[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einbringen von anorganischen Festkörpern
in heiße, flüssige Schmelzen.
[0002] Als heiße, flüssige Schmelzen werden hier metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken
angesehen, welche sich z.B. in einem Ofen befinden.
[0003] In der Metallurgie müssen in den diversen Verarbeitungsstufen oftmals Zuschlagstoffe
zu den heißen, flüssigen Metallen bzw. Schlacken gegeben werden. Dieses betrifft sowohl
die Eisen- und Stahlindustrie, als auch die Nichteisen-Metallurgie. Zuschlagstoffe
werden z.B. in folgenden metallurgischen Prozessen eingesetzt:
- Primärmetallurgie: Produkte zur Verflüssigung der Schlackenbildner während der Einschmelzphase
und Zuschlagstoffe für die Hochofenindustrie zwecks Verlängerung der Haltbarkeit der
feuerfesten Auskleidung des Hochofengestells
- Sekundärmetallurgie: Zuschlagstoffe zu den TOP-Schlacken von Schmelzen, um die metallurgische
Eigenschaften der Schmelzen auf die gewünschten Werte einzustellen. Dabei können Zuschlagstoffe
eingesetzt werden, die auf chemischem Wege die Eigenschaften sowohl der flüssigen
Metalle und flüssigen Schlacken direkt beeinflussen, als auch Zuschlagstoffe, die
auf physikalischem Wege die Konsistenz der jeweiligen Reaktionspartner beeinflussen.
In der Regel wird bei der physikalischen Beeinflussung eine Schmelzpunkterniedrigung
der Schlacken verfolgt, um die metallurgische Reaktionskinetik der Systeme dahingehend
zu beeinflussen, die Reaktion überhaupt erst zu ermöglichen und obendrein noch zu
beschleunigen.
- Tertiärmetallurgie: In dieser Endphase der metallurgischen Produktionsstufen wird
versucht, an der zuletzt möglichen Stelle unmittelbar vor dem Gießprozeß durch Zugabe
von metallurgisch wirksamen Substanzen sowohl auf chemischem Wege die Eigenschaften
der Endprodukte einzustellen, als auch auf physikalischem Wege durch Zugabe von exogenen
Keimen das Erstarrungsgefüge der jeweiligen zu vergießenden Metalle physikalisch zu
beeinflussen.
[0004] Um die in Zuschlagstoffe in den jeweiligen Verarbeitungsstufen in die heißen, flüssigen
Schmelzen (Metalle, bzw. Schlacken) einbringen zu können, bedient man sich u.a. der
folgenden bekannten Technologien :
- Zugabe der normalen, grobkörnigen Zuschlagstoffe aus diversen, meist vollautomatischen
Wiege- und Bunkersystemen, über einfache Transportrutschen und Trichtersysteme.
- Zugabe von Zuschlagstoffen in sackartigen Verpackungsformen, z.B. Säcke oder Big Bags,
entweder per Hand oder mittels Krananlagen.
- Zugabe der Zuschlagstoffe mittels Fülldrähten. Dabei enthalten die Hohlräume der Fülldrähte
(oftmals bestehend aus einem metallischen Legierungsmittel) den/die jeweiligen Zuschlagstoff(e).
- Zugabe der Zuschlagstoffe mittels Injektionsanlagen. Diese bestehen in der Regel aus
einem Wiege- und Bunkersystem mit einem nachgeschalteten Gasüberdruckeinblassystem.
Gasüberdrucksysteme sind maschinentechnisch den jeweiligen Anforderungen der Einsatzziele
(z.B. Hoch- oder Niederdruckanlage) angepasst. Als Fördergase können je nach Bedarf
Pressluft, Stickstoff oder sonstige Gase zum Einsatz gelangen. Sollen Zuschlagstoffe
ohne direkten Flüssigkeitskontakt in den Ofen (z.B. Hochofen) eingeblasen werden,
so kann über eine fest montierte Einblaslanze der feste Zuschlagstoff gegen den Ofendruck
in den Ofenraum eingegeben werden. Sollen zum Zwecke des Schlackeschäumens feste Zuschlagstoffe
in die Grenzschicht zwischen flüssigem Eisen und flüssiger Schlacke in den Ofen (z.B.
Elektroofen) einblasen werden, so ist der Einblasdruck den physikalischen Verhältnissen
des metallurgischen Systems anzupassen. Auch muss in diesem Fall die Injektionslanze
beweglich bleiben, um sich den jeweiligen Phasen des Schrott- Einschmelzprozesses
flexibel anpassen zu können.
[0005] Allen Systemen ist gemeinsam, dass die physikalische Konsistenz der Zuschlagstoffe
einen maßgeblichen Einfluß auf die Zugabetechnologie ausübt. Grobkörnige Produkte
fallen aufgrund ihres Eigengewichtes problemlos durch die aufsteigenden Prozessgase
in den Schmelzbereich. Produkte mittlerer Körnung werden durch die Auftriebskräfte
der Prozessgase bzw. der Absaugkräfte der Filteranlagen hingegen abgesaugt, bevor
sie ihre gewünschte Wirkung in den flüssigen Medien entwickeln können. Aus diesem
Grunde werden sie vorher in Säcke oder Big-Bags verpackt und dann als Ganzes dem System
zugefügt. Feinkörnige Zuschlagstoffe können auch durch eine vorherige Verpackung in
Big-Bags oder Säcken nicht davor geschützt werden, nach dem Abbrennen der Säcke doch
noch durch die Thermik bzw. Absaugkräfte den flüssigen Medien entzogen zu werden und
in ungewollter Weise in den Filteranlagen angehäuft zu werden.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu überwinden
und ein neues Verfahren aufzuzeigen, mit dem insbesondere feinteilige, anorganische
Zuschlagstoffe in metallurgische Schmelzsysteme eingebracht werden können.
[0007] Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren zum Einbringen von anorganischen Festkörpern
(= Zuschlagstoffe) in heiße, flüssige Schmelzen, wobei einem Kohlenwasserstoff enthaltenden
Kunststoff anorganische Festkörper zugegeben werden und das erhaltene Gemisch in die
heißen, flüssigen Schmelzen gegeben wird.
[0008] Bevorzugt werden die anorganischen Festkörper in feinkörniger Form zugegeben. Besonders
bevorzugt haben 90 % der anorganischen Festkörperteilchen Korngrößen von 0,01 µm bis
5 mm, ganz besonders bevorzugt von 0,1 µm bis 2 mm.
[0009] Bevorzugt liegt der Anteil der anorganischen Festkörper im Kunststoff bei 0,5 bis
90 Gew.-% besonders bevorzugt bei 2 bis 70 Gew.-% und ganz besonders bevorzugt bei
5 bis 50 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gemisch.
[0010] Bevorzugt werden als anorganische Festkörper (= Zuschlagstoff) Titan enthaltende
Stoffe und/oder Eisenoxid, Aluminiumoxid, Magnesiumoxid, Calciumoxid, Silikate oder
Schlackebildner enthaltende Stoffe einzeln oder als Mischung eingesetzt. Insbesondere
die Eisenoxid, Aluminiumoxid, Magnesiumoxid, Calciumoxid, Silikate oder Schlackebildner
enthaltende Stoffe können industrielle Rückstände sein. Ganz besonders bevorzugt enthält
der Zuschlagstoff synthetisches Titandioxid.
[0011] Bevorzugt enthält der Kunststoff neben Kohlenwasserstoffen auch noch das Element
Stickstoff. Aus wirtschaftlichen Gründen wird als Kunststoff bevorzugt Altkunststoff
eingesetzt.
[0012] Das Gemisch aus Kunststoff und Zuschlagstoff kann auf verschiedene Art und Weise
hergestellt werden:
- Der Kunststoff wird in fester Form (bevorzugt als Granulat, Matrizenagglomerat oder
Topfagglomerat) mit den anorganischen Festkörpern gemischt. Bevorzugt werden die anorganischen
Festkörper dem Kunststoff bei der Herstellung des Kunststoffgranulates zugegeben.
In der erhaltenen Mischung haftet der Zuschlagstoff auf der Kunststoffoberfläche.
Dieses Gemisch wird in die heißen, flüssigen Stoffe (metallurgische Schmelzen und
Schlacken) gegeben.
- Der Kunststoff wird in flüssiger (geschmolzener) Form mit den anorganischen Festkörpern
gemischt. Bevorzugt wird das Gemisch aus aufgeschmolzenem Kunststoff und anorganischen
Festkörpern (= Zuschlagstoff) abgekühlt, wobei sich das Gemisch verfestigt. Danach
kann das Kunststoff-Zuschlagstoff-Gemisch aufgemahlen oder geschreddert werden.
[0013] Wenn das Kunststoff-Zuschlagstoff-Gemisch in entsprechender Form (z.B. als Pulver
oder Granulat) vorliegt, kann das Einbringen des Gemisches in die heißen, flüssigen
Schmelzen bevorzugt durch Einblasen erfolgen. Das Kunststoff-Zuschlag-Gemisch kann
auch in stückiger Form eingesetzt werden. Dazu können aus dem Gemisch mittels Pressen
Formkörper der jeweils gewünschten Formgröße hergestellt werden.
[0014] Von Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist, dass sich der Zuschlagstoff durch
das Einbringen im Gemisch mit dem Kunststoff sehr gut dosieren und in verteilter Form
in die heißen, flüssigen Schmelzen einbringen lässt. Dies gilt insbesondere für staubförmige
Zuschlagstoffe. So können staubförmige, industrielle Reststoffe, die Eisenoxid, Aluminiumoxid,
Magnesiumoxid, Calciumoxid, Silikate oder Schlackebildner enthalten, einer industriellen
Verwertung zugeführt werden. Dabei werden diese Reststoffe bevorzugt mit synthetischem
Titandioxid und dann wie beschrieben mit dem Kunststoff gemischt.
[0015] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, dass der Kunststoff
nicht nur als Transportmedium für den Zuschlagstoff dient, sondern auch als Reduktionsmittel
und/oder Energieträger (ersetzt z.T. Schweröl oder Kohle) wirken kann. Für den Fall,
dass der Zuschlagstoff Titan, insbesondere synthetische Titanverbindungen, enthält,
trägt der Kunststoff in der heißen, flüssigen Schmelze zur erwünschten Bildung von
Titancarbiden und, falls das Element Stickstoff zugegen ist, Titannitriden und Titancarbonitriden
bei. Diese Verbindungen verbessern z.B. in Ofensystemen die Feuerfesteigenschaften
der Ofenwand.
1. Verfahren zum Einbringen von anorganischen Festkörpern in heiße, flüssige Schmelzen
(metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken), dadurch gekennzeichnet, dass ein Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
gegeben wird, wobei als anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) Titan enthaltende
Stoffe und/oder Aluminiumoxid, Magnesiumoxid, Calciumoxid oder Silikate enthaltende
Stoffe einzeln oder als Mischung eingesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Zuschlagstoff Titandioxid, bevorzugt synthetisches Titandioxid enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass 90 % des anorganischen Festkörpers Teilchen mit Korngrößen von 0,01 µm bis 5 mm,
bevorzugt von 0,1 µm bis 2 mm aufweisen.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff das Element Stickstoff enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Einbringen des Kunststoffs, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und
Kohlenwasserstoff enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen
und/oder Schlacken) durch Einblasen erfolgt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
in Form von Granulat oder Pulver eingebracht wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
in stückiger Form (z.B. als Formkörper) eingebracht wird.
8. Verwendung des Verfahrens gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7 zur Verbesserung
der Feuerfesteigenschaften der Ofenwand in metallurgischen Ofensystemen, dadurch gekennzeichnet, dass ein Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
gegeben wird, wobei als anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) Titan enthaltende
Stoffe eingesetzt werden
9. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Zuschlagstoff Titandioxid, bevorzugt synthetisches Titandioxid, einzeln oder
als Mischung enthält.
10. Verwendung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Kohlenwasserstoff enthaltende Kunststoff das Element Stickstoff enthält.
11. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass 90 % des anorganischen Festkörpers Teilchen mit Korngrößen von 0,01 µm bis 5 mm,
bevorzugt von 0,1 µm bis 2 mm aufweisen.
12. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil der Zuschlagstoffe im Kunststoff bei 0,5 bis 90 Gew.-%, bevorzugt bei
2 bis 70 Gew.-%, besonders bevorzugt bei 5 bis 50 Gew.-% liegt.
13. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Einbringen des Kunststoffs, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und
Kohlenwasserstoff enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen
und/oder Schlacken) durch Einblasen erfolgt.
14. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
in Form von Granulat oder Pulver eingebracht wird.
15. Verwendung gemäß einem oder mehreren der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Kunststoff, der anorganische Festkörper (= Zuschlagstoffe) und Kohlenwasserstoff
enthält, in die heißen, flüssigen Schmelzen (metallurgische Schmelzen und/oder Schlacken)
in stückiger Form (z.B. als Formkörper) eingebracht wird.