[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Feingießen von metallischen Bauteilen mit
sehr dünnen Durchgangskanälen nach dem Wachsausschmelzverfahren, insbesondere von
Turbinenschaufeln, bei dem zwischen Formschalen mit darin positioniertem keramischem
Kern durch Einpressen einer Wachsmasse ein Wachsmodell geformt und nach dem Entfernen
der Formschalen an der Außenfläche des Wachsmodells in einem Tauch- und Besandungsprozess
eine keramische Gießform erzeugt wird, die nach dem Ausschmelzen des Wachses gebrannt
und anschließend mit einer Metallschmelze ausgegossen wird und die Gießform und der
Kern anschließend zerstört und entfernt werden.
[0002] Es ist bekannt, mit Kühlluftbohrungen ausgebildete Turbinenschaufeln nach dem Wachsausschmelzverfahren
zu fertigen. Beim Wachsausschmelzverfahren wird aus einem Urmodell zunächst ein nicht
schmelzbares Formwerkzeug (Wachsmodellform, Formschalen) hergestellt, in dem in einem
Gießprozess ein aus einem schmelzbaren Material, insbesondere einem Spezialwachs,
bestehendes Wachsmodell erzeugt wird. Im nächsten Schritt werden die mit einem Gießsystem
versehenen Wachsmodelle zu Modelltrauben zusammengefügt und danach in einem mehrfachen
Tauch- und Besandungsprozess mit einem feuerfesten Material ummantelt. Das Wachsmodell
wird anschließend ausgeschmolzen und im Anschluss wird die zurückbleibende Form aus
feuerfestem Material zu einer keramischen Gießform gebrannt. In den so erzeugten keramischen
Formen wird zur Herstellung der gewünschten Bauteile das flüssige Metall vergossen.
Nach dem Erstarren des Metalls werden die keramischen Gießformen zerstört. Mit dem
auch als Feingießen bezeichneten Verfahren können komplizierte Gussteile aus unterschiedlichen
metallischen Werkstoffen, insbesondere auch aus sogenannten Luftfahrtwerkstoffen bestehende
Turbinenschaufeln, präzise und in hoher Oberflächenqualität gefertigt werden.
[0003] Bei einem beispielsweise aus der
US 2004/0055736 A1 bekannten Verfahren zur Herstellung von hohlen Turbinenschaufeln mit darin ausgebildeten
Kühlkanälen wird ein keramischer Kern mit Wachs umspritzt und anschließend um die
Wachsschicht herum durch wiederholtes Tauchen in einem keramischen Bindemittel und
Besanden eine keramische Gießform gebildet, die nach dem Entfernen des Wachses gebrannt
wird. Der durch das Ausschmelzen des Wachses zwischen dem Kern und der Formschale
verbleibende freie Raum wird zur Bildung der Turbinenschaufel mit geschmolzenem Metall
ausgegossen. Bewegungen des Kerns während des Ausgießens können durch in dem keramischen
Kern angebrachte metallische Positionierungshilfen verhindert werden. Nach dem Ausgießen
und Erstarren des Metalls werden der Keramikkern und die keramische Gießschale zerstört
und entfernt. Anschließend wird das Gussteil mechanisch bearbeitet und die Positionierungshilfen
werden wieder entfernt. Zur Ausbildung von Kühlkanälen sind an dem keramischen Kern
Profilierungen ausgebildet.
[0004] Zur Einschränkung des Kühlluftverbrauchs und zur damit verbundenen Erhöhung der Effizienz
des Gasturbinentriebwerks ist es erforderlich, die Kühlluftkanäle mit einem möglichst
kleinen Durchmesser auszuführen.
[0005] Die Ausbildung von solchen dünnen Durchgangsbohrungen in einer Turbinenschaufel ist
mit dem oben erwähnten - durch das Wachsaufschmelzen charakterisierten - Feingießverfahren
nicht realisierbar, da das sehr dünne und zudem spröde keramische Kernmaterial für
die Kanalbildung beim Aufbringen bzw. Einpressen des Wachses für die anschließende
Erzeugung der Gießform leicht brechen kann. Es ist daher nicht möglich, Turbinenschaufeln
mit Kühlkanälen sehr geringen Durchmessers durch Feingießen herzustellen. Die Turbinenschaufeln
können somit nur mit dem für den Wirkungsgrad des Triebwerks nachteiligen Design (großer
Kühlkanaldurchmesser) kostengünstig durch Feingießen gefertigt werden oder die vorteilhaften
dünnen Bohrungen müssen in einem separaten Verfahrensschritt und damit verbundenen
höheren Kosten nachträglich in die Schaufel eingebracht werden.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Feingießverfahren auf der Basis des
Wachsausschmelzens zur Herstellung von Turbinenschaufeln mit Durchgangskanälen anzugeben,
das auch die Fertigung sehr dünner Durchgangskanäle im Rahmen des Gießprozesses gestattet.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit einem Verfahren gemäß den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Beim Feingießen von metallischen Bauteilen mit sehr dünnen Durchgangskanälen nach
dem Wachsausschmelzverfahren, und zwar insbesondere bei der Herstellung von Turbinenschaufeln
mit Durchgangskanälen für Kühlluft im Schaufelfuß, in der Plattform oder in der Wandung
des als Hohlkörper ausgebildeten Schaufelblatts, werden die zur Ausformung der Durchgangskanäle
vorgesehenen und entsprechend dünn dimensionierten Keramikkernstifte - vor dem Einpressen
der Wachsmasse zur Gestaltung des Wachsmodells für die nachfolgende Ausbildung der
keramischen Gießform zum Gießen des Bauteils - mit einer niedrigschmelzenden Versteifungsschicht,
die nach dem Anformen der Gießform zusammen mit der Wachsmasse des Wachsmodells wieder
ausgeschmolzen wird, ummantelt und stabilisiert.
[0009] Die in der für die Ausbildung des Wachsmodells vorgesehenen Form positionierten Keramikkernstifte
können an einen Keramikkern angeformt sein, der zur Ausbildung eines Hohlraums in
dem betreffenden Bauteil in der Wachsmodellform angeordnet ist.
[0010] Die Versteifungsschicht kann aus Wachs oder ähnlichen thermoplastischen Werkstoffen
bestehen, die zusammen mit dem Wachsmodellwerkstoff ausschmelzen.
[0011] Gemäß einem weiteren wichtigen Merkmal der Erfindung ist die Versteifungsschicht
durch Fasern verstärkt, um die Festigkeit und Steifigkeit der Versteifungsschicht
zu erhöhen.
[0012] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können bei der Herstellung von Turbinenschaufeln
im Rahmen des Feingießprozesses, das heißt ohne zusätzliche Bearbeitungsschritte,
zur Verbesserung der Effizienz des Triebwerks erforderliche Kühlkanäle mit geringem
Durchmesser und in unterschiedlicher, beispielsweise konischer und/oder gekrümmter
Form, ausgebildet werden.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung, in der
- Fig. 1
- eine Schnittansicht eines Teils einer durch Feingießen erzeugten Turbinenschaufel
mit in deren Schaufelfuß im Gießprozess integral ausgebildeter Mikroturbinendüse;
und
- Fig. 2
- eine vergrößerte schematische Darstellung eines Keramikkerns zur Ausbildung des Hohlraums
und der von diesem ausgehenden Mikroturbinendüse in der Turbinenschaufel nach Fig.
1
zeigt, näher erläutert.
[0014] Gemäß der in Fig. 1 nur teilweise dargestellten Turbinenschaufel 1 geht von einem
im Schaufelfuß 2 ausgeformten Hohlraum 3 ein als Mikroturbinendüse fungierender Durchgangskanal
4 mit sehr kleinem Durchmesser zur Durchführung von Kühlluft aus. Zusammen mit dem
Feingießen der Turbinenschaufel nach dem Wachsausschmelzverfahren werden der Hohlraum
3 und auch der Durchgangskanal 4 erzeugt.
[0015] In Fig. 2 ist der Keramikkern 5 zur Ausbildung des Hohlraums 3 und der einstückig
angeformte dünne Keramikkernstift 6 zur Ausbildung des gleichermaßen dünnen Durchgangskanals
4 dargestellt, der - gemäß dem Wachsausschmelzverfahren - zur Herstellung der keramischen
Gießform zunächst in einer aus festen Formschalen bestehenden Wachsmodellform (nicht
dargestellt) mit einer in diese eingepressten Wachsmasse 7 umschlossen wird. Die Außenkontur
der Wachsmasse, an deren Außenfläche dann die harte keramische Gießform (jeweils nicht
dargestellt) ausgebildet wird, entspricht - nachdem die Wachsmodellform (Formschalen)
abgenommen wurde - der Innenkontur der Gießform für das Vergießen des geschmolzenen
Metalls bzw. der Außenkontur der Turbinenschaufel, während die Außenkontur des Keramikkerns
5 und des Keramikkernfortsatzes 6 die Kontur des Hohlraums 3 und des dünnen Durchgangskanals
4 (Mikroturbinendüse) im Schaufelfuß 2 wiedergeben. Da der spröde Keramikkernstift
6 aufgrund seines geringen Durchmessers beim Aufbringen bzw. Injizieren der Wachsmasse
7 leicht brechen kann, wird dieser vor dem Einpressen der Wachsmasse 7 mit einer schmelzbaren
Versteifungsschicht 8 ummantelt und kann daher während dieses Verfahrensschrittes
nicht zerstört oder beschädigt werden. Nach dem Entfernen der Wachsmodell-Formschalen
und der anschließenden Ausbildung einer keramischen Gießform durch wiederholtes Tauchen
des Wachsmodells in ein keramisches Bindemittel und zwischenzeitliches Besanden werden
schließlich die injizierte Wachsmasse 7 und die schmelzbare Versteifungsschicht 8
ausgeschmolzen und die keramische Gießform gebrannt. Die keramische Gießform wird
danach mit einer für die Turbinenschaufel vorgesehenen schmelzflüssigen Metalllegierung
ausgegossen. In dem darauffolgenden Verfahrensschritt werden die keramische Gießform
und der Keramikkern 5 sowie der Keramikkernstift 6 zerstört und entfernt.
[0016] Die schmelzbare Versteifungsschicht kann ebenfalls aus Wachs oder aus einem durch
Fasern verstärkten Wachs oder einem anderen thermoplastischen Material bestehen, das
während des Wachsausschmelzens aus der keramischen Gießform leicht mit ausgeschmolzen
werden kann.
[0017] Die Erfindung ist nicht auf den zuvor erläuterten Anwendungsfall beschränkt. Sie
kann bei nach dem Wachsausschmelzverfahren gegossenen Turbinenschaufeln oder auch
anderen Bauteilen immer dort angewendet werden, wo dünne Kanäle beim Gießen mit einem
entsprechend dünn auszuführenden keramischen Kern nicht mehr hergestellt werden können
und eine anderweitige separate Herstellung der dünnen Durchgangskanäle zu kostenaufwendig
ist, beispielsweise bei einer Haltestruktur im Bereich der Leitschaufeln einer Turbinenstufe
zur Ausbildung einer sehr schmalen Vorverwirbelungsdüse (pre-swirl nozzle) oder zur
Ausbildung sehr dünner Kanäle in den Turbinenschaufelspitzen.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Turbinenschaufel
- 2
- Schaufelfuß
- 3
- Hohlraum
- 4
- Durchgangskanal (Vorverwirbelungsdüse)
- 5
- Keramikkern
- 6
- Keramikkernstift
- 7
- Wachsmasse
- 8
- Versteifungsschicht
1. Verfahren zum Feingießen von metallischen Bauteilen mit sehr dünnen Durchgangskanälen
nach dem Wachsausschmelzverfahren, insbesondere von Turbinenschaufeln, bei dem zwischen
Formschalen mit darin positioniertem/n Keramikkernstift/en (6) durch Einpressen einer
Wachsmasse (7) ein Wachsmodell geformt und nach dem Entfernen der Formschalen an der
Außenfläche des Wachsmodells in einem Tauch- und Besandungsprozess eine keramische
Gießform erzeugt wird, die nach dem Ausschmelzen des Wachses gebrannt und anschließend
mit einer Metallschmelze ausgegossen wird und die Gießform und der Keramikkernstift
danach zerstört und entfernt werden, dadurch gekennzeichnet, dass der Keramikkernstift (6) in einer mit dem Durchmesser des jeweiligen dünnen Durchgangskanals
(4) übereinstimmenden Durchmesser ausgebildet ist und vor dem Einpressen der Wachsmasse
(7) mit einer schmelzbaren Versteifungsschicht (8), die zusammen mit der Wachsmasse
ausgeschmolzen wird, ummantelt und stabilisiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,dadurch gekennzeichnet, dass die Versteifungsschicht (8) aus Wachs oder einem anderen thermoplastischen Material
besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Versteifungsschicht (8) durch Fasermaterial verstärkt ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Keramikkernstift (6) entsprechend dem Verlauf der Durchgangskanäle (4) konisch
und/oder gekrümmt ausgebildet ist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der/die Keramikkernstift/e (6) an einen zur Ausbildung eines Hohlraums (3) in dem
metallischen Bauteil vorgesehenen Keramikkern (5), der mit der Wachsmasse (5) umspritzt
wird, angeformt sind.
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