[0001] Die Erfindung betrifft einen Nähautomaten zum automatischen Vernähen eines ersten
Nähgutteils mit einem zweiten Nähgutteil.
[0002] Derartige Nähautomaten sind durch offenkundige Vorbenutzung bekannt. Beispiele derartiger
Nähautomaten sind diejenigen der Typen 2110/4, 2111/4, 2112/4 und 2211/4 der Beisler
GmbH, Hösbach. Derartige Nähautomaten sind ausgelegt zum Vernähen von verschiedenen
Typen von Nähgutteil-Paaren, wobei nicht nur die Nähgutteile innerhalb eines Nähgutteil-Paars
sich in ihrer Größe stark unterscheiden, sondern wobei auch bei unterschiedlichen
Nähgutteil-Paaren ganz unterschiedliche Größen von Nähgutteilen zum Einsatz kommen
können. Beispiele hierfür sind die Nähgutteil-Paare Taschenbeutel/Taschenbesetz und
Vorderhosenteil/Schlitzleiste. Die Nähgutteile unterscheiden sich insbesondere auch
in ihrem Gewicht, so dass sie unterschiedliche Anforderungen hinsichtlich ihres Transports
im Nähautomaten durch die beiden Transporteinheiten stellen. Diese unterschiedlichen
Anforderungen führen entweder zu einer unerwünschten Verringerung der Prozessgeschwindigkeit
oder zu einem hohen konstruktiven Aufwand der Transporteinheiten.
[0003] Ein gattungsgemäßer Nähautomat ist bekannt aus der
DE 90 02 008 U1. Aus der
DE 197 12 421 C1 ist ein Nähautomat bekannt, der zur Bewegung eines Nähguthalters zwei Schrittmotoren
aufweist.
[0004] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Nähautomaten der eingangs genannten
Art derart weiterzubilden, dass auch unterschiedliche Nähgutteil-Paare mit hoher Prozessgeschwindigkeit
und gleichzeitig guter Prozesssicherheit vernäht werden können.
[0005] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch einen Nähautomaten mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen.
[0006] Erfindungsgemäß wurde erkannt, dass der Einsatz eines Antriebsmotors, der zur definierten
Transportverlagerung einerseits mit der Nähgeschwindigkeit und andererseits mit der
Transportgeschwindigkeit in der Lage ist, zur Möglichkeit führt, den Nähautomaten
an die unterschiedlichen Anforderungen, die von verschiedenen Nähgutteil-Paaren an
den Transport gestellt werden, optimiert anzupassen. Hierdurch ist ein Vernähen von
Nähgutteilen mit hoher Prozessgeschwindigkeit und gleichzeitig hoher Prozesssicherheit
möglich. Bei den bekannten Nähautomaten war die Transportverlagerung einerseits in
der Nähgeschwindigkeit und andererseits in der Transportgeschwindigkeit immer zwei
getrennten Antrieben vorbehalten, was einen entsprechend erhöhten Antriebsaufwand
mit sich brachte. Anstelle zweier getrennter Antriebe verwendet die Erfindung nun
einen Antrieb, der zur Verlagerung sowohl in der Nähgeschwindigkeit als auch in der
Transportgeschwindigkeit in der Lage ist.
[0007] Ein Schrittmotor nach Anspruch 2 erlaubt eine definierte Antriebsverlagerung. Über
die Anzahl der Schritte lässt sich genau die jeweilige Position der verlagerten Transporteinheit
bzw. Transport-Untereinheit verfolgen, so dass, falls dies gewünscht ist, auf eine
Zwischeninitialisierung der Position der Transporteinheit bzw. Transport-Untereinheit
verzichtet werden kann.
[0008] Ein gemeinsamer Träger nach Anspruch 3 verringert den baulichen Aufwand des Nähautomaten.
Die Transport-Untereinheit und die zweite Transporteinheit können dann mit ein und
demselben Antrieb verlagert werden.
[0009] Ein Zahnriemen nach Anspruch 4 führt zu einem robusten und sicheren Antrieb.
[0010] Ansteuerbare Hubstempel nach Anspruch 5 haben sich zur schonenden und gleichzeitig
sicheren Verlagerung der Nähgutteile als besonders geeignet herausgestellt.
[0011] Hubstempel-Anzahlen nach den Ansprüchen 6 und 7 sind an die Funktion der Transport-Untereinheit
einerseits und der zweiten Transporteinheit andererseits gut angepasst. Die Dreiecks-Anordnung
der Hubstempel nach Anspruch 7 gewährleistet dabei eine sichere Verlagerung auch größerer
Nähgutteile von der Nähstation hin zur Ablagestation.
[0012] Eine programmierbare Ansteuereinheit nach Anspruch 8 führt zur Möglichkeit einer
variablen Programmierung verschiedener Verlagerungssequenzen, angepasst an die Anforderungen
des jeweiligen automatisierten Nähverfahrens.
[0013] Eine Ausgestaltung nach Anspruch 9 ermöglicht insbesondere auch eine Dosierung des
Anpressdrucks der Hubstempel. Hierzu ist die Ansteuereinheit insbesondere mit einem
Proportionalventil zur Anpressdruckdosierung verbunden. Wenn der Anpressdruck nicht
dosiert werden soll, kann auf ein Proportionalventil auch verzichtet werden.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. In dieser zeigen:
- Fig. 1
- eine Aufsicht auf einen erfindungsgemäßen Nähautomaten nach dem Ausrichten zweier
zu vernähender Nähgutteile zueinander in eine Näh-Relativposition;
- Fig. 2
- in einer perspektivischen Ansicht schräg von oben ein Transportmodul des Nähautomaten
nach Fig. 1 mit einer Transport-Untereinheit einer ersten Transporteinheit und mit
einer zweiten Transporteinheit;
- Fig. 3
- das Transportmodul nach Fig. 2 in einer weiteren perspektivischen Ansicht schräg von
oben;
- Fig. 4
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten in einer weiteren Momentanposition
bei der Durchführung eines ersten Nähverfahrens, in der zueinander ausgerichteten
Nähgutteile von einer Klemmeinrichtung zur Verlagerung der beiden Nähgutteile hin
zu einer Nähstation geklemmt sind;
- Fig. 5
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten in einer Näh-Momentanposition;
- Fig. 6
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten in einer Momentanposition
beim Ablegen der beiden miteinander vernähten Nähgutteile;
- Fig. 7
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten in einer weiteren Momentanposition
beim Ablegen der beiden miteinander vernähten Nähgutteile;
- Fig. 8
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten nach dem Ablegen der miteinander
vernähten Nähgutteile;
- Fig. 9 bis 12
- in einer zu Fig. 1 ähnlichen Darstellung den Nähautomaten bei der Durchführung eines
zweiten Nähverfahrens mit anderen zu vernähenden Nähgutteilen.
[0015] Ein Nähautomat 1 dient zum automatischen Vernähen eines ersten Nähgutteils 2, z.
B. eines Taschenbeutels, mit einem zweiten Nähgutteil 3, z. B. einem Taschenbesetz.
Der Nähautomat 1 hat eine Nähgutauflage 4, auf die die beiden miteinander zu vernähenden
Nähgutteile 2, 3 aufgelegt werden. Die Nähgutauflage 4 hat ein Gleitblech 5 mit einer
Vielzahl von Vakuumbohrungen 6 (vg1. auch Fig. 5). Letztere kommunizieren mit einer
Unterdruckquelle zur lösbaren Fixierung der Nähgutteile 2, 3 auf der Nähgutauflage
4.
[0016] Zum Ausrichten der beiden Nähgutteile 2, 3 in eine in der Fig. 1 dargestellten Näh-Relativposition
dient eine Einlege- und Vorbereitungsstation 7 des Nähautomaten 1. Die Einlege- und
Vorbereitungsstation 7 hat einen Bereitstellungstisch 8, auf dem die Nähgutteile 2,
3 gestapelt sind. Ferner hat die Einlege- und Vorbereitungsstation 7 auf dem Gleitblech
5 mehrere Anlegemarkierungen 9, an denen das erste Nähgutteil 2 ausgerichtet auf das
Gleitblech 5 aufgelegt werden kann. Die Einlege- und Vorbereitungsstation 7 umfasst
weiterhin eine Einlegeeinheit 10 für das zweite Nähgutteil 3. Die Einlegeeinheit 10
hat eine Anschlagleiste 11, an der das zweite Nähgutteil 3 angelegt werden kann. Ferner
hat die Einlegeeinheit 10 noch zwei zueinander beabstandete Zwickmesser 12. Mit letzteren
kann, falls dies erforderlich ist, ein Nahtüberstand einer Naht zum Vernähen der beiden
Nähgutteile 2, 3 randseitig eingeschnitten werden.
[0017] Zur Einlege- und Vorbereitungsstation 7 gehört ferner noch eine in der Zeichnung
nicht dargestellte Faltstation, die das in der Einlegeeinheit 10 an die Anschlagleiste
11 eingelegte zweite Nähgutteil 3 in eine in der Fig. 1 dargestellte Näh-Relativposition
zum ersten Nähgutteil 2 überführt. In dieser Näh-Relativposition liegt das zweite
Nähgutteil 3 so auf dem ersten Nähgutteil 2, dass die beiden Nähgutteile in Bezug
auf einen Abschnitt 13 der Randkontur des ersten Nähgutteils 2 miteinander fluchten.
[0018] Zur Verdeutlichung von Lagebeziehungen und Bewegungsrichtungen ist in der Fig. 1
ein kartesisches x-y-z-Koordinatensystem eingezeichnet. Die x-Richtung verläuft in
der Fig. 1 senkrecht in die Zeichenebene hinein. Die y-Richtung verläuft in der Fig.
1 nach links und die z-Richtung in der Fig. 1 nach oben.
[0019] Zum Vernähen der beiden Nähgutteile 2, 3 miteinander dient eine Nähstation 14, die
eine in üblicher Weise ausgebildete Nähmaschine 15 aufweist.
[0020] Eine erste Transporteinheit 16, 16a, 16b des Nähautomaten 1 dient zum Klemmen und
zur Verlagerung der beiden Nähgutteile 2, 3, wobei sich beide während der Verlagerung
in der Näh-Relativposition zueinander befinden, von der Einlege- und Vorbereitungsstation
7 hin zur Nähstation 14. Diese Verlagerung erfolgt mit einer Transportgeschwindigkeit.
Weiterhin dient die erste Transporteinheit 16 zur Verlagerung der beiden Nähgutteile
2, 3 während des Nähvorgangs in der Nähstation 14, bei der die Nähgutteile 2, 3 die
Näh-Relativposition beibehalten, mit einer Nähgeschwindigkeit. Die erste Transporteinheit
16 hat eine in bekannter Weise ausgebildete Klammereinheit 16a. Bei bestimmten Nähverfahren
des Nähautomaten 1 gehört zur ersten Transporteinheit 16 zusätzlich noch eine Transport-Untereinheit
16b. Letztere ist Teil eines insgesamt in den Untereinheit 16b. Letztere ist Teil
eines insgesamt in den Fig. 2 und 3 dargestellten Transportmoduls 17. Neben der Transport-Untereinheit
16b hat das Transportmodul 17 noch eine zweite Transporteinheit 18. Diese dient zur
Verlagerung der beiden miteinander in der Nähstation 14 vernähten Nähgutteile 2, 3
mit einer weiteren Transportgeschwindigkeit von der Nähstation 14 hin zu einer Ablagestation
19 des Nähautomaten 1, die einen in y-Richtung verlagerbaren Schiebetisch 20 und einen
in x-Richtung verlagerbaren Hubtisch 21 (vgl. Fig. 7) aufweist.
[0021] Die Transport-Untereinheit 16b hat zwei Hubstempel 22, die über ein Verbindungsblech
23 mit zwei Hubzylindern 24 verschraubt sind. Die Hubzylinder 24 ermöglichen eine
Hubverlagerung der Hubstempel 22 in x-Richtung. Der Abstand der beiden Hubstempel
22 in z-Richtung zueinander kann mit Hilfe eines Langlochs 25 im Verbindungsblech
23 vorgegeben und fixiert werden. Die beiden Hubzylinder 24 der Transport-Untereinheit
16b sind wiederum mit einem Haltewinkel 26 verschraubt. Der Haltewinkel 26 stellt
einen gemeinsamen Träger für die Transport-Untereinheit 16b und die zweite Transporteinheit
18 dar.
[0022] Die zweite Transporteinheit 18 hat drei Hubstempel, von denen zwei Hubstempel 27
in positiver z-Richtung gegenüber den Hubstempeln 22 der Transport-Untereinheit 16b
versetzt wie die Hubstempel 22 über ein Verbindungsblech 23 und zwei Hubzylinder 24
am Haltewinkel 26 angebracht sind. Das Verbindungsblech 23 für die Hubstempel 27 trägt
ein Blasrohr 28. Mit letzterem kann durch gezieltes Anblasen der Nähgutteile 2, 3
beim Abheben der Hubstempel, insbesondere beim Abheben der Hubstempel 27, ein unerwünschtes
Anhaften der Nähgutteile 2, 3 an den Hubstempeln verhindert bzw. beseitigt werden.
Zusätzlich zu den beiden Hubstempeln 27 hat die zweite Transporteinheit 18 noch den
dritten Hubstempel 29. Letzterer ist an einem Auslegerblech 30 montiert, welches an
das Verbindungsblech 23 angeschraubt ist. Das Auslegerblech 30 erstreckt sich schräg
sowohl in y-Richtung als auch in z-Richtung, so dass die Aufsetzpunkte der beiden
Hubstempel 27 und des dritten Hubstempels 29 die Ecken eines Dreiecks vorgeben.
[0023] Die Hubstempel 22, 27, 29 können mit Hilfe der Hubzylinder 24 jeweils verlagert werden
zwischen einer auf die Nähgutauflage 4 abgesenkten Betriebsposition und einer von
der Nähgutauflage 4 abgehobenen Ruheposition.
[0024] Der Haltewinkel 26 ist an einem Schlitten 31 einer Linearführung 32 montiert. Die
Linearführung 32 ermöglicht eine geführte Verlagerungsbewegung des Schlittens 31 in
z-Richtung. Der Schlitten 31 wird von einem Antriebsmotor 33 angetrieben, der als
Schrittmotor ausgeführt ist. Der Schrittmotor 33 und die Hubzylinder 24 werden von
einer nicht dargestellten zentralen Steuereinrichtung des Nähautomaten 1 angesteuert.
Diese zentrale Steuereinrichtung bzw. Ansteuereinheit ist programmierbar. Zur Kraftübertragung
zwischen dem Schrittmotor 33 und dem Schlitten 31 dient ein Zahnriemen 34. Letzterer
läuft um Umlenkrollen 35, von denen in der Zeichnung nur eine sichtbar ist und die
sich um Achsen parallel zur x-Achse drehen. Die Umlenkrollen 35 sind an der Linearführung
32 montiert.
[0025] Am motorseitigen Ende der Linearführung 32 ist ein Referenzschalter 36 angeordnet.
Dieser dient zur Initialisierung der z-Position des Schlittens 31 auf der Linearführung
32.
[0026] Die Linearführung 32 ist an einem Tragrahmen 37 montiert, der sich an einem Rahmen
des Nähautomaten 1 abstützt.
[0027] Nachfolgend wird die Funktion des Transportmoduls 17 im Zusammenhang mit einem ersten
automatischen Nähverfahren beschrieben, bei dem der Taschenbeutel 2 mit dem Taschenbesetz
3 vernäht wird. Fig. 1 zeigt die Momentanposition, bei der die Ausrichtung der beiden
Nähgutteile 2, 3 in der Näh-Relativposition zueinander abgeschlossen ist. Fig. 4 zeigt
die Situation, bei der sich die Klammereinheit 16a in eine Übernahmeposition abgesenkt
hat, in der sie das Nähgutteil 3 fest auf das Nähgutteil 2 klemmt, so dass beim nachfolgenden
Verlagern beide Nähgutteile 2, 3 ihre Relativposition zueinander beibehalten. Fig.
5 zeigt die Momentanposition während des Vernähens der beiden Nähgutteile 2, 3 mit
der Nähmaschine 15. Bis zum Abschluss des Vernähens ist das Transportmodul 17 noch
inaktiv. Sobald das Vernähen abgeschlossen ist, werden die Hubzylinder 24 der zweiten
Transporteinheit 18 in der in der Fig. 5 dargestellten z-Position der zweiten Transporteinheit
18 aktiviert, so dass sich die Hubstempel 27, 29 der zweiten Transporteinheit 18 aus
der Ruheposition in die Betriebsposition auf die miteinander vernähten Nähgutteile
2, 3 absenken. Die Klammereinheit 16a hebt nun von den Nähgutteilen 2, 3 ab. Die zweite
Transporteinheit 18 fährt nun, angetrieben vom Schrittmotor 33, mit im Vergleich zur
Nähgeschwindigkeit hoher Transportgeschwindigkeit zu einer programmierten z-Position
auf dem Schiebetisch 20, die in der Fig. 6 dargestellt ist. Nun wird der Schiebetisch
20 in negativer y-Richtung verlagert und die miteinander vernähten Nähgutteile 2,
3 fallen von den Hubstempeln 27, 29 ab und in positiver x-Richtung auf den Hubtisch
21. Dies ist in der Fig. 7 dargestellt. Nun werden die Hubstempel 27, 29 der zweiten
Transporteinheit 18 wieder eingefahren und die zweite Transporteinheit 18 fährt, angetrieben
vom Schrittmotor 33, mit hoher Transportgeschwindigkeit wiederum in die in der Fig.
1 dargestellte Ausgangsposition zurück.
[0028] Gleichzeitig bewegt sich der Schiebetisch 20 in positiver y-Richtung in seine in
der Fig. 1 dargestellte Ausgangsposition zurück.
[0029] Während dieses automatisierten Nähverfahrens bleibt die Transport-Untereinheit 16b
des Transportmoduls 17 inaktiv. Da die Transport-Untereinheit 16b über den Haltewinkel
26 fest mit der zweiten Transporteinheit 18 verbunden ist, bewegt sie sich während
des Nähverfahrens passiv mit dieser mit.
[0030] Nach Rückkehr der zweiten Transporteinheit 18 und des Schiebetischs 20 in deren Ausgangspositionen
ist die Momentanposition des Nähautomaten 1 nach Fig. 8 erreicht. Nun kann das Nähverfahren
erneut ablaufen. Natürlich ist es auch möglich, das Nähverfahren überlappend zu durchlaufen,
d. h. es kann ein Einlegen neuer Nähgutteile 2, 3 stattfinden, noch während die zuvor
eingelegten Nähgutteile 2, 3 noch in der Nähstation 14 verarbeitet werden.
[0031] Anhand der Fig. 9 bis 12 wird nun ein zweites automatisiertes Nähverfahren zum Vernähen
eines ersten Nähgutteils 2 in Form eines Vorderhosenteils und eines zweiten Nähgutteils
3 in Form einer Schlitzleiste beschrieben.
[0032] Fig. 9 zeigt wiederum die Position, bei der die beiden Nähgutteile 2, 3 in ihrer
Näh-Relativposition zueinander vorliegen. Das Vorderhosenteil 2 ist dabei anhand einer
Laserlinie 38 ausgerichtet worden, mit der das Gleitblech 5 beleuchtet wird und die
parallel zur z-Richtung verläuft. Das Nähgutteil 3 wird vor der Übernahme durch die
nicht dargestellte Faltstation der Einlege- und Vorbereitungsstation 7 mit dem in
der Fig. 9 oberen Zwickmesser 12 randseitig eingeschnitten. Entsprechend wird das
erste Nähgutteil 2 durch ein Zwickmesser 39 in der gleichen z-Position randseitig
eingeschnitten, so dass die Einschnitte der beiden Nähgutteile 2, 3 in der Näh-Relativposition
übereinander liegen. Insgesamt hat die Nähgutauflage 4 zwei derartige Zwickmesser
39 auf gleicher z-Höhe wie die beiden Zwickmesser 12.
[0033] Nach der Ausrichtung der beiden Nähgutteile 2, 3 zueinander (vg1. Fig. 9) fährt die
Klammereinheit 16a in die Übernahmeposition und klemmt die beiden Nähgutteile 2, 3
in der Näh-Relativposition. Gleichzeitig senken sich auch die Hubstempel 22 der Transport-Untereinheit
16b auf das erste Nähgutteil 2 ab. Die erste Transporteinheit 16, also die Klammereinheit
16a, gemeinsam mit der Transport-Untereinheit 16b verschieben nun die beiden Nähgutteile
2, 3 in der Näh-Relativposition von der Einlege- und Vorbereitungsstation 7 hin zur
Nähstation 14. Dabei bewegen sich die beiden Einheiten 16a, 16b der ersten Transporteinheit
16 synchron zueinander. Diese synchrone Bewegung geschieht mit der hohen Transportgeschwindigkeit.
[0034] Dadurch, dass die Hubstempel 22 der Transport-Untereinheit 16b in positiver z-Richtung
führend das erste Nähgutteil 2 bei dieser Verlagerungsbewegung halten, ist verhindert,
dass dieses erste Nähgutteil 2 sich aufgrund seines Eigengewichtes bzw. aufgrund der
Massenträgheit beim Beschleunigen aus der Ruhelage in der Näh-Relativposition in die
hohe Transportgeschwindigkeit aus der Klammereinheit 16a zieht. Die Transport-Untereinheit
16b dient also zur Sicherung der Näh-Relativposition während der Verlagerung der beiden
Nähgutteile 2, 3 durch die erste Transporteinheit 16. Fig. 10 zeigt die Situation
unmittelbar nach dem Absenken der Hubstempel 22 auf das erste Nähgutteil 2 und vor
dem Einleiten der Beschleunigung in die Transportgeschwindigkeit.
[0035] Fig. 11 zeigt die Situation während des Vernähens der beiden Nähgutteile 2, 3 mit
der Nähmaschine 15. Während des Vernähens bewegen sich die beiden Einheiten 16a, 16b
der ersten Transporteinheit 16 synchron zueinander mit einer Nähgeschwindigkeit in
z-Richtung, die etwa um einen Faktor 10 geringer ist als die Transportgeschwindigkeit.
Während des Vernähens wird sichergestellt, dass das erste Nähgutteil 2 sich nicht
aus der Klammereinheit 16a zieht. Zudem stellt die synchrone Bewegung der Transport-Untereinheit
16b mit der Klammereinheit 16a sicher, dass eine qualitativ hochwertige und exakt
positionierte Naht zum Vernähen der beiden Nähgutteile 2, 3 erzeugt wird. Start- und
Endpunkt der Naht folgen einem programmierten Ablauf, gesteuert von der zentralen
Steuereinrichtung.
[0036] Nach dem Vernähen werden die Hubzylinder 24 der Transport-Untereinheit 16b angesteuert
und die Hubstempel 22 heben vom ersten Nähgutteil 2 ab. Auch die Klammereinheit 16a
hebt von den Nähgutteilen 2, 3 ab. Die miteinander vernähten Nähgutteile 2, 3 werden
durch eine in der Zeichnung nicht sichtbare Luftdüse ausgeblasen, die bei diesem automatisierten
Nähverfahren die Funktion der zweiten Transporteinheit zur Verlagerung der beiden
Nähgutteile 2, 3 von der Nähstation 14 hin zu einer Ablage bzw. zur Ablagestation
19 hat.
[0037] Nach dem Ausblasen fährt das Transportmodul 17 wieder in die in der Fig. 9 dargestellte
Ausgangsposition zurück. Es können nun wiederum zwei Nähgutteile 2, 3 in der Einlege-
und Vorbereitungsstation 7 eingelegt werden, wobei auch dies teilweise überlappend
mit den späteren Verarbeitungsschritten im Nähautomat 1 beim zweiten automatisierten
Nähverfahren stattfinden kann.
[0038] Beim dem vorstehend beschriebenen zweiten automatisierten Nähverfahren bleibt die
zweite Transporteinheit 18 inaktiv und wird lediglich passiv mit der Transport-Untereinheit
16b mitbewegt.
[0039] Das Transportmodul 17 hat also beim ersten vorstehend dargestellten automatisierten
Nähverfahren die Funktion einer zweiten Transporteinheit zur Verlagerung der beiden
Nähgutteile von der Nähstation 14 hin zur Ablagestation 19 und beim zweiten vorstehend
dargestellten automatisierten Nähverfahren die Funktion einer Teileinheit der ersten
Transporteinheit 16 zur Verlagerung der beiden Nähgutteile 2, 3 in der Näh-Relativposition
von der Einlege- und Vorbereitungsstation 7 hin zur Nähstation 14. Die Verlagerung
des Transportmoduls 17 beim ersten Nähverfahren erfolgt mit der Transportgeschwindigkeit,
die mindestens 10 mal so groß ist wie die Verlagerung während des Nähens beim zweiten
Nähverfahren mit der Nähgeschwindigkeit. Die Transportgeschwindigkeit beträgt etwa
1 m/s. Die Nähgeschwindigkeit beträgt etwa 5 bis 7 cm/s. Die unterschiedlichen Verlagerungsgeschwindigkeiten
werden vom Antriebsmotor 33 bereitgestellt.
[0040] Die zentrale Steuereinrichtung steuert die Hubzylinder 24 unter anderem auch zur
Dosierung des Anpressdrucks in der Betriebsposition der Hubstempel 22, 27, 29 an.
1. Nähautomat (1) zum automatischen Vernähen eines ersten Nähgutteils (2) mit einem zweiten
Nähgutteil (3),
- mit einer Nähgutauflage (4),
- mit einer Einlege- und Vorbereitungsstation (7) zum Ausrichten der beiden Nähgutteile
(2, 3) zueinander in eine Näh-Relativposition,
- mit einer Nähstation (14) mit einer Nähmaschine (15) zum Vernähen der beiden Nähgutteile
(2, 3) miteinander,
- mit einer ersten Transporteinheit (16) zum Klemmen und zur Verlagerung der beiden
Nähgutteile (2, 3) in der Näh-Relativposition von der Einlege- und Vorbereitungsstation
(7) hin zur Nähstation (14) mit einer Transportgeschwindigkeit und zur Verlagerung
der beiden Nähgutteile (2, 3) während des Nähvorgangs in der Näh-Relativposition mit
einer Nähgeschwindigkeit,
- mit einer Ablagestation (19) zur Aufnahme der miteinander vernähten Nähgutteile
(2, 3),
- mit einer zweiten Transporteinheit (18) zur Verlagerung der beiden Nähgutteile (2,
3) von der Nähstation (14) hin zur Ablagestation (19) mit einer weiteren Transportgeschwindigkeit,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Verlagerung einer Transport-Untereinheit (16b) der ersten Transporteinheit (16)
zur Sicherung der Näh-Relativposition während der Verlagerung der beiden Nähgutteile
(2, 3) durch die erste Transporteinheit (16) und/oder eine Verlagerung der zweiten
Transporteinheit (18) mit Hilfe eines Antriebsmotors (33) erfolgt, der so ausgestaltet
ist, dass eine Verlagerung durch den Antriebsmotor (33) einerseits in der Nähgeschwindigkeit
und andererseits in einer Transportgeschwindigkeit, die mindestens 10 mal so groß
ist wie die Nähgeschwindigkeit, erfolgt.
2. Nähautomat nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen Schrittmotor als Antriebsmotor (33).
3. Nähautomat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Transport-Untereinheit (16b) und die zweite Transporteinheit (18) mit einem gemeinsamen
Träger (26) verbunden sind.
4. Nähautomat nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch einen Zahnriemen (34) zur Kraftübertragung zwischen dem Antriebsmotor (33) und der
Transport-Untereinheit (16b) und/oder der zweiten Transporteinheit (18).
5. Nähautomat nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Transport-Untereinheit (16b) und/oder die zweite Transporteinheit (18) mindestens
einen ansteuerbaren Hubstempel (22, 27, 29) aufweisen, der verlagerbar ist zwischen
einer auf die Nähgutauflage (4) abgesenkten Betriebsposition und einer von der Nähgutauflage
(4) abgehobenen Ruheposition.
6. Nähautomat nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Transport-Untereinheit (16b) mindestens zwei Hubstempel aufweist.
7. Nähautomat nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Transporteinheit (18) mindestens drei Hubstempel (27, 29) aufweist, deren
Auflagepunkte auf die Nähgutauflage (4) in der Betriebsposition nicht auf einer Linie
liegen, sondern die Eckpunkte eines Dreiecks vorgeben.
8. Nähautomat nach einem der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch eine programmierbare Ansteuereinheit für den Antriebsmotor (33).
9. Nähautomat nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Hubstempel (22, 27, 29) mit der programmierbaren Ansteuereinheit in Signalverbindung
stehen.