Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifikation einer metallhaltigen Oberfläche
einer Tragvorrichtung zum Auflösen von metallischen Feststoffen, insbesondere eines
Lösekorbs, in der Galvanotechnik. Weiter bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren
zur Herstellung einer Tragvorrichtung sowie eine Tragvorrichtung und deren Verwendung
in der Galvanotechnik.
Stand der Technik
[0002] Beim elektrolytischen Beschichten von Werkstücken werden Metalle aus Elektrolytlösungen
abgeschieden. Um den Metallgehalt in der Elektrolytlösung aufrecht zu erhalten, werden
normalerweise lösliche Anoden aus dem entsprechenden Beschichtungsmetall eingesetzt,
welche sich während dem elektrolytischen Beschichtungsprozess auflösen.
[0003] Eine Alternative besteht darin, unlösliche Anoden zu verwenden. Damit der Metallgehalt
in der Elektrolytlösung aber während dem Beschichten konstant gehalten werden kann,
werden die festen Beschichtungsmetalle z .B. in einem externen Metalllöseabteil stromlos
in einer wässrigen Lösung aufgelöst und der Elektrolytlösung automatisch in der richtigen
Menge zudosiert. Hierbei werden die Beschichtungsmetalle in Tragvorrichtungen, wie
z. B. Stahlkörben gehalten.
[0004] Die Lösegeschwindigkeit vieler Metalle ist unter den meist vorherrschenden basischen
Bedingungen aber relativ gering, wodurch in den externen Metalllöseabteilen grosse
Mengen an festem Beschichtungsmetall vorliegen müssen, um genügend gelöste Metalle
zu erhalten. Dies ist jedoch teuer und verschleisst unnötig apparative Ressourcen.
[0005] Die
DE 197 11 717 A1 schlägt vor, die Tragvorrichtungen bzw. die Stahlkörbe, welche die festen Beschichtungsmetalle
enthalten, mit Kobalt oder Nickel, bzw. mit Legierungen und/oder anderen Verbindungen
dieser beiden Metalle zu beschichten oder die Lösekörbe vollständig aus diesen Materialien
herzustellen. Insbesondere bei Metallen wie Zink, Cadmium, Zinn und Blei wird dadurch
eine deutlich höhere Lösegeschwindigkeit erreicht. Dieser Effekt wird durch einen
katalytischen Mechanismus erklärt, welcher auf einem elektrischen Kontakt der aufzulösenden
Metalle mit den Kobalt- oder Nickelverbindungen beruht.
[0006] Derartige Tragvorrichtungen haben zwar einen positiven Effekt auf die Lösegeschwindigkeit,
gleichzeitig sind sie aber aufwändig und teuer in der Herstellung. Werden bestehende
Tragvorrichtungen beschichtet, müssen relativ teure Metalle wie Nickel und Kobalt
eingesetzt werden. Werden die Tragvorrichtungen vollständig aus dem katalytisch wirksamen
Material hergestellt, ist dies ebenfalls teurer und die mechanische Bearbeitbarkeit
derartiger Materialien ist nicht optimal.
[0007] Es besteht daher nach wie vor ein Bedarf nach neuen Lösungen zur Verbesserung von
Tragvorrichtungen in der Galvanotechnik.
Darstellung der Erfindung
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, ein dem eingangs genannten technischen Gebiet zugehörendes
Verfahren zu schaffen, welches Tragvorrichtungen für die Auflösung von metallischen
Feststoffen in der Galvanotechnik verbessert und zudem einfach und kostengünstig durchführbar
ist.
[0009] Die Lösung der Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruchs 1 definiert. Gemäss der
Erfindung wird eine metallhaltige Oberfläche der Tragvorrichtung, insbesondere eines
Lösekorbs, oxidiert.
[0010] Das erfindungsgemässe Verfahren sieht vor, eine Tragvorrichtung einem oxidierenden
Fluid auszusetzen. Oxidierende Fluide gelangen problemlos in innere und nur schlecht
zugängliche Bereiche der Tragvorrichtung, was zu einer gleichmässigen Oxidation der
gesamten Oberfläche der Tragvorrichtung führt. Das Verfahren ist daher insbesondere
geeignet, um bereits vorgefertigte Tragvorrichtungen, wie z. B. Lösekörbe, zu behandeln.
Auch eine erneute Oxidation der Oberflächenschicht, welche z. B. durch Gebrauch der
Tragvorrichtung mechanisch abgenutzt oder verschlissen ist, kann daher ohne grossen
Aufwand durchgeführt werden.
[0011] Durch die Oxidation der metallhaltigen Oberfläche werden katalytisch wirksame Metalloxide
gebildet, welche den Auflösungsprozess der metallischen Feststoffe in der Tragvorrichtung
bei einem Kontakt mit den Metalloxiden deutlich beschleunigen. Dadurch können die
Tragvorrichtungen insgesamt kleiner dimensioniert werden als Tragvorrichtungen ohne
modifizierte Oberflächen, da mit der gleichen Menge an metallhaltigen Feststoffen
pro Zeiteinheit mehr Feststoffe gelöst werden. Das erfindungsgemässe Verfahren ermöglicht
daher eine Reduktion der benötigten Tragvorrichtungen, was zu ökonomischeren Prozessen
in der Galvanotechnik führt.
[0012] Besonders vorteilhaft ist die Durchführung des Verfahrens bei Tragvorrichtungen mit
einer eisenhaltigen Oberfläche, welche bevorzugt im Wesentlichen aus Stahl und insbesondere
aus einem Stahl nach Norm ST37 besteht. Stahl nach Norm ST37 weist eine Zugfestigkeit
von etwa 370 N/mm
2 auf und ist ein niedrig legierter Stahl. Bei der Oxidation werden dabei Eisenoxide
gebildet, welche verglichen mit anderen Metalloxiden einen äusserst grossen katalytischen
Effekt auf den Auflösungsvorgang von metallhaltigen Feststoffen, insbesondere Zink,
haben. Die Verwendung von stahlhaltigen Oberflächen und insbesondere Stahl vom Typ
ST37 ergeben bei der Oxidation äusserst gleichmässige Oberflächenschichten, welche
aus einer homogenen Lage aus Eisenoxid bestehen. Es können im Verfahren z. B. aber
auch Tragvorrichtungen mit Oberflächen aus Nickel oder Kobalt verwendet werden, wodurch
dann im erfindungsgemässen Verfahren entsprechend Oberflächenschichten erzeugt werden,
welche Nickel- oder Kobaltoxide aufweisen.
[0013] Bevorzugt wird die Oberfläche der Tragvorrichtung vor der Oxidation gereinigt, insbesondere
entfettet, und/oder gebeizt. Je nach Verschmutzungsgrad werden die Tragvorrichtungen
dabei mit gängigen Reinigungsmitteln, wie z. B. Seifen, organischen Lösungsmitteln
oder sauren und/oder basischen wässrigen Lösungen von Verschmutzungen befreit. Als
Reinigungsmittel eignen sich im Besonderen Aceton, Ethanol, Pentan, Hexan, Heptan,
Ether, verdünnte Salzsäure, Javelwasser, wässrige Lösungen aus Natronlauge (Natriumhydroxid)
oder Kalilauge (Kaliumhydroxid). Insbesondere Verschmutzungen in Form von Ölen und
Fetten können sich störend auf das erfindungsgemässe Verfahren auswirken. Bei anorganischen
Verschmutzungen, wie z. B. Rost oder metallischen Rückständen ist es von Vorteil,
die Oberflächen der Tragvorrichtungen durch Beizen bzw. Anätzen mittels aggressiver
Chemikalien, wie z. B. Säuren oder Laugen, zu reinigen. Zum Beizen eignen sich insbesondere
verdünnte Schwefelsäurelösungen oder Salzsäurelösungen. Durch die Reinigungsvorgänge
werden die zu beschichtenden Oberflächen äusserst sauber, was sich positiv auf das
erfindungsgemässe Verfahren auswirkt, da gleichmässigere Oberflächenschichten erhalten
werden.
[0014] Die Oxidation der metallhaltigen Oberflächen der Tragvorrichtungen erfolgt vorteilhaft
in einer wässrigen Salzlösung, bevorzugt einer alkalisch-oxidierenden Lösung. Insbesondere
geeignet sind stark alkalische wässrige Lösungen aus Natriumhydroxid (NaOH), welche
als Oxidationsmittel zudem Natriumnitrat, Natriumnitrit, Kaliumnitrat, Kaliumnitrit,
Kaliumdichromat, Kaliumpermanganat oder Ammoniumnitrat enthalten. Bevorzugt werden
dabei Mischungen der verschiedenen Oxidationsmittel eingesetzt, welche auch weitere
Zusätze enthalten können. Die Natriumhydroxidlösungen weisen pro 100 Gewichtsanteile
Wasser zwischen 50-350 Gewichtsanteile NaOH auf und sind daher stark alkalisch. Die
Oxidationsmittel werden in geringeren Mengen zugegeben. Pro 100 Gewichtsanteile Wasser
werden zwischen 1-20 Gewichtsanteile Oxidationsmittel zugegeben. Durch die Verwendung
einer Lösung bzw. einer Flüssigkeit kann die Tragvorrichtung als Ganzes in einfacher
Art und Weise vollständig eingetaucht werden und wird von der Flüssigkeit auf der
Aussen- und auch der Innenseite benetzt und umspült. Dadurch wird die gesamte Oberfläche
der Tragvorrichtung gleichmässig modifiziert bzw. oxidiert. Die Verwendung von wässrigen
Lösungen hat zudem den Vorteil, dass auf teure Lösungsmittel verzichtet werden kann,
was die Verfahrenskosten minimiert. Anstelle einer Lösung könnte alternativ auch ein
gasförmiges Oxidationsmittel verwendet werden, wobei aber für die Durchführung des
Verfahrens eine gasdichte Prozesskammer verwendet werden muss. Im Anschluss an den
Oxidationsprozess werden die behandelten Oberflächen mehrmals und gründlich mit Wasser
gespült, um Reste der Oxidationslösung wegzuwaschen und den Oxidationsprozess vollständig
zu stoppen.
[0015] Mit Vorteil wird die Oxidation unterbrochen, insbesondere nach der Hälfte einer totalen
Behandlungszeit, bevorzugt indem die zu beschichtende Oberfläche, insbesondere während
1-5 min, Luft und/oder gasförmigem Sauerstoff ausgesetzt wird. Anschliessend wir die
Oxidation, bevorzugt unter den gleichen Bedingungen wie vor dem Unterbruch, fortgesetzt.
Durch den Unterbruch der Oxidation gelangt zusätzlicher Sauerstoff an die zu oxidierende
Oberfläche und durch Diffusion in innere Bereiche der metallhaltigen Oberfläche, was
zu einer dickeren, homogeneren und stabileren Oxidschicht führt. Die Verwendung von
Luft, welche gasförmigen Sauerstoff enthält, ist dabei eine besonders kostengünstige
Variante.
[0016] Vorteilhaft erfolgt die Oxidation während einer Behandlungszeit von 16-60 min, bevorzugt
von 32-40 min. Kürzere Zeiten als 16 min ergeben nur sehr dünne Oxidschichten auf
den Oberflächen der Tragvorrichtungen, so dass diese z. B. durch mechanische Beanspruchungen
oder Temperaturschwankungen bei Verwendung der Tragvorrichtung zum Auflösen von Feststoffen
teilweise wieder abgelöst werden. Je nach Temperatur bei welcher die Oxidation durchgeführt
wird, ist es nötig, die Behandlungszeit bis auf 60 min zu erhöhen. Im Allgemeinen
führen höhere Temperaturen während der Oxidation zu kürzeren Behandlungszeiten und
umgekehrt. Es ist grundsätzlich auch möglich, die Oberflächen länger als 60 min zu
oxidieren. Dies führt aber zu keiner messbaren Veränderung der Oberflächenschichten
der Tragvorrichtungen.
[0017] Bevorzugt wird die Oxidation bei einer Temperatur von 110-160°C, insbesondere bei
140-145°C, durchgeführt. Tiefere Temperaturen als 110°C sind grundsätzlich auch möglich,
die Oxidationsprozesse laufen dann aber nur noch sehr langsam ab, was weniger wirtschaftlich
ist. Durch Temperaturen höher als 160°C kann das erfindungsgemässe Verfahren zwar
beschleunigt werden, die bevorzugt wässrigen Salzlösungen, welche zur Oxidation verwendet
werden, verdampfen dann aber sehr schnell, was wiederum den Verbrauch an Oxidationslösung
erhöht und daher ebenfalls weniger wirtschaftlich ist. Eine optimale Temperatur zur
Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens liegt im Zwischenbereich von 140-145°C.
[0018] Durch das erfindungsgemässe Verfahren ist die Herstellung von verbesserten Tragvorrichtungen
zum Auflösen von metallischen Feststoffen in der Galvanotechnik relativ einfach und
kostengünstig zu bewerkstelligen: In einem ersten Verfahrenschritt wird eine Tragvorrichtung,
welche bereits fertig montiert sein kann, bereit gestellt und in einem zweiten Verfahrensschritt
wird die Oberfläche der Tragvorrichtung mit dem erfindungsgemässen Verfahren modifiziert.
Damit können prinzipiell auch kommerziell erhältliche Tragvorrichtungen, welche metallhaltige
Oberflächen aufweisen und oxidierbar sind, modifiziert werden.
[0019] Damit sind verbesserte Tragvorrichtungen zum Auflösen von Feststoffen in der Galvanotechnik
durch die erfindungsgemässen Verfahren erhältlich, wobei die Tragvorrichtungen bevorzugt
als Behälter ausgestaltet sind, besonders bevorzugt flüssigkeitsdurchlässige Begrenzungen
aufweisen und insbesondere als Körbe vorliegen.
[0020] Besonders vorteilhaft ist eine Tragvorrichtung zum Auflösen von Feststoffen in der
Galvanotechnik, welche durch das vorstehend beschriebene Verfahren erhalten werden
kann und eine Oberflächenschicht aus Eisenoxiden, bevorzugt mit einer Flächendichte
von 3.5-10.5 g/m
2, insbesondere von 5.5-6.5 g/m
2, aufweist. Dabei reicht es, dass die Oberfläche der Vorrichtung, welche als Kontaktfläche
mit den zu lösenden Feststoffen vorgesehen ist, als Oxidschicht vorliegt. Andere Bereiche
der Oberfläche der Tragvorrichtung können durchaus Flächendichten aufweisen, welche
ausserhalb der angegebenen Grenzen liegen. Wie bereits erwähnt, haben Eisenoxide,
verglichen mit anderen Metalloxiden, einen äusserst grossen katalytischen Effekt auf
den Auflösungsvorgang von metallischen Feststoffen, insbesondere Zink. Dabei wurde
gefunden, dass insbesondere ausreichend dichte und dicke Schichten aus Eisenoxid mit
Flächendichten von 5.5-6.5 g/m
2 einen optimalen katalytischen Effekt haben. Oxidschichten mit einer Flächendichte
grösser als 10.5 g/m
2 sind zwar auch machbar, zeigen aber keinen messbaren Vorteil für die Auflösung von
metallischen Feststoffen.
[0021] Idealerweise liegen die Eisenoxide der Oberflächenschicht im Wesentlichen in Form
von Fe
30
1 und bevorzugt ausschliesslich als Fe
3O
4 vor. Unter "ausschliesslich" wird hier verstanden, dass Fe
30
4 mit weniger als 1 Gewichts-% an Verunreinigungen und/oder anderen Eisenoxiden (FeO,
Fe
20
3) vorliegt. Eisenoxid in Form von Fe
30
4 zeigt einen optimalen katalytischen Effekt und bildet eine gleichmässige und sehr
stabile Oberflächenschicht, welche gut haftet und auch mechanischen Einwirkungen durch
die aufzulösenden metallischen Feststoffe standhält. Es eignen sich aber grundsätzlich
auch Tragvorrichtungen, welche andere Eisenoxide, wie z. B. Fe
20
3 oder FeO, in der Oberflächenschicht enthalten.
[0022] Die Oberflächenschichten der erfindungsgemässen Vorrichtungen sind speziell unter
folgenden Bedingungen chemisch inert:
- a) unter basischen Bedingungen, bevorzugt bei einem pH von 11-14, und/oder
- b) gegenüber einer Lösung enthaltend NaOH, bevorzugt bei einer NaOH-Konzentration
von wenigstens 150-170 g/l, und/oder
- c) bei einer Temperatur von 20-40°C, und/oder
- d) gegenüber einer metallhaltigen Lösung, bevorzugt einer Zinklösung mit einer Zinkkonzentration
von 25-120 g/l,
[0023] Dadurch sind die Tragvorrichtungen im Besonderen geeignet für Anwendungen in der
Galvanotechnik, wie z. B. für die elektrolytische Verzinkung von metallischen Werkstücken.
Die hohe chemische Stabilität und die hohe Haftung der Oberflächenschichten ermöglicht
auch eine langzeitige Verwendung der Tragvorrichtung, ohne dass diese ausgewechselt
oder gewartet werden muss. Dadurch lassen sich Kosten, Material- und Personalaufwand
reduzieren.
[0024] Wie bereits erwähnt, sind die Tragvorrichtungen besonders vorteilhaft als Behälter
ausgestaltet, weisen bevorzugt flüssigkeitsdurchlässige Begrenzungen auf und liegen
insbesondere als Körbe vor. Dies hat den wesentlichen Vorteil, dass bei einer Verwendung
der Tragvorrichtungen in einem galvanischen Prozess, wie z. B. der elektrolytischen
Beschichtung, die metallischen Feststoffe durch die Vorrichtung gehalten werden und
somit automatisch mit dieser in elektrisch leitendem Kontakt sind. Auch ist es dadurch
in einfacher Art und Weise möglich, die metallischen Feststoffe nachzufüllen, da diese
mitsamt dem Behälter in die Apparatur eingesetzt werden können. Aufgrund der bevorzugt
vorhandenen Öffnungen in den Begrenzungen der Behälter werden die aufzulösenden metallischen
Feststoffe vom Lösungsmittel während dem galvanischen Prozess von den verschiedensten
Seiten umspült, was den Auflösungsvorgang zusätzlich beschleunigt. Die Behälter sind
z. B. als runde, ovale oder rechteckige Rohre oder Profile mit loch- und/oder schlitzartigen
Öffnungen und/oder porösen Membranen ausgestaltet. Auch Vorrichtungen mit einem Drahtgeflecht,
welches z. B. eine Maschenstruktur aufweist, sind geeignet. In allen Ausgestaltungen
werden die Grössen der Öffnungen auf die Grössen der aufzulösenden metallischen Feststoffe
angepasst, so dass diese während einem galvanischen Prozess nicht aus dem Behälter
entweichen. Dabei kann es auch vorteilhaft sein, verschiedene Begrenzungen der Behälter
mit unterschiedlichen Öffnungen auszugestalten. Besonders im Bodenbereich der Behälter
sind kleinere oder gar keine Öffnungen wünschenswert, damit die während dem Auflösevorgang
kleiner werdenden metallischen Feststoffe nicht aus dem Behälter fallen. Es ist auch
möglich, die Öffnungen von Tragvorrichtungen mit einer Gitterstruktur z. B. aus Draht
oder siebartigen Einsätzen zu bedecken, damit metallische Feststoffe mit geringeren
Abmessungen eingesetzt werden können.
[0025] Die erfindungsgemässen Vorrichtungen lassen sich vorteilhaft in einem galvanischen
Prozess verwenden, wobei die zu lösenden metallischen Feststoffe mit der Oberflächenschicht
der Vorrichtung in Kontakt gebracht werden. Bei den zu lösenden metallischen Feststoffen
handelt es sich bevorzugt um reine Metalle und/oder Legierungen und insbesondere um
Zink. Die zu lösenden Feststoffe können dabei als Kugeln, Klumpen, (Hohl-) Zylinder
oder sonst in einer für die Tragvorrichtung geeigneten Form vorliegen, wobei die Grösse
auf die Grösse der Öffnungen in der Tragvorrichtung abgestimmt wird.
[0026] Verglichen mit einer nicht modifizierten Tragvorrichtung aus Stahl, ergeben sich
mit den Tragvorrichtungen, welche nach dem erfindungsgemässen Verfahren hergestellt
wurden, Lösegeschwindigkeiten von metallischen Feststoffen, welche wenigstens um einen
Faktor 1.5 und insbesondere um einen Faktor 2 grösser sind. Insbesondere die Lösegeschwindigkeit
von Zink lässt sich bis um einen Faktor 2 steigern. Diese Steigerung der Lösegeschwindigkeit
ist auf einen katalytischen Effekt der modifizierten Oberflächenschicht zurückzuführen
und beruht insbesondere auf den unterschiedlichen elektrochemischen Potenzialen von
unbehandelten und modifizierten Oberflächen der Tragvorrichtungen.
[0027] Aus der nachfolgenden Detailbeschreibung und der Gesamtheit der Patentansprüche ergeben
sich weitere vorteilhafte Ausführungsformen und Merkmalskombinationen der Erfindung.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0028] Die zur Erläuterung des Ausführungsbeispiels verwendeten Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- Einen Ausschnitt einer Oberfläche einer Tragvorrichtung im Querschnitt, vor Durchführung
des erfindungsgemässen Verfahrens.
- Fig. 2
- Den gleichen Querschnitt durch eine Tragvorrichtung mit modifizierter Oberfläche.
- Fig. 3
- Einen Querschnitt durch eine modifizierte Tragvorrichtung in Form eines zylindrischen
Rohrs mit darin eingelagerten Feststoffen.
- Fig. 4
- Einen modifizierten Lösekorb mit eingelagerten Feststoffen.
[0029] Grundsätzlich sind in den Figuren gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0030] Ein in Fig. 1 dargestellter Ausschnitt der Oberfläche 1 einer Tragvorrichtung zum
Auflösen von Feststoffen in der Galvanotechnik besteht aus reinem Stahl der Norm ST37
und liegt einwandfrei gereinigt vor.
[0031] In Fig. 2 ist die Oberfläche 1 in oxidierter Form gezeigt. Sie weist eine Oberflächenschicht
2 aus Fe
30
4 mit einer Flächendichte von 6.0 g/m
2 auf.
[0032] Die in Fig. 3 gezeigte Tragvorrichtung 10 hat die Form eines zylindrischen und an
beiden Enden geschlossenen Rohrs, welches eine Öffnung zum Befüllen an der nicht sichtbaren
Mantelseite aufweist. Die Rohrwände bestehen innwendig aus Stahlblech der Norm ST37
und sind sowohl an den innenseitigen wie auch an den aussenseitigen Rohrwänden vollständig
durch eine oxidierte Oberflächenschicht 2 aus Fe
30
4 mit einer Flächendichte von 6.0 g/m
2 bedeckt. In der gesamten Mantelfläche und an beiden Endflächen der Tragvorrichtung
sind mehrere runde Öffnungen 3 vorhanden, welche ein effizientes Durchspülen der Tragvorrichtung
10 mit einer Flüssigkeit erlauben. Im Innern der Tragvorrichtung befinden sich die
aufzulösenden Feststoffe 4, welche als Kugeln, mit einem Durchmesser von 40-50 mm,
aus reinem Zink ausgestaltet sind und mit der Oberflächenschicht 2 aus Fe
30
4 eine Kontaktfläche 5 aufweisen.
[0033] Die in Fig. 4 gezeigte alternative Tragvorrichtung 10 zum Auflösen von Feststoffen
in der Galvanotechnik ist als Korb ausgebildet. Dieser weist eine quadratische Maschenstruktur
aus Draht auf. Der Draht besteht inwendig aus Stahl der Norm ST37, welcher eine Oberflächenschicht
2 aus Fe
30
4 mit einer Flächendichte von 5.5 g/m
2 aufweist. Darin befinden sich die aufzulösenden Feststoffe 4 in Form von Hohlzylindern
aus Zink. Die Hohlzylinder weisen mit den Oberflächenschichten 2 aus Eisenoxid Kontaktflächen
5 auf.
[0034] Zur Modifikation ihrer Oberfläche wurde eine Tragvorrichtung 10 zum Auflösen von
Feststoffen, welche aus reinem Stahl der Norm ST37 und in Form eines geschlossenen
zylindrischen Rohrs mit Öffnungen 3 in der Mantelfläche vorlag, in ein Bad aus Ethanol
(95 %) getaucht und dabei entfettet und von Verunreinigungen befreit. Nach kurzem
Spülen mit Wasser wurde die Tragvorrichtung 10 in Schwefelsäure (H
2SO
4, 20 % in Wasser) gebeizt, wodurch Anlauf- und Korrosionsschichten, wie z. B. Rost,
entfernt wurden. Restliche Schwefelsäure wurde durch mehrmaliges Waschen mit Wasser
entfernt. Zur Oxidation wurde die saubere Tragvorrichtung anschliessend für 18 min
in eine alkalisch-oxidierende Lösung aus 600 g NaOH, 14 g Kaliumnitrat (KN0
3) und 14 g Natriumnitrit (NaN0
2) pro 600 ml Wasser bei einer Temperatur von 145°C getaucht. Danach wurde die Tragvorrichtung
aus der Lösung entnommen und während 3 min der Atmosphärenluft ausgesetzt. Zur Weiterführung
der Oxidation wurde die Tragvorrichtung 10 erneut für 18 min in die alkalisch-oxidierende
Lösung bei 145°C gegeben. Nach der Entnahme aus der Oxidationslösung wurde die Tragvorrichtung
gründlich mit Wasser gespült und damit von Resten der Oxidationslösung befreit.
[0035] Eine Analyse der Oberflächenschicht durch bekannte Oberflächenanalysetechniken ergab
das Vorhandensein einer dünnen Lage, welche im Wesentlichen aus Fe
3O
4 mit einer Flächendichte von 6.0 g/m
2 vorlag.
[0036] Eine derartig hergestellte Tragvorrichtung 10 mit einer Oberflächenschicht 2 aus
Fe
30
4 wurde mit Kugeln aus reinem Zinkmetall befüllt und in einem elektrolytischen Verzinkungsprozess
eines Tiefdruckzylinders eingesetzt. Das Zinkmetall diente im Prozess als Beschichtungsmetall
und wurde in der Tragvorrichtung aussenstromlos aufgelöst, um die Konzentration von
Zink in der Elektrolytlösung konstant zu halten. Die Elektrolytlösung wies dabei eine
Temperatur von 30°C, eine Konzentration von 160 g/l NaOH, 80 g/l Zink und einen pH
Wert von 12 auf. Während dem Verzinkungsprozess wurde die Tragvorrichtung 10 kontinuierlich
von der Elektrolytlösung um- und durchspült, wobei das feste Zink in der Tragvorrichtung
im Laufe des Prozesses aufgelöst und der Elektrolytlösung zudosiert wurde, so dass
die Zinkkonzentration konstant blieb.
[0037] Messungen haben dabei gezeigt, dass die Lösegeschwindigkeit von festen Zink in einer
erfindungsgemäss modifizierten Tragvorrichtung 10 mit einer Oberflächenschicht 2 aus
Fe
30
4 um einen Faktor 2 mal so gross ist, wie bei der Verwendung einer nicht modifizierten
Tragvorrichtung aus reinem ST37 Stahl.
[0038] Eine Analyse der Oberflächenschicht der Tragvorrichtung 10 nach dem Verzinkungsprozess
ergab keine messbaren Veränderungen der chemischen Zusammensetzung und der physikalischen
Struktur.
[0039] Die Tragvorrichtungen, welche sich durch das erfindungsgemässe Verfahren modifizieren
und herstellen lassen, müssen nicht zwingend aus einem einzigen Material, wie z. B.
Stahl bestehen. Es können auch Tragvorrichtungen verwendet werden, welche z. B. aus
einer Keramik oder einem Kunststoff bestehen und lediglich eine oxidierbare metallische
Beschichtung bzw. eine metallhaltige Oberfläche aufweisen. Dabei reicht es, wenn die
metallhaltige Beschichtung auf der Innenseite der Tragvorrichtung angebracht ist,
da nur in diesen Bereichen ein Kontakt mit den zu lösenden metallischen Feststoffen
vorliegen kann. Auch denkbar sind Beschichtungen, welche aus metallischen Partikeln,
z. B. mit einem Durchmesser im Bereich von Nano- oder Mikrometern bestehen. Diese
können ebenso oxidiert und in eine katalytisch aktive Form umgewandelt werden.
[0040] Die Tragvorrichtungen 10 können von beliebiger Form sein. So eignen sich auch nicht
runde Tragvorrichtungen, z. B. quader- oder würfelförmige Ausgestaltungen oder komplexere
Strukturen mit Aus- oder Einbuchtungen, welche an apparative Gegebenheiten der galvanischen
Anlage angepasst sind. Ebenso können anstelle der kreisförmigen Öffnungen 3 der Tragvorrichtungen
10 auch Öffnungen von anderer geometrischer Form vorhanden sein. Insbesondere Öffnungen,
welche als Schlitze, Polygone, Ellipsen oder dergleichen ausgeformt sind, eignen sich
ebenfalls. Die Grösse der Öffnungen 3 wird jeweils der Grösse der zu lösenden Feststoffe
4 angepasst. Dabei ist es von Vorteil, die Öffnungen so gross wie möglich zu wählen,
damit die Tragvorrichtung 10 während einem galvanischen Prozess bestmöglich durch
die Elektrolytlösungen durchströmt werden kann, was die Lösegeschwindigkeit erhöht.
Gleichzeit muss aber sichergestellt sein, dass die aufzulösenden Feststoffe nicht
aus der Tragvorrichtung herausfallen oder herausgeschwemmt werden.
[0041] Auch möglich sind kombinierte Tragvorrichtungen, welche aus einem äusseren, z. B.
zylindrischen oder quaderförmigen Behälter wie bei Fig. 3 beschrieben, bestehen und
im Innern eine korbähnliche Tragvorrichtung analog zur Beschreibung von Fig. 4 aufweisen.
[0042] Ebenso können die zu lösenden metallischen Feststoffe als Körper von beliebiger Grösse
und Form, z. B. als Klumpen oder als Polyeder vorliegen. Durch die Verwendung von
kleineren Körpern lässt sich die Lösegeschwindigkeit ebenfalls beschleunigen, da die
Oberfläche der Körper bei gleicher Masse zunimmt.
[0043] Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein neuartiges Verfahren gefunden wurde,
welches die Oberflächenmodifikation von Tragvorrichtungen zum beschleunigten Auflösen
von metallischen Feststoffen in der Galvanotechnik ermöglicht. Zudem wurde eine Tragvorrichtung
hergestellt, welche insbesondere bei der Verzinkung von metallischen Werkstücken Verwendung
findet und äussert kostengünstig herstellbar ist.
1. Verfahren zur Modifikation einer metallhaltigen Oberfläche (1) einer Tragvorrichtung
(10) zum Auflösen von metallischen Feststoffen (4), insbesondere eines Lösekorbs,
in der Galvanotechnik, dadurch gekennzeichnet, dass die metallhaltige Oberfläche (1) der Tragvorrichtung oxidiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Tragvorrichtung (10) mit einer eisenhaltigen Oberfläche (1) verwendet wird,
welche bevorzugt im Wesentlichen aus Stahl, insbesondere aus einem Stahl nach Norm
ST37, besteht.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (1) der Tragvorrichtung (10) vor der Oxidation gereinigt, insbesondere
entfettet, und/oder gebeizt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation in einer wässrigen Salzlösung, bevorzugt einer alkalisch-oxidierenden
Lösung erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation unterbrochen wird, insbesondere nach einer Hälfte einer totalen Behandlungszeit,
bevorzugt indem die zu beschichtende Oberfläche (1), insbesondere während 1-5 min,
Luft und/oder einem sauerstoffhaltigen Gas ausgesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation während einer Behandlungszeit von 16-60 min, bevorzugt von 32-40 min.
erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation bei einer Temperatur von 110-160°C, bevorzugt bei 140-145°C, durchgeführt
wird.
8. Verfahren zur Herstellung einer Tragvorrichtung (10) zum Auflösen von metallischen
Feststoffen (4) in der Galvanotechnik unter Anwendung eines Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1-7, dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Verfahrenschritt die Tragvorrichtung (10) bereit gestellt wird und
in einem zweiten Verfahrensschritt eine Oberfläche (1) der Tragvorrichtung durch ein
Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7 modifiziert wird.
9. Tragvorrichtung zum Auflösen von Feststoffen in der Galvanotechnik, dadurch gekennzeichnet, dass eine Oberflächenschicht (2) der Tragvorrichtung (10), welche als Kontaktfläche (5)
mit den zu lösenden Feststoffen (4) vorgesehen ist, Eisenoxide enthält, welche bevorzugt
eine Flächendichte von 3.5-10.5 g/m2, insbesondere von 5.5-6.5 g/m2, aufweisen.
10. Tragvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Eisenoxide der Oberflächenschicht (2) im Wesentlichen in Form von Fe304 vorliegen und bevorzugt ausschliesslich als Fe3O4 vorliegen.
11. Tragvorrichtung nach einem der Ansprüche 9-10,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenschicht (2) der Tragvorrichtung (10)
a) unter basischen Bedingungen, bevorzugt bei einem pH von 11-14, und/oder
b) gegenüber einer Lösung enthaltend NaOH, bevorzugt bei einer NaOH-Konzentration
von wenigstens 150-170 g/l, und/oder
c) bei einer Temperatur von 20-40°C, und/oder
d) gegenüber einer metallhaltigen Lösung, bevorzugt einer Zinklösung mit einer Zinkkonzentration
von 25-120 g/l,
chemisch inert ist.
12. Tragvorrichtung nach einem der Ansprüche 9-11, dadurch gekennzeichnet, dass die Tragvorrichtung (10) als Behälter ausgestaltet ist, bevorzugt flüssigkeitsdurchlässige
Begrenzungen aufweist und insbesondere als Korb vorliegt.
13. Verwendung einer Tragvorrichtung nach einem der Ansprüche 9-12 in einem galvanischen
Prozess, dadurch gekennzeichnet, dass die zu lösenden metallischen Feststoffe (4) mit der Oberflächenschicht (2) der Tragvorrichtung
(10) in Kontakt gebracht werden, wobei es sich bei den zu lösenden metallischen Feststoffen
(4) bevorzugt um reine Metalle und/oder Legierungen, insbesondere um Zink, handelt.