[0001] Die Erfindung betrifft eine Ventilanordnung für Behälter zur Herstellung, Behandlung
und/oder Aufbewahrung von Flüssigkeiten, insbesondere von Wein.
[0002] Bei der Herstellung und Lagerung von Wein und anderen Lebensmitteln wie Fruchtsäften,
Milch, Destillaten, Likören, sogar Medikamenten, wie z.B. lnfusionslösungen, Essig,
Ölen, in Öl eingelegten Oliven, biologischem Material, das eventuell von Bakterien
oder anderen Mikroorganismen befallen werden kann, und dergleichen mehr in Behältern
können Druckschwankungen auftreten. Bekannt sind beispielsweise Hochdrucktanks, in
denen Prozesse im Druckbereich von mehreren bar stattfinden können. Diese Behälter
weisen eine vergleichsweise große Wandstärke auf, um den hohen Drücken widerstehen
zu können, und sind entsprechend kostspielig. Es gibt jedoch auch Anwendungen, bei
denen bisher druckfrei, d.h. mit Atmosphärendruck gearbeitet wurde. Bei solchen Anwendungen,
beispielsweise bei der Weinherstellung, sind Tanks, insbesondere Edelstahltanks üblich,
die eine sehr geringe Wandstärke von weniger als 1 mm aufweisen und entsprechend weniger
materialaufwendig sind. Diese Tanks sind jedoch gegen Überdruck und Unterdruck empfindlich.
Bei Überschreitung eines gewissen Überdrucks kann der Tank bersten. Bei Unterschreitung
schon eines geringen Unterdrucks kann der Tank kollabieren. Im Verlauf der Weinherstellung
treten durch den Gärprozess natürliche Druckschwankungen auf. Bisher ist eine sogenannte
offene Gärung vorgenommen worden. Dabei steht der Tank über eine kleine Öffnung mit
der Atmosphäre in Verbindung. Die Problematik hierbei ist, dass einerseits Fremdstoffe
in den Tank hineingelangen können und dass andererseits wichtige Komponenten aus dem
Wein entweichen können. Solche Komponenten sind insbesondere Aromastoffe und CO
2. Einerseits soll überschüssiges, bei der Fermentation entstehendes CO
2 austragen werden, andererseits sollen die Aromastoffe im Wein verbleiben. Eine kontrollierte
Austragung des CO
2 ist mit den bekannten, offenen Systemen nicht möglich. Bei der Verwendung von Hochdrucktanks
bei der Weinherstellung kann es andererseits zu Gärstörungen durch zu hohen Überdruck
kommen.
[0003] Ausgehend hiervon sollen eine Anordnung und ein Verfahren bereitgestellt werden,
die eine möglichst schonende, Aroma bewahrende Herstellung des Weins bzw. anderer
wichtiger Eigenschaften der behandelten Flüssigkeit möglich machen. Weiterhin soll
ein Schutz gegen unerwünschte Oxidation des Behälterinhalts ermöglicht werden und
eine kontrollierte Imprägnierung z.B. mit CO
2 stattfinden können. Schließlich soll ein energiesparender Herstellungs- oder Lagerprozess
ermöglicht werden, etwa durch eine Stromeinsparung durch verminderten Einsatz oder
Wegfall von Kühlaggregaten. Schließlich soll der CO
2-Verbrauch bei der Vinifizierung vermindert werden.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Niederdruckprozess vorgeschlagen, der durch den
Einsatz eines an dem Behälter angeordneten Überdruckventils und vorzugsweise gleichzeitig
eines Unterdruckventils ermöglicht wird. Der maximal erreichte Überdruck bis zum Öffnen
des Überdruckventils beträgt etwa 0,5 bar, während der maximal erreichte Unterdruck
bis zum Öffnen des Unterdruckventils lediglich etwa 0,005 bar beträgt. Bei diesen
Drücken werden empfindliche, dünnwandige Edelstahlbehälter nicht beschädigt. Dabei
ist berücksichtigt, dass derartige Edelstahlbehälter wesentlich empfindlicher gegenüber
einem Unterdruck als gegenüber einem Überdruck sind. Im Gegensatz hierzu wird bei
den bekannten Hochdruckprozessen im Druckbereich beispielsweise von 4 bis 7 bar gearbeitet.
Derartige Anlagen fallen unter die Druckbehälterverordnung und sind somit prüfpflichtig,
was zu höheren Betriebskosten beiträgt.
[0005] Das Rohrsystem für die Ventile wird im Bereich des höchsten Punkts des Behälters
angeschlossen, um sicherzustellen, dass eine Verbindung zum Gasraum über dem Inhalt,
nicht jedoch mit dem Inhalt selbst, besteht. Dem Überdruckventil ist ein Manometer
mit einer von 0 bis 0,5 bar reichenden Skala zugeordnet. Das Überdruckventil ist ein
federbelastetes Sitzventil. Die Federvorspannung, die für die Höhe des Öffnungsdrucks
des Ventils bestimmend ist, lässt sich vorteilhafterweise über eine Gewindehülse einstellen.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn der untere Bereich des Ventils, wo beim Öffnen
des Ventils Gas aus dem Behälter ausströmt, von einem Flüssigkeitsreservoir, beispielsweise
einem Standzylinder aus vorzugsweise transparentem Material, umgeben ist. Bevorzugt
besteht der Standzylinder aus Glas oder Acrylglas. Der Zylinder begrenzt einen nach
oben offenen Ringraum, der mit einer Flüssigkeit gefüllt werden kann. Der Zylinder
ist an einem Flansch, der den Boden des Reservoirs bildet, mittels eines O-Rings dichtend
aufgeklemmt. Im unteren Bereich des Ventilgehäuses ist mindestens eine Öffnung vorgesehen,
die zum Innenbereich des Ventils oberhalb vom Ventilsitz führt. Diese Zutrittsöffnung
sollte von einem eingefüllten Flüssigkeitsstand überdeckt werden. Die bei Überdruck
entweichenden Gase treten durch die Flüssigkeit aus. Die hierbei entstehenden Blasen
sind zum einen optisch wahrnehmbar, zum anderen tritt ein Gluckergeräusch auf, das
akustisch wahrnehmbar ist. Das Austreten von Gasen aus dem Behälter wird somit auf
einfache Weise und auch aus einiger Entfernung - bei größeren Behältern etlichen Metern
- optisch und akustisch signalisiert. Bei Verwendung einer geeigneten Flüssigkeit
kann eine chemische Reaktion mit einer Indikatorwirkung auftreten. Die verwendete
Flüssigkeit tritt selbstverständlich auch in den Innenraum des Ventilgehäuses ein
und umgibt den Ventilkörper. Die Flüssigkeit kann dennoch nicht über das Ventil in
den Innenraum des Tanks eintreten, da der Ventilsitz einen Kegelsitz aufweist, der
nur bei entsprechendem Überdruck öffnet und das ausströmende Gas verhindert dann ein
Eintreten der Flüssigkeit.
[0006] Das Ventil weist weiterhin einen Betätigungsknopf auf, der direkt mit dem Ventilkörper
verbunden ist und von außen durch Anheben eine manuelle Druckentspannung des Tanks
ermöglicht. Eine manuelle Druckentspannung wird beispielsweise dann durchgeführt,
wenn der Tank geöffnet werden soll, da er dann druckfrei sein sollte. Mittels dem
Manometer lässt sich überwachen, wann der Druckausgleich stattgefunden hat.
[0007] Die das Überdruckventil umfassende Armatur kann noch einen Absperrhahn aufweisen.
Dieser ist bevorzugt als Kugelventil bzw. Kugelhahn ausgebildet. Über diesen Hahn
kann der Tank mit CO
2 beaufschlagt werden. Es können auch flüssige Zusätze in den Tank geleitet werden.
Weiterhin lässt sich ein Füllstandsanzeiger anschließen.
[0008] In besonders bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist neben dem Überdruckventil
auch ein Unterdruckventil vorgesehen. Dieses weist einen Öffnungsdruck von etwa 0,005
bar auf. Dieses sehr geringe Unterdruckniveau ist als Obergrenze angesetzt, um Druckbeschädigungen
des Tanks zu verhindern. Ein solch geringer zulässiger Unterdruck ist jedoch bereits
ausreichend, da ein Unterdruck an sich den Gärprozess oder ähnliche Prozesse nicht
vorteilhaft unterstützt. Die Unterdrucksteuerung soll lediglich Ausdehnungs- und Kontraktionsvorgänge
bei Temperaturschwankungen oder Luftdruckschwankungen ausgleichen. Wichtig ist insbesondere
bei der Entnahme von Flüssigkeit aus dem Tank, dass eine Belüftung gewährleistet ist,
die bevorzugt durch die Verwendung des Unterdruckventils automatisch erfolgt. Bekannt
war bisher, einen manuell zu betätigenden Absperrmechanismus auf der Oberseite des
Tanks vorzusehen, der jedoch vor einem Entleeren bzw. einer Entnahme der Flüssigkeit
aus dem Tank geöffnet werden musste. Falls die Herstellung dieses Druckausgleichs
unterblieb, so wird durch die ausströmende Flüssigkeit sehr schnell ein Unterdruckniveau
erzeugt, das in der Vergangenheit zu einem Kollabieren des Tanks geführt hat. Das
Unterdruckventil weist einen Ventilstößel auf, der oben durch eine auf das Ventilgehäuse
aufgesetzte Silikonkappe gegen Eintreten von Schmutzpartikeln abgedichtet ist.
[0009] Das Unterdruckventil ist bevorzugt über einen Flanschanschluss starr mit dem Tank
verbunden. Der Überdruckteil der Armatur ist über eine verstellbare Gewindeverbindung
mit dem Unterdruckteil verbunden. Hierdurch lässt sich die Neigung des Überdruckteils
variieren, so dass eine Bedienperson das Manometer und die Funktion des Überdruckventils
aus einer bodennahen Position leicht optisch überwachen kann. Dies ist insbesondere
bei großen Tanks von Interesse, die Höhen von mehreren Metern aufweisen können.
[0010] Grundsätzlich ist die Anwendung des erfindungsgemäßen Ventilsystems nicht auf große
Tanks beschränkt. Das Einsatzgebiet reicht von Kleintanks oder Kleinsttanks mit Volumina
im Bereich von 100 Liter bis zu Großtanks mit Füllmengen im Bereich von 1 Mio. Liter.
Die dargestellte Ausführung deckt sämtliche Einsatzzwecke ab, d.h. die Ventileinrichtung
skaliert nicht mit der Tankgröße. Das Überdruckventil lässt sich bis zu einer Ausströmmenge
von etwa 30.000 I/h verwenden.
[0011] Im Folgenden wird die Erfindung anhand eines in der Zeichnung in schematischer Weise
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigt
- Fig. 1
- eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer Ventilanordnung mit einem Überdruckventil
und einem Unterdruckventil zum Be- und Entlüften eines Behälters für Flüssigkeiten;
und
- Fig. 2
- eine geschnittene Seitenansicht des Überdruckventils gemäß Fig. 1.
[0012] Die in der Zeichnung dargestellte Ventilanordnung besteht im Wesentlichen aus einem
drei T-Stücke 10, 12, 14 umfassenden Rohrsystem, das ein Unterdruckventil 16 und ein
Überdruckventil 18 mit der Oberseite eines nicht näher dargestellten Behälters verbindet.
Das T-Stück 10 weist einen Kegelstutzen 20 auf, der mittels der Nutmutter 22 an einem
entsprechenden Gegenstück am Behälter befestigt wird. Auf gleiche Weise sind die T-Stücke
10 und 12 miteinander verbunden, so dass das T-Stück 12 gegenüber dem T-Stück 10 verschwenkt
werden kann, beispielsweise um das Manometer 24, das einen Überdruck im Behälter anzeigt,
aus einer bestimmten Position besser ablesen zu können. Am freien Ende des T-Stücks
14 ist ein Kugelhahn 26 angeordnet, der geöffnet werden kann, um den Behälter über
einen Schlauch 28 beispielsweise mit CO
2-Gas zu beaufschlagen.
[0013] Das Überdruckventil 18 ist in Fig. 2 näher dargestellt. Das Ventil 18 ist als Sitzventil
ausgebildet, mit einem Kegelventilkörper 30, der mittels einer Feder 32 gegen einen
Ventilsitz im Gehäuse des Ventils 18 gedrückt wird. Die Vorspannung der Feder 32 und
damit der Überdruck, bei dem das Ventil öffnet, kann über einen Gewindedeckel 34 verändert
werden. Im Bereich des Ventilkörpers 30 weist das Ventilgehäuse eine Reihe von Durchbrechungen
36 auf, über die Gas beim Öffnen des Ventils ausströmen kann. Die Durchbrechungen
36 sind von einem Flüssigkeitsreservoir umgeben, dass durch einen Flanschboden 38
und einen Acrylglaszylinder 40 gebildet ist. Ein in einer Umfangsnut des Flanschbodens
38 angeordneter O-Ring 42 sorgt für einen kraftschlüssigen und flüssigkeitsdichten
Sitz des Zylinders 40 auf dem Flanschboden 38. Beim Austreten von Gas aus dem Behälter
strömt dieses durch die in dem Reservoir vorhandene Flüssigkeit und zeigt das Austreten
optisch durch Blasenbildung und akustisch durch Gluckergeräusche an. Ein Kugelgriff
44 ist über eine Stange 46 mit dem Ventilkörper 30 verbunden und erlaubt durch Anheben
eine manuelle Druckentspannung des Behälters.
1. Ventilanordnung für Behälter zur Herstellung, Behandlung und/oder Aufbewahrung von
Flüssigkeiten, insbesondere von Weinen, mit einem an einem höchsten Punkt eines Behälters
anschließbaren Rohrsystem (10, 12, 14) und einem Überdruckventil (18) mit einem Öffnungsdruck
von weniger als 1 bar, das über das Rohrsystem mit dem Behälterinnenraum kommuniziert.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Überdruckventil (18) als federbelastetes Sitzventil mit einem durch Verändern
der Federvorspannung einstellbaren Öffnungsdruck im Bereich von 0,05 bis 1 bar, vorzugsweise
bis 0,5 bar ausgebildet ist.
3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch ein an dem Rohrsystem (10, 12, 14) parallel zu dem Überdruckventil (18) angeordnetes
Unterdruckventil (16) mit einem Öffnungsdruck von weniger als 0,007 bar, vorzugsweise
weniger als 0,005 bar.
4. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass eine Austrittsöffnung (36) des Überdruckventils (18) von einem Flüssigkeitsreservoir
(38, 40) umgeben ist.
5. Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Flüssigkeitsreservoir (38, 40) durch einen Flanschboden (38) und einen nach oben
offenen Zylinderstutzen (40) gebildet ist.
6. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Zylinderstutzen (40) aus einem transparenten Material, vorzugsweise aus Glas
oder Acrylglas gebildet ist.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Rohrsystem (10, 12, 14) an seinem freien Ende mit einem gas- und flüssigkeitsdichten,
vorzugsweise als Kugelhahn ausgebildeten Absperrventil (26) versehen ist.
8. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass an dem freien Ende des Rohrsystems (10, 12, 14) ein Anschlussstück für einen Gasschlauch
(28) zum Beaufschlagen des Behälters mit einem Gas, vorzugsweise mit CO2, oder für einen Füllstandsanzeiger vorgesehen ist.
9. Behälter für Flüssigkeiten mit einer Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 8.