TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft eine Spulmaschine zum Aufwickeln eines Fadens zu einem Fadenwickel
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Aus
EP 1 213 246 B1 ist eine Spulmaschine zum Aufwickeln eines Fadens zu einem Fadenwickel bekannt. Die
Spulmaschine besitzt einen um eine horizontale Achse verdrehbaren Revolverkopf in
Form einer Scheibe, von der sich auf dem Umfang gegenüberliegend auskragend zwei separat
antreibbare Spindeln erstrecken. Mit Rotation der Spindeln kann der Faden zu einem
Fadenwickel aufgewickelt werden. Während eine Spindel in einer oberen Position mit
einem Fadenwickel versehen wird, kann von der Spindel in der unteren Position die
Spule mit dem Fadenwickel entfernt werden und die Spindel für einen neuen Wickelvorgang
vorbereitet werden, beispielsweise durch Aufstecken einer Hülse auf die Spindel. Mit
Fertigstellung des Fadenwickels im Bereich der oberen Spindel und der Vorbereitung
der unteren Spindel kann der Revolverkopf um ca. 180° gedreht werden und ein neuer
Wickelvorgang initiiert werden. Ein Faden wird der Spule bzw. dem Fadenwickel im Bereich
des Kontakts einer Anpresswalze mit dem Fadenwickel zugeführt. Die Anpresswalze ist
verdrehbar gegenüber einem Rahmen gelagert, der einen vertikalen translatorischen
Verschiebe-Freiheitsgrad aufweist, wobei der Rahmen über zwei vertikal orientierte
Führungsstangen geführt ist. Zwischen den Rahmen und ein Gehäuse der Spulmaschine
ist ein Aktuator zwischengeschaltet, der als Druckzylinder ausgebildet ist und in
Richtung des Freiheitsgrads eine Kraft auf den Rahmen ausübt. Die Anpresskraft der
Anpresswalze an den Fadenwickel ergibt sich aus der vektoriellen Summe der Gewichtskraft
des Rahmens und der Anpresswalze, vermindert um die Kraft des Druckzylinders. Über
eine geeignete Ansteuerung des Druckzylinders kann mit zunehmendem Durchmesser des
Fadenwickels der Rahmen mit der Anpresswalze angehoben werden, wobei eine Ansteuerung
des Druckzylinders derart erfolgt, dass die Anpresskraft der Anpresswalze an den Fadenwickel
konstant gehalten wird. Die hierzu eingesetzte Regeleinheit besitzt ein elektromagnetisches
Steuerventil, welches eine Druckluftversorgung des Druckzylinders regelt, eine Druckluftversorgung,
einen Steuerkreis, eine Anpasseinrichtung zum Setzen der konstant zu haltenden Anpresskraft
sowie Sensoren zum Erfassen der tatsächlichen Kraftverhältnisse. Eine Regelung des
Drucks und damit der Anpresskraft erfolgt auf einen festen Wert mit einer vorgegebenen
engen Toleranz, hier ± 3 %.
[0003] Weiterhin offenbart
EP 1 213 246 B1 eine alternative Ausgestaltung, bei der der Freiheitsgrad zwischen Spindel und Fadenwickel
einerseits und Anpresswalze andererseits nicht translatorisch ausgebildet ist, sondern
vielmehr als rotatorischer Freiheitsgrad: In diesem Fall wird die Anpresswalze gegenüber
einem Rahmen drehbar gelagert, der als Schwenkarm ausgebildet ist. Der Druckzylinder
wirkt hierbei auf den Schwenkarm. Der Hebelarm der von dem Druckzylinder erzeugten
Kraft wird für die offenbarte Ausführungsform dadurch konstant gehalten, dass der
Schwenkarm mit einer Vergrößerung des Durchmessers des Fadenwickels möglichst nicht
verschwenkt wird. Dies wird dadurch erreicht, dass mit Vergrößerung des Durchmessers
des Fadenwickels der Revolverkopf geringfügig derart verdreht wird, dass der Kontaktpunkt
der Anpresswalze an dem Fadenwickel unabhängig von der Dicke des Fadenwickels ungefähr
ortsfest bleibt.
[0004] DE 197 05 262 A1 offenbart ein Verfahren zur Regelung der Anpresskraft in Abhängigkeit von dem Verhältnis
der Drehzahl der Anpresswalze zu der Drehzahl des Fadenwickels, wobei die Regelung
derart gestaltet wird, dass möglichst ein schlupffreier Zustand zwischen der Anpresswalze
und dem Fadenwickel erreicht wird.
[0005] DE 102 53 489 A1 spricht das Problem an, dass mit Veränderung der Relativlage eines Fadenwickels zu
einer Anpresswalze eine veränderliche Gewichtskraftkomponente auf den Fadenwickel
einwirkt. Unter der Prämisse gemäß
DE 102 53 489, dass derartige Veränderungen der Gewichtskraftkomponente möglichst auszuregeln sind,
erfordern die Spulmaschinen aufwändige Kraftmesseinrichtungen, die veränderte Anpresskräfte
erfassen und eine Nachstellung eines Aktuators ermöglichen, so dass die Anpresskraft
konstant gehalten wird.
DE 102 53 489 schlägt anstelle des Einsatzes der vorgenannten Kraftmesseinrichtung vor, a priori
den Zusammenhang zwischen der Relativlage von Anpresswalze und Fadenwickel sowie der
wirkenden Gewichtskraftkomponente abzubilden. Mit der Erfassung der Relativlage über
einen geeigneten Sensor kann dann eine erforderliche Änderung der Kraft eines Aktuators
ermittelt werden, damit sich eine konstante Anpresskraft ergibt. Auch der aus
DE 102 53 489 A1 bekannten Ausführungsform liegt der Grundgedanke zugrunde, dass der Aktuator mit
konstantem Hebelarm auf einen die Anpresswalze abstützenden Schwenkarm wirkt, wobei
Veränderungen des Durchmessers des Fadenwickels ausgeglichen werden durch eine Ausweichbewegung
des Revolverkopfs. Gemäß
DE 102 53 489 finden Spulmaschinen, bei denen eine Relativbewegung zwischen Anpresswalze und Fadenwickel
mittels Linearführungen herbeigeführt wird und bei denen lediglich eine Spindel vorhanden
ist, lediglich Einsatz für ein diskontinuierliches Aufwickeln des Fadens.
[0006] Auch
DE 10 2005 005 096 A1 geht davon aus, dass die Anpresskraft zwischen Anpresswalze und Fadenwickel während
der Spulreise annähernd konstant bleiben sollte. Die Druckschrift schlägt vor, an
einer Frontseite der Spulmaschine einen frei zugänglichen Stellmechanismus vorzusehen,
über den vor Beginn des Spulvorgangs von einem Bedienpersonal die Anpresskraft einstellbar
ist.
[0007] Aus
DE 10 2004 032 514 A1 ist es bekannt, eine Kreuzspule drehbar an einem Spulenrahmen zu lagern. Der Spulenrahmen
selbst ist drehbar gegenüber einer ortsfesten Achse gelagert, wobei der Spulenrahmen
infolge seines außermittigen Schwerpunktes eine Art "Pendel" bildet. Der Spulenrahmen
als "liegendes Pendel" gegenüber einer Antriebswalze abgestützt. Mit zunehmendem Durchmesser
der Kreuzspule ändert sich der Auslenkwinkel des "liegenden Pendels", und infolge
des vergrößerten Gewichts der Kreuzspule vergrößert sich die Anpresskraft zwischen
Kreuzspule und Antriebswalze. Zur Kompensation derartiger Änderungen der Anpresskraft
der Kreuzspule an die Antriebswalze wirkt auf den Spulenrahmen ein Krafteinleitungsmittel
mit einem Hebelarm, der mit der Vergrößerung des Durchmessers der Kreuzspule, also
einer Vergrößerung des Auslenkwinkels des liegenden Pendels, veränderlich ist. Hierbei
sind die geometrischen Verhältnisse derart gewählt, dass für minimalen Durchmesser
der Kreuzspule das Krafteinleitungsmittel ein Drehmoment bewirkt, welches die Anpresskraft
der Kreuzspule an die Antriebswalze verstärkt, während für einen mittleren Durchmesser
der Hebelarm Null wird und mit einer weiteren Vergrößerung des Durchmessers der Kreuzspule
das von dem Krafteinleitungsmittel bewirkte Moment sein Vorzeichen derart umkehrt,
dass dieses zu einer Entlastung führt mit einer Verminderung der Anpresskraft der
Kreuzspule an die Antriebswalze. Diese Entlastung kann die Vergrößerung des Gewichts
der Kreuzspule mit der Vergrößerung des Durchmessers derselben kompensieren. Weiterhin
schlägt
DE 10 2004 032 514 A1 eine elektromotorische Stelleinrichtung vor, über welche die zuvor erläuterten geometrischen
Verhältnisse zu Beginn einer Spulenreise und/oder im Laufe der Spulenreise verändert
werden können. Das Krafteinleitungsmittel ist als Luftfeder ausgebildet, die in einer
Gleichgewichtslage mit einem konstanten, einstellbaren Druck beaufschlagt ist, der
über ein Rückschlagventil gesichert ist. Eine entsprechende Ausführungsform ist aus
DE 41 21 775 A1 bekannt, wobei hier zusätzlich zu einer Feder eine druckmittelbeaufschlagte Kolben-Zylinder-Aktoreinheit
auf den Spulenrahmen wirkt.
[0008] US 3,672,584 sowie
US 3,672,583 offenbaren eine Spulmaschine, bei der die Anpresswalze ortsfest drehbar gelagert
ist. Die Spindel ist in der Art eines aufrechten, umgekehrten Pendels gelagert, wobei
der Fadenwickel mit Beginn des Spulvorgangs ca. in einer 1-Uhr-Stellung des Pendels
an der Anpresswalze abgestützt ist. Mit zunehmender Vergrößerung des Durchmessers
des Fadenwickels bewegt sich das Pendel über eine instabile Gleichgewichtslage in
12-Uhr-Stellung bis zu einer 11-Uhr-Stellung. Während die Gewichtskraft des aufrechten
Pendels in der 1-Uhr-Stellung eine maximale Kraft für die Anpresskraft zwischen Anpresswalze
und Fadenwickel bereitstellt, sinkt diese Kraft bis auf 0 in der 12-Uhr-Stellung.
Für weitere Vergrößerungen des Durchmessers des Fadenwickels erzeugt die Gewichtskraft
ein Moment auf das umgekehrte Pendel, welches geneigt ist, den Fadenwickel von der
Anpresswalze weg zu bewegen. Die Druckschriften schlagen vor, die Abhängigkeit der
Anpresskraft zwischen Fadenwickel und Anpresswalze zusätzlich zu beeinflussen durch
mehrere Federn, die mit einem Federfußpunkt an unterschiedlichen Punkten eines Gestells
der Spulmaschine angelenkt sind und mit ihren anderen Fußpunkten an unterschiedlichen
Punkten des Pendels angelenkt sind, wobei die Federn unter variierenden Winkeln an
dem Pendel angreifen können und u. U. lediglich über einen Teilweg der Pendelbewegung
wirksam sind. Eine Abstimmung der Federn und von deren Anlenkpunkten erfolgt derart,
dass sich eine mit zunehmendem Durchmesser des Fadenwickels verringernde Anpresskraft
zwischen Anpresswalze und Fadenwickel ergibt.
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Spulmaschine zum Aufwickeln eines
Fadens zu einem Fadenwickel vorzuschlagen, bei der auf einfache, aber zuverlässige
Weise eine Realisierung einer dem Spulprozess angepassten Anpresskraft zwischen einer
Anpresswalze und einem Fadenwickel ermöglicht ist.
LÖSUNG
[0011] Die Aufgabe der Erfindung wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des unabhängigen
Patentanspruchs 1 gelöst. Weiterbildungen einer erfindungsgemäßen Spulmaschine ergeben
sich entsprechend den abhängigen Ansprüchen 2 bis 6.
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
[0012] Der Erfindung liegt zunächst die Erkenntnis zugrunde, dass, abweichend zum eingangs
genannten Stand der Technik, die Annahme, dass die Anpresskraft zwischen Anpresswalze
und Fadenwickel während des Spulvorgangs möglichst konstant zu halten ist, für einige
Spulvorgänge und Spulgüter unzutreffend sein kann. Vielmehr hat sich gezeigt, dass
sich die mechanischen Eigenschaften des von dem Fadenwickel für die Anpresswalze gebildeten
"Widerlagers" mit zunehmendem Durchmesser des Fadenwickels ändern, da die Steifigkeit
mit Vergrößerung des Durchmessers abnimmt. Andererseits können mit Erhöhung des Durchmessers
des Fadenwickels überhöhte Anpresskräfte zu einem unerwünschten axialen "Ausbauchen"
des Fadenwickels führen.
[0013] Andererseits beruht die vorliegende Erfindung auf der Erkenntnis, dass die aus dem
Stand der Technik bekannten Lösungen zur Vorgabe einer (konstanten) Anpresskraft eine
geeignete Ansteuerung eines Aktuators mit einer aufwändigen Mess- und Regelungstechnik
erfordern. Hierdurch wird der konstruktive Aufwand, die Fehleranfälligkeit, die Wartungsintensität,
der Aufwand für Kalibrierungen eines Sensors und die Komplexität der Spulmaschine
erhöht.
[0014] Weiterhin hat die Erfindung erkannt, dass für bekannte Spulmaschinen grundsätzlich
zwei unterschiedliche Bauformen aus dem Stand der Technik bekannt sind:
A. Spulmaschinen mit einem rotatorischen Freiheitsgrad von Spule bzw. Anpresswalze
[0015] Für eine derartige Bauform geht grundsätzlich das Eigengewicht des verschwenkten
Körpers, insbesondere der Spule mit über die Spulreise verändertem Eigengewicht oder
der Anpresswalze und einer geeigneten Haltevorrichtung oder Schwinge, über eine trigonometrische
Funktion in die Anpresskraft zwischen Anpresswalze und Spule ein. Somit hat jedwede
Regelung der Anpresskraft für eine derartige Bauform eine Nichtlinearität zum Gegenstand,
welche per se für die konstruktive Auslegung und/oder die Regelung während der Spulreise
zu einem erhöhten Aufwand führen kann. Einer derartigen Bauform sind die Druckschriften
DE 197 05 262 A1,
DE 102 53 489 A1,
DE 10 2005 055 096 A1,
DE 10 2004 032 514 A1,
US 3 672 584 A,
US 3 672 583 A und
DE 41 21 775 A1 zuzuordnen. Erfolgt gemäß
DE 10 2004 032 514 A1 bzw.
DE 41 21 775 A1 eine Erzeugung eines Be- oder Entlastungsmomentes über eine Druckfeder bzw. eine
Kombination einer Druckfeder mit einer Kolben-Zylinder-Einheit, so ist für eine Ermittlung
einer Anpresskraft zwischen Spule und Anpresswalze als weitere Nichtlinearität die
Wirkrichtung der Kraft der Luftfeder und/oder der Kolben-Zylinder-Einheit zu berücksichtigen.
Hinzu kommt die erforderliche Berücksichtigung des über den Auslenkwinkel nichtlinear
veränderlichen Hebelarmes. Für Bauformen mit rotatorischem Freiheitsgrad ist für eine
Regelung des Aktuators u. U. die Kenntnis des Auslenkwinkels des rotatorischen Freiheitsgrades
erforderlich, um die Kraftübertragungskette des Aktuators unter Berücksichtigung der
trigonometrischen Funktionen in einer Regelung korrekt abzubilden. Zusammenfassend
ist somit für eine Bauform mit einem rotatorischen Freiheitsgrad festzustellen, dass
der rotatorische Freiheitsgrad einerseits bereits ohne geeignete Stellmittel eine
Veränderung der Anpresskraft als Funktion der Auslenkung eines Spulenrahmens zur Folge
hat, die bei einer nicht in allen Fällen möglichen
optimalen Auslegung bereits eine gewünschte Kraftcharakteristik herbeiführen kann, im Fall
einer
suboptimalen Auslegung aber eine komplizierte Regelung der Stellkraft eines Aktuators oder die
Beeinflussung der Übertragungswege und des Hebelarmes der Stellkraft des Aktuators
zur Folge hat.
B. Bauformen mit translatorischem Freiheitsgrad
[0016] Anders verhält es sich für Bauformen mit einem translatorischen Freiheitsgrad für
Relativverschiebungen zwischen Spule und Anpresswalze. Einer derartigen Bauform sind
die Druckschriften
EP 1 213 246 B1,
DE 10 2005 003 334 A1 und
DE 601 16 243 T2 zuzuordnen. Bei derartigen Bauformen ist grundsätzlich der Einfluss eines Eigengewichts
von einer Auslenkung entlang des Freiheitsgrades unabhängig, so dass deren Berücksichtigung
sowohl in der konstruktiven Auslegung als auch für eine Regelung verhältnismäßig einfach
ist und keine Berücksichtigung einer Nichtlinearität infolge einer trigonometrischen
Funktion erfordert. Während für Bauformen mit einem rotatorischen Freiheitsgrad zwingend
erforderlich ist, dass ein linear wirkender Aktuator zumindest für einzelne Auslenkungen
entlang des Freiheitsgrades lediglich eine Kraftkomponente erzeugen kann, die in Richtung
des Freiheitsgrades wirkt und somit immer eine Kraftkomponente vorhanden ist, welche
keinen Beitrag auf die Anpresskraft liefert, folgt der Fachmann für Spulmaschinen
in Bauformen mit translatorischem Freiheitsgrad der scheinbaren Selbstverständlichkeit,
dass ein Aktuator zur Erhöhung des Wirkungsgrades natürlich in Richtung des translatorischen
Freiheitsgrades wirken soll, so dass der Aktuator keine Kraftkomponente erzeugen muss,
die nicht zur Beeinflussung der Anpresskraft dient. Dies ist bei sämtlichen bekannten
Bauformen mit translatorischem Freiheitsgrad der Fall. Die genannte Prämisse der Ausrichtung
des Aktuators in Richtung des translatorischen Freiheitsgrades führt aber auch zwingend
dazu, dass jedwede Variation der Anpresskraft zwischen Anpresswalze und Spule darüber
herbeigeführt werden muss, dass eine Regelung die Stellkraft des Aktuator beeinflusst.
[0017] Die vorliegende Erfindung wendet sich von den zuvor erläuterten Vorurteilen des Fachmannes
ab und nimmt für eine Bauform mit translatorischem Freiheitsgrad den scheinbaren Nachteil
in Kauf, dass lediglich eine Komponente der Stellkraft des Aktuators zur Beeinflussung
der Anpresskraft zwischen Anpresswalze und Spule genutzt wird. Dieser vermeintliche
Nachteil wird dadurch zumindest kompensiert, dass ein Aktuator eingesetzt werden kann,
dessen Stellkraft konstant sein kann, also ungeregelt ist oder lediglich auf einen
konstanten Wert geregelt werden muss.
[0018] Überraschend nutzt hier die vorliegende Erfindung die trigonometrischen Funktionen
für eine automatische Beeinflussung der Kraftübertragung, während diese für die Bemessung
der Stellkraft des Aktuators nicht von Bedeutung sind. Hierdurch ergibt sich ein besonders
einfacher, aber effektiver Aufbau der erfindungsgemäßen Spulmaschine.
[0019] Ausgehend von diesen Erkenntnissen wird erfindungsgemäß somit ein Aktuator eingesetzt,
der (zumindest für einen Spulvorgang) eine konstante Kraft erzeugt. Möglich ist, dass
die erzeugte konstante Kraft des Aktuators für unterschiedliche Spulvorgänge variabel
gehalten ist. Unter einer "konstanten Kraft" wird im Sinne der Erfindung eine Kraft
verstanden, deren Betrag innerhalb vorgegebener Schranken liegt, beispielsweise ±
8, insbesondere ± 5, ± 3 % oder ± 1 % von einem Sollwert.
[0020] Trotz eines Einsatzes eines Aktuators mit einer konstanten Krafterzeugung kann erfindungsgemäß
eine veränderliche Anpresskraft erzeugt werden dadurch, dass die von dem Aktuator
erzeugte konstante Kraft nicht vollständig in Richtung eines Freiheitsgrads zwischen
der Anpresswalze und der Spindel wirkt. Vielmehr wirkt in Richtung des Freiheitsgrades
lediglich eine Komponente dieser Kraft. Hierbei ist das Verhältnis der Kraftkomponente
zu der von dem Aktuator erzeugten konstanten Kraft nicht während eines Spulvorgangs
konstant, sondern vielmehr von dem Abstand zwischen Spindel und Anpresswalze, also
von der Bewegung entlang des Freiheitsgrads abhängig. Hieraus resultiert dann eine
veränderliche Anpresskraft für die Anpresswalze.
[0021] Die Erfindung folgt damit nicht dem gebräuchlichen Streben der Fachwelt, den Aktuator
zu einer optimalen Kraft- und Leistungsausbeute direkt in Richtung des Freiheitsgrads
wirken zu lassen, sondern nimmt gezielt in Kauf, dass lediglich eine Kraftkomponente
genutzt wird, während eine andere Kraftkomponente der Kraft des Aktuators ungenutzt
bleibt. Dieser vermeintliche Nachteil der erfindungsgemäßen Ausgestaltung wird dadurch
kompensiert, dass durch die abstandsabhängige Aufteilung der Kraft in eine wirksame
und eine unwirksame Kraftkomponente eine abstandsgesteuerte Beeinflussung der Anpresskraft
ermöglicht wird, wobei u. U. auf eine aufwändige Sensorik zur Erfassung des Abstands
oder zur Erfassung der Anpresskraft sowie eine Steuerung oder Regelung nach dem Ergebnis
eines erfassten Signals entfallen kann. Somit stellt die abstandsabhängige erfindungsgemäße
Beeinflussung der Anpresskraft eine einfache, aber effiziente automatische Beeinflussung
der Anpresskraft bereit.
[0022] Unter einem "Faden" im Sinne der vorliegenden Erfindung ist bspw. ein Faden im klassischen
Sinne als gedrehtes, gesponnenes oder gezwirntes Gebilde zu verstehen. Allerdings
kann der "Faden" auch ein beliebiges anderes langgestrecktes Wickelgut sein.
[0023] Gemäß der Erfindung ist der Freiheitsgrad ein linearer Freiheitsgrad, der beispielsweise
ungefähr vertikal orientiert ist. Für den Fall, dass ein derartiger linearer Freiheitsgrad
mit der Zuführrichtung des Fadens korreliert, ergibt sich für eine Bewegung der Anpresswalze
in Richtung des Freiheitsgrads mit einer Veränderung des Durchmessers des Fadenwickels
ein konstanter Winkel, unter dem der Faden zu der Anpresswalze gelangt. Ist der Anpresswalze
ein Fadenleitwerk oder Changierfadenführer (im Folgenden "Fadenleitwerk") zugeordnet,
hat die erfindungsgemäße Ausgestaltung zur Folge, dass sich die Kontaktbedingungen
zwischen Fadenleitwerk und Faden nicht ändern. Wird beispielsweise mit dem Fadenleitwerk
ein Faden "aufgefächert", könnte eine Veränderung des Winkels zu veränderten Auffächerungen
des Fadens führen, die letztlich ein Ablegen des Fadens in einem unerwünschten Zustand
auf dem Fadenwickel zur Folge hätte. Andererseits könnte sich mit einer Veränderung
des genannten Winkels der Kontaktbereich des Fadens mit dem Fadenleitwerk verlagern,
wodurch sich auch Anlegeort und -winkel des Fadens an den Fadenwickel auf unerwünschte
Weise verändern könnten. Eine weitere Erschwernis kann gegeben sein, wenn ein Changierfadenführer
in der Spulmaschine vorgesehen ist, der zur bestimmungsgemäßen Funktion einen geeigneten,
während der Spulreise nicht veränderlichen Einlaufwinkel des Fadens erfordert.
[0024] Eine besonders einfache Realisierung einer Kopplung der Aufteilung der Kraft in die
wirksame und die unwirksame Kraftkomponente mit der Bewegung des Freiheitsgrads, also
dem Abstand zwischen Spindel und Anpresswalze, ist gegeben, wenn erfindungsgemäß eine
Pendelstütze Einsatz findet, die unter einem Winkel α gegenüber dem Freiheitsgrad
geneigt ist, wobei der Winkel α von dem Abstand zwischen der Spindel und der Anpresswalze
abhängig ist.
[0025] Unter einer Pendelstütze wird im Sinne der Erfindung
- ein kraftführendes Bauteil verstanden,
- in welches vorrangig externe Kräfte in den Endbereichen eingeleitet werden und
- welches vorrangig einer Normalkraft in Richtung der Verbindung der Endbereiche mit
verschwindenden Querkräften ausgesetzt ist.
[0026] Durch die Anordnung der Pendelstütze unter dem Winkel α ergibt sich aus den geometrischen
Verhältnissen, dass die Kraftkomponente, die in Richtung des Freiheitsgrads wirkt,
über eine trigonometrische Funktion mit der Normalkraft in der Pendelstütze korreliert
ist. Beeinflusst der Aktuator die Normalkraft in der Pendelstütze, so ist auf einfache
Weise die Abhängigkeit der Kraftkomponente der Kraft des Aktuators von der Bewegung
in Richtung des Freiheitsgrads realisiert.
[0027] Im einfachsten Fall bildet der Aktuator selbst die Pendelstütze, wobei sich der Aktuator
verschwenkbar an einem Gehäuse der Spulmaschine abstützen kann, während der andere
Anlenkpunkt des Aktuators verschwenkbar und unter dem Winkel α gegenüber dem Freiheitsgrad
unmittelbar oder mittelbar an der Anpresswalze abgestützt ist.
[0028] Ebenfalls möglich ist, dass ein Endbereich der Pendelstütze gelenkig in Richtung
des Freiheitsgrads geführt ist, während der gegenüberliegende Endbereich in einer
gegenüber dem Freiheitsgrad unter einem Winkel, beispielsweise 90°, orientierten Führung
geführt ist und der Aktuator auf diesen Endbereich wirkt.
[0029] Für eine Weiterbildung der Erfindung hat sich gezeigt, dass die Ausbildung des Aktuators
als druckmittelbetätigter, beispielsweise pneumatischer Stellzylinder vorteilhaft
ist. Beispielsweise kann über eine einzige Druckmittelquelle eine Versorgung von mehreren
Stellzylindern erfolgen für den Fall, dass gleichzeitig mehrere Fäden zu mehreren
Fadenwickeln gewickelt werden sollen. Darüber hinaus sind Druckmittelelemente, beispielsweise
pneumatische Ventile, kostengünstig verfügbar, über die eine Bereitstellung eines
konstanten Drucks und damit einer konstanten Kraft für den Aktuator möglich ist. Weiterhin
hat sich gezeigt, dass derartige Druckmittelelemente auch in einem dauerhaften Betrieb
sehr zuverlässig sind.
[0030] Für den Fall, dass die Abhängigkeit der Kraftkomponente, die in Richtung des Freiheitsgrads
wirkt, (beispielsweise für eine feinfühlige Adaption an die Verhältnisse und/oder
für eine Veränderung der Verhältnisse für unterschiedliche Spulvorgänge) veränderbar
sein soll, kann ein Ort des Anlenkpunkts der Pendelstütze veränderbar sein. Eine derartige
Veränderung kann beispielsweise manuell durch den Benutzer erfolgen durch Verbinden
der Pendelstütze wahlweise mit mehreren Aufnahmen, über ein Langloch o. ä.. Ebenfalls
möglich ist eine automatische Veränderung der Lage eines Anlenkpunkts der Pendelstütze,
beispielsweise über einen Schrittmotor o. ä.
[0031] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen,
der Beschreibung und den Zeichnungen. Die in der Beschreibungseinleitung genannten
Vorteile von Merkmalen und von Kombinationen mehrerer Merkmale sind lediglich beispielhaft
und können alternativ oder kumulativ zur Wirkung kommen, ohne dass die Vorteile zwingend
von erfindungsgemäßen Ausführungsformen erzielt werden müssen. Weitere Merkmale sind
den Zeichnungen - insbesondere den dargestellten Geometrien und den relativen Abmessungen
mehrerer Bauteile zueinander sowie deren relativer Anordnung und Wirkverbindung -
zu entnehmen. Die Kombination von Merkmalen unterschiedlicher Ausführungsformen der
Erfindung oder von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche ist ebenfalls abweichend
von den gewählten Rückbeziehungen der Patentansprüche möglich und wird hiermit angeregt.
Dies betrifft auch solche Merkmale, die in separaten Zeichnungen dargestellt sind
oder bei deren Beschreibung genannt werden. Diese Merkmale können auch mit Merkmalen
unterschiedlicher Patentansprüche kombiniert werden. Ebenso können in den Patentansprüchen
aufgeführte Merkmale für weitere Ausführungsformen der Erfindung entfallen.
KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
[0032] Im Folgenden wird die Erfindung anhand in den Figuren dargestellter bevorzugter Ausführungsbeispiele
weiter erläutert und beschrieben.
- Fig. 1
- zeigt eine teilgeschnittene Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Spulmaschine.
- Fig. 2
- zeigt einen Schnitt II-II durch eine Spulmaschine gemäß Fig. 1.
- Fig. 3
- zeigt einen eine Pendelstütze bildenden Aktuator zur Beeinflussung einer Anpresskraft
zwischen Spule und Anpresswalze.
- Fig. 4
- zeigt einen Teilschnitt bei Schnittführung quer zur Längsachse einer Spule mit einer
Anpresswalze, einem Fadenleitwerk sowie einem Changierfadenführer.
- Fig. 5
- zeigt eine Prinzipskizze einer pneumatischen Baugruppe zur Bereitstellung eines (weitestgehend)
konstanten Pneumatikdrucks für einen als Pneumatikzylinder ausgebildeten Aktuator.
FIGURENBESCHREIBUNG
[0033] Fig. 1 zeigt eine teilgeschnittene Seitenansicht einer Spulmaschine 1, die dazu dient,
einen Faden 2 auf einer Spule 3 zu einem Fadenwickel 4 zu wickeln. Die Spulmaschine
1 besitzt einen Revolverkopf 5 (s. Fig. 2), der gemäß dem dargestellten Ausführungsbeispiel
als Scheibe ausgebildet ist und von dem auf dem Umfang gegenüberliegend zwei Spindeln
6, 7 auskragen. Die Spindeln 6, 7 können über Antriebseinheiten 8, 9 unabhängig voneinander
und gegenüber dem Revolverkopf 5 um ihre Längsachsen in Rotation versetzt werden.
Auf den Spindeln 6, 7 befinden sich jeweils Hülsen 10, 11, auf die der Faden 2 zu
einem Fadenwickel 4 zwecks Bildung einer Spule 3 aufgewickelt wird. Oberhalb der Spule
3 befindet sich ein Fadenleitwerk 12, welches über eine Führung 13, beispielsweise
eine Linearführung, oder mehrere Führungen entlang eines Freiheitsgrads 14 beweglich
oder verschieblich gelagert ist. Das Fadenleitwerk 12 weist eine Changiereinrichtung
15 auf, über die in einem Winkelbereich 16 der Ort der Zuführung des Fadens 2 zu dem
Fadenwickel 4 bezüglich der Längsachse der Spindel 6 sowie die Orientierung des Fadens
zu der Umfangsrichtung bei dem Anlegen des Fadens 2 an den Fadenwickel 4 veränderbar
ist. Weiterhin besitzt das Fadenleitwerk 12 im Bereich der Changiereinrichtung 15
obere Fadenführerrollen 17, die unabhängig von dem Winkel in dem Winkelbereich 16
den Faden durch Vorgabe beidseitiger axialer Führungen zu einer Achse 36 ausrichten.
Darüber hinaus sind untere Fadenführerrollen 18 vorgesehen, welche parallel zur Längsachse
der Spindel 6 orientierte, entsprechend Fig. 2 versetzt orientierte Anlageflächen
bereitstellen, die beispielsweise einer Auffächerung des Fadens 2 und/oder einer Vorgabe
einer ungefähr in Fig. 2 vertikal orientierten Zuführung des Fadens 2 zur Anpresswalze
19 dienen.
[0034] Unterhalb des Fadenleitwerks 12 ist drehbar gegenüber diesem eine Anpresswalze 19
gelagert, deren Längsachse parallel zur Längsachse der Spindel 6 orientiert ist. Nachfolgend
an die unteren Fadenführerrollen ist der Faden über einen Teilumfangswinkel um die
Anpresswalze 19 geführt. Der Faden wird im Kontaktbereich der Anpresswalze 19 an eine
Mantelfläche 32 des Fadenwickels 4 angelegt.
[0035] Für das dargestellte Ausführungsbeispiel ist ein Aktuator 20 als pneumatischer Stellzylinder
ausgebildet, der über eine Druckmittelleitung 21 beaufschlagbar ist. Der Aktuator
20 bildet eine Pendelstütze 22. Die Pendelstütze 22 ist in einem Endbereich 23 gelenkig
gegenüber einer gehäusefesten Strebe 24 der Spulmaschine 1 angelenkt, wobei die Pendelstütze
22 um eine vertikal zur Zeichenebene gemäß Fig. 1 orientierte Achse verschwenkbar
ist. Der gegenüberliegende Endbereich 37 der Pendelstütze 22 ist unmittelbar oder
mittelbar an dem Fadenleitwerk 12 angelenkt, hier benachbart der Führung 13. Gegenüber
dem Freiheitsgrad 14 bildet die Pendelstütze einen Winkel α. Infolge der gewählten
Anlenkpunkte 33, 34 der Pendelstütze 22 verändert sich der Winkel α von einem Anfangswinkel
α
1 auf einen Winkel α
2 mit einer Vergrößerung des Durchmessers des Fadenwickels 4, wobei α
1 > α
2 gilt. Bezeichnet F
N die Normalkraft in der Pendelstütze 22, die für das in den Figuren dargestellte Ausführungsbeispiel
mit der Kraft des Aktuators 20 übereinstimmt, ergibt sich die in Richtung des Freiheitsgrads
14 wirkende Kraftkomponente F
FHG über

[0036] Für die zuvor beschriebene Veränderung des Winkels von α
1 auf α
2 ergibt sich eine Änderung der in Richtung des Freiheitsgrads 14 wirkenden Kraftkomponente
wie folgt:

[0037] Somit ist die auf das Fadenleitwerk 12 wirkende Kraftkomponente F
FHG von der Bewegung in Richtung des Freiheitsgrads 14 und damit dem Abstand zwischen
der Anpresswalze 19 und der Spindel 6 abhängig. Die nicht in Richtung des Freiheitsgrads
wirkende Kraftkomponente F
H ergibt sich über

[0038] Die nicht wirksame Kraftkomponente F
H wird für das dargestellte Ausführungsbeispiel von der Führung 13 aufgenommen.
[0039] Für einen vorgegebenen Hub des Fadenleitwerks 12 in Richtung des Freiheitsgrads 14
kann die Änderung der Kraft Δ F
FHG verändert werden durch Verstellung der Grundgeometrie, also Veränderung der Anlenkpunkte
33, 34 der Pendelstütze 22. Durch diese kann der Arbeitsbereich in den oben angeführten
cos-Funktionen verschoben werden. Liegt der Arbeitsbereich der Spulmaschine in der
Umgebung des Winkels α = 0, ist die Abhängigkeit der Kraftkomponente F
FHG von dem Hub des Fadenleitwerks minimiert, während für den anderen theoretischen Grenzfall
eines Arbeitsbereiches in der Umgebung des Winkels α = 90° die Änderung der Kraftkomponente
F
FHG maximal ist.
[0040] Zur Ermöglichung einer Verstellung sind in der Strebe 24 mehrere mögliche Anlenkpunkte
34, beispielsweise über mehrere Bohrungen 25, für die Pendelstütze 22 vorgesehen.
[0041] Der Aktuator 20 erstreckt sich auf der der Spule 3 abgewandten Seite des Revolverkopfs
5, vorzugsweise verdeckt durch eine Maschinengrundplatte. Wie aus Fig. 2 ersichtlich
ist, kann der Freiheitsgrad 14 gegenüber der Vertikalen geneigt sein. Ohne dass hierdurch
das erfindungsgemäße Grundprinzip verlassen wird, ist es somit möglich, dass der Winkel
α (abweichend zu der Bemaßung des Winkels α in den Fig. 1 und 3) in eine beliebige
Raumrichtung orientiert ist.
[0042] Fig. 5 zeigt eine Druckmitteleinheit 26, die zur Beaufschlagung der Druckmittelleitung
21 dient. Der Druckmitteleinheit 26 wird ein Druckmedium 27 unter einem Betriebsdruck
zugeführt. Die Druckmitteleinheit 26 besitzt ein Regelventil 28 sowie eine pneumatische
Umschalteinrichtung 29, die über eine Steuer- oder Regeleinheit 30 mittels einer Steuerleitung
31 geeignet angesteuert wird. Über eine Umgehungsleitung 35 kann bei entsprechender
Beschaltung der Umschalteinrichtung 29 durch die Steuer- oder Regeleinheit 30 das
Regelventil 28 umgangen werden, so dass ein vollständiges Anheben der Anpresswalze
19 möglich ist. Hinsichtlich alternativer Ausgestaltungen zur Bereitstellung des Druckmediums
und zur Regelung des Drucks des Druckmediums wird auf die entsprechenden Teile von
EP 1 213 246 B1 verwiesen.
[0043] Die Spulmaschine dient insbesondere der Herstellung von Kreuzspulen, für die der
ankommende Faden durch einen Changierfadenführer entlang der Längsachse der Spule
changiert. Bei dem aufzuspulenden Faden 2 handelt es sich insbesondere um ein Kohlenstofffasermaterial,
beispielsweise ein Kohlenstofffaserbändchen. Für das dargestellte Ausführungsbeispiel
ändert sich der Winkel des Changierfadenführers während der Spulreise gegenüber dem
einlaufenden Faden nicht.
[0044] Die Anpresskraft der Anpresswalze 19 an den Fadenwinkel 4 ergibt sich aus der vektoriellen
Summe der Gewichtskraft des Fadenleitwerks 12 sowie etwaiger Zusatzbauteile und der
Kraftkomponente F
FHG des Aktuators 20 in Richtung des Freiheitsgrads 14. Für den Fall, dass der Freiheitsgrad
14 nicht vertikal orientiert ist, ergibt sich eine entsprechende Minderung der Anpresskraft
über den cos des Winkels des Freiheitsgrads 14 gegenüber der Vertikalen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0045]
- 1
- Spulmaschine
- 2
- Faden
- 3
- Spule
- 4
- Fadenwickel
- 5
- Revolverkopf
- 6
- Spindel
- 7
- Spindel
- 8
- Antriebseinheit
- 9
- Antriebseinheit
- 10
- Hülse
- 11
- Hülse
- 12
- Fadenleitwerk
- 13
- Führung
- 14
- Freiheitsgrad
- 15
- Changiereinrichtung
- 16
- Winkelbereich
- 17
- obere Fadenführerrolle
- 18
- untere Fadenführerrolle
- 19
- Anpresswalze
- 20
- Aktuator
- 21
- Druckmittelleitung
- 22
- Pendelstütze
- 23
- Endbereich
- 24
- Strebe
- 25
- Bohrung
- 26
- Druckmitteleinheit
- 27
- Druckmedium
- 28
- Regelventil
- 29
- Umschalteinrichtung
- 30
- Steuer- oder Regeleinheit
- 31
- Steuerleitung
- 32
- Mantelfläche
- 33
- Anlenkpunkt
- 34
- Anlenkpunkt
- 35
- Umgehungsleitung
- 36
- Achse
- 37
- Endbereich
1. Spulmaschine (1) zum Aufwickeln eines Wickelguts oder Fadens (2) zu einem Fadenwickel
(4) mit
a) mindestens einer Spindel (6),
b) einer Anpresswalze (19),
ba) deren Abstand von der Spindel (6) entlang eines Freiheitsgrads (14) veränderbar
ist und
bb) die auf eine Mantelfläche (32) des Fadenwickels (4) pressbar ist,
c) wobei der Fadenwickel (4) rotatorisch antreibbar ist und dem Fadenwickel (4) im
Bereich des Kontakts der Anpresswalze (19) mit dem Fadenwickel (4) der Faden (2) zuführbar
ist,
d) mindestens einem Aktuator (20), dessen Kraft die Anpresskraft der Anpresswalze
(19) an den Fadenwickel (4) zumindest beeinflusst,
wobei
e) der Aktuator (20) eine konstante Kraft (FN) erzeugt und
f) lediglich eine Kraftkomponente (FFHG) der Kraft (FN) des Aktuators (20) in Richtung des Freiheitsgrads (14) wirkt und das Verhältnis
der in Richtung des Freiheitsgrads (14) wirkenden Kraftkomponente (FFHG) zu der Kraft (FN) des Aktuators (20) von dem Abstand zwischen Spindel (6) und Anpresswalze (19) abhängig
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Freiheitsgrad (14) ein linearer Freiheitsgrad ist und der Aktuator (20) die Normalkraft
(F
N) in einer Pendelstütze (22) beeinflusst, wobei die Pendelstütze (22) unter einem
Winkel α gegenüber dem Freiheitsgrad (14) geneigt ist und der Winkel α von dem Abstand
der Spindel (6) und der Anpresswalze (19) abhängig ist.
2. Spulmaschine (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (20) ein druckmittelbetätigter Stellzylinder ist.
3. Spulmaschine (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Lage mindestens eines Anlenkpunkts (33; 34) der Pendelstütze (22) veränderbar
ist.
4. Spulmaschine (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (20) als pneumatischer Stellzylinder ausgebildet ist.
5. Spulmaschine (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Aktuator (20) mit einer Steuer- oder Regeleinheit (30) verbunden ist, über die
eine Steuerung oder Regelung des Aktuators (20) auf eine konstante Kraft erfolgt.
6. Spulmaschine (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der pneumatische Stellzylinder über ein Regelventil (28) druckbeaufschlagt ist, welches
eine Beaufschlagung des Stellzylinders mit einem konstanten Druck gewährleistet.