[0001] Die Erfindung betrifft einen durch fein verteilte, kleine Teilchen aus Unedelmetalloxid
dispersionsverfestigten Platinwerkstoff.
[0002] Aus
DE 39 02 342 C2 ist eine komstabilisierte Legierung aus einem komstabilisierenden Bestandteil und,
von Verunreinigungen abgesehen, Gold sowie einem oder mehreren Metallen der Platingruppe
als Rest offenbart, wobei die Gruppe der Platinmetalle gebildet wird von Platin, Rhodium,
Palladium, Ruthenium, Iridium, der komstabilisierende Bestandteil ein Oxid, Carbid,
Nitrid und/oder Silicid von Scandium, Yttrium, Thorium, Zirkonium, Hafnium, Titan,
Aluminium oder einem Lanthanid ist, sein Anteil nicht über 0,5 Gew.-% und der Goldanteil
im Bereich von 2 bis 10 Gew.-% liegt.
[0003] Aus
DE 197 14 365 A1 ist ein durch fein verteilte, kleine Teilchen aus Unedelmetalloxiden dispersionsverfestigter
Platinwerkstoff offenbart, wobei das Unedelmetall Cer oder ein Gemisch aus mindestens
zwei der Elemente Yttrium, Zirkonium und Cer ist, der Unedelmetallgehalt 0,005 bis
1 Gew.-% beträgt, mindestens 75 Gew.-% des Unedelmetalls als Oxid vorliegen und die
Bildung des Unedelmetalloxids auf der Wärmebehandlung einer in kompakter Form vorliegenden
Platin-Unedelmetall-Legierung in oxidierendem Medium bei 600 bis 1400°C beruht.
[0004] DE 100 46 456 beschreibt einen dispersionsverfestigten Au-freien Pt-Werkstoff, der entweder 0,01
bis 0,5 Gew.-% Sc oder 0,05 bis 0,5 Gew.-% Sc im Gemisch mit Zr, Y oder Ce aufweist.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ohne Qualitätsverlust Pt einzusparen.
[0006] Ein dispersionsverfestigter Platinwerkstoff besteht erfindungsgemäß aus weniger als
99 Gew.%, insbesondere zwischen 95 und 99 Gew.-% einer Edelmetallkomponente aus Platin
oder einer Platinlegierung bestehend aus mindestens 55 Gew.-% Pt, 0 bis 30 Gew.-%
Rh, 0 bis 15 Gew.-% Au und 0 bis 40 Gew.-% Pd, und den restlichen über 1 Gew.-%, insbesondere
1 bis 5 Gew.-% Dispersionsverfestiger aus zu mindestens 90 Gew.-% mit Sauerstoff oxidierten
Metallen, ausgewählt aus der Gruppe Ce, Zr, Sc und Y. Insbesondere weist der Dispersionsverfestiger
zu mindestens 90 % oxidiertes Ce oder Zr auf, im Fall von Zr zusätzlich Sc oder Y.
Bezogen auf das Körpervolumen lassen sich erfindungsgemäß ohne Qualitätsverlust über
10 Vol.-% Edelmetall, insbesondere Pt einsparen.
[0007] In einer bevorzugten Ausführung besteht der Dispersionsverfestiger aus zu mindestens
90 Gew.-% mit Sauerstoff oxidiertem Ce, insbesondere wenn die Platinlegierung 0 bis
30 Gew.-% Au aufweist.
[0008] In einer weiteren bevorzugten Ausführung besteht der Dispersionsverfestiger aus zu
mindestens 90 Gew.-% mit Sauerstoff oxidiertem Zr als Hauptkomponente des Dispersionsverfestigers
und Sc oder Y als Nebenkomponente des Dispersionsverfestigers. Bewährt haben sich
dispersionsverfestigte Platinwerkstoffe mit 1 bis 4 Gew.-% Zr und 0,05 bis 1 Gew.-%
Sc oder Y, bei denen die Summe aus Sc und Y maximal 1 Gew.-% beträgt. Vorzugsweise
beträgt das Massenverhältnis von Zr zu der Summe aus Sc und Y 2:1 bis 50:1, insbesondere
5:1 bis 20:1. Besonderes bewährt haben sich Dispersionsverfestiger mit Zr als Hauptkomponente
und Sc oder Y als Nebenkomponente für dispersionsverfestigte Platinwerkstoffe, bei
denen die Edelmetallkomponente aus Pt und 0 bis 30 Gew.-% Rh besteht.
[0009] Zur Herstellung eines dispersionsverfestigten Platinwerkstoffs wird erfindungsgemäß
ein massiver Körper aus einer Metalllegierung durch mindestens 90 % Oxidation der
Dispersionsverfestigermetalle in einen dispersionsverfestigten Platinwerkstoff überführt.
[0010] Erfindungsgemäß dispersionsvertestigte Platinwerkstoffe sind äußerst verschleißbeständig
und eignen sich zur Verwendung unter abrasiven Bedingungen.
[0011] Zündkerzenelektrodenspitzen, Glasbearbeitungswerkzeuge oder Teile davon bestehend
aus dem erfindungsgemäß dispersionsverfestigten Platinwerkstoff sind besonders langlebig.
Ausführungsbeispiele
1. Beispiel
[0012] 7,2 kg Platin und 0,8 kg Rhodium wurden unter Vakuum in einem Zirkoniumoxid-Tiegel
zu der Legierung PtRh10 geschmolzen. Nach dem Schmelzen und Entgasen wurde die Schmelze
mittels 350 g einer Vorlegierung, bestehend aus PtRh10 mit 28 Gew.-% Zr, 1,4 Gew.-%
Sc und 2,8 Gew.-% Y dotiert und in eine Kokille zu einem Barren mit den ungefähren
Abmessungen 40 mm x 60 mm x 160 mm abgegossen. Die Analyse des Barrens ergab eine
Zusammensetzung von PtRh10 mit 11.050 ppm Zr, 510 ppm Sc und 1090 ppm Y. Der Barren
wurde gehobelt, um Gießfehler zu beseitigen und bei 1100°C zu einer Platte mit Querschnitt
10 mm x 65 mm geschmiedet. Anschließend wurde die Platte bei 1000°C zu einem 4 mm
dicken Blech gewalzt. Gemäß der in den Patenten
DE 197 58 724 C2 und
DE 100 46 456 C2 angegebenen Vorgehensweise wurde das Blech 14 Tage bei 1000°C unter Luftatmosphäre
ausgelagert. Durch Heißgas-Extraktionsanalyse (LECO-Verfahren) wurde der Sauerstoffgehalt
mit 4380 ppm ermittelt. Bei vollständiger Oxidation der Zr-Dotierung zu ZrO
2, der Sc-Dotierung zu Sc
2O
3 sowie der Y-Dotierung zu Y
2O
3 hätte der Sauerstoffgehalt 4430 ppm erreicht. Damit ergibt sich ein Unedelmetalloxidanteil
von etwa 1,7 Gew.-%. In der Annahme, dass die Oxide im Mittel eine Dichte von 6,0
g/cm
3 und die PtRh10-Matrix eine Dichte von 20,0 g/cm
3 haben, entspricht dieser Gewichtsanteil einem Volumenanteil von etwa 5,7 Vol.-%.
Das Blech wurde bei 1100°C auf eine Dicke von 2,5 mm gewalzt und 2 Stunden bei 1200°C
unter Luftatmosphäre geglüht. Trotz des ungewöhnlich hohen Volumenanteils einer spröden
Oxidphase ließ sich das Blech anschließend ohne Schwierigkeit auf eine Dicke von 1,3
mm kalt walzen.
2. Beispiel
[0013] 5 kg Platin wurden unter Vakuum in einem Zirkoniumoxidtiegel geschmolzen. Nach dem
Schmelzen und Entgasen wurde die Schmelze mittels 215 g einer Vorlegierung, bestehend
aus Pt mit 28 Gew.-% Zr, 2,8 Gew.-% Sc und 2,8 Gew.-% Y dotiert und in eine Kokille
zu einem Barren mit den ungefähren Abmessungen 40 mm x 40 mm x 150 mm abgegossen.
Die Analyse des Barrens ergab eine Zusammensetzung von Pt mit 10.500 ppm Zr, 1000
ppm Sc und 1150 ppm Y. Der Barren wurde gehobelt, um Gießfehler zu beseitigen und
bei 1000°C zu einer Stange mit Querschnitt 15 mm x 15 mm geschmiedet. Anschließend
wurde die Stange bei 1000°C zu einem Vierkantdraht (4 mm x 4 mm) gewalzt. Gemäß der
in den Patenten
DE 197 58 724 C2 und
DE 100 46 456 C2 angegebenen Vorgehensweise wurde der Draht 10 Tage bei 1000°C unter Luftatmosphäre
ausgelagert.
[0014] Durch Heißgas-Extraktionsanalyse (LECO-Verfahren) wurde der Sauerstoffgehalt mit
4500 ppm ermittelt. Bei vollständiger Oxidation der Zr-Dotierung zu ZrO
2, der Sc-Dotierung zu Sc
2O
3 sowie der Y-Dotierung zu Y
2O
3 hätte der Sauerstoffgehalt 4530 ppm erreicht. Der Draht wurde als Vierkantprofil
bei 800°C weitergewalzt. Der Draht ließ sich problemlos auf einen Querschnitt von
2,4 mm x 2,4 mm walzen. Nach einer weiteren Glühbehandlung von 10 Minuten bei 1200°C
unter Luftatmosphäre wurde der Draht auf einer konventionellen Drahtziehmaschine bei
25°C weiterverarbeitet. Er konnte ohne Schwierigkeit auf einen Durchmesser von 0,6
mm gezogen werden. In diesem Zustand wies der Werkstoff eine Härte nach Vickers HV
0,5 = 206 auf. Nach einer weiteren Glühbehandlung 1 h bei 1000°C betrug die Härte
HV 0,5 = 79. Im metallographischen Schliff zeigte das Gefüge des geglühten Drahts
eine gleichmäßige Verteilung von runden und länglichen Oxidteilchen mit Abmessungen
zwischen < 1 µm und 3 µm in Abständen von etwa1 bis 3 µm. Ein auf analoge Weise hergestellter
Draht aus einem oxiddispersionsgehärteten Platinwerkstoff gemäß
DE 100 46 456.4 mit 1800 ppm Zr, 150 ppm Sc, 170 ppm Y und 770 ppm Sauerstoff hatte eine Härte von
155 bzw. nach einer Glühung von einer Stunde bei 1000°C eine Härte von 67. Die Dichte
wurde durch Wasserverdrängung (nach Archimedes) mit 20,42 g/cm
3 gemessen, entsprechend einer Gewichtsreduzierung von 4,8 % für ein vorgegebenes Volumen.
Darüber hinaus besteht der Werkstoff jedoch zu 1,7 Gew.-% aus Unedelmetalloxid, wodurch
sich eine Gesamtedelmetallerspamis von 6,5 Gew.-% pro Volumeneinheit ergibt.
[0015] Aus dem erfindungsgemäßen Draht wurden Zündkerzenelektrodenspitzen für die Verwendung
im PKW hergestellt.
3. Beispiel
[0016] Das Blech aus Beispiel 1 wurde 30 Minuten bei 1000°C unter Luftatmosphäre geglüht,
auf eine Dicke von 0,5 mm kalt gewalzt und nochmals 30 Minuten bei 1000°C geglüht.
Aus dem Blech wurde durch Umformung und Schweißen nach dem Wotfram-Inertgas-Verfahren
(siehe http://www.gieisbau-weit.de/site/schweissen/schweissverfahren. htm) unter Verwendung
von konventionellem PtRh10-Draht als Schweißzusatz eine Auskleidung für einen Keramik-Rührer
hergestellt. Der Rührer wurde eingesetzt, um Schmelzversuche an Borosilikatgläsern
in einem induktiv beheizten Tiegel aus PtRh10 bei 1550°C durchzuführen. Im Vergleich
zu einem Rührer mit einer Auskleidung aus einem herkömmlichen oxiddispersionsgehärteten
PtRh10-Werkstoff gemäß den Patenten
DE 197 58 724 C2 und
DE 100 46 456 C2 mit einem Unedelmetalloxidanteil von etwa 0,3 Gew.-% wurden nach 460 Stunden Betrieb
etwa 30 % weniger Verschleiß an den Kanten der Rührerflügel beobachtet. Es konnte
kein messbarer Gewichtsverlust festgestellt werden.
4. Beispiel
[0017] 4,75 kg Platin und 0,25 kg Gold wurden unter Argonatmosphäre in einem Zirkoniumoxid-Tiegel
zu der Legierung PtAu5 geschmolzen. Nach dem Schmelzen der Legierung wurde die Schmelzkammer
evakuiert und der Schmelze 210 g einer Vorlegierung, bestehend aus PtAu5 mit 30,5
% Ce zugegeben und in eine Kokille zu einem Barren mit den ungefähren Abmessungen
30 mm x 50 mm x 160 mm abgegossen. Die Analyse des Barrens ergab eine Zusammensetzung
von PtAu5 mit 10.350 ppm Ce. Der Barren wurde gehobelt, um Gießfehler zu beseitigen
und bei 1100°C zu einer 10 mm dicken Platte geschmiedet. Anschließend wurde die Platte
bei 1000°C zu einem 4 mm dicken Blech gewalzt. Das Blech wurde 14 Tage bei 1000°C
unter Luftatmosphäre ausgelagert. Durch Heißgas-Extraktionsanalyse (LECO-Verfahren)
wurde der Sauerstoffgehalt mit 2250 ppm ermittelt. Bei vollständiger Oxidation der
Ce-Dotierung zu CeO
2 hätte der Sauerstoffgehalt 2360 ppm erreicht. Das Blech wurde bei 1050°C auf eine
Dicke von 2,5 mm gewalzt und 2 Stunden bei 1100°C unter Luftatmosphäre geglüht. Anschließend
konnte das Blech kalt auf eine Dicke von 0,8 mm gewalzt werden.
[0018] Nach einer Glühbehandlung von 30 Minuten bei 1000°C wurde aus dem Blech ein Tiegel
für die Präparation von Proben für die Röntgenfluoreszenzanalyse durch Drücken (siehe
Runge, M.: "Drücken und Drückwalzen", Bibliothek der Technik, Bd. 72, Verlag Moderne
Industrie, Landsberg/Lech, 1993) angefertigt.
1. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff, bestehend aus einer Edelmetallkomponente
und einem Dispersionsverfestiger, wobei der Massenanteil der Edelmetallkomponente
zwischen 95 und 99 Gew.-% beträgt und die Edelmetallkomponente aus Platin oder einer
Platinlegierung aus mindestens 55 Gew.-% Pt, 0 bis 30 Gew.-% Rh, 0 bis 15 Gew.-% Au
und 0 bis 40 Gew.-% Pd besteht, und wobei der restliche Massenanteil von über 1 Gew.-%
aus dem Dispersionsverfestiger besteht, der aus wenigstens einem zu mindestens 90
Gew.-% mit Sauerstoff oxidierten Metall besteht, das aus der Gruppe bestehend aus
Ce, Zr, Sc und Y ausgewählt ist.
2. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Dispersionsverfestiger aus zu mindestens 90 Gew.-% mit Sauerstoff oxidierten
Metallen über 1 Gew.-% Ce aufweist.
3. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Platinlegierung 0 bis 30 Gew.-% Au aufweist.
4. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Dispersionsverfestiger aus zu mindestens 90 Gew.-% mit Sauerstoff oxidierten
Metallen, 1 bis 4 Gew.-% Zr und 0,05 bis 1 Gew.-% Sc oder Y besteht.
5. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe aus Sc und Y maximal 1 Gew.-% beträgt.
6. Dispersionsverfestigter Platinwerkstoff nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Massenverhältnis von Zr zu der Summe aus Sc und Y 5:1 bis 20:1 beträgt.
7. Dispersionsverfestigter Plafinwerkstoff nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Platin oder die Platinlegierung aus Pt und 0 bis 30 Gew.-% Rh besteht.
8. Verfahren zur Herstellung eines dispersionsverfestigten Platinwerkstoffs nach einem
der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein massiver Körper aus einer Metalllegierung bestehend aus weniger als 99 Gew.-%
Edelmetall und mehr als 1 Gew.-% Dispersionsverfestigungsmetallen durch mindestens
90 % Oxidation der Dispersionsverfestigermetalle in einen dispersionsverfestigten
Platinwerkstoff überführt wird.
9. Verwendung eines dispersionsverfestigten Platinwerkstoffs nach einem der vorhergehenden
Ansprüche unter abrasiven Bedingungen.
10. Zündkerzenelektrodenspitze bestehend aus einem dispersionsverfestigten Platinwerkstoff
nach einem der Ansprüche 1 bis 8.
11. Glasbearbeitungswerkzeug oder Teil davon, bestehend aus einem dispersionsverfestigten
Platinwerkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 8.