[0001] Die Erfindung betrifft Schmitzringe zum Einsatz auf/an Walzen in Druckmaschinen,
ein Verfahren zum Betrieb einer Druckmaschine mit Schmitzringen sowie ein Verfahren
zur Verminderung des Verschleißes von Schmitzringen.
[0002] In konventionellen rotativ arbeitenden Druckmaschinen werden zur Erhöhung der Druckqualität
und der Konstanz der Druckes häufig sogenannte Schmitzringe eingesetzt. Diese Schmitzringe
dienen hierbei als die eigentlichen Laufflächen und insbesondere als definierte Abstandshalter
von benachbarten auf einander abrollenden Druckwalzen zueinander, indem die Schmitzringe
einander benachbarter Druckwalzen aufeinander abrollen.
[0003] Hierdurch werden die eigentlichen Druckwalzen weniger belastet, da die Anpresskräfte
im Wesentlichen auf die Schmitzringe wirken. Um den hohen mechanischen Belastungen
standzuhalten werden dabei für die Schmitzringe hochfeste und harte Stähle verwendet
und die Oberflächen der Schmitzringe insbesondere deren Laufflächen teilweise zusätzlich
gehärtet.
[0004] Im Betrieb muss zusätzlich eine Schmierung der Laufflächen erfolgen, da ansonsten
aufgrund der Rollreibung und der stets vorkommenden Verschmutzung aufgrund von Staub,
Druckfarbe etc. ein unzulässiger Verschleiß und eine nur geringe Lebensdauer der Schmitzringe
die Folge wäre.
[0005] Es zeigt sich jedoch, dass auch mit speziellen Schmiermitteln sich ein Verschleiß
der Schmitzringe nach kurzer Zeit einstellt, der sich z.B. in Abrieb, Riefen und Rostabrieb
zeigt, was zu verschlechterten Rolleigenschaften und damit auch zu einem verschlechterten
Druckbild führt. Eine weitere Quelle für den Verschleiß der Schmitzringe stellt die
Elektrokorrosion dar, wobei aufgrund von unterschiedlichen Materialien von auf einander
abrollenden Schmitzringen ein elektrischer Strom zwischen den Materialien in der Kontaktzone
fließt, wodurch beispielsweise ein sich in dieser Zone befindlicher Farbspritzer oder
eine ähnliche Verschmutzung elektrochemisch aufgespaltet werden kann.
[0006] Hierdurch können reaktive Beiprodukte entstehen, welche wiederum das Material der
Schmitzringe angreift und über einen gewissen Zeitraum schädigt. Es sind daher spezielle
Schmiermittel erforderlich, welche eine hohe chemische Beständigkeit und Reaktionsträgheit
besitzen sowie elektrisch isolierend wirken, um dieser Gefahr wirkungsvoll entgegen
zu wirken. Darüber hinaus besteht zusätzlich die Gefahr einer Verschmutzung der Druckmaschine
oder der Druckwalzen oder des Bedruckstoffes durch die Schmiermittel, die zudem mit
Abrieb oder Rost beladen sind, oder durch den Abrieb selbst. Darüber hinaus sind die
Oberflächen konventioneller Schmitzringe gegen weitere chemische Einflüsse nicht inert,
so dass diese beispielsweise durch den Einfluss von Reinigungsmitteln oder Ozon, wie
er von Trocknungseinrichtungen teilweise erzeugt wird, ebenfalls beschädigt werden
können.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Schmitzring und Verfahren zur Reduzierung des
Verschleißes von Schmitzringen sowie ein Verfahren zum Betrieb von Druckmaschinen
bereit zu stellen, durch die es möglich ist, die Lebensdauer der Schmitzringe zu erhöhen,
deren Rollreibung zueinander zu vermindern, so dass der Einsatz von Schmiermitteln
verringert werden kann oder auf ein zusätzliches Schmiermittel verzichtet werden kann
und die Schmitzringe gegen chemische Einflüsse zu schützen. Weiterhin ist es Aufgabe,
das Druckbild bei Druckmaschinen über einen langen Zeitraum optimal zu halten.
[0008] Gelöst wird die Aufgabe dadurch, dass bei erfindungsgemäßen Schmitzringen die Oberfläche
des Schmitzringes, insbesondere die als Lauffläche dienende Mantelfläche mit einer
Schutzschicht, insbesondere einer Hartschicht, versehen ist. Verfahrensgemäß wird
die Aufgabe dadurch gelöst, dass ein Schmitzring, bevorzugt Paare von Schmitzringen,
die später, insbesondere im normalen Betrieb aufeinander abrollen, zumindest auf der
Abroll-/Mantelfläche mit einer verschleißreduzierenden Schutzschicht versehen wird/werden,
insbesondere mit einer zumindest diamantähnlichen Schicht.
[0009] Durch das Aufbringen einer separaten Schicht auf einem Schmitzring besteht die Möglichkeit,
diese separate Schicht hinsichtlich ihrer Eigenschaften optimal auszuwählen und an
die Anforderungen anzupassen. Im Stand der Technik hingegen war es nur möglich, das
Material des Schmitzringes selbst nachträglich zu optimieren, z.B. durch Härtungsprozesse.
Dementsprechend war die Optimierung immer beschränkt auf die Eigenschaften, die mit
dem Schmitzringmaterial selbst erzielbar waren.
[0010] Gemäß der Erfindung kann bevorzugt ein Material gewählt werden, welches eine höhere
Härte aufweist, als das übrige Material des Schmitzringes, wodurch der Verschleiß
deutlich reduziert werden kann. Auch kann es vorgesehen sein, ein Material zu wählen,
welches chemisch inert und/oder elektrisch isolierend ist. So können lokale Zersetzungsprozesse,
z.B. durch Kontaktpotentiale vermieden werden. Bevorzugt wird ein Material gewählt,
welches alle Eigenschaften gleichzeitig vereint, z.B. kann eine diamantähnliche Schicht
oder sogar Diamant, insbesondere künstlicher Industriediamant verwendet werden, z.B.
dadurch, dass ein solches Material aufgewachsen wird auf die Lauffläche eines Schmitzringes.
[0011] Diamantähnliche Schichten haben eine Reihe von herausragenden Eigenschaften. Trotz
ihres graphitähnlichen inneren Aufbaus besitzen sie diamantähnliche Eigenschaften
z.B. dadurch, dass bei der Abscheidung der Schichten, welche beispielsweise mittels
eines CVD-Verfahrens (Chemical Vapor Deposition) erfolgt, der am Prozess beteiligte
Kohlenstoff auf der Oberfläche des zu beschichtenden Bauteils lokal zumindest teilweise
in einer Diamantstruktur abgeschieden wird.
[0012] Die so entstehende Beschichtung umfasst daher zumindest in Teilbereichen polykristallinen
und/oder amorphen Diamant. Es entsteht weiterhin ein Übergitter welches über einen
makroskopischen Bereich betrachtet zumindest teilweise einen graphhitähnlichen Aufbau
aufweist. Solche Schichten werden allgemein als diamantähnliche Schichten bezeichnet;
abgekürzt DLC (Diamant Like Coating).
[0013] Ihre mechanischen, chemischen, thermischen, elektrischen und optischen Eigenschaften
sind dabei den reinen Diamantschichten teilweise sehr ähnlich. DLC Schichten weisen
daher eine Mikrohärte von etwa 1500 bis 3000 kp/mm
2 auf und sind damit wesentlich härter als hochgehärtete Stähle, haben zudem einen
sehr geringen Reibungskoeffizienten von etwa 0,1 bezogen auf Stahl beziehungsweise
weniger als 0,02 bezogen auf eine andere DLC Schicht, und weisen je nach Ausführung
der DLC Schicht Antihafteigenschaften auf, welche denen von PTFE ähneln.
[0014] Darüber hinaus sind solche DLC Schichten chemisch beständig gegenüber einer Vielzahl
von aggressiven Medien wie Säuren, Laugen, Lösungsmitteln etc. und schützen so beispielsweise
einen mit DLC überzogenen Schmitzring wirkungsvoll gegen Korrosion.
[0015] Erfindungsgemäß kann es daher in einer bevorzugten Ausführung vorgesehen sein, dass
die Schmitzringe mit einer DLC Schicht mit einer Dicke zwischen 0,5µm und 5µm, bevorzugt
mit einer Schichtdicke zwischen 1µm und 3µm überzogen werden, insbesondere da sich
zeigt, dass DLC Schichten bei diesen Schichtdicken zum einen bereits eine hohe Schutzwirkung
besitzen und zum anderen noch flexibel genug sind um den dynamischen Verformungen
der Schmitzringe zu folgen, wie sie beim Abrollen während des Betriebes des Druckwalzen
entstehen.
[0016] In einer ersten Ausführung zur Reduzierung des Verschleißes von Schmitzringen kann
es vorgesehen sein, dass die Schmitzringe in gewohnter Weise gefertigt und auf den
entsprechenden Walzen montiert werden. Der Montage schließt sich gegebenenfalls noch
eine Nachbearbeitung der gesamten Druckwalze an, wie beispielsweise Auswuchten, Überdrehen,
Schleifen oder Polieren, etc. Insbesondere ein Schleifen und / oder Polieren der montierten
Schmitzringe ist zweckmäßig, um so optimale Rundlaufeigenschaften und Laufruhe der
entsprechenden Druckwalze zu gewährleisten.
[0017] Die so fertig gestellte Druckwalze kann nun in einem nachfolgenden Schritt gereinigt
werden, insbesondere können die Mantelflächen der Schmitzringe gereinigt werden, um
eine bestmögliche Haftung der in einem nachfolgenden Schritt aufgebrachten Schicht,
insbesondere DLC Schicht, zu gewährleisten.
[0018] Der Reinigungsvorgang selbst kann in bekannter Weise erfolgen z.B. mittels Lösungsmitteln,
Trockeneis, Ultraschallbäder oder Ähnlichem.
[0019] In einem nachfolgenden Schritt können auf der Druckwalze Bereiche, welche nicht mit
einer Schicht, insbesondere DLC Schicht versehen werden sollen, abgedeckt werden beispielsweise
mittels eines Lackes, einer entsprechend geformten Abdeckhaube oder mittels einer
Metallfolie.
[0020] Das Aufbringen der Schicht, z.B. der DLC Schicht insbesondere auf die Mantelfläche
der Schmitzringe kann in einem nachgeschalteten Schritt beispielsweise mittels eines
CVD Verfahrens in einem Vakuum erfolgen.
[0021] Das CVD-Verfahren ist ein plasmaunterstütztes chemisches Abscheidungsverfahren aus
der Gasphase, bei welchem die Schicht aus einem Edelgas-Methan-Plasma direkt auf die
zu beschichtende Oberfläche abgeschieden wird. Die Arbeitstemperaturen können hierbei
im Bereich von 100°C bis 800°C liegen, wobei für die Beschichtung der Walzen bevorzugterweise
ein niedriger Temperaturbereich im Bereich von 100°C bis 200°C gewählt wird, um eine
thermische Beeinflussung der Druckwalze zu minimieren. Die so mit einer Schicht, insbesondere
DLC Schicht auf den Schmitzringen versehenen Druckwalzen können dann innerhalb eines
Druckwerkes ohne zusätzliche Schmierung verwendet werden.
[0022] Da in erster Linie die Laufflächen der Schmitzringe beschichtet werden sollen ist
es in einer anderen alternativen erfindungsgemäßen Ausführung vorgesehen, die Schmitzringe
in einem ersten Schritt, z.B. mittels Passstiften, in einer eindeutigen Lage an die
Druckwalzen anzupassen und zu montieren.
[0023] In einem nachfolgen Schritt können die Schmitzringe noch bearbeitet werden, z.B.
überdreht und / oder geschliffen und /oder poliert werden, um so optimale Rundlaufeigenschaften
der gesamten Druckwalze zu erreichen. In einem nachfolgenden Schritt können dann die
Schmitzringe wieder von den Druckwalzen entfernt werden, so dass sie separat für die
Beschichtung vorbereitet werden können, z.B. indem sie mit einer oder mehreren der
oben genannten Verfahren für die nachfolgende Beschichtung gereinigt werden.
[0024] Vorteilhaft hierbei ist, dass lediglich eine kleinere Vakuumkammer zur Beschichtung
erforderlich ist, diese mit mehreren Schmitzringkörpern gleichzeitig bestückt werden
kann und damit die Beschichtung entsprechend preisgünstiger wird. Die so beschichteten
Schmitzringe werden anschließend wieder an die Druckwalzen an ihre zuvor bestimmte
Position und in ihre zuvor bestimmte Lage montiert.
1. Schmitzring zum Einsatz auf/an Walzen in Druckmaschinen, wobei die als Lauffläche
dienende Mantelfläche mit einer Schutzschicht versehen ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht als chemisch inerte und elektrisch isolierende, diamantähnliche
Schicht ausgebildet ist.
2. Schmitzring nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht eine höhere Härte aufweist, als das übrige Material des Schmitzrings.
3. Schmitzring nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht eine Dicke von 0,5 bis 5 Mikrometer, bevorzugt 1 bis 3 Mikrometer
aufweist.
4. Schmitzring nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht derart ausgebildet ist, dass aufeinander abrollende Schmitzringe
mit derselben Beschichtung zueinander einen Rollreibwiderstand im Bereich von 0,01
bis 0,05 aufweisen.
5. Schmitzring nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schutzschicht eine Oberflächenspannung im Bereich von 14 mN/m bis 24 mN/m aufweist.
6. Schmitzring nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er im Betrieb beim Abrollen auf einem anderen Schmitzring, insbesondere mit derselben
Beschichtung, ohne zusätzliche Schmierung einsetzbar ist.
7. Verfahren zur Verminderung des Verschleißes von Schmitzringen, dadurch gekennzeichnet, dass ein Schmitzring, bevorzugt Paare von Schmitzringen, die im Betrieb aufeinander abrollen,
zumindest auf der Abroll-/Mantelfläche mit einer chemisch inerten, elektrisch isolierenden
verschleißreduzierenden diamantähnlichen Schutzschicht versehen wird/werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmitzringe nach einer Montage auf/an den Druckwalzen beschichtet werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmitzringe nach der Montage und vor einer Beschichtung bearbeitet werden, insbesondere
mittels Drehen, Schleifen, Polieren und/oder Reinigen.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass nicht zu beschichtende Bereiche der gesamten montierten Anordnung von Druckwalze
und Schmitzringen abgedeckt werden, insbesondere mit einem Schutzlack.
11. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmitzringe zunächst in Ihrer späteren Arbeitsposition an der Druckwalze montiert
und bearbeitet werden, insbesondere mittels Drehen, Schleifen, Polieren und/oder Reinigen,
anschließend die Schmitzringen wieder von den Druckwalzen entfernt und beschichtet
und nach der Beschichtung in Ihre definierte Arbeitsposition zurückmontiert werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzielung einer definierten Arbeitsposition die Schmitzringe mittels Justagehilfsmitteln,
insbesondere Passerstiften an den Druckwalzen montiert werden.
13. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die Laufflächen der Schmitzringe mittels eines CVD-Prozesses im Vakuum
beschichtet werden.
14. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schmitzringe im Betrieb ohne ein zusätzliches Schmiermittel aufeinander abrollen.