[0001] Die Erfindung betrifft ein Werkzeug oder einen Gegenstand, welches bzw. welcher eine
Beschichtung trägt, die nach einem PVD- oder CVD-Verfahren aufgebracht ist. Bevorzugt
bezieht sich die Erfindung auf ein Werkzeug zur spanabhebenden Bearbeitung von Metallen,
insbesondere von austenitischen Stählen, Nickel-Basislegierungen und Titan sowie Titanlegierungen.
[0002] Ausscheidungshärtbare Eisen-Cobalt-Molybdän- und/oder Wolfram-Legierungen sind als
Werkzeugwerkstoffe bekannt und Stand der Technik. Eine Herstellung von größeren Werkzeugen
aus diesen sogenannten Schnellschnitt-Legierungen ist jedoch mit einer Anzahl von
Problemen verbunden, weil einerseits eine hohe Entmischungsneigung bei der Erstarrung
der Schmelze gegeben und andererseits eine Warmumformung des Werkstoffes nur in engen
Grenzen bei hoher Temperatur möglich sind.
[0003] Es wurde schon vorgeschlagen (
WO 01/91 962), das Werkzeug als Verbundwerkzeug auszubilden, wobei nur kleine Schneidteile aus
einer Eisen-Cobalt-Wolfram-Legierung bestehen, die mit einem Trägerteil, meist aus
einem legierten Stahl, durch Schweißen verbunden sind. Eine Verbesserung der Gebrauchseigenschaften
der Schneidteile sollte durch eine pulvermetallurgische (PM-) Herstellung erreicht
werden.
[0004] Um eine Schneidhaltigkeit von Werkzeugen zu erhöhen, ist seit langem bekannt und
üblich, zumindest die Arbeitsbereiche der Schneidwerkzeuge mit einer Oberflächen-Hartschicht
zu versehen. Nach der Erstellung des Werkzeuges in seiner Form und einer thermischen
Vergütung desselben erfolgt dabei ein Aufbringen mindestens einer Hartstoffschicht,
zumeist aus Karbid und/oder Nitrid sowie Carbonitrid und/oder Oxid, insbesondere der
Elemente Ti und/oder Al und/oder Cr, nach dem PVD- oder CVD-Verfahren bei einer Temperatur
zwischen 500°C und 680°C, allenfalls unter der Anlasstemperatur der Werkzeugstahllegierung,
insbesondere der Schnellarbeitsstahllegierung.
[0005] Auch für Hartmetalle ist eine Hartstoffbeschichtung bekannt und findet für derartige
Werkzeuge in hohem Umfang Anwendung.
[0006] Die eingangs genannten ausscheidungsgehärteten Fe-Co-Mo/W-Legierungen als Schneidteilwerkstoffe
erbrachten vormals insbesondere bei einer Bearbeitung von Ti-Basiswerkstoffen und
dgl. Materialien verbesserte Standzeiten der Werkzeuge. Die technologische Weiterentwicklung
von beschichteten Schnellarbeitsstahl-Werkzeugen verbesserte jedoch deren Güte und
Gebrauchseigenschaften derart, dass auch gleichartig beschichtete Werkzeuge aus kohlenstofffreien,
ausscheidungsgehärteten (Fe-Co-Mo-) Schneidteilen ein etwa gleiches Eigenschaftsprofil
bzw. gleiche Schneidhaltigkeit bei der Abspanung aufweisen.
[0007] Hier setzt die Erfindung an, der die Aufgabe zugrunde liegt, ein Werkzeug oder einen
Gegenstand zu schaffen, welches bzw. welcher, insbesondere bei einer spanabhebenden
Bearbeitung von Metallen, wie Titan, eine wesentlich verbesserte Leistung aufweist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Werkzeug oder Gegenstand gelöst, welches
bzw. welcher aus einer im Wesentlichen kohlenstofffreien, ausscheidungsgehärteten
Eisen-Cobalt-MolybdänlWolfram-Stickstoff-Legierung besteht und eine Beschichtung trägt,
die nach dem PVD- oder CVD-Verfahren aufgebracht ist und eine einphasig kristalline
Struktur aufweist.
[0009] Die Vorteile der Erfindung sind synergetisch in einer legierungstechnischen Optimierung
sowie der gewählten Herstellungsart des Grundkörpers und in der Beschichtungsausbildung
zu sehen.
[0010] Durch einen erfindungsgemäß vorgesehenen Stickstoffgehalt der Fe-Co-Mo/W-N-Legierung
wird nicht nur ein günstiges Ausscheidungsverhalten der intermetallischen Phase mit
verbesserter Homogenität erreicht, sondern es werden auch die Ankeimbedingungen bzw.
die Haftungsbedingungen für eine Hartstoffschicht vorteilhaft beeinflusst.
[0011] Eine PM-Herstellung verbessert dabei die Gleichmäßigkeit einer feinen Gefügestruktur
und wirkt sich günstig auf die Verformbarkeit des Werkstoffes aus.
[0012] Die nach der Erfindung auf das Werkzeug unter verbesserter Haftung aufgebrachte einphasig
kristallin strukturierte Beschichtung hat neben einer hohen Härte und einer hohen
Zähigkeit auch eine geringe Oberflächenrauheit, was bei einer Abspanung von insbesondere
zähen Metallen, wie sich gezeigt hat, besondere Vorteile im Hinblick auf eine verminderte
Werkzeugerwärmung und einen verbesserten Spanaustrag bringt.
[0013] Mit anderen Worten: Die Vorteile des erfindungsgemäßen Gegenstandes oder dgl. Werkzeuges
sind, wie sich zeigte, in einer Synergie begründet.
Mittels einer pulvermetallurgischen Herstellung des Grundkörpers, welcher eine bedeutend
höhere Wärmeleitfähigkeit aufweist, wird ein Gefüge mit feiner Verteilung der Phasen
des Werkstoffes erreicht, wobei im Vergleich mit höchstlegierten Schnellstählen keine
merkbare Materialerweichung bei hohen Temperaturen, z.B. bei 600°C, eintritt. Wichtig
ist auch das Legierungselement Stickstoff mit einer Mindestkonzentration von 0.005
Gew.-%, insbesondere von 0.01 Gew.-% im Substrat, weil sich dadurch die Haftung der
aufwachsenden Beschichtung wesentlich verstärkt ausbildet. Schließlich erweist sich
eine einphasig kristalline Schicht mit kubisch-flächenzentrierter Struktur als überlegen,
weil diese einerseits verbesserte, mechanische Eigenschaften hat und andererseits
eine geringe Oberflächenrauigkeit aufweist, was insbesondere bei spanabhebenden Werkzeugen
Vorteile bringt.
[0014] Insgesamt werden die Gebrauchseigenschaften des Gegenstandes verbessert, insbesondere
die Schneidhaltigkeit eines spanenden Werkzeuges wesentlich verlängert.
[0015] Bevorzugt besteht das Körperteil aus einer Legierung, enthaltend in Gew.-%:
Cobalt |
Co |
15.0 |
bis 30.0 |
Molybdän |
Mo |
|
bis 20.0 |
Wolfram |
W |
|
bis 25.0 |
Molybdän + 0.5 Wolfram |
Mo + W/2 |
10.0 |
bis 22.0 |
Stickstoff |
N |
0.005 |
bis 0.12 |
Eisen (Fe) und herstellungsbedingte Verunreinigungen als Rest.
[0016] Es hat sich gezeigt, dass die vorstehend angegebene Legierung in weiten Grenzen der
chemischen Zusammensetzung sich auch für eine Verdüsung des Flüssigmetalls und die
nachfolgende Erstarrung zu weitestgehend homogenen, kleinen Pulverkörnern besonders
gut eignet. Dabei ergeben sich auch verbesserte Verformungsbedingungen des heißisostatisch
gepressten (HIP) Blockes.
[0017] Die Herstellbarkeit eines warmgeformten Gegenstandes, aber auch das Eigenschaftsprofil
des Grundkörpers eines Werkzeuges und letztlich des Werkzeuges selbst, können weiter
verbessert werden, wenn das Körperteil unter Verwendung eines pulvermetallurgischen
(PM-) Verfahrens zur Blockherstellung und aus einer Legierung, enthaltend in Gew.-%:
Cobalt (Co) |
20.0 |
bis 30.0 |
Molybdän (Mo) |
11,0 |
bis 19.0 |
Stickstoff (N) |
0.005 |
bis 0.12 |
Silicium (Si) |
0.1 |
bis 0.8 |
Mangan (Mn) |
0.1 |
bis 0.6 |
Chrom (Cr) |
0.02 |
bis 0.2 |
Vanadium (V) |
0.02 |
bis 0.2 |
Wolfram (W) |
0.01 |
bis 0.9 |
Nickel (Ni) |
0.01 |
bis 0.5 |
Titan (Ti) |
0.001 |
bis 0.2 |
Niob/Tantal (Nb/Ta) |
0.001 |
bis 0.1 |
Aluminium (Al) |
|
MAX 0.043 |
Kohlenstoff (C) |
|
MAX 0.09 |
Phosphor (P) |
|
MAX 0.01 |
Schwefel (S) |
|
MAX 0.02 |
Sauerstoff (O) |
|
MAX 0.032 |
Eisen (Fe) und herstellungsbedingte Verunreinigungen als Rest
mit der Maßgabe, dass das Verhältnis der Konzentrationen von Cobalt zu Molybdän einen
Wert von 1.3 bis 1.9 aufweist,

hergestellt ist und die Oberfläche des Werkzeuges oder Gegenstandes eine Beschichtung
mit einer Dicke von mindestens 0.8 µm trägt.
[0018] Eine legierungstechnische Optimierung der chemischen Zusammensetzung gemäß der vorgeordneten
Werte betrifft die Konzentrationen der Basiselemente, das Verhältnis von Cobalt zu
Molybdän, eine enge Begrenzung der Mikrolegierungselemente und eine Limitierung der
Verunreinigungen im Werkstoff. Der Stickstoffgehalt ist ambivalent einerseits hinsichtlich
der Mikrostruktur, andererseits bezüglich einer Haftung und einer Beschichtungsart
vorteilhaft wirksam.
[0019] Ergebnisse von umfangreichen Untersuchungen zeigten, dass die Verwendung von hauptsächlich
Molybdän als ein Basiselement bei kleinen Wolframwerten Vorteile bei einer Bildung
der Phase (FeCo)
7Mo
a und in der Folge im Härteverhalten aufweist, wobei für eine Härteannahme bei der
thermischen Vergütung ein Cobalt- zu Molybdänverhältnis in engen Grenzen günstig ist.
[0020] Von den Mikrolegierungselementen in den genannten Gehaltsbereichen, welche für die
Herstellung und für das Eigenschaftsprofil des Werkstoffes vorteilhaft wirksam sind,
sind hervorragend die Elemente Silicium und Mangan zu nennen, die insbesondere schädliche
Korngrenzenablagerungen verringern.
[0021] Die Verunreinigungselemente Aluminium und Kohlenstoff sind ambivalent wirksam, sollten
jedoch die angegebenen Höchstwerte der Konzentrationen nicht überschreiten. Phosphor,
Schwefel und Sauerstoff hingegen sind als Schädlinge zu werten, welche möglichst niedrige
Gehalte in der Legierung aufweisen sollten.
[0022] Eine weitere Verbesserung der Werkstoffkennwerte ist erreichbar, wenn ein oder mehrere
Legierungsbestandteil(e) oder Begleitelement(e) eine Konzentration in Gew.-% aufweist
(aufweisen):
Co |
24.0 |
bis |
27.0 |
Mo |
13.5 |
bis |
17.5 |
N |
0.008 |
bis |
0.01 |
Si |
0.2 |
bis |
0.6 |
Mn |
0.1 |
bis |
0.3 |
Cr |
0.03 |
bis |
0.07 |
V |
0.025 |
bis |
0.06 |
W |
0.03 |
bis |
0.08 |
Ni |
0.09 |
bis |
0.2 |
Ti |
0.003 |
bis |
0.009 |
Nb / Ta |
0.003 |
bis |
0.009 |
Al |
0.001 |
bis |
0.009 |
C |
0.01 |
bis |
0.07 |
P |
|
MAX |
0.008 |
S |
|
MAX |
0.015 |
[0023] Dabei kann ein zusätzlicher Vorteil erreicht werden, wenn das Verhältnis der Konzentrationen
Co zu Mo in der Legierung einen Wert von 1.5 bis 1.8 aufweist.

[0024] Wenn, wie erfindungsgemäß für das Werkzeug oder den Gegenstand vorgesehen sein kann,
die Härte des Körperteiles einen Wert von 66 HRC, insbesondere von 67 HRC übersteigt,
kann eine höchstmögliche Stabilität der Beschichtung erreicht werden. Auch bei einer
kleinflächigen Druckbelastung, also einer örtlich hohen, spezifischen Flächenbelastung,
verhindert eine hohe Härte des Körperteiles bzw. des Grundkörpers ein Einbrechen der
spröden Hartstoffschicht. Eine verbesserte Stützung der Beschichtung am Substrat mit
hoher Härte bewirkt eine unversehrt bleibende Hartschicht, verhindert ein teilweises
Abblättern derselben und verlängert dadurch die mögliche Einsatzdauer des Werkzeuges.
[0025] Wenn nach einer Ausführungsform der Erfindung das Körperteil vom Werkzeug oder vom
Gegenstand aus einer vorgenannten Legierung, mit einer Warmverformung des heißisostatisch
verdichteten (HIP) Blockes mit einem Verformungsgrad von mindestens 2.5-fach hergestellt
ist, kann derart die Werkstoffzähigkeit trotz hoher Materialhärte gesteigert sein.
[0026] Das eingangs genannte erfindungsgemäße Werkzeug bzw. ein dgl. Gegenstand weist eine
Beschichtung mit einer weitgehend einphasig kristallinen Struktur auf. Eine vorwiegend
einphasige, kubisch-flächenzentrierte Atomstruktur der aufgebrachten Schicht kann
erst bei einer Beschichtungstemperatur von im Wesentlichen über 500°C erreicht werden.
[0027] Bei wissenschaftüchen Untersuchungen wurde gefunden, dass das energetische Potenzial,
bestehend aus thermodynamischer und kinetischer Energie im Mikrobereich bei der Schichtbildung
bzw. beim Schichtaufbau einen entscheidenden Einfluss auf die Ausformung des Gefüges
der aufwachsenden Schicht ausübt. Eine hohe Energie fördert die Diffusion der Atome
bei einer stängeligen Schichtformung und bewirkt dadurch eine kompakte, zusammenhängende,
kubisch-flächenzentrierte, elektrisch leitende, im Wesentlichen einphasige Schichtstruktur
mit hoher Schichthärte. Eine hexagonale Atomstruktur einer Schicht ist zwar hart,
aber auch spröde und elektrisch nicht leitend.
[0028] Wenn nun erfindungsgemäß am Substrat mit einer vorgenannten, chemischen Zusammensetzung
beim Schichtaufbau eine hohe Energie- bzw. Temperaturbelastung im Mikrobereich ohne
Abfall der Materialhärte erreicht wird, sind harte, glatte und zähe Oberflächenbeschichtungen
erstellbar, die auch der hohen Substrathärte wegen bei örtlichen Belastungen eine
geringe Durchbruchsneigung haben und somit eine hohe Güte des Werkzeuges oder Gegenstandes
bewirken.
[0029] Für eine weitgehende Vermeidung von gegebenenfalls amorphen und/oder hexagonalen
Teilen in den aufgebrachten Schichten wird für eine einphasig kristalline Ausbildung
derselben zumeist eine Temperatur von ca. 520°C bis 600°C in PVD- oder CVD-Verfahren
angewendet. Derartig hohe Beschichtungstemperaturen können allerdings eine Rückwirkung
auf die Werkstoffhärte eines Grundkörpers bzw. Körperteiles aus üblichen Werkzeugstählen
z.B. Schnellarbeitsstählen haben.
[0030] Beispielhaft soll die Erfindung anhand von Daten und Ergebnissen aus Untersuchungsarbeiten
näher erläutert werden.
[0031] Eine Versuchsschmelze mit Konzentrationen in Gew.-%
der Basiselemente: Cobalt 25 Molybdän 15 Wolfram 0.1 Stickstoff 0.02 der Mikrolegierungselemente:
Silicium 0.29 Mangan 0.21 Chrom 0.05 Vanadium 0.03 Nickel 0.1 Titan 0.004 Niob/Tantal
0.004 der Verunreinigungselemente: Aluminium 0.002 Kohlenstoff 0.028 Phosphor 0.002
Schwefel 0.0021 Eisen Rest
wurde mit Gas verdüst, das daraus gebildete Metallpulver in eine Kapsel mit einem
Durchmesser von 423 mm ∅ gefüllt, in dieser druckdicht eingeschlossen und diese Kapsel
einem heißisostatischen Pressvorgang (HIP) unterworfen.
[0032] Am derart erstellten HIP-Block mit einem Durchmesser von ca. 400 mm ∅ erfolgte eine
Warmwalzung bei hoher Temperatur auf einen Rundstab mit einem Durchmesser von 31 mm
∅.
[0033] Aus dem Rundstab wurden Proben gefertigt, welche bei werkstofftechnologischen Untersuchungen
zum Einsatz kamen.
[0034] Weiters erfolgte ein Verwendung dieses Rundmaterials für eine Herstellung eines Umfangfräsers
für Zeitstandsuntersuchungen des Werkzeuges.
[0035] Um einen Vergleich der erfindungsgemäßen Legierung, welche in den Untersuchungsprotokollen
die Bezeichnung S 903 PM trug, bzw. der mit dieser gebildeten Werkzeuge mit Schneidwerkstoffen
anderer Art erstellen zu können, wurden Schnellarbeitsstähle der Sorte S 6-5-2 (M2)
und ein Super-Schnellarbeitsstahlwerkzeug der Marke S-ISO-PM aus der Produktion herausgezogen.
[0036] Nachfolgend ist die jeweilige, chemische Zusammensetzung in Gew.-% der Vergleichswerkstoffe
angegeben:
S 6-5-2 (M2): C = 0.91, Cr = 4.15, Mo = 5.1, V = 1.82, W = 6.39, Fe und Verunreinigungen
= Rest.
S-ISO-PM: C = 1.612, Cr = 4.79, Mo = 2.11, V = 5.12, W = 10.49, Co = 8.12, Fe und
Verunreinigungen = Rest.
[0037] Die Ergebnisse von Untersuchungen der erfindungsgemäßen Legierung bzw. Beschichtung
bzw. Werkzeuge sind aus den Schaubildern, gegebenenfalls im Vergleich mit den genannten
Schnellarbeitsstählen aus Fig. 1 bis Fig. 7 zu sehen.
[0038] Es zeigen:
- Fig. 1
- Wärmeleitfähigkeit des Werkstoffes in Abhängigkeit von der Temperatur
- Fig. 2
- Werkstoffhärte in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur
- Fig. 3
- Warmhärte des Werkstoffes in Abhängigkeit von der Zeit
- Fig. 4
- Härte einer Beschichtung in Abhängigkeit von der Abscheidungstemperatur
- Fig. 5
- Beschichtungsstruktur (Stand der Technik)
- Fig. 6
- Beschichtungsstruktur in einphasig kristalliner Ausbildung
- Fig. 7
- Werkzeugverschleiß in Abhängigkeit von der Einsatzzeit
[0039] Aus Fig. 1 ist ersichtlich, dass eine Fe-Co-Mo-N-Legierung, im vorliegenden Fall
der Werkstoff S 903 PM, insbesondere im Bereich zwischen RT und 600°C eine wesentlich
höhere Wärmeleitfähigkeit aufweist als ein Schnellarbeitsstahl vom Typ S 6-5-2 (M2).
Dies führt bei einer Abspanung mit einem erfindungsgemäßen Werkzeug zu einer vergrößerten
Wärmeableitung vom Schneidbereich in den Werkzeugkörper, wodurch eine erhöhte Stabilität
des Materials und ein verringerter Verschleiß der Schneiden erreicht werden können.
[0040] Bei einer thermischen Vergütung der erfindungsgemäßen Fe-Co-Mo-N-Legierung (S 903
PM) erfolgt, wie in Fig. 2 dargestellt, vorerst ein Lösungsglühen zumeist im Vakuum
bei einer Temperatur im Bereich von 1160°C bis 1200°C, insbesondere bei etwa 1180°C,
gefolgt von einem Ablöschen vorzugsweise mit Stickstoff bei Unterdruck. Ein anschließendes
Anlassen des lösungsgeglühten Werkstoffes führt zu einer Ausscheidung von im Wesentlichen
(FeCo)
7Mo
6-Phasen, wodurch bis zu einer Anlasstemperatur von etwa 590°C ein Materialhärteanstieg
bis über 68 HRC erfolgt. Eine hohe Materialhärte von ca. 66 HRC kann noch bei einer
Anlasstemperatur von 620°C erreicht werden.
[0041] Im Vergleich mit einem Schnellarbeitsstahl S 6-5-2 (M2), der von 1210°C abgelöscht
wurde, erbringt, wie in Fig. 2 veranschaulicht ist, ein Fe-Co-Mo-N-Werkstoff wesentlich
höhere Härtewerte bei hohen Anlasstemperaturen, wodurch aufgebrachte Beschichtungen,
insbesondere mit einphasig kristalliner Struktur, bei hoher örtlicher Krafteinwirkung
keine Durchbruchsneigung zeigen.
[0042] Wird, wie in Fig. 3 dargestellt, die Warmhärte bei 600°C des Fe-Co-Mo-N-Werkstoffes
(S 903 PM) mit jener eines Schnellarbeitsstahles S 6-5-2 (M2) in Abhängigkeit von
der Glühzeit verglichen, so ist im Gegensatz zum Schnellarbeitsstahl bis 1000 min
kein Abfall der Härtewerte des Grundkörpers eines erfindungsgemäßen Werkzeuges gegeben.
[0043] Die Härte und der Elastizitätsmodul von einer auf einem Substrat nach dem PVD- oder
CVD-Verfahren abgeschiedenen Schicht steigt mit höheren Beschichtungstemperaturen
an. Gleichzeitig wird die Rauigkeit der Oberfläche der aufgebrachten Schicht insbesondere
einer mit einphasig kristalliner Struktur verringert.
[0044] Vom Fachmann bzw. gemäß Fachmeinung wurde erwartet, dass eine eine einphasig kristalline
Struktur aufweisende PVD- oder CVD-Schicht eine schlechte Haftung am Substrat aufweist.
Untersuchungen von mit Stickstoff legierten, ausscheidungsgehärteten Fe-Co-Mo-N-Gegenständen
haben jedoch gezeigt, dass eine bei hohen Temperaturen aufgebrachte, kristalline Schicht
eine wesentlich höhere Sicherheit gegen eine Ablösung vom Grundkörper hat. Eine streng
wissenschaftliche Erklärung dafür liegt noch nicht vor; es kann jedoch angenommen
werden, dass die Gehalte an Stickstoff im Substrat ein Ankeimen einer (Σ Me
xAly)N-Schicht mit obiger Struktur fördert.
[0045] Eine erhöhte Stickstoffkonzentration an der Oberfläche des Werkzeug-Körperteiles
kann auch durch Aufsticken desselben auf einen Stickstoffgehalt bis 0.4 Gew.-% erreicht
werden. Derart ist, wie vorstehend ausgeführt, eine günstige Kinetik für ein Aufwachsen
der Schicht am Substrat erzielbar.
[0046] Durch Röntgenuntersuchungen kann die Struktur einer auf einem Substrat oder Werkzeug
aufgebrachten PVD- oder CVD-Schicht ermittelt werden. Einphasig kristalline, kubisch-flächenzentrierte
Struktur aufweisende Hochtemperatur-Schichten zeigen bei gleicher Röntgen-Strahlungsintensität
aufgrund der Gitterebenen der Kristalle einen wesentlich höheren Reflexionsgrad im
Winkelbereich der Verbindung TiN/AIN, wie in Fig. 4 veranschaulicht ist.
[0047] Die Versuchsergebnisse von Schichten gemäß Fig. 4 zeigen, dass im Vergleich mit Niedrigtemperatur-Schichten,
die bis 375°C aufgebracht wurden (unteres Teübild), bei 575°C aufgebrachte Hochtemperatur-Schichten
eine mindestens 5-fache, vorzugsweise eine mindestens 10-fache, Intensität, gemessen
in Impulsen durch TiN/AIN bei 2 Theta (2 ⊖) zwischen 60 und 80 aufweisen.
[0048] Aus dem Rundmaterial gemäß der vorhin dargelegten Erzeugung wurde, wie erwähnt, ein
Fräser mit Schleifzugabe spanabhebend gebildet, und einer thermischen Vergütung im
Vakuum bei einer Lösungsglühtemperatur von 1180°C mit einer nachfolgenden Abschreckung
in Stickstoff bei 5 bar unterworfen. Danach erfolgte ein Aushärten des Rohfräsers
bei einer Temperatur zwischen 580°C und 620°C, während eines Zeitraumes zwischen 2
und 4 Stunden.
[0049] Nach einem Schleifen auf Werkzeugmaß erfolge eine Beschichtung bei ca. 595°C nach
dem PVD-Verfahren, wobei eine einphasig kristalline Schicht aus (Ti
xAl
y)N mit einer Dicke von ca. 5 µm abgeschieden wurde. Untersuchungen der stöchiometrischen
Zahl im Atomverband der Schicht erbrachten Werte für x = 0.33 und für y = 0.67.
[0050] Ein gleichartiger Fräser wurde aus Super-Schnellarbeitsstahl der Marke S-ISO-PM mit
einer vorher genannten Zusammensetzung hergestellt, thermisch vergütet und mit Hartstoff
beschichtet.
[0051] Die Untersuchungen zur Ermittlung der Standzeit beider Werkzeuge im praktischen Betrieb
erfolgten durch Abspanung von Proben aus einer TiAI6V4-Legierung mit folgenden Parametern:
Schnittgeschwindigkeit: |
Vc = 80 m/min |
Vorschub: |
f = 0.1 mm/Zahn |
Schnitttiefe achsial: |
ap = 5.0 mm |
Schnittbreite radial: |
ae = 0.5 mm |
[0052] Wie Fig.5 zeigt, war die Standzeit vom erfindungsgemäßen Werkzeug wesentlich größer
bzw. der Schneidenverschleiß äußerst gering. Derart kann eine mögliche Einsatzdauer
eines Werkzeuges nach der Erfindung um ein hohes Maß verlängert werden.
1. Werkzeug oder Gegenstand, insbesondere Werkzeug für eine spanabhebende Bearbeitung
von Metallen, welches Werkzeug aus einem Körperteil aus einer im Wesentlichen kohlenstofffreien,
ausscheidungsgehärteten Eisen-Cobalt-Molybdän/Wolfram-Stickstoff-Legierung gebildet
ist und eine Beschichtung trägt, die nach dem PVD- oder CVD-Verfahren aufgebracht
ist und eine im Wesentlichen einphasig kristalline, kubisch-flächenzentrierte Struktur
aufweist.
2. Werkzeug oder Gegenstand nach Anspruch 1, bei welchem das Körperteil aus einer Legierung,
enthaltend in Gew.-%:
Cobalt Co 15.0 bis 30.0 Molybdän Mo bis 20.0 Wolfram W bis 25.0 Molybdän + 0.5 Wolfram
Mo + W/2 10.0 bis 22.0 Stickstoff N 0.005 bis 0.12
Eisen (Fe) und herstellungsbedingte Verunreinigungen als Rest besteht.
3. Werkzeug oder Gegenstand, nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Körperteil unter Verwendung
eines pulvermetallurgischen (PM-) Verfahrens zur Blockherstellung und aus einer Legierung,
enthaltend in Gew.-%:
Cobalt (Co) 20.0 bis 30.0 Molybdän (Mo) 11.0 bis 19.0 Stickstoff (N) 0.005 bis 0.12
Silicium (Si) 0.1 bis 0.8 Mangan (Mn) 0.1 bis 0.6 Chrom (Cr) 0.02 bis 0.2 Vanadium
(V) 0.02 bis 0.2 Wolfram (W) 0.01 bis 0.9 Nickel (Ni) 0.01 bis 0.5 Titan (Ti) 0.001
bis 0.2 Niob/Tantal (Nb/Ta) 0.001 bis 0.1 Aluminium (Al) MAX 0.043 Kohlenstoff (C)
MAX 0.09
Phosphor (P) MAX 0.01 Schwefel (S) MAX 0.02 Sauerstoff (O) MAX 0.032
Eisen (Fe) und herstellungsbedingte Verunreinigungen als Rest
mit der Maßgabe, dass das Verhältnis der Konzentrationen von Cobalt zu Molybdän einen
Wert von 1.3 bis 1.9 aufweist,

hergestellt ist und die Oberfläche des Werkzeuges oder Gegenstandes eine Beschichtung
mit einer Dicke von mindestens 0.8 µm trägt.
4. Werkzeug oder Gegenstand nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Legierungsbestandteil(e) oder Begleitelement(e) eine Konzentration
in Gew.-% aufweist (aufweisen):
Co 24.0 bis 27.0 Mo 13.5 bis 17.5 N 0.008 bis 0.01 Si 0.2 bis 0.6 Mn 0.1 bis 0.3 Cr
0.03 bis 0.07 V 0.025 bis 0.06 W 0.03 bis 0.08 Ni 0.09 bis 0.2 Ti 0.003 bis 0.009
Nb / Ta 0.003 bis 0.009 Al 0.001 bis 0.009 C 0.01 bis 0.07 P MAX 0.008 S MAX 0.015
5. Werkzeug oder Gegenstand nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis der Konzentrationen Co zu Mo in der Legierung einen Wert von 1.5 bis
1.8 aufweist.
6. Werkzeug oder Gegenstand nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Härte des Körperteiles einen Wert von 66 HRC, insbesondere von 67 HRC übersteigt.
7. Werkzeug oder Gegenstand nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Körperteil vom Werkzeug oder vom Gegenstand aus einer vorgenannten Legierung,
mit einer Warmverformung des heißisostatisch verdichteten (HIP) Blockes mit einem
Verformungsgrad von mindestens 2.5-fach, hergestellt ist.
8. Werkzeug oder Gegenstand nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Körperteil zur Oberfläche hin einen erhöhten Stickstoffgehalt hat.
9. Werkzeug oder Gegenstand nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung vom Körperteil mit einem höheren Anteil als 70 Vol.-%, vorzugsweise
mit mehr als 85 Vol.-%, aus mindestens einer eine einphasig kristalline, kubisch-flächenzentrierte
Struktur aufweisenden Schicht, vorzugsweise aus mehreren derartigen Einzelschichten,
besteht.
10. Werkzeug oder Gegenstand nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Schicht der Beschichtung eine Zusammensetzung (Σ Me
X Al
Y) N hat, wobei die jeweilige stöchiometrische Zahl im Atomverband von
X 0.25 bis 0.50, vorzugsweise 0.28 bis 0.35 und
Y 0.50 bis 0.75, vorzugsweise 0.65 bis 0.72
beträgt und Σ Me mindestens ein Element der Gruppen 4, 5 sowie 6 des Periodensystems
umfasst.
11. Werkzeug oder Gegenstand nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest die Substrat nächste Schicht der Beschichtung auf der Basis
(Cr
X Al
Y) N mit der jeweiligen stöchiometrischen Zahl im Atomverband von
X bis 0.3 und
Y bis 0.7 oder
(Ti
X Al
Y) N mit der jeweiligen stöchiometrischen Zahl im Atomverband von
X bis 0.33 und
Y bis 0.67
gebildet ist.
12. Werkzeug oder Gegenstand nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil der Beschichtung als Metall-Oxidbeschichtung im Wesentlichen mit
der Zusammensetzung (Cr+Al)2O3 gebildet ist und eine Alpha- oder Kappastruktur aufweist.