[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel mit zumindest einer Sitzplatte und
zumindest einer an mindestens einem Trägerarm angeordneten Rückenlehne, wobei die
Sitzplatte an mindestens einer mit dem Trägerarm verbundenen längserstreckten Biegefeder
abgestützt ist und die Biegefeder so angeordnet ist, dass sie bei Belastung der Sitzplatte
transversal zu ihrer Längserstreckung elastisch auslenkbar ist.
[0002] Beim Stand der Technik sind für Sitzmöbel wie insbesondere Bürostühle sogenannte
Synchronmechaniken bekannt. Diese erlauben, dass beim Zurücklehnen des Benutzers eine
gleichzeitige Verschwenkung der Rückenlehne und der Sitzfläche stattfindet, wobei
der Schwenkwinkel der Rückenlehne größer als der der Sitzfläche ist. Die
DE 196 07 136 zeigt einen Bürostuhl mit einer solchen Synchronmechanik, welche eine relativ hohe
Anzahl von Dreh- oder Schwenkgelenken und eine longitudinal wirkende Feder benötigt.
Der dort geoffenbarte Aufbau sichert zwar eine gute Ergonomie, die Konstruktion dieses
Stuhls ist jedoch relativ aufwändig.
[0003] Aus der
AT 411 210 B ist ein Bürostuhl bekannt, bei dem eine längserstreckte Biegefeder in Form eines
Federpakets transversal ausgelenkt wird. Dieses Federpaket ist an einem Trägergehäuse
festgeschraubt, welches wiederum mit dem die Rückenlehne tragenden Trägerarm über
ein Schwenkgelenk verbunden ist. Auch diese Konstruktion ist, was die Anzahl der Einzelteile
und damit den Aufwand des Zusammenbaues betrifft, relativ aufwändig.
[0004] Ein gattungsgemäßer Stand der Technik, bei dem eine längserstreckte Biegefeder mit
dem Trägerarm verbunden ist, wird in der
EP 1 209 994 B1 gezeigt. Bei dieser Konstruktion wird unter anderem aber auch ein Schwenkgelenk zwischen
Trägerarm und Biegefeder benötigt, was wiederum einen relativ hohen konstruktiven
Aufwand bedeutet.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein gattungsgemäßes Sitzmöbel dahingehend
zu verbessern, dass die für seine Konstruktion benötigte Anzahl von Teilen und damit
der Aufwand beim Zusammenbau verkleinert wird.
[0006] Dies wird mit einem Sitzmöbel mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 erreicht.
[0007] Wie der Stand der Technik besitzt das Sitzmöbel einen Support, zumindest eine Sitzplatte
und zumindest eine an mindestens einem Trägerarm angeordneten Rückenlehne. Die Sitzplatte
ist an mindestens einer mit dem Trägerarm verbundenen längserstreckten Biegefeder
abgestützt. Die Biegefeder ist so angeordnet, dass sie bei Belastung der Sitzplatte
transversal zu ihrer Längserstreckung elastisch auslenkbar ist.
[0008] Gemäß der Erfindung ist aber eine drehfeste Fixierung der Biegefeder am Trägerarm
vorgesehen, also eine direkte Verbindung von Biegefeder und Trägerarm ohne Zwischenschaltung
von Dreh- oder Schwenkgelenken oder anderen, eine Relativbewegung zwischen Biegefeder
und Trägerarm zulassenden Bauteilen. Es können dadurch die mit den Dreh- oder Schwenkgelenken
verbundenen Dreh- oder Schwenkachsen und deren Führungen zwischen Biegefeder und Trägerarm
eingespart werden, was zu einer einfachen Konstruktion und zu einer Einsparung von
Teilen führt. Im Zuge der Erfindung wurde überraschenderweise festgestellt, dass trotz
dieser einfachen Konstruktion die Herstellung eines Sitzmöbels mit guter Ergonomie
und Synchronmechanik möglich ist.
[0009] Die transversal, also quer zu ihrer Längserstreckung auslenkbare Biegefeder weist
günstigerweise eine größere Elastizität als der Trägerarm auf. Dies bedeutet, dass
die Biegefeder bei gleichem Drehmoment stärker elastisch ausgelenkt wird als der Trägerarm
und somit die Elastizität der dadurch gebildeten Mechanik im Wesentlichen durch die
Biegefeder bereitgestellt wird.
[0010] Eine besonders bevorzugte Ausführungsvariante im Sinne der Reduzierung der Anzahl
der Einzelteile des Sitzmöbels sieht vor, dass der Trägerarm und die Biegefeder einstückig,
also in Form eines im Wesentlichen durchgehenden Bauteils ausgeführt sind. Dieses
Bauteil kann z. B. im Spritzgussverfahren o. dgl. schnell und einfach hergestellt
werden. Es fällt dabei kein zusätzlicher Aufwand für die Verbindung dieser beiden
Teile z. B. durch Verschrauben, Vernieten oder Verkleben an.
[0011] In anderen Ausgestaltungsformen der Erfindung kann aber auch vorgesehen sein, dass
der Trägerarm und die Biegefeder als jeweils eigenständige Bauteile ausgeführt sind,
welche dann miteinander in einem Verbindungsbereich verbunden werden. Bevorzugt sind
hierbei lösbare Verbindungen, wie z. B. Verschraubungen oder Vernietungen. Es kann
aber auch das Verkleben von Biegefeder und Trägerarmen im Verbindungsbereich o. dgl.
vorgesehen sein. Vorteil dieser Varianten der Erfindung ist es, dass das Material,
aus dem der Trägerarm gefertigt wird, vollkommen unabhängig von dem für die Biegefeder
benötigten Material ausgesucht werden kann. Wählt man diese Ausgestaltungsform, so
können für den Trägerarm auch im Wesentlichen steife Materialien herangezogen werden.
Die Biegefeder kann in diesen Fällen z. B. als Blattfeder oder als Blattfederpaket
ausgebildet sein. Die Sitzplatte stützt sich dabei vorzugsweise im Bereich ihrer der
Rückenlehne abgewandten Hälfte, vorzugsweise im Bereich ihres der Rückenlehne entferntesten
Drittels, an der Biegefeder ab.
[0012] Eine Lagereinrichtung besteht beispielsweise aus einer Welle an der Sitzplatte und
einem Langloch in der Sitzplatte oder einem zum einem Support gehörenden Trägergehäuse
für die Sitzplatte. Das Langloch lässt eine Relativbewegung zwischen der Sitzplatte
und dem Support mit einer in Betriebsstellung des Sitzmöbels vertikalen Komponente
zu. Die Sitzplatte kann sich an der Biegefeder, vorzugsweise an deren dem Trägerarm
entgegengesetzten freien Ende, direkt oder indirekt abstützen. Bei einer indirekten
Abstützung schlägt die Biegefeder an die Lagereinrichtung an und das Langloch ist
im Trägergehäuse ausgebildet. Bei direkter Abstützung schlägt die Sitzplatte an der
Biegefeder an und das Langloch, in dem die Welle beweglich gelagert ist, ist in der
Sitzplatte ausgebildet. Bei dieser vertikalen Komponente der Relativbewegung zwischen
Sitzplatte und Support wird die Biegefeder gespannt, wenn die Sitzplatte belastet
wird, und entspannt, wenn die Sitzplatte entlastet wird. Es kann auch eine Abstützung
der Sitzplatte auf der Biegefeder vorgesehen sein, die eine Relativbewegung zwischen
Sitzplatte und Biegefeder mit einer in Betriebsstellung des Sitzmöbels horizontalen
Komponente zulässt. Die für eine Synchronmechanik mit drei Gelenkpunkten notwendige
horizontale Relativbewegung kann jedem der drei Gelenkpunkte verwirklicht sein. Um
eine kontrollierte Synchronbewegung in vordefinierten Grenzen sicherzustellen, weist
diese Lagereinrichtung günstigerweise Anschläge auf, die die Relativbewegung zwischen
Biegefeder und Sitzplatte in vertikaler Richtung begrenzen. Entsprechende Anschläge
zur Begrenzung der horizontalen Relativbewegung sind ebenfalls zweckmässig.
[0013] Eine einfache Ausführungsform der Lagereinrichtung zur Ermöglichung der vertikalen
Relativbewegung zwischen Sitzplatte (zusammen mit dem freiem Ende der Blattfeder)
und Support weist zumindest ein Langloch auf. Soll auch die horizontale Relativbewegung
zwischen dem freiem Ende der Biegefeder und der Sitzplatte erlaubt sein, sind zwei
in einem von 0° abweichenden Winkel zueinander angeordnete Langlöcher vorgesehen.
[0014] In dem Langloch für die vertikale Relativbewegung oder den Langlöchern für vertikale
und horizontale Relativbewegungen ist eine Welle verschiebbar gelagert. Es ist vorzugsweise
diese Welle, die sich im Bereich des freien Endes der Biegefeder auf dieser abstützt.
Im Fall von zwei Langlöchern sind diese vorteilhaft im Wesentlichen senkrecht zueinander
angeordnet.
[0015] Es kann der Trägerarm und/oder die Biegefeder aus Kunststoff gefertigt sein, wobei
dieser Kunststoff vorzugsweise zumindest partiell faserverstärkt ist. Bevorzugt weisen
der Trägerarm und/oder die Biegefeder, vorzugsweise jeweils über ihre im Wesentlichen
gesamte Länge, einen Kernbereich mit faserverstärktem Kunststoff auf, der umgeben
ist von einem Mantelbereich mit Kunststoff ohne Faserverstärkung. Diese Ausführung
erlaubt eine einstückige Konstruktion von Trägerarm und Biegefeder, so dass diese
zusammen ein im Wesentlichen durchgehendes Bauteil bilden.
[0016] Um einen steiferen Trägerarm und eine elastischere Biegefeder zu erhalten, kann die
Biegefeder einen geringeren Querschnitt und/oder eine andere Materialzusammensetzung
als der Trägerarm aufweisen.
[0017] Bei einer Alternative, bei der die Biegefeder am Trägerarm angeschraubt und/oder
angenietet und/oder angeklebt ist, kann für jedes dieser Teile ein geeignetes Material
verwendet werden. So kann insbesondere die Biegefeder eine Blattfeder oder ein Blattfederpaket
sein.
[0018] Um eine Synchronmechanik verwirklichen zu können ist der Trägerarm zusammen mit der
Biegefeder an der Sitzplatte, vorzugsweise an der Unterseite der Sitzplatte, über
zumindest eine in Betriebsstellung des Sitzmöbels im Wesentlichen horizontale Sitzplattenschwenkachse
schwenkbar angelenkt ist. Die Sitzplattenschwenkachse ist drehbar an der Sitzplatte
und/oder dem Trägerarm und/oder der Biegefeder angeordnet. Sie kann ansonsten ortsfest
daran angeordnet sein, oder aber eine Verschiebung in vorzugsweise horizontaler Richtung
zwischen Sitzplatte und Trägerarm/Biegefeder erlauben.
[0019] Die Sitzplattenschwenkachse ist im Bereich der der Rückenlehne nächsten Hälfte der
Sitzplatte, vorzugsweise im Bereich des der Rückenlehne nächsten Drittels der Sitzplatte,
an dieser angeordnet, um eine angenehme Synchronbewegung zwischen Sitzneigung und
Rückenlehnenneigung zu erreichen. Der Trägerarm und die Biegefeder sind zusammen über
zumindest eine in Betriebsstellung des Sitzmöbels im Wesentlichen horizontale Trägergehäuseschwenkachse
an einem mit einem Untergestell oder Support verbundenen Trägergehäuse schwenkbar
angelenkt. Auch in diesem Anlenkpunkt kann die Trägergehäuseschwenkachse in horizontaler
Richtung verschieblich gegenüber Trägerarm/Biegefeder oder gegenüber dem Trägergehäuse
gelagert sein. Die Trägergehäuseschwenkachse ist bevorzugt gegebenenfalls drehbar
aber ansonsten ortsfest an dem Trägergehäuse und/oder dem Trägerarm und/oder der Biegefeder
angeordnet.
[0020] Ein Support bildet ein tragendes Untergestell. Er weist einen Standfuss, eine Säule
und ein Trägergehäuse auf, wobei der Standfuss über die Säule mit dem Trägergehäuse
verbundenen ist und vorzugsweise um eine in Betriebsstellung des Sitzmöbels vertikale
Achse gegenüber dem Trägergehäuse drehbar ist. Zweckmässigerweise ist das Trägergehäuse
gegenüber der Säule nicht kippbar. Es ist daher keine in Betriebsstellung des Sitzmöbels
horizontale Achse zwischen dem Trägergehäuse und dem Standfuss ausgebildet.
[0021] Der Trägerarm ist vorzugsweise zumindest bereichsweise als Trägerarmpaar ausgebildet,
an welchem drehfest fixierte Biegefedern angeordnet sind.
[0022] Die erfindungsgemäße drehfeste Fixierung der Biegefeder am Trägerarm kann in ihren
verschiedenen Ausgestaltungsformen besonders bevorzugt bei der Herstellung von Stühlen,
Bürostühlen und insbesondere bei sogenannten Drehstühlen mit einer um eine vertikale
Achse drehbaren Sitzplatte umgesetzt werden.
[0023] Es ist mit Vorteil, und dies gerade bei Bürostühlen, eine Einstellung einer Vorspannung
der Biegefeder vorgesehen. Diese Vorspannung kann in der Lagereinrichtung in einfacher
Weise verwirklicht werden, indem die Welle drehbar ausgebildet ist und im Bereich
der Biegefeder mit einem Exzenter ausgerüstet ist. Durch drehen der Welle wird damit
die Biegefeder der Exzentrizität des Exzenters entsprechend vorgespannt. Es sind vorzugsweise
drei Stellungen des Exzenters vorgesehen, in denen dieser einrastet.
[0024] In den Fig. werden drei verschiedene Ausführungsformen schematisiert dargestellt.
Dabei zeigen:
Die Fig. 1 bis 4 einen ersten erfindungsgemäß ausgebildeten Drehstuhl;
die Fig. 5 eine zweite Ausführungsform eines erfindungsgemäß ausgeführten Drehstuhls
und
die Fig. 6 eine dritte Variante eines Drehstuhls gemäß der Erfindung.
[0025] In der ersten Ausführungsvariante gemäß der Figuren 1 bis 4 sind der Trägerarm 3
und die Biegefeder 4 als ein einstückig durchgehendes Bauteil ausgeführt. Am in der
Betriebsstellung nach oben weisenden Abschnitt des Trägerarms 3 ist, wie an sich bekannt,
die Rückenlehne 2 angebracht. In einer bevorzugten Ausgestaltungsvariante kann sogar
vorgesehen sein, dass die Rückenlehne 2, der Trägerarm 3 und die Biegefeder 4 einstückig
als Einbauteil ausgeführt sind. Die Herstellung kann z. B. im Spritzgussverfahren
erfolgen. Bevorzugt kommen dabei Kunststoffe, wie z. B. Polypropylen, faserverstärkter
Polypropylen o. dgl. zum Einsatz. Fig. 3 zeigt beispielhaft einen Querschnitt durch
den Trägerarm 3. Bei dieser Variante bestehen der Trägerarm 3 und die Biegefeder 4
sowie gegebenenfalls auch die Rückenlehne 2 aus einem sogenannten Zweikomponentenmaterial.
Der Kernbereich 21 besteht hierbei aus einem faserverstärkten Kunststoff, wie z. B.
faserverstärktem Polypropylen. Dieser Kernbereich 21 ist von einem Mantelbereich 22
umgeben, für den Kunststoff ohne Faserverstärkung verwendet wird. Auch hier kann Polypropylen
zum Einsatz kommen. Dieser Aufbau aus Kernbereich 21 und Mantelbereich 22 erstreckt
sich vorzugsweise jeweils über im Wesentlichen die gesamte Länge des Trägerarms und/oder
der Biegefeder. Im Wesentlichen die gesamte Länge bedeutet dabei bevorzugt mindestens
90%, vorzugsweise mindestens 95% der Bauteillänge. Um der Biegefeder 4 eine größere
Elastizität als dem Trägerarm 3 zu verleihen, weist die Biegefeder 4 im Ausführungsbeispiel
gemäß Fig. 1 eine geringere Querschnittsfläche als der Trägerarm 3 auf. Um diesen
Unterschied in den elastischen Eigenschaften bereitzustellen, kann aber natürlich
auch anstelle oder zusätzlich zum Unterschied im Wirkquerschnitt die Materialzusammensetzung
der Biegefeder 4 gegenüber der des Trägerarms 3 verändert werden. So kann z. B. auch
in der Biegefeder 4 ein geringeres Maß an Faserverstärkung als im Trägerarm 3 vorgesehen
sein.
[0026] Im Ausführungsbeispiel gemäß den Fig. 1 bis 4 erstreckt sich die Biegefeder 4 unter
der Sitzplatte 1 von ihrem freien Ende 5 bis zum Ende des Bereiches mit verkleinertem
Querschnitt kurz vor der Trägergehäuseschwenkachse 15. Letztere ist in der gezeigten
Betriebsstellung horizontal angeordnet und bildet Teil eines Schwenkgelenkes zwischen
Trägerarm 3 und dem Trägergehäuse 17. Das Trägergehäuse 17 ist das Verbindungsteil
zwischen dem Untergestell 16 des Sitzmöbels und dem Trägerarm 3. Im gezeigten Ausführungsbeispiel
ist das Trägergehäuse 17 an einer in Betriebsstellung vertikal angeordneten Säule
18 befestigt, welche wiederum im hier als Standkreuz ausgebildeten Standfuß 19 gelagert
ist. Der Standfuß 19 weist, wie ebenfalls an sich bekannt, Rollen 20 zum Verfahren
des Drehstuhls auf. Das Trägergehäuse 17 ist gegenüber dem Standfuß 19, wie an sich
bekannt, um eine in Betriebsstellung vertikale Achse 24 drehbar. Ein Drehen oder Verschwenken
des Trägergehäuses 17 gegenüber der Säule 18 oder dem Standfuß 19 um eine horizontale
Achse ist bei allen gezeigten Ausführungsvarianten nicht vorgesehen. Der gezeigte
Aufbau des Untergestells 16 aus Rollen 20, Standfuß 19 und Säule 18 ist für Büro-
bzw. Drehstühle günstig. Die Erfindung ist aber nicht auf solche Ausgestaltungsformen
von Sitzmöbeln beschränkt. Es können durchaus auch andere Sitzmöbel, wie z. B. Stühle
mit mehreren Stuhlbeinen oder Sitzbänke erfindungsgemäß ausgebildet sein.
[0027] Die Sitzplatte 1, die wie an sich bekannt, ein Sitzpolster tragen kann, ist in den
gezeigten Ausführungsbeispielen in ihrem hinteren, der Rückenlehne 2 zugewandten Bereich
über ein Dreh- oder Schwenkgelenk um eine horizontale Sitzplattenschwenkachse 14 schwenkbar
am Trägerarm 3 befestigt. Die Sitzplattenschwenkachse 14 ist günstigerweise in dem
Sinne ortsfest an der Sitzplatte 1 und/oder dem Trägerarm 3 und/oder der Biegefeder
4 angeordnet, als dass sie weder in horizontaler noch in vertikaler Richtung gegenüber
den genannten Bauteilen verschoben werden kann. Die Position der Sitzplattenschwenkachse
14 liegt, in horizontaler Richtung gesehen, günstigerweise im Bereich der der Rückenlehne
2 zugewandten Hälfte der Sitzplatte 1, bevorzugt im Bereich des der Rückenlehne 2
nächsten Drittels der Sitzplatte 1.
[0028] Das zweite Schwenkgelenk wird durch die bereits erwähnte Trägergehäuseschwenkachse
15 gebildet. Mit dieser ist der Trägerarm 3 in unmittelbarer Nähe zur Säule 18 am
Trägergehäuse 17 angelenkt. Auch diese Schwenkachse 15 ist in den gezeigten Ausführungsformen
weder in horizontaler noch in vertikaler Richtung gegenüber dem Trägergehäuse 17 und
dem Trägerarm 3 verschiebbar. Ihre Lage ist, in der Horizontalen gesehen, zwischen
der Sitzplattenschwenkachse 14 und der Lagereinrichtung 6. Über die Lagereinrichtung
6 stützt sich die Sitzplatte 1 mit ihrer von der Rückenlehne 2 abgewandten Vorderseite
auf der Biegefeder 4 in dem Bereich des freien Endes 5 der Biegefeder 4 ab. Dieser
Bereich des freien Endes 5 wird bevorzugt durch die vordersten 10 bis 15% der längserstreckten
Biegefeder 4 gebildet. Der vordere Bereich der Sitzplatte 1, in dem sich dieser auf
der Biegefeder 4 abstützt, liegt günstigerweise, in horizontaler Richtung gesehen,
in der der Rückenlehne 2 abgewandten Hälfte der Sitzplatte 1, vorzugsweise im Bereich
ihres der Rückenlehne 2 entferntest angeordneten Drittels. Die Lagereinrichtung 6,
mit der sich die Sitzplatte 1 auf der Biegefeder 4 abstützt, ermöglicht eine Relativbewegung
zwischen Sitzplatte 1 und Biegefeder 4 sowohl in horizontaler, als auch in vertikaler
Richtung. Um definierte Bewegungsgrenzen sicherzustellen, ist die Relativbewegung
aber sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung durch Anschläge 7, 8 begrenzt.
In den gezeigten drei Ausführungsbeispielen werden diese Relativbewegungen in horizontaler
und vertikaler Richtung durch zwei Langlöcher 9, 10 ermöglicht. Dabei ist, wie besonders
gut in der Explosionsdarstellung der Fig. 2 zu erkennen, in den Ausführungsbeispielen
ein im Wesentlichen vertikal verlaufendes Langloch 9 im Trägergehäuse 17 und ein im
Wesentlichen horizontal verlaufendes Langloch 10 in der Sitzplatte 11 vorgesehen.
Durch beide Langlöcher 9, 10 hindurch geführt ist die Welle 11, welche im Bereich
des freien Endes 5 der Biegefeder 4 auf dieser aufliegt. Die Begrenzung der Horizontal-
als auch der Vertikalbewegung ist durch die jeweiligen Enden bzw. Anschläge 7, 8 der
Langlöcher 9, 10 gegeben. In allen gezeigten Ausführungsbeispiel ist die gewünschte
Relativbewegung mit horizontaler wie auch vertikaler Komponente durch eine Paarung
von im Wesentlichen vertikal und im Wesentlichen horizontal verlaufendem Langloch
realisiert. Der Begriff im Wesentlichen bezieht sich dabei vorzugsweise auf eine maximale
Abweichung von der Vertikalen bzw. Horizontalen um 10 bis 15%. Die gewünschte Relativbewegung
mit horizontaler und vertikaler Komponente kann aber auch durch in anderen Winkeln
angeordnete Langlöcher realisiert werden, solange der Winkel zwischen den beiden Langlöchern,
in denen die Welle 11 verschiebbar gelagert ist, von 0° abweicht.
[0029] Es müssen auch nicht zwingend Langlöcher zur Begrenzung vorgesehen sein. Auch anderweitig
ausgebildete Anschläge und Gleitflächen oder Führungen sind möglich.
[0030] Setzt sich eine Person auf den vorab unbelasteten Stuhl gemäß Fig. 1, so wird die
Biegefeder 4 vorgespannt, indem ihr freies Ende 5 von der Welle 11 ein Stück nach
unten gedrückt wird. Wie weit hängt dabei vom Gewicht der sich auf die Sitzplatte
1 setzenden Person ab. Lehnt sich diese Person anschließend an die Rückenlehne 2 an,
so wird der Trägerarm 3 in Richtung 25 gegen die Federkraft der sich weiter elastisch
auslenkenden Biegefeder 4 verschwenkt. Dabei wird die Sitzplattenschwenkachse 14 und
damit die gesamte Sitzplatte 1 nach hinten gezogen. Diese Bewegungsmöglichkeit ist
durch das horizontale Langloch 10 gegeben. Günstigerweise wird beim Zurücklehnen das
vordere, also von der Rückenlehne 2 abgewandte Ende der Sitzplatte 1 leicht in Richtung
26 angehoben oder verweilt in seiner Höhe, damit die auf der Sitzfläche bzw. Sitzplatte
1 sitzende Person nicht das Gefühl hat, nach vorne von der Sitzfläche zu rutschen.
Mittels der eingangs erwähnten Vorspannung der Biegefeder 4 durch Verschieben der
Welle 11 im Langloch 9 ist die durch die Biegefeder 4 erzeugte Gegenkraft beim Verschwenken
der Rückenlehne 2 in Richtung 25 vom Gewicht und den Hebelverhältnissen der auf dem
Stuhl sitzenden Person abhängig. Auf diese Weise ist somit eine Gewichtskompensation
erreicht. Eine zusätzliche Anpassungsmöglichkeit kann durch eine exzentrische Ausbildung
der Welle 11 mit einer entsprechenden Handhabe zum Drehen der Welle 11 vorgesehen
sein. Dies ist in den gezeigten Ausführungsbeispielen aber nicht explizit dargestellt.
Fig. 4 zeigt den Stuhl gemäß Fig. 1 in einer ausgelenkten Position mit gespannter
Biegefeder 4, in der sich eine nicht dargestellte Person an die Rückenlehne 2 anlehnt.
Die Geometrie der Drehpunkte, die Eigenschaften der Biegefeder 4 und die Anschläge
7, 8 werden günstigerweise so ausgelegt, dass das Übersetzungsverhältnis zwischen
der Kippbewegung der Rückenlehne 2 und der Kippbewegung der Sitzplatte 1 ca. 3:1 beträgt.
Für die Sitzplatte 1 ist bevorzugt ein maximaler Auslenkwinkel von 8°, für die Rückenlehne
2 ein maximaler Auslenkwinkel von 24° vorgesehen. Dies gilt auch für die Ausführungsbeispiele
gemäß der Fig. 5 und 6.
[0031] In Fig. 5 reicht die Biegefeder 4 unterhalb der Sitzplatte 1 nicht nur bis zur Trägergehäuseschwenkachse
15, sondern bis zum vorderen Anlenkpunkt 28 des Verbindungssteges 27 der Sitzplattenschwenkachse
14 mit dem Trägerarm 3. Die Länge der Biegefeder 4 ist durch die Klammer 23 veranschaulicht.
Die elastischen Eigenschaften der Biegefeder 4 können im Verhältnis zu denen des Trägerarms
3 wiederum durch Materialzusammensetzung und/oder Querschnittsfläche eingestellt werden.
Auch bei diesem Ausführungsbeispiel sind Trägerarm 3 und Biegefeder 4 einstückig ausgeführt.
Bis auf die erwähnten Unterschiede entspricht der restliche Aufbau des Stuhls dem
des Ausführungsbeispiels gemäß den Fig. 1 bis 4.
[0032] Fig. 6 zeigt ein erfindungsgemäßes Ausführungsbeispiel in Form eines Drehstuhls,
bei dem die Biegefeder 4 und der Trägerarm 3 zunächst als voneinander getrennte Bauteile
ausgeführt sind. Die Biegefeder 4 liegt hier in Form einer Blattfeder 13 vor. Diese
ist über die Verbindung 12 am Trägerarm 3 befestigt. Bevorzugte Formen der Verbindung
12 sind lösbar ausgeführt. Dies kann z. B. durch Verschrauben oder Vernieten der Fall
sein. Bei dieser Variante können beliebige Materialien für den Trägerarm 3 zum Einsatz
kommen. Dies können die eingangs erwähnten Kunststoffe, aber auch Metalle oder sonstige
Materialien sein. Die Blattfeder 13 kann z. B. aus Metall oder Kunststoff hergestellt
sein. Der restliche Aufbau des Drehstuhls gemäß Fig. 6 entspricht den Ausführungsbeispielen
gemäß der Fig. 1 bis 5.
[0033] Auch wenn in den gezeigten Fig. nicht unmittelbar erkennbar, so kann dennoch vorgesehen
sein, dass mehr als ein Trägerarm 3 und mehr als eine Biegefeder 4 vorgesehen sind.
Günstigerweise kann es sich um im Wesentlichen parallel zueinander verlaufende Trägerarme
3 und/oder Biegefedern 4 handeln, so ist in den gezeigten Ausführungsbeispielen vorgesehen,
dass zwei im Wesentlichen parallel zueinander verlaufende Trägerarme 3 und Biegefedern
4 rechts und links am Trägergehäuse 17 vorbeigeführt sind. Die beiden Trägerarme 3
sind im Bereich der Rückenlehne 2 miteinander verbunden. Dies ist aber keine Beschränkung
der Erfindung. Die Anzahl der Trägerarme 3 und Biegefedern 4 kann nach gestalterischen
Maßstäben und Wünschen ausgewählt werden.
[0034] Soll in einer vereinfachten Form auf die oben erwähnte Gewichtsanpassung verzichtet
werden, so kann abweichend von den gezeigten Ausführungsbeispielen auch auf die in
Betriebsstellung vertikal verlaufende Komponente der Relativbewegung zwischen Sitzplatte
1 und Biegefeder 4 und damit auf das Langloch 9 verzichtet werden.
Legende zu den Bezugsziffern:
[0035]
- 1
- Sitzplatte
- 2
- Rückenlehne
- 3
- Trägerarm
- 4
- Biegefeder
- 5
- freies Ende
- 6
- Lagereinrichtung
- 7
- vertikaler Anschlag
- 8
- horizontaler Anschlag
- 9
- Langloch
- 10
- Langloch
- 11
- Welle
- 12
- Verbindung
- 13
- Blattfeder
- 14
- Sitzplattenschwenkachse
- 15
- Trägergehäuseschwenkachse
- 16
- Untergestell
- 17
- Trägergehäuse
- 18
- Säule
- 19
- Standfuß
- 20
- Rolle
- 21
- Kernbereich
- 22
- Mantelbereich
- 23
- Klammer
- 24
- vertikale Achse
- 25
- Richtung
- 26
- Richtung
- 27
- Verbindungssteg
- 28
- Anlenkpunkt
1. Sitzmöbel mit Support (16), einer Sitzplatte (1) und einer an mindestens einem gegenüber
dem Support (16) verschwenkbaren Trägerarm (3) angeordneten Rückenlehne (2), wobei
die Sitzplatte (1) an mindestens einer mit dem Trägerarm (3) verbundenen längserstreckten
Biegefeder (4) abgestützt ist und die Biegefeder (4) so angeordnet ist, dass sie bei
Belastung der Sitzplatte (1) transversal zu ihrer Längserstreckung elastisch auslenkbar
ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegefeder (4) an dem Trägerarm (3) drehfest fixiert ist.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegefeder (4) ein freies Ende (5) aufweist, in dessen Bereich sich die Sitzplatte
(1) an der Biegefeder (4) abstützt.
3. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegefeder (4), vorzugsweise im Bereich ihres freien Endes (5), die Sitzplatte
(1) über eine Lagereinrichtung (6) abstützt, wobei die Lagereinrichtung (6) eine Relativbewegung
entgegen der Federkraft der Biegefeder (4) zwischen der Sitzplatte (1) und dem Support
mit einer in Betriebsstellung des Sitzmöbels vertikalen Komponente zulässt.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagereinrichtung (6) eine Relativbewegung mit einer in Betriebsstellung des Sitzmöbels
horizontalen Komponente zulässt
5. Sitzmöbel nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagereinrichtung (6) zur Ermöglichung der Relativbewegung zumindest ein Langloch
(9), vorzugsweise zwei in einem von 0° abweichenden Winkel zueinander angeordnete
Langlöcher (9, 10), aufweist.
6. Sitzmöbel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Welle (11) in jedem Langloch (9,10) in Richtung einer Komponente der Relativbewegung
verschiebbar gelagert ist, welche Welle (11) sich im Bereich des freien Endes (5)
der Biegefeder (4) auf dieser abstützt.
7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Welle (11) mit einem Exzenter ausgerüstet ist, der gegennüber oder zusammen mit
der Welle drehbar ist, und der Exzenter im Bereich des freien Endes (5) der Biegefeder
(4) auf dieser abstützt.
8. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegefeder (4) einen geringeren Querschnitt und/oder eine andere Materialzusammensetzung
als der Trägerarm (3) aufweist.
9. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerarm (3) und die Biegefeder (4) als jeweils eigenständige Bauteile ausgeführt
sind, welche in einem Verbindungsbereich durch eine, vorzugsweise lösbare, Verbindung
(12) miteinander verbunden sind.
10. Sitzmöbel nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Biegefeder (4) eine Blattfeder (13) oder ein Blattfederpaket ist.
11. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerarm (3) und die Biegefeder (4) zusammen an der Sitzplatte (1), vorzugsweise
an der Unterseite der Sitzplatte (1), über zumindest eine in Betriebsstellung des
Sitzmöbels im Wesentlichen horizontale Sitzplattenschwenkachse (14) schwenkbar angelenkt
sind.
12. Sitzmöbel nach Anspruche 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Sitzplattenschwenkachse (14) drehbar an der Sitzplatte (1) und dem Trägerarm
(3) und ortsfest an der Sitzplatte (1) und/oder dem Trägerarm (3) angeordnet ist.
13. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerarm (3) und die Biegefeder (4) zusammen über eine in Betriebsstellung des
Sitzmöbels im Wesentlichen horizontale Trägergehäuseschwenkachse (15) am Support (16)
schwenkbar angelenkt sind.
14. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Trägerarm (3) zumindest bereichsweise paarweise ausgebildet ist und daran drehfest
fixierte Biegefedern (4) aufweist.
15. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass es ein Stuhl mit um eine vertikale Achse (24) drehbarer Sitzplatte (1) ist.