[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur flammhemmenden Ausrüstung von Fasermaterialien.
[0002] Es ist bekannt, Fasermaterialien, wie z. B. textilen Flächengebilden in Form von
Geweben, dadurch flammhemmende Eigenschaften zu verleihen, dass man bestimmte Phosphorverbindungen
auf sie aufbringt.
Unter den hierfür verwendeten Phosphorverbindungen sind beispielsweise Tetrakis-hydroxymethylphosphoniumverbindungen
folgender Struktur zu nennen
P
⊕(CH
2OH)
4 X
⊖
wobei X
⊖ für ein Anion, z. B. für das Chloridanion steht,
oder deren Umsetzungsprodukte mit organischen Stickstoffverbindungen wie z. B. Harnstoff.
Solche Verfahren zur Behandlung von Fasermaterialien sind beispielsweise beschrieben
in der
US-A 2 772 188, der
US-A 2 983 623, der
US-A 4 068 026, der
US-A 4 078 101, der
US-A 4 145 463, der
EP-A 0 294 234, der
GB-A 2 294 479, der
US-A 4 154 878, der
US-A 5 480 458, der
GB-A 938 989, der
DE-A 26 11 062 und in dem Artikel von
A. R. Horrocks, "Flame-retardant Finishing of Textiles", Rev. Prog. Coloration, Vol.
16, 1986, Seite 62 bis 103.
[0003] Die aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren zur flammhemmenden Ausrüstung von
Fasermaterialien mit den genannten Phosphoniumverbindungen oder deren Kondensationsprodukten
weisen den Nachteil auf, dass nach Durchführung des Ausrüstverfahrens vielfach ein
hoher Gehalt an Formaldehyd auf den Fasermaterialien vorliegt oder sich bei Lagerung
und/oder Weiterverwendung der Fasermaterialien bildet. Dieser Gehalt an Formaldehyd
kann auf Cellulose enthaltenden Textilien mehrere Hundert ppm betragen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Fasermaterialien,
insbesondere textile Flächengebilde, effektiv flammhemmend unter Verwendung von Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindungen
oder deren Kondensationsprodukten mit organischen Stickstoffverbindungen ausgerüstet
werden können, ohne dass nach Durchführung des Verfahrens ein hoher Gehalt an Formaldehyd
auf den Fasermaterialien vorliegt oder sich nachträglich bildet.
[0005] Die Aufgabe wurde gelöst durch ein Verfahren zur Behandlung von Fasermaterialien,
wobei man folgende Schritte a) bis e) nacheinander durchführt,
- a) Aufbringen einer wässrigen Mischung, die neben Wasser eine Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung
und/oder ein Produkt enthält, das durch Umsetzung einer Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung
mit einer organischen Stickstoffverbindung entsteht, auf ein Fasermaterial,
- b) Trocknen des nach Schritt a) erhaltenen Fasermaterials,
- c) Behandlung des nach Schritt b) erhaltenen Materials mit gasförmigem und/oder in
einem Lösungsmittel gelösten Ammoniak, wobei für den Fall, dass in einem Lösungsmittel
gelöstes Ammoniak verwendet wird, das Fasermaterial nach Schritt c) vorzugsweise getrocknet
wird,
- d) gegebenenfalls Behandlung des nach Schritt c) erhaltenen Materials mit einem Oxidationsmittel,
- e) Waschen des nach Schritt d) erhaltenen Fasermaterials mit einer wässrigen Lösung,
die bei 20°C einen pH-Wert von mindestens 7,5, vorzugsweise im Bereich von 7,5 bis
12,0 aufweist,
wobei ferner das Fasermaterial mit einer wässrigen Lösung A behandelt wird, deren
pH-Wert bei 20°C in einem Bereich von 0,5 bis 6,5, vorzugsweise von 1,5 bis 5,5, liegt
oder deren pH-Wert nach 5-minütigem Erhitzen der Lösung A auf eine Temperatur im Bereich
von 80°C bis 170°C in dem genannten Bereich liegt,
wobei das Behandeln des Fasermaterials mit der Lösung A zeitlich entweder zwischen
den Schritten c) und d) oder zwischen den Schritten d) und e) oder, was bevorzugt
ist, nach Schritt e) durchgeführt wird,
wobei zwischen Schritt c) und Schritt d) und/oder zwischen Schritt d) und Schritt
e) das Fasermaterial gegebenenfalls mittels Wasser gewaschen wird,
wobei für den Fall, dass die Behandlung des Fasermaterials mit der Lösung A zeitlich
nach Schritt e) durchgeführt wird, nach der Behandlung mit der Lösung A vorzugsweise
erneut ein Schritt e) durchgeführt wird.
Es ist hierbei von Vorteil, wenn das Fasermaterial mit einer solchen Menge der Lösung
A behandelt wird, dass das Fasermaterial am Ende des Verfahrens einen Gehalt an Formaldehyd
von maximal 150 ppm aufweist, vorzugsweise von maximal 100 ppm.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet es, textile Flächengebilde aus Fasermaterial
sehr effektiv flammhemmend auszurüsten und trotzdem bei Verwendung geeigneter Mengen
an Lösung A auf dem Fasermaterial den Gehalt an Formaldehyd, der nach Durchführung
des Verfahrens vorliegt, niedrig zu halten, d.h. auf einem Wert von maximal 150 ppm
oder sogar maximal 100 ppm, bezogen auf das Gesamtgewicht des Fasermaterials. Die
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erzielbaren flammhemmenden Eigenschaften der Fasermaterialien
besitzen gute Permanenz gegenüber Waschprozessen. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
gelingt es, zu erreichen, dass der Gehalt an Phosphor auf der Ware, der nach Applikation
der Phosphoniumverbindung, also nach Durchführung von Schritt a) vorliegt, im Lauf
der nachfolgenden Verfahrensschritte nicht oder nur relativ wenig niedriger wird.
Dies gilt vor allem dann, wenn die Applikation der wässrigen Lösung A zeitlich später
als Verfahrensschritt e) durchgeführt wird. Es ist von Vorteil, wenn nach Durchführung
der flammhemmenden Ausrüstung von textilen Flächengebilden der Phosphorgehalt auf
dem Flächengebilde nur wenig geringer ist als der Wert, der direkt nach der Applikation
der Phosphorverbindung und der anschließenden Trocknung erhalten wird. Der Grund liegt
darin, dass ein höherer Phosphorgehalt zu einer effektiveren flammhemmenden Wirkung
führt.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, nicht nur effektive flammhemmende
Eigenschaften, sondern auch einen angenehm weichen Griff der Fasermaterialien zu erzielen.
[0007] Vorzugsweise werden die Verfahrensschritte a) bis e) kontinuierlich nacheinander
durchgeführt.
[0008] Die Fasermaterialien, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren behandelt werden,
sind bevorzugt textile Flächengebilde, insbesondere in Form von Geweben oder nonwovens.
Sie können aus synthetischen Fasern wie Polyester oder Polyamid bestehen oder aus
natürlichen Fasern wie Baumwolle. Es kommen auch Gemische verschiedener Fasern in
Betracht. Vorzugsweise bestehen die Fasermaterialien zu 50 bis 100 Gew.% aus Cellulosefasern
wie z.B. Baumwolle oder regenerierte Cellulose. Die übrigen 0 bis 50 Gew.% können
synthetische Fasern, z.B. Polyesterfasern oder Polyamidfasern sein.
[0009] Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass es das
Verfahren ermöglicht, dass nach der Behandlung der Fasermaterialien ein niedriger
Formaldehydgehalt auf den Fasermaterialien erreicht wird, nämlich ein Gehalt von 150
ppm oder weniger, bezogen auf das Gesamtgewicht des Fasermaterials.
[0010] Alle hier und im Folgenden sowie in den Patentansprüchen genannten Werte für den
Gehalt an Formaldehyd auf den Fasermaterialien beziehen sich auf eine Bestimmungsmethode
in Anlehnung an
EN ISO 14184-1 (entsprechend Japan Law 112 - 1984),
First Edition 1998-12-15. Die in dieser EN-Norm genannte Methode wurde bei der Ermittlung der Formaldehydwerte
im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung etwas modifiziert. Die Modifizierung
bestand darin, dass auf eine Konditionierung der Proben verzichtet wurde.
Dass die Fasermaterialien überhaupt Formaldehyd enthalten, kann daran liegen, dass
die verwendeten Methylolphosphoniumverbindungen freien Formaldehyd enthalten bzw.
Formaldehyd während der Behandlung der Fasern mit NH
3 oder thermischer Behandlungen freisetzen.
[0011] Der erste Schritt (Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, auf
das Fasermaterial, vorzugsweise auf ein textiles Flächengebilde in Form eines Gewebes
oder Vlieses (nonwovens), eine wässrige Mischung aufzubringen. Die Applikation der
wässrigen Mischung auf das Fasermaterial kann nach Methoden erfolgen, wie sie in der
Textilausrüstung bzw. -veredlung allgemein bekannt sind. Gut geeignet ist eine Applikation
über einen Foulardprozess. Die zur Foulardierung verwendete Flotte kann die - unten
näher beschriebene - Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung in einer Konzentration
enthalten, wie sie für Flammschutzausrüstung üblich ist. Die Konzentration wird sich
hierbei im Einzelfall unter anderem nach dem Niveau des gewünschten flammhemmenden
Effekts richten.
Die in Schritt a) auf das Fasermaterial aufgebrachte wässrige Mischung enthält neben
Wasser eine Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung, die nachfolgend "THP" genannt
wird, oder ein Produkt, das durch Umsetzung von THP mit einer organischen Stickstoffverbindung
entsteht. Sie kann auch beide Arten dieser Produkte, also ein Gemisch aus THP und
dem genannten THP-Umsetzungsprodukt, enthalten. Ferner kann die wässrige Mischung
noch weitere Produkte enthalten, wie sie für die Textilausrüstung bekannt sind. Beispiele
hierfür sind öl- und/oder wasserabweisende Mittel wie Fluor enthaltende Polymere und/oder
Polysiloxane, oder bekannte Weichgriffmittel, oder bekannte Cellulosevernetzer, wie
sie für die Knitterfestausrüstung von Cellulosematerialien verwendet werden.
Als THP können Verbindungen der folgenden Struktur verwendet werden

oder auch Gemische solcher Verbindungen, wobei X
⊖ ein Anion und t die Wertigkeit dieses Anions ist. Geeignet als Anionen X sind beispielsweise
Sulfat-, Hydrogensulfat-, Phosphat, Mono- oder Dihydrogenphosphat oder Acetat.
Besonders gut geeignet als Anion X
⊖ ist das Chloridanion.
An Stelle einer Verbindung THP oder eines Gemischs von THP-Verbindungen kann die in
Verfahrensschritt a) verwendete wässrige Mischung auch ein Produkt enthalten, das
durch Umsetzung von THP mit einer organischen Stickstoffverbindung entsteht. Es kann
auch ein Gemisch von THP und einem solchen THP-Umsetzungsprodukt verwendet werden.
Geeignete THP-Umsetzungsprodukte sind beispielsweise solche, die durch Umsetzung von
THP mit Melamin, Dicyandiamid, Harnstoff oder Thioharnstoff entstehen oder durch Umsetzung
von THP mit einem Gemisch, das zwei oder mehr Produkte der genannten Art enthält.
Ganz besonders gut geeignet für den Einsatz in der in Schritt a) verwendeten wässrigen
Mischung ist ein Produkt, das durch Kondensationsreaktion aus THP mit Harnstoff entsteht,
wobei als THP bevorzugt Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumchlorid
P
⊕(CH
2OH)
4 Cl
⊖
verwendet wird. Sehr gute Ergebnisse erhält man hierbei, wenn man ein Produkt verwendet,
das durch Umsetzung von 2 Mol der Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung mit
0,7 bis 1,5 Mol Harnstoff entsteht, wobei diese Umsetzung im Temperaturbereich von
20°C bis 120°C durchgeführt wird.
[0012] THP-Verbindungen, insbesondere das Chlorid, sind auf dem Markt erhältlich und nach
allgemein bekannten Verfahren herstellbar.
Ein für das erfindungsgemäße Verfahren geeignetes Produkt ist von der Firma Huntsman
Textile Effects (Germany) GmbH unter der Bezeichnung PYROVATEX
® ACS erhältlich. Dieses enthält ein Umsetzungsprodukt von THP mit Harnstoff.
Ferner sind geeignete Umsetzungsprodukte aus THP und Stickstoffverbindungen und Verfahren
zu ihrer Herstellung beschrieben in der
US-A 2 809 941, der
GB-A 938 989, der
US 4 154 878 (siehe dort z.B. Spalte 4, Zeilen 6 bis 20), der
DE-A 26 11 062 und in der
US-A 2 983 623. Die in diesen Schriften genannten Produkte, welche durch Umsetzung/Konderisation
von THP mit organischen Stickstoffverbindungen entstehen, sind auch geeignet für eine
Verwendung in Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0013] Gute Ergebnisse mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden erhalten, wenn man in
Verfahrensschritt a) ein Umsetzungsprodukt aus 2 Mol THP und 0,7 bis 1,5 Mol Harnstoff,
wie oben beschrieben, verwendet und wenn die in Schritt a) eingesetzte wässrige Mischung
10 bis 50 Gew.% dieses Umsetzungsprodukts enthält.
[0014] An den Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens schließt sich der Verfahrensschritt
b) an, bei dem das Fasermaterial getrocknet wird. Diese Trocknung wird vorzugsweise
unter solchen Bedingungen durchgeführt, dass das Fasermaterial nach Durchführung von
Schritt b) einen Wassergehalt von mindestens 3 Gew.% aufweist. Die obere Grenze für
den Wassergehalt nach Trocknung liegt vorzugsweise bei 25 Gew.%. Der Wert für den
Wassergehalt ist hierbei auf das Gesamtgewicht des Fasermaterials nach Durchführung
von Schritt b) bezogen.
[0015] An den Verfahrensschritt b) schließt sich der Schritt c) an. Er besteht in einer
Behandlung des Fasermaterials mit Ammoniak. Ammoniak kann hierfür als Gas oder als
Lösung in einem Lösungsmittel eingesetzt werden. Als Lösungsmittel ist Wasser gut
geeignet. Möglich ist auch eine Behandlung des Fasermaterials sowohl mit gasförmigem
als auch mit gelöstem Ammoniak, wobei diese beiden Behandlungsschritte nacheinander
durchgeführt werden können. Falls das Fasermaterial in Schritt c) mit einer wässrigen
Ammoniaklösung behandelt wird, wird es anschließend vorzugsweise getrocknet, zweckmäßigerweise
so, dass es nach der Trocknung einen Wassergehalt von 5 bis 25 Gew.% besitzt, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Fasermaterials.
Schritt c) kann unter Bedingungen durchgeführt werden, die aus dem Stand der Technik
bekannt sind, z.B. aus der
US-A 2 983 623 und der
US-A 2 772 188.
[0016] Der nächste Schritt (=Schritt d)) des erfindungsgemäßen Verfahrens ist nicht unbedingt
erforderlich, wird aber vorzugsweise durchgeführt und besteht in der Behandlung des
Fasermaterials mit einem Oxidationsmittel. Geeignet hierfür sind Metallperoxide, Perborate,
Luft oder Sauerstoff. Besonders bevorzugt ist es, Schritt d) des erfindungsgemäßen
Verfahrens mit einer wässrigen Lösung von Wasserstoffperoxid durchzuführen. Diese
Lösung enthält zweckmäßigerweise 0,1 bis 20 Gew.% H
2O
2, und das Fasermaterial wird bevorzugt für eine Zeit zwischen 20 und 90 Sekunden in
diese Lösung getaucht.
Geeignete Verfahrensbedingungen für diesen Oxidationsschritt gehen aus "Example 1"
der
US-A 2 983 623 hervor, ferner aus Spalte 3, Zeilen 20 bis 27 der
US-A 4 078 101, aus Example 5 der
US-A 4 145 463 und Example 1 der
GB 938 989.
Einen Schritt d) durchzuführen, ist deshalb vorteilhaft, weil dadurch die Permanenz
der flammhemmenden Effekte gesteigert werden kann und der Gehalt an freiem Formaldehyd
auf dem Fasermaterial nach Beendigung des Verfahrens auf niedrigere Werte eingestellt
werden kann.
[0017] Das nach Schritt d) des erfindungsgemäßen Verfahrens erhaltene Fasermaterial wird
im nächsten Schritt, dem Verfahrensschritt e) gewaschen. Dieses Waschen wird mit einer
wässrigen Lösung durchgeführt, die bei 20°C einen pH-Wert von mindestens 7,5, vorzugsweise
im Bereich von 7,5 bis 12,0 aufweist. Zur Einstellung des pH-Werts können anorganische
Salze dienen, z.B. Natriumcarbonat. Der Waschvorgang kann z.B. durchgeführt werden,
indem man das Fasermaterial für einen Zeitraum von 1 bis 90 Minuten in die wässrige
Lösung taucht und vorzugsweise während der Eintauchphase eine mechanische Bewegung
der wässrigen Lösung herbeiführt.
Es können jedoch auch außer in Schritt e) zusätzlich weitere Waschvorgänge im Lauf
des erfindungsgemäßen Verfahrens durchgeführt werden, z.B. zwischen Schritt c) und
Schritt d) und/oder zwischen Schritt d) und Schritt e).
[0018] Für das erfindungsgemäße Verfahren ist es von wesentlicher Bedeutung, dass das Fasermaterial
mit einer wässrigen Lösung A behandelt wird. Dieser Verfahrensschritt muss unbedingt
durchgeführt werden. Er kann zeitlich entweder zwischen den Verfahrensschritten c)
und d) oder zwischen den Schritten d) und e) oder nach Schritt e) durchgeführt werden.
Die Behandlung mit der wässrigen Lösung A zeitlich erst nach Verfahrensschritt e)
durchzuführen, ist bevorzugt. Es wurde nämlich gefunden, dass in diesem Fall nach
Beendigung des erfindungsgemäßen Verfahrens der Phosphorgehalt des Fasermaterials
(in Gew.% an P ausgedrückt) höher ist, als wenn bei sonst gleicher Arbeitsweise die
Behandlung mit der wässrigen Lösung A früher durchgeführt wird als Verfahrensschritt
e). Höherer Phosphorgehalt auf dem Fasermaterial führt zu einer Steigerung der flammhemmenden
Eigenschaften.
Durch die Behandlung des Fasermaterials mit einer geeigneten Menge der Lösung A, die
z.B. durch Eintauchen des Fasermaterials in die Lösung A, zweckmäßigerweise bei gleichzeitiger
mechanischer Bewegung, erfolgen kann, lässt es sich erreichen, dass der Gehalt an
Formaldehyd auf dem Fasermaterial nach Beendigung des erfindungsgemäßen Verfahrens
nicht höher liegt als 150 ppm oder sogar nicht höher als 100 ppm bezogen auf das Gewicht
des Fasermaterials. Hierbei wird die oben erwähnte Bestimmungsmethode nach Norm EN
ISO 14184-1 zugrunde gelegt.
Demgegenüber weisen Fasermaterialien, bei denen die Behandlung mit einer Lösung A
nicht durchgeführt wird, häufig Werte für den Formaldehydgehalt von mehreren Hundert
ppm auf. Damit durch die Behandlung mit der wässrigen Lösung A Werte von 150 ppm oder
weniger für den Gehalt an Formaldehyd erreicht werden können, müssen folgende Bedingungen
eingehalten werden:
- Der pH-Wert der Lösung A muss entweder bei 20°C bereits im Bereich von 0,5 bis 6,5
liegen oder er muss nach einem 5-minütigen Erhitzen der Lösung A auf eine Temperatur
im Bereich von 110°C bis 170°C einen Wert in dem genannten Bereich annehmen. Besonders
günstig ist es, wenn die Lösung A bereits von Anfang an oder nach dem Erhitzen einen
pH-Wert bei 20°C im Bereich von 1,5 bis 5,5 aufweist.
- Falls eine Lösung A verwendet wird, deren pH-Wert erst nach Erhitzen in den genannten
Bereich fällt, so muss das mit Lösung A behandelte Fasermaterial entsprechend erhitzt
werden, damit ein pH-Wert, bei 20°C gemessen, in dem genannten Bereich erhalten wird.
- Falls die Behandlung des Fasermaterials zeitlich erst nach dem oben genannten Verfahrensschnitt
e) durchgeführt wird, so muss anschließend an die Behandlung mit Lösung A das Fasermaterial
erneut einem Schritt e), wie er oben beschrieben wurde, unterworfen werden. Wird nämlich
nach Behandlung mit der wässrigen Lösung A kein Verfahrensschritt e) durchgeführt,
so lassen sich Werte für den Gehalt an Formaldehyd von 150 ppm oder weniger nicht
oder nicht gesichert erreichen.
- Die Behandlung mit der wässrigen Lösung A erfolgt vorzugsweise mit solchen Mengen
an Lösung A und während eines solchen Zeitraums, dass nach Beendigung des erfindungsgemäßen
Verfahrens das Fasermaterial einen Gehalt an Formaldehyd von maximal 150 ppm oder
vorzugsweise von maximal 100 ppm, bezogen auf das Gewicht des Fasermaterials, aufweist.
Die hierfür erforderlichen Mengen an Lösung A und erforderlichen Zeiträume hängen
von der Art und Menge des Fasermaterials und seiner Vorbehandlung ab und lassen sich
im Einzelfall durch wenige Versuche ermitteln.
[0019] Die wässrige Lösung A besitzt einen pH-Wert bei 20°C im sauren Bereich, nämlich im
Bereich von 0,5 bis 6,5, vorzugsweise von 1,5 bis 5,5 und zwar entweder von Anfang
an oder nach dem beschriebenen Erhitzungsvorgang. Dies wird bewirkt durch Inhaltsstoffe
in der Lösung A. Gut geeignet als Inhaltsstoff für die Lösung A ist Phosphorsäure.
Außerdem kann z.B. auch Schwefelsäure verwendet werden. Geeignet als Inhaltsstoffe
der wässrigen Lösung A sind auch Monoammoniumphosphat oder ein Gemisch aus Dicyandiamid
und Phosphorsäure. Selbstverständlich können auch mehrere der genannten Verbindungen
in der Lösung A anwesend sein.
[0020] Die Behandlung des Fasermaterials mit der Lösung A kann z.B. so erfolgen, dass direkt
nach Verfahrensschritt e) das Fasermaterial mit Wasser nachgespült und geschleudert
wird und dass es anschließend mit einem sauren Bad, welches Lösung A enthält, behandelt
wird, woran sich wiederum ein Schritt e) und eine Trocknung, z.B. bei 110°C, anschließt.
Eine andere gut geeignete Verfahrensvariante besteht darin, das Fasermaterial nach
Schritt e) zuerst zu trocknen und dann mittels Foulardierung mit der Lösung A zu behandeln.
Anschließend empfiehlt es sich, das Material etwa 20 - 25 Stunden bei Raumtemperatur
zu lagern oder kurzzeitig auf eine Temperatur von 140°C - 170°C zu erhitzen. Darauf
folgt vorzugsweise erneut ein Schritt e).
[0021] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält
die wässrige Lösung A ein Produkt, das Formaldehyd bindet. Auf diese Weise ist eine
weitere Senkung des Gehalts an Formaldehyd auf dem Fasermaterial, der nach Beendigung
des erfindungsgemäßen Verfahrens vorliegt, möglich. Als Produkte, die Formaldehyd
chemisch binden können, sind Stickstoffverbindungen wie Amine oder Säureamide geeignet.
Diese werden durch Reaktion mit Formaldehyd in die entsprechenden N-Methylolverbindungen
überführt. Ein Beispiel für ein geeignetes Produkt ist Dicyandiamid (Cyanoguanidin)

Besonders gut geeignet als Formaldehyd-bindendes Produkt ist Harnstoff. Eine bevorzugte
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist daher dadurch gekennzeichnet,
dass die wässrige Lösung A Harnstoff enthält.
[0022] Die Erfindung wird nachfolgend durch Ausführungsbeispiele veranschaulicht.
Beispiel 1 (nicht erfindungsgemäßes Vergleichsbeispiel)
[0023] Dieses Beispiel ist deshalb nicht erfindungsgemäß, weil zwar die Schritte a) bis
e) des erfindungsgemäßen Verfahrens durchgeführt wurden, jedoch keine Behandlung mit
einer (sauren) Lösung A erfolgte.
[0024] Ein Gewebe aus 100 % Baumwolle (blau gefärbt) wurde in Schritt a) mit einer wässrigen
Lösung eines THPC-Addukts behandelt. Das THPC-Addukt war ein Addukt aus Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumchlorid
und Harnstoff, eingesetzt als etwa 75 Gew%-ige Lösung in Wasser. Die Behandlung des
Gewebes erfolgte über Foulardierung, wobei 500 g des genannten Addukts pro Liter Flotte
eingesetzt wurden. Daneben enthielt die Foulardflotte noch 4 g/l Triethanolamin und
5 g/l eines Netzmittels.
[0025] Die Flottenaufnahme bei Foulardierung betrug ca. 78 Gew%, bezogen auf unbehandeltes
Gewebe. Nach Foulardierung wurde etwa 1 Minute bei 80°C getrocknet (Schritt b), dann
1 Minute mit gasförmigem Ammoniak (Schritt c) und anschließend 1 Minute mit Luft behandelt,
dann wurde das Gewebe 2 Minuten in einem wässrigen Bad behandelt, das pro Liter 20
g einer 35 %igen wässrigen Wasserstoffperoxidlösung enthielt (Schritt d). Es wurde
mit Wasser nachgewaschen, dann mit einer Natriumcarbonatlösung 20 Minuten bei 60°C
behandelt (Schritt e). Die Natriumcarbonatlösung enthielt 10 g Na
2CO
3/l. Daran anschließend wurde das Gewebe gewaschen und abgeschleudert.
Beispiele 2 a bis 2 d (erfindungsgemäße Beispiele)
[0026] Es wurde gearbeitet wie in Beispiel 1, jedoch wurde anschließend an die Behandlung
mit Natriumcarbonat eine Behandlung mit einer sauren Lösung (Lösung A) durchgeführt
und anschließend noch mal eine Behandlung mit der gleichen Na
2CO
3-Lösung und unter gleichen Bedingungen, wie sie in Beispiel 1 genannt sind.
Dabei wurde folgendermaßen vorgegangen:
Nach der ersten Behandlung mit Na2CO3, wie sie in Beispiel 1 beschrieben ist, wurde wie in Beispiel 1 gewaschen und abgeschleudert.
Es folgte eine Behandlung mit einer sauren Lösung A und zwar
1 Minute bei 80°C in Beispiel 2 a,
3 Minuten bei 80°C in Beispiel 2 b,
2 Minuten bei 60°C in Beispiel 2 c,
5 Minuten bei 60°C in Beispiel 2 d.
Die saure Lösung A bestand in allen Beispielen 2 a bis 2 d aus etwa 400 g Leitungswasser,
etwa 165 g 80 %iger Phosphorsäure und etwa 320 g Harnstoff.
Nach der Behandlung mit der Lösung A wurden die Proben der Beispiele 2 a bis 2 d nochmals
10 Minuten bei 60°C mit Na
2CO
3-Lösung (10 g/l) nachgewaschen und 10 Minuten bei 110°C getrocknet.
[0027] An den Gewebeproben, die bei den Beispielen 1 und 2 a bis 2 d erhalten wurden, wurde
eine Bestimmung des Formaldehydgehalts nach der oben genannten Methode durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigt
Tabelle 1.
Tabelle 1
Gewebeprobe aus Beispiel |
Formaldehydgehalt ppm (auf Gewebe bezogen) |
1 |
470 |
2 a |
35 |
2 b |
30 |
2 c |
75 |
2 d |
45 |
[0028] Es ist deutlich zu erkennen, dass die Behandlung mit Lösung A (Beispiele 2 a bis
2 d) eine wesentliche Verbesserung bewirkt.
[0029] In einer anderen Versuchsreihe wurden nach Durchführung der Schritte a) bis e) gemäß
Beispiel 1 die Gewebeproben getrocknet und über Foulardierung mit Lösungen A behandelt,
wie in Beispiel 2 beschrieben. Anschließend an die Foulardierung wurde ein Teil der
Proben 20 Stunden bei Raumtemperatur gelagert, ein anderer Teil einige Minuten auf
160°C erhitzt. Dann wurde erneut ein Schritt e) (Nachwäsche mit Sodalösung, wie in
Beispiel 2 beschrieben) und anschließend eine Trocknung (10 Minuten / 110°C) durchgeführt.
Die Bestimmung des Formaldehydgehalts ergab bei den 20 Stunden lang gelagerten Proben
Werte von etwa 40 ppm, bei den auf 160°C erhitzten Proben von etwa 45 ppm.
1. Verfahren zur Behandlung von Fasermaterialien, wobei man folgende Schritte a) bis
e) nacheinander durchführt,
a) Aufbringen einer wässrigen Mischung, die neben Wasser eine Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung
und/oder ein Produkt enthält, das durch Umsetzung einer Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung
mit einer organischen Stickstoffverbindung entsteht, auf ein Fasermaterial,
b) Trocknen des nach Schritt a) erhaltenen Fasermaterials,
c) Behandlung des nach Schritt b) erhaltenen Materials mit gasförmigem und/oder in
einem Lösungsmittel gelösten Ammoniak, wobei für den Fall, dass in einem Lösungsmittel
gelöstes Ammoniak verwendet wird, das Fasermaterial nach Schritt c) vorzugsweise getrocknet
wird,
d) gegebenenfalls Behandlung des nach Schritt c) erhaltenen Materials mit einem Oxidationsmittel,
e) Waschen des nach Schritt d) erhaltenen Fasermaterials mit einer wässrigen Lösung,
die bei 20°C einen pH-Wert von mindestens 7,5, vorzugsweise im Bereich von 7,5 bis
12,0 aufweist,
wobei ferner das Fasermaterial mit einer wässrigen Lösung A behandelt wird, deren
pH-Wert bei 20°C in einem Bereich von 0,5 bis 6,5, vorzugsweise von 1,5 bis 5,5, liegt
oder deren pH-Wert nach 5-minütigem Erhitzen der Lösung A auf eine Temperatur im Bereich
von 80°C bis 170°C in dem genannten Bereich liegt,
wobei das Behandeln des Fasermaterials mit der Lösung A zeitlich entweder zwischen
den Schritten c) und d) oder zwischen den Schritten d) und e) oder, was bevorzugt
ist, nach Schritt e) durchgeführt wird,
wobei zwischen Schritt c) und Schritt d) und/oder zwischen Schritt d) und Schritt
e) das Fasermaterial gegebenenfalls mittels Wasser gewaschen wird,
wobei für den Fall, dass die Behandlung des Fasermaterials mit der Lösung A zeitlich
nach Schritt e) durchgeführt wird, nach der Behandlung mit der Lösung A vorzugsweise
erneut ein Schritt e) durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial mit einer solchen Menge der Lösung A behandelt wird, dass das Fasermaterial
am Ende des Verfahrens einen Gehalt an Formaldehyd von maximal 150 ppm aufweist, vorzugsweise
von maximal 100 ppm.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Verfahrensschritte a) bis e) kontinuierlich durchgeführt werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial in Form von textilen Flächengebilden, vorzugsweise in Form von
Geweben oder nonwovens, vorliegt.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Fasermaterial zu 50 bis 100 Gew% aus Cellulosefasern besteht
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung das Produkt
P⊕(CH2OH)4 Cl⊖
verwendet wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt a) ein Produkt verwendet wird, das durch Umsetzung von 2 Mol der Tetrakis-hydroxymethyl-phosphoniumverbindung
mit 0,7 bis 1,5 Mol Harnstoff entsteht, wobei diese Umsetzung im Temperaturbereich
von 20°C bis 120°C durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die in Schritt a) verwendete wässrige Mischung 10 bis 50 Gew% des Umsetzungsprodukts
enthält.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt c) gasförmiges Ammoniak und/oder eine wässrige Ammoniaklösung verwendet
wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt d) eine wässrige Lösung von Wasserstoffperoxid verwendet wird.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die verwendete Lösung A Phosphorsäure enthält.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung A ein Produkt enthält, das Formaldehyd bindet, vorzugsweise Harnstoff.