[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft genetisch modifizierte monokotyle Pflanzenzellen
und Pflanzen, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-%
sowie eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II und eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aufweisen. Solche Pflanzen synthetisieren Stärke mit erhöhtem Heißwasser Quellvermögen.
Verfahren zur Herstellung dieser Pflanzenzellen, Pflanzen, Stärken und Mehle sind
ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0002] Neben Ölen, Fetten und Proteinen stellen Polysaccharide die wesentlichen nachwachsenden
Rohstoffe aus Pflanzen dar. Eine zentrale Stellung bei den Polysacchariden nimmt neben
Cellulose die Stärke ein, die einer der wichtigsten Speicherstoffe in Höheren Pflanzen
ist.
[0003] Weiterhin stellt Stärke einen ernährungsphysiologisch wesentlichen Bestandteil der
menschlichen und tierischen Nahrung dar. Die strukturellen Merkmale der in Nahrungsmitteln
enthaltenden Stärke können die funktionellen (z.B. Wasserbindungsvermögen, Quellvermögen),
ernährungsphysiologischen (z.B. Verdaubarkeit, Einfluss des Nahrungsmittels auf den
glykämischen Index) oder strukturgebenden (z.B. Schnittfestigkeit, Textur, Klebrigkeit,
Verarbeitbarkeit) Eigenschaften von verschiedensten Nahrungsmitteln beeinflussen.
Nahrungsmittelzusammensetzungen enthalten daher häufig eine Stärke mit bestimmten
strukturellen Merkmalen, die die gewünschten Eigenschaften des betreffenden Nahrungsmittels
bedingen. Auch die Eigenschaften von Nahrungsmitteln, die Stärke speichernde Pflanzengewebe
(z.B. Körner, Früchte, Mehle) enthalten, können von der in den Pflanzengeweben enthaltenden
Stärke beeinflusst werden.
[0004] Das Polysaccharid Stärke ist ein Polymer aus chemisch einheitlichen Grundbausteinen,
den Glucosemolekülen. Es handelt sich dabei jedoch um ein sehr komplexes Gemisch aus
unterschiedlichen Molekülformen, die sich hinsichtlich ihres Polymerisationsgrades,
des Auftretens von Verzweigungen der Glucoseketten und deren Kettenlängen unterscheiden,
die darüber hinaus modifiziert, z.B. phosphoryliert sein können. Daher stellt Stärke
keinen einheitlichen Rohstoff dar. Man unterscheidet insbesondere die Amylose vom
Amylopektin. In typischen, für die industrielle Stärkeproduktion oder als Nahrungsmittel
verwendeten Pflanzen, wie z.B. Mais, Reis, Weizen oder Kartoffel, besteht die synthetisierte
Stärke zu ca. 20% - 25% aus Amylose und zu ca. 70% - 80% aus Amylopektin.
[0005] Die funktionellen, ernährungsphysiologischen oder strukturgebenden Eigenschaften
der Stärke, wie z.B. die Löslichkeit, das Retrogradationsverhalten, das Wasserbindevermögen,
die Filmbildungseigenschaften, die Viskosität, die Verkleisterungseigenschaften, die
Gefrier-Tau-Stabilität, die Säurestabilität, die Gelfestigkeit, das Quellvermögen,
die Verdaubarkeit, die Stärkekorngröße von Stärken werden u.a. durch die strukturellen
Merkmale der Stärke wie das Amylose/Amylopektin-Verhältnis, das Molekulargewicht der
Glucosepolymere, das Muster der Seitenkettenverteilung, den Gehalt an lonen, den Lipid-
und Proteingehalt und/oder die Stärkekornmorphologie etc. beeinflusst.
[0006] Durch auf Züchtung basierende Verfahren können ausgewählte strukturelle Merkmale
der Stärke und damit auch funktionelle, ernährungsphysiologische oder strukturgebende
Eigenschaften von Stärke in pflanzlichen Zellen verändert werden. Jedoch ist dieses
heute nur für ausgewählte strukturelle Merkmale von Stärke (z.B. Amylopektin-/Amylosegehalt,
US 5,300,145) möglich. Derzeit ist es z.B. nicht möglich, den Gehalt an Stärkephosphat in Pflanzen
allein durch züchterische Maßnahmen zu beeinflussen.
Eine Alternative zu züchterischen Verfahren besteht in der gezielten Modifikation
Stärke produzierender Pflanzen durch gentechnische Methoden. Voraussetzung hierfür
ist jedoch die Identifizierung und Charakterisierung der an der Stärkesynthese und/oder
Stärkemodifikation beteiligten Enzyme und deren anschließende funktionelle Analyse
in transgenen Pflanzen.
[0007] An der Stärkesynthese in pflanzlichen Zellen sind verschiedene Enzyme, die unterschiedliche
Reaktionen katalysieren, beteiligt. Stärkesynthasen (EC2.4.1.21, ADP-glucose:1,4-alpha-D-glucan
4-alpha-D-glucosyltransferase) katalysieren eine Polymerisierungsreaktion durch Übertragung
eines Glucosylrestes von ADP-Glucose auf alpha-1,4-Glucane, wobei der übertragene
Glucosylrest mit dem alpha-1,4-Glucan durch Erzeugung einer alpha-1,4-Bindung verknüpft
wird. In allen bisher untersuchten Pflanzen konnten jeweils mehrere Isoformen von
Stärkesynthasen nachgewiesen werden. Stärkesynthasen können in zwei unterschiedliche
Gruppen eingeteilt werden: Stärkekorn gebundene Stärkesynthasen ("granule-bound starch
synthases"; GBSS) und lösliche Stärkesynthasen ("soluble starch synthases"; im Zusammenhang
mit der vorliegenden Erfindung auch als "SS" abgekürzt). Stärkekorn gebundene Stärkesynthasen
katalysieren die Synthese von Amylose, wohingegen lösliche Stärkesynthasen an der
Synthese von Amylopektin beteiligt sind (
Ball und Morell, 2003, Annu. Rev, Plant Biol. 54, 207-233;
Teltow et al., 2004, J. Expt. Bot. 55(406), 2131-2145). Die Gruppe der löslichen Stärkesynthasen weist mehrere Isoformen auf, die in der
Fachliteratur als SSI, SSII, SSIII, SSIV und SSV bezeichnet werden. Die Zuordnung
von Stärkesynthasen zu den einzelnen Isoformen (SSI, SSII, SSIII, SSIV, SSV) erfolgt
anhand von Sequenzhomologien der betreffenden Proteinsequenzen der jeweiligen Enzyme
(
Ball und Morell, 2003, Annu. Rev, Plant Biol. 54, 207-233). Jeder einzelnen Isoform der löslichen Stärkesynthasen wird nach momentaner Lehrmeinung
eine spezifische Funktion bei der Stärkesynthese zugewiesen. In dicotylen Pflanzen
konnte bisher nur eine Isoform von SSII Proteinen nachgewiesen werden, während in
manchen monokotylen Pflanzen (z.B. Mais) zwei unterschiedliche Klassen von SSII Proteinen
nachgewiesen wurden, die mit SSIIa bzw. SSIIb bezeichnet werden. In monokotylen Pflanzen
wird SSIIa präferentiell im Endosperm und SSIIb präferentiell in den Blattgewebe exprimiert
(
Teltow et al., 2004, J. Expt. Bot. 55(406): 2131-2145). Die spezifische Funktion insbesondere der einzelnen löslichen Stärkesynthasen bei
der Synthese der Stärke ist zurzeit noch nicht abschließend geklärt (
Ball und Morell, 2003, Annu. Rev, Plant Biol. 54: 207-233).
[0008] Die funktionellen, ernährungsphysiologischen oder strukturgebenden Eigenschaften
von Stärke werden auch vom Phosphatgehalt, einer nicht-Kohlenstoffkomponente, beeinflusst.
Dabei ist zwischen Phosphat, welches in Form von Monoestern kovalent an die Glucosemoleküle
der Stärke gebunden ist (im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung als Stärkephosphat
bezeichnet) und Phosphat in Form von mit der Stärke assoziierten Phospholipiden zu
unterscheiden.
[0009] Der Gehalt an Stärkephosphat variiert je nach Pflanzensorte. So synthetisieren z.B.
bestimmte Maismutanten eine Stärke mit erhöhtem Gehalt an Stärkephosphat (waxy-Mais
0,002% und Hoch-Amylose-Mais 0,013%), während herkömmliche Maissorten nur Spuren von
Stärkephosphat aufweisen. Ebenfalls geringe Mengen an Stärkephosphat findet man in
Weizen (0,001 %) während in Hafer und
Sorghum kein Stärkephosphat nachgewiesen werden konnte. In waxy Reis-Mutanten wurde weniger
Stärkephosphat (0,003%) gefunden als in herkömmlichen Reissorten (0,013%). Signifikante
Mengen von Stärkephosphat wurden in Knollen- oder Wurzelspeicherstärke synthetisierenden
Pflanzen wie z.B. Tapioca (0,008%), Süßkartoffel (0,011 %), Pfeilwurz (0,021%) oder
Kartoffel (0,089%) nachgewiesen. Die im vorangegangenen zitierten prozentualen Werte
für den Stärkephosphatgehalt beziehen sich jeweils auf das Trockengewicht der Stärke
und sind von
Jane et al. (1996, Cereal Foods World 41 (11): 827-832) ermittelt worden.
[0010] Stärkephosphat kann in Form von Monoestern an der C2, C3 oder C6 Position der polymerisierten
Glucosemonomere vorliegen (
Takeda und Hizukuri, 1971, Starch/Stärke 23: 267-272). Die Phosphatverteilung des Phosphates in von Pflanzen synthetisierter Stärke zeichnet
sich im Allgemeinen dadurch aus, dass etwa 30% bis 40% der Phosphatreste in C3-Position
und etwa 60% bis 70% der Phosphatreste in C6-Position der Glucosemoleküle kovalent
gebunden sind (
Blennow et al., 2000, Int. J. of Biological Macromolecules 27: 211-218).
Blennow et al. (2000, Carbohydrate Polymers 41: 163-174) ermittelten einen Gehalt an Stärkephosphat, der in C6-Position der Glukosemoleküle
gebunden ist, für verschiedene Stärken, wie z.B. Kartoffelstärke (zwischen 7,8 und
33,5 nmol pro mg Stärke, je nach Sorte), Stärke aus verschiedenen
Curcuma Spezies (zwischen 1,8 und 63 nmol pro mg Stärke), Tapiocastärke (2,5 nmol pro mg
Stärke), Reisstärke (1,0 nmol pro mg Stärke), Mungbohnenstärke (3,5 nmol pro mg Stärke)
und Sorghumstärke (0,9 nmol pro mg Stärke). In Gerstenstärke und Stärke aus verschiedenen
waxy-Mutanten von Mais konnten diese Autoren kein an der C6-Position gebundenes Stärkephosphat
nachweisen. Bisher konnte kein Zusammenhang zwischen dem Genotyp einer Pflanze und
dem Gehalt von Stärkephosphat hergestellt werden (
Jane et al., 1996, Cereal Foods World 41 (11): 827-832).
[0011] Bisher sind zwei Proteine beschrieben, welche die Einführung von kovalenten Bindungen
von Phosphatresten an die Glucosemoleküle der Stärke vermitteln. Das erste Protein
besitzt die enzymatische Aktivität einer alpha-Glucan-Wasser-Dikinase (GWD, E.C.:
2.7.9.4) (
Ritte et al., 2002, PNAS 99: 7166-7171), wird insbesondere in der älteren wissenschaftlichen Literatur häufig als R1 bezeichnet
und ist an die Stärkekörner der Speicherstärke in Kartoffelknollen gebunden (
Lorberth et al., 1998, Nature Biotechnology 16: 473-477). Das zweite, in der Literatur beschriebene Protein, das die Einführung von Stärkephosphat
in Stärke katalysiert, besitzt die enzymatische Aktivität einer Phospho-Glucan-Wasser-Dikinase
(PWD, E.C.: 2.7.9.5) (
Kötting et al., 2005, Plant Physiol. 137: 2424-252,
Baunsgaard et al., 2005, Plant Journal 41: 595-605).
Ein wesentlicher Unterschied zwischen GWD und PWD besteht darin, dass GWD nicht-phosphorylierte
Stärke als Substrat verwenden kann, d.h. eine
de novo Phosphorylierung von nicht-phosphorylierter Stärke durch GWD katalysiert werden kann,
während PWD bereits phosphorylierte Stärke als Substrat benötigt, d.h. zusätzlich
Phosphat in bereits phosphorylierte Stärke einführt (
Kötting et al., 2005, Plant Physiol. 137: 2424-252,
Baunsgaard et al., 2005, Plant Journal 41: 595-605). Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen GWD und PWD besteht darin, dass
GWD Phosphatgruppen ausschließlich in C6-Position der Glucosemoleküle von Stärke einführt,
während PWD ausschließlich die C3-Position der Glucosemoleküle von Stärke phosphoryliert
(
Ritte et al., 2006, FEBS Letters 580: 4872-4876).
In der von GWD bzw. PWD katalysierten Reaktion werden die Edukte alpha-1,4-Glucan
(für GWD) bzw. phosphoryliertes alpha-1,4-Glucan (für PWD), Adenosintriphosphat (ATP)
und Wasser zu den Produkten Glucan-Phosphat (Stärkephosphat), unorganisches Phosphat
und Adenosinmonophosphat umgesetzt (
Kötting et al., 2005, Plant Physiol. 137: 2424-252;
Ritte et al., 2002, PNAS 99: 7166-7171).
[0012] Weizenpflanzen, welche durch Expression eines GWD kodierenden Gens aus Kartoffel
eine erhöhte Aktivität von GWD Proteinen aufweisen, sind in
WO 02/34923 beschrieben. Diese Pflanzen synthetisieren im Vergleich zu entsprechenden Wildtyp-Pflanzen,
in welchen kein Stärkephosphat detektiert werden konnte, eine Stärke mit signifikanten
Mengen an Stärkephosphat in der C6-Position der Glucosemoleküle.
WO 05/002359 beschreibt die Expression einer bezüglich von Maispflanzen verwendeten Codon optimierten
GWD aus Kartoffel in Maispflanzen. Mittels
31P NMR wurde ein Gesamtsphosphatgehalt (gebunden in C6-, C3- und C2-Position der Glucosemoleküle)
der betreffenden Maisstärke von 0,0736% Phosphat bezogen auf die Menge Glucose ermittelt.
Legt man für Phosphat (H
3PO
4) ein Molekulargewicht von 98 zu Grunde, so ergibt sich für den in
WO 05/002359 ermittelten Gesamtphosphatgehalt von 0,0736% für Stärke, isoliert aus transgenen
Maispflanzen, ein Gesamtphosphatgehalt von ca. 7,5 nmol Phosphat pro mg Stärke. Pflanzen,
welche durch Expression eines PWD kodierenden Gens aus
Arabidopsis thaliana eine erhöhte Aktivität eines PWD Proteins aufweisen, sind in
WO 05/095617 beschrieben. Diese Pflanzen weisen im Vergleich zu entsprechenden nicht transformierten
Wildtyp-Pflanzen einen erhöhten Gehalt an Stärkephosphat auf.
[0013] Eine wichtige funktionelle Eigenschaft, z.B. bei der Verarbeitung von Stärken in
der Nahrungsmittelindustrie, stellt das Quellvermögen dar. Verschiedene strukturelle
Eigenschaften von Stärken, wie das Amylose-/Amylopektinverhältnis, die Seitenkettenlänge,
die Molekulargewichtsverteilung der Stärkepolymere, die Anzahl der Verzweigungen als
auch die Menge an Stärkephosphat haben einen Einfluss auf funktionelle Eigenschaften,
insbesondere auf das Quellvermögen der betreffenden Stärken (
Narayana und Moorthy, 2002, Starch/Stärke 54: 559-592).
[0015] Amylopektin stellt ein komplexes Gemisch aus unterschiedlich verzweigten Glukoseketten
dar. Im Gegensatz zur Amylose ist das Amylopektin stärker verzweigt. Mit der aus α-1,4-glycosidisch
verknüpften α-D-Glukosemonomeren bestehenden Hauptkette sind Seitenketten über α-1,6-glykosidische
Bindungen verknüpft. Nach Lehrbuchangaben (
Voet and Voet, 1990. Biochemistry, John Wiley & Sons) treten die α-1,6-Verzweigungen durchschnittlich alle 24 bis 30 Glukosereste auf.
Dies entspricht einem Verzweigungsgrad von ca. 3% - 4%. Die Angaben zum Verzweigungsgrad
sind variabel und abhängig von der Herkunft (z.B. Pflanzenspezies, Pflanzensorte usw.)
der jeweiligen Stärke. In typischen für die industrielle Stärkeproduktion verwendeten
Pflanzen, wie z.B. Mais, Weizen oder Kartoffel, besteht die synthetisierte Stärke
zu ca. 20% - 30% aus Amylose-Stärke und zu ca. 70% - 80% aus Amylopektin-Stärke.
[0016] Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Amylose und Amylopektin liegt im Molekulargewicht.
Während Amylose, je nach Herkunft der Stärke, ein Molekulargewicht von 5x10
5 - 10
6 Da besitzt, liegt das Molekulargewicht des Amylopektins zwischen 10
7 und 10
8 Da. Die beiden Makromoleküle lassen sich durch ihr Molekulargewicht und ihre unterschiedlichen
physikalisch-chemischen Eigenschaften differenzieren, was am einfachsten durch ihre
unterschiedlichen Jodbindungseigenschaften sichtbar gemacht werden kann.
[0017] In vielen technischen Anwendungen wird nur Amylopektin benötigt, da Amylopektin verdickend
wirkt. Amylose wirkt gelierend und ist daher für zahlreiche Anwendungen eher unerwünscht.
Reine Amylopektin-Stärke ermöglicht eine sehr einheitliche Oberflächenstruktur und
gleichzeitig eine hohe Viskosität, Stabilität, und Transparenz. Anwendungsmöglichkeiten
dieser Stärken gibt es in der Papier-, Klebstoff-, Textil-, Bau- und Kosmetikindustrie.
Weiterhin ist Amylopektin-Stärke das bevorzugte Ausgangsmaterial zur Herstellung von
Maltodextrinen aufgrund deren erhöhter Wasserlöslichkeit, Löslichkeitsstabilität und
Klarheit gegenüber Maltodextrinen, die aus amylosehaltigen Stärken hergestellt werden.
In der Lebensmittelindustrie werden Amylopektin-Stärken häufig als Stabilisatoren,
Bindemittel und zur Texturverbesserung eingesetzt. Insbesondere sind Amylopektinstärken
bei solchen Verarbeitungsprozessen von Vorteil, bei denen große Temperaturschwankungen
bei Prozessierung und Fertigung auftreten (z.B. Gefrier-Tau-Stabilität). Der Einsatz
von Amylopektinstärken in der Lebensmittelindustrie wächst insbesondere vor dem Hintergrund
des steigenden Bedarfs an (Halb-) Fertigprodukten.
[0018] Die GBSSI ("
Granule-
Bound
Starch
Synthase I") ist an der Bildung von Amylose beteiligt. Bisher sind Pflanzen beschrieben,
bei welchen die Aktivität der Stärkekorn-gebundenen Stärkesynthase GBSSI reduziert
ist (
Shure et al., 1983, Cell 35: 225-233;
Hovenkamp-Hermelink et al., 1987, Theoretical and Applied Genetics 75: 217-221;
Visser et al., 1991, Mol. Gen. Genet. 225: 289-296; Hergersberg, 1988, Dissertation, Universität Köln;
WO 92/11376). Weiterhin sind Mutanten bekannt, denen ein funktionales GBSSI-Gen fehlt und welche
daher eine Amylose-freie (= Amylopektin-) Stärke synthetisieren (
Kossmann und Lloyd 2000, Critical Reviews in Plant Sciences, 19(3): 171-226). Das Endosperm einer entsprechenden GBSSI-Mutante aus Mais weist ein wachsartiges
Erscheinungsbild auf, worauf die Einführung der Bezeichnung "waxy"-Endosperm als Synonym
für Amylose-freie Stärken zurückzuführen ist.
[0019] Bei der Beschreibung des Quellvermögens von Stärke ist zwischen Quellvermögen in
kaltem Wasser (z.B. Raumtemperatur) und Quellvermögen in warmem bzw. heißem Wasser
zu unterscheiden. Native Stärken weisen, wenn überhaupt, in kaltem Wasser ein vernachlässigbares
Quellvermögen auf, während physikalisch modifizierte (vorverkleisterte, getrocknete)
Stärken bereits in kaltem Wasser quellen können. Herstellungsverfahren für in kaltem
Wasser quellende Stärken sind z.B. beschrieben in
US 4,280,851. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bezieht sich der Begriff "Quellvermögen"
auf das Verhalten von Stärke in warmen/heißen wässrigen Suspensionen. Das Quellvermögen
wird standardmäßig ermittelt, indem Stärkekörner in Anwesenheit eines Wasserüberschusses
erwärmt, nicht gebundenes Wasser nach Zentrifugation der Suspension entfernt und der
Quotient aus dem Gewicht des erhaltenen Rückstandes und dem der eingewogenen Menge
an Stärke gebildet wird. Bei der Durchführung dieses Verfahrens werden bei Erwärmung
der Stärkesuspension kristalline Bereiche der Stärkekörner aufgelöst und Wassermoleküle
in die Stärkekörner eingelagert, jedoch ohne dass dabei die Struktur des Stärkekorns
selbst aufgelöst wird, d.h. es findet lediglich eine Quellung der einzelnen Stärkekörner
statt.
[0020] Im Vergleich zu Cerealienstärken weisen Stärken, die aus Knollen oder knollenartigen
Geweben isoliert wurden, ein wesentlich höheres Heißwasser Quellvermögen auf.
[0021] Für Kartoffelstärken, isoliert aus verschiedenen Varietäten, wurde nach der Methode
von
Leach et al. (1959, Cereal Chemistry 36: 534-544) bei 85°C ein maximales Quellvermögen von 74,15 g/g (Varietät Kufri Jyoti) ermittelt
(
Singh et al., 2002, Journal of the Science of Food and Agriculture 82: 1376-1383).
Takizawa et al. (2004, Brazilian Archives of Biology and Technology 47(6): 921-931) ermittelten für Kartoffelstärke ein Quellvermögen von 100 g/g (90°C, nach der Methode
von Leach et al., supra). Weizenstärke, isoliert aus verschiedenen Kultivaren, weist
ein Quellvermögen von 16,6 g/g bis 26,0 g/g (Temperatur: kochende wässrige 0,1% AgNO
3 Suspension) auf (
Yamamori und Quynh, 2000, Theor Appl Genet 100: 23-38). Stärke, isoliert aus verschiedenen Kultivaren spelzenfreier (hull-less) Gerste,
weist ein Quellvermögen von 16,5 g/g bzw. 19,3 g/g und waxy bzw. Amylose freie Stärke
verschiedener Kultivare besagter Gerste weist ein Quellvermögen von 36,0 g/g bis 55,7
g/g auf (Temperatur: 70°C wässrige 0,1% AgNO
3,
Yasui et al., 2002, Starch/Stärke 54: 179-184). Für Maisstärke wurde ein Quellvermögen von 22,3 g/g und für Hoch-Amylose Maisstärken
ein Quellvermögen von 9,6 g/g (Hylon V), 6,1 g/g (Hylon VII) bzw. 3,9 g/g (LAPS =
Low AmyloPectin Starch) ermittelt (90°C,
Shi et al., 1998, J. Cereal Sci. 27: 289-299). In
US 6,299,907 wurde für waxy Maisstärke ein Quellvermögen von 35,4 g/g angegeben. Für Stärke, isoliert
aus verschiedenen Reiskultivaren, wurde nach der Methode von Leach et al. (supra)
ein Quellvermögen von 26,0 g/g bis 33,2 g/g ermittelt (
Sodhi und Singh, 2003, Food Chemistry 80: 99-108).
Chen et al. (2003, Starch/Stärke 55: 203-212) ermittelten für verschiedene Mischungen von waxy Reisstärken mit Hoch-Amylose Reisstärken
ein Quellvermögen von etwa 25 g/g bis etwa 49 g/g (95°C, wässrige Suspension).
Yasui et al. (2002, Starch/Stärke 54: 179-184) ermittelten für eine Amylose freie Reisstärke ein Quellvermögen von 55,7 g/g (gemessen
in kochendem Wasser in 0,1% wässriger Silbernitrat Lösung).
Durch die Herstellung von Derivaten nativer Stärken können funktionelle Eigenschaften
der Stärken verändert werden. Kreuzvernetzte ("cross-linked") Weizenstärken weisen
je nach Grad der Kreuzvernetzung ein Quellvermögen von 6,8 g/g bis 8,9 g/g, acetylierte
Weizenstärken ein Quellvermögen von maximal 10,3 g/g und gleichzeitig kreuzvernetzte
und acetylierte Weizenstärken ein Quellvermögen von 9,4 g/g auf, während die entsprechenden
nicht derivatisierten Stärken ein Quellvermögen von 8,8 g/g aufwiesen (gemessen bei
90°C;
Van Hung und Morita, 2005, Starch/Stärke 57: 413-420).
[0022] Für acetylierte Waxy-Reisstärken wurde ein Quellvermögen von ca. 30 g/g und für kreuzvernetzte
Waxy-Reisstärke ein Quellvermögen von ca. 15 g/g ermittelt, während entsprechende
nicht-derivatisierte Waxy-Reisstärke ein Quellvermögen von ca. 41 g/g aufwies. Acetylierte
Reisstärke wies ein Quellvermögen von ca. 20 g/g und kreuzvernetzte Reisstärke ein
Quellvermögen von ca. 13 g/g auf, während entsprechende nicht derivatisierte Reisstärke
ein Quellvermögen von ca. 14 g/g aufwies (gemessen bei 90°C,
Liu et al., 1999, Starch/Stärke 52: 249-252).
US 6,299,907 beschreibt kreuzvernetzte Stärken, wobei die Kreuzvernetzungsreaktion nach Vorquellung
der betreffenden Stärken in einer Natriumhydroxid/Sulfat Lösung durchgeführt wurde.
Je nach Grad der Kreuzvernetzung wurde für Weizenstärke ein Quellvermögen von 6,8
g/g bis 7,3 g/g (entsprechende nicht derivatisierte Weizenstärke 14,7 g/g), für Hydroxypropylweizenstärke
ein Quellvermögen von 9,7 g/g (entsprechende nicht derivatisierte Weizenstärke 22,9
g/g), für kreuzvernetzte Maisstärke ein Quellvermögen von 5,9 g/g (entsprechende nicht
derivatisierte Maisstärke 16,7 g/g), für kreuzvernetzte Waxy-Maisstärke ein Quellvermögen
von 8,3 g/g (entsprechende nicht derivatisierte Waxy-Maisstärke 35,4 g/g) und für
kreuzvernetzte Kartoffelstärke ein Quellvermögen von 6,7 g/g (entsprechende nicht
derivatisierte Kartoffelstärke wurde nicht genau spezifiziert) ermittelt (gemessen
bei 95°C). Daraus ergibt sich, dass das Quellvermögen von Stärke durch heutzutage
gängige Methoden der Derivatisierung, wenn überhaupt, nicht wesentlich gesteigert
werden kann.
[0023] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, modifizierte waxy Stärken
mit veränderten funktionellen Eigenschaften sowie neue Pflanzenzellen und Pflanzen,
die eine waxy Stärke mit veränderten funktionellen Eigenschaften synthetisieren, als
auch Verfahren und Mittel zur Erzeugung besagter Pflanzen und/oder Pflanzenzellen
zur Verfügung zu stellen.
Insbesondere bestehen die veränderten funktionellen Eigenschaften darin, dass die
modifizierten Stärken ein erhöhtes Heisswasser Quellvermögen aufweisen.
[0024] Somit betrifft die vorliegende Erfindung genetisch modifizierte monokotyle Pflanzenzellen
oder genetisch modifizierte monokotyle Pflanzen, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt
von weniger als 5 Gew.-% aufweist und welche zusätzlich eine erhöhte Aktivität eines
Proteins mit der enzymatischen Aktivität einer Stärkesynthase II und zusätzlich eine
erhöhte Aktivität eines Proteins mit der enzymatischen Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aufweisen, im Vergleich zu entsprechenden genetisch nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. zu entsprechenden genetisch nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzen.
[0025] Die genetische Modifikation kann dabei jede genetische Modifikation sein, die zur
Synthese einer Stärke von weniger als 5 Gew.-% Amylose und gleichzeitig zu einer Erhöhung
der Aktivität mindestens eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II
und (gleichzeitig) mindestens eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
in genetisch modifizierten Pflanzenzellen oder genetisch modifizierten Pflanzen führt,
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
oder Wildtyp-Pflanzen.
[0026] Der Begriff "Wildtyp-Pflanzenzelle" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung, dass es sich um Pflanzenzellen handelt, die als Ausgangsmaterial für die
Herstellung der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen dienen, d.h. deren genetische Information,
abgesehen von der eingeführten genetischen Modifikation, der einer erfindungsgemäßen
Pflanzenzelle entspricht.
[0027] Der Begriff "Wildtyp-Pflanze" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung,
dass es sich um Pflanzen handelt, die als Ausgangsmaterial für die Herstellung der
erfindungsgemäßen Pflanzen dienten, d.h. deren genetische Information, abgesehen von
der eingeführten genetischen Modifikation, der einer erfindungsgemäßen Pflanze entspricht.
[0028] Der Begriff "entsprechend" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung,
dass beim Vergleich von mehreren Gegenständen die betreffenden Gegenstände, die miteinander
verglichen werden, unter gleichen Bedingungen gehalten wurden. Im Zusammenhang mit
der vorliegenden Erfindung bedeutet der Begriff "entsprechend" im Zusammenhang mit
Wildtyp-Pflanzenzelle oder Wildtyp-Pflanze, dass die Pflanzenzellen oder Pflanzen,
die miteinander verglichen werden, unter gleichen Kulturbedingungen aufgezogen wurden
und dass sie ein gleiches (Kultur-) Alter aufweisen.
[0029] Der Begriff "monokotyle Pflanzen" bezeichnet die Einkeimblättrigen Pflanzen. Sie
gehören botanisch zu einer der drei Klassen der Bedecktsamer (Magnoliophyta). Monokotyle
Pflanzen zeichnen sich im Gegensatz zu Dikotylen dadurch aus, dass im Embryo typischerweise
nur ein Keimblatt angelegt wird (griech:
monos = "einzig" und
kotyledon = "Keimblatt"). Weiterhin haben sie geschlossene Leitbündel, d.h., Phloem und Xylem
sind nicht durch ein Meristem getrennt, daher ist kein sekundäres Dickenwachstum möglich.
Zu dieser Pflanzenklasse gehören u.a. die Gräser mit den Ordnungen Cyperales und Poales
und zahlreiche andere Familien.
[0030] Der Begriff "erhöhte Aktivität mindestens eines Proteins mit der (enzymatischen)
Aktivität einer Stärkesynthase II" bedeutet dabei im Rahmen der vorliegenden Erfindung
eine Erhöhung der Expression endogener Gene, die Proteine mit der Aktivität einer
Stärkesynthase 11 kodieren und/oder eine Erhöhung der Menge an Proteinen mit der Aktivität
einer Stärkesynthase 11 in den Zellen und/oder eine Erhöhung der Aktivität von Proteinen
mit der Aktivität einer Stärkesynthase 11 in den Zellen.
[0031] Der Begriff "erhöhte Aktivität eines Proteins mit der (enzymatischen) Aktivität einer
Glucan-Wasser-Dikinase" bedeutet dabei im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine Erhöhung
der Expression endogener Gene, die Proteine mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
kodieren und/oder eine Erhöhung der Menge an Proteinen mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
in den Zellen und/oder eine Erhöhung der Aktivität von Proteinen mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase in den Zellen.
[0032] Die Erhöhung der Expression kann beispielsweise bestimmt werden durch Messung der
Menge an Transkripten, die Proteine mit der Aktivität einer Stärkesynthase II oder
Proteine mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase kodieren. Dieses kann z.B.
durch Northern-Blot-Analyse oder Q-PCR (Quantitative Transcription Polymerase Chain
Reaction) erfolgen.
[0033] Eine Erhöhung der Menge eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
bedeutet dabei vorzugsweise eine Erhöhung der Menge an betreffendem Protein im Vergleich
zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Zellen um mindestens 50%, insbesondere
um mindestens 70%, bevorzugt um mindestens 85% und besonders bevorzugt um mindestens
100%.
Eine Erhöhung der Menge an Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
bedeutet auch, dass Pflanzen oder Pflanzenzellen, die keine nachweisbaren Mengen an
Proteinen mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen, nach erfindungsgemäßer
genetischer Modifikation eine nachweisbare Menge an Protein mit der Aktivität einer
Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen.
[0034] Methoden zur Herstellung von Antikörpern, die spezifisch mit einem bestimmten Protein
reagieren, d.h. die spezifisch an besagtes Protein binden, sind dem Fachmann bekannt
(siehe z.B.
Lottspeich und Zorbas (Eds.), 1998, Bioanalytik, Spektrum akad, Verlag, Heidelberg,
Berlin, ISBN 3-8274-0041-4). Die Herstellung solcher Antikörper wird von einigen Firmen (z.B. Eurogentec, Belgien)
als Auftragsservice angeboten. Antikörper, mit welchem eine Erhöhung der Menge an
Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase mittels immunologischer Methoden
festgestellt werden kann, sind bei
Lorberth et al. (1998, Nature Biotechnology 16: 473-477) und
Ritte et al. (2000, Plant Journal 21: 387-391) beschrieben. Antikörper, mit welchem eine Erhöhung der Menge an Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II mittels immunologischer Methoden festgestellt werden
kann, sind bei
Walter ("Untersuchungen der Expression und Funktion der Stärkesynthase II (SSII) aus
Weizen (Triticum aestivum)", Dissertation am Fachbereich Biologie der Universität
Hamburg, ISBN 3-8265-8212-8) beschrieben. Die Menge der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
kann z.B. nachgewiesen werden wie in der Literatur beschrieben (
Mikkelsen et al., 2004, Biochemical Journal 377: 525-532;
Ritte et al., 2002, PNAS 99: 7166-7171).
[0035] Die Menge der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II
kann z.B. wie in der Literatur beschrieben (
Nishi et al., 2001, Plant Physiology 127: 459-472) bestimmt werden. Eine bevorzugte Methode zur Bestimmung der Menge an Aktivität eines
Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II ist unter "Allgemeine Methoden"
beschrieben.
[0036] Vorzugsweise weisen erfindungsgemäße Pflanzenzellen oder erfindungsgemäße Pflanzen
eine Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II auf, die mindestens
2 fach, bevorzugt mindestens 6 fach erhöht ist, im Vergleich zu entsprechenden genetisch
nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen.
[0037] Proteine mit der Aktivität einer Stärkesynthase II (ADP-Glukose-1,4-alpha-D-glucan-4-alpha-D-glucosyltransferase;
EC 2.4.1.21) weisen in ihrem Aufbau eine Abfolge bestimmter Domänen auf. Am N-Terminus
weisen sie ein Signalpeptid für den Transport in Plastiden auf. In Richtung vom N-Terminus
nach C-Terminus folgen eine N-terminale Region und eine katalytische Domäne. (
Li et al., 2003, Funct Integr Genomics 3, 76-85). Weitere Analysen, basierend auf Aminosäure Sequenzvergleichen (http://hits.isb-sib.ch/cgi-bin/PFSCAN)
verschiedener Proteine mit der Aktivität einer Stärkesynthase II ergaben, dass diese
Proteine drei spezifische Domänen aufweisen. In der unter SEQ ID NO 4 dargestellten
Aminosäuresequenz stellen die Aminosäuren 322 bis 351 Domäne 1, die Aminosäuren 423
bis 462 Domäne 2 und die Aminosäuren 641 bis 705 Domäne 3 dar. Domäne 1 wird von den
Nukleotiden 1190 bis 1279, Domäne 2 von den Nukleotiden 1493 bis 1612 und Domäne 3
von den Nukleotiden 2147 bis 2350 der unter SEQ ID NO 3 dargestellten Nukleinsäuresequenz
codiert.
[0038] Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung soll unter dem Begriff "Protein mit
der Aktivität einer Stärkesynthase II" ein Protein verstanden werden, dass eine Glucosylierungsreaktion
katalysiert, bei der Glucosereste des Substrates ADP-Glucose unter Bildung einer alpha-1,4-Verknüpfung
auf alpha-1,4-verknüpfte Glucanketten übertragen werden (ADP-Glukose + {(1,4)- alpha-D-glucosyl}(N)
<=> ADP + {(1,4)- alpha-D-glucosyl}(N+1)), wobei die Aminosäuresequenz des Proteins
mit der Aktivität eines Proteins einer Stärkesynthase II mit den Aminosäuren 322 bis
351 (Domäne 1) der unter SEQ ID NO 4 dargestellten Aminosäuresequenz eine Identität
von mindestens 86%, bevorzugt mindestens 93%, besonders bevorzugt mindestens 95%,
insbesondere bevorzugt von mindestens 98% und mit den Aminosäuren 423 bis 462 (Domäne
2) der unter SEQ ID NO 4 dargestellten Aminosäuresequenz eine Identität von mindestens
83%, bevorzugt mindestens 86%, besonders bevorzugt mindestens 95%, insbesondere bevorzugt
von mindestens 98% und mit den Aminosäuren 641 bis 705 (Domäne 3) der unter SEQ ID
NO 4 dargestellten Aminosäuresequenz eine Identität von mindestens 70%, vorzugsweise
mindestens 82%, bevorzugt 86%, besonders bevorzugt 95%, insbesondere bevorzugt von
mindestens 98% aufweist.
Nukleinsäuresequenzen und die dazu korrespondierenden Aminosäuresequenzen, die eine
besagte Identität mit den Domänen 1, 2 und 3 aufweisen und ein Protein mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II kodieren, sind dem Fachmann bekannt und z.B. veröffentlicht
unter Accession No AY133249
(Hordeum vulgare), Accession No AY133248
(Aegilops tauschii), Accession Nos XP467757, AAK64284
(Oryza sativa)
, Accession No AAK81729
(Oryza sativa) Accession Nos AAD13341, AAS77569, No AAD13342
(Zea mays)
, Accession No AAF13168
(Manihut esculenta)
, Accession No BAD18846 (
Phaseolus vulgaris), Accession No CAA61241
(Solanum tuberosum), Accession No CAA61269
(Pisum sativum), Accession No AAC19119 (
Ipomea batatas), Accession No AAF 26156
(Arabidopsis thaliana), Accession No AAP41030
(Colocasia esculenta), Accession No AAS88880
(Ostraeococcus tauri), oder Accession No AAC17970
(Chlamydomonas reinhardii)
. Die genannten Nukleinsäuresequenzen und Aminosäuresequenzen kodierend ein Protein
mit der Aktivität einer Stärkesynthase II sind zugänglich über NCBI (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/)
und sind durch Nennung der Referenzen ausdrücklich in die Beschreibung der vorliegenden
Anmeldung aufgenommen.
[0039] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung soll unter dem Begriff "Protein mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase" ein Protein verstanden werden, welches einen beta-Phosphatrest
von ATP auf Stärke überträgt. Stärken, isoliert aus Blättern einer
Arabidopsis thaliana sex1-3 Mutante weisen keine nachweisbaren Mengen an kovalent gebundenen Phosphatresten auf,
werden jedoch von einem Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase in
vitro phosphoryliert. D.h. nicht-phosphorylierte-Stärke, z.B. isoliert aus Blättern
einer
Arabidopsis thaliana sex1-3 Mutante, wird in einer durch ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
katalysierten Phosphorylierungsreaktion als Substrat verwendet.
Von einem Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase wird der beta-Phosphatrest
des ATP auf die Stärke in C6-Position der Glucose und der gamma-Phosphatrest des ATP
auf Wasser übertragen. Als weiteres Reaktionsprodukt entsteht AMP (Adenosinmonophosphat).
Ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase wird daher auch als [alpha-1,4-Glucan]-Wasser-Dikinase
bzw. als Stärke-Wasser-Dikinase bezeichnet (E.C.: 2.7.9.4;
Ritte et al., 2002, PNAS 99: 7166-7171).
[0040] Bei der durch ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase katalysierten
Phosphorylierung von Stärke entstehen zusätzliche Phosphatmonoesterbindungen ausschließlich
in C6-Position der Glucosemoleküle (
Ritte et al., 2006, FEBS Letters 580: 4872-4876). Bei der Katalyse der Phosphorylierungsreaktion einer Stärke durch ein Protein mit
der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase entsteht als Zwischenprodukt ein phosphoryliertes
Protein, bei welchem der beta-Phosphatrest des ATP kovalent an eine Aminosäure des
Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase gebunden ist (
Ritte et al., 2002, PNAS 99, 7166-7171). Das Zwischenprodukt entsteht durch Autophosphorylierung des Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase, d.h. das Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
selbst katalysiert die Reaktion, die zu dem Zwischenprodukt führt. Aminosäuresequenzen,
die Proteine mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase kodieren, enthalten eine
Phosphohistidin-Domäne. Phosphohistidin-Domänen sind z.B. beschrieben bei
Tien-Shin Yu et al. (2001, Plant Cell 13, 1907-1918). Bei der Autophosphorylierung eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
wird ein Histidinrest in der Phosphohistidin-Domäne der Aminosäuresequenz, kodierend
ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase, phosphoryliert (
Mikkelsen et al., 2004, Biochemical Journal 377: 525-532). In der beispielsweise unter SEQ ID NO 2 dargestellten Proteinsequenz eines Proteins
mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aus
Solanum tuberosum stellen die Aminosäuren 1064 bis 1075 die Phosphohistidin-Domäne dar. Wird der konservierte
Histidinrest (in der beispielsweise unter SEQ ID NO 2 dargestellten Proteinsequenz
Aminosäure 1069) der Phosphohistidin-Domäne durch eine andere Aminosäure ersetzt,
findet keine Autophosphorylierung und damit auch keine Phosphorylierung von Glucanen
durch das mutagenisierte Protein mehr statt (
Mikkelsen et al., 2004, Biochemical Journal 377: 525-532). Weiterhin zeichnet sich ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
dadurch aus, dass es eine C-terminale Nukleotidbindedomäne aufweist, die in der beispielsweise
unter SEQ ID NO 2 dargestellten Aminosäuresequenz von den Aminosäuren 1121 bis 1464
umfasst wird. Eine Deletion der Nukleotidbindedomäne führt zur Inaktivierung eines
Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase (
Mikkelsen und Blennow, 2005, Biochemical Journal 385, 355-361). Am N-Terminus weisen Proteine mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase eine
Kohlenhydratbindedomäne (CBM, Carbohydrate Binding Domain) auf, die in der unter SEQ
ID NO 2 dargestellten Aminosäuresequenz von den Aminosäuren 78 bis 362 umfasst wird.
Kohlenhydratbindedomänen zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass ihre Aminosäuresequenz
konservierte Tryptophanreste aufweisen. Werden diese konservierten Aminosäurereste
gegen andere Aminosäuren ausgetauscht, so verlieren die Kohlenhydratbindedomänen ihre
Fähigkeit, Glucane zu binden. So führt z.B. ein Austausch der Aminosäuren W139 oder
W194 in der unter SEQ ID NO 2 dargestellten Aminosäuresequenz zu einem Verlust der
Funktion dieser Kohlenhydratbindedomäne. Wird die Kohlenhydratbindedomäne einer Glucan-Wasser-Dikinase
deletiert (beispielsweise eine Deletion der Aminosäuren 1 bis 362, wobei die Aminosäuren
1 bis 77 in der unter SEQ ID NO 2 dargestellten Aminosäuresequenz ein plastidäres
Signalpeptid darstellen), führt dies jedoch nicht zur Inaktivierung der phosphorylierenden
Aktivität des Enzyms (
Mikkelsen et al., 2006, Biochemistry 45: 4674-4682).
[0041] Nukleinsäuresequenzen und zu diesen korrespondierende Aminosäuresequenzen, kodierend
ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase sind aus unterschiedlichen
Spezies, wie z.B. Kartoffel (
WO 97/11188, GenBank Acc.: AY027522, Y09533), Weizen (
WO 00/77229,
US 6,462,256, GenBank Acc.: AAN93923, GenBank Acc.: AR236165), Reis (GenBank Acc.: AAR61445, GenBank
Acc.: AR400814), Mais (GenBank Acc.: AAR61444, GenBank Acc.: AR400813), Soyabohne
(GenBank Acc.: AAR61446, GenBank Acc.: AR400815; Citrus (GenBank Acc.: AY094062),
Arabidopsis (GenBank Acc.: AF312027) und der Grünalge
Ostreococcus tauri (GenBank Acc.: AY570720.1) beschrieben. Die genannten Nukleinsäuresequenzen und Aminosäuresequenzen
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase sind u.a. veröffentlicht
vom NCBI (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/) und sind durch Nennung der Referenzen
ausdrücklich in die Beschreibung der vorliegenden Anmeldung aufgenommen.
[0042] Unter dem Begriff "GBSS I" ist im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung jedes
Enzym zu verstehen, das zur Gruppe der Stärkekorn-gebundenen Stärkesynthasen der Isoform
I (EC 2.4.1.21) gehört.
[0043] Unter dem Begriff "GBSSI-Gen" im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung ein
Nukleinsäuremolekül oder Polynukleotid (cDNA, DNA) zu verstehen, das für eine Granule-Bound-Starch
Synthase I (GBSS I) codiert. Seq ID No 7 - 12 umfassen Nukleinsäuresequenzen bzw.
Aminosäuresequenzen, die jeweils für ein Protein mit der Aktivität einer GBSS I aus
Reis, Weizen sowie Mais codieren.
Polynukleotide kodierend für GBSS I sind für verschiedene monokotyle Pflanzenspezies,
wie z.B. für Mais (Genbank Acc. Nos. AF079260, AF079261), Weizen (Genbank Acc. Nos.
AB019622, AB019623, AB019624), Reis (Genbank Acc. Nos. AF092443, AF092444, AF031162),
Gerste (Genbank Acc. Nos. X07931, X07932), Sorghum bicolor (Genbank Acc. No U23945)
und Hartweizen (Genbank Acc. No AB029063 beschrieben. Die genannten Nukleinsäuresequenzen
und Aminosäuresequenzen kodierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSS I sind
u.a. veröffentlicht vom NCBI (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/) und sind durch
Nennung der Referenzen ausdrücklich in die Beschreibung der vorliegenden Anmeldung
aufgenommen.
[0044] Mutanten, denen ein funktionales GBSS 1 -Gen fehlt, synthetisieren eine Amylose-freie
Stärke (= "waxy"-Stärke). Solche sind für eine Reihe von Fruchtarten beschrieben,
wie z.B. für Mais (z.B. bei
Sprague et al, 1943, J. Am. Soc. Agron. 35:817-822;
Shure et al. 1983, Cell 35: 225-233), Reis (
Sano 1984, Theor. Appl. Genet. 68: 467-473;
Villareal and Juliano 1986, Starch/Staerke 38:118-119), Gerste (
Rohde et al 1988, Nucleic Acids Res 16: 7185-7186), Weizen (
Nakamura et al 1995, Mol. Gen. Genet. 248: 253-259), Kartoffel (
Hovenkamp-Hermelink et al. 1987, Theor. Appl. Genet. 75: 217-221) und Hirse (
Okuno und Sakaguchi 1982, J. Hered 73: 467). Synonym wird der Begriff "waxy Mutante" verwendet, auf Grund des wachsfarben scheinenden
Endosperms bei Mais. Auch das GBSS I-Protein wird häufig als "waxy Protein" bezeichnet
(
Kossmann und Lloyd 2000 "Understanding and Influencing Starch Biochemistry", Critical
Reviews in Plant Sciences, 19(3): 171-226).
[0045] Geeignete Pflanzenzellen bzw. Pflanzen zur Herstellung der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
und Pflanzen sind solche, die eine Reduktion des apparenten Amylosegehaltes in der
von ihnen synthetisierten Stärke auf weniger als 5 Gew.-% aufweisen.
[0046] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird eine genetische Modifikation
der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen oder der erfindungsgemäßen Pflanzen durch Mutagenese
eines oder mehrerer GBSS I Gene hervorgerufen. Die Art der Mutation ist dafür unerheblich,
solange sie zu einer Verringerung oder vollständigen Reduktion der GBSSI-Aktivität
und dadurch zu einer Reduktion des apparenten Amylosegehaltes der in den erfindungsgemäßen
Pflanzen enthaltenen Stärke auf weniger als 5 Gew.-% führt.
[0047] Eine Mutation, die zur Verringerung der GBSSI-Aktivität und zu Reduktion des apparenten
Amylosegehaltes der Stärke auf weniger als 5 Gew.-% in den erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
und Pflanzen führt, kann spontan auftreten und die entsprechenden Pflanzen können
mit Hilfe der unten beschriebenen Methoden selektiert und vermehrt werden.
[0048] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist mit "waxy-Mutante" eine Pflanze bezeichnet,
deren Stärke einen Gehalt an apparenter Amylose von unter Gew.-5% enthält. Gleichermaßen
bezeichnet "waxy-Stärke" eine Stärke mit einem Gehalt an apparenter Amylose von unter
Gew.-5%.
[0049] Unter dem Begriff "Mutagenese" ist im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
jegliche Art von eingeführten Mutationen zu verstehen, wie z.B. Deletionen, Punktmutationen
(Nukleotidaustausche), Insertionen, Inversionen, Genkonversionen oder Chromosomentranslokationen.
[0050] Agenzien, die zur Erzeugung chemisch induzierter Mutationen eingesetzt werden können
und die durch Einwirkung der entsprechenden Mutagene dabei entstehenden Mutationsarten
sind z.B. beschrieben von
Ehrenberg und Husain (1981, Mutation Research 86: 1-113) und
Müller (1972, Biologisches Zentralblatt 91 (1): 31-48). Die Erzeugung von Reis-Mutanten unter Verwendung von Gamma-Strahlen, Ethyl-Methan-Sulfonat
(EMS), N-Methyl-N-nitrosoharnstoff oder Natriumazid (NaN
3) ist z.B. beschrieben von
Jauhar und Siddiq (1999, Indian Journal of Genetics, 59 (1): 23-28),
Rao (1977, Cytologica 42: 443-450),
Gupta und Sharma (1990, Oryza 27: 217-219) und
Satoh und Omura (1981, Japanese Journal of Breeding 31 (3): 316-326). Die Erzeugung von Weizen-Mutanten unter Verwendung von NaN
3 bzw. Maleinsäurehydrazid ist von
Arora et al. (1992, Annals of Biology 8 (1): 65-69) beschrieben. Eine Übersicht zur Erzeugung von Weizen-Mutanten unter Verwendung von
verschiedenen Arten energiereicher Strahlung und chemischer Agenzien ist von
Scarascia-Mugnozza et al. (1993, Mutation Breeding Review 10: 1-28) dargestellt.
Svec et al. (1998, Cereal Research Communications 26 (4): 391-396) beschreiben die Anwendung von N-Ethyl-N-nitrosoharnstoff zur Erzeugung von Mutanten
in Triticale. Die Verwendung von MMS (Methylmethansulfonsäure) und GammaStrahlung
zur Erzeugung von Hirse-Mutanten ist von
Shashidhara et al. (1990, Journal of Maharashtra Agricultural Universities 15 (1):
20-23) beschrieben.
[0051] Monokotyle Pflanzenzellen und Pflanzen, die eine Stärke mit einem apparenten Amylosegehalt
von weniger als 5 Gew.-% synthetisieren (= waxy-Pflanzen bzw. - zellen), können auch
durch die Verwendung der so genannten Insertionsmutagenese (Übersichtsartikel:
Thorneycroft et al., 2001, Journal of Experimental Botany 52 (361): 1593-1601) hergestellt werden. Unter "Insertionsmutagenese" ist insbesondere das Inserieren
von Transposons oder so genannter Transfer-DNA (T-DNA) in ein Gen zu verstehen.
[0052] Bei den Transposons kann es sich dabei sowohl um solche handeln, die in einer (Wildtyp-)
Pflanzenzelle natürlicherweise vorkommen (endogene Transposons), als auch um solche,
die natürlicherweise nicht in besagter Zelle vorkommen, sondern mittels gentechnischer
Methoden, wie z.B. Transformation, in die Zelle eingeführt werden (heterologe Transposons).
Die Veränderung der Expression von Genen mittels Transposons ist dem Fachmann bekannt.
Eine Übersicht über die Nutzung von endogenen und heterologen Transposons als Werkzeuge
in der Pflanzenbiotechnologie ist von
Ramachandran und Sundaresan (2001, Plant Physiology and Biochemistry 39: 234-252) dargestellt. Die Möglichkeit, Mutanten zu identifizieren, bei welchen spezifische
Gene durch Transposoninsertionsmutagenese inaktiviert wurden, ist in einer Übersicht
von
Maes et al. (1999, Trends in Plant Science 4 (3): 90-96) dargestellt. Die Erzeugung von Reis-Mutanten mit Hilfe endogener Transposons ist
von
Hirochika (2001, Current Opinion in Plant Biology 4: 118-122) beschrieben. Die Identifizierung von Mais-Genen mit Hilfe endogener Retrotransposons
wird z.B. von
Hanley et al. (2000, The Plant Journal 22 (4): 557-566) dargestellt. Die Möglichkeit, Mutanten mit Hilfe von Retrotransposons herzustellen
und Methoden, Mutanten zu identifizieren, sind von
Kumar und Hirochika (2001, Trends in Plant Science 6 (3): 127-134) beschrieben. Die Aktivität von heterologen Transposons in unterschiedlichen Spezies
ist sowohl für dikotelydone als auch für monokotyledone Pflanzen beschrieben worden:
z.B. für Reis (
Greco et al., 2001, Plant Physiology 125: 1175-1177;
Liu et al., 1999, Molecular and General Genetics 262: 413-420;
Hiroyuki et al., 1999, The Plant Journal 19 (5): 605-613;
Jeon und Gynheung, 2001, Plant Science 161: 211-219), Gerste (
Koprek et al., 2000, The Plant Journal 24 (2): 253-263), Arabidopsis thaliana (
Aarts et al., 1993, Nature 363: 715-717;
Schmidt und Willmitzer, 1989, Molecular and General Genetics 220: 17-24;
Altmann et al., 1992, Theoretical and Applied Genetics 84: 371-383;
Tissier et al., 1999, The Plant Cell 11: 1841-1852), Tomate (
Belzile und Yoder, 1992, The Plant Journal 2 (2): 173-179) und Kartoffel (
Frey et al., 1989, Molecular and General Genetics 217: 172-177;
Knapp et al., 1988, Molecular and General Genetics 213: 285-290).
[0053] Grundsätzlich können monokotyle "waxy"-Pflanzenzellen und -Pflanzen mit Hilfe homologer
als auch heterologer Transposons hergestellt werden, wobei unter Verwendung von homologen
Transposons solche zu verstehen sind, die bereits natürlicherweise im Pflanzengenom
vorhanden sind.
Ebenfalls ist die T-DNA-Mutagenese grundsätzlich zur Erzeugung von "waxy"-Pflanzenzellen
und -Pflanzen geeignet.
[0054] Die T-DNA-Insertionsmutagenese beruht darauf, dass bestimmte Abschnitte (T-DNA) von
Ti-Plasmiden aus Agrobacterium in das Genom von pflanzlichen Zellen integriert werden
können. Der Ort der Integration in das pflanzliche Chromosom ist dabei nicht festgelegt,
sondern kann an jeder beliebigen Stelle erfolgen. Integriert die T-DNA in einen Abschnitt
des Chromosoms, der eine Genfunktion darstellt, so kann dieses zur Veränderung der
Genexpression und damit auch zur Änderung der Aktivität eines durch das betreffende
Gen codierten Proteins führen. Insbesondere führt die Integration einer T-DNA in den
kodierenden Bereich eines Gens häufig dazu, dass das entsprechende Protein von der
betreffenden Zelle gar nicht mehr oder nicht mehr in aktiver Form synthetisiert werden
kann. Die Verwendung von T-DNA-Insertionen zur Erzeugung von Mutanten ist z.B. für
Arabidopsis thaliana (
Krysan et al., 1999, The Plant Cell 11: 2283-2290;
Atipiroz-Leehan und Feldmann, 1997, Trends in Genetics 13 (4): 152-156;
Parinov und Sundaresan, 2000, Current Opinion in Biotechnology 11: 157-161) und Reis (
Jeon und An, 2001, Plant Science 161: 211-219;
Jeon et al., 2000, The Plant Journal 22 (6): 561-570) beschrieben. Methoden zur Identifizierung von Mutanten, die mit Hilfe der T-DNA-Insertionsmutagenese
erzeugt wurden, sind u.a. beschrieben von
Young et al. (2001, Plamt Physiology 125: 513-518),
Parinov et al. (1999, The Plant Cell 11: 2263-2270),
Thorneycroft et al. (2001, Journal of Experimental Botany 52: 1593-1601) und
McKinney et al. (1995, The Plant Journal 8 (4): 613-622).
[0055] Das Auffinden von Mutationen in den entsprechenden Genen, kann mit Hilfe von dem
Fachmann bekannten Methoden geschehen. Es können molekulare Analysen, basierend auf
Hybridisierungen mit Sonden ("Southern Blot"), der Amplifikation mittels Polymerasekettenreaktion
(PCR), der Sequenzierung betreffender genomischer Nukleinsäure-Fragmente und die Suche
nach einzelnen Nukleotidaustauschen angewandt werden. Eine Methode, um Mutationen
anhand von Hybridisierungsmustern zu identifizieren, ist z.B. die Suche nach Restriktionsfragment-Längenunterschieden
("Restriction Fragment Length Polymorphism", RFLP) (
Nam et al., 1989, The Plant Cell 1: 699-705;
Leister and Dean, 1993, The Plant Journal 4 (4): 745-750). Eine auf PCR basierende Methode ist z.B. die Analyse von amplifizierten Fragment-Längenunterschieden
("Amplified Fragment Length Polymorphism", AFLP) (
Castiglioni et al., 1998, Genetics 149: 2039-2056;
Meksem et al., 2001, Molecular Genetics and Genomics 265: 207-214;
Meyer et al. 1998, Molecular and General Genetics 259: 150-160). Auch die Verwendung von mit Restriktionsendonukleasen geschnittenen amplifizierten
Fragmenten ("Cleaved Amplified Polymorphic Sequences", CAPS) kann zur Identifizierung
von Mutationen herangezogen werden (
Konieczny und Ausubel, 1993, The Plant Journal 4: 403-410;
Jarvis et al., 1994, Plant Mol. Biol. 24: 685-687;
Bachem et al., 1996, The Plant Journal 9 (5): 745-753). Methoden zur Ermittlung von SNPs sind u.a. von
Qi et al. (2001, Nucleic Acids Research 29 (22): 116),
Drenkard et al. (2000, Plant Physiology 124: 1483-1492) und
Cho et al. (1999, Nature Genetics 23: 203-207) beschrieben worden. Insbesondere sind Methoden, die es erlauben, viele Pflanzen
innerhalb kurzer Zeit auf Mutationen in bestimmten Genen hin zu untersuchen, geeignet.
Solch eine Methode, das sogenannte TILLING ("Targetting Induced Local Lesions In Genomes")
ist von
McCallum et al. (2000, Plant Physiology 123: 439-442) beschrieben worden.
[0056] Dem Fachmann ist bekannt, dass es sich bei oben beschriebenen Mutationen in der Regel
um rezessive Mutationen handelt. Zur Ausprägung des waxy Phänotyps ist es daher notwendig,
reinerbige (homozygote) Pflanzenzellen bzw. Pflanzen zu erzeugen. Verfahren zur Erzeugung
von reinerbigen Pflanzen sind dem Fachmann bekannt.
[0057] Homozygote "waxy" Mutanten können mittels Jodfärbung der Stärke identifiziert werden.
Dazu werden stärkehaltige Gewebeproben (z.B. Endosperm, Pollen) mit Jod-Lösung angefärbt
und z.B. im Mikroskop untersucht. Waxy-Stärken färben braun (im Vergleich zur blau-Färbung
des Wildtyps).
[0058] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung führt die Einführung
eines oder mehrerer fremder Nukleinsäuremoleküle/Polynukleotide, deren Vorhandensein
und/oder die Expression eines oder mehrerer fremder Nukleinsäuremoleküle/Polynukleotide
zur Inhibierung der Expression von endogenen Genen, die für das GBSS I-Protein kodieren
sowie zu einer Reduktion des apparenten Amylosegehaltes der in der erfindungsgemäßen
Pflanzenzelle bzw. erfindungsgemäßen Pflanze enthaltenen Stärke auf weniger als 5
Gew-%.
[0059] Dies kann durch verschiedene, dem Fachmann bekannte Verfahren erzielt werden. Hierzu
zählen beispielsweise die Expression einer entsprechenden Antisense-RNA, oder einer
doppelsträngigen RNA, die Bereitstellung von Molekülen oder Vektoren, die einen Cosuppressions-Effekt
vermitteln, die Expression eines entsprechend konstruierten Ribozyms, das spezifisch
Transkripte spaltet, die für GBSSI kodieren, oder die so genannte "in vivo-Mutagenese".
Ferner kann die Verringerung der GBSSI-Aktivität(en) und/oder die Verringerung der
Genexpression des GBSSI-Gens in den Pflanzenzellen auch durch die simultane Expression
von Sense- und Antisense-RNA-Molekülen des jeweiligen zu reprimierenden Zielgens,
vorzugsweise des GBSSI-Gens, hervorgerufen werden. Diese Methoden sind dem Fachmann
geläufig.
[0060] Darüber hinaus ist bekannt, dass in planta die Bildung von doppelsträngiger RNA von
Promotorsequenzen in trans zu einer Methylierung und einer transkriptionellen Inaktivierung
homologer Kopien dieses Promotors führen kann (
Mette et al., 2000, EMBO J. 19: 5194-5201).
[0061] Zur Inhibierung der Genexpression mittels Antisense- oder Cosuppressions-Technologie
kann beispielsweise ein DNA-Molekül verwendet werden, das die gesamte für GBSSI kodierende
Sequenz einschließlich eventuell vorhandener flankierender Sequenzen umfasst, als
auch DNA-Moleküle, die nur Teile der kodierenden Sequenz umfassen, wobei diese Teile
lang genug sein müssen, um in den Zellen einen Antisense-Effekt bzw. Cosuppressions-Effekt
zu bewirken. Geeignet sind im Allgemeinen Sequenzen mit einer Mindestlänge von 15
bp, bevorzugt mit einer Mindestlänge von 20-30 bp, besonders bevorzugt mit einer Länge
von 100-500 bp, für eine sehr effiziente Antisense- bzw. Cosuppressions-Inhibition
insbesondere Sequenzen mit einer Länge über 500 bp.
Für Antisense- oder Cosuppressions-Ansätze geeignet, ist auch die Verwendung von Polynukleotidsequenzen,
die einen hohen Grad an Identität zu den endogen in der Pflanzenzelle vorkommenden
Sequenzen haben, die für GBSSI kodieren. Die minimale Identität sollte größer als
ca. 65% sein. Die Verwendung von Sequenzen mit Identitäten von mindestens 90%, insbesondere
zwischen 95% und 100% ist zu bevorzugen.
Ferner ist zur Erzielung eines Antisense- oder eines Cosuppressions-Effekts auch die
Verwendung von Introns denkbar, d.h. von nicht kodierenden Bereichen von Genen, die
für GBSSI kodieren.
[0063] Dem Fachmann ist bekannt, wie er einen Antisense- und einen Cosuppressions-Effekt
erzielen kann. Das Verfahren der Cosuppressions-Inhibierung wurde beispielsweise beschrieben
von
Jorgensen (1990, Trends Biotechnol. 8: 340-344),
Niebel et al. (1995, Top. Microbiol. Immunol. 197: 91-103),
Flavell et al. (1995, Curr. Top. Microbiol. Immunol. 197: 43-46),
Palauqui und Vaucheret (1995, Plant Mol. Biol. 29: 149-159),
Vaucheret et al. (1995, Mol. Gen. Genet. 248: 311-317),
de Borne et al. (1994, Mol. Gen. Genet. 243: 613-621).
[0064] Ferner kann die Verringerung der GBSSI-Aktivität in den Pflanzenzellen auch durch
die simultane Expression von Sense- und Antisense-RNA-Molekülen des jeweiligen zu
reprimierenden Zielgens, vorzugsweise des GBSSI-Gens, hervorgerufen werden.
[0065] Dies kann beispielsweise durch die Verwendung von chimären Konstrukten erreicht werden,
die "inverted repeats" des jeweiligen Zielgens oder Teilen des Zielgens enthalten.
Hierbei kodieren die chimären Konstrukte für Sense- und Antisense-RNA-Moleküle des
jeweiligen Zielgens. Sense- und Antisense-RNA werden in planta gleichzeitig als ein
RNA-Molekül synthetisiert, wobei Sense- und Antisense-RNA durch einen Spacer voneinander
getrennt sein und ein doppelsträngiges RNA-Molekül bilden können (RNAi-Technologie).
[0066] Es konnte gezeigt werden, dass die Einführung von inverted-repeat-DNA-Konstrukten
in das Genom von Pflanzen eine sehr effiziente Methode ist, um die zu den inverted-repeat-DNA-Konstrukten
korrespondierenden Gene zu reprimieren (
Waterhouse et al., 1998, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 13959-13964;
Wang und Waterhouse, 2000, Plant Mol. Biol. 43, 67-82;
Singh et al., 2000, Biochemical Society Transactions 28 (6), 925- 927;
Liu et al., 2000, Biochemical Society Transactions 28 (6), 927-929;
Smith et al., 2000, Nature 407, 319-320;
WO 99/53050). Sense- und Antisense-Sequenzen des Zielgens bzw. der Zielgene können auch getrennt
voneinander mittels gleicher oder unterschiedlicher Promotoren exprimiert werden (
Nap et al, 6th International Congress of Plant Molecular Biology, 18.-24. Juni 2000,
Quebec, Poster S7-27, Vortrag Session S7).
[0068] Ferner kann die Verringerung der GBSSI-Aktivität und/oder die Reduktion des apparenten
Amylose-Gehaltes der in den Pflanzenzellen enthaltenen Stärke auf weniger als 5 Gew.-%
auch durch die so genannte "in vivo-Mutagenese" erreicht werden, bei der durch Transformation
von Zellen ein hybrides RNA-DNA-Oligonukleotid ("Chimeroplast") in Zellen eingeführt
wird (
Kipp et al., Poster Session beim 5th International Congress of Plant Molecular Biology,
21.-27. September 1997, Singapur;
R. A. Dixon und C. J. Arntzen, Meeting report zu Metabolic Engineering in Transgenic
Plants, Keystone Symposia, Copper Mountain, CO, USA, 1997, TIBTECH 15: 441-447;
WO 95/15972;
Kren et al., 1997, Hepatology 25: 1462-1468;
Cole-Strauss et al., 1996, Science 273: 1386-1389;
Beetham et al., 1999, PNAS 96: 8774-8778).
[0069] Ein Teil der DNA-Komponente des RNA-DNA-Oligonukleotids ist homolog zu einer Polynukleotidsequenz
eines endogenen GBSSI-Gens, weist jedoch im Vergleich zur Polynukleotidsequenz eines
endogenen GBSSI-Gens eine Mutation auf oder enthält eine heterologe Region, die von
den homologen Regionen umschlossen ist. Durch Basenpaarung der homologen Regionen
des RNA-DNA-Oligonukleotids und des endogenen Polynukleotids, gefolgt von homologer
Rekombination, kann die in der DNA-Komponente des RNA-DNA-Oligonukleotids enthaltene
Mutation oder heterologe Region in das Genom einer Pflanzenzelle übertragen werden.
[0070] Die Verringerung der GBSSI-Aktivität in den Pflanzenzellen kann somit auch durch
die Erzeugung doppelsträngiger RNA-Moleküle von GBSSI-Genen erreicht werden. Vorzugsweise
werden hierzu "inverted repeats" von DNA-Molekülen, die von GBSSI-Genen dargestellten
Nukleotidsequenz oder -cDNAs abgeleitet sind, in das Genom von Pflanzen eingeführt,
wobei die zu transkribierenden DNA-Moleküle unter Kontrolle eines Promotors stehen,
der die Expression besagter RNA-Moleküle steuert.
[0071] Eine weitere Möglichkeit, die Aktivität von Proteinen in Pflanzenzellen oder Pflanzen
zu verringern, ist die Methode der sogenannten Immunomodulation. Es ist bekannt, dass
eine
in planta Expression von Antikörpern, die ein pflanzliches Protein spezifisch erkennen, durch
Ausbildung eines Protein-Antikörper-Komplexes eine Verringerung der Aktivität betreffender
Proteine in entsprechenden Pflanzenzellen oder Pflanzen zur Folge hat (
Conrad und Manteufel, 2001, Trends in Plant Science 6: 399-402;
De Jaeger et al., 2000, Plant Molecular Biology 43: 419-428;
Jobling et al., 2003, Nature Biotechnology 21: 77-80).
[0072] Alle genannten Verfahren basieren auf der Einführung eines oder mehrerer fremden
Nukleinsäuremoleküle in das Genom von Pflanzenzellen oder Pflanzen und sind daher
grundsätzlich geeignet, erfindungsgemäße Pflanzenzellen und erfindungsgemäße Pflanzen
herzustellen.
[0073] Die Verringerung der Expression kann beispielsweise bestimmt werden durch Messung
der Menge an Transkripten, die für die betreffenden Enzyme kodieren, z.B. durch Northern-Blot-Analyse
oder quantitative RT-PCR.
Die Verringerung der Menge an GBSSI-Protein kann beispielsweise bestimmt werden durch
immunologische Methoden, wie Western-Blot-Analyse, ELISA ("Enzyme Linked Immuno Sorbent
Assay") oder RIA ("Radio Immune Assay").
[0074] Eine Verringerung der GBSSI-Aktivität in den erfindungsgemäßen Pflanzenzellen bzw.
Pflanzen kann auch mittelbar durch die Quantifizierung des Reaktionsproduktes des
GBSSI-Proteins, der Amylose nachgewiesen werden. Für die Bestimmung des Anteiles an
Amylose in pflanzlichen Stärken sind dem Fachmann eine Vielzahl von Methoden bekannt.
Für Cerealien insbesondere Reis erfolgt die Bestimmung des Gehaltes apparenter Amylose
bevorzugt in Anlehnung an die Methode von
Juliano (1971, Cereal Science Today 16 (10): 334-340), wie weiter unten unter "Material und Methoden" beschrieben.
[0075] In einer weiteren Ausführungsform kann zur Erzeugung der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
oder der erfindungsgemäßen Pflanzen anstelle einer Wildtyp-Pflanzenzelle bzw. -Pflanze
eine Mutante verwendet werden, die sich dadurch auszeichnet, dass sie bereits eine
Stärke mit einem apparenten Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% synthetisiert und/oder
eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und/oder eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II aufweist. Bei diesen Mutanten kann es sich sowohl um spontan auftretende Mutanten
als auch um solche handeln, die durch den gezielten Einsatz von Mutagenen erzeugt
wurden. Möglichkeiten zur Erzeugung von solchen Mutanten sind vorstehend beschrieben
worden.
[0076] Weiterhin umfasst die vorliegende Erfindung eine erfindungsgemäße genetisch modifizierte
monokotyle Pflanzenzelle bzw. Pflanze, deren genetische Modifikation in der Einführung
mindestens eines fremden Nukleinsäuremoleküls in das Genom der zur Transformation
verwendeten Pflanze besteht.
[0077] Durch Einführung eines fremden Nukleinsäuremoleküls sind die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
oder erfindungsgemäßen Pflanzen in ihrer genetischen Information verändert. Das Vorhandensein
mindestens eines fremden Nukleinsäuremoleküls führt zu einer phänotypischen Veränderung.
"Phänotypische" Veränderung bedeutet dabei vorzugsweise eine messbare Veränderung
einer oder mehrerer Funktionen der Zellen. Beispielsweise zeigen die genetisch modifizierten
erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die genetisch modifizierten erfindungsgemäßen
Pflanzen aufgrund des Vorhandenseins oder bei Expression eingeführter fremder Nukleinsäuremoleküle
eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II und/oder eine Reduktion der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSS
I.
[0078] Unter dem Begriff "fremdes Nukleinsäuremolekül" versteht man im Zusammenhang mit
der vorliegenden Erfindung ein solches Molekül, das entweder natürlicherweise in den
zur Transformation verwendeten Pflanzenzellen nicht vorkommt, oder das in der konkreten
räumlichen Anordnung nicht natürlicherweise in den zur Transformation verwendeten
Pflanzenzellen vorkommt oder das an einem Ort im Genom der zur Transformation verwendeten
Pflanzenzelle lokalisiert ist, an dem es natürlicherweise nicht vorkommt. Bevorzugt
ist das fremde Nukleinsäuremolekül ein rekombinantes Molekül, das aus verschiedenen
Elementen besteht, deren Kombination oder spezifische räumliche Anordnung natürlicherweise
in pflanzlichen Zellen nicht auftritt.
[0079] So können rekombinante Nukleinsäuremoleküle z.B. neben Nukleinsäuremolekülen, die
ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase und/oder ein Protein mit
der Aktivität einer Stärkesynthase II kodieren und/oder eine Nukleinsäure, die eine
Reduktion der Aktivität einer GBSSI bewirkt, zusätzliche Nukleinsäuresequenzen aufweisen,
welche natürlicherweise nicht in Kombination mit den genannten Nukleinsäuremolekülen
vorliegen. Die genannten zusätzlichen Nukleinsäuresequenzen, die auf einem rekombinanten
Nukleinsäuremolekül in Kombination mit einem Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und/oder einem Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II kodierenden Nukleinsäuremolekül
vorliegen und/oder einer Nukleinsäure, die geeignet ist, eine Reduktion der Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI zu vermitteln, können dabei beliebige
Sequenzen sein. Sie können z.B. genomische und/oder pflanzliche Nukleinsäuresequenzen
darstellen. Bevorzugt handelt es sich bei diesen zusätzlichen Nukleinsäuresequenzen
um regulatorische Sequenzen (Promotoren, Terminationssignale, Enhancer), besonders
bevorzugt um regulatorische Sequenzen, die in pflanzlichem Gewebe aktiv sind, insbesondere
bevorzugt um gewebespezifische regulatorische Sequenzen.
[0080] Methoden zur Erzeugung rekombinanter Nukleinsäuremoleküle sind dem Fachmann bekannt
und umfassen gentechnische Methoden, wie z.B. die Verbindung von Nukleinsäuremolekülen
durch Ligation, genetische Rekombination oder die Neusynthese von Nukleinsäuremolekülen
(siehe z.B.
Sambrok et al., Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 3rd edition (2001) Cold Spring
Harbour Laboratory Press, Cold Spring Harbour, NY, ISBN: 0879695773;
Ausubel et al., Short Protocols in Molecular Biology, John Wiley & Sons; 5th edition
(2002), ISBN: 0471250929).
[0081] Unter dem Begriff "Genom" soll im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung die
Gesamtheit des in einer pflanzlichen Zelle vorliegenden Erbmaterials verstanden werden.
Dem Fachmann ist bekannt, dass neben dem Zellkern auch andere Kompartimente (z.B.
Plastiden, Mitochondrien) Erbmaterial enthalten.
[0082] Prinzipiell kann ein fremdes Nukleinsäuremolekül jedes beliebige Nukleinsäuremolekül
sein, das in der Pflanzenzelle oder Pflanze eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins
mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase und eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II sowie eine Reduktion der Aktivität eines Proteins mit der
Aktivität einer GBSSI bewirkt.
[0083] In einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den fremden Nukleinsäuremolekülen
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase um die bereits
genannten, dem Fachmann bekannten Nukleinsäuremoleküle aus den verschiedenen Pflanzenspezies.
Besonders bevorzugt sind dabei Nukleinsäuremoleküle, kodierend ein Protein mit der
Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aus Kartoffel, insbesondere bevorzugt ein Protein
mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase, welches die unter SEQ ID NO 2 dargestellte
Aminosäuresequenz aufweist oder von der in SEQ ID NO 1 dargestellten Nukleinsäuresequenz
codiert wird.
[0084] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den fremden Nukleinsäuremolekülen,
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II, um die bereits genannten,
dem Fachmann bekannten Nukleinsäuremoleküle aus den verschiedenen Pflanzenspezies.
Besonders bevorzugt sind dabei Nukleinsäuremoleküle, kodierend ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II aus Weizen, insbesondere bevorzugt ein Protein mit
der Aktivität einer Stärkesynthase 11, welches die unter SEQ ID NO 4 dargestellte
Aminosäuresequenz aufweist oder von der in SEQ ID NO 3 dargestellten Nukleinsäuresequenz
codiert wird.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich um Nukleinsäuremoleküle,
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II aus Reis, insbesondere
bevorzugt ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II, welches die unter
SEQ ID NO 6 dargestellte Aminosäuresequenz aufweist oder von der in SEQ ID NO 5 dargestellten
Nukleinsäuresequenz codiert wird.
[0085] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den fremden Nukleinsäuremolekülen,
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI, um die bereits genannten, dem
Fachmann bekannten Nukleinsäuremoleküle aus den verschiedenen Pflanzenspezies. Besonders
bevorzugt sind dabei Nukleinsäuremoleküle, kodierend ein Protein mit der Aktivität
einer GBSSI aus Reis, insbesondere bevorzugt ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI,
welches die unter SEQ ID NO 8 dargestellte Aminosäuresequenz aufweist oder von der
in SEQ ID NO 7 dargestellten Nukleinsäuresequenz codiert wird.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich um Nukleinsäuremoleküle,
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI aus Weizen, insbesondere bevorzugt
ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI, welches die unter SEQ ID NO 10 dargestellte
Aminosäuresequenz aufweist oder von der in SEQ ID NO 9 dargestellten Nukleinsäuresequenz
codiert wird.
[0086] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich Nukleinsäuremoleküle,
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI aus Mais, insbesondere bevorzugt
ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI, welches die unter SEQ ID NO 12 dargestellte
Aminosäuresequenz aufweist oder von der in SEQ ID NO 11 dargestellten Nukleinsäuresequenz
codiert wird.
[0087] In einer weiteren Ausführungsform sind die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und Pflanzen
dadurch gekennzeichnet, dass sie homozygot für die waxy Mutation(en) sind und damit
eine Stärke synthetisieren, deren Gehalt an apparenter Amylose unter 5 Gew-% liegt.
[0088] Unter dem Begriff "homozygot für die waxy-Mutation(en)" soll im Zusammenhang mit
der vorliegenden Erfindung die Reinerbigkeit für die nicht funktionellen GBSSI-Gene
verstanden werden. Der Fachmann versteht unter Homozygotie, dass im Erbgut einer Zelle
alle Allele zu einem bestimmten Merkmal identisch sind, also zwei oder mehr identische
Kopien eines bestimmten Gens auf den beiden Chromatiden eines Chromosoms vorliegen,
die das Gen enthalten. Sie sind bezüglich dieses Gens homozygot (= reinerbig) und
geben bei Selbstung das entsprechende Merkmal an alle Nachkommen weiter. Dem Fachmann
ist bekannt, dass bei polyploiden Pflanzen wie z.B. Weizen, für die Ausprägung des
waxy Phänotyps unter Umständen notwendig ist, drei nicht funktionale GBSSI Allele
(auf dem A, B und D Sub-Genom) homozygot vorliegen zu haben.
[0089] Bei den zur genetischen Modifikation in die den waxy-Phänotyp ausprägenden Pflanzenzelle
oder Pflanze eingebrachten fremden Nukleinsäuremolekülen kann es sich um ein einzelnes
Nukleinsäuremolekül oder um mehrere Nukleinsäuremoleküle handeln. Es kann sich dabei
sowohl um Nukleinsäuremoleküle handeln, die für ein Protein mit der Aktivität einer
Glucan-Wasser-Dikinase kodierende Nukleinsäuresequenzen und für ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II kodierende Nukleinsäuresequenzen enthalten, als
auch um Nukleinsäuremoleküle, bei denen die für ein Protein mit der Aktivität einer
Glucan-Wasser-Dikinase kodierenden Nukleinsäuresequenzen und die für ein Protein mit
der Aktivität einer Stärkesynthase II kodierenden Nukleinsäuresequenzen auf verschiedenen
Nukleinsäuremolekülen vorliegen. Die für ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
kodierenden Nukleinsäuresequenzen und die für ein Protein mit der Aktivität einer
Stärkesynthase II kodierenden Nukleinsäuresequenzen können beispielsweise in einem
Vektor, Plasmid oder in linear vorliegenden Nukleinsäuremolekülen gleichzeitig enthalten
sein ("Doppelkonstrukt") oder aber Bestandteile von zwei jeweils voneinander getrennten
Vektoren, Plasmiden oder linearen Nukleinsäuremolekülen sein.
[0090] Liegen die für ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase kodierenden
Nukleinsäuresequenzen und die für ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II kodierenden Nukleinsäuresequenzen in zwei voneinander getrennten Nukleinsäuremolekülen
vor, so können sie entweder zeitgleich ("Cotransformation") oder auch nacheinander,
d.h. zeitlich aufeinander folgend ("Supertransformation") in das Genom der Pflanzenzelle
oder Pflanze eingeführt werden. Die voneinander getrennten Nukleinsäuremoleküle können
auch in verschiedene individuelle Pflanzenzellen oder Pflanzen einer Spezies eingeführt
werden. Es können dadurch Pflanzenzellen oder Pflanzen erzeugt werden, bei welchen
die Aktivität von entweder mindestens einem Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
oder aber mindestens einem Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II erhöht
ist. Erfindungsgemäße Pflanzen können dann durch anschließendes Kreuzen derjenigen
Pflanzen, bei denen die Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
erhöht ist, mit solchen, bei denen die Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II erhöht ist, hergestellt werden. Die Parameter zur Auswahl
der Pflanzen, die für die jeweiligen Verfahrensschritte verwendet werden, sind weiter
unten definiert.
[0091] In einer weiteren Ausführungsform wird der waxy-Phänotyp der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
bzw. Pflanzen durch das Einbringen eines oder mehrerer rekombinanter Nukleinsäuremoleküle
bewirkt, welche für die Reduktion der GBSSI Aktivität geeignet ist.
[0092] Bei den zur genetischen Modifikation in die Wildtyp-Pflanzenzelle bzw. -Pflanze eingebrachten
fremden Nukleinsäuremolekülen kann es sich um ein einzelnes Nukleinsäuremolekül oder
um mehrere Nukleinsäuremoleküle handeln. Es kann sich daher sowohl um Nukleinsäuremoleküle
handeln, die für ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase und für
ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II kodierende Nukleinsäuresequenzen
enthalten und zusätzlich für Nukleinsäuresequenzen, die zur Inhibition der Aktivität
der GBSSI Aktivität geeignet sind (Dreifachkonstrukt). Gleichermaßen kann es sich
auch um Nukleinsäuremoleküle handeln, bei denen die für ein Protein mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase kodierenden Nukleinsäuresequenzen und die für ein Protein
mit der Aktivität einer Stärkesynthase II kodierenden Nukleinsäuresequenzen auf verschiedenen
Nukleinsäuremolekülen vorliegen, wobei das eine oder das andere dieser beiden Nukleinsäuremoleküle
zusätzlich Nukleinsäuresequenzen beinhaltet, welche zur Inhibition der Aktivität der
GBSSI Aktivität geeignet sind. Alternativ kann es sich auch um Nukleinsäuremoleküle
handeln, bei denen die für ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
kodierenden Nukleinsäuresequenzen und die für ein Protein mit der Aktivität einer
Stärkesynthase II kodierenden Nukleinsäuresequenzen auf einem Nukleinsäuremolekül
vorliegen und die Nukleinsäuremoleküle, die geeignet sind zur Inhibition der GBSSI
Aktivität auf einem anderen Nukleinsäuremolekül vorliegen (3 Varianten von einem Doppelkonstrukt
und einem Einfachkonstrukt).
[0093] In einer weiteren Ausführungsform kann es sich auch um drei verschiedene Nukleinsäuremoleküle
handeln, wobei eines für eine Glucan-Wasser-Dikinase Protein kodierende Nukleinsäuresequenzen
enthält, ein anderes für ein Stärkesynthase II kodierende Nukleinsäuresequenzen enthält
und ein weiteres für die Inhibition der GBSSI Aktivität geeignete Nukleinsäuresequenzen
enthält (3 Einfachkonstrukte).
[0094] Die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen bzw. Pflanzen geeigneten
Nukleinsäuremoleküle können beispielsweise in einem Vektor, Plasmid oder in linear
vorliegenden Nukleinsäuremolekülen enthalten sein.
[0095] Liegen die zur Herstellung von erfindungsgemäßen Pflanzenzellen bzw. Pflanzen zu
verwendenden Konstrukte in zwei oder drei voneinander getrennten Nukleinsäuremolekülen
vor, so können sie entweder zeitgleich ("Cotransformation") oder auch nacheinander,
d.h. zeitlich aufeinander folgend ("Supertransformation") in das Genom der Pflanzenzelle
oder Pflanze eingeführt werden. Die voneinander getrennten Nukleinsäuremoleküle können
auch in verschiedene individuelle Pflanzenzellen oder Pflanzen einer Spezies eingeführt
werden. Es können dadurch Pflanzenzellen oder Pflanzen erzeugt werden, bei welchen
die Aktivität von entweder mindestens einem Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und/oder mindestens einem Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II erhöht
ist und/oder mindestens einem Protein mit der Aktivität einer GBSSI Aktivität so weit
verringert ist, dass die von den Pflanzenzellen bzw. Pflanzen synthetisierte Stärke
einen apparenten Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% aufweisen. Erfindungsgemäße
Pflanzen können dann durch anschließendes Kreuzen der Pflanzen hergestellt werden.
[0096] Weiterhin können auch Pflanzen erzeugt werden, bei welchen die Aktivität von mindestens
einem Protein mit der (enzymatischen) Aktivität einer GBSSI so weit verringert ist,
dass die von den Pflanzenzellen bzw. Pflanzen synthetisierte Stärke einen apparenten
Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% aufweisen, und die in einem weiteren Schritt
durch Kreuzung mit Pflanzen, bei welchen die Aktivität von mindestens einem Protein
mit der Aktivität einer Stärkesynthase II erhöht ist, zu erfindungsgemäßen Pflanzenzellen,
bzw. Pflanzen führen.
[0097] Für den Fall, dass ein oder mehrere Nukleinsäuremoleküle, welche Nukleinsäuresequenzen
enthalten, die geeignet sind, die Aktivität mindestens eines Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase bzw. einer Stärkesynthase II in den Pflanzenzellen zu
erhöhen und die Aktivität einer GBSSI in den Pflanzenzellen so weit zu verringern,
dass die von den Zellen synthetisierte Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger
als 5 Gew.-% aufweisen, in einem Verfahrensschritt/zeitgleich in das Genom der Pflanzenzellen
eingeführt werden, können die erfindungsgemäßen Pflanzen direkt aus den Pflanzen ausgewählt
werden, die aus der Transformation hervorgehen.
[0098] In einer weiteren Ausführungsform sind die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die
erfindungsgemäßen Pflanzen dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül
ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II und ein zweites fremdes Nukleinsäuremolekül
ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase codiert. In einer weiteren
Ausführungsform sind die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen
Pflanzen dadurch gekennzeichnet, dass ein erstes fremdes Nukleinsäuremolekül ein Protein
mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase codiert und ein zweites fremdes Nukleinsäuremolekül
ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II codiert.
[0100] Auch die Transformation monokotyler Pflanzen mittels auf
Agrobacterium Transformation basierender Vektoren wurde beschrieben (
Chan et al. 1993, Plant Mol. Biol. 22: 491-506;
Hiei et al., 1994, Plant J. 6, 271-282;
Deng et al, 1990, Science in China 33: 28-34;
Wilmink et al., 1992, Plant Cell Reports 11: 76-80;
May et al., 1995, Bio/Technology 13: 486-492;
Conner und Domisse, 1992, Int. J. Plant Sci. 153: 550-555;
Ritchie et al, 1993, Transgenic Res. 2: 252-265). Alternative Methoden zur Transformation von monokotylen Pflanzen sind die Transformation
mittels des biolistischen Ansatzes (
Wan und Lemaux, 1994, Plant Physiol. 104 : 37-48;
Vasil et al., 1993, Bio/Technology 11 : 1553-1558;
Ritala et al., 1994, Plant Mol. Biol. 24: 317-325;
Spencer et al., 1990, Theor. Appl. Genet. 79: 625-631), die Protoplastentransformation, die Elektroporation von partiell permeabilisierten
Zellen oder die Einbringung von DNA mittels Glasfasern. Insbesondere die Transformation
von Mais wird in der Literatur mehrfach beschrieben (vgl. z. B.
WO95/06128,
EP0513849,
EP0465875,
EP0292435;
Fromm et al., 1990, Biotechnology 8: 833-844;
Gordon-Kamm et al., 1990, Plant Cell 2: 603-618;
Koziel et al., 1993, Biotechnology 11: 194-200;
Moroc et al., 1990, Theor. Appl. Genet. 80: 721-726).
Auch die erfolgreiche Transformation anderer Getreidearten wurde bereits beschrieben,
z.B. für Gerste (Wan und Lemaux, s.o.; Ritala et al., s.o.;
Krens et al., 1982, Nature 296: 72-74) und für Weizen (
Nehra et al., 1994, Plant J. 5: 285-297;
Becker et al., 1994, Plant Journal 5: 299-307). Alle vorstehenden Methoden sind im Rahmen der vorliegenden Erfindung geeignet.
[0101] Pflanzenzellen und Pflanzen, deren Stärke einen Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-%
aufweist und die durch Einführung eines Genes, kodierend ein Protein mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase und/oder eines Genes, kodierend ein Protein mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II genetisch modifiziert sind, lassen sich von Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. Wildtyp-Pflanzen unter anderem dadurch unterscheiden, dass sie mindestens ein
fremdes Nukleinsäuremolekül aufweisen, das natürlicherweise in Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. Wildtyp-Pflanzen nicht vorkommt oder dadurch, dass ein solches Molekül an einem
Ort im Genom der erfindungsgemäßen Pflanzenzelle oder im Genom der erfindungsgemäßen
Pflanze integriert vorliegt, an dem es bei Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen
nicht vorkommt, d.h. in einer anderen genomischen Umgebung. Ferner lassen sich derartige
erfindungsgemäße Pflanzenzellen und erfindungsgemäße Pflanzen von Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. Wildtyp-Pflanzen dadurch unterscheiden, dass sie mindestens eine Kopie des fremden
Nukleinsäuremoleküls stabil integriert in ihr Genom enthalten, gegebenenfalls zusätzlich
zu natürlicherweise in den Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen vorkommenden
Kopien eines solchen Moleküls. Handelt es sich bei dem (den) in die erfindungsgemäßen
Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßen Pflanzen eingeführten fremden Nukleinsäuremolekül(en)
um zusätzliche Kopien zu bereits natürlicherweise in den Wildtyp-Pflanzenzellen bzw.
Wildtyp-Pflanzen vorkommenden Molekülen, so lassen sich die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
und die erfindungsgemäßen Pflanzen von Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen
insbesondere dadurch unterscheiden, dass diese zusätzliche(n) Kopie(n) an Orten im
Genom lokalisiert ist (sind), an denen sie bei Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen
nicht vorkommt (vorkommen). Dies lässt sich beispielsweise mit Hilfe einer Southern
Blot-Analyse nachprüfen.
[0102] Weiterhin lassen sich die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen
Pflanzen von Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen vorzugsweise durch mindestens
eines der folgenden Merkmale unterscheiden: Ist ein eingeführtes fremdes Nukleinsäuremolekül
heterolog in Bezug auf die Pflanzenzelle oder Pflanze, so weisen die erfindungsgemäßen
Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßen Pflanzen Transkripte der eingeführten Nukleinsäuremoleküle
auf. Diese lassen sich z. B. durch Northern-Blot-Analyse oder durch RT-PCR (Reverse
Transcription Polymerase Chain Reaction) nachweisen.
Erfindungsgemäße Pflanzenzellen und erfindungsgemäße Pflanzen, die ein Antisense-
und/oder ein RNAi-Transkript exprimieren, können z.B. mit Hilfe von spezifischen Nucleinsäure-Sonden,
die komplementär zur der für das Protein codierenden (natürlich in der Pflanzenzelle
vorkommenden) RNA sind, nachgewiesen werden. Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen
Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen Pflanzen ein Protein, das durch ein eingeführtes
Nucleinsäuremolekül codiert wird. Dies kann z. B. durch immunologische Methoden, insbesondere
durch eine Western-Blot-Analyse nachgewiesen werden.
Vorzugsweise enthalten die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen
Pflanzen ein Protein, das durch ein eingeführtes Nukleinsäuremolekül codiert wird.
Dies kann z. B. durch immunologische Methoden, insbesondere durch eine Western-Blot-Analyse
nachgewiesen werden.
Ist ein eingeführtes fremdes Nukleinsäuremolekül homolog in Bezug auf die Pflanzenzelle
oder Pflanze, können die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen
Pflanzen von Wildtyp-Pflanzenzellen bzw. Wildtyp-Pflanzen beispielsweise aufgrund
der zusätzlichen Expression der eingeführten fremden Nukleinsäuremoleküle unterschieden
werden. Die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen und die erfindungsgemäßen Pflanzen enthalten
vorzugsweise Transkripte der fremden Nukleinsäuremoleküle. Dies kann z. B. durch Northern-Blot-Analyse
oder mit Hilfe der so genannten quantitativen PCR nachgewiesen werden.
[0103] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft genetisch modifizierte
monokotyle Pflanzenzellen oder genetisch modifizierte monokotyle Pflanzen, dadurch
charakterisiert, dass sie eine modifizierte Stärke synthetisieren im Vergleich zu
Stärke, isoliert aus entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. isoliert aus entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen.
[0104] Ferner sind Gegenstand der Erfindung genetisch modifizierte monokotyle Pflanzen,
die erfindungsgemäße Pflanzenzellen enthalten. Derartige Pflanzen können durch Regeneration
aus erfindungsgemäßen Pflanzenzellen erzeugt werden.
[0105] Bei den erfindungsgemäßen Pflanzen kann es sich prinzipiell um jede monokotyle Pflanze
handeln. Bevorzugt handelt es sich um monokotyle Nutzpflanzen, d.h. Pflanzen, die
vom Menschen kultiviert werden für Zwecke der Ernährung oder für technische, insbesondere
industrielle Zwecke.
[0106] In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den erfindungsgemäßen Pflanzen
um stärkespeichernde monokotyle Pflanzen bzw. es stammen die erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
aus einer stärkespeichernden Pflanze.
[0107] Der Begriff "stärkespeichernde Pflanze" meint im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung alle Pflanzen mit Pflanzenteilen, die eine Speicherstärke enthalten wie
z.B., Mais, Reis, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Sago, Taro, Hirse.
[0108] In einer bevorzugten Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung monokotyle
Pflanzen der (systematischen) Familie Poaceae. Besonders bevorzugt handelt es sich
dabei um Reis-, Mais- oder Weizenpflanzen. Ganz besonders bevorzugt handelt es sich
um Reispflanzen.
[0109] Der Begriff "Weizenpflanze" meint im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
Pflanzenspezies der Gattung
Triticum oder Pflanzen, die aus Kreuzungen mit Pflanzen der Gattung
Triticum hervorgegangen sind, besonders in der Agrarwirtschaft zu kommerziellen Zwecken angebaute
Pflanzenspezies der Gattung
Triticum bzw. Pflanzen, die aus Kreuzungen mit Pflanzen der Gattung
Triticum hervorgegangen sind, insbesondere bevorzugt ist
Triticum aestivum.
[0110] Der Begriff "Maispflanze" meint im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung Pflanzenspezies
der Gattung Zea, besonders in der Agrarwirtschaft zu kommerziellen Zwecken angebaute
Pflanzenspezies der Gattung Zea, besonders bevorzugt Zea
mays.
[0111] Der Begriff "Reispflanze" meint im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung Pflanzenspezies
der Gattung
Oryza, besonders in der Agrarwirtschaft zu kommerziellen Zwecken angebaute Pflanzenspezies
der Gattung
Oryza, besonders bevorzugt
Oryza sativa.
[0112] Die vorliegende Erfindung betrifft auch Vermehrungsmaterial monokotyler Pflanzen,
enthaltend genetisch modifizierte Pflanzenzellen.
[0113] Der Begriff "Vermehrungsmaterial" umfasst dabei jene Bestandteile der Pflanze, die
geeignet sind zur Erzeugung von Nachkommen auf vegetativem oder sexuellem Weg. Für
die vegetative Vermehrung eignen sich beispielsweise Stecklinge, Calluskulturen, Rhizome
oder Knollen. Anderes Vermehrungsmaterial umfasst beispielsweise Früchte, Samen, Sämlinge,
Protoplasten, Zellkulturen, etc.
In einer weiteren Ausführungsform betrifft die vorliegende Erfindung erntebare Pflanzenteile
erfindungsgemäßer Pflanzen, wie Früchte, Speicherwurzeln, Wurzeln, Blüten, Knospen,
Sprosse oder Stämme, vorzugsweise Samen oder Körner, wobei diese erntebaren Teile
erfindungsgemäße Pflanzenzellen enthalten.
[0114] In einer weiteren Ausführungsform zeichnen sich die erfindungsgemäßen genetisch modifizierten
monokotylen Pflanzenzellen dadurch aus, dass sie eine (waxy-) Stärke mit erhöhtem
Heisswasser Quellvermögen sowie einem Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% synthetisieren.
[0115] In einer bevorzugten Ausführungsform zeichnet sich die genetisch modifizierte monokotyle
Pflanzenzelle dadurch aus, dass sie eine waxy-Stärke mit einem erhöhten Heißwasser
Quellvermögen zwischen 60 bis 100 g/g aufweist.
Besonders bevorzugt ist dabei ein Heißwasser Quellvermögen zwischen 70 und 95 g/g,
ganz besonders bevorzugt zwischen 80 und 95 g/g und außerordentlich bevorzugt zwischen
80 und 90 g/g.
[0116] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
einer genetisch modifizierten monokotylen Pflanze, worin
- a) eine Pflanzenzelle genetisch modifiziert wird, wobei die genetische Modifikation
die folgenden Schritte i bis iii umfasst
i) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt,
ii) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt
iii) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Reduktion der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt,
wobei die Schritte i bis iii in beliebiger Reihenfolge, einzeln oder beliebige Kombinationen
der Schritte i bis iii gleichzeitig durchgeführt werden können
b) aus Pflanzenzellen von Schritt a) eine Pflanze regeneriert wird;
c) gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen nach Schritt b) erzeugt
werden,
wobei gegebenenfalls aus Pflanzen gemäß den Schritten b) oder c) Pflanzenzellen isoliert
werden und die Verfahrensschritte a) bis c) solange wiederholt werden, bis eine Pflanze
erzeugt wurde, die eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
aufweist und eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
und eine reduzierte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI im Vergleich
zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen aufweist.
[0117] Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur Herstellung einer
genetisch modifizierten Pflanze, worin eine Pflanzenzelle, deren Stärke einen Amylosegehalt
von weniger als 5 Gew.-% aufweist, genetisch modifiziert wird, wobei die genetische
Modifikation die folgenden Schritte a) und b) in beliebiger Reihenfolge, einzeln oder
gleichzeitig umfasst:
- a) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II, im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt,
- b) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase,
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt und
- c) aus Pflanzenzellen von Schritt a) und b) eine Pflanze regeneriert wird;
- d) gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen aus den Schritten a) und
b) erzeugt werden,
wobei gegebenenfalls aus Pflanzen gemäß Schritt a) oder b) Pflanzenzellen isoliert
werden und die Verfahrensschritte a) bis c) solange wiederholt werden, bis eine Pflanze
erzeugt wurde, die ein fremdes Nukleinsäuremolekül, kodierend ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase 11 und ein fremdes Nukleinsäuremolekül, kodierend ein
Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweist.
[0118] Ein bevorzugter Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Verfahren zur Herstellung
einer monokotylen Pflanze, worin
- a) eine Pflanzenzelle, genetisch modifiziert wird, wobei die genetische Modifikation
die folgenden Schritte i bis iii in beliebiger Reihenfolge umfasst oder beliebige
Kombinationen der folgenden Schritte i bis iii einzeln oder gleichzeitig durchgeführt
werden
i) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II, im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt
ii) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase,
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt
iii) Einführung einer genetischen Modifikation in die Pflanzenzelle, wobei die genetische
Modifikation zur Reduktion der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
führt
- b) aus Pflanzenzellen enthaltend die genetische Modifikation gemäß den Schritten
- i) a) i
- ii) a) ii
- iii) a) iii
- iv) a) i und a) ii,
- v) a) i und a) iii,
- vi) a) ii und a) iii, oder
- vii) a) i und a) ii und a) iii
eine Pflanze regeneriert wird
- c) in Pflanzenzellen von Pflanzen gemäß Schritt
- i) b) i eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- ii) b) i eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- iii) b) i eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii und gleichzeitig eine genetische
Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- iv) b) ii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i,
- v) b) ii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- vi) b) ii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i und gleichzeitig eine genetische
Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- vii) b) iii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i,
- viii)b) iii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- ix) b) iii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i und gleichzeitig eine genetische
Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- x) b) iv eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- xi) b) v eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii, oder
- xii) b) vi eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i
eingeführt und eine Pflanze regeneriert wird
- d) in Pflanzenzellen von Pflanzen gemäß Schritt
- i) c) i eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- ii) c) ii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- iii) c) iv eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) iii,
- iv) c) v eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- v) c) vii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii,
- vi) c) vii eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) i, oder
- vii) c) ix eine genetische Modifikation gemäß Schritt a) ii
eingeführt und eine Pflanze regeneriert wird
gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen nach einem der Schritte b)
vii c) iii, c) vi, c) x, c) xi, c) xii oder nach einem der Schritte d) i bis d) vii
erzeugt werden.
[0119] Für die laut Schritt a) in die Pflanzenzelle eingeführten genetischen Modifikationen
gilt, dass es sich grundsätzlich um jede Art von Modifikation handeln kann, die zur
Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II und/oder
die zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und/oder die zur Reduktion der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI
führt.
[0121] Die Erzeugung weiterer Pflanzen der erfindungsgemäßen Verfahren kann z.B. erfolgen
durch vegetative Vermehrung (beispielsweise über Stecklinge, Knollen oder über Kalluskultur
und Regeneration ganzer Pflanzen) oder durch sexuelle Vermehrung. Die sexuelle Vermehrung
findet dabei vorzugsweise kontrolliert statt, d.h. es werden ausgewählte Pflanzen
mit bestimmten Eigenschaften miteinander gekreuzt und vermehrt. Die Auswahl erfolgt
dabei bevorzugt in der Weise, dass die weiteren Pflanzen (die je nach Verfahren gemäß
Schritt c) oder Schritt d) oder Schritt e) erzeugt werden) die in den vorangegangenen
Schritten eingeführten Modifikationen aufweisen.
[0122] Nachfolgend sind die Parameter für die Auswahl der erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
bzw. Pflanzen, die durch Kreuzung bzw. Transformation hergestellt werden, aufgeführt:
Im Falle der ausschließlichen Erhöhung mindestens eines Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase sind Pflanzen bzw. Pflanzenzellen geeignet, die einen
Phosphatgehalt in C6 Position der Stärke von mindestens 2,5 nmol pro mg Stärke aufweisen.
Im Falle der ausschließlichen Erhöhung mindestens eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II sind Pflanzen bzw. Pflanzenzellen geeignet, die eine SSII
Aktivität aufweisen, die gegenüber der SSII Aktivität in den Pflanzenzellen bzw. Pflanzen,
die zur Einführung des/r entsprechenden Nukleinsäuremoleküle bzw. zur Kreuzung verwendet
werden, um mindestens den Faktor zwei erhöht ist.
Im Falle der Erhöhung mindestens eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und mindestens eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II sind Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen geeignet, die einen Phosphatgehalt in C6 Position der Stärke von
mindestens 2,5 nmol pro mg Stärke aufweisen und zusätzlich eine SSII Aktivität aufweisen,
die gegenüber den Pflanzenzellen bzw. Pflanzen, die zur Einführung des/r entsprechenden
Nukleinsäuremoleküle bzw. zur Kreuzung verwendet werden, um mindestens den Faktor
zwei erhöht ist.
Im Falle der Verringerung der GBSSI Aktivität bzw. der Verwendung von waxy Mutanten
sind Pflanzen geeignet, die einen apparenten Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-%
aufweisen, wenn die Mutation homozygot vorliegt.
[0123] Auch die Höhe des Stärkephosphatgehaltes in C 6-Position ist als Selektionskriterium
geeignet. Vorzugsweise werden Pflanzen selektiert, die die genetische Modifikation
gemäß Schritt a) und b) enthalten und deren Stärkephosphatgehalt mindestens 2,5 nmol
C6P/mg Stärke beträgt sowie deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger
als 5 Gew.-% aufweist.
[0124] In erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung von genetisch modifizierten Pflanzen
können die genetischen Modifikationen zur Erzeugung der erfindungsgemäßen genetisch
modifizierten Pflanzenzellen gleichzeitig oder in aufeinander folgenden Schritten
erfolgen. Es ist dabei unerheblich, ob für aufeinander folgende genetische Modifikationen,
die zu einer erhöhten Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II führt, die gleiche Methode verwendet wird, wie für die genetische Modifikation,
die zu einer erhöhten Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
führt bzw. wie für die genetische Modifikation, die zu einer reduzierten Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI führt.
[0125] Zur Auswahl der erfindungsgemäßen Pflanzen bzw. derjenigen Pflanzen, die für weitere
Modifikationen verwendet werden, können verschiedene Selektionskriterien gewählt werden.
[0126] In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
einer genetisch modifizierten Pflanze folgt auf Schritt c) ein Verfahrensschritt c)-1,
worin Pflanzen selektiert werden, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von
weniger als 5 Gew.-% sowie eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II gemäß Schritt a)i) aufweisen und/oder die eine erhöhte Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase gemäß Schritt a)ii)
aufweisen. Die selektierten Pflanzen werden dann für die weiteren Verfahrensschritte
verwendet.
[0127] In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten Pflanze, codiert mindestens ein fremdes
Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aus
Kartoffel, Weizen, Reis, Mais, Sojabohne, Citrus,
Curcuma oder
Arabidopsis. Bevorzugt codiert mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der
Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aus Kartoffel und insbesondere bevorzugt ein
Protein, das die unter SEQ ID NO 2 dargestellte Aminosäuresequenz aufweist oder von
der unter SEQ ID NO 1 dargestellten Nukleinsäuresequenz codiert wird. Referenzen für
Nukleinsäuresequenzen kodierend Proteine mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aus den genannten Pflanzen sind bereits weiter oben angegeben.
[0128] In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten Pflanze, codiert mindestens ein fremdes
Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II aus Weizen,
Gerste,
Aegilops, Reis, Mais, Maniok, Bohne, Kartoffel, Erbse, Süßkartoffel,
Arabidopsis, Taro,
Ostreococcus oder
Chlamydomonas. Bevorzugt codiert mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II aus Weizen, insbesondere Seq ID No 3. Referenzen
für die genannten Nukleinsäuresequenzen kodierend Proteine mit der Aktivität einer
Stärkesynthase II aus den genannten Pflanzen sind bereits weiter oben angegeben.
Wie oben bereits für zur genetischen Modifikation in eine Pflanzenzelle oder Pflanze
eingebrachte fremde Nukleinsäuremoleküle beschrieben, kann es sich in Schritt a) des
erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung einer genetisch modifizierten Pflanze,
deren Stärke einen Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% aufweist, um ein einzelnes
Nukleinsäuremolekül oder um mehrere Nukleinsäuremoleküle handeln. So können die fremden
Nukleinsäuremoleküle, kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II bzw. kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase zusammen
auf einem einzigen Nukleinsäuremolekül vorliegen oder sie können auf getrennten Nukleinsäuremolekülen
vorliegen. Liegen die Nukleinsäuremoleküle kodierend ein Protein mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II und kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
auf mehreren Nukleinsäuremolekülen vor, so können diese Nukleinsäuremoleküle gleichzeitig
oder in aufeinander folgenden Schritten in eine Pflanzenzelle eingeführt werden.
[0129] In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten Pflanze, codiert mindestens ein fremdes
Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der Aktivität einer GBSS I aus einer monokotylen
Pflanze, bevorzugt aus Reis, Weizen, Gerste, Mais, Aegilops, Sorghum oder Hafer.
[0130] Referenzen für die genannten Nukleinsäuresequenzen kodierend Proteine mit der Aktivität
einer GBSS1 aus den genannten Pflanzen sind bereits weiter oben angegeben.
[0131] Bevorzugt codiert mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül ein Protein mit der
Aktivität einer GBSS1 aus Reis und insbesondere bevorzugt ein Protein, das von der
unter SEQ ID NO 7 dargestellten Nukleinsäuresequenz oder von der unter SEQ ID NO 8
dargestellten Aminosäuresequenz codiert wird.
[0132] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform codiert mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül
ein Protein mit der Aktivität einer GBSS1 aus Weizen und insbesondere bevorzugt ein
Protein, das von der unter SEQ ID NO 9 oder von der unter SEQ ID NO 10 dargestellten
Aminosäuresequenz codiert wird.
[0133] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform codiert mindestens ein fremdes Nukleinsäuremolekül
ein Protein mit der Aktivität einer GBSS1 aus Mais und insbesondere bevorzugt ein
Protein, das von der unter SEQ ID NO 11 dargestellten Nukleinsäuresequenz oder von
der unter SEQ ID NO 12 dargestellten Aminosäuresequenz codiert wird.
Das fremde Nukleinsäuremolekül bewirkt dabei die Inhibierung der Aktivität einer GBSS
I und damit die Synthese einer Stärke mit einem Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-%.
Die weiter oben gemachten Angaben zur Verwendung der entsprechenden Nukleinsäuren
für die Herstellung erfindungsgemäßer Pflanzenzellen oder Pflanzen sind hier entsprechend
anzuwenden.
[0134] Bei dem bzw. den zur genetischen Modifikation verwendeten fremden Nukleinsäuremolekül(en)
kann es sich um ein zusammengefügtes oder mehrere getrennte Nukleinsäurekonstrukte
handeln, insbesondere um so genannte Einfach-, Zweifach-, oder Dreifachkonstrukte.
So kann das fremde Nukleinsäuremolekül beispielsweise ein so genanntes "Dreifachkonstrukt"
sein, worunter man einen einzigen Vektor zur Pflanzentransformation versteht, der
sowohl die genetische Information zur Inhibierung der Expression eines endogenen GBSSI-Gens
als auch zur Überexpression eines oder mehrerer SSII-Gene als auch zur Überexpression
eines oder mehrerer GWD-Gene enthält.
[0135] Grundsätzlich ist bei der Konstruktion der fremden Nukleinsäuremoleküle zur Inhibition
der GBSSI Aktivität die Verwendung von Antisense-, Cosuppressions-, Ribozym- und doppelsträngigen
RNA-Konstrukten sowie Sense-Konstrukten geeignet, die zu einer Verringerung der Expression
endogener Gene führt, die für GBSSI kodieren sowie die zu einer gleichzeitigen Erhöhung
der Aktivität der Proteine mit den Aktivitäten einer SSII bzw. einer GWD führt.
[0136] Die fremden Nukleinsäuremoleküle können hierbei zeitgleich ("Cotransformation") oder
auch nacheinander, d.h. zeitlich aufeinanderfolgend ("Supertransformation") in das
Genom der Pflanzenzelle eingeführt werden.
[0137] Die fremden Nukleinsäuremoleküle können auch in verschiedene individuelle Pflanzen
einer Spezies eingeführt werden. Es können dabei Pflanzen erzeugt werden, bei welchen
die Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSI reduziert ist und/oder
die Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer SSII bzw. GWD erhöht ist. Durch
anschließendes Kreuzen können dann Pflanzen erzeugt werden, bei welchen die Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer GBSSIreduziert und die Aktivität eines Proteins
mit der Aktivität einer SSII sowie einer GWD erhöht ist.
[0138] Unter dem Begriff "Identität" soll im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
die Anzahl der übereinstimmenden Aminosäuren/Nukleotide (Identität) mit anderen Proteinen/Nukleinsäuren,
ausgedrückt in Prozent verstanden werden.
Bevorzugt wird die Identität betreffend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II durch Vergleiche der unter SEQ ID NO 4 bzw. SEQ ID NO 6 angegebenen Aminosäuresequenzen
bzw. die Identität betreffend ein Nukleinsäuremolekül kodierend ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II durch Vergleiche der unter SEQ ID NO 3 bzw. SEQ
ID NO 5 angegebenen Nukleinsäuresequenzen und die Identität betreffend ein Protein
mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase durch Vergleiche der unter SEQ ID NO
2 angegebenen Aminosäuresequenz bzw. die Identität betreffend ein Nukleinsäuremolekül
kodierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase durch Vergleiche
der unter SEQ ID NO 1 angegebenen Nukleinsäuresequenz und die Identität betreffend
ein Nukleinsäuremolekül kodierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI durch
Vergleiche der unter SEQ ID NO 7 oder SEQ ID NO 9 oder SEQ ID NO 11 angegebenen Nukleinsäuresequenzen
bzw. der unter SEQ ID NO 8 oder SEQ ID NO 10 oder SEQ ID NO 12 angegebenen Aminosäuresequenzen
zu anderen Proteinen/Nukleinsäuren mit Hilfe von Computerprogrammen ermittelt.
[0139] Weisen Sequenzen, die miteinander verglichen werden, unterschiedliche Längen auf,
ist die Identität so zu ermitteln, dass die Anzahl an Aminosäuren/Nukleotiden, welche
die kürzere Sequenz mit der längeren Sequenz gemeinsam hat, den prozentualen Anteil
der Identität bestimmt. Vorzugsweise wird die Identität mittels des bekannten und
der Öffentlichkeit zur Verfügung stehenden Computerprogramms ClustalW (
Thompson et al., Nucleic Acids Research 22 (1994), 4673-4680) ermittelt. ClustalW wird öffentlich zur Verfügung gestellt von Julie Thompson (
[email protected])
und Toby Gibson (
[email protected]), European Molecular Biology Laboratory,
Meyerhofstrasse 1, D 69117 Heidelberg, Germany. ClustalW kann ebenfalls von verschiedenen
Internetseiten, u.a. beim IGBMC (Institut de Génétique et de Biologie Moléculaire
et Cellulaire, B.P.163, 67404 Illkirch Cedex, France; ftp://ftp-igbmc.u-strasbg.fr/pub/)
und beim EBI (ftp://ftp.ebi.ac.uk/pub/software/) sowie bei allen gespiegelten Internetseiten
des EBI (European Bioinformatics Institute, Wellcome Trust Genome Campus, Hinxton,
Cambridge CB10 1SD, UK) heruntergeladen werden.
[0140] Vorzugsweise wird das ClustaIW Computerprogramm der Version 1.8 benutzt, um die Identität
zwischen im Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen Proteinen und anderen
Proteinen zu bestimmen. Dabei sind folgende Parameter einzustellen: KTUPLE=1, TOPDIAG=5,
WINDOW=5, PAIRGAP=3, GAPOPEN=10, GAPEXTEND=0.05, GAPDIST=8, MAXDIV=40, MATRIX=GONNET,
ENDGAPS(OFF), NOPGAP, NOHGAP.
Vorzugsweise wird das ClustalW Computerprogramm der Version 1.8 benutzt, um die Identität
zwischen z.B. der Nukleotidsequenz der im Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen
Nukleinsäuremoleküle und der Nukleotidsequenz von anderen Nukleinsäuremolekülen zu
bestimmen. Dabei sind folgende Parameter einzustellen: KTUPLE=2, TOPDIAGS=4, PAIRGAP=5,
DNAMATRIX:IUB, GAPOPEN=10, GAPEXT=5, MAXDIV=40, TRANSITIONS: unweighted.
[0141] Identität bedeutet ferner, dass funktionelle und/oder strukturelle Äquivalenz zwischen
den betreffenden Nukleinsäuremolekülen oder den durch sie codierten Proteinen, besteht.
Bei den Nukleinsäuremolekülen, die homolog zu den oben beschriebenen Molekülen sind
und Derivate dieser Moleküle darstellen, handelt es sich in der Regel um Variationen
dieser Moleküle, die Modifikationen darstellen, die dieselbe biologische Funktion
ausüben. Es kann sich dabei sowohl um natürlicherweise auftretende Variationen handeln,
beispielsweise um Sequenzen aus anderen Spezies oder um Mutationen, wobei diese Mutationen
auf natürliche Weise aufgetreten sein können oder durch gezielte Mutagenese eingeführt
wurden. Ferner kann es sich bei den Variationen um synthetisch hergestellte Sequenzen
handeln. Bei den allelischen Varianten kann es sich sowohl um natürlich auftretende
Varianten handeln, als auch um synthetisch hergestellte oder durch rekombinante DNA-Techniken
erzeugte Varianten. Eine spezielle Form von Derivaten stellen z.B. Nukleinsäuremoleküle
dar, die auf Grund der Degeneration des genetischen Codes von im Rahmen der vorliegenden
Erfindung beschriebenen Nukleinsäuremolekülen abweichen.
[0142] Der Begriff "Hybridisierung" bedeutet im Rahmen der vorliegenden Erfindung eine Hybridisierung
unter konventionellen Hybridisierungsbedingungen, vorzugsweise unter stringenten Bedingungen,
wie sie beispielsweise in
Sambrok et al., (Molecular Cloning, A Laboratory Manual, 3rd edition (2001) Cold Spring
Harbour Laboratory Press, Cold Spring Harbour, NY; ISBN: 0879695773) beschrieben sind. Besonders bevorzugt bedeutet "hybridisieren" eine Hybridisierung
unter den folgenden Bedingungen:
Hybridisierungspuffer:
2xSSC; 10xDenhardt-Lösung (Fikoll 400+PEG+BSA; Verhältnis 1:1:1); 0,1% SDS; 5 mM EDTA;
50 mM Na2HPO4; 250 µg/ml Heringssperma DNA; 50 µg/ml tRNA; oder 25 M Natriumphoshphatpuffer pH 7,2; 1 mM EDTA; 7% SDS
Hybridisierungstemperatur:
T=65 bis 68°C
Waschpuffer: 0,1xSSC; 0,1% SDS
Waschtemperatur: T=65 bis 68°C.
[0143] Nukleinsäuremoleküle, die mit den genannten Molekülen hybridisieren, können z.B.
aus genomischen oder aus cDNA-Bibliotheken isoliert werden. Die Identifizierung und
Isolierung derartiger Nukleinsäuremoleküle kann dabei unter Verwendung der genannten
Nukleinsäuremoleküle oder Teile dieser Moleküle bzw. der reversen Komplemente dieser
Moleküle erfolgen, z.B. mittels Hybridisierung nach Standardverfahren oder durch Amplifikation
mittels PCR.
Als Hybridisierungsprobe zur Isolierung einer Nukleinsäuresequenz, kodierend ein Protein
mit der Aktivität einer Stärkesynthase II oder mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
oder mit der Aktivität einer GBSSI können z.B. Nukleinsäuremoleküle verwendet werden,
die exakt die oder im Wesentlichen die unter SEQ ID NO 3 bzw SEQ ID NO 5 (Stärkesynthase
II) oder unter SEQ ID NO 1 (Glucan-Wasser-Dikinase) oder unter SEQ ID NO 7, 9 oder
11 (GBSSI) angegebene Nukleotidsequenzen oder Teile dieser Sequenzen aufweisen.
Bei den als Hybridisierungsprobe verwendeten Fragmenten kann es sich auch um synthetische
Fragmente oder OligoNukleotide handeln, die mit Hilfe der gängigen Synthesetechniken
hergestellt wurden und deren Sequenz im wesentlichen mit der eines im Rahmen der vorliegenden
Erfindung beschriebenen Nukleinsäuremoleküls übereinstimmt. Hat man Gene identifiziert
und isoliert, die mit den im Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen Nukleinsäuresequenzen
hybridisieren, sollte eine Bestimmung der Sequenz und eine Analyse der Eigenschaften
der von dieser Sequenz codierten Proteine erfolgen, um festzustellen, ob es sich um
Proteine handelt, die die Aktivität einer Stärkesynthase II bzw. die Aktivität einer
Glucan-Wasser-Dikinase bzw. die Aktivität einer GBSSI aufweisen.
Die mit den im Rahmen der vorliegenden Erfindung beschriebenen Nukleinsäuremolekülen
hybridisierenden Moleküle umfassen insbesondere Fragmente, Derivate und allelische
Varianten der genannten Nukleinsäuremoleküle. Der Begriff "Derivat" bedeutet im Zusammenhang
mit der vorliegenden Erfindung, dass die Sequenzen dieser Moleküle sich von den Sequenzen
der oben beschriebenen Nukleinsäuremoleküle an einer oder mehreren Positionen unterscheiden
und einen hohen Grad an Identität zu diesen Sequenzen aufweisen. Die Abweichungen
zu den oben beschriebenen Nukleinsäuremolekülen können dabei z.B. durch Deletion,
Addition, Substitution, Insertion oder Rekombination entstanden sein.
[0144] Zur Expression von erfindungsgemäßen Nukleinsäuremolekülen, die ein Protein mit der
Aktivität einer Stärkesynthase 11 und/oder ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
und/oder ein Protein mit der Aktivität einer GBSSI kodieren, werden diese vorzugsweise
mit regulatorischen DNA-Sequenzen verknüpft, die die Transkription in pflanzlichen
Zellen gewährleisten. Hierzu zählen insbesondere Promotoren. Generell kommt für die
Expression jeder in pflanzlichen Zellen aktive Promotor in Frage.
Der Promotor kann dabei so gewählt sein, dass die Expression konstitutiv erfolgt oder
nur in einem bestimmten Gewebe, zu einem bestimmten Zeitpunkt der Pflanzenentwicklung
oder zu einem durch äußere Einflüsse determinierten Zeitpunkt. Sowohl in Bezug auf
die Pflanze als auch in bezug auf das Nukleinsäuremolekül kann der Promotor homolog
oder heterolog sein.
[0145] Geeignete Promotoren sind z.B. der Promotor der 35S RNA des Cauliflower Mosaic Virus
und der Ubiquitin-Promotor aus Mais, der Ubiquitin-Promotor aus Reis (
Liu et al., Plant Science 165, (2003), der Reis Actin Promoter (
Zhang, et al., Plant Cell 3:1150-1160, 1991), der Cassava Vein Mosaic Virus (CVMV) Promotor (
Verdaguer et. al., Plant Mol. Biol. 31: 1129-1139), der Mais Histon H3C4 Promotor (
US 6,750,378) oder der
Cestrum YLCV Promotor (Yellow Leaf Curling Virus;
WO 01 73087;
Stavolone et al., 2003, Plant Mol. Biol. 53, 703-713) für eine konstitutive Expression. Verwendbar ist auch ein Promotor, der eine Expression
lediglich in photosynthetisch aktiven Geweben sicherstellt, z.B. der ST-LS1-Promotor
(
Stockhaus et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1987, 84: 7943-7947;
Stockhaus et al., EMBO J. 1989, 8: 2445-2451) oder für eine endosperm-spezifische Expression der HMW-Promotor aus Weizen, der
USP-Promotor aus
Vicia faba (
Fiedler et al., 1993, Plant Mol. Biol. 22: 669-679;
Bäumlein et al., 1991, Mol. Gen. Genet. 225: 459-467), der Phaseolinpromotor aus Bohne, Promotoren von Zein-Genen aus Mais (
Pedersen et al., 1982, Cell 29: 1015-1026;
Quatroccio et al., 1990, Plant Mol. Biol. 15: 81-93), ein Glutelin-Promotor (
Leisy et al., 1990, Plant Mol. Biol. 14: 41-50;
Zheng et al., 1993, Plant J. 4: 357-366;
Yoshihara et al., 1996, FEBS Lett. 383: 213-218), ein Globulin Promotor (
Nakase et al., 1996, Gene 170(2): 223-226), ein Prolamin Promotor (
Qu und Takaiwa, 2004, Plant Biotechnology Journal 2(2): 113-125). Es können jedoch auch Promotoren verwendet werden, die nur zu einem durch äußere
Einflüsse determinierten Zeitpunkt aktiviert werden (siehe beispielsweise
WO 93/07279). Von Interesse können auch Promotoren von heat-shock Proteinen sein, die eine einfache
Induktion erlauben. Ferner können samenspezifische Promotoren verwendet werden, wie
z.B. der USP-Promoter aus Vicia faba (s.o.).
[0146] Ferner kann eine Terminationssequenz (Polyandenylierungssignal) vorhanden sein, die
der Addition eines Poly-A-Schwanzes an das Transkript dient. Dem Poly-A-Schwanz wird
eine Funktion bei der Stabilisierung der Transkripte beigemessen. Derartige Elemente
sind in der Literatur beschrieben (vgl.
Gielen et al., 1989, EMBO J. 8: 23-29) und sind beliebig austauschbar.
[0147] Es können auch Intronsequenzen zwischen dem Promotor und der kodierenden Region vorhanden
sein. Solche Intronsequenzen können zur Stabilität der Expression und zu einer erhöhten
Expression in Pflanzen führen (
Callis et al., 1987, Genes Devel. 1: 1183-1200;
Luehrsen and Walbot 1991, Mol. Gen. Genet. 225: 81-93;
Rethmeier et al. 1997, Plant Journal. 12(4): 895-899;
Rose and Beliakoff 2000, Plant Physiol. 122 (2): 535-542;
Vasil et al., 1989, Plant Physiol. 91: 1575-1579;
Xu et al. 2003, Science in China Series C Vol. 46(6): 561-569). Geeignete Intronsequenzen sind beispielsweise das erste Intron des sh1-Gens aus
Mais, das erste Intron des Poly-Ubiquitin Gens 1 aus Mais, das erste Intron des EPSPS
Gens aus Reis oder eines der beiden ersten Introns des PAT1 Gens aus
Arabidopsis.
[0148] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten monokotylen Pflanze,
wobei eine Pflanzenzelle, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger
als 5 Gew.-% aufweist,
- a) genetisch modifiziert wird, wobei die genetische Modifikation zur Erhöhung der
Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II im Vergleich zu
entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen führt;
- b) aus Pflanzenzellen von Schritt a) eine Pflanze regeneriert wird;
- c) gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen nach Schritt b) erzeugt
werden und
- d) Pflanzen erhalten nach Schritt b) oder c) mit einer Pflanze gekreuzt werden, die
eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aufweist, im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen.
[0149] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten monokotylen Pflanze,
wobei eine Pflanzenzelle, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger
als 5 Gew.-% aufweist,
- a) genetisch modifiziert wird, wobei die genetische Modifikation zur Erhöhung der
Aktivität Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase im Vergleich zu
entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen führt;
- b) aus Pflanzenzellen von Schritt a) eine Pflanze regeneriert wird;
- c) gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen nach Schritt b) erzeugt
werden und
- d) Pflanzen erhalten nach Schritt b) oder c) mit einer Pflanze gekreuzt werden, die
eine Erhöhung der enzymatischen Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II aufweist, im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen.
[0150] Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung einer erfindungsgemäßen genetisch modifizierten monokotylen Pflanze, worin
eine Pflanzenzelle genetisch modifiziert wird, wobei
a) i) die genetische Modifikation zur Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der
Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase führt;
a) ii) eine weitere genetische Modifikation durchgeführt wird, die zur Erhöhung der
Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II führt
im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen;
wobei die Schritte a) i) und ii) in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden können
b) aus Pflanzenzellen von Schritt a) i) und ii) eine Pflanze regeneriert wird;
c) gegebenenfalls weitere Pflanzen mit Hilfe der Pflanzen nach Schritt b) erzeugt
werden und
d) Pflanzen erhalten nach Schritt a bis c) mit einer Pflanze gekreuzt werden, deren
Stärke damit einen Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% aufweist, im Vergleich zu
entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen.
[0151] In den drei letztgenannten Verfahren zur Herstellung einer genetisch modifizierten
Pflanze können die Pflanzen nach Schritt a) wie bereits oben beschrieben, genetisch
modifiziert werden. Die Regeneration von Pflanzen nach Schritt b) und die Erzeugung
weiterer Pflanzen nach Schritt c) und d) wurden ebenfalls bereits weiter oben dargestellt.
[0152] Eine Pflanze, die nach Schritt d) der ersten beiden Ausführungsformen mit Pflanzen
oder Nachkommen der Pflanzen, erhalten aus Schritt b) oder c), gekreuzt wird, kann
jede Pflanze sein, die eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II bzw. eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweist, im Vergleich zu entsprechenden Wildtyp-Pflanzen.
Die Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II
bzw. eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase kann dabei durch
jede Modifikation hervorgerufen sein, die zu einer Erhöhung der Aktivität der betreffenden
Proteine in den entsprechenden Pflanzen führt. Es kann sich bei diesen Pflanzen um
Mutanten oder mittels gentechnischer Methoden modifizierte Pflanzen handeln. Bei den
Mutanten kann es sich sowohl um spontan (natürlich) auftretende Mutanten, als auch
um solche handeln, die durch den gezielten Einsatz von Mutagenen (wie z.B. chemische
Agentien, ionisierende Strahlung) oder gentechnischen Verfahren (z.B. Transposon activation
tagging, T-DNA activation tagging,
in vivo-Mutagenese) erzeugt wurden.
[0153] Bevorzugt werden für die Kreuzung in den beiden letztgenannten erfindungsgemäßen
Verfahren Pflanzen verwendet, die eine Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II aufweisen, die mindestens 3 fach, bevorzugt 6 fach, bevorzugt
mindestens 8 fach und besonders bevorzugt mindestens 10 fach, erhöht ist, im Vergleich
zu entsprechenden genetisch nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzen.
Betreffende Pflanzen, die eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen, werden für die Kreuzung in den beiden letztgenannten
erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise Pflanzen verwendet, die eine Stärke synthetisieren,
die einen Stärkephosphatgehalt aufweist, der mindestens 2,5 nmol C6P/mg Stärke beträgt.
[0154] In einer bevorzugten Ausführungsform werden erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
einer genetisch modifizierten Pflanze zur Herstellung von erfindungsgemäßen Pflanzen
oder von Pflanzen, die Eigenschaften erfindungsgemäßer Pflanzen aufweisen, verwendet.
[0155] Die vorliegende Erfindung betrifft auch die durch erfindungsgemäße Verfahren erhältlichen
Pflanzen.
[0156] Es wurde überraschenderweise gefunden, dass erfindungsgemäße Pflanzenzellen und erfindungsgemäße
Pflanzen, deren Stärke einen apparenten Amylosegehalt von weniger als 5 Gew.-% sowie
eine eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II und eine Erhöhung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aufweisen, eine modifizierte Stärke synthetisieren. Insbesondere die Tatsache, dass
Stärke, synthetisiert von erfindungsgemäßen Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßen
Pflanzen, ein erhöhtes Heißwasser Quellvermögen aufweist, war überraschend. Das erhöhte
Heißwasser Quellvermögen von Stärken, isolierbar aus erfindungsgemäßen Pflanzenzellen
und erfindungsgemäßen Pflanzen, verleiht den erfindungsgemäßen Stärken Eigenschaften,
die sie für bestimmte Anwendungen besser geeignet machen als herkömmliche Stärken.
Wird Stärke z.B. als Dickungsmittel eingesetzt, so führt das erhöhte Heißwasser Quellvermögen
der Stärke dazu, dass deutlich weniger Stärke eingesetzt werden muss, um eine gleiche
Dickungsleistung zu erzielen.
[0157] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft modifizierte Stärke,
dadurch gekennzeichnet, dass sie einen apparenten Amylosegehalt von weniger als 5
Gew.-% sowie ein erhöhtes Heißwasser Quellvermögen aufweist. Das Heißwasser Quellvermögen
von erfindungsgemäßer modifizierter Stärke ist bevorzugt um mindestens den Faktor
1,5, besonders bevorzugt um mindestens den Faktor 2, insbesondere bevorzugt um mindestens
den Faktor 2,5 und ganz besonders bevorzugt um mindestens den Faktor 3 erhöht im Vergleich
zu Stärke, isoliert aus entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzezellen
bzw. isoliert aus entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen.
[0158] Methoden zur Ermittlung des Heißwasser Quellvermögens sind dem Fachmann bekannt und
in der Literatur beschrieben (z.B.
Leach et al., 1959, Cereal Chemistry 36: 534-544). Eine im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung bevorzugt zu verwendende Methode
für die Bestimmung des Heißwasser Quellvermögens ist weiter unten unter "Allgemeine
Methoden" beschrieben.
[0159] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft modifizierte Stärke,
isoliert aus einer monokotylen Pflanzenzelle oder aus einer monokotylen Pflanze, mit
einem apparenten Amylosegehalt von 5 Gew.-%, und dadurch charakterisiert, dass sie
ein Heißwasser Quellvermögen von mindestens 60 g/g, bevorzugt von 60 bis 100 g/g aufweist.
besonders bevorzugt von 70 bis 95 g/g, insbesondere bevorzugt von 80 bis 95 g/g und
im speziellen bevorzugt von 80 bis 90 g/g aufweist.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft modifizierte Stärke, isoliert
aus Reispflanzenzellen oder Reispflanzen, mit einem apparenten Amylosegehalt von 5
Gew.-% und dadurch charakterisiert, dass sie ein Heißwasser Quellvermögen von mindestens
60 g/g, bevorzugt von 60 bis 100 g/g, besonders bevorzugt von 70 bis 95 g/g, insbesondere
bevorzugt von 80 bis 95 g/g und im speziellen bevorzugt von 80 bis 90 g/g aufweist.
[0160] Stärke, synthetisiert von erfindungsgemäßen genetisch modifizierten Pflanzenzellen
oder erfindungsgemäßen genetisch modifizierten Pflanzen weist vorzugsweise einen erhöhten
Gehalt an Phosphat in C6-Position der Stärke auf. Der Stärkephosphatgehalt von Stärke,
isoliert aus erfindungsgemäßen Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßen Pflanzen ist
dabei deutlich höher als der Stärkephosphatgehalt, den man nach Kreuzung aus der Summe
der Stärkephosphatgehalte der betreffenden Elternpflanzen erwarten würde.
[0161] Die Menge des in C6-Position der Glucosemoleküle gebundenen Stärkephosphates kann
mit dem Fachmann bekannten Methoden wie z.B. photometrisch mittels gekoppelten enzymatischen
Test oder mittels
31P-NMR nach der bei
Kasemusuwan und Jane (1996, Cereal Chemistry 73: 702-707) beschriebenen Methode ermittelt werden. Bevorzugt wird im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung die Menge an in C6-Position der Glucosemoleküle gebundenem Stärkephosphat
ermittelt wie unter "Allgemeine Methoden" beschrieben.
[0162] Ein weiterer bevorzugter Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft erfindungsgemäße
modifizierte Stärke, dadurch charakterisiert, dass sie aus einer monokotylen Pflanzenzelle
oder aus einer monokotylen Pflanze isoliert wurde und einen in C6-Position der Glucosemoleküle
der Stärke gebundenen Stärkephosphatgehalt von mindestens 1,5 nmol pro mg Stärke,
besonders bevorzugt von mindestens 2,5nmol pro mg Stärke aufweist. Insbesondere bevorzugt
handelt es sich bei dieser erfindungsgemäßen modifizierten Stärke um Mais-, Reis-
oder Weizenstärke.
[0163] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei
den erfindungsgemäßen modifizierten Stärken um native Stärken.
[0164] Der Begriff "native Stärke" bedeutet im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung,
dass die Stärke nach dem Fachmann bekannten Methoden aus erfindungsgemäßen Pflanzen,
erfindungsgemäßem erntebaren Pflanzenteilen, erfindungsgemäßen Stärke speichernden
Teilen oder erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial von Pflanzen isoliert wird.
[0165] Die vorliegende Erfindung betrifft auch erfindungsgemäße modifizierte Stärke, erhältlich
aus erfindungsgemäßen Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßen Pflanzen, aus erfindungsgemäßem
Vermehrungsmaterial oder aus erfindungsgemäßen erntebaren Pflanzenteilen, oder erhältlich
aus Pflanzen, die mit einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung einer genetisch
modifizierten Pflanze hergestellt wurden.
[0166] Pflanzenzellen oder Pflanzen, die eine erfindungsgemäße modifizierte Stärke synthetisieren,
sind ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0167] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung einer modifizierten
Stärke, umfassend den Schritt der Extraktion der Stärke aus einer erfindungsgemäßen
Pflanzenzelle oder einer erfindungsgemäßen Pflanze, aus erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial
einer solchen Pflanze und/oder aus erfindungsgemäßen erntebaren Pflanzenteilen einer
solchen Pflanze, vorzugsweise aus erfindungsgemäßen Stärke speichernden Teilen einer
solchen Pflanze. Vorzugsweise umfasst ein solches Verfahren auch den Schritt des Erntens
der kultivierten Pflanzen bzw. Pflanzenteile und/oder des Vermehrungsmaterials dieser
Pflanzen vor der Extraktion der Stärke und besonders bevorzugt ferner den Schritt
der Kultivierung erfindungsgemäßer Pflanzen vor dem Ernten.
[0168] Verfahren zur Extraktion der Stärke aus Pflanzen oder von Stärke speichernden Teilen
von Pflanzen sind dem Fachmann bekannt. Weiterhin sind Verfahren zur Extraktion der
Stärke aus verschiedenen Stärke speichernden Pflanzen beschrieben, z. B. in
Starch: Chemistry and Technology (Hrsg.: Whistler, BeMiller und Paschall (1994), 2.
Ausgabe, Academic Press Inc. London Ltd; ISBN 0-12-746270-8; siehe z.B.
Kapitel XII, Seite 412-468: Mais und Sorghum Stärken: Herstellung; von Watson;
Kapitel XIII, Seite 469-479: Tapioca, Arrowroot und Sago Stärken: Herstellung; von
Corbishley und Miller;
Kapitel XIV, Seite 479-490: Kartoffelstärke: Herstellung und Verwendungen; von Mitch;
Kapitel XV, Seite 491 bis 506: Weizenstärke: Herstellung, Modifizierung und Verwendungen;
von Knight und Oson; und
Kapitel XVI, Seite 507 bis 528: Reisstärke: Herstellung und Verwendungen; von Rohmer
und Klem;
Maisstärke: Eckhoff et al., 1996, Cereal Chem. 73: 54-57, die Extraktion von Maisstärke im industriellen Maßstab wird in der Regel durch das
so genannte "wet milling" erreicht.). Vorrichtungen, die für gewöhnlich bei Verfahren
zur Extraktion von Stärke von Pflanzenmaterial verwendet werden, sind Separatoren,
Dekanter, Hydrocyclone, Sprühtrockner und Wirbelschichttrockner.
[0169] Unter dem Begriff "Stärke speichernde Teile" sollen im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung solche Teile einer Pflanze verstanden werden, in welchen Stärke, im Gegensatz
zu transitorischer Blattstärke, zur Überdauerung von längeren Zeiträumen als Depot
gespeichert wird. Bevorzugte Stärke speichernde Pflanzenteile sind z.B. Knollen, Speicherwurzeln
und Körner, besonders bevorzugt sind Körner enthaltend ein Endosperm, insbesondere
bevorzugt sind Körner enthaltend ein Endosperm von Mais-, Reis- oder Weizenpflanzen.
[0170] In einer bevorzugten Ausführungsform werden erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
einer modifizierten Stärke zur Herstellung einer erfindungsgemäßen Stärke verwendet.
[0171] Modifizierte Stärke, erhältlich nach einem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung
modifizierter Stärke, ist ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0172] Weiterhin ist die Verwendung erfindungsgemäßer Pflanzenzellen oder erfindungsgemäßer
Pflanzen zur Herstellung einer modifizierten Stärke Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Dem Fachmann ist bekannt, dass die Eigenschaften von Stärke durch z.B. thermische,
chemische, enzymatische oder mechanische Derivatisierung verändert werden können.
Derivatisierte Stärken sind für verschiedene Anwendungen im Nahrungsmittel- und/oder
Nicht-Nahrungsmittelbereich besonders geeignet. Die erfindungsgemäßen Stärken sind
als Ausgangssubstanz besser geeignet zur Herstellung von derivatisierten Stärken als
herkömmliche Stärken, da sie z.B. durch den höheren Gehalt an Stärkephosphat einen
höheren Anteil an reaktiven funktionalen Gruppen aufweisen. Weiterhin können die Derivatisierungen
auf Grund des erhöhten Heißwasser Quellvermögens erfindungsgemäßer Stärken bei höheren
Temperaturen durchgeführt werden, ohne dabei die Stärkekornstruktur wesentlich zu
zerstören.
[0173] Die vorliegende Erfindung betrifft daher auch Verfahren zur Herstellung einer derivatisierten
Stärke, worin erfindungsgemäße modifizierte Stärke nachträglich derivatisiert wird.
Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung eine derivatisierte Stärke, hergestellt
nach einem der bekannten Verfahren.
[0174] Unter dem Begriff "derivatisierte Stärke" soll im Zusammenhang mit der vorliegenden
Erfindung eine erfindungsgemäße modifizierte Stärke verstanden werden, deren Eigenschaften
nach der Isolierung aus pflanzlichen Zellen mit Hilfe von chemischen, enzymatischen,
thermischen oder mechanischen Verfahren verändert wurde.
[0175] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung handelt es sich bei
der erfindungsgemäßen derivatisierten Stärke um mit Hitze und/oder mit Säure behandelte
Stärke.
[0176] In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den derivatisierten Stärken
um Stärkeether, insbesondere um Stärke-Alkylether, O-Allylether, Hydroxylalkylether,
O-Carboxylmethylether, stickstoffhaltige Stärkeether, phosphathaltige Stärkeether
oder schwefelhaltige Stärkeether.
In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den derivatisierten Stärken
um vernetzte Stärken.
In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den derivatisierten Stärken
um Stärke-Pfropf-Polymerisate.
[0177] In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den derivatisierten Stärken
um oxidierte Stärken.
[0178] In einer weiteren Ausführungsform handelt es sich bei den derivatisierten Stärken
um Stärkeester, insbesondere um Stärkeester, die unter Verwendung von organischen
Säuren in die Stärke eingeführt wurden. Besonders bevorzugt handelt es sich um so
genannte Phosphat-, Nitrat-, Sulfat-, Xanthat-, Acetat- oder Citratstärken.
[0179] Die erfindungsgemäßen derivatisierten Stärken eignen sich für verschiedene Verwendungen
in der Pharmaindustrie, im Nahrungsmittel- und/oder Nicht-Nahrungsmittelbereich. Methoden
zur Herstellung von erfindungsgemäßen derivatisierten Stärken sind dem Fachmann bekannt
und in der allgemeinen Literatur ausreichend beschrieben. Eine Übersicht zur Herstellung
von derivatisierten Stärken findet sich z.B. bei Orthoefer (in
Corn, Chemistry and Technology, 1987, eds. Watson und Ramstad, Chapter 16: 479-499).
[0180] Derivatisierte Stärke, erhältlich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung
einer derivatisierten Stärke, ist ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0181] Ferner ist die Verwendung erfindungsgemäßer modifizierter Stärken zur Herstellung
von derivatisierter Stärke Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0182] Produkte, enthaltend eine erfindungsgemäße Stärke, sind ebenfalls von der vorliegenden
Erfindung umfasst.
[0183] Mischungen, enthaltend die erfindungsgemäße Stärke, sind ebenfalls von der vorliegenden
Erfindung erfasst.
[0184] Stärke speichernde Teile von Pflanzen werden oft zu Mehlen verarbeitet. Beispiele
für Teile von Pflanzen, aus welchen Mehle hergestellt werden, sind z.B. Knollen von
Kartoffelpflanzen und Körner von Getreidepflanzen. Zur Herstellung von Mehlen aus
Getreidepflanzen werden die endospermhaltigen Körner dieser Pflanzen gemahlen und
gesiebt. Stärke ist ein Hauptbestandteil des Endosperms. Bei anderen Pflanzen, die
kein Endosperm, sondern andere Stärke speichernde Teile, wie z.B. Knollen oder Wurzeln
enthalten, wird Mehl häufig durch Zerkleinern, Trocknen und anschließendem Mahlen
der betreffenden Speicherorgane hergestellt. Die Stärke des Endosperms oder enthaltend
in Stärke speichernden Teilen von Pflanzen ist ein wesentlicher Anteil des Mehls,
welches aus den betreffenden Pflanzenteilen hergestellt wird. Die Eigenschaften von
Mehlen werden daher auch durch die in dem betreffenden Mehl vorliegende Stärke beeinflusst.
Erfindungsgemäße Pflanzenzellen und erfindungsgemäße Pflanzen synthetisieren eine
veränderte Stärke im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzenzellen
bzw. nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen. Mehle, hergestellt aus erfindungsgemäßen
Pflanzenzellen, erfindungsgemäßen Pflanzen, erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial
oder erfindungsgemäßen erntebaren Teilen weisen daher veränderte Eigenschaften auf.
Die Eigenschaften von Mehlen können auch durch Mischen von Stärke mit Mehlen oder
durch das Mischen von Mehlen mit unterschiedlichen Eigenschaften beeinflusst werden.
[0185] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft daher Mehle, enthaltend
eine erfindungsgemäße Stärke.
[0186] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Mehle, herstellbar aus
erfindungsgemäßen Pflanzenzellen, erfindungsgemäßen Pflanzen, Stärke speichernden
Teilen erfindungsgemäßer Pflanzen, aus erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial oder
aus erfindungsgemäßen erntebaren Pflanzenteilen. Bevorzugte Stärke speichernde Teile
erfindungsgemäßer Pflanzen für die Herstellung von Mehlen sind Knollen, Speicherwurzeln
und ein Endosperm enthaltende Körner. Im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
besonders bevorzugt sind Körner von Pflanzen der (systematischen) Familie Poaceae,
insbesondere bevorzugt stammen Körner von Mais-, Reis- oder Weizenpflanzen.
Unter dem Begriff "Mehl" soll im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung ein durch
Mahlen von Pflanzenteilen erhaltenes Pulver verstanden werden. Gegebenenfalls werden
Pflanzenteile vor dem Mahlen getrocknet und gesiebt.
[0187] Erfindungsgemäße Mehle zeichnen sich auf Grund der in ihnen vorliegenden erfindungsgemäßen
Stärke dadurch aus, dass sie ein erhöhtes Heißwasser Quellvermögen aufweisen. Dieses
ist z.B. bei der Verarbeitung von Mehlen in der Lebensmittelindustrie für viele Anwendungen,
insbesondere bei der Herstellung von Backwaren, gewünscht.
[0188] Ein bevorzugter Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Mehle, hergestellt
aus Körnern einer monokotylen waxy-Pflanze, dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Heißwasser
Quellvermögen von mindestens 25 g/g, bevorzugt von 25 bis 50 g/g, besonders bevorzugt
von 30 bis 45 g/g und insbesondere bevorzugt von 35 bis 45 g/g aufweisen.
[0189] Die Bestimmung des Heißwasser Quellvermögens von Mehlen erfolgt dabei analog zu der
bereits beschriebenen Methode zur Bestimmung des Heißwasser Quellvermögens für Stärke,
mit dem Unterschied, dass hierbei Mehle anstelle von Stärke eingesetzt werden. Eine
bevorzugte Methode zur Bestimmung des Heißwasser Quellvermögens von Mehlen ist unter
"Allgemeine Methoden" beschrieben.
[0190] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von Mehlen, umfassend den Schritt des Mahlens von erfindungsgemäßen Pflanzenzellen,
erfindungsgemäßen Pflanzen, von Teilen erfindungsgemäßer Pflanzen, Stärke speichernden
Teilen von erfindungsgemäßen Pflanzen, erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial oder
erfindungsgemäßem erntebaren Material.
[0191] Mehle können durch Mahlen von Stärke speichernden Teilen von erfindungsgemäßen Pflanzen
hergestellt werden. Dem Fachmann ist bekannt, wie er Mehle herstellt. Vorzugsweise
umfasst ein Verfahren zur Herstellung von Mehlen auch den Schritt des Erntens der
kultivierten Pflanzen bzw. Pflanzenteile und/oder des Vermehrungsmaterials bzw. der
Stärke speichernden Teile dieser Pflanzen vor dem Mahlen und besonders bevorzugt ferner
den Schritt der Kultivierung erfindungsgemäßer Pflanzen vor dem Ernten.
[0192] Produkte, enthaltend ein erfindungsgemäßes Mehl, sind ebenfalls von der vorliegenden
Erfindung umfasst.
[0193] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst das Verfahren
zur Herstellung von Mehlen eine Prozessierung von erfindungsgemäßen Pflanzen, von
Stärke speichernden Teilen erfindungsgemäßer Pflanzen, von erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial
oder von erfindungsgemäßem erntebaren Material vor dem Mahlen.
[0194] Die Prozessierung kann dabei z.B. eine Hitzebehandlung und/oder eine Trocknung sein.
Hitzebehandlung gefolgt von einer Trocknung des Hitze behandelten Materials wird z.B.
bei der Herstellung von Mehlen aus Speicherwurzeln oder Knollen wie z.B. aus Kartoffelknollen
angewendet, bevor das Mahlen erfolgt. Die Zerkleinerung von erfindungsgemäßen Pflanzen,
von Stärke speichernden Teilen erfindungsgemäßer Pflanzen, von erfindungsgemäßem Vermehrungsmaterial
oder von erfindungsgemäßem erntebaren Material vor dem Mahlen kann ebenfalls eine
Prozessierung im Sinne der vorliegenden Erfindung darstellen. Die Entfernung von pflanzlichem
Gewebe vor dem Mahlen, wie z.B. das Entspelzen der Körner, stellt auch eine Prozessierung
vor dem Mahlen in Sinne der vorliegenden Erfindung dar.
[0195] In einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst das Verfahren
zur Herstellung von Mehlen nach dem Mahlen eine Prozessierung des Mahlgutes. Das Mahlgut
kann dabei z.B. nach dem Mahlen gesiebt werden, um verschiedene Typenmehle herzustellen.
[0196] Mischungen, enthaltend ein erfindungsgemäßes Mehl, sind ebenfalls von der vorliegenden
Erfindung erfasst.
[0197] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von erfindungsgemäßen
genetisch modifizierten Pflanzenzellen, erfindungsgemäßen Pflanzen, von Teilen erfindungsgemäßer
Pflanzen, Stärke speichernden Teilen von erfindungsgemäßen Pflanzen, erfindungsgemäßem
Vermehrungsmaterial oder erfindungsgemäßem erntebaren Material zur Herstellung von
Mehlen.
[0198] Der Offenbarungsgehalt sämtlicher in der Patentanmeldung zitierter Dokumente soll
in den Offenbarungsgehalt der vorliegenden Beschreibung der Erfindung eingeschlossen
werden.
Beschreibung der Sequenzen
[0199] SEQ ID NO 1: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase
aus
Solanum tuberosum.
[0200] SEQ ID NO 2: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 1 codierten Proteins mit der Aktivität
einer Glucan-Wasser-Dikinase aus
Solanum tuberosum.
[0201] SEQ ID NO 3: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II aus
Triticum aestivum.
[0202] SEQ ID NO 4: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 3 codierten Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II aus
Triticum aestivum.
[0203] SEQ ID NO 5: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II aus
Oryza sativa.
[0204] SEQ ID NO 6: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 5 codierten Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II aus
Oryza sativa.
[0205] SEQ ID NO 7: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSS
I aus
Oryza sativa.
[0206] SEQ ID NO 8: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 7 codierten Proteins mit der Aktivität
einer GBSS I aus
Oryza sativa.
[0207] SEQ ID NO 9: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSS
I aus
Triticum aestivum.
[0208] SEQ ID NO 10: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 9 codierten Proteins mit der
Aktivität einer GBSS I aus
Triticum aestivum
[0209] SEQ ID NO 11: Nucleinsäuresequenz codierend ein Protein mit der Aktivität einer GBSS
I aus
Zea mays.
[0210] SEQ ID NO 12: Aminosäuresequenz des durch SEQ ID NO 11 codierten Proteins mit der
Aktivität einer GBSS I aus
Zea mays
Allgemeine Methoden
[0211] Im Folgenden werden Methoden beschrieben, welche zur Durchführung der erfindungsgemäßen
Verfahren verwendet werden können. Diese Methoden stellen konkrete Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar, beschränken die vorliegende Erfindung jedoch nicht
auf diese Methoden. Dem Fachmann ist bekannt, dass er durch Modifikation der beschriebenen
Methoden und/oder durch Ersetzen einzelner Methodenteile durch alternative Methodenteile
die Erfindung in gleicher Weise ausführen kann. Der Inhalt aller zitierten Veröffentlichungen
ist durch die Nennung des Zitates in die Beschreibung der Anmeldung mit aufgenommen.
1.Transformation und Regeneration von Reispflanzen
[0213] Die Kulturführung der Reispflanzen im Gewächshaus erfolgte unter nachfolgenden Bedingungen:
Aussaat: Substrat: Mischung aus 100% Weißtorf mit 100 I Sand/qm sowie Ton:180 kg/qm
in Rosentöpfen 1,6 I (Hersteller: H. Meyer, Deutschland). pH: 5,4-6,2;
Gründüngung: Hakaphos (Compo, Deutschland) 14%N -16%P -18%K + 2%Mg; 2kg/qm;
Düngung: 3,5 g/Pflanze bis zur Blüte: NH4NO3 (1,75g) und Flory 2 Basis (Hersteller: Euflor, Deutschland): 1,75g; 3%N -16%P - 15%K
+ 5%Mg.
Temperatur: Tag 28°C / Nacht: 24°C (16h/8h); Rel. Luftfeuchte: 85-95%;
Licht: 16 h, 350µEinstein/s x qm
2. Herkunft der zur Transformation verwendeten Sequenzen und Konstrukte
[0214] Zur Transformation von Reis wurde die Sequenz T.a.-SSIIa aus Weizen verwendet. Isolierung
und Klonierung erfolgte wie in
WO 97-45545 beschrieben (unter der damaligen Bezeichnung "pTaSS1"). Der verwendete Transformationsvektor
AH32-191 ist in Beispiel 2 beschrieben.
Weiterhin wurde die Sequenz einer Glucan-Wasser-Dikinase aus Kartoffel (R1 St) verwendet.
Isolierung und Klonierung erfolgte wie in Beispiel 5 beschrieben. Der verwendete Transformationsvektor
pML82 ist in
WO 05/095619 beschrieben.
Das waxy-Merkmal wurde durch eine entsprechende Mutante eingebracht, welche in Beispiel
1 charakterisiert ist.
3. Analyse der Expressionshöhe eines Gens mittels Northern-Blot
[0215] Die Expression einer Nucleinsäure, die ein Protein codiert, wurde mittels Northern-Blot
Analyse untersucht. Hierzu wurden für jede unabhängige mittels Transformation erhaltene
Pflanze drei unreife Reiskörner (ca. 15 Tage nach der Blüte) geerntet und in flüssigem
Stickstoff eingefroren. Zur Homogenisierung wurden die gefrorenen Reiskörner in einer
96 Loch-Mikrotiter-Platte mit einer 4,5 mm Stahlkugel in einer Retsch-Mühle (Modell
MM300) für 30 Sekunden bei einer Frequenz von 30 Hertz zerkleinert. Anschließend wurde
die RNA mittels Promega RNA-Extraktionskit nach Angaben des Herstellers isoliert (SV
96 Total RNA Isolation System, Bestell-Nr. Z3505, Promega, Mannheim). Die Konzentration
der RNA in den einzelnen Proben wurde durch photometrische Messung der Absorption
bei 260 nm bestimmt.
[0216] Pro Probe wurden jeweils 2
µg RNA auf ein einheitliches Volumen gebracht und mit einem identischen Volumen RNA-Probenpuffer
(65% (v/v) Formamid, 8% Formaldehyd, 13% (v/v) Gelpuffer (s. o.), 50 µg/ml Ethidiumbromid)
versetzt. Nach Erhitzen (10 min, 65°C) und sofortigem Abkühlen auf Eis wurde die RNA
über ein 1,2% (w/v) Agarosegel (20 mM MOPS pH 8,0, 5 mM Na-Acetat, 1 mM EDTA, 6% (v/v)
Formaldehyd) unter Verwendung von RNA-Laufpuffer (20 mM MOPS pH 8,0, 5 mM Na-Acetat,
1 mM EDTA) bei einer konstanten Stromstärke von 50-80 mA für ca. 2 Stunden aufgetrennt.
Nachfolgend wurde die RNA mittels Diffusionsblot unter Verwendung von 10x SSC (1,5
M NaCl, 150 mM Na-Citrat pH 7,0) auf eine Hybond-N-Membran transferiert und mittels
UV-Bestrahlung auf der Membran immobilisiert.
Für die Hybridisierung des Northern-Blots zum Nachweis der Expression eines Nucleinsäuremoleküls,
das ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II aus Weizen codiert, wurde
ein ca. 1 kb Spel/BspHl-Fragment des Plasmids AH32-191 (Bp 4568-5686), welches den
5'-Bereich der cDNA umfasst, verwendet. Die radioaktive Markierung des DNA-Fragmentes
erfolgte mittels des Random primed DNA labeling Kit der Firma Roche (Bestell-Nr. 1004
760) unter Verwendung von
32P-alpha-dCTP nach Angaben des Herstellers.
Die Nylonmembran, enthaltend die transferierte RNA, wurde für vier Stunden bei 60°C
unter leichtem Schütteln im Wasserbad mit Hybridisierungspuffer (250 mM Na-Phosphat-Puffer
pH 7,2, 1 mM EDTA, 6% (w/v) SDS, 1% (w/v) BSA) inkubiert, bevor zum Hybridisierungspuffer
die radioaktiv markierte DNA hinzugefügt wurde. Nach 16 Stunden Inkubation wurde der
Hybridisierungspuffer entfernt und die Membran zur Entfernung unspezifisch gebundener
DNA-Moleküle auf einander folgend einmal mit 3xSSC und einmal mit 2xSSC (s. o.) bei
60°C unter leichtem Schütteln im Wasserbad gewaschen.
Zum Nachweis markierter RNA erfolgte eine Autoradiographie der Nylonmembran auf einen
Röntgenfilm bei -70°C für ein bis drei Tage.
4. Bestimmung der Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II mittels Aktivitätsgele (Zymogramm)
[0217] Der Nachweis der Aktivität von Proteinen mit der Aktivität einer Stärkesynthase in
unreifen Reiskörnern erfolgte mittels Aktivitätsgelen (Zymogrammen), bei denen Proteinextrakte
unter nativen Bedingungen in einem Polyacrylamidgel aufgetrennt und nachfolgend mit
entsprechenden Substraten inkubiert werden. Das entstandene Reaktionsprodukt (alpha-Glucan)
wurde mittels Lugol'scher Lösung im Gel angefärbt.
Einzelne unreife Reiskörner (ca. 15 Tage nach Blüte) wurden in flüssigem Stickstoff
eingefroren und in 150-200 µl kaltem Extraktionspuffer (50 mM Tris/HCl pH 7,6, 2,5
mM EDTA, 2 mM DTT, 4 mM PMSF, 0,1% (w/v) Glykogen, 10% (v/v) Glyzerin) homogenisiert.
Nach Zentrifugation (15 min, 13000 g, 4°C) wurde der klare Überstand in ein frisches
Reaktionsgefäss überführt und ein Aliquot des Extraktes zur Bestimmung des Proteingehaltes
nach
Bradford (1976, Anal Biochem 72: 248-254) verwendet.
Die Auftrennung der Proteinextrakte erfolgte mittels kontinuierlichem 7,5% Polyacrylamid-Gel
(7,5% Acrylamid:Bisacrylamid 37,5:1; 25 mM Tris/HCl pH 7,6, 192 mM Gylcin, 0,1% (w/v)
APS, 0,05% (v/v) TEMED) unter Verwendung von einfach konzentriertem Laufpuffer (25
mM Tris/HCl, 192 mM Glycin). Für jede Probe wurden jeweils Mengen entsprechend 15
µg Protein aufgetragen und die Elektrophorese für 2 bis 2,5 Stunden bei 4°C durchgeführt.
Nachfolgend wurden die Gele in 15 ml Inkubationspuffer ( 0,5 mM Natriumcitrat pH 7,0,
25 mM Kaliumacetat, 2 mM EDTA, 2 mM DTT, 0,1% (w/v) Amylopektin, 50 mM Tricine/NaOH
pH 8,5, 1 mM ADP-Glucose) über Nacht bei Raumtemperatur unter ständigem Schütteln
inkubiert. Die Anfärbung der gebildeten Stärke erfolgte mittels Lugol'scher Lösung.
Um zu ermitteln, um das wieviel Fache die Aktivität eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten
Wildtyp-Pflanzen erhöht ist, wurden Proteinextrakte der genetisch modifizierten Linien
jeweils sequentiell verdünnt und entsprechend der oben beschriebenen Methode elektrophoretisch
aufgetrennt. Die Durchführung der weiteren Schritte erfolgte wie oben bereits beschrieben.
Nach Anfärbung der Zymogramme mit Lugol'scher Lösung wurde ein optischer Vergleich
der Intensität der angefärbten Produkte, produziert durch ein Protein mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II (in Fig. 1 mit einem Pfeil gekennzeichnet) für die verschiedenen
Verdünnungen der Proteinextrakte von genetisch modifizierten Pflanzen mit den betreffenden
Produkten des unverdünnten Wildtyp-Proteinextraktes durchgeführt. Da die Intensität
der Färbung der Produkte direkt korreliert mit der Aktivität eines Proteins mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II, weisen Banden der Produkte mit gleichen Intensitäten
die gleiche Aktivität auf. Weist die Bande des Produktes eines Proteins mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II im verdünnten Proteinextrakt die gleiche Intensität auf, wie
die betreffende Bande des Produktes von entsprechendem, unverdünntem Proteinextrakt
aus Wildtyp-Pflanzen, so entspricht der Verdünnungsfaktor dem Grad der Erhöhung der
Aktivität in der betreffenden genetisch modifizierten Pflanze (Vergleiche dazu Fig.
1).
5. Erzeugung von Pflanzen aus isolierten Reisembryonen (Embryo rescue)
[0218] Samen werden von der Rispe abgetrennt und die Hüllspelzen entfernt. Das Endosperm
wird mit einem Skalpell vom Embryo abgetrennt und für entsprechende Analysen verwendet.
Der Embryo wird zur Verbesserung der Benetzbarkeit kurz mit 70% Ethanol behandelt
und nachfolgend zur Sterilisation für 20 Minuten in einer Lösung enthaltend 2% NaOCI
und einen Tropfen handelsübliches Spülmittel inkubiert.
Anschließend wird die Sterilisationslösung möglichst vollständig entfernt und der
Embryo wird einmal für eine Minute und nachfolgend zweimal für jeweils 10 Minuten
mit sterilem demineralisierten Wasser gewaschen. Die Samen werden in Petrischalen
auf mit Agar verfestigtem Medium enthaltend jeweils ein Viertel der Salzkonzentration
von MS-Medium (Murashige-Skoog Medium) und 4% Saccharose ausgelegt. Anschließend werden
die Petrischalen mit Parafilm verschlossen und bei 23°C im Dunkeln inkubiert. Nach
der Keimung (ca. 5-7 Tage nach dem Auslegen der Embryos) werden die Petrischalen ins
Licht überführt. Haben die Hypocotyle der Keimlinge eine Länge von ca. 2 cm erreicht,
werden die Pflanzen in Gläser enthaltend mit Agar verfestigtes MS-Medium mit 2% Saccharose
überführt. Nach ausreichender Wurzelbildung können die Pflanzen in Erde getopft werden.
6. Prozessierung von Reiskörnern und Herstellung von Reismehlen
[0219] Zur Erzeugung von ausreichenden Mengen an Untersuchungsmaterial wurden Reispflanzen
im Gewächshaus angezogen und nach Erreichen vollständiger Reife geerntet. Zum weiteren
Trocknen wurden die reifen Reiskörner für 3-7 Tage bei 37°C gelagert.
[0220] Nachfolgend wurden die Körner mittels eines Entspelzers (Laboratory Paddy sheller,
Grainman, Miami, Florida, USA) von den Spelzen befreit und der erhaltene braune Reis
wurde durch 1-minütiges Polieren (Pearlest Rice Polisher, Kett, Villa Park, CA, USA)
zu weißem Reis prozessiert. Für Untersuchungen der Kornzusammensetzung sowie der Stärkeeigenschaften
wurden die weißen Körner mittels einer Labormühle (Cyclotec, Sample mill, Foss, Dänemark)
zu sog. Reismehl vermahlen.
7. Extraktion von Reisstärke aus Reismehl
[0221] Die Extraktion von Reisstärke aus Reismehl erfolgte in Anlehnung an die bei
Wang und Wang (2004; Journal of Cereal Science 39: 291-296) beschriebene Methode.
Ca. 10g Reismehl wurden mit 40ml 0,05% (w/v) NaOH für 16-18 Stunden auf einem Schüttler
bei Raumtemperatur inkubiert. Nachfolgend wurde die Suspension zur Vervollständigung
des Aufschlusses in einen Warring Blender überführt und für 15 Sekunden bei geringer
Geschwindigkeit sowie anschließend 45 Sekunden bei hoher Geschwindigkeit durchmischt.
Zur Abtrennung von größeren Bestandteilen (z.B. Zellwand) wurde die Suspension nacheinander
durch Siebe mit einer Maschenweite von 125
µm und 63
µm gegeben. Nach Zentrifugation bei 1500 rpm für 15 Minuten (Microfuge 3.OR; Heraeus)
wurde der Überstand abgegossen und die an der Oberfläche des Sedimentes liegende Proteinschicht
mit einem Spatel entfernt. Das restliche Sediment wurde nochmals in 0,05 % (w/v) NaOH
resuspendiert und der oben beschriebene Vorgang wiederholt. Nachfolgend wurde das
Sediment in Wasser resuspendiert und der pH-Wert der Suspension mit HCl auf 6,5 bis
7 eingestellt. Die erhaltene Reisstärke wurde insgesamt dreimal mit Wasser gewaschen,
wobei jeder Waschschritt eine Sedimentation (Zentrifugation bei 1500 rpm, 15 min,
RT), ein Verwerfen des Überstandes und das Resuspendieren des Sedimentes in frischem
Wasser umfasste. Vor dem letzten Waschschritt wurde erneut der pH-Wert überprüft und
ggf. mit HCl auf pH 7 eingestellt. Das Sediment des letzten Waschschrittes wurde in
Aceton resuspendiert, sedimentiert und der Überstand verworfen. Nach erneutem Resuspendieren
des Sedimentes in Aceton wurde die Suspension in eine Petrischale gegossen und unter
dem Abzug für mindestens 18 Stunden bei Raumtemperatur getrocknet.
[0222] In einem letzten Schritt wurde die so erhaltene Reisstärke durch Mörsern in ein feines
Pulver überführt, welches direkt für weitere Untersuchungen eingesetzt werden kann.
8. Bestimmung des Heißwasser Quellvermögens (SP, Swelling Power)
[0223] 100 mg Probe (Stärke oder Mehl) werden in 10 ml Wasser suspendiert und anschließend
für 20 Minuten bei 92,5°C gequollen. Während der Inkubation der Probe bei 92,5°C wird
die Suspension mehrfach (während der ersten 2 Minuten kontinuierlich, dann nach 3,
4, 5, 10, 15 bzw. 25 Minuten) durch vorsichtiges Drehen der Probenbehälter um 360°
gemischt. Nach insgesamt 30 Minuten Inkubation bei 92,5°C wird die Suspension ca.
1 Minute in Eiswasser abgekühlt, bevor eine Inkubation bei 25°C für 5 Minuten erfolgt.
Nach Zentrifugation (Raumtemperatur, 1000xg, 15 Minuten) wird der erhaltene Überstand
vorsichtig von dem gelartigen Sediment abgezogen und das Gewicht des Sedimentes ermittelt.
Das Heißwasser Quellvermögen wird nach folgender Formel errechnet:

9. Bestimmung des Stärke-Phosphatgehaltes in C6-Position der Glucosemoleküle
[0224] In der Stärke können die Positionen C2, C3 und C6 der Glucoseeinheiten phosphoryliert
sein. Zur Bestimmung des C6-P-Gehaltes der Stärke bzw. des Mehls (modifiziert nach
Nielsen et al., 1994, Plant Physiol. 105: 111-117) wurden 50 mg Reismehl oder -stärke in 500
µl 0,7 M HCl 4 h bei 95°C unter ständigem Schütteln hydrolysiert. Anschließend wurden
die Ansätze für 10 min bei 15.500xg zentrifugiert und die Überstände mittels einer
Filtermembran (0,45
µM) von Schwebstoffen und Trübungen gereinigt. Von dem klaren Hydrolysat wurden 20
µl mit 180
µl Imidazol-Puffer (300 mM Imidazol, pH 7,4; 7,5 mM MgCl2, 1 mM EDTA und 0,4 mM NADP)
gemischt und die Proben im Photometer bei 340 nm vermessen. Nach Erfassung der Basisabsorption
wurde eine Enzymreaktion durch Zugabe von 2 Einheiten (units) Glucose-6-Phosphat Dehydrogenase
(von
Leuconostoc mesenteroides, Boehringer Mannheim) gestartet. Die gemessene Änderung (OD) beruht auf einer äquimolaren
Umsetzung von Glucose-6-Phosphat und NADP zu 6-Phosphorglukonat und NADPH, wobei die
Bildung des NADPH bei der o. g. Wellenlänge erfasst wird. Die Reaktion wurde bis zum
Erreichen eines Endpunktes verfolgt. Aus dem Ergebnis dieser Messung kann der Gehalt
an Glucose-6-Phosphat im Hydrolysat errechnet werden:

[0225] Um keine fehlerhaften Ergebnisse durch nicht-vollständige Hydrolyse der Stärke im
eingewogenen Material (Mehl oder Stärke) zu erhalten, wurde anschließend der Grad
der Hydrolyse bestimmt. Dazu wurde den jeweiligen auf Glucose-6-Phosphat vermessenen
Hydrolysaten 10
µl Hydrolysat entnommen, mit 10
µl 0,7 M NaOH neutralisiert, mit Wasser auf ein Endvolumen von 2ml gebracht (Verdünnung
1:200). 4
µl dieser Verdünnung wurden mit 196
µl Messpuffer (100mM Imidazol pH 6,9; 5 mM MgCl2, 1 mM ATP, 0,4 mM NADP) versetzt und
zur photometrischen Bestimmung des Glucosegehaltes verwendet. Nach Ermittlung der
Basisabsorption bei 340nm wurde die Reaktion durch Zugabe von 2
µl Enzym-Mix (Hexokinase 1:10; Glucose-6-Phosphat Dehydrogenase aus Hefe 1:10 in Messpuffer)
bis zur Erreichung des Endpunktes im Photometer (340nm) verfolgt. Das Messprinzip
entspricht dem der ersten Reaktion. Aus den erhaltenen Messwerten kann für die jeweilige
Probe die Glucosemenge berechnet werden:

[0226] Die Menge an nachgewiesener Glucose der einzelnen Proben entspricht dabei dem Anteil
der Stärke, der für die C6-Phosphat Bestimmung zur Verfügung steht. Zur Vereinfachung
bei der weiteren Berechnung wird der Glucosegehalt in Stärkegehalt umgerechnet.

[0227] Nachfolgend wird das Ergebnis der Glucose-6-Phosphat-Messung mit dem Stärkegehalt
der entsprechenden Probe in Relation gesetzt, um so den Gehalt an Glucose-6-Phosphat
pro mg hydrolysierter Stärke auszudrücken:

[0228] Anders als bei einem Bezug der Menge an Glucose-6-Phosphat auf das eingewogene Gewicht
der Probe (Mehl oder Stärke) wird durch diese Form der Berechnung die Menge an Glucose-6-Phosphat
lediglich auf den Teil der Stärke bezogen, welcher vollständig zu Glucose hydrolysiert
wurde.
10. Bestimmung des Gehaltes an apparenter Amlyose
[0229] Die Bestimmung des Gehaltes an apparenter Amylose erfolgte in Anlehnung an die Methode
von
Juliano (1971, Cereal Science Today 16 (10): 334-340).
Für jede Probe wurden zweimal 50 mg Reismehl in 100 ml Erlenmeyerkolben eingewogen
und auf einander folgend mit 1 ml 95% Ethanol und 9 ml 1 M NaOH befeuchtet.
Parallel werden zur Anfertigung einer Standardkurve Kolben mit definierten Mengen
an reiner Amylose aus Kartoffelstärke in der gleichen Weise behandelt wie die Mehlproben.
Die Kolben wurden zur Durchmischung kurz geschwenkt und anschließend für 20 Minuten
im kochenden Wasserbad unter leichtem Schütteln inkubiert. Nach 5-10 Minuten Abkühlen
bei RT wurde das Volumen mit Wasser auf 100 ml aufgefüllt.
Ein Aliquot von 100µl wurde mit 1 ml Messlösung (10 mM Essigsäure, 0,004% (w/v) I
2; 0,04% (w/v) KI) versetzt, gut durchmischt und die Absorption bei 620nm gegen einen
entsprechenden Blindwert bestimmt. Die Berechnung des Amylose-Gehaltes erfolgte mit
Hilfe der Amylose-Standards, die zur Erstellung einer Eichkurve verwendet werden.
11. Quantitative PCR
[0230] RNA wurde von einzelnen unreifen Reissamen (10 - 12 Tage nach Blüte) präpariert.
Nach Homogenisierung der in flüssigem Stickstoff eingefrorenen Samen mit einer 4 mm
Stahlkugel (Retsch-Mühle, 30 Hz, 45 sec) wurde mit dem "SV 96 Total RNA Isolation
System" von Promega die RNA nach Protokoll No. 294 (Promega) präpariert. Die RNA wurde
mit je 10
µl "RQ1 RNase-Free DNase" (Promega) nach Herstellervorschrift behandelt.
Gleiche Mengen RNA von je vier Samen einer Pflanze wurde vereinigt.
Die quantitative RT-PCR wurde mit den Reagenzien des "Access RT-PCR System" von Promega
durchgeführt.
Beispiele
1. Herstellung und Auswahl der waxy (GBSSI knock out)-Mutante
[0232] Die waxy Mutante ging aus einer Agrobakterien vermittelten Transformation von Reis
hervor. Eine Analyse der Nachkommenschaft ergab, dass der waxy Phänotyp der Reiskörner
unabhängig von der mit der Transformation eingebrachten Resistenz gegenüber Phosphinotricin
vererbt wird. Eine Sequenzanalyse des GBSSI (waxy)-Genes ergab, dass das Auftreten
des waxy-Phänotyps auf den Austausch von zwei Nukleotiden zurückzuführen ist, durch
die ein vorzeitiges Stopcodon erzeugt wird, was zu einem verkürzten und vermutlich
inaktiven Protein führt. Die RFLP-Analyse des apparenten Amylose-Gehaltes der in den
Reiskörner enthaltenen Stärke bestätigte mit einem Wert von kleiner 5 Gew.%, dass
es sich bei der identifizierten Mutante, um eine "waxy"-Mutante handelt. Daher sind
nachfolgend unter dem Begriff "waxy-Phänotyp" Waxy-Mutanten zu verstehen, deren Stärke
einen Gehalt an apparenter Amylose unter 5% aufweist.
Für die Kombination mit den transgenen Ansätzen wurden die Linien 738-104 und 738-106
verwendet, welche homozygot für die o.g. Mutation sind.
| |
BamHI |
| M202 |
GAG TGG GAT CCT AGC |
| Waxy_Mutante |
GAG TGA AAT CCT AGC |
| |
Stop |
2. Herstellung des pflanzlichen Expressionsvektors pAH32-191, der eine codierende
Sequenz für ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II umfasst
[0233] Die vollständige codierende Sequenz des Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II aus Weizen (T.a.-SSII) wurde aus dem Plasmid pCF31 (beschrieben in
WO 97/45545 unter der Bezeichnung pTaSS1) mittels der Restriktionsendonucleasen EcI136II und
Xho I herausgeschnitten und in das mit den Restriktionsenducleasen Eco RV und Xho
I geschnittene Plasmid pIR103-123 (beschrieben in
WO 05/030941) kloniert. Der erhaltene Expressionsvektor wurde mit pAH32-191 bezeichnet. Der pflanzliche
Expressionsvektor pIR103-123 dient der endospermspezifischen Expression des Zielgenes
unter Kontrolle des endospermspezifischen Globulin-Promotors (
Nakase et al. (1996) Gene 170(2): 223-226) aus Reis. Zusätzlich enthält der pflanzliche Expressionsvektor plR103-123 das bar-Gen
unter Kontrolle des CaMV35S Promotors, welches als Selektionsmarker für die Transformation
von Pflanzen verwendet wurde.
3. Herstellung von Reispflanzen, die eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der
Aktivität einer Stärkesynthase II aufweisen
[0234] Reispflanzen (Varietät M202) wurden mittels Agrobakterien, die das Plasmid pAH32-191
enthalten, unter Verwendung der bei
Hiei et al. (1994, Plant Journal 6(2), 271-282) beschriebenen Methode transformiert. Die erhaltenen Pflanzen erhielten die Bezeichnung
oe-SSII-O.s.-X, wobei X unabhängige aus der Transformation hervorgegangene Pflanzen
bezeichnet.
4. Analyse der Reispflanzen, die mit dem Expressionsvektor pAH32-191 transformiert
wurden
[0235] Aus der Transformation mit dem Expressionsvektor pAH32-191 hervorgegangene Reispflanzen
(T0 Pflanzen) der Linien mit der Bezeichnung oe-SSII-O.s.-X wurden im Gewächshaus
in Erde kultiviert. Aus unreifen Körnern (T1-Samen) verschiedener Linien wurde RNA
isoliert und eine Northern-Blot Analyse unter Verwendung einer SSII-spezifischen Sonde
nach der unter Allgemeine Methoden beschriebenen Methode durchgeführt. Es konnten
mehrere Linien identifiziert werden, die eine erhöhte Menge an Transkript der Stärkesynthase
II aus Weizen im Vergleich zu entsprechenden genetisch nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzen
aufwiesen (siehe beispielhafte Darstellung in Fig. 2).
Zusätzlich wurde eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase
II in Proteinextrakten unreifer T1-Samen verschiedener Linien der o.g Transformation
mittels Zymogrammen nachgewiesen (siehe beispielhafte Darstellung in Fig. 1 und 2).
Die Durchführung der Analyse mittels Zymogrammen erfolgte wie unter "Allgemeine Methoden"
beschrieben.
[0236] Aufgrund der Ergebnisse der beschriebenen Analysen wurde die folgende Linie für die
Kombination mit anderen Ansätzen ausgewählt:
oe-SSII-O.s-01502
Anhand verschiedener Analysen konnte gezeigt werden, dass diese Linie homozygot für
die Integrationen der T-DNA(s) des Vektors pAH32-191 ist.
5. Herstellung von Reispflanzen, die eine erhöhte Aktivität eines Proteins mit der
Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen
[0237] Reispflanzen (Varietät M202) wurden mittels Agrobakterien, die das Plasmid pML82
(beschrieben in
WO 05/095619) enthalten, unter Verwendung der bei
Hiei et al. (1994, Plant Journal 6(2), 271-282) beschriebenen Methode transformiert. Die erhaltenen Pflanzen erhielten die Bezeichnung
oe-GWD-O.s.-X, wobei X unabhängige aus der Transformation hervorgegangene Pflanzen
bezeichnet.
6. Analyse der Reispflanzen, die mit dem Expressionsvektor pML82 transformiert wurden
[0238] Aus der Transformation mit dem Expressionsvektor pML82 hervorgegangene Reispflanzen
(T0 Pflanzen) der Linien mit der Bezeichnung oe-GWD-O.s.-X wurden im Gewächshaus in
Erde kultiviert. Aus einzelnen, reifen Körnern (T1-Samen) verschiedener Linien wurde
Mehl hergestellt. Hierfür wurden einzelne Körner in einem Eppendorf-Reaktionsgefäß
mittels einer Wolfram-Carbit Kugel in einer Kugelmühle (Firma Retsch, Modell MM300)
für 30 Sekunden bei einer Frequenz von 30 Hertz zerkleinert. Anschließend erfolgte
eine Bestimmung des Stärkephosphatgehaltes in der C6-Position von Glucosemolekülen
der in dem Mehl enthaltenen Stärke wie unter "Allgemeine Methoden" beschrieben.
[0239] Für ausgewählte Pflanzen wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Tabelle 1: Stärkephosphatgehalt in C6-Position der Glucosemoleküle einzelner T1-Samen unterschiedlicher
Linien mit der Bezeichnung oe-GWD-O.s.-X im Vergleich zu Samen von entsprechenden
nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen (WT) der Varietät M202.
| Linie |
nmol C6P/mg Einwaage |
| oe-GWD-O.s.-2 |
1,68 |
| oe-GWD-O.s.-4 |
1,70 |
| oe-GWD-O.s.-9 |
1,47 |
| WT |
0,30 |
[0240] Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, konnten unabhängige Linien, hervorgegangen aus der
Transformation mit dem pflanzlichen Expressionsvektor pML82, identifiziert werden,
die im Vergleich zu entsprechenden nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen
einen erhöhten Gehalt an Stärkephosphat in C6-Position der Glucosemoleküle aufweisen.
Es ist bekannt, dass Pflanzenzellen, die eine erhöhte Expression eines Proteins mit
der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen, eine Stärke synthetisieren,
die einen höheren Stärkephosphatgehalt aufweist im Vergleich zu entsprechenden genetisch
nicht modifizierten Wildtyp-Pflanzen (siehe z.B.
WO 02/34923).
[0241] Aufgrund der oben beschriebenen Analysen wurden die folgenden Linien für die Kombination
mit anderen Ansätzen ausgewählt:
oe-GWD-O.s.-2
oe-GWD-O.s.-4
oe-GWD-O.s.-9
Anhand verschiedener Analysen konnte gezeigt werden, dass diese Linien homozygot für
die Integrationen der T-DNA(s) des Vektors pML82 sind.
7. Herstellung von Pflanzen, die sowohl einen waxy-Phänotyp als auch über eine erhöhte
Aktivität eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase aufweisen
[0242] Durchführung der Kreuzungen:
Tabelle 2: Kreuzungen der Kombination von 738-104/4 (M202 waxy) mit oe-GWD-O.s.
| Pedigree Kreuzung |
|
Name Mutter |
Plasmid Mutter |
Name Vater |
Plasmid Vater |
| XPOS0001 |
|
M202 waxy |
--- |
oe-GWD-O.s. |
pML82 |
| |
-01 |
738-106 |
--- |
oe-GWD-O.s-2 |
pML82 |
| |
-02 |
738-104 |
--- |
oe-GWD-O.s-2 |
pML82 |
| |
-03 |
738-104 |
--- |
oe-GWD-O.s-4 |
pML82 |
| |
-04 |
738-106 |
--- |
oe-GWD-O.s-4 |
pML82 |
| |
-05 |
738-104 |
--- |
oe-GWD-O.s-9 |
pML82 |
| |
-06 |
738-106 |
--- |
oe-GWD-O.s-9 |
pML82 |
[0243] Das Endosperm der aus der Kreuzung hervorgegangenen F1-Samen wurde auf den Stärkephosphatgehalt
in C6-Position der Glucosemoleküle (C6P) untersucht. Die Embryonen derjenigen Körner,
die einen im Vergleich zur Mutter deutlich erhöhten Stärkephosphatgehalt (C6P) aufwiesen,
wurden mittels Gewebe-Kulturtechniken zur Keimung gebracht. Nach Erreichen einer ausreichenden
Größe wurden entsprechende Pflanzen zur Produktion von F2-Samen ins Gewächshaus überführt.
[0245] Einige reife F3-Samen der potentiell doppelt homozygoten Pflanzen wurden einzeln
hinsichtlich ihres Gehaltes an Stärkephosphat (C6P) untersucht. Es wurden diejenigen
Pflanzen weiterverwendet, für die alle Körner einen erwartet hohen Gehalt an Stärkephosphat
(C6P) aufwiesen.
[0246] Das Saatgut aller doppelt homozygoter Pflanzen einer Elternkombination wurde zusammengefasst
(gepoolt) und für eine weitere Vermehrung sowie Analysen von Korn- und Mehleigenschaften
verwendet.
[0247] Für die Kombination mit der Linie oe-SSII-O.s. wurde das Event XPOS0001-05 ausgewählt,
welches homozygot sowohl für die waxy-Mutation als auch für die T-DNA des Vektors
pML82 ist.
8. Herstellung von Pflanzen, die einen waxy-Phänotyp sowie eine erhöhte Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase und eine erhöhte Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase II aufweisen
[0248] Durchgeführte Kreuzungen:
Tabelle 3: Kreuzungen der Kombination von oe-SSII-O.s. mit XPOS0001-05
| Pedigree Kreuzung |
Mutter |
Plasmid der Mutter |
Vater |
Plasmid des Vaters |
| XPOS0025-01 |
oe-SSII-O.s.-01502 |
pAH31-191 |
XPOS0001-05 |
pML82 |
| XPOS0026-01 |
XPOS0001-05 |
pML82 |
oeSSII-O.s.-01502 |
pAH32-191 |
[0249] Die Identifizierung erfolgreicher Kreuzungsevents erfolgte mittels der Messung des
Stärkephosphat-Gehaltes des F1-Endosperms, da der Stärkephosphatgehalt der Kombination
deutlich höher ist als der der Elternlinien.
9. Analyse von Pflanzen, die einen waxy-Phänotyp sowie eine erhöhte Aktivität eines
Proteins mit der Aktivität einer Glucan-Wasser-Dikinase und eine erhöhte Aktivität
eines Proteins mit der Aktivität einer Stärkesynthase 11 aufweisen
[0250] Embryos von F1-Samen, deren Endosperm mit einen Stärkephosphat-Gehalt von mehr als
5nmol C6P/mg Stärke deutlich über dem der beiden Kreuzungspartner (2,5 nmol/mg Stärke
für oe-GWD-O.s. und mindestens 0,8nmol/mg Stärke für oe-SSII-O.s.) lag, wurden mittels
Gewebekultur-Techniken zur Keimung gebracht und die entsprechenden Pflanzen nach Erreichen
einer ausreichenden Größe zur Produktion von F2-Samen ins Gewächshaus überführt.
[0251] Zur Identifizierung von Nachkommen, die für beide Transgene sowie die waxy-Mutation
homozygot sind, wurde der oben geschilderte Vorgang für F2-Samen, die optisch hinsichtlich
eines "waxy-Phänotyp" vorselektiert wurden, einschließlich des "Embryo rescues" wiederholt.
10. Selektion und Analyse der F2-Pflanzen
[0252] Basierend auf den Ergebnissen der Stärkephosphat-Messung wurden F2-Samen selektiert
(C6P > 8 nmol/mg Stärke), deren Embryos zur Keimung gebracht und die entsprechenden
F2-Pflanzen im Gewächshaus kultiviert.
[0253] Aus Blattmaterial der F2-Pflanzen wurde genomische DNA extrahiert und mittels Quantitativer
PCR) die Kopienzahl der beiden Transgene bzw. des bar-Gens (Summe der Werte für die
beiden Transgene) bestimmt.
Der Nachweis der Homozygotie für die waxy-Mutation erfolgte anhand eines RFLPs (Bam
HI) im GBSSI-Gen (Definition bzw. Methode) der waxy-Mutante.
F2-Pflanzen, die potentiell homozygot für beide Transgene und homozygot für den waxy-RFLP
sind, wurden im Gewächshaus weiter kultiviert und zur Produktion von F3-Samen verwendet.
11. Selektion der F3-Pflanzen / Analyse von F3-Samen
[0254] Zur Identifizierung dreifach homozygoter Linien wurden von entsprechend ausgewählten
Pflanzen einige Einzelkörner optisch hinsichtlich eines waxy-Phänotypes untersucht
und nachfolgend auf ihren Stärkephosphat-Gehalt untersucht. Weisen alle Körner einen
waxy-Phänotyp auf und fällt der Stärkephosphat-Gehalt für alle Körner einer Pflanze
annährend gleich hoch aus, geht man davon aus, dass die Pflanze für die waxy-Mutation
sowie die T-DNA von pML82 und pAH32-191 homozygot ist.
12. Herstellung von F4-Material
[0255] Folgende Linien gingen aus der o.g. Analyse als dreifach homozygot hervor:
XPOS002501-1-37
XPOS002501-1-13
XPOS002601-1-19
Von diesen Linien wurden Pflanzen im Gewächshaus angezogen und die erzeugten F4-Samen
nach Ernte und Trocknung für alle Nachkommen einer Linie gepoolt.
13. Funktionalitäten und Analyse der Inhaltsstoffe des F4-Materials
a) Kornzusammensetzung
[0256] Gehalt an apparenter Amylose:
Tabelle 4: Gehalt an apparenter Amylose in Reismehlen und -stärken für die Einzelgen-Ansätze
sowie die Dreifach-Kombination
| Probenbezeichnung |
Apparenter Amylose-Gehalt von Reismehlen (%Amylose/FG) |
Apparenter Amylose-Gehalt von Reisstärken (%Amylose/FG) |
| Wildtyp |
8,9 |
11,8 |
| oe-GWD-0.s.-4 |
10,6 |
14,4 |
| oe-GWD-O.s.-9 |
10,6 |
14,3 |
| oe-SSII-O.s.-01502 |
6,6 |
9,2 |
| 738-104/6 |
2,3 |
2,2 |
| XPOS025-01-1-37 |
3,7 |
3,5 |
| XPOS025-01-1-13 |
3,7 |
3,7 |
| XPOS026-01-1-19 |
3,9 |
4,1 |
[0257] Es zeigte sich, dass die Kombinationen XPOS0025/6 einen Amylose-Gehalt über dem der
waxy-Mutante (738-104/6) aufweisen.
[0258] Stärkephosphatgehalt (C6P-Gehalte)
Tabelle 5: Gehalt an Stärkephosphat in C6-Position von Reismehlen bzw. -stärken für die Einzeigen-Ansätze
sowie die Dreifach-Kombinationen
| Probenbezeichnung |
Gehalt an Stärkephosphat in C6-Position von Stärken enthalten in Reismeh-len (nmol
C6P/mg Stärke) |
Gehalt an Stärkephosphat in C6-Position von Reis-stärken (nmol C6P/mg Stärke) |
| Wildtyp |
0,46 |
0,37 |
| oe-GWD-O.s.-4 |
2,85 |
2,65 |
| oe-GWD-O.s.-9 |
3,27 |
2,56 |
| oe-SSII-O.s.-01502 |
1,22 |
0,91 |
| 738-104/6 |
0,52 |
0,38 |
| XPOS025-01-1-37 |
11,45 |
9,50 |
| XPOS025-01-1-13 |
11,20 |
10,24 |
| XPOS026-01-1-19 |
11,06 |
10,23 |
[0259] Der Gehalt an Stärkephosphat in C6-Position der Dreifachkombination ist deutlich
höher als der der Einzelgen-Ansätze.
b) Funktionalitäten von Reismehlen und -stärken Heisswasser Quellvermögen
[0260]
Tabelle 6: Heißwasser Quellvermögen von Reismehlen bzw. -stärken der Einzelgen-Ansätze sowie
der Dreifachkombination
| Probenbezeichnung |
Heisswasserquellvermögen von Reismehlen (g/g) |
Heisswasserquellvermögen von Reisstärken (g/g) |
| Wildtyp |
15,7 |
31,9 |
| oe-GWD-O.s.-4 |
21,6 |
38,6 |
| oe-GWD-O.s.-9 |
21,3 |
39,9 |
| oe-SSII-O.s.-01502 |
20,2 |
40,8 |
| 738-104/6 |
19,9 |
47,3 |
| XPOS025-01-1-37 |
40,6 |
86,0 |
| XPOS025-01-1-13 |
41,9 |
89,1 |
| XPOS026-01-1-19 |
38,3 |
87,2 |
[0261] Die Ermittlung des Heißwasser Quellvermögens von Mehlen bzw. Stärken, hergestellt
aus F4-Samen der o.g. Linien und von Wildtyp-Pflanzen erfolgte wie unter "Allgemeine
Methode" beschrieben.
Das Heisswasser Quellvermögen der Dreifachkombination liegt deutlich über dem der
Einzelgen-Ansätze.
Beschreibung der Figuren
[0262] Fig. 1 zeigt Zymogrammme zur Bestimmung der Aktivität von Proteinen mit der Aktivität einer
Stärkesynthase II im Vergleich zum Wildtyp. Verwendet wurden Gesamtproteinextrakte
aus unreifen Körnern (15 Tage nach Blühbeginn) von Wildtyp-Pflanzen (WT) und den von
drei unabhängig voneinander aus der Transformation mit dem Expressionsvektor AH32-191
hervorgegangenen genetisch modifizierten Pflanzen (oe-SSII-O.s.-5, oe-SSII-O.s.-12,
oe-SSII-O.s.-19). In den Spuren WT und pur sind jeweils gleiche Mengen an Protein
der jeweiligen Extrakte aufgetragen. Die Proteinextrakte der genetisch modifizierten
Pflanzen wurden sequentiell (1:2, 1:4, 1:6, 1:8, 1:10, 1:20, 1:50 oder 1:100) verdünnt
und diese Verdünnungen ebenfalls getrennt voneinander elektrophoretisch aufgetrennt.
Durch Vergleich der Intensität der nach Anfärbung mit Lugol'scher Lösung im Zymogrammm
vorliegenden spezifischen Produkte synthetisiert durch ein Protein mit der Aktivität
einer Stärkesynthase II (durch einen Pfeil gekennzeichnet) von Proteinextrakten aus
Wildtyp-Pflanzen mit der Intensität der betreffenden Banden von Proteinextrakten aus
genetisch veränderten Pflanzen, kann die Erhöhung der Aktivität einer Stärkesynthase
II gegenüber Wildtyp-Pflanzen ermittelt werden. Gleiche Intensitäten bedeuten dabei
gleiche Aktivitäten.
[0263] Fig.2 zeigt das das Autoradiogram einer Northern-Blot Analyse unreifer T1-Samen der Reislinien
oe-SSII-O.s.-19, oe-SSII-O.s.-20, oe-SSII-O.s.-21, oe-SSII-O.s.-22, oe-SSII-O.s.-23
im Vergleich zu nicht genetisch modifizierten Wildtyp-Pflanzen (WT). Dazu wurde aus
jeweils drei Samen von unabhängig aus der Transformation mit dem Expressionsvektor
AH32-191 hervorgegangenen Linien RNA extrahiert und nach der unter Allgemeine Methoden,
Punkt 8 beschriebenen Methode analysiert. Die mit einer markierten Nucleinsäuresonde
codierend für ein Protein mit der Aktivität einer Stärkesynthase II aus Weizen hybridisierende
Bande ist mit SSII gekennzeichnet.