[0001] Die Erfindung betrifft eine Spinnmaschine, enthaltend wenigstens eine Spindel mit
jeweils einem Spindeloberteil als Träger für eine Spinnhülse, und einem unterhalb
des Spindeloberteils angeordneten Einzelantrieb aus einem in einem Lagergehäuse angeordneten
Elektromotor mit Rotor und Stator, wobei der Rotor drehfest auf einem Spindelschaft
und der Stator drehfest mit dem Lagergehäuse verbunden ist, und der Spindelschaft
über ein oberes und unteres Lager im oder am Lagergehäuse gelagert ist, und die Spindel
direkt oder indirekt am Maschinengestell, insbesondere auf einer Spindelbank oder
einer an der Spindelbank angebrachten Halterung befestigt ist. Ringspinnmaschinen
mit Einzelspindelantrieb als Alternative zum Bandantrieb sind schon seit längerer
Zeit bekannt, auch wenn sich diese bis heute in der Praxis aus verschiedenen Gründen
gegenüber dem herkömmlichen Bandantrieb noch nicht durchsetzen konnten.
[0002] Dementsprechend existieren zahlreiche Publikationen auf diesem Gebiet, welche sich
unter anderem mit dem Antriebskonzept oder mit der Befestigung solcher Spindelaggregate
mit Einzelantrieb am Maschinengestell, d.h. an der Spindelbank befassen. Viele der
bekannten Konzepte zur Befestigung der Spindel mit Einzelantrieb an der Spindelbank
nehmen jedoch keine oder nur geringe Rücksicht auf bei Drehung der Spindel auftretende
Kreiselkräfte, die im Falle einer Unwucht eine Präzession der Kreiselachse hervorrufen.
Unwuchten sowie die radiale Faden-Aufwindekraft sind jedoch beim Bewickeln der Spindelhülse
unvermeidbar. So ergeben sich während dem Spinnen immer geringfügige Ungleichmässigkeiten,
die u. a. auf das zu wickelnde Garn zurückzuführen sind, und die dann zu entsprechenden
Radialkräften beim Spinnen führen. Diese Radialkräfte haben bei einer ungünstigen
Konstruktion der Spindelbefestigung eine entsprechende Reibung in den Lagern des Spindelschaftes
zur Folge, was sich in einem erhöhten Energiebedarf und Lager-Verschleiss äussert.
Dies trifft insbesondere auf Spindeln zu, welche in einem hohen Drehzahlbereich von
z. B. 25'000 bis 30'000 und bei Trichterspinnverfahren sogar bis 60'000 Umdrehungen
pro Minute betrieben werden.
[0003] Die
DE-A-100 27 089 beschreibt beispielsweise eine von einer Spindelbank getragene Spindel mit in einem
Lagergehäuse gelagerten elektromotorischem Einzelantrieb, wobei das Lagergehäuse der
Spindel über eine biegsam gestaltete Axialstütze auf der Spindelbank beweglich gelagert
ist. Diese Lösung erfordert jedoch eine Bewegungsbegrenzung im oberen Spindelabschnitt,
damit die hohen seitlichen Auslenkungen der Spindel im oberen Spindelabschnitt, welche
durch den am Spindelfuss angeordneten Drehpunkt hervorgerufen werden, ein gewisses
Mass nicht überschreiten.
[0004] Die
EP-A-0 406 720 beschreibt eine Spindel einer Spinnmaschine mit elektromotorischem Einzelantrieb
in einem Lagergehäuse, welches unter Zwischenschaltung von wenigstens zwei, vertikal
voneinander beabstandeten Dämpfungselementen an der Spindelbank befestigt ist. Die
besagte Konstruktion vermag die Kreiselkräfte wegen der Aufhängung der Spindel an
der Halterung nicht in befriedigendem Masse von den Wälzlagern des Spindeischaftes
zu nehmen, so dass auch hier die eingangs erwähnten Probleme auftreten.
[0005] Die
DE-A-103 51 971 beschreibt eine Spindel mit einzelmotorischem Antrieb mit einem Elektromotor in einem
Motorgehäuse, wobei das Motorgehäuse an mindestens zwei voneinander entfernten Stellen
elastisch und dämpfend in einem äusseren Gehäuse gehalten wird. Trotz der dämpfenden
Halterung der Spindel wirken nach wie vor Radialkräfte auf die Lager, welche deren
Lebensdauer herabsetzen.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Spindelanordnung vorzuschlagen,
bei welcher die bei Präzessionsbewegungen auftretenden Radialkräfte von den Spindellagern
ferngehalten werden, wobei die Spindelanordnung wirtschaftlich herstellbar und einfach
in ihrer Montage sein soll.
[0007] Die Erfindung wird dadurch gelöst, dass die Spindel oberhalb des Elektromotors mittels
Befestigungsmitteln direkt oder indirekt am Maschinengestell beweglich befestigt ist,
wobei die Befestigungsmittel bzw. die Verbindung dergestalt sind, dass diese eine
um eine Kegelfläche kreisende, vorzugsweise freie, Präzessionsbewegung der Spindel
zulassen, wobei der die Kegelspitze ausbildende Präzessions-Drehpunkt auf der Höhe
der Spindelbefestigung liegt.
[0008] lm Gegensatz zu einem gewöhnlichen Kreisel besitzt die Spindel bzw. Spindelanordnung
aufgrund ihrer Lagerung in einem Lagergehäuse zwei Masseschwerpunkte, welche auf unterschiedlicher
Höhe angeordnet sind. Ein erster Masseschwerpunkt, hier Drehmasse-Schwerpunkt genannt,
ist der Masseschwerpunkt der beim Spinnprozess um die Spindelachse rotierenden Spindelmasse.
Die Spindeldrehmasse vollzieht eine schnelle Drehung, d.h. mit einer Spindeldrehzahl
von z. B. 25'000 U/min. Die Spindeldrehmasse umfasst sämtliche drehfest am Spindelschaft
angebrachte Masse, wie z. B. Kops mit Hülse und der Rotor des Elektromotors, nicht
jedoch den Stator und das Lagergehäuse.
[0009] Ein zweiter Masseschwerpunkt, hier Präzessionsmasse-Schwerpunkt genannt, ist der
Masseschwerpunkt der präzessierenden Spindelmasse. Diese Präzessionsbewegung vollzieht
eine langsame Drehung um den Präzessions-Drehpunkt. Diese PräzessionsMasse beinhaltet
sämtliche Masse, welche über die besagten elastischen Befestigungsmittel direkt oder
indirekt am Maschinengestell festgelegt ist. Diese umfasst unter anderem die rotierende
Spindelmasse sowie den Stator-Teil des Elektromotors, die kompletten Lagerung sowie
auch das Lagergehäuse. Die Präzessionsmasse ist also grösser als die Spindeldrehmasse.
[0010] Da die gegenüber der Spindeldrehmasse zusätzliche Präzessionsmasse im unteren Spindelabschnitt
im Bereich des Elektromotors angeordnet ist, liegt der Präzessionsmasse-Schwerpunkt
tiefer als der Spindeldrehmasse-Schwerpunkt. Daher ist das Massenträgheitsmoment J
S für die Spindeldrehung kleiner als das Massenträgheitsmoment J
P für die Drehung der Präzessionsbewegung.
[0011] Der Präzessions-Drehpunkt liegt nun bei vollem Kops bevorzugt auf der Höhe oder oberhalb
des Präzessionsmasse-Schwerpunktes. Der Präzessions-Drehpunkt liegt bei vollem Kops
bevorzugt weniger als 11 %, vorteilhaft weniger als 7 %, insbesondere weniger als
3 % der Gesamtspindellänge oberhalb des Präzessionsmasse-Schwerpunktes. Die Gesamtspindellänge
wird durch die Längsausdehnung zwischen dem oberen und unteren Ende des Spindelschaftes
definiert.
[0012] Der Präzessions-Drehpunkt kann jedoch bei vollem Kops auch unterhalb des Präzessionsmasse-Schwerpunktes
angeordnet sein. Der Präzessions-Drehpunkt liegt in diesem Falle bei vollem Kops bevorzugt
weniger als 11 %, vorteilhaft weniger als 7 %, insbesondere weniger als 3 % der Gesamtspindellänge
unterhalb des Präzessionsmasse-Schwerpunktes.
[0013] Falls notwendig, kann an der Spindel, insbesondere an ihrem unteren Abschnitt, zwecks
Festlegung der Höhe des Präzessionsmasse-Schwerpunktes gezielt Präzessionsmasse hinzugefügt
werden, z. B. mittels am Lagergehäuse angebrachten Gewichten.
[0014] Die Spindel ist über ihre vertikale Erstreckung lediglich in einer horizontalen Ebene
mittels elastischen Befestigungs- bzw. Verbindungsmittel befestigt. Das darunter liegende
Lagergehäuse weist keine weiteren Berührungspunkte mit Bauteilen des Maschinengestells
oder mit diesem selbst auf.
[0015] Durch die Anordnung der Befestigung oberhalb des Motors, welcher eine erste Präzessionsmasse
ausbildet und unterhalb des Spindeloberteils mit Kops, welches eine zweite Präzessionsmasse
ausbildet, wird eine optimale Massenverteilung um den Präzessions-Drehpunkt erreicht.
[0016] Die Lager sind zusammen mit dem Antrieb bevorzugt in einer Baueinheit, welche durch
das, vorzugsweise zylinderförmige, Lagergehäuse gegen aussen abgeschlossen ist, untergebracht.
In Bezug auf die Position der Spindellager gegenüber dem Elektromotor kommen drei
mögliche Ausführungsformen in Betracht:
[0017] Gemäss einer ersten Ausführung ist das obere Lager oberhalb des Elektromotors bzw.
Rotors, z. B. am oberen Ende des Lagergehäuses, und das untere Lager unterhalb des
Elektromotors bzw. Rotors, z. B. am unteren Ende des Lagergehäuses, angeordnet. Auf
diese Weise ist die bewegte Masse des Elektromotors idealerweise zwischen zwei Lagern
angeordnet. Das obere Lager ist bevorzugt im oberen Abdeckelement des Lagergehäuses
festgelegt bzw. in dieses integriert und insbesondere von aussen zugänglich. Das untere
Lager ist bevorzugt im unteren Abdeckelement festgelegt bzw. in dieses integriert
und insbesondere von aussen zugänglich. Zwecks Austausch beschädigter Lager können
diese entweder zusammen mit dem Abdeckelement als Einheit ausgetauscht werden oder,
falls die Lager von aussen zugänglich sind, von aussen aus dem Abdeckelement ausgebaut
werden.
[0018] Gemäss einer zweiten Ausführung sind das obere und untere Lager unterhalb des Elektromotors
bzw. Rotors angeordnet. Die beiden Lager können gemäss dieser Ausführung in einer
in sich geschlossenen Lager-Baugruppe angeordnet sein, welche sich als Einheit lösbar
an der Spindel festlegen und entfernen lässt. Auf diese Weise wird der einfache Austausch
von beschädigten Lagern ermöglicht, was bei Lagern mit Lebensdauerschmierung mit entsprechend
beschränkter Lebensdauer von Bedeutung ist. Gemäss einer dritten Ausführung sind das
obere und untere Lager oberhalb des Elektromotors bzw. Rotors angeordnet. In diesem
Falle ist der Elektromotor bzw. der Rotor fliegend aufgehängt. Analog zur zweiten
Ausführung, können die beiden Lager auch gemäss dieser Ausführung in einer in sich
geschlossenen Baugruppe angeordnet sein. Das obere Lager ist, insbesondere bei der
ersten und dritten Ausführungsform, bevorzugt auf der Höhe oder unterhalb der Spindelbefestigung
angeordnet.
[0019] Der Motor kann ein Drehstrommotor sein, ist jedoch bevorzugt ein Gleichstrommotor,
insbesondere ein BLDC Motor (Bürstenloser Gleichstrommotor) mit Hallsensor. Das Lagergehäuse
entspricht vorzugsweise gleichzeitig dem Motorgehäuse. Es ist jedoch auch möglich,
dass der Elektromotor in einem separaten Motorgehäuse untergebracht ist, welches wiederum
ins Lagergehäuse integriert ist, wobei hier der Spindelschaft durch eine durchgehende,
vorzugsweise zylindrisch, Öffnung im Motorgehäuse durchgeführt und an diesem drehfest
festgelegt ist. D. h. der Stator kann sowohl direkt als auch indirekt drehfest mit
dem Lagergehäuse verbunden sein.
[0020] Die Spindel ist direkt oder indirekt am Maschinengestell befestigt. Die Befestigung
kann über das Lagergehäuse bzw. über ein oberes Abdeckelement des Lagergehäuses erfolgen.
[0021] Unter den Begriff Maschinengestell sollen hier im weitesten Sinne Teile der Spinnmaschine
fallen, welche dazu ausgelegt sind, die Spindeln zu haltern, wie z. B. die Spindelbank.
Der Begriff indirekt bezieht sich auf Zwischenbauteile, wie Halterungen, welche einerseits
die Spindel beweglich haltern und andererseits unbeweglich am Maschinengestell befestigt
sind. Die Zwischenbauteile sollen so ausgelegt sein, dass diese wie auch die Bauelemente
des Maschinengestells durch die aus der Unwucht der Spindel bzw. durch die Fadenzugkräfte
hervorgerufenen Präzessions- bzw. Radialkräfte nicht in Bewegung versetzt werden.
Die Zwischenbauteile können jedoch durchaus auch über entsprechende Dämpfungselemente
am Maschinengestell festgelegt sein. Die Dämpfungselemente nehmen jedoch keine Kreiselkräfte
auf, sondern dienen bloss zur Vibrationsdämpfung.
[0022] Die Befestigungsmittel enthalten elastische, insbesondere gummi- und/oder federelastische
Verbindungselemente. Die Befestigungsmittel besitzen ein bleibendes Rückstellvermögen,
so dass sich das Spindelzentrum und die senkrechte Spindelstellung über die Zeit nicht
verändern. Die Befestigungsmittel können Gummi- bzw. Elastomer- oder Federelemente
umfassen. Eine Kombination von werkstoffelastischen und federelastischen Elementen
ist auch denkbar. Die Elemente sind bevorzugt ringförmig ausgebildet. Sie können auch
in Form von Ringsegmenten vorliegen. Die Verbindungselemente können z. B. mit den
Verbindungspartnern stoffschlüssig verbunden sein, z. B. mittels Vulkanisierung.
[0023] Die Spindel ist in einer besonders bevorzugten Ausführungsform über eine als Aussengehäuse
ausgebildete Halterung mit der Spindelbank verbunden, wobei die Spindel mit ihrem
Lagergehäuse vorzugsweise konzentrisch in das Aussengehäuse eingelassen und über die
Befestigungsmittel gegenüber dem Aussengehäuse schwenkbar verbunden ist, wobei zwischen
Aussengehäuse und Lagergehäuse ein Zwischenraum ausgebildet ist, welcher die Ausübung
einer freien, ungestörten Präzessionsbewegung der Spindel zulässt. Dieser ringförmige
Zwischenraum kann eine Breite von 1 bis 5 mm, insbesondere von 1.5 bis 3 mm aufweisen.
Das Lager- wie auch das Aussengehäuse sind bevorzugt zylinderförmig ausgebildet. Das
Aussengehäuse ist zweckmässig starr und unbeweglich mit der Spindelbank oder einem
anderen Bauteil des Maschinengestells verbunden.
[0024] Das Aussengehäuse ist bevorzugt unter Ausbildung einer geschlossenen Kammer in seinem
unteren Abschnitt über einen Gehäuseboden und in seinem oberen Abschnitt über eine
den Spindelschaft umgebende Gehäuseabdeckung verschlossen. Das Aussengehäuse kann
auch unter Ausbildung einer gegen oben offenen, topfartigen Aufnahme lediglich mit
einem Gehäuseboden versehen sein.
[0025] Der Zwischenraum zwischen Lagergehäuse und Aussengehäuse kann wenigstens in seinem
unteren Abschnitt mit einem Dämpfungsmittel ausgefüllt sein. Das Dämpfungsmittel dient
der Dämpfung der Präzessionsbewegung des Lagergehäuses. Das Dämpfungsmittel kann ein
Fluid, insbesondere eine niedrig- bis hochviskose Flüssigkeit, wie z. B. ein Dämpfungsöl
oder eine pastöse Flüssigkeit sein.
[0026] Die Spindel mit dem Lagergehäuse und das Aussengehäuse bilden zusammen mit den Befestigungsmitteln
bevorzugt eine vormontierte Baueinheit, eine sogenannte Spindelanordnung aus, welche
am Maschinengestell mit wenig Aufwand montierbar ist, wobei das Aussengehäuse Anbindungspunkte
zur unbeweglichen Befestigung desselbigen am Maschinengestell aufweist. Das Aussengehäuse
kann mit seinem unteren Ende auf die Spindelbank aufgesetzt und mit dieser z. B. verschraubt
oder verschweisst sein. Die Spindelanordnung soll jedoch gegenüber der Ringbank zentrierbar
am Maschinengestell festlegbar sein. Die Baueinheit ist vorzugsweise inkl. Spindelaufhängung
über das Aussengehäuse staubdicht verschlossen.
[0027] Obwohl das Aussengehäuse zusammen mit der Spindel eine, insbesondere vollständig
geschlossene, Baueinheit ausbilden kann, darf nicht vergessen werden, dass das nicht
durch Kreiselkräfte bewegte Aussengehäuse in erster Linie die Funktion einer Halterung
bzw. eines Zwischenbauteils wahrnimmt und nicht Teil der durch Kreiselkräfte auslenkbaren
Spindel ist.
[0028] Sofern die Spindel keine Kapselung enthält, kann die Spindel mit ihrem Lagergehäuse
oder Aussengehäuse auch in eine kreisförmige Öffnung an der Spindel bank eingelassen
sein.
[0029] Da die elastischen Befestigungsmittel nur beschränkt axiale Zug- und Druckkräfte
aufnehmen können, ist in einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung zwischen
dem Lagergehäuse und dem Aussengehäuse eine Begrenzungs-Einrichtung, z. B. in Form
eines Anschlags, vorgesehen, bei weicher die Spindel mit dem Lagergehäuse bei übermässiger
axialer Zug- oder Druckbelastung anschlägt und auf diese Weise eine weiterführende
axiale Belastung der elastischen Befestigungselemente verhindert. Solche axialen Kräfte
treten z. B. beim Doffvorgang auf. Die Spindel sollte sich beim Doffen z. B. nicht
mehr als 1 mm in axialer Richtung bewegen.
[0030] In einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung enthält die Spindelanordnung jedoch
zwecks Reduktion des Lufttransportes durch die rotierende Spindel eine Kapselung,
welche jeweils die Spindelanordnung unterhalb der aktuellen Kops-Fadenablage umschliesst.
Die Kapselung ist bei einer Ringspinnmaschine z. B. an der Unterseite der Ringbank
befestigt. Die Kapselung kann zylindrisch oder konisch mit gegen unten zunehmendem
Durchmesser ausgebildet sein. Anstelle einer konischen Ausbildung kann die Kapselung
auch einen zylindrischen Grundkörper mit einer trichterförmigen Erweiterung in ihrem
unteren Endabschnitt aufweisen.
[0031] Das obere Spindellager ist bevorzugt ein Wälzlager. Das untere Spindellager ist bevorzugt
ebenfalls ein Wälzlager, wobei es sich in diesem Fall um ein kombiniertes Radial/Axial-Lager
handelt. Das untere und obere Lager kann ein Wälzlager desselben Typs oder eines unterschiedlichen
Typs sein.
[0032] Das oder die Wälzlager kann ein Kugellager, Doppelkugellager, Nadellager, Tonnenlager
oder ein Kegellager sein. Ferner kann das oder die Wälzlager ein Hybridlager mit elektrisch
nicht-ieitenden Wälzkörpern sein. Solche Wälzkörper können z. B. aus einem nicht-Metall
Werkstoff, wie Keramik oder Kunststoff, sein. Der Keramik kann ein Oxid- oder Nicht-Oxid-Keramik
sein, wie z. B. Siliziumnitrit. Hybrid-Lager sind bevorzugt Kugellager. Die Hybridlager
weisen den Vorteil auf, dass keine Lagerströme auftreten, welche aufgrund induktiver
Einflüsse durch den benachbarten Elektromotor entstehen können. Die Lager können eine
Öl- oder Fettschmierung aufweisen, welche vorzugsweise eine Lebensdauerschmierung
enthalten. Dies können z. B. im Fachhandel erhältliche Doppel-V- oder Doppel-Z-Lager
sein. Das Lagerspiel in den Lagern soll so klein wie möglich gewählt werden.
[0033] Die Erfindung betrifft überdies eine Spindeleinheit, insbesondere für eine Spinnmaschine
der zuvor beschriebenen Art, enthaltend eine Spindel mit einem Spindeloberteil, als
Träger für eine Garn- oder Zwirn-Hülse, und einem unterhalb des Spindeloberteils angeordneten
Einzelantrieb aus einem in einem Lagergehäuse angeordneten Elektromotor mit Rotor
und Stator, wobei der Rotor drehfest auf einem Spindelschaft und der Stator direkt
oder indirekt drehfest mit dem Lagergehäuse verbunden ist, und der Spindelschaft über
ein oberes und unteres Lager im oder am Lagergehäuse gelagert ist.
[0034] Die Spindeleinheit zeichnet sich dadurch aus, dass diese eine Halterung enthält und
oberhalb des Elektromotors mittels Befestigungsmitteln beweglich mit der Halterung
verbunden ist, wobei die Befestigungsmittel bzw. die Verbindung dergestalt sind, dass
diese eine um eine Kegelfläche kreisende Präzessionsbewegung der Spindel in oder an
der Halterung zulassen, wobei der die Kegelspitze ausbildende Präzessions-Drehpunkt
auf der Höhe der Spindelbefestigung liegt. Die Spindeleinheiten können ebenfalls die
in dieser Beschreibung im Zusammenhang mit einer Spinnmaschine offenbarten Merkmale,
Abwandlungen und Ausführungsformen von Spindeln bzw. deren Halterungen aufweisen.
[0035] Im Gegensatz zu bekannten Lösungen, nach welchen die Spindel mittels elastischen
Befestigungsmittel über eine Schulter am Maschinengestell aufliegt, ist die Spindel
gemäss vorliegender Erfindung bevorzugt über die Befestigungsmittel von unten oder
seitlich an einem Zwischenbauteil bzw. einer Halterung oder direkt am Maschinengestell
aufgehängt. Bei einer seitlichen Befestigung ist die Spindel durch eine Öffnung bzw.
Durchgang am Maschinengestell oder einem Zwischenbauteil geführt, wobei zwischen den
beiden Bauteilen ein umlaufender Spalt ausgebildet wird, in welchem die elastischen
Befestigungsmittel angeordnet sind.
[0036] Die Befestigungsmittel zur Aufhängung der Spindel sollen möglichst in einer horizontalen
Ebene angeordnet sein. Auf diese Weise verhält sich die Spindel im Betrieb praktisch
wie ein Kreisel mit freier Aufhängung. Eine solche Aufhängung, welche idealerweise
einer quasi kardanischen Aufhängung entsprechen soll, bietet den Vorteil, dass keine
Resonanz-Drehzahlen und keine Wellendurchbiegung auftreten. Die Spindel berührt das
Maschinengestell über seine vertikale Ausdehnung nur an einer Stelle, welche dem Ort
der Aufhängung entspricht. Dieser Ort ist gleichzeitig der Drehpunkt der Präzessionsbewegung
der Spindel. Die Spindel darf ausser im Drehpunkt das Maschinengestell bzw. Zwischenbauteile
oder Halterungen an keiner anderen Stelle berühren oder mit diesem verbunden sein,
auch nicht über gummi- oder federelastische Dämpfer. Eine Ausnahme bildet gegebenenfalls
das viskose Dämpfungsmittel, welches zwischen dem Lagergehäuse und dem Aussengehäuse
angeordnet sein kann.
[0037] Aufgrund der beweglichen Lagerung des Lagergehäuses kann der Spindelschaft den auftretenden
Radialkräften nachgeben, so dass die Spindel sich im Sinne der vorstehend erwähnten
Präzession als freier Kreisel um eine Kegelfläche bewegen kann und damit die sonst
auftretenden Reibungskräfte in den Lagern weitestgehend vermieden werden. Unwuchten
werden durch die Präzessionsbewegung kräftemässig ausgeglichen, so dass keine zusätzlichen
Lagerkräfte entstehen. Dies äussert sich in einem entsprechend verringerten Verschleiss
der Lager sowie geringeren Energiebedarf für den Antrieb des Elektromotors. Die Beweglichkeit
des Lagergehäuses wird durch die elastische Befestigung erreicht, die aufgrund ihrer
Nachgiebigkeit dem Spindelschaft eine entsprechende radiale Ausweichmöglichkeit gibt
und eine Auslenkbewegung ermöglicht. Die auf die Spindel wirkenden Radialkräfte werden
praktisch reibungsfrei vom Spindelschaft über die Wälzlagerung auf das Lagergehäuse
übertragen, welches somit die Präzessionsbewegung des Spindelschaftes entsprechend
mitträgt.
[0038] Da der Stator als Teil der Präzessionsmasse zusammen mit dem Rotor die Präzessionsbewegung
ausführt, bleibt der Luftspalt zwischen Rotor und Stator im Betrieb im wesentlichen
konstant. Entsprechend kann der Elektromotor mit einem kleinen Luftspalt zwischen
Rotor und Stator kompakt konstruiert werden.
[0039] Die bisher bekannten Systeme des Einzelspindelantriebs erlauben maximale Drehzahlen
von ca. 25'000 bis 30'000 U/min. Beim Trichterspinnen wird mit Drehzahlen von 60'000
bis 100'000 U/min gerechnet. Die erfindungsgemässe Spindelanordnung trägt diesen hohen
Drehzahlbereichen Rechnung So ergibt sich mit der erfindungsgemässen Lagerung des
Lagergehäuses eine entscheidende Reibungsverringerung und damit Verringerung des Energiebedarfs
und des Verschleisses, sowie eine markante Erhöhung der Produktionsgeschwindigkeit
der betreffenden Spinnmaschine. Der erfindungsgemässe Einzelspindelantrieb eignet
sich für sämtliche mit Spindeln betriebenen Spinnmaschinen, wie z. B. Ring-, Trichter-
oder Schlaufenspinnmaschinen. Ferner eignet sich der erfindungsgemässe Einzelspindelantrieb
auch für Zwirn- und Doppeldrahtzwimmaschinen.
[0040] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 6 näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemässen Spindel mit quasi kräftefreier
Aufhängung;
- Fig. 2:
- einen Querschnitt durch eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemässen Spindelanordnung;
- Fig. 3:
- einen Querschnitt durch eine spezifische Ausführungsform einer elastischen Aufhängung
der Spindel;
- Fig. 4a, 4b:
- einen Querschnitt durch zwei weitere Ausführungsformen einer Spindelaufhängung;
- Fig. 5:
- einen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform einer erfindungsgemässen Spindelanordnung;
- Fig. 6:
- einen Querschnitt durch eine dritte Ausführungsform einer erfindungsgemässen Spindelanordnung.
[0041] Die schematische Darstellung einer Spindelanordnung 70 gemäss Fig. 1 mit beweglicher,
insbesondere elastischer, Aufhängung 79 entspricht bezüglich Wirkprinzip einem Kreisel
mit kräftefreier, quasi kardanischer Aufhängung. Die Spindel enthält eine frei gelagerte
Drehachse 71, welche dem Spindelschaft entspricht. Der Spindelschaft wird durch einen
in einem Lagergehäuse untergebrachten Elektromotor 78 angetrieben. Oberhalb und unterhalb
des Elektromotors 78, jedoch unterhalb der Aufhängung ist eine obere und untere Lagerung
76, 77 der Spindel vorgesehen. Die Spindel samt Kops, Lagergehäuse mit Elektromotor
und Lagerung bildet eine Präzessionsdrehmasse 72 mit einem Präzessionsmasse-Schwerpunkt
83 aus, welcher leicht unterhalb des Präzessionsdrehpunktes 75 liegt. Die Spindel
ist über die Aufhängung 79, z. B. über gummielastische Elemente, am Maschinengestell
74, z. B. an der Spindelbank oder über eine an der Spindelbank befestigte Halterung,
angebracht. Auf der Höhe dieser Aufhängung 79 liegt der feststehende Präzessions-Drehpunkt
75, um welchen die sich drehende Spindel bei Unwucht ähnlich einem Kreisel längs einer
Kegelfläche 73 rotiert. Der Präzessions-Drehpunkt 75 bildet die Kegelspitze aus. Da
der Drehpunkt 75 nicht an der Spitze oder am Fuss der Spindel, sondern zwischen den
beiden Endpunkten liegt, bildet die präzessierende Spindel je eine obere 82 und dieser
entgegen gesetzte untere Kegelfläche 73 aus, deren Kegelspitzen sich im Präzessions-Drehpunkt
75 treffen. Der Pendelausschlag der Spindel ist durch den Winkel 81 dargestellt und
ist von der stärke der Präzessionsbewegung bzw. von der Stärke der Unwucht abhängig.
Die maximale Auslenkung des unteren Endpunktes der Spindel beträgt dabei etwa 1 bis
2 mm.
[0042] Die Spindelanordnung soll derjenigen eines freien Kreisels möglichst nahe stehen.
Ein freier Kreisel zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sein Präzessions-Drehpunkt
im Präzessionsmasse-Schwerpunkt liegt. Liegt die elastische Aufhängung des Kreisels
nun in diesem Präzessionsmassen-Schwerpunkt, so ist der Kreisel kräftefrei. Die vertikale
Lage des Päzessionsmasse-Schwerpunktes einer Spindelanordnung verlagert sich jedoch
Ober einen Spinnprozess hinweg während der Kopsreise wegen der zunehmenden Kopsmasse
nach oben. Daher erweist es sich als zweckmässig, den Präzessions-Drehpunkt so zu
platzieren, dass sich der Präzessionsmasse-Schwerpunkt bei vollem Kops etwas unterhalb
des Präzessionsdrehpunktes befindet. D. h. die elastische Drehpunkt-Befestigung der
Spindel am Maschinengestell sollte knapp über dem Präzessionsmasse-Schwerpunkt bei
vollem Kops liegen, um dem Ideal "kräftefreier Kreisel" möglichst nahe zu kommen.
[0043] Die Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemässen
Spindelanordnung 1 einer Ringspinnmaschine. Die Ringspinnmaschine enthält eine Ringbank
16 mit einem Ring 17 und einem auf diesem freilaufenden Ringläufer 18. Die Spindel
30 enthält ein Spindeloberteil 10 mit einer Klemmkrone und einem eine Hülse zur Ausbildung
eines Kopses 8 tragenden Spindeldorn. Unterhalb des Spindeloberteils 10 ist ein Elektromotor
mit einem drehfest an einem Spindelschaft 2 angeordneten Rotor 4 und einem drehfest
mit einem Lagergehäuse 11 verbundenen Stator 5 angeordnet. Oberhalb des Rotors 4 und
unterhalb des Spindeloberteils 10 ist ein, als Wälzlager ausgebildetes oberes Lager
6 angeordnet. Unterhalb des Rotors 4 ist ein, ebenfalls als Wälzlager ausgebildetes
unteres Lager 7 angeordnet. Das Lagergehäuse 11 ist als geschlossener rohrförmiger
Hohlkörper ausgebildet und schliesst den Elektromotor ein. Das Lagergehäuse ist unten
über eine auf der Höhe des unteren Lagers angeordneten untere Abdeckung 22 und oben
durch eine auf der Höhe des oberen Lagers 6 angeordnete obere Abdeckung 23 verschlossen.
Das obere und untere Lager 6, 7 sind in aussen liegenden Vertiefungen der zugehörigen
Abdeckungen 22, 23 eingelassen und mit diesen drehfest verbunden, derart dass die
ZugängliChkeit zu den Lagereinheiten ohne Öffnen des Lagergehäuses 11 von aussen gewährleistet
ist.
[0044] Die Spindel 30 ist mit ihrem Lagergehäuse 11 in ein, vorzugsweise zylindrisches Aussengehäuse
21 eingelassen und über elastische Befestigungsmittel 3 an diesem etwa auf der Höhe
des oberen Lagers 6 gegenüber dem Aussengehäuse 21 beweglich befestigt. Der Drehpunkt
9 der Präzessionsbewegung liegt somit etwa auf der Höhe des oberen Lagers. Das Lagergehäuse
11 und das Aussengehäuse 21 bilden sowohl seitlich als auch bodenseitig einen spaltförmigen
Hohlraum 12 aus, welcher eine kreisende Präzessionsbewegung des Lagergehäuses 11 im
mittels Winkelelementen 27 starr an der Spindelbank 15 befestigten Aussengehäuse 21
zulässt. Das Aussengehäuse 21 ist ebenfalls als geschlossener rohrförmiger Hohlkörper
ausgebildet und schliesst das Lagergehäuse 11 inklusive das obere und untere Lager
6, 7 ein. Das Aussengehäuse 21 ist unten durch einen Gehäuseboden 14 und oben durch
einen Gehäusedeckel 24 abgeschlossen.
[0045] Die elastischen Befestigungsmittel 3 sind zwischen dem oberen Abdeckelement 23 des
Lagergehäuses 11 und dem Gehäusedeckel 24 des Aussengehäuses 21 angeordnet und verbinden
diese miteinander. Die elastischen Befestigungsmittel 3 sind gummielastische, den
Spindelschaft umlaufende Ringkörper. Die Spindel 30 ist von unten am Aussengehäuse
21 bzw. an dessen Gehäusedeckel 24 in Ausführung einer Aufhängung befestigt, d.h.
der Anbindungspunkt zwischen dem Befestigungsmittel 3 und dem Lagergehäuse 11 liegt
unterhalb des Anbindungspunktes zwischen dem Befestigungsmittel 3 und Aussengehäuse
21.
[0046] Der Zwischenraum 12 zwischen Lagergehäuse 11 und Aussengehäuse 21 kann in seinem
unteren Abschnitt bedarfsweise mit einem Dämpfungsöl 13 angefüllt sein. Das Dämpfungsöl
kann, falls notwendig, eine Dämpfung der innerhalb des Aussengehäuses durch die Spindel
ausgeführten Präzessionsbewegungen herbeiführen.
[0047] Unterhalb der Ringbank 16 ist zwecks Reduktion des Lufttransportes durch den Kops
während des Spinnverfahrens vorteilhaft eine an, d.h. auf der Unterseite der Ringbank
16 befestigte zylindrische Kapselung 19 angeordnet, welche den unterhalb der Ringbank
16 befindlichen Teil der Spindel 30 umgibt. Die Kapselung 19 kann z. B. über Winkelelemente
28 an die Ringbank 16 verschraubt sein. Die Kapselung kann auch eine Bördelung aufweisen,
über welche sie am Ringrahmen befestigt ist. Die Kapselung 19 weist entsprechend einen
grösseren Durchmesser auf als das Aussengehäuse 21. Zwischen Kapselung 19 und Aussengehäuse
21 wird bevorzugt ein Luftspalt ausgebildet. Die Kapselung 19 kann auch einen trichterförmigen
Endabschnitt 28a aufweisen (gestrichelt dargestellt). Diese Geometrie erleichtert
den Austritt der Luft 29a nach unten. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn
der trichterförmige Endabschnitt 28b der Kapselung während der Kopsreise auf der Höhe
des oberen Endes des Lagergehäuse zu liegen kommt. Durch die Trichterform wird hier
ein grösserer Luftdurchlass nach unten geschaffen, welcher zusammen mit den durch
die Kopsdrehung verursachten Luftbewegungen, ähnlich dem Kamineffekt, einen Saugeffekt
29b nach unten bewirkt. Dank diesem Saugeffekt wird Schmutz, insbesondere Faserflug,
nach unten aus der Spindelanordnung abgeführt. Die beschriebene Kapselung mit ihren
Ausführungsformen ist selbstverständlich nicht auf dieses eine Ausführungsbeispiel
beschränkt.
[0048] Das Lagergehäuse 11 mit dem darin gelagerten Elektromotor bildet zusammen mit dem
Aussengehäuse 21 und dem Spindeloberteil 10 eine Baueinheit aus, welche über entsprechende
Befestigungsmittel 27, z. B. über verschraubte Winkelelemente, starr mit der Spindelbank
15 verbunden ist.
[0049] Das ringförmige elastische Befestigungsmittel 50 gemäss Fig. 3 enthält ein wellenförmig
und horizontal um den Spindelschaft 58 verlaufendes Stahlfederelement 52. Das Stahlfederelement
52, welches z. B. draht- oder bandförmig ausgebildet sein kann, ist jeweils mit seinen
äusseren Bogenabschnitten in eine Nut am Aussengehäuse 53 oder einem mit diesem verbundenen
Bauteil geführt und axial gehalten. Mit seinen inneren Bogenabschnitten ist das Stahlfederelement
52 jeweils in eine Nut an der Spindel bzw. am Lagergehäuse 55 oder einem mit diesem
verbundenen Bauteil geführt und axial gehalten. Das Stahlfederelement 52 umläuft in
wellenförmiger Auslenkung stiftförmige Elemente 59, 60, welche in den besagten Nuten
angeordnet sind und das Stahlfederelement 52 in radialer Richtung halten. Die Stiftelemente
59, 60 verhindern insbesondere die radiale Verschiebung des Stahlfederelements 52
zur Mitte hin. Das Aussengehäuse 53 und das Lagergehäuse 55 bilden einen Zwischenraum
54 aus, welcher die notwendige Bewegungsfreiheit für die Präzessionsverschiebung gewährleistet.
Die Halterung des Stahlfederelements 52 ist jedoch dergestalt, dass dieses in Umfangrichtung
um die Stifte herum verschiebbar ist, so dass die Spindel aus seiner mit dem Aussengehäuse
konzentrischen Lage zur Seite verschiebbar ist, indem unter Verschiebung des Stahffederelement
52 in Umfangrichtung die Stahlfeder auf der den breiteren Spalt ausbildenden Seite
eine grössere Wellenamplitude ausbildet als auf der den schmäleren Spalt ausbildenden
Seite. Das Stahlfederelement 52 befindet sich auf der Höhe des Präzessions-Drehpunktes
61. Um das Aussengehäuse 53 kann fallweise eine Kapselung 51 angeordnet sein.
[0050] Fig. 4a zeigt schematisch eine weitere Ausführung einer beweglichen Befestigung der
Spindel. Das Aussengehäuse 104 der Spindelanordnung 101 bildet eine Schulter aus,
auf welche das oder die beweglichen Befestigungsmittel 103 aufliegen. Das Lagergehäuse
105 der Spindel bildet einen Flansch aus, welcher über die Schulter des Aussengehäuses
104 führt und dem oder den Befestigungsmitteln 103 aufliegt. Das Aussengehäuse 104
ist unbeweglich mit dem Maschinengestell verbunden. Ferner ist der Spindelschaft 102
schematisch gezeigt. Im Unterschied zur Spindelbefestigung gemäss Fig. 2 liegt hier
die Spindel mit ihrem Lagergehäuse 105 über elastische Befestigungsmittel 103 dem
Aussengehäuse 104 auf, d.h. der Anbindungspunkt zwischen dem Befestigungsmittel 103
und dem Lagergehäuse 105 liegt oberhalb des Anbindungspunktes zwischen dem Befestigungsmittel
103 und dem Aussengehäuse 104.
[0051] Fig. 4b zeigt schematisch eine weitere Ausführung einer beweglichen Spindelbefestigung.
Die elastischen Befestigungsmittel 203 verbinden das Aussengehäuse 204 der Spindelanordnung
mit dem Lagergehäuse 204 in einer seitlichen Anordnung, d.h. der Anbindungspunkt zwischen
dem Befestigungsmittel 203 und dem Lagergehäuse 205 liegt zusammen mit dem Anbindungspunkt
zwischen dem Befestigungsmittel 203 und dem Aussengehäuse 204 auf gleicher Höhe in
einer horizontalen Ebene. Das Aussengehäuse 205 ist unbeweglich mit dem Maschinengestell
verbunden. Ferner ist der Spindelschaft 202 schematisch gezeigt.
[0052] Fig. 5 zeigt einen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform einer erfindungsgemässen
Spindelanordnung 31, welche sich von der Spindelanordnung 1 gemäss Fig. 2 durch die
Anordnung der Lager 36, 37 unterscheidet, ansonsten jedoch auch weitere, an dieser
Stelle nicht explizit beschriebene Merkmale der Fig. 2 enthält.
[0053] Die Spindel 42 enthält ein Spindeloberteil analog zu Fig. 2 (an dieser Stelle nicht
näher gezeigt). Unterhalb des Spindeloberteils ist ein Elektromotor mit einem drehfest
an einem Spindelschaft 32 angeordneten Rotor 34 und einem drehfest mit einem Lagergehäuse
41 verbundenen Stator 35 angeordnet. Das obere und untere Lager.36, 37 im Lagergehäuse
41 der Spindel 42 befindet sich unterhalb des Rotors 34 bzw. des Elektromotors. Die
Spindellager 36, 37 sind als Wälzlager ausgebildet und zwischen einer inneren Gehäusewand
91 und äusseren Gehäusewand 92 angeordnet. Die beiden Lager 36, 37 bilden mit dem
Gehäuse 91, 92 eine Schnellwechsel-Lagereinheit 97 aus, welche an ihrem oberen und
unteren Ende über Abdeckelemente verschlossen sein kann. Die innere Gehäusewand 91
bildet einen zylindrischen Hohlraum zur Aufnahme des Spindelschaftes 32 auf. Das Lagergehäuse
41 ist als geschlossener rohrförmiger Hohlkörper ausgebildet und schliesst den Elektromotor
sowie die Schnellwechsel-Lagereinheit ein.
[0054] Die Schnellwechsel-Lagereinheit 97 ist vorteilhaft mittels Form- und/oder Kraftschlussverbindung
drehfest aber lösbar am Spindelschaft 32 befestigt. Die Schnellwechsel-Lagereinheit
97 kann z. B. formschlüssig auf den Spindelschaft 32 aufgeschoben und mittels einer
Schraubverbindung 93 gegen ein Herausgleiten gesichert sein. Die Schraubverbindung
93 kann z. B. eine am unteren Schaftende festgelegte Schraubenmutter umfassen.
[0055] Zum Auswechseln der Schnellwechsel-Lagereinheiten 97 wird das Lagergehäuse 41 aus
dem Aussengehäuse 21 ausgebaut und geöffnet, z. B. durch Entfernen der unteren Abdeckung
94. Danach wird ggf. die Schraubverbindung 93 gelöst und die defekte Schnellwechsel-Lagereinheit
97 vom Spindelschaft 32 abgezogen- Anschliessend kann eine neue Schnellwechsel-Lagereinheit
97, wie oben beschrieben, montiert werden.
[0056] Fig. 6 zeigt einen Querschnitt durch eine dritte Ausführungsform einer erfindungsgemässen
Spindelanordnung 131, welche sich von der Spindelanordnung 1 gemäss Fig. 2 und der
Spindelanordnung 32 gemäss Fig. 4 durch die Anordnung der Lager 136, 137 unterscheidet,
ansonsten jedoch auch weitere, an dieser Stelle nicht explizit beschriebene Merkmale
der Fig. 2 enthält.
[0057] Die Spindel 142 enthält ein Spindeloberteil (nicht näher gezeigt). Unterhalb des
Spindeloberteils ist ein Elektromotor mit einem drehfest an einem Spindelschaft 132
angeordneten Rotor 134 und einem drehfest mit einem Lagergehäuse 141 verbundenen Stator
135 angeordnet. Das obere und untere Lager 136, 137 im Lagergehäuse 141 der Spindel
142 befindet sich oberhalb des Rotors 134 bzw. des Elektromotors. Die Spindellager
136, 137 sind als Wälzlager ausgebildet und zwischen einer inneren Gehäusewand 191
und äusseren Gehäusewand 192 angeordnet. Die beiden Lager 136, 137 bilden mit dem
Gehäuse 191, 192 eine Schnellwechsel-Lagereinheit 197 aus, welche an ihrem oberen
und unteren Ende über Abdeckelemente verschlossen sein kann. Die innere Gehäusewand
191 bildet einen zylindrischen Hohlraum zur Aufnahme des Spindeischaftes 132 auf.
Das Lagergehäuse 141 ist als geschlossener rohrförmiger Hohlkörper ausgebildet und
schliesst den Elektromotor sowie die Schnellwechsel-Lagereinheit 197 ein.
[0058] Die Schnellwechsel-Lagereinheit 197 ist vorteilhaft mittels Form- und/oder Kraftschlussverbindung
drehfest aber lösbar am Spindelschaft 132 befestigt. Die Schnellwechsel-Lagereinheit
197 kann z. B. formschlüssig auf den Spindelschaft 132 aufgeschoben und mittels einer
Schraubverbindung gegen ein Herausgleiten gesichert sein.
[0059] Zum Auswechseln der Schnellwechsel-Lagereinheiten 197 wird das Lagergehäuse geöffnet
und die defekte Schnellwechsel-Lagereinheit 197 vom Spindelschaft 132 abgezogen. Anschliessend
kann eine neue Schnellwechsel-Lagereinheit 197 wie oben beschrieben montiert werden.
[0060] Fig. 6 zeigt ferner eine Einrichtung 200 zur Begrenzung der axialen Verschiebung
des Lagergehäuses 141 gegenüber dem Aussengehäuse 121 und damit zur Begrenzung der
Axialbelastung der Befestigungsmittel 133. Die Begrenzungseinrichtung besteht aus
am Lagergehäuse angeordneten Vorsprüngen 123 oder einem ringförmigen Flansch, welche
in einer nutförmigen Vertiefung 122 am Aussengehäuse 121 geführt sind. Die Abstände
zwischen der oberen bzw. unteren Wand der Vertiefung 122 und den Vorsprüngen 123 sind
so eingestellt, dass diese eine störungsfreie, d.h. berührungsfreie Präzessionsbewegung
zulassen, jedoch in axialer Richtung eine Bewegungsbegrenzung sowohl gegen oben als
auch gegen unten sicherstellen. Auf diese Weise wird verhindert, dass die elastischen
Befestigungsmittel 133 durch axiale Doffkräfte überbeansprucht werden. Die genannte
Begrenzungseinrichtung 200 ist nicht auf dieses Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern
ist auch auf die andere Ausführungsbeispiele und Abwandlungen davon anwendbar.
[0061] Die Spindelanordnungen der Ausführungsbeispiele gemäss Fig. 2, 5 und 6 sind auch
auf Trichter- oder Schlaufenspinnmaschinen anwendbar.
1. Spinnmaschine mit einer Spindelanordnung (1) enthaltend eine Spindel (30) mit jeweils
einem Spindeloberteil (10), als Träger für eine Spinnhülse, und einem unterhalb des
Spindeloberteils (10) angeordneten Einzelantrieb aus einem in einem Lagergehäuse (11)
angeordneten Elektromotor mit Rotor (4) und Stator (5), wobei der Rotor drehfest auf
einem Spindelschaft (2) und der Stator (5) direkt oder indirekt drehfest mit dem Lagergehäuse
(11) verbunden ist, und der Spindelschaft (2) über ein oberes und unteres Lager (6,
7) im oder am Lagergehäuse (11) gelagert ist und die Spindel (30) direkt oder indirekt
am Maschinengestell, insbesondere auf einer Spindelbank (15) oder einer an der Spindelbank
(15) angebrachten Halterung (21), befestigt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Spindel (30) oberhalb des Elektromotors mittels Befestigungsmitteln (3) direkt
oder indirekt am Maschinengestell (15) beweglich befestigt ist, wobei die Befestigung
mit den dazugehörigen Befestigungsmitteln (3) dergestalt ist, dass diese eine um eine
Kegelfläche (73) kreisende Präzessionsbewegung der Spindel (30) zulässt, wobei der
die Kegelspitze ausbildende Präzessions-Drehpunkt (9, 7.5) auf der Höhe der Spindelbefestigung
liegt.
2. Spinnmaschine nach Anspruch 1, wobei der Präzessions-Drehpunkt (9, 75) auf der Höhe
oder oberhalb des Präzessionsmasse-Schwerpunktes (83) liegt.
3. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 und 2, wobei das obere Lager (6) oberhalb
des Elektromotors bzw. des Rotors (4) und das untere Lager (7) unterhalb des Elektromotors
bzw. des Rotors (4) angeordnet ist.
4. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 und 2, wobei das obere und untere Lager (136,
137) oberhalb des Elektromotors bzw. des Rotors (134) angeordnet sind.
5. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 und 2, wobei das obere und untere Lager (36,
37) unterhalb des Elektromotors bzw. des Rotors (34) angeordnet sind.
6. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 4 und 5, wobei das obere und untere Lager (36,
37; 136, 137) als vormontierte Baugruppe (97; 197) ausgebildet ist, welche über Befestigungsmittel
(93) als Einheit mittels Form- und/oder Kraftschlussverbindung lösbar am Spindelschaft
(32; 132) festgelegt ist.
7. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 und 6, wobei die Spindel (30) auf der Höhe
oder oberhalb des oberen Lagers (6) direkt oder indirekt am Maschinengestell (15)
elastisch befestigt ist.
8. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Befestigungsmittel elastische,
insbesondere gummi- und/oder federelastische Verbindungselemente (3) enthalten.
9. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die Spindel (30) über eine oder
mehrere in einer horizontalen Ebene liegenden Befestigungsstellen am Maschinengestell
befestigt ist.
10. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Befestigungsmittel (3) elastische
Ringelemente oder Ringsegmente umfassen.
11. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei die Spindel (30) über eine
als Aussengehäuse (21) ausgebildete Halterung mit der Spindelbank (15) verbunden ist,
wobei die Spindel (30) mit ihrem Lagergehäuse (11) vorzugsweise konzentrisch in das
Aussengehäuse (21) eingelassen ist und über die Befestigungsmittel (3) mit diesem
schwenkbar verbunden ist, wobei zwischen Aussengehäuse (21) und Lagergehäuse (11)
ein Zwischenraum (12) ausgebildet ist, welcher eine Präzessionsbewegung der Spindel
(30) zulässt.
12. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 11, wobei die Halterung (21), insbesondere
das Aussengehäuse, unbeweglich mit dem Maschinengestell, insbesondere der Spindelbank
(15), verbunden ist.
13. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 11 und 12, wobei die Spindel (30) auf der Höhe
oder oberhalb des oberen Lagers (6) über die Befestigungsmittel (3) mit dem Aussengehäuse
(21) verbunden ist.
14. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 11 bis 13, wobei das Aussengehäuse (21) in
seinem unteren Abschnitt unter Ausbildung einer topfartigen Spindelaufnahme mit einem
Gehäuseboden (14) verschlossen ist.
15. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei der Zwischenraum (12) zwischen
Lagergehäuse (11) und Aussengehäuse (21) wenigstens im unteren Abschnitt mit einem
Dämpfungsmittel (13) ausgefüllt ist.
16. Spinnmaschine nach Anspruch 15, wobei das Dämpfungsmittel (13) eine hochviskose Flüssigkeit,
wie z. B. ein Dämpfungsöl, ist.
17. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 11 bis 16, wobei die Spindel (30) und das Aussengehäuse
(21) zusammen mit den Befestigungsmitteln (3) eine, vorzugsweise geschlossene, Baueinheit
ausbilden und das Aussengehäuse (21) Anbindungspunkte (27) zur unbeweglichen Befestigung
des Aussengehäuses (21) am Maschinengestell (15) aufweist.
18. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 17, wobei das untere und/oder obere Lager
(6, 7) Wälzlager sind.
19. Spinnmaschine nach Anspruch 18, wobei das untere und/oder obere Wälzlager (6, 7) ein
Hybridlager mit elektrisch nicht-leitenden Wälzkörpern, vorzugsweise aus einem nicht-Metall
Werkstoff, wie Keramik oder Kunststoff, ist.
20. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 19, wobei die Spindel (30) über die Befestigungsmittel
(3) von unten direkt oder indirekt am Maschinengestell (15) aufgehängt ist.
21. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 20, wobei die Spindel (30) an einem unbeweglichen,
starren Bauteil (21) des Maschinengestells (15) befestigt ist.
22. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 17 bis 21, wobei Mittel zum zentrierten Festlegen
der Spindelanordnung (1) am Maschinengestell (15) gegenüber der Ringbank (16) vorgesehen
sind.
23. Spinnmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 22, wobei Begrenzungsmittel (200) zur
Begrenzung der axialen Verschiebbarkeit der Spindel (142) vorgesehen sind.
24. Spindeleinheit (1), insbesondere für eine Spinnmaschine nach Anspruch 1, enthaltend
eine Spindel (30) mit einem Spindeloberteil (10), als Träger für eine Garn- oder Zwirn-Hülse,
und einem unterhalb des Spindeloberteils (10) angeordneten Einzelantrieb aus einem
in einem Lagergehäuse (11) angeordneten Elektromotor mit Rotor (4) und Stator (5),
wobei der Rotor drehfest auf einem Spindelschaft (2) und der Stator (5) direkt oder
indirekt drehfest mit dem Lagergehäuse (11) verbunden ist, und der Spindelschaft (2)
über ein oberes und unteres Lager (6, 7) im oder am Lagergehäuse (11) gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Spindeleinheit (1) eine Halterung (21) enthält, und die Spindel (30) oberhalb
des Elektromotors mittels Befestigungsmitteln (3) beweglich mit der Halterung (21)
verbunden ist, wobei die Verbindung mit den dazugehörigen Befestigungsmitteln (3)
dergestalt ist, dass diese eine um eine Kegelfläche (73) kreisende Präzessionsbewegung
der Spindel (30) in oder an der Halterung (21) zulässt, wobei der die Kegelspitze
ausbildende Präzessions-Drehpunkt (9, 75) auf der Höhe der Spindelbefestigung liegt.