[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Kolben für einen durch Druckluft betätigbaren
Arbeitszylinder, mit einem an einer Kolbenstange befestigbaren Grundkörper aus einem
harten Trägerkunststoff, der außenradial zumindest teilweise von einem Hüllkörper
aus einem weichen Dichtungskunststoff umgeben ist.
[0002] Kolben der hier interessierenden Art werden im Bereich der Fluidtechnik bei pneumatischen
Zylindern eingesetzt., Hierbei wird der Kolben axial durch mindestens eine Druckkammer
innerhalb des Arbeitszylinders bewegt. Die Beaufschlagung kann dabei ein- oder doppelseitig
sein. Die wichtigsten Eigenschaften eines solchen Kolbens sind dessen leichter Lauf
innerhalb des Arbeitszylinders, eine stabile Grundstruktur sowie eine zuverlässige
Dichtung zwischen Kolben und der Innenwandung des Arbeitszylinders. Im Hinblick auf
eine stabile Grundstruktur ist ein Kolben gewöhnlich aus unterschiedlichen Materialien
zusammengesetzt, welche aufeinander folgend gefügt werden müssen. In den meisten Fällen
weist der Kolben einen festen Grundkörper auf, um dem Kolben eine solide und definierte
Tragestruktur zu verleihen. Diesen Grundkörper umschließt ein relativ hierzu weicheres,
nachgiebiges Material, das die Dichtungsfunktionen gewährleistet. Der Grundkörper
wird normalerweise mittels eines spanabhebenen Herstellungsverfahren oder eines Gießprozesses
mit anschließender spanender Bearbeitung hergestellt und besteht vorzugsweise aus
einem harten Kunststoff oder aus Metall.
[0003] Aus der
DE 35 08 686 A1 geht ein derartiger Kolben hervor. Dieser besteht im Kern aus zwei auf die Kolbenstange
aufziehbare Kolbenhalbteile aus Metall, welche den Grundkörper des Kolbens bilden.
Hieran ist ein Hüllkörper aus einem Kunststoff aufgespritzt, welcher wiederum außenradial
Dichtringe trägt, die in einer Umfangsnut auf dem Außenmantel des Hüllkörpers angeordnet
sind. Bei dieser technischen Lösung weist der Kolben abstrakt gesehen einen dreischichtigen
Aufbau auf. Die einzelnen Bauteile sind miteinander zu montieren, was den Fertigungsaufwand
entsprechend erhöht.
[0004] Aus der
DE 10 2005 015 215 A1 geht eine andere technische Lösung hervor, welche gegenüber dem vorstehend beschriebenen
Stand der Technik montagefrei ist. Ein Kolben für einen Arbeitszylinder wird hier
in einem mehrschrittigen Spritzgießverfahren hergestellt, ohne das es einer Montage
von Einzelbauteilen bedarf. In einem ersten Schritt wird ein Grundkörper aus einem
Trägerkunststoff durch Spritzgießen erzeugt. In einem zweiten Schritt wird ein ringförmiger
Magnet innerhalb einer im Grundkörper vorgesehen Umfangsnut angespritzt. Der Magnet
weist permanentmagnetische Eigenschaften auf und ist Bestandteil einer Positionserkennung
des Kolbens im Rahmen eines induktiven Wegmesssystems am Arbeitszylinder. In einem
dritten Schritt wird der Grundkörper samt Magnet von einem Dichtungskunststoff umspritzt,
der einen Hüllkörper bildet. Sämtliche Montageschritte werden innerhalb desselben
Spritzgießwerkzeugs durchgeführt, was die Herstellung entsprechend vereinfacht. Es
entsteht eine im Prinzip radial sandwichartig aufeinander geschichtete Struktur der
einzelnen spritzgießtechnisch aufzubringenden Komponenten. Die technische Lösung berücksichtigt
bislang jedoch nicht ausreichend ein weiteres Erfordernis nach welchem ein Kolben
auch eine hinreichende Dämpfungseigenschaft besitzen muss.
[0005] Selbst wenn der Grundkörper nicht aus Metall sondern bereits aus Kunststoff gefertigt
ist, ergibt sich immer noch ein recht harter Endanschlag, wenn der durch Druckluft
angetriebene Kolben in eine der Endlagenpositionen des Arbeitszylinders gelangt. Ein
Überzug des Grundkörpers aus einem weichen Dichtungskunststoff im Sinne eines Hüllkörpers
allein genügt nicht, um eine hinreichend hohe Energieverzehrung durch die geringe
Schicht an dämpfenden Dichtungskunststoff zu erzielen. Würde die Materialstärke des
den Grundkörper überdeckenden Hüllkörpers vergrößert werden, so würde sich die Baugröße
des Kolbens selbst nachteilig erhöhen.
[0006] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Kolben für einen durch
Druckluft betätigbaren Arbeitszylinder zu schaffen, welcher sich spritzgießtechnisch
einfach herstellen lässt, und welcher sich durch eine hohe Dämpfungswirkung bei gleichzeitig
kompakter Bauform auszeichnet.
[0007] Die Aufgabe wird ausgehend von einem Kolben gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1
in Verbindung mit dessen kennzeichnenden Merkmalen gelöst. Die nachfolgenden abhängigen
Ansprüche gegen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung wieder.
[0008] Die Erfindung schließt die technische Lehre, dass der Grundkörper des Kolbens mit
Kavitäten versehen ist, hiervon also im Inneren durchzogen ist, welche vom Dichtungskunststoff
des Hüllkörpers ausgefüllt sind.
[0009] Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht insbesondere darin, dass hierdurch
Kolben mit verbesserter Dämpfungseigenschaft herstellbar sind. Denn der Hüllkörper
erstreckt sich nicht mehr allein um den Grundkörper herum, sondern füllt auch Hohlräume
innerhalb des Grundkörpers aus, die so gewählt sind, dass eine bessere Anschlagsdämpfung
erzielt wird. Die Kavitäten vergrößern die Wegstrecke des zwecks Endlagendämpfung
zu komprimierenden weichen Dichtungskunststoffs, woraus sich eine höhere Elastizität
ergibt. Durch Nutzung von Volumenbereichen innerhalb des Grundkörpers kann der erfindungsgemäße
Kolben trotz verbesserter Dämpfungswirkung kompakt bauend ausgeführt werden. Die erfindungsgemäße
Lösung bietet zudem die Möglichkeit, das Verhältnis von hartem Trägerkunststoff zu
weichem Dichtungskunststoff je nach gefordertem Dämpfungsvermögen zu variieren. Dazu
kann auch der volumenmäßige Anteil der beiden Materialien variiert werden. Insgesamt
werden Zusatzbauteile zur Minimierung der Anschlagsenergie eingespart. Der erfindungsgemäße
Kolben ermöglicht die Realisierung sehr kurzbauender Arbeitszylinder mit Dämpfung,
was bislang aufgrund von Platzmangel nicht möglich war. Die Erfindung schafft durch
Überlagerung von Schlagzähigkeit und Elastizität einen Komplettkolben mit den Funktionen
Dichten und Dämpfen.
[0010] Vorzugsweise sollten die Kavitäten an den axialen Seitenflächen des Grundkörpers
offen sein, um eine höhere Dämpfungswirkung zu erzielen. Denn hierdurch vergrößert
sich der axial gerichtete Kompressionsweg für den zur Dämpfung dienenden weichen Dichtungskunststoff.
[0011] Eine besonders einfache spritzgießtechnische Realisierung des Grundkörpers lässt
sich dadurch erzielen, in dem die Kavitäten in Form von Parallelnuten im Grundkörper
ausgebildet sind. Derartige Parallelnuten lassen sich durch entsprechende Einlagen
auf einfache Weise im Spritzgießwerkzeug realisieren.
[0012] Ist der erfindungsgemäße Kolben in Verbindung mit einem induktiven Positionserfassungssystem
des Arbeitszylinders vorgesehen, so lässt sich ein hierfür erforderlicher zusätzlicher
Magnetring aus permanentmagnetischen Material zwischen dem Grundkörper und dem Hüllkörper
anspritzen. Der Magnetring sollte bezüglich der Axialerstreckung mittig am Grundkörper
angeordnet sein.
[0013] Als Trägerkunststoff zur Bildung des Grundkörpers eignet sich insbesondere Polyamid
(PA) oder Polyoxymethylen (POM). Ganz vorzugsweise ist ein Polyamid wie das Material
"Verton RF 700" geeignet. Alle Vertonverbindungen bieten eine für diesen Einsatzzweck
hinreichende mechanische Stabilität und sind innerhalb eines großen gestalterischen
Freiraums spritzgießbar. Dagegen wird als Dichtungswerkstoff vorzugsweise Polyurethan
(PU) oder Nitril-Butadien-Kautschuk (NBR) zum Einsatz gebracht. Polyurethan ist ein
für den Gebrauch von Gleit- und Dichtelementen vorteilhaftes Kunststoffmaterial, da
es weich und relativ abriebfest ist.
[0014] Vorzugsweise sollte der aus dem Dichtungsmaterial hergestellte Hüllkörper im Außenkantenbereich
angeformte Dichtlippen mit umfassen. Diese Dichtlippen lassen sich spritzgießtechnisch
einstückig mit dem Hüllkörper formen und verbessern die Dichtheit zwischen den Druckkammern
des Arbeitszylinders. Vorzugsweise sollten die besagten Dichtlippen etwas nach außenradial
abstehen, damit diese sich unter leichter Vorspannung an die Innenwandung des Arbeitszylinders
anschmiegen.
[0015] Gemäß einer weiteren die Erfindung verbessernde Maßnahme ist vorgesehen, dass der
Grundkörper eine koaxiale zentrale Durchgangsbohrung zur Befestigung einer Kolbenstange
besitzt. Hierüber lässt sich eine Kolbenstange lösbar mit dem Grundkörper des Kolbens
befestigen. Es ist jedoch auch denkbar, die Kolbenstange in die Durchgangsbohrung
des Kolbens einzukleben, falls eine Austauschbarkeit des Kolbens im Verschleißfall
sekundär relevant ist. Es sei auch darauf hingewiesen, dass der erfindungsgemäße Kolben
nicht allein in Verbindung mit einer Kolbenstange eines herkömmlichen Arbeitszylinders
eingesetzt werden kann. Der erfindungsgemäße Kolben eignet sich vielmehr auch für
die Verwendung im Zusammenhang mit einem kolbenstangenlosen Zylinder, bei welchem
der Kolben die Antriebskraft gewöhnlich über ein Umlaufband oder eine mechanische
Querkopplungseinheit nach Außen weiterleitet.
[0016] Gemäß einer anderen die Erfindung verbessernden Maßnahme kann der Grundkörper mit
mindestens einem koaxial angeformten Dämpfungsbuchsenabschnitt ausgestattet sein.
Ein derartiger Dämpfungsbuchsenabschnitt wird bei pneumatischen Arbeitszylindern gewöhnlich
in Verbindung mit einer zusätzlichen pneumatischen Endlagendämpfung angewendet. Durch
einen in Axialerstreckung symmetrischen Aufbau des erfindungsgemäßen Kolbens kann
dieser in einfacher Weise im Zusammenhang mit einem doppeltwirkenden Arbeitszylinder
verwendet werden.
[0017] Weitere die Erfindung verbessernde Maßnahmen werden nachstehend gemeinsam mit der
Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Figuren
näher dargestellt. Es zeigt:
- Figur 1
- eine perspektivische Darstellung des Grundkörpers eines Kolbens, und
- Figur 2
- eine perspektivische Darstellung im Teilschnitt des kompletten Kolbens.
[0018] Gemäß Figur 1 wird der in Axialerstreckung symmetrisch aufgebaute Grundkörper 1 spritzgießtechnisch
aus einem harten Trägerkunststoff, hier Polyamid (PA) hergestellt. Der Grundkörper
1 weist Kavitäten 3 auf, die in Form von Parallelnuten ausgebildet sind. Zur Befestigung
an einer - nicht weiter dargestellten - Kolbenstange besitzt der Grundkörper 1 außerdem
eine koaxiale zentrale Durchgangsbohrung 4. Beidseitig sich vom Hauptbereich des Grundkörpers
1 axial erstreckende Dämpfungsbuchsenabschnitte 5a, 5b dienen dem Zusammenwirken einer
- hier ebenfalls nicht weiter dargestellten - pneumatischen Endlagendämpfung. Ferner
ist bezüglich der Axialerstreckung des Grundkörpers 1 mittig ein Magnetring 6 vorgesehen,
welcher mit einem - hier nicht weiter dargestellten - induktiven Positionsmesssystems
des Arbeitszylinders zusammenwirkt.
[0019] Gemäß Figur 2 ist der Grundkörper 1 samt Magnetring 6 von einem angespritzten Hüllkörper
2 umgeben. Der Hüllkörper 2 besteht aus einem recht weichen Dichtungsmaterial, hier
Polyurethan (PU). Wegen der speziellen Gestaltung des Grundkörpers 1 werden beim Spritzgießen
auch die hierin vorgesehenen Kavitäten 3 mit dem Dichtungskunststoff des Hüllkörpers
2 ausgefüllt. Der Hüllkörper 2 weist im Außenkantenbereich angeformte Dichtlippen
7a und 7b auf, welche dichtend an der Innenwandung des - hier nicht weiter dargestellten
- Arbeitszylinders zur Anlage kommen.
[0020] Die Erfindung ist nicht beschränkt auf das vorstehend beschriebene bevorzugte Ausführungsbeispiel.
Es sind vielmehr auch Abwandlungen hiervon denkbar, welche vom Schutzbereich der nachfolgenden
Ansprüche umfasst. So ist es beispielsweise auch möglich, die Kavitäten stirnseitig
offen zu lassen, um eine höhere Anschlagdämpfwirkung zu erzielen. Weiterhin kann der
erfindungsgemäße Komplettkolben mit durch Dichtungskunststoff ausgefüllten Kavitäten
auch im Zusammenhang mit kolbenstangenlosen Pneumatikzylindern verwendet werden.
Bezugszeichenliste
[0021]
- 1
- Grundkörper
- 2
- Hüllkörper
- 3
- Kavitäten
- 4
- Durchgangsbohrung
- 5
- Dämpfungsbuchsenabschnitt
- 6
- Magnetring
- 7
- Dichtlippe
1. Kolben für einen durch Druckluft betätigbaren Arbeitszylinder, der mit einem an einer
Kolbenstange befestigbaren Grundkörper (1) aus einem harten Trägerkunststoff, der
außenradial zumindest teilweise von einem Hüllkörper (2) aus einem weichen Dichtungskunststoff
umgeben ist,
dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) mit Kavitäten (3) versehen ist, welche vom Dichtungsmaterial
des Hüllkörpers (2) ausgefüllt sind.
2. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kavitäten (3) an den axialen Seitenflächen des Grundkörpers (1) offen sind, um
eine höhere Dämpfungswirkung zu erzielen.
3. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Kavitäten (3) des Grundkörpers (1) in Form von Parallelnuten ausgebildet sind.
4. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Grundkörper (1) und dem Hüllkörper (2) ein bezüglich der Axialerstreckung
mittig angeordneter Magnetring (6) vorgesehen ist.
5. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerkunststoff des Grundkörpers (1) Polyamid (PA) oder Polyoxymethylen (POM)
ist.
6. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Dichtungsmaterial des Hüllkörpers (2) Polyurethan (PU) oder Nitril-Butadien-Kautschuk
(NBR) ist.
7. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Hüllkörper (2) im Außenkantenbereich angeformte Dichtlippen (7a, 7b) aufweist.
8. Kolben nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) eine koaxiale zentrale Durchgangsbohrung (4) zur Befestigung
an einer Kolbenstange besitzt.
9. Kolben nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (1) mit mindestens einen koaxial angeformten Dämpfungsbuchsenabschnitt
(5a, 5b) ausgestattet ist.
10. Kolben nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass dieser durch einen in der Axialerstreckung symmetrischen Aufbau in einem doppelt
wirkenden Arbeitszylinder einsetzbar ist.