[0001] Die Erfindung betrifft eine Gleitbeschichtung für Teleskopkranteile. Insbesondere
betrifft sie eine Gleitbeschichtung für Teleskopelemente eines Krans bzw. eines Mobilkrans.
[0002] Für die Gleitpaarungen ineinander gleitender Teleskopteile von Kranauslegern wird
herkömmlicherweise eine Fettschmierung verwendet, die in regelmäßigen Abständen im
Rollverfahren oder Sprühverfahren erneuert werden muss. Dies gilt auch für andere
Gleitpaarungen bzw. Anwendungen, beispielsweise bei Abstützträgern, wo ein Element
an dem anderen gleiten muss, um beispielsweise eine ausgefahrene Endlage zu erreichen.
[0003] Die dabei einzusetzenden Schmiermittel sind relativ teuer, weil sie hochwertig und
umweltverträglich sein müssen. Die Applikation der Schmiermittel verursacht einerseits
bei der Erstmontage einen hohen Arbeits- und somit Kostenaufwand und andererseits
hohe Wartungskosten beim Betreiber. Das Schmiermittel soll den Verschleiß und den
Reibungswiderstand reduzieren, und es muss - wie oben schon angesprochen - immer wieder
erneuert werden, weil eine Permanentschmierung aufgrund des technischen Aufwandes
nicht zu vertreten ist.
[0004] Die Gleitpaarungen sind auf diesem technischen Gebiet einerseits meist hochfeste
Kunststoffgleitstücke, zum Beispiel aus PA6 G und zum anderen grundierte Feinkornstahlbleche.
[0005] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine optimierte Gleitbeschichtung
für Teleskopkranteile zur Verfügung zu stellen. Insbesondere sollen Verschleiß und
Reibungswiderstand so gering wie möglich werden und dies speziell ohne einen zu hohen
technischen Aufwand.
[0006] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst. Die Unteransprüche
definieren bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung.
[0007] Die erfindungsgemäße Gleitbeschichtung für Teleskopkranteile ist dadurch gekennzeichnet,
dass auf einem Teleskopkranteil-Substrat eine Gleitlackschicht aufgebracht ist, die
durch die Einlagerung von Nanopartikeln verdichtet und gleitfähig gemacht ist.
[0008] Das genannte Substrat kann jedes Teil einer Gleitpaarung sein. Es ist ferner anzumerken,
dass die vorliegende Erfindung nicht ausschließlich auf Gleitpaarungen von Teleskopschüssen
eines Teleskopkrans beschränkt ist, sondern auch an anderen, technisch entsprechenden
Gleitpaarungen zum Einsatz kommen kann. Ein Beispiel hierfür können Gleitpaarungen
an Abstützträgern sein; die Erfindung kann aber ihre Vorteile auch auf anderen technischen
Gebieten überall dort zeigen, wo hoch belastete Gleitpaarungen zum Einsatz kommen
und Verschleiß sowie Reibkräfte gesenkt werden sollen, beispielsweise in anderen Gebieten
des Fahrzeugsbaus oder im Anlagen- oder Vorrichtungsbau.
[0009] Die Erfindung schafft durch die verwendeten Nanopartikel eine hochglänzende, in sich
extrem dichte und somit hoch widerstandfähige und hoch gleitfähige Beschichtung, welche
einerseits den Reibungswiderstand und andererseits den Verschleiß deutlich reduziert.
Es sind Reduzierungen des Reibwertes um 40% erreichbar und der Verschleiß kann fast
gänzlich eliminiert werden.
[0010] Eine besondere Auswirkung hat die vorliegende Erfindung beim Teleskopkranbau dahingehend,
dass sie es möglich macht, die Bauelemente, die durch die Gleitpaarungen und der damit
definierten Reibzahl beeinflusst werden, in der Größe zu reduzieren. Die Reduzierung
von Dimensionen in Teleskopkranschüssen ist von hoher Wichtigkeit, da mit geringerem
Eigengewicht bei gleicher Festigkeit und Zuverlässigkeit immer eine höhere Traglast
erreicht werden kann. Weil die Reibwerte aber z.B. für die systembedingte Auslegung
der Schiebeelemente, wie zum Beispiel der Teleskopierzylinder, mit verantwortlich
sind, ist durch die Erfindung auch eine Optimierung der Traglast solcher Krane möglich.
[0011] Die oben angesprochene Gleitlackschicht kann auf einem Substrat aus einem Feinkornstahl,
insbesondere einem grundierten Feinkornstahl, aufgebracht werden. Die Nanopartikel
sind bei einer Ausführungsform als Additive an bzw. unter der Oberfläche einer Additivschicht
der Gleitlackschicht angereichert, insbesondere kontinuierlich angereichert. Es werden
gemäß einer Gestaltungsvariante Additive auf Siloxan-Basis eingesetzt. Dabei können
an der Oberfläche der Gleitlackschicht CH
3-Reste angereichert sein, insbesondere noch über den Silizium-Anteilen der Additivschicht.
[0012] Die Erfindung wird im Weiteren anhand einer Ausführungsform näher erläutert. Sie
kann alle hierin beschriebenen Merkmale einzeln sowie in jedweder sinnvollen Kombination
umfassen. In den beiliegenden Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Ansicht des Materialaufbaus eines Teleskopkranteils bzw. Substrats,
das mit einer erfindungsgemäßen Gleitbeschichtung versehen ist;
- Figur 2
- eine Querschnittsaufnahme der Lackoberfläche des Gleitlacks; und
- Figuren 3 und 4
- Diagramme, welche die Reibzahl und den Verschleiß in Abhängigkeit von der Zyklenzahl
für den Stand der Technik und die vorliegende Erfindung aufzeigen.
[0013] Wie aus der Figur 1 hervorgeht, ist ein beschichtetes Element einer erfindungsgemäßen
Gleitpaarung wie folgt aufgebaut. Unter der Lackoberfläche 1 befindet sich zunächst
die Additivschicht 2, welche direkt unter der Oberfläche CH
3-Reste und darunter Si-Elemente des Siloxan-Additivs (Si) aufweist. Über die Siloxan-Bindung
(eine sich regelmäßig wiederholende Si-O-Si-Bindung), die das Bezugszeichen 3 trägt,
ist die Additivschicht mit dem Substrat 4 verbunden, und auf diese Weise entsteht
durch die Einlagerung der Nanopartikel eine gleitoptimierte Lackoberfläche. Im vorliegenden
Fall ist das Substrat die Stahlblechoberfläche, wobei es sich grundsätzlich um jedweden
geeigneten Substrattyp handeln kann.
[0014] Die mikroskopische Aufnahme des Beschichtungsfilmes (Querschnittsaufnahme) der Figur
2 zeigt die Verdichtung durch die Nanopartikel (Siloxan-Additiv), welche zur Glättung
des Beschichtungsfilms und zur Minimierung der Anzahl und der Höhe von Unebenheiten
führt. Die Additive sind in der Additivschicht kontinuierlich angeordnet, so dass
sich ein geschlossener Film bildet, der ein hydrodynamisches Vorbeigleiten eines Festkörpers
ermöglicht.
[0015] Durch den erfindungsgemäßen, gleitoptimierten Lack können Reduzierungen des Reibwertes
um bis zu 40% erreicht werden, wie auch aus den beiden Diagrammen der Figuren 3 und
4 hervorgeht.
[0016] Die Figur 3 zeigt hier über der Zyklenzahl einerseits die Reibzahl (Mittel) 6 und
andererseits die Gesamtverschleißhöhe [Mikrometer] deren Kurve mit dem Bezugszeichen
7 versehen worden ist. In der Figur 3, die eine Reib- oder Gleitpaarung gemäß dem
Stand der Technik zeigt, nämlich gefettetes, grundiertes Stahlblech und PA6 G-Kunststoff,
ist erkennbar, dass sich die Reibzahl im Mittel immer in etwa im Bereich von 0,125
bewegt, während die Gesamtverschleißhöhe schon nach einer geringen Zyklenzahl stark
ansteigt und schnell (nach 1.800 Zyklen) schon 400 Mikrometer beträgt.
[0017] Bei einer Reibpaarung gemäß der vorliegenden Erfindung, für die das Diagramm der
Figur 4 steht und bei der ein Gleitlack mit Nanopartikeln auf Stahlblech appliziert
ist, wobei PA6 G-Kunststoff mit im Compound integrierten Gleitzusätzen verwendet wird,
ist die mittlere Reibzahl schon von Beginn an niedriger (etwa 0,07). Sie ist mit dem
Bezugszeichen 8 gekennzeichnet. Diese mittlere Reibzahl 8 steigt auch über 3.600 Zyklen
nicht höher als bis etwa 0,08 und bleibt deshalb für eine lange Lebensdauer auf einem
sehr günstigen, niedrigen Wert. Entsprechend verringert sich der Verschleiß, der bei
der in Figur 4 dargestellten, erfindungsgemäßen Gleitpaarung mit dem Bezugszeichen
9 angedeutet ist und kaum über die Null-Linie hinausgeht. Dementsprechend ist praktisch
kein Verschleiß vorhanden und die erfindungsgemäße Gleitbeschichtung kann ohne ständiges
Nachschmieren eine extrem hohe Lebensdauer erreichen.
1. Gleitbeschichtung für Teleskopkranteile, insbesondere Teleskopelemente eines Krans
bzw. Mobilkrans, dadurch gekennzeichnet, dass auf einem Teleskopkranteil-Substrat (4) eine Gleitlackschicht aufgebracht ist, die
durch die Einlagerung von Nanopartikeln verdichtet und gleitfähig gemacht ist.
2. Gleitbeschichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitlackschicht auf einem Substrat (4) aus einem Feinkornstahl, insbesondere
einem grundierten Feinkornstahl, aufbringbar ist bzw. aufgebracht ist.
3. Gleitbeschichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Nanopartikel als Additive an bzw. unter der Oberfläche (1) in einer Additivschicht
(2) der Gleitlackschicht angereichert, insbesondere kontinuierlich angereichert sind.
4. Gleitbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass Additive auf Siloxan-Basis eingesetzt werden.
5. Gleitbeschichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass an der Oberfläche der Gleitlackschicht CH3-Reste angereichert sind, insbesondere noch über den Silizium-Anteilen der Additivschicht.