(57) Die Erfindung betrifft einen schütt- und einblasbaren Dämmstoff, insbesondere zur
Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk, dadurch gekennzeichnet, dass der Dämmstoff
aus einem Gemisch von Polystyrol-Partikelschaum-Granulat der Korngröße 2 mm bis 10
mm und Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl mit einer Korngröße bis 4 mm besteht.
Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines erfindungsgemäßen
Dämmstoffs, gekennzeichnet durch die Schritte: Aufschäumen von Polystyrol zu einem
Polystyrol-Partikelschaum-Granulat auf eine Dichte von 21 kg/m
3 bis 23 kg/m
3; Zerkleinern von Polystyrol-Partikelschaum-Regenerat zu Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
mit einer Korngröße von 0,1 bis 2 mm; Mischen der beiden hergestellten Fraktionen
in einem Volumenverhältnis von ca. 60 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat zu ca.
40 % Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl, sowie die Verwendung von Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
als schütt- und/oder einblasbarer Dämmstoff, insbesondere zur Kerndämmung von zweischaligem
Mauerwerk.
[0001] Die Erfindung betrifft einen schütt- und einblasbaren Dämmstoff, insbesondere zur
Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung eines Dämmstoffs sowie eine Verwendung des Dämmstoffs, insbesondere
zur sog. Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk.
[0002] Gerade bei der Kerndämmung sind besondere Anforderungen hinsichtlich der Feuchtigkeitsresistenz
und der Wärmeleitfähigkeit zu erfüllen. Da bei starker Bewitterung, beispielsweise
Schlagregen, des äußeren Mauerwerks, meist Verblendmauerwerk, Feuchtigkeit in den
Hohlraum durchtreten kann, sollte das schütt- und einblasfähige Dämmmaterial vollständig
feuchtigkeitsresistent und bevorzugt hydrophob ausgebildet sein. Ferner weist die
Hohlschicht meist lediglich eine Stärke von 5 bis 8 cm auf, selten bis 10 cm, so dass
eine möglichst niedrige Wärmeleitgruppe des Dämmstoffes zu fordern ist.
[0003] Bekannt sind daher schütt- und einblasbare Dämmstoffe zur Kerndämmung aus aufgeblähten
Tonkügelchen (Markenname Perlite) oder aus mineralischem Silikatleichtschaum in feiner
Körnung (Markenname SLS 20). Diese Dämmstoffe weisen eine Körnung von ca. 1 bis 6
mm auf und können bei Neubauten von oben manuell in den Hohlraum, beispielsweise in
die Hohlschicht einer zweischaligen Mauer hineingeschüttet werden. Bei Altbausanierungen
werden von außen Einblasöffnungen erstellt und der Dämmstoff maschinell im Einblasverfahren
eingebracht. Zum Einblasen sind entsprechende Verblasmaschinen im Stand der Technik
bekannt.
[0004] Ferner sind Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol bekannt. Bei der Herstellung
derartiger Platten wird zunächst Polystyrol zu kleinen Kügelchen bzw. Perlen, einem
Polystyrol-Partikelschaum-Granulat, vorexpandiert und dann in der gewünschten Plattenform
endexpandiert. Derartige Dämmplatten aus expandiertem Polystyrol, auch bekannt unter
dem Markennamen Styropor, weisen zwar eine relativ niedrige Wärmeleitgruppe von 035
auf, sind jedoch als Plattenware nicht für ein nachträgliches Einbringen in Hohlräume,
insbesondere als Kerndämmung, geeignet.
[0005] Ferner wurden in der Fachwelt Versuche unternommen, EPS-Perlen, also noch nicht zu
Dämmplatten endexpandierte Polystyrol-Partikelschaum-Granulat als Schüttdämmstoff
zu verwenden. Dabei stellte die Fachwelt jedoch fest, dass lose EPS-Perlen als Schüttung
nur eine relativ schlechte Wärmeleitklasse von 045 bis 070 erreicht. Ferner ist eine
Schüttung aus EPS-Perlen kritisch hinsichtlich ihres Setzungsverhaltens. Eine lose
Schüttung aus EPS-Perlen kann durch Erschütterungen erheblich in sich zusammenrutschen.
Es ist daher schwer, insbesondere bei vertikal orientierten Hohlräumen, wie bei der
Kerndämmung, eine vollständige Füllung des Hohlraumes sicherzustellen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen schütt- und einblasbaren Dämmstoff auf
Basis von expandiertem Polystyrol sowie ein Herstellungsverfahren und Verwendung dafür
anzugeben. Dabei soll diese Entwicklung für eine Kerndämmung geeignet sein und eine
dauerhaft gute Wärmedämmung erzielen.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe mit einem Dämmstoff gemäß Anspruch 1 sowie einem Verfahren
gemäß Anspruch 8 und einer Verwendung nach Anspruch 9.
[0008] Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass durch Vermischen der EPS-Perlen
mit EPS-Fräsung sowohl das Setzungsverhalten wie auch die Wärmedämmung verbessert
werden. Unter EPS-Perlen sind endexpandierte Polystyrol-Kügelchen, also Polystyrol-Partikelschaum-Granulat
zu verstehen. Einfach expandierte (vorexpandierte) Polystyrol-Kügelchen werden als
Rohstoff zur Herstellung von EPS-Platten gehandelt. Diese Kügelchen werden in Formen
eingebracht und durch das Endexpandieren in Plattenverbund gebracht. Für die erfindungsgemäße
Verwendung der EPS-Perlen als schütt- und einblasbarer Dämmstoff werden bevorzugt
zweifach expandierte Polystyrol-Kügelchen als EPS-Perlenbestandteil des Gemisches
verwendet.
[0009] Die EPS-Fräsung besteht aus Frässpänen bzw. Fräsmehl, der bei der Bearbeitung von
EPS-Platten durch Schneide- und Fräsgeräte entsteht. Die EPS-Fräsung oder das Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
weist im Gegensatz zur Kugelform der EPS-Perlen eine flächige, spanähnliche Form mit
einer Korngröße bis 4 mm auf. Überraschend zeigte sich, dass Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl,
das bisher beispielsweise als Zuschlagstoff für das Herstellen von Gasbetonsteinen
etc. quasi als Abfallprodukt angesehen ist, auch direkt als schütt- und/oder einblasbarer
Dämmstoff verwendet werden kann. Bevorzugt ist jedoch eine Vermischung der Bestandteile
Polystyrol-Partikelschaum-Granulat mit -Fräsmehl.
[0010] Durch intensives Vermischen der beiden Bestandteile EPS-Perlen und EPS-Fräsung wird
ein innerer Verbund des in einen Hohlraum eingeschütteten oder eingeblasenen Dämmstoffs
erreicht, so dass eine nachträgliche Setzung des Dämmstoffs durch Erschütterungen
nicht auftritt und eine Wärmeleitfähigkeit von unter 0,035 W/(m·K), entsprechend Wärmeleitgruppe
035 erreicht wird.
[0011] Wenn die Korngröße des Polystyrol-Partikelschaum-Granulats 4 mm bis 8 mm und die
Korngröße des Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehls 0,1 mm bis 2 mm betragen, werden
die Partikelgrößen der kugelförmigen EPS-Perlen-Fraktion und der spanförmigen EPS-Fräsung-Fraktion
so aufeinander abgestimmt, dass eine Wärmeleitfähigkeit von 0,033 W/(m·K) erreicht
werden kann, wie Messungen an einem Versuchsaufbau gezeigt haben.
[0012] Dadurch, dass das Polystyrol-Partikelschaum-Granulat und/oder das Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
ein spezifisches Gewicht von 13 kg/m
3 bis 26 kg/m
3 haben, wird die im Dämmstoff vorhandene Materialmasse in Verbindung mit den expandierten
Bläschen im Material so abgestimmt, dass bei möglichst geringem Materialeinsatz eine
ausreichende Festigkeit vorliegt. Bevorzugt beträgt das spezifische Gewicht der EPS-Perlen
und/oder der EPS-Fräsung 21 bis 23 kg/m
3.
[0013] Wenn das Gemisch einen Volumenanteil von 40 % bis 70 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat
enthält, wird eine gute Dämmung bei sehr geringem Setzungsverhalten erreicht. Bevorzugt
enthält das Gemisch einen Volumenanteil von ca. 60 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat.
[0014] Dadurch, dass dem Gemisch Graphitstaub zugemischt ist, wird das spezifische Gewicht
der Fräsung reduziert und der Dämmwert noch geringfügig verbessert. Insbesondere enthält
die EPS-Fräsung einen Volumenanteil von ca. 60 bis 70 % des EPS-Fräsungsmaterials
mit Graphitstaub. EPS-Material mit Graphitstaub wird beispielsweise unter dem Markennamen
Neopor der BASF AG angeboten.
[0015] Verfahrensgemäß wird der Dämmstoff wie folgt hergestellt: Aufschäumen von Polystyrol
zu einem Polystyrol-Partikelschaum-Granulat auf eine Dichte von 21 kg/m
3 bis 23 kg/m
3; Zerkleinern von Polystyrol-Partikelschaum-Regenerat zu Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
mit einer Korngröße von 0,1 bis 2 mm; Mischen der beiden hergestellten Fraktionen
in einem Volumenverhältnis von ca. 60 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat zu ca.
40 % Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl. Beim Aufschäumen von Polystyrol wird dabei
durch geeignete Maßnahmen eine Dichte des entstehenden Polystyrol-Partikelschaum-Granulats
von 21 kg/m
3 bis 23 kg/m
3 erzielt. Die bei der Konfektionierung und Bearbeitung von Polystyrolschaumplatten
und dergleichen entstehenden Späne und Abfälle, das sog. Regenerat, wird in einer
geeigneten Zerkleinerungsmaschine zu einer einheitlichen Korngröße von bis zu 2 mm
zerkleinert. Partikel mit einer Korngröße von < 0,1 mm werden durch geeignete Maßnahmen
aus dem Fräsmehl entfernt, um eine übermäßige Staubbelastung beim Handhaben des Dämmstoffgemisches
zu vermeiden.
[0016] Nachfolgend werden die beiden gesondert hergestellten Fraktionen in dem angegebenen
Volumenverhältnis intensiv vermischt. Der so entstandene schütt-und einblasbare Dämmstoff
kann nun geeignet verpackt und zur Baustelle geliefert werden. Beispielsweise kann
der fertig hergestellte Dämmstoff in sog. Big-Bags mit einem Füllvolumen von 800 I
gefüllt werden.
[0017] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel anhand eines Versuchsaufbaus beschrieben.
[0018] Für einen Versuchsaufbau wurden EPS-Perlen zweifach-endexpandiert auf eine kugelförmige
Größe von ca. 2 mm bis 6 mm mit einer EPS-Fräsung mit einer flächigen spanähnlichen
Partikelgröße von 0,5 bis 4 mm intensiv vermischt. Dabei wird ein Mischungsverhältnis
von 60 Vol.-% Polystyrol-Partikelschaum-Granulat und 40 % Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
eingehalten. Dieses Gemisch wurde in einem vertikal orientierten, scheibenförmigen
Hohlraum mit einer Stärke der damit erzeugten Dämmstoffschicht von 6 cm eingefüllt.
Ferner kann auch das Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl allein als schütt- und einblasbarer
Dämmstoff verwendet werden, wobei überraschenderweise ebenfalls eine gute Wärmeleitklasse
von 0,45 bis 0,40 erreicht werden kann.
[0019] Dieser Versuchsaufbau simuliert somit ein zweischaliges Mauerwerk, bei der eine Kerndämmung
eingebracht wird. Nachfolgend wurde der Wärmeübertrag normal zur Dämmschicht gemessen
und daraus eine Wärmeleitfähigkeit des Gemisches aus EPS-Perlen und EPS-Fräsung von
0,033 W/(m-K) ermittelt.
[0020] Ferner zeigte sich, dass in die Dämmschicht eingebrachte Feuchtigkeit die Wärmeleitfähigkeit
der Dämmschicht kaum erhöhte. Zudem zeigte sich, dass überraschenderweise auch die
EPS-Fräsung in ihrer spanförmigen Ausbildung hydrophob wirkt, also Feuchtigkeit nicht
aufnimmt.
[0021] Insgesamt wird somit durch die Mischung von EPS-Perlen und EPS-Fräsung ein erheblich
höheres Wärmedämmverhalten mit einer Wärmeleitklasse 035 oder besser bei gleichzeitiger
Feuchtigkeitsresistenz erreicht. Da sowohl die EPS-Perlen wie auch EPS-Fräsung kostengünstig
am Markt angeboten werden, kann der erfindungsgemäße Dämmstoff zu konkurrenzfähigen
Preisen gehandelt werden. Da auch bei einer nachträglichen Kerndämmung die Arbeitskosten
relativ niedrig sind, amortisiert sich auch bei bestehenden Gebäuden eine nachträglich
eingebrachte Kerndämmung binnen kurzer Zeit.
1. Schütt- und einblasbarer Dämmstoff, insbesondere zur Kerndämmung von zweischaligem
Mauerwerk, dadurch gekennzeichnet, dass der Dämmstoff aus einem Gemisch von Polystyrol-Partikelschaum-Granulat der Korngröße
2 mm bis 10 mm und Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl mit einer Korngröße bis 4 mm
besteht.
2. Dämmstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Korngröße des Polystyrol-Partikelschaum-Granulats 4 mm bis 8 mm und die Korngröße
des Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehls 0,1 mm bis 2 mm betragen.
3. Dämmstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Polystyrol-Partikelschaum-Granulat und/oder das Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
ein spezifisches Gewicht von 13 kg/m3 bis 26 kg/m3 haben.
4. Dämmstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das spezifische Gewicht des Polystyrol-Partikelschaum-Granulats und/oder des Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehls
21 bis 23 kg/m3 beträgt.
5. Dämmstoff nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch einen Volumenanteil von 40 % bis 70 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat
enthält.
6. Dämmstoff nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch einen Volumenanteil von ca. 60 % Polystyrol-Partikelschaum-Granulat enthält.
7. Dämmstoff nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Gemisch Graphitstaub zugemischt ist.
8. Verfahren zur Herstellung eines Dämmstoffs nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
gekennzeichnet durch die Schritte:
- Aufschäumen von Polystyrol zu einem Polystyrol-Partikelschaum-Granulat auf eine
Dichte von 21 kg/m3 bis 23 kg/m3;
- Zerkleinern von Polystyrol-Partikelschaum-Regenerat zu Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl
mit einer Korngröße von 0,1 bis 2 mm;
- Mischen der beiden hergestellten Fraktionen in einem Volumenverhältnis von ca. 60
% Polystyrol-Partikelschaum-Granulat zu ca. 40 % Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl.
9. Verwendung von Polystyrol-Partikelschaum-Fräsmehl als schütt-und/oder einblasbarer
Dämmstoff, insbesondere zur Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk.