(19)
(11) EP 1 935 837 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.06.2008  Patentblatt  2008/26

(21) Anmeldenummer: 07024823.2

(22) Anmeldetag:  20.12.2007
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B66D 5/30(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK RS

(30) Priorität: 21.12.2006 DE 102006060823

(71) Anmelder: Bubenzer Bremsen Gerhard Bubenzer Ing. GmbH
57548 Kirchen-Wehbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Faust, Dirk
    57258 Freudenberg (DE)

(74) Vertreter: Samson & Partner 
Patentanwälte Widenmayerstraße 5
80538 München
80538 München (DE)

   


(54) Elektrische Steuerung für eine Bremseinrichtung


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft eine elektrische Steuerung (1, 13) für eine Bremseinrichtung Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1'), die insbesondere als Lastbremseinrichtung für ein Hubwerk oder eine Krananlage ausgebildet ist. Die Steuerung (1, 13) liefert eine Stellspannung an die Bremseinrichtung Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1') und ist so ausgebildet, daß sie die Stellspannung auf ein erstes Betriebsspannungssignal und/oder auf ein zweites Betriebsspannungssignal hin liefert. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Bremseinrichtung mit einer erfindungsgemäßen Steuerung (1, 13) sowie ein Hubwerk mit einer solchen Bremseinrichtung.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine elektrische Steuerung für eine Bremseinrichtung, insbesondere für eine Lastbremseinrichtung eines Hubwerks, zum Liefern einer Stellspannung an die Bremseinrichtung (Oberbegriff des Anspruchs 1).

[0002] Hubwerke, beispielsweise Kräne oder Förderanlagen, die beim Bewegen von Lasten Höhenunterschiede überwinden, sind für den industriellen Einsatz mit Lastbremseinrichtungen versehen. Diese Bremseinrichtungen sind meist als sogenannte Industriebremsen ausgeführt, bei denen federbelastete Reibungsbremsen vorgesehen sind. Die Bremswirkung wird über eine Bremsfeder und einen entsprechenden Mechanismus (Hebelgestänge, Bremsbacken, Bremskörper) erzielt. Solche Bremseinrichtungen weisen meist ein sogenanntes Lüftgerät auf, das beispielsweise elektrisch, elektromagnetisch, elektrohydraulisch oder elektropneumatisch funktioniert. Solche Lüftgeräte wirken gegen die Bremsfeder und lösen (lüften) die Bremse bei entsprechender Aktivierung einer Stellspannung, beispielsweise auf ein an eine Steuerung abgegebenes Spannungssignal hin.

[0003] Zur Sicherheit sind solche Bremseinrichtungen so eingerichtet, daß die Bremswirkung auf jeden Fall bei Ausfall der Steuerung oder einem Spannungsverlust (zum Beispiel bei einem Stromausfall) eintritt, so daß anhängende oder geförderte Lasten in ihrer augenblicklichen Lasthöhe verbleiben. Aus Sicherheitsgründen können auch mehrere Bremseinrichtungen vorgesehen werden, die dann an verschiedenen Schnittstellen (zum Beispiel an einer Antriebswelle einer Seiltrommel, an der Seiltrommel selbst oder am Hubseil) angreifen, um so zuverlässig zu verhindern, daß sich eine anhängende Last ungewollt absenkt.

[0004] Um solche Bremsen ohne Steuerung und damit ohne Aktivierung des Lüftgeräts zu lösen, sind meist an der Bremse selbst Stellelemente (Stellschrauben, Handpumpen, etc.) vorgesehen, über die sich die Bremswirkung manuell aufheben läßt. Da sich bei Kränen die Bremseinrichtungen selbst meist in großer Höhe befinden und manchmal auch schwer zugänglich sind, ist das manuelle Lösen der Bremseinrichtungen schwierig und erfordert zum Teil aufwendige Sicherungsmaßnahmen (Zugangswege, gesicherte Arbeitskanzeln) und meist auch besonders geschultes Personal, das in der Lage ist, in großen Höhen zu arbeiten. Es gibt aber auch Anwendungsbereiche, bei denen die Bremseinrichtungen aus anderen Gründen gar nicht oder nur extrem schwer zugänglich sind: so werden beispielsweise große Werkstücke wie Walzenrohlinge zur Wärmebehandlung glühend zum Abkühlen in Ölbäder eingetaucht. Beim Eintauchen steigen dabei heiße, giftige Dämpfe auf, die Arbeiten über diesem Bereich unmöglich machen. Auch die angeschlagenen Werkstücke selbst können so heiß sein, daß in der Nähe dieser Werkstücke, zum Beispiel im Bereich einer Laufkatze, in der die Bremseinrichtungen vorgesehen sind, nicht gearbeitet werden kann. Fällt bei so einer Anlage beim Absenken des glühenden Werkstücks in das Ölbad der Strom aus, so kann das glühende, nur teilweise ins Ölbad eingetauchte Werkstück, das Ölbad entzünden. So ein Brand kann nur verhindert werden, wenn auch bei einem Störfall (z.B. Stromausfall) das Werkstück zum Abkühlen unverzüglich ganz in das Bad abgesenkt werden kann. Dazu müßte dann die Bremseinrichtung manuell gelüftet (gelöst) werden, was aber aus den oben angegebenen Gründen möglicherweise gar nicht oder nur mit einem großen Risiko möglich wäre.

[0005] Ähnliche Szenarien ergeben sich beim Umschlag von Gießpfannen, die flüssige Metallschmelze enthalten. Auch hier werden bei einem Störfall die Lasten zwar ordnungsgemäß gesichert ein manuelles Entleeren oder Absenken der Gießpfannen ist aber unmöglich ist, da unmittelbar über der Gießpfanne mit Metallschmelze keine entsprechenden Tätigkeiten an den Bremseinrichtungen ausgeführt werden können.

[0006] Aus der DE 1 914 790 U und der DD 245 184 A1 sind Vorrichtungen bekannt, bei denen mit Hilfe von zusätzlichen Bremseinrichtungen bzw. zusätzlichen Stelleinrichtungen bei Stromausfall eine geregelte Lastabsenkung möglich ist.

[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, eine elektrische Steuerung für eine Bremseinrichtung bereitzustellen, die es ermöglicht, ohne manuelle Tätigkeiten und ohne Umrüstung eines vorhandenen Bremssystems an der Bremseinrichtung selbst eine Entlastung, sprich ein Lösen oder Lüften der Bremseinrichtung vorzunehmen.

[0008] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Anspruchs 1 gelöst. Die Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß die vorgesehene Steuerung so ausgebildet ist, daß sie die Stellspannung (zum Betätigen der Bremseinrichtung) auf ein erstes Betriebsspannungssignal hin und/oder auf ein zweites Betriebsspannungssignal hin liefert. In anderen Worten: Die Stellspannung zum Betätigen der Bremseinrichtung oder besser gesagt zum Betätigen des Lüftgeräts wird nicht nur auf das erste (reguläre) Betriebsspannungssignal an die Steuerung der Bremseinrichtung hin geliefert, sondern kann unabhängig davon ergänzend oder alternativ auf ein zweites Betriebsspannungssignal hin abgegeben werden. So ein zweites Betriebsspannungssignal kann beispielsweise aus einem zweiten unabhängigen Spannungsnetz geliefert werden, das auch bei Ausfall des ersten Spannungsnetzes in Betrieb bleibt und auf die Steuerung wirkt.

[0009] Nach Anspruch 2 ist dazu eine Hilfssteuerung vorgesehen, die das zweite Betriebsspannungssignal aktiviert (z.B. wenn das erste Betriebsspannungssignal ausfällt). So eine zusätzliche Hilfssteuerung verbessert die Bedienbarkeit des Systems. Die Hilfssteuerung stellt sicher, daß das zweite Betriebsspannungssignal auch bei ausgefallenem ersten Betriebsspannungssignal aktiviert werden kann.

[0010] Die Weiterbildungen gemäß der Ansprüche 3 bis 5 betreffen Ausführungen, bei denen das erste und das zweite Betriebsspannungssignal aus unterschiedlichen Spannungsnetzen gespeist werden. Beispielsweise kann bei Ausfall des Hauptspannungsnetzes, welches im normalen Betrieb das erste Betriebsspannungssignal speist, durch ein zweites unabhängiges Spannungsnetz, das beispielsweise auch über eine zentrale Notstromversorgung aufgebaut wird, ersetzt werden. Dieses speist dann wiederum das zweite Betriebsspannungssignal. Diese Ausführung stellt sicher, daß, auch wenn kein regulärer Betrieb möglich sein sollte, trotzdem ein Betriebsspannungssignal und damit eine Stellspannung an die Bremseinrichtung bzw. an das Lüftgerät zur Verfügung gestellt werden kann, über die ein (gegebenenfalls geregeltes) Lösen der Bremse möglich ist. Gemäß Anspruch 4 ist das erste Betriebsspannungssignal dabei ein Dreiphasendrehstromspannungssignal und das zweite Betriebsspannungssignal ein Wechselstromspannungssignal. Dabei wird das Dreiphasendrehstromspannungssignal insbesondere aus einem 380 bis 400 V-Drehstromnetz und das Wechselstromspannungssignal aus einem 220 bis 230 V Spannungsnetz geliefert. Diese Ausführung ermöglicht, daß bei Ausfall der Drehstromversorgung die Betätigung der Bremse auch über eine Drehstromversorgung, insbesondere über ein 220 bis 230 V Spannungsnetz aufrechterhalten wird (in anderen Ländern, z.B. in USA, sind 480 V Drehstromnetze und 120 V Wechselspannungsnetze üblich).

[0011] Die Ausführung nach Anspruch 5 vereinfacht die Steuerung dahingehend, daß die Stellspannung zur Betätigung der Bremseinrichtung als eine dem zweiten Betriebsspannungssignal entsprechende Spannung abgegeben wird. Diese Maßnahme gestattet den Einsatz einfach aufgebauter Bremseinrichtungen bzw. einfach aufgebauter Lüftgeräte in diesen Bremseinrichtungen, die nur für einen einzigen Stellspannungsbereich (beispielsweise für 220 V Wechselspannung) eingerichtet sein müssen.

[0012] Anspruch 6 betrifft eine Weiterbildung, bei der das zweite Betriebsspannungssignal und die Stellspannung über eine der Steuerung zugeordnete, netzunabhängige Stromversorgung erzeugt wird. Damit kann die Funktion der Steuerung und damit auch die der Bremseinrichtung völlig dezentral und unabhängig von Stromversorgungsnetzen - zumindest für einen bestimmten Zeitraum - sichergestellt werden.

[0013] Die Weiterbildungen gemäß der Ansprüche 7 bis 9 betreffen Ausführungen, bei denen das zweite Betriebsspannungssignal und die Stellspannung über eine Fernsteuereinheit aktivierbar sind. Diese Ausbildung ermöglicht es, daß auch bei unzugänglicher Steuerung - diese befindet sich meist nahe der eigentlichen Bremseinrichtung - die Aktivierung der Bremseinrichtung über das zweite Betriebsspannungssignal von einem entfernten Ort aus erfolgen kann. Über die Fernsteuereinheit kann dann, beispielsweise in Sichtkontakt zur Last, die Bremseinrichtung gelöst werden.

[0014] Gemäß Anspruch 8 ist die Fernsteuereinheit dabei für ein Wechselstromnetz, insbesondere ein 220 bis 230 V Wechselspannungsnetz ausgebildet. So ein Netz ist im Notfall einfacher aaufzubauen (beispielsweise über ein einfaches Wechselstromaggregat) als ein ausgefallenes Drehstromnetz. Auch die Fernsteuereinheit kann mit einer netzunabhängigen Spannungsversorgung (USV) versehen sein, so daß auch die Fernsteuerung der Bremseinrichtung völlig dezentral und netzunabhängig erfolgen kann (Anspruch 9). Die Regelung der Stellspannung über einen Frequenzumrichter erlaubt eine einfache und genaue Ansteuerung des Lüftgeräts (Anspruch 10). Um eine sanfte, gebremste Lastabsenkung zu realisieren, ist die Stellspannung gemäß Anspruch 11 über eine Modulation des zweiten Betriebsspannungssignals stufenlos einstellbar. Bei dieser Ausführung kann die Stellspannung (Spannungspegel und Frequenz) so eingestellt werden, daß die anhängende Last knapp den Haftreibungswiderstand in der Bremseinrichtung überwindet und stark abgebremst, langsam abgesenkt wird. Weitere geringfügige Änderungen der Stellspannung über das zweite Betriebsspannungssignal erlauben eine genaue - manuelle oder auch automatische - Kontrolle des Absenkvorgangs.

[0015] Anspruch 12 betrifft eine Bremseinrichtung mit einer erfindungsgemäßen Steuerung und wenigstens einer Bremsanordnung, die ein elektromagnetisches, ein elektrohydraulisches Lüftgerät und/oder einen elektromagnetisch ansteuerbaren Fluidspeicher aufweist, die jeweils über die Steuerung aktivierbar sind. Bei dieser Ausführung können über eine einzige Steuerung mehrere Bremsanordnungen beziehungsweise deren Lüftgeräte aktiviert und gesteuert werden. Solche Bremseinrichtungen mit mehreren Bremsanordnungen sind insbesondere bei Lastkränen vorgesehen, bei denen beispielsweise eine Bremsanordnung (Betriebsbremse) an der Antriebswelle (Motorausgangswelle, die über ein Getriebe die Seiltrommel antreibt) angeordnet ist, weitere auf die Seiltrommel direkt wirkende Bremsanordnungen vorgesehen sind, und unter Umständen sogar weitere Bremsanordnungen vorhanden sind, die auf ein Tragseil selbst wirken (Sicherheitsbremse). Neben den elektromagnetischen oder elektrohydraulischen Lüftgeräten gibt es auch Bremsanordnungen, die über ein Druckfluid gelüftet werden. Bei solchen Bremseinrichtungen kann der zum Lüften erforderliche Fluiddruck (hydraulisch oder pneumatisch) über einen Druckspeicher aufgebracht werden, der über ein mittels der Steuerung ansprechbares Elektromagnetventil zum Lüften der Bremse mit der Bremseinrichtung verbunden werden kann.

[0016] Anspruch 13 betrifft ein Hubwerk, bei dem die Bremseinrichtung als Lastbremseinrichtung ausgebildet ist und Anspruch 14 ein Hubwerk, das insbesondere zum Heben und Senken von Hochtemperaturlasten ausgebildet ist. Solche Hubwerke sind besonders zur Handhabung von Gießpfannen bzw. von thermisch zu behandelnden Werkstücken (Glüh-, Härtebehandlungen) geeignet.

[0017] Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung werden anschließend anhand der schematischen Zeichnungen erläutert. Dabei zeigt:
Fig. 1
eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Steuerung, und
Fig. 2
eine schematische Darstellung einer weiteren erfindungsgemäßen Steuerung.


[0018] Fig. 1 zeigt eine Steuerung 1 für eine Krananlage, die über eine Kransteuerung 3 mit einem 400 V-Drehstromnetz 5 verbunden ist. Die Steuerung 1 ist weiterhin an ein 230 V-Wechselstromnetz 7 angeschlossen und über eine Verbindungsleitung 9 mit einem Lüftgerät 11 verbunden, welches an einer (nicht dargestellten) Bremse B1 angreift und diese bei Aktivierung über eine entsprechende Stellspannung (Spannungspegel und/oder Frequenz) lüftet. Das Lüftgerät 11 arbeitet beispielsweise elektrohydraulisch oder elektromechanisch und überwindet die Schließkraft einer auf die Bremse B1 wirkenden (nicht dargestellten) Bremsfeder. Im Normalbetrieb wird über die Kransteuerung 3 ein erstes Betriebsspannungssignal an die Steuerung 1 abgegeben, welches daraufhin eine entsprechende Stellspannung an das Lüftgerät 11 zu dessen Aktivierung abgibt. Bei Ausfall der Stromversorgung über das Drehstromnetz 5 entfällt das erste Betriebsspannungssignal und damit die Stromversorgung aus der Kransteuerung 3. Die Steuerung 1 liefert keine Stellspannung an das Lüftgerät 11 zu dessen Aktivierung. Die Bremse B1 ist geschlossen.

[0019] In diesem Fall kann über das Wechselstromnetz 7 ein zweites Betriebsspannungssignal an die Steuerung 1 geliefert werden, die dann auf dieses zweite Betriebsspannungssignal hin über die Verbindungsleitung 9 eine entsprechende Stellspannung zur Aktivierung des Lüftgeräts 11 liefern kann. Die Steuerung 1 kann dazu mit entsprechenden (in Fig. 1 nicht dargestellten) Bedienelementen versehen werden, mit denen das zweite Betriebsspannungssignal schaltbar ist. Diese Ausführung der vorliegenden Erfindung erlaubt die Aktivierung des Lüftgeräts 11 bei Wegfall der Hauptstromversorgung über das Drehstromnetz 5, in dem die erforderliche Stellspannung aus dem Wechselstromnetz 7, gespeist wird. Die Steuerung 1 kann so zum Lüftgerät 11 und damit zur Bremse B1 angeordnet werden, daß sie leicht zugänglich bedienbar ist. Das Wechselstromnetz 7 kann über einen nicht gezeigten Stromerzeuger aufgebaut werden.

[0020] In einer Abwandlung dieser Anordnung kann die Steuerung 1 auch über ein als Hilfssteuerung ausgebildetes Bediengerät 13 aktiviert werden, welches ebenfalls über das Wechselstromnetz 7 versorgt wird. Bediengerät 13 und Steuerung 1 sind zur Übertragung der Steuersignale entweder über eine Leitung 15 (gestrichelte Linie) oder drahtlos (schematische Wellen 15a) miteinander gekoppelt. Die Signalübertragung kann dabei elektrisch, optisch, über Funk, per Infrarot oder auf andere geeignete Weise erfolgen. Bei dieser Ausführung kann die Steuerung 1 selbst nahe dem Lüftgerät 11 und damit dicht an der Bremse B1 angeordnet werden und das Lüftgerät 11 kann über das entfernt angeordnetes Bediengerät 13 betätigt werden und aus dem Wechselstromnetz 7 gespeist werden. Das Bediengerät 13 kann dabei ortsfest oder ortsbeweglich, für das Flurpersonal im Arbeitsbereich der die Bremse B1 enthaltenden Anlage angeordnet sein. Ist die Bremse B1 und das zugehörige Lüftgerät 11 beispielsweise an einer Krananordnung oder einem Hubwerk angeordnet, so kann das Bediengerät 13 in einem Bereich betätigt werden, der Sichtkontakt zu einer am Kran hängenden Last erlaubt. Die Last wird unabhängig vom Drehstromnetz 5 über das davon unabhängige Wechselstromnetz 7 und mit Hilfe des Bediengeräts 13 unter Verwendung der Steuerung 1 kontrolliert abgesenkt, ohne daß die Bremse B1 manuell gelöst werden muß.

[0021] Fig. 2 zeigt im Prinzip den gleichen Aufbau der in Fig. 1 dargestellten Anordnung mit erweiterten Funktionen und weiteren in der Steuerung 1 bzw. im Bediengerät 13 vorgesehenen Komponenten.

[0022] Die hier schematisch dargestellte Anordnung kann mehrere Komponenten 11, 11' und 21, 21' ansteuern. So sind an Hubwerken für Krananlagen neben mehreren Betriebsbremsen B1, B1', die über die Lüftgeräte 11 und 11' zu betätigen sind, zusätzliche Sicherheitsbremsen S1, S1' vorgesehen, die beispielsweise pneumatisch oder hydraulisch zu betätigen (zu lösen) sind.

[0023] Dazu ist im Normalbetriebsfall ein Hydraulikmotor 17 vorgesehen, der über die Kransteuerung 3 (und das Drehstromnetz 5) aktiviert wird und diese Sicherheitsbremsen S1, S2 im Normalbetrieb geöffnet hält, indem der Hydraulikmotor 17 in Hydraulikzylindern über die Hydraulikleitungen 19 einen Druck aufbaut, der die Bremsfedern der Bremsen S1 und S1' überwindet. Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird der Hydraulikmotor 17 direkt über die Kransteuerung 3 angesteuert.

[0024] Die Lüftgeräte 11 und 11' der Betriebsbremsen B1 und B1' werden hier über die Kransteuerung 3 und ein in der Steuerung 1 vorgesehenes Schaltrelais 23 angesteuert, welches über den Frequenzumrichter 25 die entsprechenden Stellspannungen über die Leitungen 9 und 9' an die Lüftgeräte 11 und 11' bzw. an die Betriebsbremsen B1 und B1' liefert. Das Schaltrelais 23 erlaubt dabei eine Umsetzung des (ersten) Drehstrom-Betriebsspannungssignals in ein entsprechendes Wechselstromsignal, das die notwendige Stellspannung zur Betätigung der Lüftgeräte 11 und 11' bewirkt. Die Lüftgeräte 11, 11' werden über die Kransteuerung 3 und die Steuerung 1 dem Betriebszustand der Krananlage entsprechend betätigt.

[0025] Auch bei dieser Anordnung schließen alle Bremsen S1, S1' und B1, B1' bei Wegfall der Drehstromspannungsversorgung oder auch bei Ausfall oder Störung der Kransteuerung 3. Um dennoch die Bremsen S1, S1' und B1, B1' lösen zu können, sind auch hier die Steuerung 1 und das Bediengerät 13 jeweils mit dem Wechselstromnetz 7 verbunden.

[0026] Um jedoch auch bei Wegfall dieser Spannungsversorgung, dem Wechselstromnetz 7, die Bremsen S1, S1' und B1, B1' betätigen zu können, weisen die Steuerung 1 und das Bediengerät 13 jeweils eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) 27 und 29 auf. In der Steuerung 1 versorgt die USV 27 den Frequenzumrichter 25 mit der notwendigen Leistungsenergie um die Lüftgeräte 11 und 11' bzw. die Stellventile 21 und 21' zu betätigen. Darüber hinaus ist die USV 27 über ein Netzgerät 31 mit dem steuerungsseitigen Signalwandler 33 verbunden, der ggf. als Funkmodul ausgebildet sein kann.

[0027] Im Bediengerät 13 versorgt die USV 29 den Signalwandler 35, der ebenfalls als Funkmodul ausgebildet sein kann und im dargestellten Ausführungsbeispiel über ein 2,4 GHz Funknetz mit dem Funkmodul 33 in der Steuerung 1 kommunizieren kann. USV 27 und 29 sind dabei so ausgelegt, daß sie beispielsweise über einen Zeitraum von ein bis zwei Stunden eine Ansteuerung der Lüftgeräte 11, 11' bzw. der Stellventile 21, 21' erlauben.

[0028] Zur Steuerung und Kontrolle ist am Bediengerät ein Schlüsselschalter 37 vorgesehen, über den das Bediengerät 13 eingeschaltet werden kann. Ein Taster 39 dient zur Aktivierung des Signalwandlers 35 und ein Drehschalter 41 dazu, das ausgehende Stellsignal stufenlos bzw. in kleinen Stellschritten einzustellen. Eine Kontrolleuchte 43 zeigt die Aktivierung der Steuerung 1 an. Weitere, nicht dargestellte Leuchtmelder können vorgesehen sein, um das Spannungsniveau der USV 29 bzw. die vorhandene Signalverbindung zum Signalwandler 33 in der Steuerung 1 anzuzeigen.

[0029] An der Steuerung 1 ist ebenfalls eine Kontrolleuchte 45 vorgesehen, die deren Aktivierung anzeigt.

[0030] Die Betätigung der Bremsen S1, S1', B1, B1' bei Wegfall der Drehstromversorgung läuft folgendermaßen ab:

[0031] Das Bediengerät 13 wird über den Schlüsselschalter 37 freigeschaltet und den Taster 39 aktiviert. Das über die Leitung 15 oder auf andere Weise aus dem Signalwandler 35 an den Signalwandler 33 in der Steuerung 1 übertragene Signal aktiviert die Steuerung 1 und veranlaßt entsprechende Stellsignale (hier aus dem Frequenzumrichter 25) an die Stellventile 21 und 21', die die Versorgung aus einem Fluidspeicher 45 öffnen, so daß die Sicherheitsbremsen S1 und S1' mit Druck beaufschlagt und geöffnet werden. Die Kontrolleuchten 43 und 45 zeigen die Aktivierung des Systems an.

[0032] Über den Drehschalter wird ein weiteres analoges Stellsignal aus dem Signalwandler 35 an den Signalwandler 33 übermittelt, der wiederum ein entsprechendes Spannungssignal an den Frequenzumrichter 25 abgibt, der dann eine entsprechende Stellspannung an die Lüftgeräte 11 und 11' liefert. Die Stellspannung wird dabei solange verändert, bis die Bremskraft in den Bremsen B1, B1' soweit reduziert ist, daß die Last oder die Lasten anfangen, sich abzusenken. Die Bremsen B1, B1' "rutschen durch". Über den Drehschalter 41 kann dieser Lüftvorgang genau geregelt werden.

[0033] Die Stromversorgung erfolgt dabei über das Wechselstromnetz 7 oder - wenn dieses ebenfalls ausgefallen ist - über einen begrenzten Zeitraum über die USV 29 im Bediengerät 13 bzw. die USV 27 in der Steuerung 1.

[0034] Die oben dargestellte Steuerung ist insbesondere für Hubwerke und Krananlagen geeignet, bei denen auch im Störungsfall - also bei Wegfall der Stromversorgung - Lasten geregelt abgesenkt werden müssen. Dies ist beispielsweise bei Hubanlagen in Härtereien, bei denen große, schwere und sehr heiße Werkstücke zur Wärmebehandlung in Kühlbäder abgesenkt werden müssen, oder bei Gießanlagen, bei denen Gießpfannen mit flüssiger Metallschmelze umgeschlagen werden.

[0035] Die Steuerung kann durch Verwendung entsprechender Transformatorenbauteile - auch schaltbar - für andere Spannungsnetze einsetzbar sein (z.B. USA: 480 V Drehstromnetz, 120 V Wechselstromnetz).

[0036] Weitere Variationen und Abwandlungen der vorliegenden Erfindung ergeben sich für den Fachmann im Rahmen der anhängenden Ansprüche.


Ansprüche

1. Elektrische Steuerung (1, 13) für eine Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1') eines Hubwerks, zum Liefern einer Stellspannung an die Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1'),
wobei die Steuerung (1, 13) so ausgebildet ist, daß sie eine Stellspannung zum Lüften oder Lösen der Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1') auf ein erstes Betriebsspannungssignal und/oder auf ein zweites Betriebsspannungssignal hin liefert.
 
2. Steuerung (1, 13) nach Anspruch 1, bei welcher das zweite Betriebsspannungssignal über eine Hilfssteuerung (13) aktivierbar ist.
 
3. Steuerung (1, 13) nach Anspruch 1 oder 2, bei welcher das erste und das zweite Betriebsspannungssignal, jeweils aus unterschiedlichen Spannungsnetzen (5, 7) gespeist werden.
 
4. Steuerung (1, 13) nach Anspruch 3, bei welcher das erste Betriebsspannungssignal ein Dreiphasendrehstrom-Spannungssignal ist, insbesondere aus einem 380 bis 480 V Spannungsnetz (5), und das zweite Betriebsspannungssignal ein Wechselstrom-Spannungssignal, insbesondere aus einem 120 bis 230 V Spannungsnetz (7).
 
5. Steuerung (1, 13) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei welcher die Stellspannung als eine dem zweiten Betriebsspannungssignal entsprechende Spannung, insbesondere als 120 bis 230 V Wechselspannung ausgebildet ist.
 
6. Steuerung (1, 13) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die zum Erzeugen des zweiten Betriebsspannungssignals und der Stellspannung eine netzunabhängige Stromversorgung aufweist.
 
7. Steuerung (1, 13) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, welche eine Fernsteuereinheit (13) aufweist, die zur Aktivierung des zweiten Betriebsspannungssignals der Stellspannung ausgebildet ist.
 
8. Steuerung (1, 13) nach Anspruch 7, bei welcher die Fernsteuereinheit (13) zum Anschluß an ein Wechselstromnetz (7), insbesondere an ein 220 bis 230 V Wechselspannungsnetz ausgebildet ist.
 
9. Steuerung (1, 13) nach Anspruch 7 oder 8, bei welcher die Fernsteuereinheit (13) eine netzunabhängige Spannungsversorgung (35) aufweist.
 
10. Steuerung (1, 13) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welcher die Stellspannung über einen Frequenzumrichter (25) regelbar abgegeben wird.
 
11. Steuerung (1, 13) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei welcher das Stellspannungssignal über eine Modulation des zweiten Betriebsspannungssignals stufenlos einstellbar ist.
 
12. Bremseinrichtung mit einer Steuerung (1, 13) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, und wenigstens einer Bremsanordnung Bremseinrichtung (S1, S1'; B1, B1'), die ein über die Steuerung aktivierbares elektromagnetisches, ein elektrohydraulisches Lüftgerät (11, 11') und/oder einen elektromagnetisch ansteuerbaren Fluidspeicher (45) aufweist.
 
13. Hubwerk mit einer Bremseinrichtung nach Anspruch 12, die als Lastbremseinrichtung ausgebildet ist.
 
14. Hubwerk nach Anspruch 13, das zum Heben und Senken von Hochtemperaturlasten ausgebildet ist, insbesondere für Gießpfannen und thermisch zu behandelnde Werkstücke.
 




Zeichnung










Recherchenbericht










Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente