[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Lautsprecher auf ein Lautsprechersystem sowie
auf ein Verfahren zur Erzeugung von akustischen Schwingungen.
[0002] Ein Lautsprecher weist zumindest einen Schwingungskörper auf, der von einem Schwingungsanreger
zum Schwingen angeregt wird. Unter einem Schwingungskörper ist insbesondere ein im
wesentlichen flächenförmiger, selbsttragender, bevorzugt leichter und biegesteifer
Körper zu verstehen, der zu Schwingungen anregbar ist. Ein derartiger Schwingungskörper
ist beispielsweise eine zu Schwingungen anregbare Platte aus Glas, Holz oder Kunststoff,
wie sie von sogenannten Flächenlautsprechern bekannt ist. Alternativ hierzu ist der
Schwingungskörper eine schwingungsfähige Membran, wie sie von konventionellen Mehrwegelautsprechern
bekannt ist. Die Anregung des Schwingungskörpers zu geregelten Schwingungen erfolgt
mittels des Schwingungsanregers. Unter einem Schwingungsanreger ist jedwede Vorrichtung
zu verstehen, mittels der der Schwingungskörper in kontrollierbare Schwingung versetzbar
ist.
[0003] Das menschliche Gehör ist nicht für aller Frequenzen gleich empfindlich. Von
Fletcher und Munson wurde in "loudness, its definition, messurement and calculation"
in J.Acoust. Soc Am. 5, S. 82-108 (1933) das Konzept der so genannten Isophone eingeführt. Eine Isophone gibt hierbei für
den gesamten Frequenzbereich an, welche Lautstärke einer Schallquelle notwendig ist,
um bei einem Zuhörer ein subjektives Hörempfinden einer vorgegebenen Lautstärke zu
erzeugen. Das menschliche Gehör ist bei 2000 Hz am empfindlichsten. Zu höheren Frequenzen
hin und insbesondere zu niedrigen Frequenzen hin nimmt die Empfindlichkeit des menschlichen
Gehörs stark ab. Dies ist bei der Auslegung eines einzelnen Lautsprechers oder eines
Lautsprechersystems in Erwägung zu ziehen. Für die Wiedergabe von niedrigen Frequenzen
und damit niedrigen Tönen muss der Schwingungsanreger daher den Schwingungskörper
zu Schwingungen mit einer hohen Amplitude anregen. Nur so werden niedrige Frequenzen
hinreichend laut wiedergegeben. So muss eine Frequenz von 50 Hz gegenüber einer Frequenz
von 2000 Hz mit etwa der 100fachen Lautstärke wiedergegeben werden, um bei dem Zuhörer
ein vergleichbares Lautstärkeempfinden auszulösen. Es sind verschiedene Motorlautsprecher
bekannt, bei denen in einem Zylinder ein als Kolben ausgebildeter Schwingungsanreger
mittels eines Antriebsmotors hin und her bewegt wird. Dabei werden als stehende Wellen
ausgebildete Druckwellen erzeugt, die als Töne mit der Frequenz des bewegten Kolbens
wiedergegeben werden.
[0004] Aus der
DE 1 1794 126 U ist ein als Kolbenmembranschallsender ausgebildeter Motorlautsprecher bekannt, bei
dem der Kolben mittels einer Pleuelstange an den Antriebsmotor gekoppelt ist. Auf
diese Weise werden in einem sich an den Zylinder anschließenden Schalltrichter stehende
Wellen erzeugt.
[0005] Der
US 4,805,732 ist ein weiterer Motorlautsprecher mit einem sich an den Zylinder anschließenden
Schalltrichter zu entnehmen, bei dem der Kolben mittels eines drehzahloptimierten
Asynchronmotors getrieben wird.
[0006] Die
US 5,109,048 offenbart einen Motorlautsprecher, bei dem der Kolben in einem an einem oder beiden
Enden verschlossenen Zylinder als Resonator bzw. Schwingungskörper zur Erzeugung stehender
Wellen hin und her bewegt wird.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für unterschiedliche Frequenzen ein für
das menschliche Gehör vergleichbares Lautstärkeempfinden erzeugen zu können.
[0008] Die Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch einen Lautsprecher nach Anspruch 1 gelöst.
Danach ist vorgesehen, dass zur Erzeugung von akustisch hörbaren Schwingungen ein
Schwingungsanreger einen Schwingungskörper anregt. Der Schwingungsanreger ist hierbei
über eine Kupplung mechanisch mit dem Schwingungsanreger gekoppelt. Unter mechanischer
Kopplung wird hierbei verstanden, dass die Schwingungen des Schwingungsanregers mit
Hilfe einer insbesondere biegesteifen und druckfesten Übertragungsmechanik auf die
Kupplung übertragen werden. Von besonderem Vorteil ist, dass der Grad der mechanischen
Kopplung variierbar ist. Unter dem Grad der mechanischen Kopplung wird hierbei die
Höhe der Auslenkung und damit die Amplitude der erzeugten Schwingung verstanden. Je
nach Grad der mechanischen Kopplung wird der Schwingungskörper daher verschieden weit
ausgelenkt. Die Auslenkung des Schwingungskörpers ist jedoch direkt proportional zur
Amplitude des abgestrahlten Klangspektrums und damit zur wiedergegebenen Lautstärke.
Die Lautstärke des Lautsprechers ist stufenlos variierbar. Durch die Variierbarkeit
ist daher die Amplitude frequenzabhängig einstellbar.
[0009] Diese Ausgestaltung ist von besonderem Vorteil für solche Systeme, bei denen der
Schwingungskörper auf rein mechanische Weise in Schwingungen versetzt wird. Hierzu
umfasst der Schwingungsanreger beispielsweise eine mittels eines Elektroangetriebene
Stange, die mit dem Schwingungskörper mechanisch in Verbindung steht. Auf diese Weise
lässt sich der Schwingungskörper zu Schwingungen einer bedeutend höheren Amplitude
anregen. Nachteilig bei einer starren Kopplung ist jedoch, dass der Schwingungskörper
hierbei nur zu Schwingungen einer vorgegebenen Amplitude anregbar ist. Eine insbesondere
frequenzabhängige Anpassung der Lautstärke ist nicht möglich. Im Unterschied zu einer
starren Kopplung ist vorliegend eine variable Kopplung vorgesehen, d.h. durch die
Kupplung wird die vom Schwingungsanreger erzeugte Schwingung zumindest nicht zwingend
direkt und 1:1 auf den Schwingungskörper übertragen.
[0010] Derartige mechanische Systeme, die insbesondere auch als Motorlautsprecher bezeichnet
werden, haben den weiteren Vorteil, dass sie hohe Amplituden erzeugen können und sich
somit insbesondere für die Wiedergabe niedriger Frequenzen eignen, da hier das menschliche
Hörempfinden nur schwach ist. Im Unterschied hierzu ist nämlich die Leistungsfähigkeit
konventioneller Lautsprechersysteme beschränkt. Ein handelsüblicher Lautsprecher mit
einer konusförmigen Membran als Schwingkörper und mit einer Schwingspule als Schwingungsanreger
weist eine maximale Leistungsaufnahme von etwa 500 Watt auf. Somit lässt sich die
Membran nicht sonderlich weit auslenken. Es sind somit nur Schwingungen mit einer
niedrigen Amplitude und damit Lautstärke generierbar.
[0011] Bevorzugt ist daher auch vorgesehen, dass der Schwingungsanreger einen Motor, insbesondere
einen Elektromotor umfasst. Ein Elektromotor ist mit einer Antriebsleistung von mehreren
Kilowatt am Markt erhältlich. Somit sind Schwingungen mit einer hohen Amplitude und
damit Töne einer großen Lautstärke generierbar. Weiterhin ist ein derartiger Elektromotor
am Markt kostengünstig erhältlich, so dass der Lautsprecher vergleichsweise kostengünstig
produzierbar ist. Ein derartiger Lautsprecher ist insbesondere bei einer Großveranstaltung,
bei der auch Töne von niedriger Frequenz mit einer hohen Lautstärke wiedergegeben
werden sollen, vorteilhaft einsetzbar.
[0012] In einer zweckmäßigen Weiterbildung ist die Kupplung eine elektromagnetische Kupplung
mit mindestens einer ansteuerbaren Stromspule. Über eine Variation des Spulenstromes
ist in einfacher Weise die von der Stromspule generierte magnetische Feldstärke variierbar.
Eine Variation des Spulenstromes ermöglicht somit eine einfache Regelung der Lautstärke
des Lautsprechers. Je größer der Spulenstrom ist, desto größer ist das durch Stromdurchfluss
von der Stromspule generierte magnetische Feld und desto größer ist der Grad der mechanischen
Kopplung zwischen Schwingungsanreger und Schwingungskörper. Weiterhin lässt sich der
Spulenstrom mit einer Reaktionszeit von wenigen Millisekunden zuschalten oder abschalten,
so dass auch rasche Lautstärkeänderungen erzeugbar sind.
[0013] In einer bevorzugten Variante weist die Kupplung zwei Stromspulen auf, wobei dem
Schwingungsanreger und dem Schwingungskörper jeweils eines Stromspule zugeordnet ist.
Der Grad der mechanischen Kopplung ist somit durch die Vorgabe beider Ströme einfach
und präzise anpassbar.
[0014] In einer anderen vorteilhaften Variante weist die Kupplung eine Stromspule und einen
Permanentmagneten auf. Dabei ist entweder die Stromspule dem Schwingungskörper und
der Permanentmagnet dem Schwingungsanreger zugeordnet oder umgekehrt. In diesem Fall
ist der Grad der mechanischen Kopplung zwischen Schwingungskörper und Schwingungsanreger
über die Variation eines einzigen Spulenstromes variierbar. Eine Steuereinheit zur
Steuerung des Grades der mechanischen Kopplung gibt somit nur einen Spulenstrom vor.
Die Steuerungslogik der Steuerungseinheit ist einfach und kostengünstig ausführbar
und weist gegenüber der Variante mit zwei anzusteuernden Stromspulen eine geringere
Fehlerträchtigkeit auf. Jedoch lässt sich der Grad der mechanischen Kopplung nicht
so fein einstellen, wie bei der Verwendung zweier Stromspulen.
[0015] In einer bevorzugten Weiterbildung weist der Schwingungsanreger einen Linearübertrager
auf. Der Linearübertrager wirkt als mechanisches Übertragungselement. Unter Linearübertrager
wird hierbei ein Element verstanden, das lediglich eine Linearbewegung ausführt. Mittels
des Linearübertragers ist eine mechanische Anregung auf den Schwingungskörper in besonders
einfacher Weise übertragbar. Da der Linearübertrager praktisch nur in einer Richtung
eine mechanische Kraft überträgt, lässt sich nahezu die gesamte Kraft eines dem Linearübertrager
zugeordneten Antriebs auf den Schwingungskörper übertragen. Insbesondere ist der Linearübertrager
ein stangenförmiges Element.
[0016] Zweckdienlicherweise trägt der Linearübertrager eine Stromspule oder einen Permanentmagneten
und somit Teile der elektromagnetischen Kupplung. Die Stromspule oder der Permanentmagnet
ist daher in einfacher Weise in das mit dem Schwingungskörper gekoppelte Ende des
Linearübertragers integriert. In der ersten Variante ist der Linearübertrager mit
einem ferromagnetischen Ende versehen, das eine Stromspule zur Bildung eines Elektromagneten
trägt. In der zweiten Variante ist das Ende des Linearübertragers als Permanentmagnet
ausgeführt. In beiden Fällen weist der Linearübertrager eine im Wesentlichen bevorzugt
längliche Geometrie auf und ist beispielsweise stangenförmig ausgebildet. Somit kann
das Ende des Linearübertragers beispielsweise in ein dem Schwingungskörper zugeordnetes,
zylinder- oder topfförmiges Element zur Bildung der elektromagnetischen Kupplung eingreifen.
Dieses korrespondierende topfförmige Element ist entweder wiederum als Permanentmagnet,
oder als Stromspule ausgeführt, so dass die Kupplung entweder zwei Stromspulen oder
eine Stromspule und einen Permanentmagneten aufweist.
[0017] Zweckdienlicherweise ist der beispielsweise als Drehstrommotor ausgebildete Elektromotor
über eine Exzenterscheibe mit dem Linearübertrager verbunden. Die rotierende Bewegung
des Motors wird somit mittels der Exzenterscheibe in einfacher Weise in eine Längsbewegung
umgesetzt.
[0018] In einer Weiterbildung ist eine Filtereinheit vorgesehen, um aus einem akustischen
Signal eine oder mehrere Frequenzen zur Ansteuerung des Schwingungsanregers herauszufiltern.
Aus dieser einen Frequenz oder diesen mehreren Frequenzen ist ein frequenzproportionales
Steuersignal generierbar. Mittels dieses Steuersignals ist insbesondere ein als Antrieb
des Schwingungsanregers eingesetzter Drehstrommotor ansteuerbar. Wird dieser Drehstrommotor
mit einem zu einer Frequenz proportionalen Steuersignal beaufschlagt, so dreht er
mit kontinuierlicher, dem Steuersignal proportionaler Geschwindigkeit und überträgt
mittels des Linearübertragers auf den Schwingungskörper eine einzige Frequenz. Trägt
das frequenzproportionale Steuersignal eine Information über mehrere Frequenzen, so
ändert sich die Drehzahl des Drehstrommotors sukzessive, und der Schwingungskörper
wird zu Schwingungen unterschiedlicher Frequenzen zeitgleich angeregt. Mit anderen
Worten wird aus einem vom Lautsprecher wiederzugebenden Frequenzbereich immer eine
Frequenz oder einige wenige Frequenzen herausgefiltert. Diese Vorgehensweise entspricht
der Ansteuerung eines Motorlautsprechers nach dem Stand der Technik. Da das menschliche
Gehör tiefe Frequenzen nicht gut voneinander unterscheiden kann, ist das Hörempfinden
hierdurch nicht beeinträchtigt. So ist es beispielsweise möglich, aus dem akustischen
Signal nur die Frequenz mit der höchsten Amplitude mittels eines Algorithmus auszuwählen,
in ein frequenzproportionales Steuersignal umzuwandeln und den Drehstrommotor mit
der der Frequenz entsprechenden Drehzahl drehen zu lassen.
[0019] Die Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein Lautsprechersystem gemäß Anspruch 10.
Der oben beschriebene Lautsprecher ist hierbei Teil des Lautsprechersystems. Hierbei
ist eine Steuereinheit zur Aufspaltung eines akustischen Frequenzbandsignals in mehrere
Teilbandsignale eingerichtet. Weiterhin ist für die Wiedergabe eines der Teilbandsignale
der Lautsprecher vorgesehen. Somit ist die Wiedergabe eines Teilbandsignals aus einem
Frequenzbereich niedriger Frequenzen mittels des Lautsprechers mit einer hohen Amplitude
und damit mit einer hohen Lautstärke möglich. Es können auch mehrere derartige Lautsprecher
für die Wiedergabe benachbarter Teilbandsignale niedriger Frequenzbereiche eingesetzt
werden. Die Aufspaltung des akustischen Frequenzbandsignals in mehrere Teilbereiche
erfolgt beispielsweise, wie es für einen konventionellen Mehrwegelautsprecher üblich
ist, mittels einer Frequenzweiche. Für die Wiedergabe von Teilbandsignalen hoher Frequenzen
ist der Einsatz konventioneller Membranlautsprecher möglich, da deren maximale Schwingungsamplitude
bei hohen Frequenzen zu einer hinreichend hohen Lautstärkeempfindung führt. Somit
ist für die Beschallung einer Großveranstaltung, wie einem Musikkonzert, ein weitgehend
konventionelles Lautsprechersystem einsetzbar. Lediglich für die Wiedergabe von Frequenzbereichen
und damit Teilbandsignalen einer besonders niedrigen Frequenz werden erfindungsgemäße
Lautsprecher eingesetzt. Somit ist auch die Wiedergabe sehr niedriger Frequenzen mit
einer hohen Amplitude und damit Lautstärke möglich. Der subjektive Klangeindruck für
einen Zuhörer verbessert sich maßgeblich.
[0020] In einer Variante ist das Lautsprechersystem als medizinisches Hörgerät ausgebildet.
Hier wird ausgenutzt, dass bei hörgeschädigten und gehörlosen Menschen als Ausgleich
zu der Hörschädigung eine Schärfung anderer Sinne eintritt. So verfügen diese Menschen
einen verbesserten Tastsinn. Insbesondere am Rücken des Menschen befinden sich sehr
viele Sinneszellen für eine Tast- oder Druckempfindung. Diese Sinneszellen lassen
sich durch Training so schulen, dass mit ihnen zumindest die Wahrnehmung niedriger
Frequenzen möglich ist. Mittels des Hörgeräts ist eine Stimulation dieser Sinneszellen
erreichbar. Dafür sind eine vergleichsweise hohe Anregungsenergie und eine vergleichsweise
große Fläche eines Schwingungskörpers notwendig. Um dies zu erreichen, sind einer
oder mehrere Schwingungskörper mit dem Rücken der Person verbunden. Dies lässt sich
zweckmäßig durch eine Integration der Schwingungskörper in ein Kleidungsstück erreichen,
das unter der normalen Kleidung getragen wird. Indem mehrere Schwingungskörper vorgesehen
sind, können die Sinneszellen auch zeitgleich zu mehreren Schwingungen angeregt werden.
Insbesondere eine gehörlose Person ohne jegliches Resthörvermögen kann so wenigstens
die niedrigen Frequenzen eines Klangspektrums hören.
[0021] Die Aufgabe wird weiterhin gelöst durch ein Verfahren zur Erzeugung von akustischen
Schwingungen mit einem oben beschriebenen Lautsprecher. Hierbei sind auf das Verfahren
die für den Lautsprecher genannten Vorteile sinngemäß zu übertragen.
[0022] Nachfolgend werden drei Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung
näher erläutert. Darin zeigen:
- FIG 1
- schematisch einen Lautsprecher mit einer zwei Stromspulen umfassenden Kupplung,
- FIG 2
- schematisch einen Lautsprecher mit einer eine Stromspule und einen Permanentmagneten
umfassenden Kupplung,
- FIG 3
- schematisch einen weiteren Lautsprecher mit einer einen Permanentmagneten und eine
Stromspule umfassenden Kupplung, sowie
- FIG 4
- in einer Schemazeichnung ein Lautsprechersystem mit drei Lautsprechern nach einer
der FIG 1 bis 3.
[0023] Gemäß FIG 1 umfasst ein Lautsprecher 2 einen Schwingungskörper 4 und einen Schwingungsanreger
6. Der Schwingungskörper 4 ist als konusförmige Membran ausgebildet. Der Schwingungsanreger
6 umfasst einen als Drehstrommotor ausgebildeten Elektromotor 8, von dem in der FIG
1 nur die Drehachse sichtbar ist. Der Elektromotor 8 treibt mit seiner Drehachse eine
Exzenterscheibe 10 an. An der Exzenterscheibe 10 ist außermittig als Linearübertrager
12 eine Stange befestigt. Wird die Exzenterscheibe 10 mittels des Elektromotors 8
in eine Drehbewegung 14 versetzt, so führt der Linearübertrager 12 eine periodische
Hin- und Herbewegung in Längsrichtung 16 aus.
[0024] Der Schwingungskörper 4 und der Schwingungsanreger 6 sind über eine Kupplung miteinander
mechanisch gekoppelt. Hierzu weist der Linearübertrager 12 an seinem Ende einen ferromagnetischen,
von einer Stromspule 18 umwickelten Abschnitt auf. Dem Schwingungskörper 4 ist ein
topfförmiges, ebenfalls ferromagnetisches Koppelelement 20 zugeordnet, das mit einer
Stromspule 22 versehen ist und die mit dem Schwingungskörper 4 starr verbunden ist.
Weiterhin ist eine Steuereinheit 24 vorgesehen, die eingerichtet ist, mittels einer
Steuerleitung 26 einen Steuerstrom für die dem Linearübertrager 12 zugeordnete Stromspule
22 vorzugeben. Zudem ist die Steuereinheit 24 eingerichtet, mittels einer weiteren
Steuerleitung 28 einen Spulenstrom für die dem Koppelelement 20 zugeordnete Stromspule
22 vorzugeben.
[0025] Das Ende des Linearübertragers 12 mit seiner Stromspule 18 taucht in das topfförmige
Koppelelement 20 mit seiner Stromspule 22 ein. Abhängig von den mittels der Steuerleitungen
26,28 vorgegebenen Steuerströmen sind die magnetischen Feldstärken der Stromspulen
18,22 und somit der Grad ihrer gegenseitigen magnetischen Anziehung vorgebbar. Somit
ist der Grad der mechanischen Kopplung zwischen Linearübertrager 12 und Koppelelement
20 und auch zwischen Schwingungsanreger 6 und Schwingungskörper 4 festgelegt. Eine
Bewegung des Linearübertragers 12 in Längsrichtung 16 wird in eine Bewegung des Koppelelements
20 in Längsrichtung 30 umgesetzt. Die Bewegung des Koppelelements 20 in Längsrichtung
30 wiederum wird in eine Bewegung des Schwingungskörpers 4 in Längsrichtung 32 umgesetzt.
Je nach Grad der mechanischen Kopplung verschieben sich die Umkehrpunkte für die Hin-
und Herbewegung des Koppelelements 20 in Längsrichtung 30. Da das Koppelelement 20
wiederum mit dem Schwingungskörper 4 starr mechanisch verbunden ist, ist somit die
Auslenkung des Schwingungskörpers 4 in Längsrichtung 32 vorgegeben. Die Auslenkung
des Schwingungskörpers 4 ist direkt proportional zur Amplitude eines vom Schwingungskörper
4 erzeugten Tons.
[0026] Die Funktionsweise des Lautsprechers 2 ist wie folgt: Die Steuereinheit 24 wird von
einem akustischen Signal F beaufschlagt, das einen Frequenzbereich repräsentiert.
Die Steuereinheit 24 ist eingerichtet, mittels einer Steuerleitung 34 den Elektromotor
8 anzusteuern und mittels einer steuerbaren Gleichspannung dessen Drehzahl und somit
dessen Drehbewegung, 14 vorzugeben. Einer Drehzahl des Elektromotors 8 entspricht
eine Hin- und Herbewegung des Linearübertragers 12 mit einer vorgegebenen Frequenz.
Diese Frequenz wird über die Kupplung 12,18,20,22 auf den Schwingungskörper 4 übertragen.
Der Schwingungskörper 4 wird zu Schwingungen mit dieser Frequenz angeregt und strahlt
einen dieser Frequenz entsprechenden Ton ab.
[0027] Das akustische Signal F beinhaltet außerdem eine Information über die wiederzugebende
Lautstärke und damit Amplitude des Tones. Abhängig von der wiederzugebenden Amplitude
wird mittels der Steuerleitungen 26 und 28 der Spulenstrom für die Stromspulen 18,22
vorgegeben. Damit ist der Grad der magnetischen Anziehung zwischen den beiden Stromspulen
18 und 22 und somit der Grad der mechanischen Kopplung zwischen Schwingungsanreger
6 und Schwingungskörper 4 bestimmt. Werden mittels der Steuerleitungen 26,28 niedrige
Spulenströme vorgegeben, ist die magnetische Anziehung zwischen den beiden Stromspulen
18,22 gering und der Grad der mechanischen Kopplung zwischen den Stromspulen 18,22
und damit dem Schwingungsanreger 6 und dem Schwingungskörper 4 niedrig. Wird hingegen
mittels der beiden Steuerleitungen 26,28 ein hoher Spulenstrom vorgegeben, so liegt
eine hohe magnetische Anziehung zwischen den beiden Stromspulen 18,22 und damit ein
Grad hoher mechanischer Kopplung zwischen Schwingungsanreger 6 und Schwingungskörper
4 vor. Der Grad der mechanischen Kopplung ist jedoch, wie bereits beschrieben, proportional
zur Auslenkung des Schwingungskörpers 4 und damit proportional zur wiedergegebenen
Lautstärke des abgestrahlten Tones. Somit lässt sich mittels einer Ansteuerung der
beiden Stromspulen 18,22 über die Steuereinheit 24 der Grad der mechanischen Kopplung
und somit die Lautstärke des wiedergegebenen Tones in einem weiten Bereich variieren.
[0028] Wird nun mittels der Steuerleitung 34 die den Elektromotor 8 ansteuernde Gleichspannung
mit einer Wechselspannung überlagert, dreht der Elektromotor 8 mit einer sich ständig
ändernden Frequenz und erzeugt so mehr als einen Ton. Diese Methode ähnelt dem Vibrato
bei Musikinstrumenten. Auf diese Weise ist die gleichzeitige Wiedergabe mehrerer Töne
durch den Schwingungskörper 4 erreicht. Weiterhin lässt sich der Grad der mechanischen
Kopplung zwischen Schwingungsanreger 6 und Schwingungskörper 4 durch eine permanente
Änderung des Spulenstromes beider Stromspulen 18,22 variieren, so dass Änderungen
in der Lautstärke des abgestrahlten Klangspektrums sehr schnell möglich sind.
[0029] Schließlich lässt sich der Steuerstrom für die Stromspulen 18,22 sehr rasch variieren,
so dass der Schwingungskörper 4 mit einer hohen Dynamik zu Schwingungen anregbar ist.
[0030] Der in der FIG 2 gezeigte Lautsprecher 2 entspricht im Wesentlichen dem Lautsprecher
aus FIG 1. Der einzige Unterschied zur FIG 1 besteht darin, dass das topfförmige Koppelelement
20 mit einem Permanentmagneten 36 versehen ist. Somit wird nur die dem Linearübertrager
12 zugeordnete Stromspule 18 mittels einer Steuerleitung 26 zur Veränderung des Spulenstroms
angesteuert. Damit wird allein mittels der Steuerleitung 26 der Grad der mechanischen
Kopplung zwischen Linearübertrager 12 und Koppelelement 20 vorgegeben. Die in der
Steuereinrichtung 24 hinterlegte Logik ist somit einfacher und damit kostengünstiger
ausführbar als im Fall von FIG 1. Jedoch ist der Grad der mechanischen Kopplung in
weniger weiten Grenzen vorgebbar, da nur eine Stromspule 18 angesteuert ist.
[0031] Der in FIG 3 gezeigte Lautsprecher 2 entspricht im Wesentlichen dem in FIG 2 gezeigten
Lautsprecher 2. Der einzige Unterschied besteht darin, dass in der FIG 3 dem Linearübertrager
12 ein Permanentmagnet 38 zugeordnet ist. Dem topfförmigen Koppelelement 20 hingegen
ist eine Stromspule 22 zugeordnet, die mittels einer Steuerleitung 28 von der Steuereinheit
24 angesteuert ist. Somit sind gegenüber der FIG 2 lediglich Permanentmagnet 36,38
und Stromspule 18,22 miteinander vertauscht. Die Funktionsweise der in FIG 2 und FIG
3 gezeigten Lautsprecher 2 hingegen ist identisch.
[0032] FIG 4 zeigt schematisch ein Lautsprechersystem 40 mit insgesamt drei Lautsprechern
2,2',2", die jeweils eine Ausgestaltung nach einer der FIG 1-3 aufweisen. Weiterhin
weist das Lautsprechersystem 40 drei konventionell ausgestaltete Membranlautsprecher
42 auf. Vom Prinzip her entspricht das Lautsprechersystem 40 einem konventionellen
Mehrwegelautsprechersystem. Das akustische Frequenzbandsignal F wird der Steuereinheit
24 zugeleitet und mittels einer Frequenzweiche 44 in insgesamt sechs Teilbandsignale
T1 bis T6 zerlegt. Die Teilbandsignale T1 bis T6 können sich in ihren Frequenzbereichen
teilweise überlappen. Jedoch umfasst ein Teilbandsignal mit einer höheren Nummer einen
Frequenzbereich mit niedrigeren Frequenzen. Mit anderen Worten repräsentiert das Teilbandsignal
T1 den Anteil des Frequenzbandsignals F mit den höchsten Frequenzen und das Teilbandsignal
T6 den Frequenzbereich des Frequenzbandsignals F mit den niedrigsten Frequenzen. Mittels
der Teilbandsignale T1 bis T3 werden die konventionellen Membranlautsprecher 42 zum
Schwingen angeregt.
[0033] Die Teilbandsignale T4-T6 werden jeweils mit einem Lautsprecher 2,2',2" wiedergegeben.
In FIG 4 sind die Elemente der Lautsprecher 2,2',2" nur schematisch wiedergegeben.
Das Zusammenwirken der einzelnen Elemente ist den FIG 1-3 zu entnehmen. Die Bezugszeichen
sind identisch gewählt.
[0034] Das Teilbandsignal T4 wird mittels der Steuereinheit 24 in ein reduziertes Teilbandsignal
T4[1] umgewandelt, das nur einige wenige Frequenzen aus dem Teilbandsignal T4 mit
den höchsten Amplituden umfasst. Mittels der Steuerleitung 34 wird der Elektromotor
8 zu Drehungen angeregt. Da der Elektromotor 8 mittels mehrerer Frequenzen aus dem
Teilbandsignal T4[1] angesteuert wird, ändert sich seine Drehzahl fortlaufend. Die
Kopplung zwischen dem Schwingungsanreger 6 und dem Schwingungskörper 4 ist analog
zur FIG 1 ausgeführt. Dabei ist der Linearübertrager 12 mit einer Spule 18 versehen,
die in ein mit einer weiteren Stromspule 22 versehenes topfförmiges Koppelelement
20 eingreift. Mittels zweier Steuerleitungen 26,28 wird abhängig von der wiederzugebenden
Amplitude der Grad der mechanischen Kopplung vorgegeben. Auf diese Weise ist die vom
Schwingungskörper 4 wiedergegebene Lautstärke variierbar.
[0035] Von den Teilbandsignalen T5 bzw T6 wird jeweils die Frequenz f5 bzw. f6 mit der höchsten
Amplitude ermittelt. Aus dieser Frequenz f5,f6 wird mittels der Steuerleitung 34',34"
die jeweilige Drehzahl des Elektromotors 8',8" vorgegeben. Der Elektromotor 8',8"
treibt jeweils einen Linearübertrager 12',12", der mit einer Stromspule 18',18" versehen
ist. Der Linearübertrager 12',12" greift mit seiner Stromspule 18',18" in ein ebenfalls
mit einer Stromspule 22',22" versehenes topfförmiges Koppelelement 20',20". Mittels
des Koppelelements 20',20" wird der Schwingungskörper 4',4" zu einer Schwingung angeregt,
die proportional der Drehzahl des Elektromotors 8',8" ist. Weiterhin wird während
des Betriebs des Lautsprechersystems 40 ständig die Amplitude der wiederzugebenden
Frequenz f5,f6 ermittelt. Abhängig vom ermittelten Amplitudenwert wird mittels der
Steuerleitung 26',26",28',28" der Grad der magnetischen Kopplung zwischen Schwingungsanreger
6',6" und Schwingungskörper 4',4" nach der in FIG 1 beschriebenen Weise angepasst.
Auf diese Weise ist auch beim Betrieb der beiden Schwingungskörper 4',4" eine permanente
und ständige Anpassung der Lautstärke erreicht.
[0036] Insgesamt entspricht das Lautsprechersystem 40 im Wesentlichen einem konventionellen
Mehrwegelautsprechersystem mit sechs Lautsprechern. Der einzige Unterschied besteht
im Einsatz von drei Lautsprechern 2,2',2" zur Wiedergabe tiefer Frequenzen. Da die
Anregung des Schwingungskörpers 4,4',4" zu Schwingungen mittels eines Elektromotors
8,8',8" erfolgt, schwingt der Schwingungskörper 4,4',4" mit einer bedeutend höheren
Amplitude, als das bei einem Membranlautsprecher nach konventioneller Technologie
mit einer Schwingspule als Schwingungsanreger möglich wäre. Auf diese Weise lassen
sich mittels des Lautsprechersystems 40 sehr hohe Lautstärken generieren, so dass
das Lautsprechersystem 40 insbesondere für die Beschallung von Großveranstaltungen,
wie Musikkonzerten, geeignet ist.
1. Lautsprecher (2) mit einem Schwingungskörper (4), der über eine eine Kupplung aufweisende
Übertragungsmechanik mit einem Schwingungsanreger (6) gekoppelt ist, wobei der Grad
der mechanischen Kopplung über die Kupplung variierbar ist, so dass die Höhe der Auslenkung
des Schwingungskörpers (4) und damit die Amplitude der erzeugten Schwingung frequenzabhängig
einstellbar ist.
2. Lautsprecher (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Schwingungsanreger (6) einen Elektromotor (8) zur mechanischen Anregung
des Schwingungskörpers (4) umfasst.
3. Lautsprecher (2) nach Anspruch 1 oder 2,
wobei die Kupplung eine elektromagnetische Kupplung (12,18,20,22) mit mindestens einer
ansteuerbaren Stromspule (18,22) ist.
4. Lautsprecher (2) nach Anspruch 3,
wobei die Kupplung zwei Stromspulen (18,22) aufweist und wobei dem Schwingungsanreger
(6) und dem Schwingungskörper (4) jeweils eine Stromspule (18,22) zugeordnet ist.
5. Lautsprecher (2) nach Anspruch 3,
wobei die Kupplung eine Stromspule (18,22) und einen Permanentmagneten (36,38) aufweist.
6. Lautsprecher (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Schwingungsanreger (6) einen Linearübertrager (12) zur Übertragung der vom
Schwingungsanreger (6) erzeugten Schwingungen aufweist.
7. Lautsprecher nach Anspruch 6, bei dem der Linearübertrager (12) eine Stromspule (18)
oder einen Permanentmagneten (38) trägt.
8. Lautsprecher (2) nach Anspruch 6 und 2,
wobei der Linearübertrager (12) über eine Exzenterscheibe (10) mit dem Elektromotor
(8) verbunden ist.
9. Lautsprecher (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei eine Filtereinheit (24) vorgesehen ist die derart ausgebildet ist, dass sie
aus einem akustischen Signal (T4-T6) zur Ansteuerung des Schwingungsanregers (6) eine
oder mehrere Frequenzen (T4[1],f5,f6) herausfiltert.
10. Lautsprechersystem (40) mit einem Lautsprecher (2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei eine Steuereinheit (24,44) zur Aufspaltung eines akustischen Frequenzbandsignals
(F) in mehrere Teilbandsignale (T4-T6) vorgesehen ist, und
wobei für die Wiedergabe eines der Teilbandsignale (T1-T4) der Lautsprecher (2) vorgesehen
ist.
11. Lautsprechersystem (40) nach Anspruch 10 als medizinisches Hörgerät.
12. Verfahren zur Erzeugung von akustischen Schwingungen mit einem Lautsprecher (2) nach
einem der Ansprüche 1 bis 9.