[0001] Die Erfindung betrifft eine Wickeleinrichtung zur Aufwicklung einer kontinuierlich
zulaufenden Materialbahn aus sukzessive bereitgestellten Wickelwellen unter Ausbildung
von Coils der Materialbahn auf den Wickelwellen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Wickeleinrichtungen der eingangs genannten Art sind vielfältig bekannt und werden
beispielsweise zur Aufwicklung kontinuierlich zulaufender Materialbahnen aus Kunststoffen
verwendet. Beispiele derartiger Materialbahnen umfassen ein- oder mehrschichtige extrudierte
Kunststofffolien, die von einer vorgeschalteten Extrusionsanlage der Wickeleinrichtung
zugeführt werden, wie auch Vliesbahnen auf Basis von schmelzgeblasenen Mikrofasern
und/oder Endlosfasern oder Kombinationen der vorgenannten Materialbahnen.
[0003] Bei diesen Wickeleinrichtungen werden verschiedene Bauformen unterschieden, wobei
eine gängige Bauform, von der auch die Erfindung ausgeht, eine so genannte Kontaktwalze
umfasst, die drehbar in der Wickeleinrichtung gelagert ist und über die die aufzuwickelnde
Materialbahn vor ihrer Aufwicklung geführt und von dort an die Wickelwelle bzw. den
sich darauf bildenden Coil abgegeben wird. Im Sinne der Erfindung wird unter einer
Kontaktwalze sowohl eine Walze verstanden, die tatsächlich in unmittelbarem Friktionskontakt
mit der Wickelwelle bzw. dem sich darauf bildenden Coil steht, wie auch eine Walze,
bei der zur Wickelwelle bzw. dem sich darauf bildenden Coil ein gewisser Spalt besteht,
welchen die Materialbahn bei der Abgabe von der Kontaktwalze auf die Wickelwelle bzw.
den Coil überbrückt.
[0004] Bei einer gattungsgemäßen Wickeleinrichtung gemäß
DE 42 13 712 C2 ist die Kontaktwalze mit einem Drehantrieb versehen, so dass die an der Kontaktwalze
anliegende Wickelwelle bzw. der sich darauf bildende Coil durch Friktion gegenläufig
zur Kontaktwalze mitgedreht wird und die Materialbahn zum Coil aufwickelt. Bei einem
nach Erreichen der gewünschten Coildicke durchzuführenden Wickelwellenwechsel wird
eine neue Wickelwelle im Bereich des oberen Scheitelpunktes der Kontaktwalze auf die
Oberfläche derselben aufgesetzt und wickelt die Materialbahn nach dem Quertrennen
derselben in dieser Position einige Umdrehungen an, bis sie nach Abführen der zuvor
bewickelten Wickelwelle von einer geeigneten Übergabeeinrichtung entlang der Kontaktwalzenoberfläche
in eine Aufwickelposition verfahren wird, in der sodann der nächste sich bildende
Coil fertig gewickelt wird.
[0005] Aus der
DE 32 12 960 C2 ist eine ähnliche Wickeleinrichtung bekannt, die jedoch zusätzlich in der Aufwickelstation
für die Wickelwelle einen eigenen Drehantrieb derselben vorsieht, so dass dann auf
einen Friktionsantrieb durch die Kontaktwalze verzichtet werden kann, was insbesondere
bei Aufwicklung der Materialbahn mit einem Spalt zwischen Kontaktwalze und der Wickelwelle
bzw. des sich darauf bildenden Coils notwendig ist.
[0006] Nachteilig bei den bekannten Wickeleinrichtungen ist es, dass die im Zuge eines Wickelwellenwechsels
zugeführte neue Wickelwelle in der Anwickelstation grundsätzlich durch Friktion, d.h.
den Umfangsantrieb durch die angetriebene Kontaktwalze in Rotation versetzt wird.
Der auf die Materialbahn einwirkende Wickelzug und Andruck bzw. Anpressdruck sind
während dieser Zeit völlig undefiniert, was zu Lagenversatz und Faltenbildung auf
der neuen Wickelwelle führen kann.
[0007] Darüber hinaus stützt sich die neue Wickelwelle beim Überführen aus der Anwickelstation
in die Aufwickelstation mit ihrem Eigengewicht immer weniger an der den Friktionsantrieb
bewirkenden Kontaktwalze ab, was einem konstanten Anpressdruck abträglich ist und
zu Zugkraftverlusten durch zunehmenden Schlupf zwischen Kontaktwalze und dem sich
bildenden Coil führen kann.
[0008] Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, eine Wickeleinrichtung der eingangs
genannten Art dahingehend weiterzubilden, dass der gesamte Aufwickelvorgang einschließlich
des Anwickelns der Materialbahn auf den ersten Umdrehungen der neuen Wickelwelle mit
kontrolliertem Wickelzug und Andruck erfolgt.
[0009] Zur Lösung dieser gestellten Aufgabe wird erfindungsgemäß die Ausbildung einer Wickeleinrichtung
mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 vorgeschlagen.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
abhängigen Ansprüche.
[0011] Die erfindungsgemäße Lösung beruht darauf, dass die Wickelwellenaufnahmevorrichtung
zwei Wickelwellenaufnahmestationen umfasst, die jeweils der Aufnahme einer Wickelwelle
dienen. Jede Wickelwellenaufnahmestation weist einen eigenen Drehantrieb für die aufgenommene
Wickelwelle auf und beide Wickelwellenaufnahmestationen sind unabhängig voneinander
zwischen der Anwickelposition und der Entnahmeposition verfahrbar, so dass beide Wickelwellenaufnahmestationen
jeweils abwechselnd eine aktuell zu bewickelnde Wickelwelle aufnehmen, während die
jeweils andere Wickelwellenaufnahmestation in eine Einlegeposition zum Einlegen einer
neuen Wickelwelle verfahrbar ist, die sich zwischen der Anwickelposition und der Entnahmeposition
befindet. Aufgrund der vollkommen unabhängig voneinander erfolgenden Verfahrbarkeit
der beiden Wickelwellenaufnahmestationen kann somit während des erfolgenden Aufwickelns
der Materialbahn auf einer in einer ersten Wickelwellenaufnahmestation befindlichen
Wickelwelle bereits die andere Wickelwellenaufnahmestation in der Einlegeposition
mit einer neuen Wickelwelle bestückt werden und vor Betätigung der Quertrennvorrichtung
mit der aufgenommenen neuen Wickelwelle in die Anwickelposition verfahren werden,
so dass nach Betätigung der Quertrennvorrichtung die neue Wickelwelle unmittelbar
in der Anwickelposition befindlich ist und dort vom Drehantrieb der ihr zugeordneten
Wickelwellenaufnahmestation angetrieben wird.
[0012] Demzufolge sind die Wickelwellen bereits vom ersten Kontakt mit der Materialbahn
während des Anwickelns bis zur Betätigung der Quertrennvorrichtung, die zugleich die
Aufwicklung beendet, kontinuierlich und dauerhaft vom Drehantrieb der zugeordneten
Wickelwellenaufnahmestation angetrieben, so dass auf einfachste Weise die Wickelspannung
durch entsprechende Steuerung des Drehantriebes der Wickelwellenaufnahmestation geregelt
werden kann, und zwar vom Beginn des Anwickelvorganges an bis hin zur Beendigung des
Aufwickelns der Materialbahn auf den Coil. Ein eigener Drehantrieb der Kontaktwalze
wird somit nicht mehr benötigt, da auch beim Anwickeln einer neuen Wickelwelle kein
Friktionsantrieb über die Kontaktwalze mehr erforderlich ist.
[0013] Aufgrund des fehlenden Antriebes der Kontaktwalze kann die Wickelspannung fortlaufend
und unabhängig von einem Wickelwellenwechsel unmittelbar gemessen werden, beispielsweise
indem eine geeignete Bahnspannungsmesswalze vor der nicht angetriebenen Kontaktwalze
angeordnet wird.
[0014] Da die Einlegeposition zum Einlegen einer neuen Wickelwelle bei der erfindungsgemäßen
Wickeleinrichtung konstant ist und an einer geeigneten Stelle zwischen der Anwickelposition
und der Entnahmeposition vorgesehen wird, ist die erfindungsgemäße Wickeleinrichtung
darüber hinaus ohne Umbauarbeiten für nahezu beliebige Wickelwellendurchmesser geeignet,
die auch im Zuge der fortlaufenden Aufwicklung der Materialbahn variiert werden können.
Die erfindungsgemäße Wickeleinrichtung erreicht dadurch eine besonders hohe Flexibilität.
[0015] Bevorzugt sind die Wickelwellenaufnahmestationen mit zwei den jeweiligen Wellenenden
der Wickelwellen zugeordneten Schlitten ausgebildet, die auf Führungsschienen der
Aufwickelstation verfahrbar sind.
[0016] Um die unabhängig voneinander erfolgende Verfahrbarkeit der beiden Wickelwellenaufnahmestationen
sicherzustellen, ist hierbei weiter bevorzugt für jeden Schlitten ein separater Verfahrantrieb
vorgesehen, so dass einander zugeordnete Schlitten einer Wickelwellenaufnahmestation
zwar getrennt voneinander angetrieben sind und insbesondere keine mechanische Verbindung
untereinander benötigen, jedoch durch geeignete Antriebssteuerung synchron zueinander
bewegt werden können.
[0017] Erfindungsgemäß ist insbesondere vorgesehen, dass je ein Schlitten der Wickelwellenaufnahmestation
als Antriebsschlitten den Drehantrieb für die Wickelwelle trägt, während der jeweils
andere Schlitten als Gegenschlitten lediglich der weiteren Führung der Wickelwelle
dient.
[0018] Eine bevorzugte Bauform der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung weist ein Gestell
mit sich vorzugsweise vertikal erstreckenden Seitenteilen auf, zwischen denen die
Kontaktwalze und die Wickelwellen angeordnet sind und die Führungsschienen der Schlitten
sind an den Seitenteilen befestigt. Hierbei ist vorgesehen, dass die Antriebsschlitten
mit den größeren Raumbedarf aufweisenden Drehantrieben an den einander abgewandten
Außenseiten der Seitenteile angeordnet und dort entlang der Führungsschienen verfahrbar
sind, während die nur geringen Platzbedarf aufweisenden Gegenschlitten der Wickelwellenaufnahmestationen
an den einander zugewandten Innenseiten der Seitenteile angeordnet sind und jeder
Gegenschlitten zur Vorbereitung eines Wickelwellenwechsels unter der aktuell bewickelten
Wickelwelle hindurch aus der Entnahmeposition in die Einlegeposition verfahrbar ist.
[0019] Um eine stabile Auflage der während der Bewicklung mit dem Coil ein erhebliches Gewicht
erhaltenden Wickelwellen zu gewährleisten, weist die Aufwickelstation bevorzugt eine
horizontal verlaufende Auflage für die Wellenenden der in den Wickelwellenaufnahmestationen
aufgenommenen Wickelwellen auf, so dass die Wickelwellenaufnahmestationen selbst die
Gewichtskräfte der Wickelwellen und der darauf aufgewickelten Coils nicht tragen müssen.
Die Auflage kann beispielsweise durch entsprechende Konturierung der Seitenteile des
Gestells der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung geschaffen werden.
[0020] Die Wickelwellenaufnahmestationen sind weiter bevorzugt mit versenkbaren Bolzen für
die Führung der aufgenommenen Wickewelle ausgerüstet, wobei die Bolzen in ihrer ausgefahrenen
Stellung seitlich an den Wellenenden der Wickelwelle zur Anlage kommen, jedoch beim
Verfahren aus der Entnahmeposition in die Einlegeposition in den Wickelwellenaufnahmestationen
versenkt werden, um nicht mit der aktuell bewickelten Wickelwelle zu kollidieren und
die ungehinderte Beweglichkeit der die neue Wickelwelle aufnehmenden Wickelwellenaufnahmestation
gegenüber der aktuell bewickelten Wickelwelle sicherzustellen.
[0021] Die Drehantriebe der Wickelwellenaufnahmestationen sind bevorzugt von einem Antriebsmotor
mit nachgeordneter Kupplung gebildet, so dass die Drehantriebe nach Aufnahme einer
Wickelwelle in die Wickelwelleaufnahmestation angekuppelt und vor Entnahme der fertig
bewickelten Wickelwelle aus der Wickelwellenaufnahmestation abgekuppelt werden können.
[0022] Nach einem besonders bevorzugten Vorschlag der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung
ist darüber hinaus vorgesehen, dass die Kontaktwalze relativ zur aktuell bewickelten
Wickelwelle verschieblich geführt ist und Mittel zum Erzeugen eines vorgebbaren Anpressdruckes
der Kontaktwalze auf die Wickelwelle bzw. den sich darauf bildenden Coil vorgesehen
sind. Durch diese Ausbildung wird der Anpressdruck zwischen der Kontaktwalze und der
Wickelwelle bzw. dem sich darauf bildenden Coil ausschließlich über die Kontaktwalze
bewirkt, welche während der gesamten Dauer des Wickelvorganges eine definierte und
konstante Masse aufweist im Gegensatz zu der sich ändernden Masse der Wickelwelle
und des sich darauf bildenden Coils, so dass die erfindungsgemäße Wickeleinrichtung
während des gesamten Wickelvorganges ein konstantes Andruckverhältnis erzeugen kann,
was sich außerordentlich positiv auf das Wickelergebnis auswirkt.
[0023] Zur Sicherstellung der relativen Beweglichkeit der Kontaktwalze zur aktuell bewickelten
Wickelwelle ist bevorzugt die Kontaktwalze in einem Verstellschlitten verschieblich
geführt und ein auf die Kontaktwalze einwirkender Linearantrieb, beispielsweise ein
Pneumatik- oder Hydraulikzylinder ist vorgesehen, um den vorgebbaren Anpressdruck
der Kontaktwalze zu erzeugen.
[0024] Im Rahmen der Erfindung ist außerdem vorgesehen, dass die Wickelwellen von den Wickelwellenaufnahmestationen
und den ihnen zugeordneten Drehantrieben in unterschiedlichem Drehsinn antreibbar
sind, so dass je nach Erfordernis sowohl eine so genannte rechtsdrehende wie auch
eine linksdrehende Aufwicklung der zugeführten Materialbahn in der erfindungsgemäßen
Wickeleinrichtung bewirkbar ist. Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zum
Durchführen eines Wickelwellenwechsels in einer Wickeleinrichtung zur Aufwicklung
einer kontinuierlich zulaufenden Materialbahn auf sukzessive bereitgestellte Wickelwellen
unter Ausbildung von Coils der Materialbahn auf den Wickelwellen, welches darauf beruht,
dass die Materialbahn über eine drehbar in der Wickeleinrichtung gelagerte Kontaktwalze
geführt wird und von dieser an die Wickelwelle bzw. den sich darauf bildenden Coil
abgegeben wird und die Wickelwelle in einer Aufwickelstation mit einer Wickelwellenaufnahmevorrichtung
aufgenommen und mittels eines Drehantriebes in Rotation versetzt wird und die Wickelwellenaufnahmevorrichtung
nach Maßgabe des Durchmessers des sich auf der Wickelwelle ausbildenden Coils relativ
zur Kontaktwalze aus einer Anwickelposition bis in eine Entnahmeposition verfahren
wird und einen Drehantrieb für die aufgenommene Wickelwelle aufweist, wobei bei einem
Wickelwellenwechsel eine gegen die mit der Materialbahn bewickelten Wickelwelle auszutauschende
neue Wickelwelle in die Wickelwellenaufnahmevorrichtung eingelegt wird, die Materialbahn
quergetrennt wird und das so gebildete voreilende Ende der Materialbahn auf die neue
Wickelwelle aufgewickelt wird.
[0025] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass die Wickelwellenaufnahmevorrichtung zwei
unabhängig voneinander arbeitende Wickelwellenaufnahmestationen umfasst und zu Beginn
des Wickelwellenwechsels die die aktuell bewickelte Wickelwelle aufnehmende Wickelwellenaufnahmestation
in Richtung der Entnahmeposition verfahren wird und die andere Wickelwellenaufnahmestation
in entgegengesetzter Richtung in eine Einlegeposition zwischen der Kontaktwalze und
der Entnahmeposition verfahren wird und dann eine neue Wickelwelle in diese Wickelwellenaufnahmestation
eingelegt und gemeinsam mit dieser in die Anwickelposition verfahren wird, die Materialbahn
quergetrennt und das voreilende Ende der Materialbahn auf der vom Drehantrieb der
Wickelwellenaufnahmestation angetriebenen neuen Wickelwelle in der Anwickelstation
aufgewickelt wird.
[0026] Weitere Einzelheiten und Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung
werden nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles in der Zeichnung näher erläutert.
Es zeigen:
- Figur 1
- in schematisierter Darstellung eine Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung
in einer ersten Betriebsweise
- Figur 2
- die Seitenansicht der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung in einer zweiten Betriebsweise
- Figur 3
- die Ansicht der Wickeleinrichtung gem. Pfeil V in Figur 1
- Figur 4
- die Durchführung eines Wickelwellenwechsels bei der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung
in der ersten Betriebsweise gem. Figur 1
- Figur 5
- die Durchführung eines Wickelwellenwechsels der erfindungsgemäßen Wickeleinrichtung
in der Betriebsweise gem. Figur 2.
[0027] In den Figuren 1 und 3 ist eine Wickeleinrichtung nach Art eines so genannten Kontaktwalzenwicklers
zur Aufwicklung einer kontinuierlich zulaufenden Materialbahn 7, beispielsweise einer
von einer Extrusionseinrichtung stammenden Kunststofffolienbahn dargestellt.
[0028] In einem Gestell mit sich vertikal erstreckenden Seitenteilen 1 ist eine Kontaktwalze
2 in nicht näher dargestellter Weise drehbar gelagert, wobei sich die Kontaktwalze
2 zwischen den beiden Seitenteilen 1 des Gestells erstreckt.
[0029] Ferner ist eine Aufwickelstation A mit zwei unabhängig voneinander betreibbaren Wickelwellenaufnahmestationen
5, 6 vorgesehen, wobei in dem in der Figur 1 dargestellten Betriebszustand eine Wickelwelle
3 in die Wickelwellenaufnahmestation 5 eingelegt ist, von dieser in nachfolgend noch
näher erläuterter Weise in der mit Pfeil angedeuteten Richtung drehend angetrieben
ist und sich mit ihren Wellenenden auf einer horizontal verlaufenden Auflage 13 der
Seitenteile 1 abstützt.
[0030] Zur Aufwicklung der Materialbahn 7 wird diese in der dargestellten Weise zunächst
über Umlenkwalzen 10, 12 der Kontaktwalze 2 zugeführt, über einen Teilumfangsbereich
derselben gefördert und dann von der Kontaktwalze 2 an die in der Wickelwellenaufnahmestation
5 befindliche drehend angetriebene Wickelwelle 3 bzw. den sich darauf bereits ausbildenden
Coil 70 aus aufgewickelter Materialbahn 7 abgegeben und weiter aufgewickelt.
[0031] Wie insbesondere aus der Figur 3 ersichtlich, umfassen die beiden Wickelwellenaufnahmestationen
5, 6 jeweils zwei Schlitten, nämlich einen Antriebsschlitten 59 bzw. 69 und einen
dem Antriebsschlitten zugeordneten Gegenschlitten 58 bzw. 68. In Bezug auf die mit
der Zeichnungsebene gemäß Figur 3 zusammenfallenden Projektionsebene sind die beiden
Wickelwellenaufnahmestationen bezüglich der Mittelsenkrechten M spiegelsymmetrisch
aufgebaut.
[0032] Die beiden Antriebsschlitten 59, 69 sind mit dem Drehantrieb für die in der Wickelwellenaufnahmestation
5, 6 aufzunehmende Wickelwelle 3 ausgerüstet, wobei dieser Drehantrieb einen Antriebsmotor
50, 60 mit nachgeschaltetem Winkeltrieb 51, 61 sowie einem Getriebe 52, 62 umfasst.
Die Getriebe 52, 62 sind mit einer nachgeordneten und mittels eines Antriebes 53,
63 schaltbaren Kupplung mit Kupplungsklauen 54, 64 versehen, welche bei entsprechender
Betätigung des Antriebes 53, 63 mit stirnseitig an den Wellenenden der eingelegten
Wickelwelle 3 angeordneten Kupplungsklauen 30 der Wickelwelle 3 in Wirkverbindung
treten, so dass dann ein unmittelbarer Drehantrieb der Wickelwelle 3 in der Wickelwellenaufnahmestation
5, 6 über den zugeordneten Antriebsmotor 50, 60 erfolgt, was üblicherweise auch als
Zentralantrieb der Wickelwelle 3 bezeichnet wird.
[0033] Auf der dem Antriebsschlitten 59, 69 gegenüberliegenden Seite der in den Wickelwellenaufnahmestationen
5, 6 aufgenommenen Wickelwelle 3 ist ein Gegenschlitten 58, 68 vorgesehen, der keine
Antriebsfunktion übernimmt, sondern lediglich der seitlichen Führung der ansonsten
mit ihren Wellenenden 3a auf der Auflage 13 der Seitenteile 1 aufliegenden Wickelwelle
dient. Die Gegenschlitten 58, 68 weisen zu diesem Zweck zwei mittels Pneumatikzylindern
56, 66 als Antrieb ein- und ausfahrbare Bolzen 55, 65 auf, die beidseits der Wickelwelle
3 gemäß Darstellung in der Figur 1 in ihrem ausgefahrenen Zustand zur Anlage kommen
und die Seitenführung der Wickelwelle 3 übernehmen, während sich diese mit ihrem Eigengewicht
auf der Auflage 13 der Seitenteile 1 abstützt.
[0034] Auch die Antriebsschlitten 59, 69 sind mit derartigen mittels Pneumatikzylindern
56, 66 als Antrieben ein- und ausfahrbaren Bolzen 55, 65 zur Seitenführung der Wickelwelle
3 ausgebildet.
[0035] In der Darstellung der Figur 1 sind die Bolzen der Wickelwellenaufnahmestation 6
eingefahren.
[0036] Es versteht sich, dass sich die Position der Wickelwelle 3 auf der Auflage 13 während
des voranschreitenden Aufwicklungsvorganges eines Coils 70 und der damit verbundenen
Durchmesserzunahme fortlaufend verändern muss. Gemäß Darstellung in der Figur 1 arbeitet
die Wickeleinrichtung in der Weise, dass der sich auf der Wickelwelle 3 befindende
Coil 70 in Kontakt mit der Kontaktwalze 2 steht, d.h. zwischen dem Coil 70 und der
Kontaktwalze 2 ist im mit Pfeil S gekennzeichneten Bereich kein Luftspalt vorhanden,
jedoch ist die Vorrichtung nicht darauf beschränkt, sondern kann aufgrund des eigenen
Drehantriebes der Wickelwelle 3 auch mit einem Spalt im Bereich S zwischen Coil 70
und Kontaktwalze 2 betrieben werden.
[0037] Sofern jedoch der Coil 70 abweichend von der Darstellung in Figur 1 bei beginnender
Aufwicklung auf der Wickelwelle 3 noch einen geringen Durchmesser aufweist, wobei
der Startdurchmesser des Coils 70 dem Außendurchmesser der Wickelwelle 3 entspricht,
muss diese in der Darstellung gemäß Figur 1 um entsprechenden Weg nach rechts auf
der Auflage 13 verfahren sein, während mit zunehmendem Durchmesserwachstum des sich
ausbildenden Coils 70 die Position der Wickelwelle 3 allmählich nach links auf der
Auflage 13 verlagert wird.
[0038] Zu diesem Zweck sind die Schlitten 58, 59, 68, 69 der Wickelwellenaufnahmestationen
5, 6 in Führungsschienen 14, 140 im Bereich der Seitenteile 1 parallel zur Auflage
13 verfahrbar, wobei die beiden Antriebsschlitten 59, 69 aufgrund des höheren Platzbedarfs
infolge des daran aufgenommenen Drehantriebes für die Wickelwelle 3 an den beiden
Außenseiten der Seitenteile 1 angeordnet und verschieblich in Führungsschienen 14
geführt sind, während die kompakter bauenden Gegenschlitten 58, 68 auf den einander
zugewandten Innenseiten der Seitenteile 1 in entsprechenden Führungsschienen 140 verschieblich
geführt sind. Mittels unabhängiger Antriebe 57, 570 bzw. 67, 670 sind die Antriebsschlitten
59, 69 und Gegenschlitten 58, 68 einer Wickelwellenaufnahmestation 5, 6 synchron zueinander
und unabhängig von der anderen Wickelwellenaufnahmestation 6, 5 entlang der Führungsschienen
14, 140 verfahrbar, ohne dass sie einer mechanischen Verbindung bedürfen.
[0039] Wenn nun der Coil 70 auf der Wickelwelle 3, welche im Beispiel gemäß Figur 1 in der
Wickelwellenaufnahmestation 5 eingelegt ist, einen vorbestimmten Durchmesser erreicht
hat, so ist ein Wickelwellenwechsel durchzuführen, d.h. die aktuell bewickelte Wickelwelle
3 muss gegen eine nachfolgende neue Wickelwelle ausgetauscht werden, ohne dass die
Zuführung und Aufwicklung der Materialbahn 7 unterbrochen wird.
[0040] Zu diesem Zweck wird, wie aus der Figur 4 ersichtlich, bei ununterbrochenem Wickelbetrieb
die Wickelwellenaufnahmevorrichtung 5 mit der darin aufgenommenen Wickelwelle 3 und
dem sich darauf ausbildenden Coil 7 zunächst in Pfeilrichtung P1 nach links in Richtung
einer Entnahmeposition A2 verfahren, was durch entsprechende synchrone Betätigung
der Antriebe 57, 570 des Antriebsschlittens 59 und Gegenschlittens 58 bewirkt wird.
Gleichzeitig wird eine Umlenkwalze 40 aus einer mit 40.1 gekennzeichneten Ruheposition
in eine Arbeitsposition verschwenkt, in der sie mit der Materialbahn 7 vor dem Auflaufen
auf den Coil 70 in Kontakt kommt.
[0041] Gleichzeitig oder bereits zu einem früheren Zeitpunkt wird die bislang nicht aktive
Wickelwellenaufnahmestation 6 in eine mit Bezugsziffer E gekennzeichnete Einlegeposition
verfahren, was durch entsprechende Betätigung der Antriebe 67, 670 bewirkt wird. Sofern
sich die Wickelwellenaufnahmestation 6 vor der Bewegung in die Einlegeposition E zuvor
in der Entnahmeposition A2 befunden hat, erfolgt demgemäß die Bewegung entgegengesetzt
zur Verfahrrichtung der die aktuell bewickelte Wickelwelle 3 tragenden Wickelwellenaufnahmestation
5. Da jedoch die Antriebs- und Gegenschlitten 59, 69, 58, 68 in Bezug auf die Mittelachse
M in der Projektion spiegelsymmetrisch angeordnet und jeweils wechselweise auf der
Außen- bzw. Innenseite der Seitenteile 1 angeordnet sind, können die beiden Wickelwellenaufnahmestationen
5, 6 unabhängig voneinander betrieben werden und ohne Kollision auch aneinander vorbei
geführt werden. Da darüber hinaus die Bolzen 55 für die seitliche Führung der Wellenenden
3a der Wickelwellen 3 mittels der Pneumatikzylinder 56, 66 bei Nichtgebrauch versenkbar
sind, können die Schlitten 58, 59, 68, 69 in einem Betriebszustand, in welchem sie
noch keine Wickelwelle 3 aufgenommen haben, unter der in der jeweils anderen Wickelwellenaufnahmestation
befindlichen Wickelwelle 3 mit eingezogenen Bolzen 55 ohne Kollision hindurch fahren.
Insoweit sind die beiden Wickelwellenaufnahmestationen 5, 6 unabhängig voneinander
entlang der Führungsschienen 14, 140 verfahrbar
[0042] Wie bereits vorangehend erläutert, ist zur Vorbereitung eines Wickelwellenwechsels
die aktuell nicht mit einer Wickelwelle 3 versehene Wickelwellenaufnahmestation 6
in die Einlegeposition E verfahren und wird dort mittels einer nicht näher dargestellten
Wickelwellenzuführung 8 gemäß Pfeil P2 mit einer neuen Wickelwelle 3 bestückt, während
die Materialbahn 7 unter Umlenkung durch die Umlenkwalze 40 weiterhin auf dem Coil
70 der in der Wickelwellenaufnahmestation 5 befindlichen Wickelwelle 3 aufgewickelt
wird. Jedoch kann die in der Einlegeposition E in die Wickelwellenaufnahmestation
6 eingelegte neue Wickelwelle 3 bereits in der Einlegeposition E durch entsprechende
Betätigung des Kupplungsantriebes 63 mit dem Antriebsmotor 60 der Wickelwellenaufnahmestation
6 verbunden werden und auch die Bolzen 55 zur seitlichen Führung der Wickelwelle 3
werden nun ausgefahren.
[0043] Aufgrund der Ankupplung des Antriebsmotors 60 ist die neue Wickelwelle 3 unmittelbar
nach ihrem Einlegen in die Wickelwellenaufnahmestation 6 vom Antriebsmotor 60 nach
Art eines Zentralantriebes drehbar antreibbar. Nunmehr kann die in der Wickelwellenaufnahmestation
6 befindliche und drehbar angetriebene neue Wickelwelle 3 durch Verfahren der Wickelwellenaufnahmestation
6 nach rechts in die Anwickelposition A1 gebracht werden, in welcher sie je nach Betriebsweise
der Wickeleinrichtung an der Kontaktwalze 2 zur Anlage kommt oder aber mit einem gewissen
gewünschten Spaltmaß von dieser beabstandet ist. Die mit Bezugsziffer 6.1 versehene
Darstellung der Wickelwellenaufnahmestation 6 zeigt diese in der Anwickelposition
A1, während Bezugsziffer 6 selbige in der Einlegeposition E zeigt.
[0044] Im Anschluss daran wird die zwischenzeitlich aus ihrer in der Figur 1 ersichtlichen
Ruheposition in die Bereitschaftsposition verfahrene Quertrenneinrichtung 4 mit Trennmesser
42 betätigt und trennt die Materialbahn quer zu ihrer Laufrichtung durch die Wickeleinrichtung
durch, so dass die Aufwicklung auf der in der Wickelwellenaufnahmestation 5 befindlichen
Wickelwelle 3 beendet und das gebildete voreilende Ende der zugeführten Materialbahn
7 unmittelbar auf die in Anwickelposition befindliche neue Wickelwelle 3 in der Wickelwellenaufnahmestation
6 aufgewickelt wird. Da bereits auf den ersten Umdrehungen der neuen Wickelwelle 3
in der Wickelwellenaufnahmestation 6 der Drehantrieb der neuen Wickelwelle 3 durch
den Antriebsmotor 60 erfolgt, ist auch beim Anwickeln der neuen Wickelwelle 3 die
Wickelspannung der auf die Materialbahn 7 einwirkende Bahnzug konstant und definiert
regelbar. Hierdurch wird das Wickelergebnis enorm verbessert und auf einen Drehantrieb
der Kontaktwalze 2 kann verzichtet werden.
[0045] Nachfolgend kann die zuvor bewickelte Wickelwelle 3 mit dem Coil 70 aus der sich
in Entnahmeposition A2 befindenden Wickelwellenaufnahmestation 5 entnommen werden,
während allmählich sich ein neuer Coil 70 auf der in der Wickelwellenaufnahmestation
6 befindlichen Wickelwelle 3 ausbildet, welche demgemäß auch allmählich entsprechend
dem Durchmesserzuwachs des Coils 70 nach links bewegt wird, bis ein neuer Wickelwellenwechsel
stattfindet, bei dem sodann die Wickelwellenaufnahmestation 5 aus der Entnahmeposition
A2 in die Einlegeposition E verfahren und mit einer weiteren neuen Wickelwelle 3 bestückt
wird, wie es vorangehend bereits beschrieben worden ist.
[0046] Da die Einlegeposition E zwischen der Anwickelposition A1 und der Entnahmeposition
A2 vorgesehen ist und einen gewissen Abstand von der Kontaktwalze 2 aufweist, können
in der dargestellten Wickeleinrichtung Wickelwellen 3 mit unterschiedlichstem Durchmesser
verwendet werden, da die jeweils verwendete Wickelwellenaufnahmestation 5, 6 nach
der Bestückung mit einer neuen Wickelwelle in der Einlegeposition E stets aktiv in
die Anwickelposition A1 verfahren wird, deren genaue Position je nach Wickelwellendurchmesser,
der zugleich Anfangsdurchmesser des Coils 70 ist, variieren kann.
[0047] Die während des Wickelvorganges als Regelgröße bedeutsame Wickelspannung kann bei
der Wickeleinrichtung auf einfachste Weise geregelt werden, wozu beispielsweise die
Umlenkwalze 10 als Bahnspannungsmesswalze ausgebildet ist und stets den aktuell auf
die Materialbahn 7 einwirkenden Bahnzug der Antriebe 50 bzw. 60 der beiden wechselweise
im Einsatz befindlichen Wickelwellenaufnahmestationen 5, 6 misst. Sobald bei einem
Wickelwellenwechsel die Quertrenneinrichtung 4 betätigt wird, wird die Zuordnung von
dem einen Antrieb 50 auf den anderen Antrieb 60 umgestellt, so dass eine durchgängige
Bahnspannungsregelung vor der Kontaktwalze 2 erfolgen kann.
[0048] Wie aus einem Vergleich der beiden Betriebszustände gemäß Figur 1 und Figur 2 ersichtlich,
kann die Wickeleinrichtung nicht nur mit einem ersten Drehsinn betrieben werden, bei
dem sich gemäß Figur 1 die Kontaktwalze im Uhrzeigersinn und die Wickelwelle mit dem
darauf befindlichen Coil 70 im Gegenuhrzeigersinn bewegt, was üblicherweise als Linkslauf
bezeichnet wird, sondern die Drehantriebe der Wickelwellenaufnahmestationen 5, 6 sind
auch in der Lage, die Wickelwellen 3 mit dem entsprechend entgegengesetzten Drehsinn
zu betreiben, was in Figur 2 dargestellt ist und üblicherweise als Rechtslauf bezeichnet
wird, bei dem sich die Wickelwelle und der darauf befindliche Coil 70 im Uhrzeigersinn
und die Kontaktwalze 2 im Gegenuhrzeigersinn bewegt. Dementsprechend wird bei umgekehrtem
Drehsinn diejenige Seite der aufgewickelten Materialbahn 7, die im Linkslauf der Wickelwelle
3 zugewandt ist, nunmehr der Außenoberfläche des Coils 70 zugewandt aufgewickelt,
was für verschiedene Weiterverarbeitungsschritte und dergleichen erforderlich sein
kann.
[0049] Die Materialbahn 7 wird gemäß Figur 2 in der zweiten Betriebsweise der Wickeleinrichtung
über Umlenkwalzen 10, 11 zugeführt, wobei wiederum die Umlenkwalze 10 als Bahnspannungsmesswalze
ausgebildet sein kann, und gelangt von dort auf die Kontaktwalze 2, von der sie dann
auf die Wickelwelle 3 bzw. den sich darauf bildenden Coil 70 übergeben wird.
[0050] Die Funktionsweise der beiden Wickelwellenaufnahmestationen 5, 6 stimmt mit der vorangehend
erläuterten Funktionsweise beim Linkslauf gem. Figur 1 überein, lediglich beim Wickelwellenwechsel,
der in der Figur 5 dargestellt ist, ist eine andere Konfiguration der Quertrennvorrichtung
4 erforderlich.
[0051] Nachdem in der bereits geschilderten Weise die neue Wickelwelle 3 in die in der Einlegeposition
E befindliche Wickelwellenaufnahmestation 6 eingelegt und gemeinsam mit dieser in
die Anwickelposition A1 verfahren worden ist, siehe 6.1, schwenkt eine Umlenkwalze
41 aus einer Bereitschaftsposition 41.1 in eine Arbeitsposition, in welcher sie eine
schlaufenförmige Umleitung der Materialbahn 7 um die neue Wickelwelle 3 bis zum zuvor
bewickelten Coil 70 bewirkt. Sodann kann die Materialbahn 3 mittels der Quertrenneinrichtung
4 und des dortigen Trennmessers 42 im Bereich zwischen der neuen Wickelwelle 3 und
der Umlenkwalze 41 quer durchtrennt werden, woraufhin das so gebildete voreilende
Ende der Materialbahn 7 unmittelbar auf die bereits mit dem Drehantrieb der Wickelwelleaufnahmestation
6 drehbar angetriebene neue Wickelwelle 3 aufgewickelt wird, so dass auch in diesem
Betriebsmodus der Wickeleinrichtung ein kontrollierter Wickelzug eingehalten wird.
[0052] Da bei der vorangehend erläuterten Wickeleinrichtung die Wickelwellen 3 während ihres
gesamten Kontaktes mit der aufzuwickelnden Materialbahn 7 beginnend von den ersten
Umdrehungen der sich auf der neuen Wickelwelle 3 aufwickelnden Materialbahn 7 bis
zum Betätigen der Quertrenneinrichtung 4 nach Art eines Zentralantriebes von den Drehantrieben
der Wickelwellenaufnahmestationen 5 bzw. 6 drehend angetrieben werden, kann die vorangehend
erläuterte Wickeleinrichtung ohne eigenen Antrieb der Kontaktwalze 2 auskommen. Diese
wird lediglich drehbar in den Seitenteilen 1 des Gestells gelagert und von der umfangsseitig
über die Oberfläche geführten Materialbahn 7 infolge des Zugs der Antriebsmotoren
50 bzw. 60 von der Materialbahn 7 mitgedreht.
[0053] Sofern die Wickeleinrichtung als Kontaktwalzenwickler mit einem oberflächlichen Kontakt
zwischen der Kontaktwalze 2 und dem sich auf der Wickelwelle 3 ausbildenden Coil 70
betrieben werden soll, kann die ohne Drehantrieb ausgebildete Kontaktwalze 2 gemäß
Darstellung in der Figur 6 in einem Verstellschlitten 20 relativ zur aktuell bewickelten
Wickelwelle 3 verschieblich geführt angeordnet sein, wobei dieser Verstellschlitten
parallel zur Auflage 13 und den Führungsschiene 14, 140 in nicht näher dargestellter
Weise entlang der Seitenteile 1 verschiebbar ist. Darüber hinaus sind Linearantriebe
in Form von Pneumatik-oder Hydraulikzylindern 21 vorgesehen, welche sich einerseits
ortsfest am Gestell abstützen, andererseits in Verschieberichtung des Verstellschlittens
20 auf die Kontaktwalze 2 einwirken und somit einen definierten Anpressdruck der Kontaktwalze
2 auf die Oberfläche der aktuell bewickelten Wickelwelle 3 bzw. des sich darauf ausbildenden
Coils 70 im Bereich des Spaltes S ausüben. Da sich der Durchmesser und damit die Masse
der Kontaktwalze 2 während des gesamten Aufwicklungsvorganges des Coils 70 nicht ändert,
kann somit ein konstantes Andruckverhältnis der Kontaktwalze 2 gegenüber der aktuell
bewickelten Wickelwelle 3 bzw. des sich darauf ausbildenden Coils 70 hergestellt und
auf einfache Weise auch gemessen und geregelt werden.
[0054] Durch den während des, gesamten Wickelvorganges im Einsatz befindlichen Zentralantrieb
der Wickelwelle 3 in der Wickelwellenaufnahmestation 5 bzw. 6 erfolgt bei der vorangehend
erläuterten Wickeleinrichtung ein kontrolliertes Anwickeln der Wickelwelle vom Kern
bis zum fertigen Coil, wobei der üblicherweise verwendete Friktionsantrieb durch eine
angetriebene Kontaktwalze beim Anwickelvorgang nach dem Quertrennen der Materialbahn
durch den Zentralantrieb ersetzt wird und von daher der Antrieb der Kontaktwalze entfallen
kann. Einer unkontrollierten Anwicklung der Materialbahn auf einer neuen Wickelwelle
mit dem üblicherweise einhergehenden Lagenversatz und einer Faltenbildung wird damit
entgegengewirkt. Das Wickelergebnis wird enorm verbessert und die Wickeleinrichtung
kann auch bei sehr hohen Zuführgeschwindigkeiten der Materialbahn 7 störungsfrei und
zuverlässig betrieben werden.
1. Wickeleinrichtung zur Aufwicklung einer kontinuierlich zulaufenden Materialbahn (7)
auf sukzessive bereitgestellte Wickelwellen (3) unter Ausbildung von Coils (70) der
Materialbahn (7) auf den Wickelwellen (3), umfassend
- eine drehbar in der Wickeleinrichtung gelagerte Kontaktwalze (2), über die die aufzuwickelnde
Materialbahn (7) führbar und an die Wickelwelle (3) bzw. den sich darauf bildenden
Coil (70) abgebbar ist,
- eine Aufwickelstation (A) mit einer Wickelwellenaufnahmevorrichtung zur Aufnahme
und drehbaren Lagerung einer Wickelwelle (3), wobei die Wickelwellenaufnahmevorrichtung
nach Maßgabe des Durchmessers des sich auf der Wickelwelle (3) ausbildenden Coils
(70) relativ zur Kontaktwalze (2) aus einer Anwickelposition (A1) bis in eine Entnahmeposition
(A2) verlagerbar ist und einen Drehantrieb für die aufgenommene Wickelwelle (3) aufweist,
- eine Wickelwellenzuführung (8) zur Zuführung einer gegen die mit der Materialbahn
(7) bewickelten Wickelwelle (3) auszutauschenden neuen Wickelwelle (3) in die Wickelwellenaufnahmevorrichtung,
- eine Quertrennvorrichtung (4) zum Quertrennen der Materialbahn (7) im Zuge eines
Wickelwellenwechsels,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelwellenaufnahmevorrichtung zwei Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) umfasst,
die jeweils einen eigenen Drehantrieb für die Wickelwellen (3) aufweisen und unabhängig
voneinander zwischen der Anwickelposition (A1) und der Entnahmeposition (A2) verfahrbar
sind und die Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) abwechselnd eine aktuell zu bewickelnde
Wickelwelle (3) aufnehmen, während die jeweils andere Wickelwellenaufnahmestation
(6, 5) in eine Einlegeposition (E) zum Einlegen einer neuen Wickelwelle (3) zwischen
der Anwickelposition (A1) und der Entnahmeposition (A2) verfahrbar und vor Betätigung
der Quertrennvorrichtung (4) mit der aufgenommenen neuen Wickelwelle (3) in die Anwickelposition
(A1) verfahrbar ist.
2. Wickeleinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) zwei den jeweiligen Wellenenden der Wickelwellen
(3) zugeordnete Schlitten (58, 59, 68, 69) umfassen, die auf Führungsschienen (14,
140) der Aufwickelstation (A) verfahrbar sind.
3. Wickeleinrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass für jeden Schlitten (58, 59 bzw. 68, 69) ein separater Verfahrantrieb vorgesehen
ist.
4. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass je ein Schlitten (58, 68) der Wickelwellenaufnahmestation (5, 6) als Antriebsschlitten
den Drehantrieb für die Wickelwelle (3) trägt.
5. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass ein Gestell mit Seitenteilen (1) vorgesehen ist, zwischen denen die Kontaktwalze
(2) und die Wickelwellen (3) angeordnet sind und die Führungsschienen (14, 140) der
Schlitten (58,59, 68,69) an den Seitenteilen (1) befestigt sind, wobei die Antriebsschlitten
(58, 68) an den einander abgewandten Außenseiten der Seitenteile (1) und die Gegenschlitten
(59, 69) an den einander zugewandten Innenseiten der Seitenteile (1) angeordnet sind
und jeder Gegenschlitten (59, 69) unter der aktuell bewickelten Wickelwelle (3) hindurch
aus der Entnahmeposition (A2) in die Einlegeposition (E) verfahrbar ist.
6. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufwickelstation (A) eine horizontal verlaufende Auflage (13) für die Wellenenden
(3a) der in den Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) aufgenommenen Wickelwellen (3)
aufweist.
7. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) mit versenkbaren Bolzen (55, 65) für die
Führung der aufgenommenen Wickelwelle (3) ausgerüstet sind.
8. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehantriebe der Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) einen Antriebsmotor (50,
60) mit nachgeordneter Kupplung (54) zum An- und Ankuppeln des Antriebsmotors (50,
60) an die aufgenommene Wickelwelle (3) umfassen.
9. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktwalze (2) relativ zur aktuell bewickelten Wickelwelle (3) verschieblich
geführt ist und Mittel zum Erzeugen eines vorgebbaren Anpressdruckes der Kontaktwalze
(2) auf die Wickelwelle (3) bzw. den sich darauf bildenden Coil (70) vorgesehen sind.
10. Wickeleinrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Kontaktwalze (2) in einem Verstellschlitten (20) verschieblich geführt ist.
11. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass als Mittel zum Erzeugen eines vorgebbaren Anpressdruckes der Kontaktwalze (2) ein
auf die Kontaktwalze (2) einwirkender Linearantrieb (21) vorgesehen ist.
12. Wickeleinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelwellen (3) von den Wickelwellenaufnahmestationen (5, 6) in unterschiedlichem
Drehsinn antreibbar sind.
13. Verfahren zum Durchführen eines Wickelwellenwechsels in einer Wickeleinrichtung zur
Aufwicklung einer kontinuierlich zulaufenden Materialbahn (7) auf sukzessive bereitgestellte
Wickelwellen (3) unter Ausbildung von Coils (70) der Materialbahn (7) auf den Wickelwellen
(3), wobei die Materialbahn (7) über eine drehbar in der Wickeleinrichtung gelagerte
Kontaktwalze (2) geführt wird und von dieser an die Wickelwelle (3) bzw. den sich
darauf bildenden Coil (70) abgegeben wird und die Wickelwelle (3) in einer Aufwickelstation
(A) mit einer Wickelwellenaufnahmevorrichtung aufgenommen und mittels eines Drehantriebes
in Rotation versetzt wird und die Wickelwellenaufnahmevorrichtung nach Maßgabe des
Durchmessers des sich auf der Wickelwelle (3) ausbildenden Coils (70) relativ zur
Kontaktwalze (2) aus einer Anwickelposition (A1) bis in eine Entnahmeposition (A2)
verfahren wird, wobei bei einem Wickelwellenwechsel eine gegen die mit der Materialbahn
(7) bewickelten Wickelwelle (3) auszutauschende neuen Wickelwelle (3) in die Wickelwellenaufnahmevorrichtung
eingelegt wird, die Materialbahn (7) quergetrennt wird, und das so gebildete voreilende
Ende der Materialbahn auf die neue Wickelwelle (3) aufgewickelt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Wickelwellenaufnahmevorrichtung zwei unabhängig voneinander arbeitende Wickelwellenaufnahmestationen
(5, 6) umfasst und zu Beginn der Wickelwellenwechsels die die aktuell bewickelte Wickelwelle
(3) aufnehmende Wickelwellenaufnahmestation (5) in Richtung der Entnahmeposition (A2)
verfahren wird und die andere Wickelwellenaufnahmestation (6) in entgegengesetzter
Richtung in eine Einlegeposition (E) zwischen der Kontaktwalze (2) und der Entnahmeposition
(A2) verfahren wird und dann eine neue Wickelwelle (3) in diese Wickelwellenaufnahmestation
(6) eingelegt und gemeinsam mit dieser in die Anwickelposition (A1) verfahren wird,
die Materialbahn (7) quergetrennt und das voreilende Ende der Materialbahn (7) auf
der vom Drehantrieb der Wickelwellenaufnahmestation (6) angetriebenen neuen Wickelwelle
(3) in der Anwickelstation (A1) aufgewickelt wird.