(19)
(11) EP 1 935 740 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.06.2008  Patentblatt  2008/26

(21) Anmeldenummer: 07023908.2

(22) Anmeldetag:  11.12.2007
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B61C 13/04(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK RS

(30) Priorität: 22.12.2006 DE 102006062174

(71) Anmelder: Emil Schmid Maschinen- und Apparatebau GmbH & Co. KG
72820 Sonnenbühl-Willmandingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Bez, Rainer
    72818 Trochtelfingen (DE)
  • Schmid, Wolfgang
    72820 Sonnenbühl (DE)

(74) Vertreter: Kohler Schmid Möbus 
Patentanwälte Kaiserstrasse 85
72764 Reutlingen
72764 Reutlingen (DE)

   


(54) Werkstücktransportvorrichtung


(57) Eine Werkstücktransportvorrichtung (10) mit mindestens einem Werkzeugträger, der mindestens zwei Laufradpaare (14, 15) aufweist, die auf Schienen (16, 17) abrollen, wobei mindestens eines der Laufradpaare (14, 15) angetrieben ist und wobei zwischen den Schienen (16, 17) ein Führungskanal (18) angeordnet ist, in dem mindestens eine um eine vertikale Achse drehbar am Werkstückträger (11) angeordnete Führungsrolle (20) läuft.




Beschreibung


[0001] Für den Transport von Werkstücken innerhalb einer Montagehalle sind verschiedene Systeme bekannt. Die meisten dieser bekannten Systeme weisen ein Schienensystem auf, auf dem eine oder mehrere mit Rädern versehene Werkstückträger laufen. Der Antrieb der Werkstückträger erfolgt durch Antriebsriemen oder -ketten, die zwischen den Schienen geführt sind und mit denen der oder die Werkstückträger gekoppelt werden können. Auf diese Weise lassen sich mehrere Werkstückträger relativ kostengünstig antreiben. Allerdings müssen die Antriebsriemen oder -ketten regelmäßig gereinigt und gewartet werden. Bei rauen Umgebungsbedingungen sind sie außerdem der Gefahr von Beschädigungen ausgesetzt.

[0002] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Werkstücktransportvorrichtung zu schaffen, die weniger störanfällig und wartungsfreundlicher ist als die bekannten Systeme.

[0003] Die Aufgabe wird mit einer Werkstücktransportvorrichtung mit mindestens einem Werkzeugträger gelöst, der mindestens zwei Laufradpaare aufweist, die auf Schienen abrollen, wobei mindestens eines der Laufradpaare angetrieben ist und wobei zwischen den Schienen ein Führungskanal angeordnet ist, in dem mindestens eine um eine vertikale Achse drehbar am Werkstückträger angeordnete Führungsrolle läuft.

[0004] Bei der erfindungsgemäßen Werkstücktransportvorrichtung weisen die Werkstückträger eigenständige Antriebseinrichtungen für die Laufräder bzw. die Laufradachsen auf. Damit kann auf Antriebsriemen oder Antriebsketten vollständig verzichtet werden.

[0005] Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist der mindestens eine Werkstückträger mindestens einen Motor zum Antrieb des mindestens einen Laufradpaares auf, wobei der mindestens eine Motor mit einer Kontaktleiste verbunden ist, die mit einer im Führungskanal angeordneten Stromschiene in Kontakt bringbar ist. Die Motoren können geschützt auf dem Werkstückträger angeordnet werden und sind somit weniger störanfällig als im Führungskanal verlaufende Ketten oder Riemen. Die Stromversorgung erfolgt über eine im Führungskanal angeordnete Stromschiene, die unempfindlich gegen Verschmutzungen und mechanische Belastungen ist. Die Stromschiene kann dabei auch eine induktive Stromschiene sein.

[0006] Vorzugsweise können die Schienen und der Führungskanal einen in sich geschlossenen Verlauf haben, sodass sich der oder die Werkstückträger endlos auf ihnen befördern lassen. Je nach den Raumverhältnissen in der Montagehalle und den an den Werkstücken durchzuführenden Arbeiten kann der Verlauf der Schienen und des Führungskanals unterschiedlich sein. So können die Schienen beispielsweise im Wesentlichen kreisförmig oder auch mäanderförmig durch die Halle verlaufen. Auch das Vorsehen von Weichen zu einem Nebenschienensystem ist möglich.

[0007] Weitere Vorteile ergeben sich, wenn die Schienen und der Führungskanal in den Boden eingelassen sind. Sie stellen dann keine Behinderung für das Begehen und Befahren der Montagehalle dar. Vorzugsweise können dabei die Schienen und der Führungskanal eben mit der Bodenoberfläche abschließen. Bei dieser Anordnung ist eine Verletzungsgefahr der am Werkstückträger arbeitenden Monteure durch die Schienen oder den Führungskanal ausgeschlossen.

[0008] Zur Ermöglichung der Ausbildung enger Kurven im Schienenverlauf kann mindestens eines der Laufradpaare lenkbar sein. Dies kann insbesondere durch das Vorsehen einer lenkbaren Achse erreicht werden. Die Lenkbarkeit der Laufräder vermeidet eine zu starke Belastung der im Führungskanal laufenden Führungsrollen des Werkstückträgers.

[0009] Insbesondere bei länglich ausgebildeten Werkstückträgern können zweckmäßigerweise zwei Achsen mit je zwei Laufrädern an dem mindestens einen Werkstückträger vorgesehen sein. Bei dieser Ausgestaltung können auch enge Kurvenradien im Schienenverlauf gut befahren werden.

[0010] Dabei ist es weiter von Vorteil, wenn im Bereich der Achsen je zwei hinter-einander angeordnete Führungsrollen vorgesehen sind. Dadurch bleibt der Werkstückträger auch beim Fahren von Kurven stets sicher geführt.

[0011] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist an mindestens einer Stirnseite des Werkstückträgers eine Stoßleiste vorgesehen. Diese schützt den Werkstückträger beim Auffahren auf ein Hindernis, beispielsweise einen anderen Werkstückträger. Außerdem kann die Stoßleiste begrenzt beweglich am Werkstückträger angeordnet sein und beim Auflaufen des Werkstückträgers auf ein Hindernis einen Kontakt betätigen, der den mindestens einen Motor abschaltet. Dadurch kann ein Durchdrehen der Laufräder vermieden werden, wenn der Werkstückträger gegen ein Hindernis läuft.

[0012] Zum gezielten Anhalten eines Werkstückträgers kann außerdem im Führungskanal mindestens ein Stoppelement angeordnet sein und der Werkstückträger mindestens einen in den Führungskanal ragenden Schaltstößel aufweisen, der beim Auflaufen auf das mindestens eine Stoppelement einen Kontakt betätigt, der den mindestens einen Motor abschaltet. Vorzugsweise können die Stoppelemente verschiebbar im Führungskanal angeordnet sein, sodass sie bei unterschiedlichen Montageaufgaben an den jeweils erforderlichen Positionen im Führungskanal eingesetzt werden können.

[0013] Um ein aktives Abbremsen der Werkstückträger beim Auflaufen auf ein Hindernis zu erreichen, kann der Motor beim Abschalten ein Bremsmoment erzeugen.

[0014] Nachfolgend wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Werkstücktransportsystems anhand der Zeichnung näher beschrieben.

[0015] Es zeigen:
Fig. 1
einen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Werkstücktransportvorrichtung;
Fig. 2
einen Längsschnitt durch die Werkstücktransportvorrichtung aus Fig. 1;
Fig. 3
eine Draufsicht auf den Werkstückträger der Werkstücktransportvorrichtung aus Fig. 1.


[0016] Fig. 1 zeigt eine Werkstücktransportvorrichtung 10 mit einem Werkstückträger 11, von dem eine Werkstückauflagefläche 12 sowie eine Achse 13 mit Laufrädern 14, 15 in der Schnittzeichnung zu sehen sind. Die Laufräder 14, 15 laufen auf Schienen 16, 17, die in eine Bodenplatte 19 eingelassen sind. Zwischen den Schienen 16, 17 ist ein Führungskanal 18 angeordnet. Der Führungskanal 18 weist in einem unterhalb der Bodenplatte 19 angeordneten Bereich 18.1 einen größeren Querschnitt auf als an seinem Durchtritt durch die Bodenplatte 19. Der relativ schmal ausgeführte Durchtritt durch die Bodenplatte 19 dient der Führung mindestens einer Führungsrolle 20, die um eine vertikale Achse 21 drehbar am Werkstückträger 11 angeordnet ist. Die mindestens eine Führungsrolle 20 hält den Werkstückträger 11 bei seiner Bewegung entlang den Schienen 16, 17 sicher in der Spur. Der Antrieb des Werkstückträgers 11 erfolgt durch einen Motor 22, der die Achse 13 und damit die Laufräder 14, 15 antreibt.

[0017] Der Werkstückträger 11 kann der Aufnahme unterschiedlicher Werkstücke dienen. Im dargestellten Beispiel ist auf der Werkstückauflagefläche 12 ein Gestell 23 angeordnet, das eine Hinterachse 24 eines Kraftfahrzeugs trägt.

[0018] Wie der Längsschnitt aus Fig. 2 verdeutlicht, weist der Werkstückträger 11 eine längliche Form auf und ist insgesamt mit vier Führungsrollen 20 versehen, die in den Führungskanal 18 hineinragen. Die Stromversorgung des Motors 22 erfolgt über eine nach unten in den Führungskanal 18 hineinragende Kontaktleiste 25, die, wie insbesondere auch aus Fig. 1 ersichtlich ist, mit einer Stromschiene 26 im Führungskanal 18 in Kontakt ist.

[0019] An der vorderen Stirnseite des Werkstückträgers 11 ist eine Stoßleiste 27 angeordnet, die beim Auflaufen auf ein Hindernis einen nicht dargestellten Kontakt schließt, der den Motor 22 abschaltet.

[0020] Außerdem ist im Führungskanal ein Stoppelement 28 angeordnet, um den Werkstückträger 11 an einer definierten Stelle anhalten zu können. Dazu ist auf der Unterseite des Werkstückträgers 11 ein in den Führungskanal 18 hineinragender Schaltstößel 29 vorgesehen, der beim Auflaufen auf das Stoppelement 28 nach oben gedrückt wird und dabei einen Kontakt 31 betätigt, der ebenfalls die Stromversorgung des Motors 22 unterbricht. Beim Abschalten erzeugt der Motor 22 ein Bremsmoment, sodass nicht nur der weitere Antrieb des Werkstückträgers 11 unterbrochen, sondern der Werkstückträger 11 durch aktives Abbremsen am Weiterrollen gehindert wird.

[0021] Aus der Draufsicht aus Fig. 3 ist die Ausbildung des Werkstückträgers 11 mit zwei kreisförmigen Plattformen 11.1 und 11.2, die durch ein schmaleres Mittelstück 11.3 miteinander verbunden sind, ersichtlich. Im Bereich der Plattformen 11.1 und 11.2 sind auf der Unterseite des Werkstückträgers 11 jeweils zwei Laufradpaare 14, 15; 14', 15' angeordnet. Mindestens eines der Laufradpaare 14, 15 ist dabei angetrieben. Im dargestellten Beispiel sind außerdem beide Laufradpaare (14, 15, 14', 15') lenkbar.


Ansprüche

1. Werkstücktransportvorrichtung mit mindestens einem Werkzeugträger, der mindestens zwei Laufradpaare (14, 15, 14', 15') aufweist, die auf Schienen (16, 17) abrollen, wobei mindestens eines der Laufradpaare (14, 15) angetrieben ist und wobei zwischen den Schienen (16, 17) ein Führungskanal (18) angeordnet ist, in dem mindestens eine um eine vertikale Achse drehbar am Werkstückträger (11) angeordnete Führungsrolle (20) läuft.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Werkstückträger (11) mindestens einen Motor (22) zum Antrieb des mindestens einen Laufradpaares (14, 15) aufweist, wobei der mindestens eine Motor (22) mit einer Kontaktleiste (25) verbunden ist, die mit einer im Führungskanal (18) angeordneten Stromschiene (26) in Kontakt bringbar ist.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen (16, 17) und der Führungskanal (18) einen in sich geschlossenen Verlauf haben.
 
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen (16, 17) und der Führungskanal (18) in den Boden oder in eine Bodenplatte (19) eingelassen sind.
 
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schienen (16, 17) und der Führungskanal (18) eben mit der Bodenoberfläche abschließen.
 
6. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eines der Laufradpaare (14, 15) lenkbar ist.
 
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwei lenkbare Achsen (13, 13') mit je zwei Laufrädern (14, 15, 14',15') an dem mindestens einen Werkstückträger (11) vorgesehen sind.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Achsen je zwei hintereinander angeordnete Führungsrollen vorgesehen sind.
 
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass an mindestens einer Stirnseite des Werkstückträgers (11) eine Stoßleiste (27) vorgesehen ist.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Stoßleiste (27) begrenzt beweglich am Werkstückträger (11) angeordnet ist und beim Auflaufen des Werkstückträgers (11) auf ein Hindernis einen Kontakt betätigt, der den mindestens einen Motor (22) abschaltet.
 
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass im Führungskanal (18) mindestens ein Stoppelement (28) angeordnet ist und der Werkstückträger (11) mindestens einen in den Führungskanal (18) ragenden Schaltstößel (29) aufweist, der beim Auflaufen auf das mindestens eine Stoppelement (28) einen Kontakt (31) betätigt, der den mindestens einen Motor (22) abschaltet.
 
12. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Motor (22) beim Abschalten ein Bremsmoment erzeugt.
 




Zeichnung