[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Rührwerkzeug zum Herstellen eines flüssigen,
gegebenenfalls gasförmige und/oder feinkörnige Bestandteile enthaltenden Gemischs
aus wenigstens zwei Komponenten gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Mischen ist eine in der chemischen Technik oft ausgeübte Operation. Fluide Mischungspartner
werden üblicherweise in feststehenden Behältern mit rotierenden Mischeinrichtungen,
die in der Mitte des Behälters angeordnet sind, durch Zwangsströmungen gemischt. In
der Regel wird ein möglichst homogener Verteilungszustand der Mischungspartner angestrebt.
In den bekannten Mischapparaturen für Fluide, beispielsweise Rührbehälter mit einem
mechanisch bewegten Scheibenrührer, ist die erreichbare Homogenität der Mischung häufig
unbefriedigend, insbesondere wenn höherviskose Mischungspartner verarbeitet werden
müssen. Das Problem stellt sich auch beim Durchmischen, Dispergieren, Emulgieren,
Einrühren von verschiedenen Komponenten, von denen zumindest eine in einem leicht
fließfähigen Zustand vorliegt, in kleinen Behältern, wie sie z.B. in einem Labor eingesetzt
werden. Ursächlich hierfür ist die den zu mischenden Komponenten nicht in ausreichendem
Maße zuführbare Mischenergie, so dass nur eine entsprechend geringe Verdränger- und
Scherwirkung in dem Komponentengemisch erreicht werden kann.
[0003] Aus der
DE 195 04 033 C2 ist ein motorgetriebener Rührer zum Mischen kleiner Mengen von Flüssigkeiten, Emulsionen,
Dispersionen und von Trocken- oder Nassmischungen aus feinkörnigen Feststoffen bekannt,
bei dem endseitig an einer Rührwelle eine Rotorscheibe befestigt ist. Die Rotorscheibe
besteht aus einer kreisförmigen Flügelscheibe und besitzt Durchströmöffnungen, welche
sich radial vom Zentrum der Scheibe bis in die Nähe ihres Außenumfangs erstrecken.
An den radialen Seitenkanten der Durchströmöffnungen sind nach oben und nach unten
gerichtete Mischflügel angebracht, über die eine gleichförmige Wellenströmung in dem
Mischgut erzeugt werden soll. Die mit einer solchen Rührerkonstruktion erzielbare
Mischgüte befriedigt jedoch nicht in jeder Hinsicht, da die durch die Mischflügel
gebildeten Kanäle nach oben bzw. unten offen sind und sich somit nur bedingt Zwangsströmungen
ergeben. Darüber hinaus ist während der Rotation des Rührers ein Mitdrehen des Mischgutes
im Behälter praktisch nicht zu vermeiden.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Rührwerkzeug der im Oberbegriff des Anspruchs
1 angegebenen Art so zu verbessern, dass mit einfachen Mitteln eine stärkere örtliche
Durchmischung von wenigstens zwei Komponenten erzielbar ist und dass besonders rasch
reproduzierbare Komponentengemische in verbesserter Mischgüte erhalten werden können.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe werden die im Kennzeichen des Anspruchs 1 enthaltenen Maßnahmen
vorgeschlagen.
[0006] Bei dem Rührwerkzeug nach der Erfindung sind in einer endseitig an einer Rührwelle
befestigten kreis- oder polygonförmigen Rotorscheibe mehrere, vorzugsweise 4-6 Durchströmkanäle
vorgesehen. Diese bestehen aus strömungstechnisch miteinander verbundenen axialen
Bohrungen und radialen oder tangentialen Bohrungen. Beim Durchführen des Mischungsvorgangs
entsteht infolge der durch die Rotorscheibe erzeugten Fliehkräfte ein Unterdruck in
den Durchströmkanälen, der eine zusätzliche vertikale Strömung im Komponentengemisch
induziert. Es werden entsprechend der Anzahl der Durchströmkanäle Teilströme aus dem
Mischgut angesaugt, in den axialen Bohrungen umgelenkt und aus den radialen oder tangentialen
Bohrungen ausgetragen, wobei eine kräftige Turbulenz erzeugt wird. Die sich einstellende
Zirkulationsströmung führt zu einem besonders homogenen und stabilen Komponentengemisch.
[0007] Die erfindungsgemäßen Durchströmkanäle können kreisrunde oder polygonförmige Querschnitte
aufweisen und gegebenenfalls konisch ausgebildet sein. Sie sind vorzugsweise symmetrisch
zueinander angeordnet, derart, dass auf einem Teilkreis der oberen oder unteren Stirnfläche
der Rotorscheibe axiale Bohrungen soweit in die Rotorscheibe eingebracht werden bis
sie die radialen oder tangentialen Bohrungen schneiden. Hierdurch lassen sich besonders
wirksam Gase oder Feststoffe in einem Komponentengemisch homogen verteilen.
[0008] Nach einem weiteren Merkmal der Erfindung sind die axialen Bohrungen Durchgangsbohrungen.
Auf diese Weise können bei Anordnung der Rotorscheibe im Bereich der Phasengrenze
der zu mischenden Komponenten diese oberhalb und unterhalb der Rotorscheibe angesaugt,
in den radialen oder tangentialen Bohrungen zusammengeführt und in turbulenter Strömung
ausgetragen werden, wobei kontinuierlich Komponententeilströme nachgesaugt werden.
Durch diese Zwangsströmungen ergibt sich eine intensive Durchmischung von Komponenten,
insbesondere Komponenten unterschiedlicher Konsistenz innerhalb kurzer Rührzeiten.
[0009] Um die beim Mischen flüssiger Komponenten in einem Rührbehälter sich einstellende
und das Mischergebnis nachteilig beeinflussende Trombenbildung zu vermeiden, kann
in weiterer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Rührwerkzeugs die aus einem Zylinderabschnitt
bestehende Rotorscheibe auf wenigstens einer Stirnfläche des Zylinderabschnitts kegel-
oder kegelstumpfförmig ausgebildet sein. Bei einer polygonförmigen Rotorscheibe kann
auf wenigstens einer Stirnfläche eine entsprechend polyederförmige Erhebung ausgebildet
sein. Die axialen Bohrungen erstrecken sich bei diesen Ausführungensformen der Rotorscheibe
natürlich auch durch die kegel- oder polyederförmigen Erhebungen.
[0010] Das Rührwerkzeug nach der Erfindung eignet sich beispielsweise zum Mischen, Emulgieren
von Flüssigkeiten, leicht pastösen Formulierungen sowie zum Lösen oder Dispergieren
von Feststoffen und/oder Gasen in Flüssigkeiten, insbesondere zum Mischen von chemisch
reaktionsfähigen Komponenten wie beispielsweise Lackbindemittel und Härter, Monomerlösungen
und Katalysatoren, Polymerlösungen und Wirkstoffe sowie Klebstoff-Formulierungen.
[0011] Die Erfindung ist in den Zeichnungen schematisch dargestellt und nachfolgend näher
erläutert.
[0012] Es zeigt
- Fig. 1
- eine Ausführungsform des Rührwerkzeuges mit 4 Durchströmkanälen in perspektivischer
Darstellung
- Fig. 2
- einen Längsschnitt des Rührwerkzeuges entsprechend Fig. 1
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf das Rührwerkzeug entsprechend Fig. 1
- Fig. 4
- eine Seitenansicht einer weiteren Ausführungsform des Rührwerkzeuges
- Fig. 5
- eine Draufsicht des Rührwerkzeuges gemäß Fig. 4
- Fig. 6
- eine Seitenansicht eines Rührwerkzeuges mit sechseckiger Rotorscheibe und
- Fig. 7
- das Rührwerkzeug nach Fig. 6 in der Draufsicht.
[0013] Im Wesentlichen besteht das Rührwerkzeug nach den Figuren 1 bis 3 aus einer antreibbaren
Rührwelle (1) und einer endseitig an der Rührwelle befestigten Rotorscheibe (2) in
Form eines Zylinderabschnitts. Die Rotorscheibe enthält vier symmetrisch angeordnete
Durchströmkanäle, die aus vier axialen Bohrungen (3) und vier radialen Bohrungen (4)
gebildet sind. Jeweils eine axiale Bohrung ist mit einer radialen Bohrung verbunden.
Der radiale Abstand der Bohrungen (3) von der Rührwelle (1) kann in Abhängigkeit der
Durchmesser der Rotorscheibe und der Durchströmkanäle variiert werden. Mit (5) sind
kegelförmige Erhebungen auf den Stirnflächen des Zylinderabschnitts der Rotorscheibe
bezeichnet.
[0014] Zur Herstellung eines homogenen Gemischs wird das Rührwerkzeug in die in einem feststehenden
Rührbehälter enthaltenden Komponenten eingetaucht und in eine Drehbewegung versetzt.
Die hierdurch entstehenden Fliehkräfte bewirken eine Komponentenförderung durch die
radialen Bohrungen (4) während durch die axialen Bohrungen (3) kontinuierlich Komponentenströme
von oben und unten nachfließen. In den radialen Bohrungen sowie beim Austreten der
Komponenten bzw. des Komponentengemischs aus den Durchströmkanälen erfolgt eine Vermischung
der Komponenten bzw. des aus den Durchströmkanälen austretenden Komponentenstromes
mit dem Rührbehälterinhalt. Durch wiederholtes Fördern des Mischgutes durch die Durchströmkanäle
werden besonders homogene Gemische erhalten. Strömungsbeeinflussende Körper in den
Durchströmkanälen (in den Zeichnungen nicht dargestellt) können die Mischwirkung erhöhen.
[0015] Bei der Ausführungsform des Rührwerkzeuges gemäß der Figuren 4 und 5 reichen die
axialen Bohrungen (3) von unten nur soweit in die kreisförmige Rotorscheibe (2) bis
sie die mittig in dem Zylinderabschnitt angebrachten Bohrungen (4) schneiden, so dass
nur von unten Komponenten oder-gemisch angesaugt wird. Eine solche Konstruktion eignet
sich besonders dann, wenn feinkörniger Feststoff in eine Flüssigkeit eingemischt oder
wenn der Eintrag von Gasen in die Flüssigkeit vermieden werden soll. Für ein besonders
schonendes Mischen von Komponenten hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Bohrungen
(4) nicht radial sondern tangential, d.h. unter einem Winkel von etwa 30 bis etwa
45 Grad zur Radialen entgegen der Drehrichtung des Rührwerkzeuges anzuordnen.
[0016] Im Allgemeinen ist die Rotorscheibe (2) kreisförmig ausgebildet. Sie kann aber auch
aus einem Polygon bestehen, wie dies in den Fig. 6 und 7 gezeigt ist.
1. Rührwerkzeug zum Herstellen eines flüssigen, gegebenenfalls gasförmige und/oder feinkörnige
Bestandteile enthaltendes Gemischs aus wenigstens zwei Komponenten, mit einer antreibbaren
Rührwelle (1) und endseitig daran befestigten Rotorscheibe (2), die mehrere Durchströmkanäle
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die Durchströmkanäle aus symmetrisch angeordneten axialen Bohrungen (3) und radialen
oder tangentialen Bohrungen (4) bestehen, wobei jeweils eine axiale Bohrung mit einer
radialen oder tangentialen Bohrung in Wirkverbindung steht.
2. Rührwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die axialen Bohrungen (3) Durchgangsbohrungen sind.
3. Rührwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorscheibe (2) aus einem Zylinderabschnitt besteht und wenigstens eine Stirnfläche
des Zylinderabschnitts kegel- oder kegelstumpfförmig ausgebildet ist.
4. Rührwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rotorscheibe (2) polygonförmig ausgebildet ist und auf wenigstens einer Stirnfläche
eine entsprechende polyederförmige Erhebung aufweist.
5. Verwendung des Rührwerkzeugs nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4 zum Mischen
von chemisch reaktionsfähigen Komponenten.
IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE
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