleitungen 1 sind von dem
nicht dargestellten Dampferzeuger zunächst in vier Zügen und dann in zwei Zügen zu
nicht dargestellten Dampfturbinen geführt. Dazwischen sind die Frischdampfleitungen
1 in einer horizontalen Ebene in zwei Schleifen 9 verlegt, die die temperaturbedingten
Längenänderungen der senkrecht verlaufenden Frischdampfleitungen 1 auffangen.
[0017] Figur 2 veranschaulicht in einer übertriebenen Darstellung das Bewegungsschema der
Rohrleitungsanordnung beim Beitrieb des Dampferzeugers. Die gepunkteten Linien zeigen
die Rohrleitungsanordnung in kaltem Zustand, wohingegen die durchgezogenen Linien
übertrieben die Bewegung und Lage der Rohrleitungsanordnung im warmen Zustand darstellt.
In dieser Ansicht sind gleiche Rohrleitungen mit den entsprechenden Bezugszeichen
aus Figur 1 bezeichnet.
[0018] Dehnen sich die Leitungen temperaturbedingt aus, so resultiert hieraus zunächst eine
Längenänderung in Richtung der in Figur 1 eingezeichneten X-Achse. Durch die Verlegung
der Frischdampfleitung 1 in einer sich in der Y/Z-Achse erstreckenden Schleife wird
ein Teil der Längenänderung der Frischdampfleitung in X-Richtung kompensiert. Die
Längenänderungen bewirken allerdings eine Bewegung um die Y-Achse der Anordnung, insbesondere
der Schleife 9 und der Frischdampfsammler 6, d. h. ein Abtauchen aus der Z/Y-Ebene.
[0019] In den Frischdampfleitungen herrscht eine Temperatur von etwa 600°C bei einem Druck
von etwa 275 bar. In den kalten Zwischenüberhitzerleitungen 4 herrscht eine Temperatur
von etwa 360°C bei einem Druck von 58 bar. Die Längenänderungen der Leitungen der
kalten Zwischenüberhitzung 4 sind demzufolge geringer als die Längenänderung der Frischdampfleitungen
1.
[0020] Wie nun aus Figur 1 zu entnehmen ist, sind die Abdampfleitungen 11 jeweils an zwei
gegenüberliegenden Seiten des Dampferzeugers in sich vertikal erstreckenden Schleifen
10 verlegt. Diese sich in der X/Z-Ebene erstreckenden Schleifen 10 kompensieren die
Längenänderungen der Leitungen 4 der kalten Zwischenüberhitzung in Richtung der X-Achse.
Diese Längenänderung ist aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen den Leitungen
der kalten Zwischenüberhitzung 4 und den Frischdampfleitungen 1 kleiner als diejenige
der Frischdampfleitungen 1. Die in den Schleifen 10 verlegten Abdampfleitungen 11
sind jeweils über nicht näher bezeichnete Hochdruckumleitstationen an die Enden der
Frischdampfsammler 6 so angeschlossen, dass die Frischdampfsammler 6 endseitig über
die Abdampfleitungen 11 abgestützt sind. Die insgesamt resultierende Bewegung ist
in Figur 2 veranschaulicht. Durch die erfindungsgemäße Führung bzw. Trassierung der
Rohrleitungen ergibt sich eine insgesamt stabile Rohrleitungsanordnung, wobei ein
wesentlicher Gesichtspunkt der Erfindung darin besteht, Rohrleitungsabschnitte mit
unterschiedlichen temperaturbedingten Längenänderungen gegeneinander abzustützen.
Bezugszeichen:
[0021]
- 1
- Frischdampfleitungen
- 2
- Speisewasserleitungen
- 3
- Leitungen der heißen Zwischenüberhitzung (HZÜ)
- 4
- Leitungen der kalten Zwischenüberhitzung (KZÜ)
- 5
- Speisewasserzufuhr (ECO-Eintrittssammler des Dampferzeugers)
- 6
- Frischdampfsammler des Dampferzeugers
- 7
- Zulauf kalte Zwischenüberhitzung (Eintrittssammler kalte Zwischenüberhitzung des Dampferzeugers)
- 8
- Austrittssammler HZÜ des Dampferzeugers
- 9
- Schleifen der Frischdampfleitungen
- 10
- Schleifen der Abdampfleitungen
- 11
- Abdampfleitung
1. Rohrleitungsanordnung und -führung an einem Dampferzeuger mit wenigstens einer Dampfturbine
mit wenigstens einem Zwischerüberhitzerkreislauf, wobei die Rohrleitungsanordnung
wenigstens Leitungen der Kategorien Speisewasserleitung (2), Frischdampfleitung (1)
und Zwischenüberhitzerleitungen (3, 4) umfasst, die jeweils für unterschiedlichen
Mediendruck und unterschiedliche Medientemperatur ausgelegt sein können und aufgrund
ihrer verschiedenen Beanspruchung im Betrieb unterschiedliche temperaturbedingte Längenänderungen
erfahren, wobei die Rohrleitungen zumindest abschnittsweise in Schleifen (9, 10) verlegt
sind, die temperaturbedingte Längenänderungen der Rohrleitungen aufnehmen und wobei
mindestens eine Schleife (9) und/oder wenigstens ein Abschnitt einer Rohrleitung einer
Leitungskategorie in Bezug auf wenigstens eine Schleife (10) und/oder einen Abschnitt
einer Rohrleitung einer anderen oder der gleichen Rohrleitungskategorie so angeordnet
bzw. verlegt ist, dass deren temperaturbedingte Längenänderungen so gegeneinander
wirken, dass die Schleifen und/oder Abschnitte sich gegeneinander abstützen.
2. Rohrleitungsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine sich in Bezug auf den Dampferzeuger horizontal erstreckende Schleife
(9) oder ein sich horizontal erstreckender Leitungsabschnitt durch wenigstens eine,
vorzugsweise durch zwei sich vertikal erstreckende Schleifen (10) abgestützt ist.
3. Rohrleitungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass Schleifen (9, 10) und/oder Leitungsabschnitte unterschiedlicher Leitungskategorien
gegeneinander abgestützt sind.
4. Rohrleitungsanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Frischdampfleitungen (1) abschnittsweise in wenigstens einer sich horizontal
erstreckenden Leitungsschleife (9) geführt sind, die durch sich vertikal erstreckende,
in Schleifen verlegte Leitungsabschnitte (10) gestützt sind.
5. Rohrleitungsanordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Frischdampfleitungen (1) im Bereich der Frischdampfsammler (6) über sich vertikal
erstreckende Abdampfleiturigen (11) abgestützt sind.
6. Rohrleitungsanordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Frischdampfsammler (6) an beiden Enden ihrer horizontalen Erstreckung über Abdampfleitungen
(11) der kalten Zwischenüberhitzung abgestützt sind.