[0001] Werden Minen oder IED's (Improvised Explisive Devices) - im folgenden Sprengkörper
genannt - detektiert, werden diese anschließend beseitigt bzw. vernichtet. Bevorzugt
sind hierbei Verfahren, die die Sprengkörper ohne detonative Umsetzung unschädlich
machen.
[0002] Sprengkörper treten in vielfältigen Bauformen und mit unterschiedlichsten Zündern
auf. Zusätzlich sind sie häufig mit Aufnahmesicherungen versehen, die bei einer Manipulation
mit oder ohne zeitliche Verzögerung zur Auslösung führen. Verfahren, den Zünder aus
dem Sprengkörper zu entfernen oder den Sprengkörper aus seiner Lage zu bewegen, sind
für entsprechende Manipulationsgeräte in der Regel unpraktikabel, da das Gerät dadurch
stark gefährdet wird.
[0003] Die klassische Methode, Sprengkörper zu beseitigen, besteht neben der Räumung durch
Räumsysteme (
DE 10 238 092 B4,
DE 10 215 220 B4,
DE 10 2005 004 913 A1) im Anlegen einer Schlag- oder Hohlladung (
DE 36 19 332 C2). Damit wird der Sprengstoff des Sprengkörpers durch Zündübertragung und/oder über
die Zündkette gezündet. Diese Methode wird häufig dann angewendet, wenn wenig Zeit
zur Verfügung steht und keine ausreichenden Informationen über den Sprengkörper und
insbesondere das Zündsystem vorhanden sind.
[0004] In der
DE 689 10 454 T2 (
EP 0 360 234 B1) wird ein mit explosiven Material befüllter Schlauch in den Bereich von möglichen
Minen gebracht, um so eine sicheren Weg durch ein Minenfeld zu schaffen. Durch die
Detonation des Materials wird eine Druckwelle erzeugt, die zum Auslösen des Sprengstoffes
in den Minen dient. Das explosive Material ist ein zerstäubbarer Brennstoff, der dann
oberhalb des Minenfeldes zur Detonation gebracht wird.
[0005] Sind hingegen Sprengkörper und Zünder bekannt und vollständig zugänglich und soll
eine Auslösung vermieden werden, bietet sich der Ausbau des Zünders an.
[0006] Bei bestimmten Zündern, zum Beispiel Druck- oder Knickzündem, können auch schnellhärtende
Schäume so eingesetzt werden, dass der Zündmechanismus blockiert wird. Durch den Einsatz
von Kaltmitteln können Zünder zum gleichen Zweck auch vereist werden. Mit Thermit-Ladung
oder ähnlichen Brandmischungen wird dann versucht, den Sprengstoff zu verbrennen.
[0007] Eine weitere Form der Neutralisierung von Sprengkörpern ist auch das Verbringen einer
den Sprengstoff zündenden Nutzlast mittels eines Projektils oder dergleichen, wie
in der
DE 10 2004 046 571 A1 beschrieben.
[0008] Verfahren, die eine detonative Umsetzung des Sprengkörpers zum Ziel haben, besitzen
den Nachteil, dass sie insbesondere in bebauten Gebieten erhebliche Schäden anrichten
können. Oftmals sind sie zudem nicht bedingt zuverlässig. Von Fragmenten geht dann
eine eigene Gefährdung aus.
[0009] Beim Einsatz einer Hohlladung ist darauf zu achten, dass der Sprengstoff durch den
Hohlladungsstrahl getroffen wird.
[0010] Neutralisierungsverfahren mittels Schaum etc. sind zeitaufwendig und wegen des hohen
Gefährdungspotentials praktisch nur mit Manipulatorfahrzeugen durchführbar. Die Verfahren
sind gleichfalls zeitaufwendig und unzuverlässig.
[0011] Die Erfindung stellt sich hieraus die Aufgabe, einen erkannten und vorzugsweise zumindest
teilweise freiliegenden Sprengkörper sicher zu vernichten, wobei der Vernichtungsvorgang
selbst zu keiner detonativen Umsetzung des Sprengkörpers führen soll und keine Manipulation
am Sprengkörper erforderlich ist. Es soll zudem das eingesetzte Personal nicht gefährden.
[0012] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 sowie des Patentanspruchs
4. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen aufgezählt.
[0013] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, den Sprengkörper durch Erzeugen einer hohen
Hitze zu verbrennen. Geeignet dazu ist eine Gasflamme. Die Flamme wird solange am
Sprengkörper angesetzt, bis dieser entweder vollständig verbrannt ist oder zu einer
selbstständigen Verbrennung geführt hat. Die Flamme ist so ausgeführt, dass sie punktuell
mit sehr großer Hitze an jedem vorzugsweise gut sichtbaren Punkt des Sprengkörpers
zur Wirkung gebracht werden kann. Grundsätzlich geeignet zeigt sich bereits die Flamme
eines herkömmlichen autogenen Schweißbrenners. Selbiges kann auch mit einem Laserstrahl
hoher thermischer Energie erreicht werden.
[0014] Wahlweise können ein oder mehrere Flammen an einem oder mehreren Punkten am Sprengkörper
angesetzt werden. Diese Punkte sind so zu wählen, dass der Sprengstoff sicher getroffen
wird, der Zünder sich jedoch nicht in unmittelbarer Nähe zum Ansetzpunkt bzw, den
Ansetzpunkten befindet.
[0015] Der Ansatz der Flamme sollte durch eine Manipulator oder Manipulatorfahrzeug über
Beobachtung mit einer Kamera oder dergleichen erfolgen.
[0016] Der Vorteil dieser Lösung ist darin zu sehen, dass der Sprengkörper verbrennt und
damit die Wirkung, die mit einer detonativen Umsetzung verbunden ist, vermieden wird.
Die Anzündung erfolgt gezielt und ist durch eine Person definierbar. Ist zudem eine
selbstständige Verbrennung initiiert worden, kann das Gerät zurückgezogen werden und
der Verbrennungsvorgang aus sicherer Entfernung beobachtet werden.
[0017] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert
werden. Es zeigt die einzige Figur einen Manipulatorarm 2 eines Manipulators 3, beispielsweise
ein fernbedienbares Fahrzeug, wobei auch ein bemanntes Fahrzeug einsetzbar ist. Mit
8 ist ein detektierter Sprengkörper gekennzeichnet, der bevorzugt freiliegend auf
der Bodenoberfläche 10 ist, so dass zumindest eine, eine Flamme 5 formende Düse 1
(eine, eine hohe Temperatur erzeugende Quelle) an einem geeigneten Punkt 7 angesetzt
bzw. ausgerichtet werden kann.
[0018] In einer bevorzugten Ausführung ist die Gaszufuhr 11 entlang des Manipulatorarmes
2 geführt und die Düse 1 fernbedienbar. Zudem kann die Düse 1 so angebracht sein,
dass sie um ihre eigen Achse rotieren und leicht nach oben und unten um das Ende 12
des Manipulatorarmes 2 gekippt / verschwenkt werden kann (nicht näher dargestellt).
[0019] Fahrzeug 3 und Manipulatorarm 2 werden durch einen Bediener (nicht näher dargestellt)
über ein Bediengerät 4 gesteuert. Die Positionierung der Flamme 5 auf den Sprengkörper
8 erfolgt beispielsweise durch eine am Manipulatorarm angebrachte Kamera 6. Durch
die Ausrichtung der Kamera und dem erzeugten Bild sieht der Bediener die Ausrichtung
der Flamme 5 und kann diese nicht nur in der Intensität sondern auch in ihrem Winkel
zum Sprengkörper 8 verändern.
[0020] Alternativ können mehrere Manipulatorarme 2 am Fahrzeug 3 und/oder mehrere verstell-
oder verschwenkbare bzw. um ihre Achse rotierende Düsen 5 an diesen Armen 2 angebracht
sein.
1. Verfahren zur Neutralisierung von Sprengkörpern (8), welche bevorzugt zumindest teilweise
freiliegend sich an / auf einer Oberfläche (10) befinden, dadurch gekennzeichnet, dass ein Verbrennen des Sprengkörpers (8) angestrebt wird, wozu wenigstens eine, eine
hohe Temperatur erzeugende Quelle (1) am Sprengkörper (8) angesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Quelle (1) wenigstens eine Gasflamme (5) hoher Temperatur erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Positionierung der Quelle (1) und damit der Flamme (5) ferngesteuert erfolgt
und durch eine Kamera (6) überwacht werden kann.
4. Vorrichtung zur Neutralisierung von Sprengkörpern (8), welche bevorzugt zumindest
teilweise freiliegend sich an / auf einer Oberfläche befinden, dadurch gekennzeichnet, dass eine, eine hohe Temperatur erzeugende Quelle (1) an zumindest einem geeigneten Punkt
(7) über wenigstens einen Manipulatorarm (2) eines Manipulators (3) zum 8prengkörper
(8) ausgerichtet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die, die hohe Temperatur erzeugende Quelle (1) ein eine Gasflamme (5) erzeugender
Brenner ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Positionierung der Quelle (1) und damit der Flamme (5) eine Kamera (6) am Manipulatorarm
(2) eingebunden ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Manipulator (3) eine fernsteuerbare oder bemannte Plattform, Fahrzeug oder dergleichen
ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Quelle (1) so angebracht ist, dass sie um ihre eigen Achse rotieren und leicht
nach oben und unten um das Ende (12) des Manipulatorarmes 2 gekippt bzw. verschwenkt
werden kann.